Ich stimme dir sogar halbwegs zu aber der erste wichtigste Punkt den du bei deiner Rechnung vergisst:
10 Euro Mindestlohn = kaum/keine Zahlungen in die Sozialkassen wie zB. Rentenkasse usw. = viele Zuschüsse vom Steuerzahler und im Alter nur Grundsicherung = Altersarmut
15 Euro Mindestlohn = höhere Zahlungen in die Sozialkassen = höherer Rentenansprüche im Alter = mehr Rente als Grundsicherung = keine/kaum Zuschüsse vom Steuerzahler
Der zweite Punkt ist die angebliche massive Teuerungsrate bei höheren Mindestlöhnen. Das wage ich stark zu bezweifeln das die so dramatisch ist als das es die Vorteile des höheren Mindeslohns überlagern würde. Zumal jemand der den heutigen Mindestlohn von 9,30 Euro bekommt ohnehin kaum Dienstleistungen nutzt weil er sie sich schlicht nicht leisten kann, bei 15 Euro wird das deutlich besser aussehen. Stichwort ankurbeln der Binnennachfrage.
Zu 1. Schau dir mal die Kalte Progression an, bei so einer heftigen Anpassung kannst du auch mit einer "heißen" Progession rechnen, aber die Kalte ist über die Zeit schlimmer. Wer Mindestlohn bekommt wird immer in der Gefahr sein im Alter nur sehr wenig zu haben. Dabei spielt die Höhe keine Rolle.
Zu 2. Es ist ein Beispiel, da nicht 50% der Bevölkerung Mindestlohn bekommen, wird der effekt natürlich kleiner ausfallen. Ich wollte den Effekt aufzeigen, es nicht präzise an Daten von Deutschland berechnen. Wenn du willst kann ich das aber gern mal tun.
Was die Nutzung von Dienstleistungen angeht, siehe Unten.
Deine Erläuterung ist "zu" einfach, sie blendet einen wesentlichen Punkt vollständig aus: Globalisierung. Die Zusammensetzung der Preise entsteht ja nicht nur in Deutschland. Durch die Erhöhung der Löhne in Deutschland müssten viele Waren/Dienstleistungen erstmal überhaupt nicht teurer werden. Dienstleistungen nehme ich als eher armer Menschen eher wenig im Anspruch. Wenn der monatliche Friseurbesuch teurer wird kann ich das verkraften. Das meiste Geld gebe ich persönlich für Lebensmittel aus.
Man muss erstmal dünne Bretter bohren bevor man die dicken bohren kann. Natürlich hätte ich auch 2 Stunden statt 20 Minuten investieren können, dann wäre der Beitrag 4-6 mal solang geworden, kaum jemand hätte ihn gelesen, keiner hätte den Inhalt in der Tiefe verstanden.
Ich habe ca. ein halbes Dutzend weitere Einflussfaktoren nicht mal erwähnt - weil sie den Rahmen gesprengt haben.
Das ist auch nicht böse gemeint, wenn Mogges und Vicious mit ihrer Biologie loslegen verstehe ich auch schnell nichts mehr, daher versuche ich meine Beispiele immer möglichst einfach zu halten, weil alles andere niemanden was bringt.
Gehst du nicht zum Friseur? Einkaufen? Fährst du nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr?
Natürlich nimmst du sie in Anspruch. Gerade für dich spielt es eine Rolle.
Der Anwalt eines vermögenden Menschen wird im übrigen auch teurer weil durch die Erhöhung des Mindestlohns auch die Kosten des Anwalts steigen, aber bei weitem nicht in dem gleichen Maße wie ein Haarschnitt für dich. Wenn der Haarschnitt für dich auf einmal 30 statt 20 Euro kostet (um beim Beispiel zu bleiben), der Anwalt die Stunde nun aber 160 statt 150 Euro nimmt, was denkst du triffts härter?
Das wir Waren relativ günstig auf dem internationalen Markt einkaufen können hat damit zutun das Deutschland auch Waren die in Deutschland produziert werden, sehr gut auf dem internationalen Markt verkaufen kann. Dies hat vorallem mit der "Lohndiziplin" in vielen Branchen zutun, ich mein ja nur, in der Schweiz würd ich 150.000+ Franken verdienen (und ich überleg jede Woche ob/wann ich gehen sollte), in Deutschland bekomm ich... weniger, mit höheren Steuern.
Das ist schlicht falsch. Ich habe mal nach den Löhnen von Aldi gegoogelt, als ungelernte Kraft bekommt man da 15 Euro (mag regional unterschiedlich sein), das ist somit deutlich mehr als der aktuelle Mindestlohn. Aldi kann es sich scheinbar leisten, somit müssen die auch nirgends irgendeine Axt ansetzen.
Das ist schlicht falsch. Aldi ist eine Ausnahmeerscheinung. Ich zähle da mal ein paar Punkte auf: Aldi hat bis zum Tod der beiden Brüder überall nur bis 20 Uhr geöffnet, war hier der einzige "konserative" Discounter in Deutschland der Öffnungszeiten bis 21 oder 22 Uhr nicht mitgemacht hat. Aldi mietet keine Fillialen sondern kauft den Boden und baut selbst - deswegen planen sie ja auch Wohnungen auf ihre Fillialen zu bauen, kann Norma z.B. nicht machen, fast alles gemietet.
Und - und das ist der Punkt: Aldi bezahlt seine Mitarbeiter weit besser als die Konkurrenz, dafür musst du aber auch härter ran klotzen und wenn man unzuverlässig ist und s* baut ist man schneller raus.
Tipp: Google mal Penny oder Netto.
Die Mieten sind ohnehin zu teuer. Somit ist deine Aussage allenfalls richtig, wenn man den Mindestlohn als einzelne Maßnahme betrachtet. Ergänzend könnten andere Maßnahmen wie (deutlich) mehr sozialer Wohnungsbau einiges an Entspannung in den Wohnungsmarkt bringen.
Ja, natürlich habe ich den Mindestlohn erstmal isoliert betrachtet. Wie schon geschrieben, er ist nur ein Instrument. Aber mehrere Maßnahmen zu verknüpfen und gegenseitige Wechselwirkungen zu bewerten ist sehr komplex und überfordert leider auch große Wirtschaftsforschungsinstitute und Beratungsunternehmen.
Die Aussage hat, verzeih, etwas von: Ja der Jaguar mag das schnellste Landtier sein aber der Elefant kann nicht springen! Das eine hat mit dem anderen nicht so viel zutun.
Wie machst du das fest das die Mieten zu teuer sind? Warum sind den die Mietpreise gestiegen? Was denkst du? Würde mich interessieren.
In Berlin haben die Linken gerade mit ihrer Mietpreisbremse den Wohnungsmietmarkt vollkommen zerstört. In Berlin gibts jetzt 25 % weniger Mietwohnungen auf dem Markt. Schön wenn die Wohnungen günstig sind - man aber keine bekommt.
Sozialer Wohnungsbau funktioniert nur wenn er auch finanziert werden kann, bei den heutigen Bauvorschriften und den Zeiten bis Genehmigungen da sind, ist institutionelles Bauen in Deutschland ein Albtraum, das treibt die Kosten enorm. Es gibt reichlich Artikel von Chefs von großen Bauunternehmen aber auch Genossenschaften die diese beiden Punkte aufzählen und dann klar sagen - Bauen lohnt sich nicht mehr.
Wenn die Linken etwas von Wirtschaft verstehen würden, dann würden sie es so machen wie viele andere Europäische Nachbarn:
- Abbau von Vorschriften
- Vereinfachung von Antragsstellung und Bewilligung
- Einschränkung der Möglichkeit für Ausländer in Deutschland Wohneigentum das nicht für den Selbstgebrauch gekauft wird, zu erwerben.
So könnte schneller, einfacher und für den Bedarf der Bevölkerung gebaut werden - und nicht als Spekulationsobjekt in Hochpreislage.
Ich sehe das Problem nicht, der am geringsten qualifizierte bekommt ausreichend Lohn um vernünftig davon leben zu können. Alle anderen bekommen entsprechend mehr.
Hier ist wieder die Frage: Was ist vernünftig?
In den Zeiten als ich jeden Euro 5 Mal umdrehen musste war es für mich ein vernünftiger Monat wenn alle Rechnungen bezahlt, der Kühlschrank voll und ich noch genug Geld für einmal Kino und vielleicht sogar das Geld für ein EU4 DLC hatte.
Da habe ich Vollzeit studiert und Vollzeit gearbeitet.
Also, was ist für dich vernüftig?
Essen, keine Schulden, Dach über dem Kopf?
Oder 2 mal im Jahr nach Malle saufen?
Beste Grüße
TauPandur