Die Terroristen wollen unsere Gesellschaften spalten und das gelingt ihnen hier sehr gut.
Auch in Taus Post zeigt sich das. Es macht eben für viele doch noch einen gefühlsmäßigen Unterschied, ob ein x-beliebiges Konzert, Kino, Fußballländerspiel oder Flughafenterminal angegriffen wird oder ob es eine Party von Homosexuellen in einem Szenetreff trifft. Bei Letzterem fühlen sich viele offenbar eher nicht betroffen und "attackiert", weil man sich selbst ja nicht dazu zählen möchte und hier ja offenbar eine spezielle Gemeinschaft gezielt angegriffen wurde. Deswegen auch die zunächst verhaltenen Reaktionen, obgleich es sich um den größten Terroranschlag seit 9/11 in den USA handelt. Habe mich gestern oft gefragt, ob auch bei einem anderen Ziel mit diesen Opferzahlen einfach weiter Fußball gesendet worden wäre. Andererseits, wir gewöhnen uns ja tatsächlich immer mehr an diese Art von Ereignissen. Man stumpft tatsächlich auch generell ab.
Aufschlussreich waren aber die Äußerungen Trumps mal wieder. Empörung über die Möglichkeit eines solchen Anschlags. Ja. Rücktrittsforderung gegenüber Obama. Ja. Forderung strengerer Gesetze. Ja. Beileid und Anteilnahme mit den Opfern? Wo und wann? - Macht sich wohl in diesem Fall nicht so gut in der eigenen Anhängerschaft. Viele Rechte in den USA oder sonstwo auf der Welt hassen Schwule und Lesben ja in ganz ähnlicherweise, wie dieser radikalisierte Muslim.
Die größte Ironie war in diesem Zusammenhang die Beileidsbekundung Putins, wenn man dessen Politik im eigenen Land bedenkt.
Für die Homosexuellen in Orlando ist es ein entsetzlicher Tag. In einer Gemeinschaft, die ca. nur 5% der Bevölkerung stellt (Ich schätze es wird in diesem Fall hauptsächlich den männlichen Teil getroffen haben.) sind 50 Tote und 54 teils Schwerstverletzte ein sehr hoher Blutzoll. Da dürfte jeder jemanden kennen, der betroffen ist. Schlimm ist auch, dass solche Szenetreffs vielen Homosexuellen als Fluchtburgen vor der ihnen oft ablehnend begegnenden Gesellschaft dienen. Oft gibt es nur ein oder zwei davon pro mittelgroßer Ortschaft. Insbesondere für nicht-geoutete sind diese Orte wichtig, weil sie sich nur dort sicher zu ihrer Sexualität glauben bekennen zu können. Das Pulse war ein solcher Ort. Es ist nur schwer vorstellbar, dass man dort in Zukunft wieder wird unbeschwert feiern können.
Immerhin, ich bin zuversichtlich, dass die Solidarität mit den Betroffenen unter den Homosexuellen recht groß ausfallen dürfte. Man wird sich nicht unterkriegen und einschüchtern lassen.
Es wird wieder einen Szenetreff geben und er wird ein "Jetzt erst recht"-Statement darstellen zu den Ereignissen von gestern.