Computer- und Spielesucht - Der Weg zur Realitätsentfremdung

  • Aus aktuellem Anlass bei mir im Freundeskreis schreibe ich jetzt mal auch hier in den Thread. Habe einen Kumpel der seit ca 6 Monaten nur noch Onlineshooter und Onlinerollenspiele exzessiv zockt. Sprich er sitzt seit dem ihn vor 6 Monaten seine Freundin verlassen hat nur noch vor dem Rechner. Seine Arbeit konnte er deshalb nicht mehr nachgehen und wurde zum 31.07 gekündigt. Diesen Monat konnte er erstmal seine Miete nicht zahlen in seiner mittlerweile zu gemüllten Wohnung. Habe mittlerweile alles versucht an ihn ranzukommen aber er schottet komplett ab und seit 2 Wochen erreiche ich ihn gar nicht mehr.Kann mir einfach nicht erklären wie jemand der mitten im Leben steht auf einmal so abstürzen kann weil man von einem geliebten Menschen verlassen wird. Klar ist man eine Zeit lang down aber so krass ist doch schon fast unvorstellbar meiner Meinung nach. Sind mittlerweile mit seiner Familie dabei an einer Problemlösung zu arbeiten. Das sind so meine erfahrungen mit Spielsucht und wie schlimm so etwas werden kann. So etwas zieht mit der Zeit einen nämlich auch mit selber runter wenn man da mit drin steckt.

  • Wir hatten mal einen bei uns an Bord, der wurde wegen einer beidseitigen Sehnenscheidenentzündung "Krank zu Hause" geschrieben. Alle 4 Wochen musste er zum Arzt, um sich vorzustellen, was er auch drei Monate lang brav gemacht hat. Dann aber plötzlich ist er da nicht mehr hingegangen, ohne dass jemand wusste warum. Leider war es so, dass er ist in den Monaten seiner Krankschreibung WoW-süchtig geworden ist, und schließlich nicht einmal mehr wusste welchen Tag wir gerade hatten.


    Das Ende vom Lied: Er wurde dreimal von den Feldjägern einkassiert, und jedes Mal mussten wir ihn in Handschellen zu uns an Bord holen. Nach dem dritten Mal gab es dann für ihn ein Gerichtsverfahren, an dessen Ende er mit einer Dienstgradherabsetzung und der obligatorischen unehrenhaften Entlassung aus der Firma geflogen ist. Das für ihn Beste war aber wohl eine dreiwöchige, ich nenne es mal Schutzhaft, in der er nicht zocken konnte. Und das sollte man dem Kollegen auch zu Gute kommen lassen. Wichtig wäre nur, nach dem Harten Entzug eine Resozialisierung in Angriff zu nehmen, sonst ist er nach einer Woche wieder da wo er heute ist.

  • @ Juros. Wichtig bei dem Kollegen ist hier, dass er wohl nicht spielesüchtig ist, sondern depressiv aufgrund der Trennung und sich daher in diese irreale Welt flüchtet um sich abzulenken. Das Zocken ist nicht die Ursache. Sie ist ein Symptom der Probleme deines Freundes.



    @ Lucius.
    Wichtig wäre nach dem Ausscheiden vom Bund eine Resozialisierung in Angriff zu nehmen.


  • Ich führe die Diskussion mal hier weiter, weil sie hier besser passt. Ich denke so falsch ist die Annahme doch wohl nicht, dass ein Aufenthalt an der frischen Luft, mit Sport und Gesellschaft, im allgemeinen als besser und gesünder betrachtet werden kann, als stundenlang bewegungslos in einem abgedunkelten Zimmer vor der Mattscheibe zu sitzen. Wir hatten vor kurzem Sportfest an der Schule. Ich sage es mal so: Ein bisschen mehr Aktivität an der frischen Luft täte nicht wenigen Schülern wirklich gut. - Und übrigens mir selbst auch. :)

  • Twiggels: Sicher würde ich das tun; ich würde auch einem Manager, der sich von "TCs", "profits", "sit ins" "ROI" oder "revenue" nicht trennen kann, sagen, er solle mal ne Auszeit nehmen und sich mit anderen Dingen beschäftigen ( auch mit PC-Spielen ).
    Um nichts anderes ging´s doch. Je mehr Zeit man mit einer Sache verbringt, umso schneller gewöhnt man sich die dafür spezifische Wortwahl an. Nichts anderes hat auch Wolfi gesagt. Ob das jetzt ok, viel oder zu viel ist......keine Ahnung. Kommt vielleicht darauf an, wie lange man braucht, um wieder "runter zu kommen". Der eine spricht nach 20 min wieder Deutsch, der andere kann schon gar nicht mehr trennen.


    Ob du da jetzt einen Rundumschlag meinerseits gegenüber Spielen im Allgemeinen siehst, sei dir überlassen. Ich sehe das nicht so, spiele ja selber.

  • Ok. Dann habe ich dich einfach missverstanden.


    Schade.


    Langweilig


    ^^



    Nur ich verstehe dann nicht was an Fachsprech zu bemängeln ist?
    Vor allen so lange man die in den Sphären ausübt wo sie eben angebracht ist.


    Man gibt sich so als teil einer Gruppe zu erkennen.
    Ist doch vollkommen in Ordnung.


    Sei es regionale Zugehörigkeit durch einen Dialekt oder eben soziale Zugehörigkeit zu einer Gruppe durch entsprechende Wortwahl.

  • Nur ich verstehe dann nicht was an Fachsprech zu bemängeln ist?
    Vor allen so lange man die in den Sphären ausübt wo sie eben angebracht ist.

    Von meiner Seite aus gar nichts. Wenn man beim MP-Zocken von "ragen" spricht, meinetwegen.....wahrscheinlich versteht man sich sonst schon gar nicht mehr.
    Nur passen solche Ausdrucksweisen eben nicht in politische Diskussionen hier im Forum. Ich glaube, darum ging´s John vonehmlich.

  • Einige von Euch haben sich ja gefragt warum ich Ende des Jahres für ein paar Wochen hier verschwunden war. Es gab dazu wohl auch lustige Spekulationen... :P


    Ich hatte anfangs nichts dazu geschrieben, da ich mir eigentlich vorgenommen hatte etwas ausführlicher zu berichten. Wer mich allerdings schon etwas länger kennt, weiß, dass ich nicht unbedingt ein Freund von allzu langen Beiträgen bin, vor allem wenn ich sie selber schreiben soll :pfeif:
    Da sich das bisher nicht ergeben hat, verfasse ich nun eben die Kurzversion:


    Fairas war von Oktober bis Dezember für insgesamt acht Wochen in einer Klinik wegen Computerspiele- und Internetsucht.


    Mein Konsum war (und ist) so stark, dass ich Dinge wie Freunde, Familie, Arbeit (Ausbildung/Studium) sehr stark vernachlässige oder mich gar nicht damit beschäftige.


    Viel ausführlicher will ich das jetzt erstmal nicht beschreiben, wen es aber interessiert, der darf mir gerne entweder hier oder auch per PN Fragen dazu stellen. Sofern es mir möglich ist, werde ich dann auch darauf antworten ;)


    -


    Soweit die Nachrichten :hallo:

  • Ich habe es mir fast gedacht. Es mußte was sein, wo du keinen Online Zugang hast. Deswegen auch das "Dschungelcamp". ;)


    Respekt dafür das du sowas in Angriff genommen hast. So wie es sich aber ließt, war die Therapie wohl nicht erfolgreich.


    Wenn ich sage, dass ich wohl auch zu einer Sucht in diese Richtung tendiere, bin ich wohl auch nicht der Einzigste hier. ;) Allerdings will ich auch nicht unbedingt daran was ändern. Klar sind die Umstände, Lebenssituationen und -inhalte auch bei jedem wieder individuell. Eine Therapie ist da dann wohl auch eine der radikalsten und konsequentesten Reaktionen darauf.

  • So wie es sich aber ließt, war die Therapie wohl nicht erfolgreich.


    Das kann ich so noch nicht sagen. Ich hatte zu Beginn auch eher die Erwartung innerhalb der acht Wochen würde mehr passieren und ich käme quasi als "neuer" Mensch aus der Klinik. Dem war jedenfalls nicht so.


    Allerdings ist der erste wichtige Punkte wenn man an seinem eigenen Suchtverhalten arbeiten will, die Erkenntnis überhaupt süchtig zu sein.
    So pauschal war mir das vorher schon bewusst, verstärkt dann in der Therapie aber insbesondere jetzt wo ich wieder draußen bin merke ich es sehr stark.
    Ich hatte mir zwar schon gedacht, dass ich nicht ganz vom PC wegkommen werde, war dann aber doch etwas erstaunt wie schnell ich meinen bis dahin erarbeiteten Tagesrhythmus wieder über Bord werfen konnte.


    Wenn alles klappt, werde ich mich in naher Zukunft auch in eine ambulante Therapie begeben und kann dann weiter an mir arbeiten.


    Allerdings will ich auch nicht unbedingt daran was ändern


    Ein Punkt an dem ich lange mit mir gerungen habe, die Idee in eine Klinik zu gehen war schon fünf Jahre alt oder sogar älter. Zumindest in diesem Punkt bin ich froh, diesen ersten Schritt getan zu haben.

  • Ja, Deatheye hat absolut Recht. Wünsche dir auch alles Gute auf diesem Weg. Deine Offenheit regt bestimmt auch manch andere an das eigene Gaming-Verhalten zu reflektieren.
    Ich bin manchmal erstaunt wieviele Games hier einige im Jahr schaffen. Das gleiche sehe ich auch bei einigen Freunden von mir.


    Der beste Schutz für mich gegen zu viel Zockerei ist die eigene Familie.

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