Demokratie in Deutschland und seine Parteien

    Zitat von Fairas

    Bei Frankreich sehe ich das anders als du. Schaden die Proteste wirklich? Im Kern will man die Agenda 2010 von Schröder auf Frankreich ummünzen. Ob diese Deutschland nun geholfen oder geschadet hat, da gehen die Meinungen auseinander. Meine Meinung dazu sollte bekannt sein.

    Frankreich hat das niedrigste gesetzliche Renteneintrittsalter Europas (62), selbst nach Marcrons Reform. Da sehe ich die Eliminierung von Sonderregeln für noch niedrigere Antrittsalter privilegierter Gruppen (und wir reden hier nicht von Schwerarbeitern die mit 55 körperlich fertig gefahren sind, sondern von Bediensteten der öffentlichen Verkehrsbetriebe) als überhaupt nicht vergleichbar mit Deutschland, wo das kommende Antrittsalter von 67 Jahren zu den höchsten Europas gehören wird.
    Zudem geschieht das nicht weil die Regierung dem Volk unbedingt was böses tun will, sondern weil Frankreich innerhalb der EU eines der Länder mit der höchsten Staatsschuldenquote ist 96%, 36% mehr als laut Maastricht-Vetrag erlaubt wären.
    Sorry, aber meiner Meinung nach wird die französische Streikkultur das Land schnurstracks in den Staatsbankrott führen wenn das so weitergeht.


    Aber zurück zu Deutschland.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Demonstrationen und Rufe nach Konsequenzen gäben würde, wenn die Bundeswehr so einen Bock schießen würde, wäre nicht das erste mal das in der BRD gegen das Militär demonstriert wird (siehe die Proteste während dem kalten Krieg).
    Ob Deutschland eine andere Streik/Protestkultur gut-tun würde ist eine andere Frage, es lässt sich nämlich durchaus argumentieren, dass es in einigen Bereichen massive soziale Missstände gibt (Paketboten, Praktikanten etc.).

    Zitat von Fairas

    In Frankreich streiken Lokführer an Weihnachten und über die Hälfte der Bevölkerung steht hinter ihnen.


    Es gehört hier nicht her, aber dazu muss ich doch etwas schreiben.


    Mich würde mal interessieren, mit wie viel Franzosen du über die Streiks zur Rentenreform gesprochen hast. Viele können es nicht gewesen sein. Ja, es gibt Befürworter der Streiks in Frankreich. Diese sind aber hauptsächlich selber betroffen oder sind ansonsten nicht zufrieden mit Macron. Ich wohne im direkten Grenzgebiet zu Frankreich und habe sehr viele französische Arbeitskollegen. Auch kommt ein großer Teil meiner Verwandschaft aus unserem Nachbarland. Bei denen ist der Tenor durchweg ein anderer.


    Vor kurzem habe ich mit einem französischen Kollegen, über genau diese Berechnungsgrundlage der betroffenen Renten gesprochen. Der war total außer sich. Es gibt Leute die mit 58 in Rente gehen und eben jene Rente wird nach dem höchsten erhaltenen Monatsgehalt berechnet. Also im Optimalfall ein Monatsgehalt mit Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Boni oder einer Beförderung in den letzten 6 Monaten. Da gehen die Leute mit deutlich mehr Geld in Rente als sie vorher verdient haben und wir sprechen nicht von kleinen Summen.


    Das genau diese betroffenen Personen gegen die Rentenreform sind ist ja total normal. Wäre bei mir nicht anders. Aber ein Großteil der Bevölkerung ist nun mal nicht betroffen und denen ist die Rentenreform auf Deutsch gesagt scheiß egal bzw. sie befürworten sie noch. Das es nur verschiedene bevorzugte Berufsstände betrifft, macht die Sache für viele Franzosen nicht besser. Bestes Beispiel: Französische Polizisten sind laut meinem Arbeitskollegen betroffen, die Gendarmerie aber nicht. Ist zwar ne Polizeitruppe aber dem Verteidigungsministerium unterstellt und nicht dem Innenministerium. Frag ruhig mal einen von der Gendarmerie was er zu den Rentenansprüchen seiner "Polizeikollegen" sagt.


    Es gibt vereinzelte Berufsgruppen, die aufgrund ihrer harten körperlichen Arbeit, früher in Rente dürfen. Dies betrifft zum Beispiel Holzfäller in Frankreich, dagegen würde vermutlich niemand etwas sagen, wenn nicht andere wieder ausgeschlossen wären(z.b. der Bau). Also in der Sache recht inkonsequent und hauptsächlich historisch gewachsen und für Frankreich auf Dauer vermutlich nicht zu finanzieren.


    Natürlich findet sich kein Betroffener mit solchen Einbußen ab und ich würde wetten, wenn es uns Deutsche auch so hart am Geldbeutel treffen würden, wäre wir auch schnell auf der Straße. Da mach ich mir keine Sorgen. Aber es geht uns einfach zu gut. Mich eingeschlossen.


    Das musste raus. :grübel:


    Edit: Verschoben. Bitte das nächste mal gleich mit dem Zitat im richtigen Thread starten. Danke. FJ.

    Zitat von Jonas

    Mich würde mal interessieren, mit wie viel Franzosen du über die Streiks zur Rentenreform gesprochen hast. Viele können es nicht gewesen sein. Ja, es gibt Befürworter der Streiks in Frankreich. Diese sind aber hauptsächlich selber betroffen oder sind ansonsten nicht zufrieden mit Macron. Ich wohne im direkten Grenzgebiet zu Frankreich und habe sehr viele französische Arbeitskollegen. Auch kommt ein großer Teil meiner Verwandschaft aus unserem Nachbarland. Bei denen ist der Tenor durchweg ein anderer.


    Ich habe mit überhaupt keinem Franzosen gesprochen, ich hatte die Infos aus den Nachrichten.


    Selbst eine schlechte Umfrage ist vermutlich noch genauer als ein Meinungsbild nur aus dem eigenen Milieu ;)


    Zitat von Jonas

    Natürlich findet sich kein Betroffener mit solchen Einbußen ab und ich würde wetten, wenn es uns Deutsche auch so hart am Geldbeutel treffen würden, wäre wir auch schnell auf der Straße. Da mach ich mir keine Sorgen. Aber es geht uns einfach zu gut. Mich eingeschlossen.


    Vielen Deutschen geht es wahrscheinlich wirklich noch "zu" gut. Aber vielen auch nicht. Ein paar Beispiele hat IWST ja schon angesprochen aber es gibt noch mehr.
    Und wo sind jetzt die Massenproteste deswegen?


    Was soll "zu gut" überhaupt sein? Ein Großteil des Mittelstands lebt auf der Kante, eine unvorhergesehen Kündigung, eine ernste Krankheit, ein Unfall oder Vergleichbares dann ist es vorbei mit dem Wohlstand. "Zu gut" geht es dir wenn du finanziell so gut ausgestattet bist auch Krisen problemlos zu überstehen, ich denke das trifft auf höchsten 10 oder 20% der Bevölkerung zu aber die genauen Zahlen kenne ich da jetzt nicht.
    Vor allem die junge Generation steht da enorm auf der Kippe, Stichwort befristete Arbeitsverträge.


    In Frankreich läuft da vieles besser, so müssen Angestellte in Zeitarbeit mehr verdienen als Festangestellte, als Ausgleich für die Unsicherheit quasi.


    Das selbe bei den Arbeitszeiten. Kann sein Frankreich hat kürzere als Deutschland, aber das ist der richtige Weg. Siehe Finnland, die wollen noch viel weiter runter mit den Arbeitszeiten.


    Die Konzerne fahren riesige Gewinne ein und die meisten ihrer Mitarbeiten (bis auf einige hochqualifizierte), werden knapp bei der Stange gehalten. Das muss so nicht sein.

    Zitat von Fairas

    Selbst eine schlechte Umfrage ist vermutlich noch genauer als ein Meinungsbild nur aus dem eigenen Milieu

    Hab ähnliches aber auch von Leute gehört die mit Franzosen bei Siemens und im KIT zusammenarbeiten. Gut, mag jetzt daran liegen dass Elsässer die nicht mit 52 in Rente gehen können und jeden Tag nach Deutschland pendeln vielleicht nicht ganz so glücklich über Streiks sind, welche das pendeln erschweren.
    Ansonsten, auf welche Umfrage beziehst du dich? Ende des Jahres hatte ich von einer gelesen, wonach 51% der Franzosen den Streik unterstützen, ja ist eine Mehrheit, aber keine überwältigende.


    Das eigentlich beeindruckende finde ich, dass die meisten Franzosen kein Streikgeld oder nur sehr sehr wenig bekommen, ich weiß nicht ob der deutsche Michel so lange und viel streiken würde, wenn er es vollständig selbst bezahlen müsste :grübel:

    Zitat von Imperator Bob

    Ansonsten, auf welche Umfrage beziehst du dich? Ende des Jahres hatte ich von einer gelesen, wonach 51% der Franzosen den Streik unterstützen, ja ist eine Mehrheit, aber keine überwältigende.


    Ich glaube es ging bei der Umfrage nur um die Unterstützung für den Streik der Lokführer auch in der Weihnachtszeit. Waren einfach ZDF-Nachrichten die ich zur Weihnachszeit gesehen habe, genaueres weiß ich nicht mehr ;)


    Was die Streiks allgemein angeht, schaut Euch doch einfach mal die Bilder an die man regelmäßig aus Frankreich zu sehen bekommt. Das ist auf jeden Fall deutlich mehr als in Deutschland. Dort wird regelmäßig das komplette Land lahm gelegt.

    Es ist seit langem angemahnt, dass die Parteien sich im Bundestag über eine Verkleinerung der Abgeordnetenzahl verständigen. Eine Reform ist seit Jahren gelegentlich in der Presse ein Thema. Aktuell war es wieder soweit, doch nun meldet der Spiegel folgendes:


    https://www.spiegel.de/politik…02-0001-0000-000169122924


    Der Bundestag lässt in Erwartung der kommenden BTW 400 neue Abgeordnetenbüros bauen.

    Am 30. Januar hat der Bundestag die Immunität von Alexander Gauland (AfD) aufgehoben, wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Habt ihr gehört? Klar, alle Medien haben darüber berichtet!


    Am selben Tag hat der Bundestag aber auch die Immunität von Karin Strenz (CDU) wegen des Verdachts auf Korruption aufgehoben. Ebenfalls ermittelt wird gegen den ehemaligen CSU-Bundestagsabgeordneten Eduard Lintner.


    Davon war insgesamt aber eher weniger zu hören/lesen.


    https://www.tagesschau.de/inla…n-strenz-lintner-101.html

    Irgendjemand der dafür zuständig ist, hat halt nicht mitbekommen das es dieses Jahr keine Glückwünsche geben sollte.

    Früher, beim Gipskrieg, als die Gummistiefel noch selbst gestrickt,

    das Freibier noch gratis aber nicht umsonst,

    die Cola noch weiß, der Kaiser noch am Leben,

    Jesus jung und die Zeiten besser waren.

    -Maximilian L.

    Doku eines schweizer Journalisten über Deutschland unter Angela Merkel:



    Dazu ist er durch Deutschland gereist und hat verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten besucht und so auch deren Entwicklung beobachtet. Die Recherchen begannen so um 2015 herum und gehen bis quasi heute (AAK-Rücktritt kommt vor).


    Zwar eine Sicht von außen, aber für jemanden der regelmäßig Nachrichten schaut wenig überraschendes.

    Ich weiß nicht ob es woanders besser aufgehoben wäre, aber ich parke es erstmals hier.


    Einige von Euch, insbesondere Liebhaber historischer (Strategie-)Spiele, werden ihn bereits kennen.


    Steinwallen erklärt in einem sehr guten und sachlichen Video was Rechts und Links eigentlich bedeutet:



    Ich denke da kann jeder (mich eingeschlossen) noch was lernen :thumbup:

    Habe gestern noch ein Three Kingdoms lets play von ihm gesehen. Ist glaube ich auch Geschichtslehrer. :thumbsup:


    Habe das Video noch nicht gesehen:


    Auf einen Satz gebracht würde ich zu der Einordnung sagen:
    Linke Grundannahme: Alle Menschen sind gleich und müssen gleich behandelt werden.


    Rechte Grundannahme: Menschen sind unterschiedlich geprägt durch Kultur, Bildung, Erziehung und Genetik und müssen daher unterschiedlich/individuell behandelt werden.


    P.S. Ok, bin jetzt bei 7:34 angelangt er macht’s auch an der Gleichheit fest. :thumbup:

    Nachdenkseiten scheint keine seriöse Website zu sein. Was mir beim Aufruf direkt negativ aufgefallen ist, ist dass diese Seite dem kürzlich von Saladin geposteten Corona-Verschwörungstheoretiker W. eine Plattform zur Untermauerung und Darstellung seiner Theorien bieten wollte. Zwar kritisch hinterfragt, aber er sollte gleichberechtigt mit Prof. Dr. Drosten seine Thesen darstellen dürfen, damit sich „die Leser ihre eigene Meinung bilden können“. Nichts anderes als Verbreitung und Aufwertung von Verschwörungstheorien wäre das gewesen. :thumbdown: Demnach dann auch:

    Zitat von Wikipedia

    NachDenkSeiten mit dem Untertitel Die kritische Website [...] sieht sich in den letzten Jahren jedoch vermehrt dem Vorwurf ausgesetzt, Verschwörungstheorien zu verbreiten.

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