Das Superwahljahr 2021

  • Aber meine Blase scheint gerade die größere zu sein?

    Ist mir jetzt schon des Öfteren aufgefallen, aber Politik ist weder ein Genitalvergleich, noch ein Sportwettbewerb, wo wir Anhänger*innen von nach Farben kodierten Mannschaften sind und uns als Siegende fühlen, wenn unser Team gewinnt, obwohl wir de facto nichts zum Erfolg beigetragen haben.

  • Korruption ist ein rechtlich fest definierter Begriff.

    Korruption – Wikipedia

    Zitat

    Der deutsche Gesetzgeber hat den Begriff Korruption weder definiert noch im Strafrecht benutzt.


    Und deswegen steht Deutschland ja auch nicht ständig in der EU in der Kritik. Aber stimmt ja, rechtlich fest definiert... :wacko2:

    Steam-Profil


    "When the world rots, we set it afire. For the sake of the next world. It's the one thing we do right, unlike those fools on the outside." - Corvian Settler (Dark Souls 3)

    "People are paying me to rob them." - Spiffing Brit playing M&B2

  • John

    Also wenn Dinge wie das Übereinkommen der UN gegen Korruption oder die Analysen durch Trancparency International usw. für dich belanglos sind weil all die angeprangerten Machenschaften ja schließlich nach deutschem Recht nicht expliziet verboten sind dann kann ich dir auch nicht helfen und gebe es auf.

    Aber es ändert trotzdem nichts an der Tatsache das es sich hierbei per Definition um Korruption (=Vorteilsnahme) handelt völlig unabhängig davon wie die Gesetzeslage hierzu ist.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Aber meine Blase scheint gerade die größere zu sein?

    Ist mir jetzt schon des Öfteren aufgefallen, aber Politik ist weder ein Genitalvergleich, noch ein Sportwettbewerb, wo wir Anhänger*innen von nach Farben kodierten Mannschaften sind und uns als Siegende fühlen, wenn unser Team gewinnt, obwohl wir de facto nichts zum Erfolg beigetragen haben.

    Stimmt. Aber wenn ich den Anspruch erhebe, Politik für die Mehrheit der Menschen zu machen, es dann aber insgesamt nicht mehr schaffe, mehr als 10-15% aller Wähler anzusprechen, dann sollte ich mich schon einmal fragen, ob das, was ich da so verkünde, überhaupt den Interessen der Mehrheit entspricht. Die Vermutung, dass dem nicht so ist, dürfte naheliegend sein.


    Zitat:

    Die Kerndelikte der Korruptionsind Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung (§§ 331, 333 StGB) sowie Bestechlichkeit und Bestechung (§§ 332, 334 StGB).


    Wenn da also was ist, soll sich der Staatsanwalt drum kümmern und gut ist. Wenn er das nicht kann, ist es (für mich) auch kein Thema, das mich sonderlich beschäftigen würde. Mich interessiert da schon eher, was als Politik am Ende herauskommt. Das Gezeter um die Maskenbeschaffung von Spahn bspw. finde ich kleinkariert und neunmalklug. Im Nachhinein sind alle immer schlauer.

  • Kurz nach Bekanntwerden der Maskenknappheit mal eben eine Firma gründen, mit zwei Telephonaten die Connections im bayerischen Landtag wieder anwärmen und dann mit nem dubiosen Deal in der Schweiz 35 Mio einzufahren, mag für Frau Hohlmeier und Frau Tandler legal gewesen sein, für den deutschen Gesetzgeber auch.

    Für mich ist es schlicht und ergreifend asozial.


    Möglicherweise haben andere hier einen völlig anderen moralischen Kompass, der nach dem Gusto läuft: was nicht verboten ist, ist erlaubt.


    Alleine schon das Statement von Nüßlein nach Kassieren der 660.000 €, es wären "marktübliche Preise" erzeugt bei mir Brechreiz.

    Wer von den Grünen, der SPD, der Linken und der FDP war noch mal ebenso in Maskendeals verwickelt, hat nen Ethikcodex unterschrieben und ist dennoch raus aus der Fraktion?

    Noch nicht mal die AfD hat mit gemacht.......


    All denen fehlt die sagenumwobene Wirtschaftskompetenz der Union.

  • dann sollte ich mich schon einmal fragen, ob das, was ich da so verkünde, überhaupt den Interessen der Mehrheit entspricht. Die Vermutung, dass dem nicht so ist, dürfte naheliegend sein.

    Zu simpel.

    Bspw. in dem von dir verlinkten Spiegel Beitrag geben die jungen Wähler*innen folgende Kernpunkte an:

    Umweltschutz 40%

    Bildung 38%

    Gleichstellung und Gleichberechtigung 27%

    Sozialpolitik 25%

    Gesundheitspolitik 24%


    Alles Punkte, wo die Union ein, sagen wir mal mangelhaftes, Konzept hat gegenüber den anderen Parteien und trotzdem ist die Union in dieser Umfrage die stärkste Kraft.

    Klar haben Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Entwicklung mit 28% auch einen hohen Stellenwert in der Befragung gehabt, aber was bringen den Leuten hochqualifizierte Arbeitsplätze und eine "floriende" Wirtschaft, wenn Sie Aufgrund des Bildungssystems nicht davon profitieren können, die Stellen Aufgrund von Diskriminierung nicht bekommen, sie wegen einer schlechten Sozialpolitik schon mit ihrer Geburt benachteiligt sind, oder Aufgrund eines kaputten Gesundheitssystems sich nicht vernünftig in die Gesellschaft eingliedern können (Stichwort: Rasta-Psychotherapie Pläne der Union)?


    Und dann sieht man die Frage, ob die Personen politische Inhalte, bzw. Inhalte von Politiker*innen konsumieren und 52% antworten einfach mal mit "Nein".
    Da KÖNNTE man glatt die Vermutung anstellen es gibt eine Diskrepanz zwischen den tatsächlich gewünschten politischen Inhalten der Wähler*innen und deren Wahlverhalten.

  • Alles Punkte, wo die Union ein, sagen wir mal mangelhaftes, Konzept hat

    Sagt wer...


    Da geht es ja schon los. Im Übrigen teilt auch nicht jeder automatisch die Ansicht, dass bspw. gesellschaftliche Ungleichheiten unbedingt staatlicherseits ausgeglichen oder aufgehoben werden müssten.

    Inzwischen scheint man das ja vielfach schon wie selbstverständlich vorauszusetzen.

  • Klar haben Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Entwicklung mit 28% auch einen hohen Stellenwert in der Befragung gehabt, aber was bringen den Leuten hochqualifizierte Arbeitsplätze und eine "floriende" Wirtschaft, wenn Sie Aufgrund des Bildungssystems nicht davon profitieren können, die Stellen Aufgrund von Diskriminierung nicht bekommen, sie wegen einer schlechten Sozialpolitik schon mit ihrer Geburt benachteiligt sind, oder Aufgrund eines kaputten Gesundheitssystems sich nicht vernünftig in die Gesellschaft eingliedern können (Stichwort: Rasta-Psychotherapie Pläne der Union)?

    Das kann man aber beliebig drehen und wenden, wie man gerade möchte:


    - Was bringt mir Umweltschutz, wenn ich aufgrund von Diskriminierung keine Arbeit finde, mit der ich mir Umweltschutz leisten kann?

    - Was habe ich von "Gleichstellung", wenn diese mich von Geburt an benachteiligt, weil ich zufällig nicht zur gerade bevorzugten größeren Gruppe gehöre?

    - Was nützt ein Bildungssystem, dass den Großteil der Kinder völlig abstürzen lässt?

  • Sagt wer...


    Letzten 16 Jahre gepennt und sich außerhalb von Drittmeinungen nicht belesen?

    Inzwischen scheint man das ja vielfach schon wie selbstverständlich vorauszusetzen.

    Dafaq? :blink:

    Sind wir jetzt voll im Neo-Liberalismus gelandet?

    Natürlich ist es die Aufgabe des Staates sozial Schwache und Minderheiten zu schützen und deren Situation zu verbessern.

    Darauf basiert die komplette Existenzberechtigung eines Staates unseren Verständnisses nach, die darin versammelten Bürger gleichzustellen und deren Rechte zu schützen....


    - Was bringt mir Umweltschutz, wenn ich aufgrund von Dikriminierung keine Arbeit finde, mit der ich mir Umweltschutz leisten kann?

    - Was habe ich von "Gleichstellung", wenn diese mich von Geburt an benachteiligt, weil ich zufällig nicht zur gerade bevorzugten größeren Gruppe gehöre?

    - Was nützt ein Bildungssystem, dass den Großteil der Kinder völlig abstürzen lässt?

    - Sozialer Ausgleich muss mit Umweltschutz einhergehen, Finanzierungskonzepte liegen dafür vor

    - Ähhh, "Gleichstellung und Gleichberechtigung" bedeutet, dass es keine bevorzugten Gruppen gibt?

    - Das war ja genau mein Punkt.

  • Natürlich ist es die Aufgabe des Staates sozial Schwache und Minderheiten zu schützen und deren Situation zu verbessern.

    Darauf basiert die komplette Existenzberechtigung eines Staates unseren Verständnisses nach, die darin versammelten Bürger gleichzustellen und deren Rechte zu schützen....

    Natürlich, nur sehe ich bei den Grünen davon nichts. Im Wahlprogramm sehe ich lediglich die vehemente Bevorzugung einer kleinen priviligierten Minderheit (Großstadtbewohner). So nehme ich die Partei wahr und so lange man daran nichts ändert, wird man deswegen hauptsächlich die Stimmen dieser priviligierten Oberschicht bekommen. Das gemeine Volk lockt das allerdings nicht an.

    - Ähhh, "Gleichstellung und Gleichberechtigung" bedeutet, dass es keine bevorzugten Gruppen gibt?

    Jede Partei ist nur daran interessiert, Politik für ihre Wähler zu machen. Gleichstellung ist ein politischer Kampfbegriff, der das Gegenteil von dem bedeutet, was er wörtlich eigentlich meint. Redet eine Partei von "Gleichstellung", bedeutet dies immer Bevorzugung unserer Wähler.

  • Ganz ehrlich, Korruption ist ein rechtlich fest definierter Begriff. Eine „legale Korruption“ gibt es nicht.

    Es gibt hier - glaube ich - zwei Ebenen. Einerseits das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen, andererseits das geschriebene Gesetz. Im Gesetz gibt es dann wieder unterschiedliche Tatbestände von Vorteilsnahme bis XYZ und wiederum die grundsätzliche Unterscheidung, ob zusätzlich oder nicht, aber im Alltag ist das schon wieder für die Wahrnehmung egal.



    Das gehört, wenn man ehrlich ist, zur Politik im Grunde dazu.

    Nicht nur in der Politik. Du wirst auch - Stichwort: Netzwerken, Vitamin B und Co. - in sehr vielen Behörden, Firmen und anderen Bereichen auf Vorgänge stoßen, die ein "Geschmäckle" haben. Da wird das rechtlich Zulässige auch maximal ausgeschöpft, seien es Stellenbesetzungen, Ausschreibungen, etc. pp. :wacko:

    ___ ___ ___ ___ ___

    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Natürlich, nur sehe ich bei den Grünen davon nichts.

    Über die CO2 Steuer sollen Bürger für die steigenden Benzinpreise entlastet werden, die Union erhöht einfach so stufenweise die Spritkosten. Letzteres hat auch die AfD bemerkt.

    Ich stimme dir da aber zu, dass dieser Aspekt im grünen Wahlprogramm unterrepräsentiert ist und das wir auch Lösungen für den strukturell schwachen, ländlichen Raum benötigten.

    Gleichstellung ist ein politischer Kampfbegriff, der das Gegenteil von dem bedeutet, was er wörtlich eigentlich meint. Redet eine Partei von "Gleichstellung", bedeutet dies immer Bevorzugung unserer Wähler.

    1. Nein

    2. Was hält die Union davon ab sich dem Thema anzunehmen?

  • Dafaq? :blink:

    Sind wir jetzt voll im Neo-Liberalismus gelandet?

    Natürlich ist es die Aufgabe des Staates sozial Schwache und Minderheiten zu schützen und deren Situation zu verbessern.

    Darauf basiert die komplette Existenzberechtigung eines Staates unseren Verständnisses nach, die darin versammelten Bürger gleichzustellen und deren Rechte zu schützen....

    Kommt ganz darauf an, was man darunter dann konkret versteht. Ein Grundeinkommen würde sich bspw. weit jenseits dessen bewegen, was man bisher darunter verstanden hat. Möchte man ein Rundum-Sorglos-Paket für alle? Oder möchte man eine Abmilderung sozialer Härten? Dazwischen gibt es eine sehr, sehr breite Spannbreite. Und man kann sehr wohl, moralisch gut begründet, für ein hohes Maß an Chancengleichheit sein, das heißt aber noch lange nicht, dass man deswegen auch immer Ergebnisgleichheit anstreben muss. Ich kann mich auch dazu entscheiden, Armut und Reichtum als eine Folge privater Anstrengung, Einsatzbereitschaft, Innovation, Fleiß, Ehrgeiz usw. zu betrachten. Tue ich das, dann wäre eine Ergebnisgleichheit geradezu ungerecht.


    Und der Kampfbegriff "Neo-Liberalismus" ist auch wieder so ein Totschlag-Argument, der Debatten eigentlich von vorneherein genau über dieses Thema verhindern und unterbinden soll. Überzeugt nicht. Beeindruckt nicht. Zeigt schlimmstenfalls eher den Unwillen sich in andere Gedanken- und Moralvorstellungen hineindenken zu wollen.

  • für ein hohes Maß an Chancengleichheit sein, das heißt aber noch lange nicht, dass man deswegen auch immer Ergebnisgleichheit anstreben muss.

    Es geht hier auch ausschließlich um Chancengleichheit, denn die ist auch bei uns nicht auf einen angemessenen Standard. Studien gibt es genug dazu.

    Ergebnisgleichheit könnte ich jetzt auch als "Kampfbegriff" framen, aber darum geht es auch gar nicht. Niemand fordert, dass Arbeitssuchende und Reinigungsfachkräfte den gleichen Standard wie ein*e Ärzt*in hat, noch soll jemand ohne die nötige Ausbildung eine Fachkraft werden.

    Es geht nicht darum die Mittelschicht nach Unten anzugleichen, sondern die Unterschicht etwas nach Oben anzupassen.

    Ob man das jetzt über bessere Mindestlöhnen und die Abschaffung von HartzIV, oder ein BGE macht, darüber kann man sich noch streiten.

    Ich kann mich auch dazu entscheiden, Armut und Reichtum als eine Folge privater Anstrengung, Einsatzbereitschaft, Innovation, Fleiß, Ehrgeiz usw. zu betrachten.

    Ahja, die Mär von der Meritokratie.

    Wie Oben, gibt genug Studien, welche dies widerlegen.

    Gibt es Ausnahmen? Klar, aber es sind halt Ausnahmen und damit nicht die Regel.

    Sollten wir deshalb Leute, die es in diesem System nicht schaffen, deshalb gängeln und abhängen? Ich denke nicht.

    Und der Kampfbegriff "Neo-Liberalismus" ist auch wieder so ein Totschlag-Argument

    War nicht als Totschlagargument gemeint. Neo-Liberalismus ist eine politische Strömung mit klar definierten politischen Positionen die ich persönlich einfach nur ablehne.

  • @ Twilight:

    In den Zielsetzungen liegen wir nicht auseinander. Klar ist es immer wünschenswerte große Teile der Bevölkerung aus der Armut zu holen.


    In den Mitteln der Wahl haben wir aber unterschiedliche Ansichten. Alimentierungen lösen das Problem nicht, schlimmstenfalls verschlimmern sie es. Aus meiner Sicht bewegt sich unsere Gesellschaft seit Jahrzehnten in die falsche Richtung, weil wir echte Leistung, Fleiß und Arbeitsbereitschaft immer weiter entwerten und durch Alimentierungen ersetzen. Ein Beispiel: In Brandenburg wirst du inzwischen mit vier Fünfen auf dem Zeugnis regulär versetzt, wenn du nur eine davon mit einer Zwei in irgendeinem Fach ausgleichen kannst. Und dann wundert man sich, dass Schüler keine Lernbereitschaft mehr zeigen und sich darauf verlassen, dass sie mit dem Kopf auf der Bank schnarchend durchgewunken werden. Und so ist es in sehr, sehr vielen, wenn nicht nahezu allen Bereichen der Gesellschaft. Einwanderer die seit dreißig Jahren hier leben und noch immer nur radebrechend Deutsch können. Man akzeptiert es. Lässt es geschehen. Und faselt was von Diskriminierung bei Berufschancen. Das ist grotesk, was in diesem Land teilweise abgeht. Und die Forderungen gehen ja immer weiter. Jetzt also noch das BGE, damit auch ja niemand mehr den Arsch hochkriegen muss. Und während wir uns über Gleichstellungsthematiken die Köpfe heiß reden, übersehen wir, dass dieses Land an regulären Schulen praktisch kaum noch genügend qualifizierte zukünftige Ingenieure, Chemiker, Mathematiker usw. ausbildet. Fächer wie Geschichte, Geografie, Politik und Religion werden zu Gesellschaftswissenschaften verkürzt und man wundert sich, dass die Jugend keine Ahnung mehr hat. Auf dem Papier finden Förderungen ohne Ende statt, in der Realität werden Personallücken gestopft. Nachdem man die ganzen Förderschulen abgeschafft hat, weil diese ja so diskriminierend seien, erhöht man jetzt die Klassengrößen von 25 auf 28, damit sich die sozialauffälligen Kinder auch gegenseitig immer schön animieren können in ihren Schlachtplänen.

    Dann schafft man Atomenergie, Kohleenergie und Gaseneegie ab, möchte die Erdgaslieferungen aus Russland stoppen, aber gleichzeitig alle Autos auf Elektro umstellen in am besten fünf Jahren. Wo der ganze Strom herkommen soll, das überlegen wir uns dann mal so nebenbei. Wird schon schiefgehen. Nebenbei erhöhen wir dann noch kräftig die Energiepreise für alle. Sozial ist, wenn sich keiner mehr ne eigene Karre leisten kann. Gibt ja schließlich auch auf dem Dorf bald überall die S-Bahn. Und der Autoindustrie machen wir es am besten so schwer wie möglich. Irgendwie kriegen wir das Rückgrat der deutschen Wirtschaft schon kaputt. Mit Putin und Russland und China legen wir uns auch kräftig an. Wer braucht schon Absatzmärkte? Wir leben ja bald alle von selbstangebauten Bio-Tomaten auch so ganz gut. Und falls der Putin mal richtig rumspinnt, Ukraine oder so, dann drücken wir unser tiefempfundenes Mitleid und Bedauern aus und bieten ein Mediationsgespräch an, da wir ja leider, leider die Bundeswehr zusammengespart haben, bis die Ehrenformation das wichtigste ist, was sie noch hinkriegen. Wobei wir mit dieser militaristischen Tradition dann sicherlich auch bald aufräumen. Überhaupt überall viel zu viel schwarz-rot-gold Gewedel, man kann nur hoffen dass die EM schnell vorbeigeht...


    Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, wo man anfangen oder aufhören soll. Dabei wäre die Lösung so EINFACH. Man bräuchte sich nur mal anschauen, wie man einiges in den 50ern und 60ern gehandhabt und gemacht hat. Damals ist der Wohlstand dieses Landes entstanden. Die Texte aus Schulbüchern der 60er Jahre verstehen heute manche Studenten nicht mehr. Und die haben mit einfachsten Mitteln gelernt und gerechnet. Warum können wir das nicht? Sind wir alle blöder als damals? Warum akzeptieren wir es, dass Schüler durchgewunken werden, obwohl sie nicht einwandfrei lesen und schreiben können? Warum lassen wir die überhaupt so los auf die Welt? Und warum in Gottesnamen akzeptierten wir nicht einfach mal, dass soziales SCHEITERN auch eine faire Option ist, wenn jemand dauerhaft NICHT WILL und einfach den Arsch nicht hochkriegt.


    Meine Meinung ist, dass wenn du Menschen ständig davor bewahrst auf die Schnauze zu fallen, wenn du jede Lebenskrise abfederst, jedes persönliche Versagen ausgleichst durch umfangreiche Alimentierungen oder Bevorteilungen sonstiger Art, dann raubst du 95% der Menschen damit jeglichen Anreiz sich wirklich anzustrengen, sich zu bemühen und an ihre Grenzen zu gehen. Du nimmst ihnen damit defacto auch ihre Chancen, über sich hinauszuwachsen. Es endet bei den meisten in gewissen Abstufungen von Bequemlichkeit und Lethargie. Das Stichwort heißt für mich Eigenverantwortung. Und die fördern wir aus meiner Sicht viel zu wenig.


    Und ich sehe bei den linken Parteien aktuell nicht den Hauch einer Spur, das auch nur noch anzuerkennen.


    Und besagte Studien... Wundert mich nicht. Meistens sind diese Studien interessengeleitet und belegen am Ende eben das, was man gerne belegen möchte.


    Um zum Anfang zurückzukommen, wenn du Menschen aus der Armut holen willst, musst du sie fordern und befähigen, aber nicht mit Geld und Geldwerten Leistungen zuschmeißen. Und letztlich muss man dann auch akzeptieren, dass es Menschen geben wird, die diese Leistungen und die Bereitschaft dazu dauerhaft verweigern und deshalb dann eben auch an der Armutschwelle leben.

  • John ich bin in einigen Punkten durchaus deiner Meinung.

    Aber auch längst nicht überall.


    Natürlich soll Leistung sich lohnen, aber würde es nicht reichen, wenn so ein Musk 1000 oder 2000 mal reicher wäre als du? Oder wenn sein Vermögen vielleicht nur, drei oder viermal so schnell wachsen würde wie deins? Glaubt du, der Mensch ist ein Gott und steht über so nutzlosen Standardakademikern? Wenn du oder ich befördert werden, dann zahlen wir auch direkt mehr Steuern und Abgaben, warum sollte es für den nicht gelten? Ist das nicht unfair gegenüber dir und deiner Leistung?


    Und solltest du den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg nicht aus erster Hand kennen? Die mir bekannten Studien sagen, dass es eine leichte Korrelation zwischen dem IQ und dem Bildungserfolg gibt, und eine deutliche größere zwischen der sozialen Herkunft und dem Bildungserfolg. Und natürlich hat das einerseits materielle Gründe, andererseits liegen die Ursachen natürlich auch im Habitus. Ich muss gestehen, hier auch keine Patentlösung zu haben (das Abitur zum Idiotentest zu degradieren ist jedenfalls keine), aber irgendwas muss man hier machen.


    Meine eigenen Eltern wünschten sich, dass ich nach dem Abi erstmal "was vernünftiges" mache, ergo eine Ausbildung. Seit meinem 16. Lebensjahr hat mein Vater mir regelmäßig erklärt, dass er in meinem Alter ja schon gearbeitet habe. Lästereien über "Langzeitstudenten" in der Familie (deren Väter waren "eingeheiratete" Akademiker) waren völlig normal.

    Hätte ich erklärt, ich wolle Geschichte oder SoWi studieren, die hätten mich für verrückt erklärt.

    Es ist nicht der einzige Grund, aber ich habe mich durchaus auch deswegen für Medizin entschieden, weil das wenigstens etwas war, womit meine Eltern was anfangen konnten (wobei mein Vater entsetzt reagiert hat, als er erfuhr, dass das Studium 6 Jahre dauert). Und etwas, wo ich auch selbst wusste, dass ich finanziell klarkommen würde, weil "Mama und Papas Geld" eben kein Plan B war.


    Das ich unbedingt studieren wollte lag dann an meiner Sozialisation im Freundeskreis. Mein bester "Sandkastenfreund" sollte(sic) aufs Gymnasium, also wollte ich das auch. Und in unserem Kaff wollten alle aufs katholische Gymnasium, also wollte ich das auch.


    Die Eltern von besagtem Freund haben dann im Vorschulalter Karten für irgendein Konzert organsiert, bei dem Kinder klassische Musik spielen. Alle waren schick angezogen, ich glaube sein Vater trug sogar einen Anzug, ich habe es da keine 10 Minuten ausgehalten. Dafür war ich danach auf dem Rückweg total fasziniert von der Stimme des Navigationssystems, sowas kannte ich nicht.

    Ein anderen Mal hatte ich da übernachtet und konnte mich bezüglich des Abendessens mit der Forderung nach Pizza durchsetzen. Bei uns war es ziemlich normal 3-4 mal im Monat den Lieferdienst anzurufen. Die Mutter besagten Freundes brauchte einige Zeit, um doch noch irgendwo die Broschüre einer Pizzeria auszukramen. Nach erfolgter Lieferung begannen dann alle ihre Pizza mit Messer und Gabel zu essen. Ich habe mich da ein paar Minuten mit eher mäßigem Erfolg abgemüht und dann verkündet, ich würde die jetzt "wie zuhause" einfach in Viertel schneiden. Auch wenn mir die Situation noch nicht hundertprozentig klar war, schon Vorschul-Norkzlam hat registriert, wie die Eltern sich vielsagende Blicke zu warfen.


    Jedenfalls war ich dann, nachdem ich als eines der letzten Kinder Lesen und Schreiben gelernt hatte, doch nicht so schlecht in der Schule und bin mit meinem Freund auf besagtem Gymnasium gelandet. Da war dann jeder zweite Vater Arzt oder Anwalt, ich kam aber ganz okay klar, auch wenn ich, gerade bis zur Oberstufe, ein eher distanziertes Verhältnis zu den meisten Mitschülern hatte. In der Oberstufe sind dann irgendwie die Noten vom Himmel gefallen und mir war einfach klar, dass diese anderen Menschen nichts können, was ich nicht auch könnte.

    Ein Ärztekind hat mir dort, als wir in einer Freistunde mal darüber gesprochen haben, was unsere Eltern eigentlich so machen, bescheinigt, dass man mir meine niedere Herkunft nicht anmerken würde. Das sollte ein Kompliment sein.

    Also hab ich am Gymnasium vielleicht eine Art Assimilationsprozess durchlaufen, aber eigentlich bin ich froh, dass ich diesen Ort nie mehr wieder sehen muss.


    An der Uni besteht auch die größte Mehrheit meiner Kommilitonen aus Akademikerkindern. Und das ist trotz 1er Abi als Grundvoraussetzung definitiv keine intellektuelle Elite. Daher glaube ich einfach nicht, dass die Zulassung zum Studium das Ergebnis eines fairen Wettbewerbs ist.


    PS: Meine Eltern sind wunderbare Menschen und haben sich immer um alles nötige gekümmert. Die waren beide Vollzeit arbeiten (und ich bin bei uns in der Gegend der vorletzte nicht ganztags Jahrgang, also konnte ich meinen Nachmittag entspannt und in Freiheit vorm Fernseher verbringen :thumbup: [hätte ich ein Instrument lernen wollen oder Sport machen, die hätten sich gefreut, aber anders als bei meinen Mitschülern wurde ich zu nichts gezwungen]). Trotzdem haben die eben ihre Sicht auf die Welt, genauso wie viele andere ihrer "Klasse". Eigentlich hatte ich es nicht mal besonders schwer. Ich komme aus geordneten Verhältnissen und die Noten sind mir zugeflogen. Aber wäre ich nicht in dieses akademische Umfeld hineingerutscht, dann hätte mein Leben sicherlich auch sehr anders verlaufen können.

    9 Mal editiert, zuletzt von Norkzlam () aus folgendem Grund: wenn ich noch ein paar Fehler mehr korrigere, glaubt man mir das mit dem 1er Abi vielleicht sogar...

  • John du unterschätzt den eigenen Anspruch den Menschen an sich selbst haben.

    Meinst du, ein Migrant fühlt sich gut, wenn diese Person das Haus verlässt und im Alltag Aufgrund der Sprachbarriere überhaupt nicht klar kommt und nur im eigenen Milieu leben kann? Wenn Anrufe und Briefe zur Herausforderung werden?

    Hier liegt ein kolossales Versagen in Sachen Integrationspolitik vor, da man nicht bereit war die notwendigen Investitionen zu tätigen und das ist nicht erst ein Problem seit der Flüchtlingskrise. Man hat es beim Wirtschaftswunder in den 60ern bereits versäumt, als man massig billige Arbeitskräfte holte, um den Laden am Laufen zu halten und das zieht sich bis heute durch, wo ein rieisger Billig-Lohn-Sektor geschaffen wurde, indem Unternehmen sich massiv bereichern können, da es aufeinmal Leute gibt, die selbst die unwürdigsten Arbeiten für einen noch unwürdigeren Lohn machen, eben weil sie arbeiten wollen.


    Meinst du der Schüler fühlt sich gut, wenn er immer und immer quitiert bekommt, dass er versagt, egal wie sehr er sich bemüht, aber keine individuelle Förderung bekommt? Die Enttäuschung seiner Eltern zu spüren bekommt, die ihm irgendwann aufgeben und er sich letztendlich selbst aufgibt?

    Zeig mir bitte eine*n Grundschüler*in, die*der bereits bei der Einschulung sich aufgegeben hat und im Unterricht den Kopf auf die Bank legt.

    Natürlich entwickeln viele einfach einen coping mechanism, um mit diesem Versagen umzugehen, was sich dann oftmals in eine "keinen Bock" Einstellung materialisiert. Die Leute haben dann schon ein gefestigtes psychisches Trauma, wenn sie aus der Schule rauskommen und wie der weitere Lebensverlauf ohne Unterstützung aussieht, kann man sich dann ausmalen.

    Das Förderschulsystem war diskriminierend. Mit einen Abschluss dort war dein weiterer Lebensweg bereits vorgeschrieben und das war kein verdammt guter.

    Ein sozialer Aufstieg war damit de facto nicht möglich und man war als unterbelichtete Billigkraft für die einfachsten Arbeiten abgestempelt. Zudem wurden soviele neurodiverse Kinder völllig falsch in dieses System gesteckt und deren Zukunft verbaut. Kinder die das Potential hatten begnadete Porgrammierer, Mathematiker oder Künstler zu werden.

    Die Auflösung dieses System und Überführung in den regulären Schulbetrieb wurde leider absolut unbefriegend gelöst und belastete das ohnehin schon marode Schulsystem weiter. Ja, hier ist ein dringender Reformbedarf und massive Investitionen nötig.


    Mir persönlich wäre es auch lieber, wenn wir AKW´s modernisieren und neubauen, um sie sicherer zu machen und gleichzeitig auch eine geeignete Lösung für Endlagerstätten finden und gleichzeitig Sachen wie Kernfusion fördern würden.

    Bei Elektroautos mache ich mir auch hauptsächlich Sorgen woher die Rohstoffe für die Batterien kommen und unter welchen Bedingungen diese abgebaut werden. Derweilen sind auch weitere Alternativen wie Biosprit in der Entwicklung, welche vielversprechend wirken und Wasserstoff gibt es ja auch noch.

    Was hat die deutsche Autoindustrie dafür getan? Ziemlich genau nichts, bis auf einmal E-Autos en vogue wurden in der Gesellschaft únd ein Absatzmarkt da war, welcher profitabel ist. Eine Technologie die jahrelang brach lag, weil sie nicht profitabel genug war.


    Für das BGE gab es mehrere private Initiativen wo u.a. 700 Personen ein Grundeinkommen von 1.200€ über ein Jahr hinweg bekommen haben.

    Was haben sie gemacht? Alle nutzten die sorglose Zeit, um sich bspw. weiterzubilden und einen besseren Arbeitsplatz zu bekommen als zuvor, oder sie investierten in ihre Interessen und entwickelt ein Geschäftsmodell daraus.

    Die Menschen sind vom Druck befreit und können sich darauf konzentrieren, sich selbst zu verbessern und eine Existenz aufzubauen. Sie können ihre Kinder die Förderung geben, die sie benötigen, damit diese nicht durch unser Bildungssystem fallen, bzw. eine Alternative haben. Sie können größere Investitionen tätigen und den hiesigen Absatzmarkt stärken.

    Fast alle Menschen sind soziale Tiere, welche einen inneren Willen haben sich an der Gesellschaft zu beteiligen und dazu gehört auch der Wille zum Arbeiten.

    Es will halt nur niemand einen Scheißjob für eine Scheißbezahlung, weil ja der Unternehmer möglichst viel Profit machen will, um vielleicht am Ende 50-100€ mehr als HartzIV zu haben. Viele haben noch nicht einmal das und dürfen neben den Job noch Unterstützungsleistung beantragen.

    Arbeit muss sich definitiv lohnen und sollte immer über Sachen wie einem BGE stehen und zwar deutlich.

    Aber nicht alle Menschen brauchen einen finanziellen Anreiz. Innovationen gab es bereits vor dem Kapitalismus, der Entwickler des Polio Impfstoffes meldete kein Patent an, damit möglichst viele Menschen Zugang bekamen zu fairen Preisen und er verdiente keinen einzigen Cent daran. Nikola Tesla entwickelt munter weiter, obwohl er sich selbst kaum ernähren konnte, Kuba hat eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, mit hoch angesehen Ärzt*innen die vor allem in benachteiligten Regionen ohne Entschädigung arbeiten und einen eigenen Coronoimpfstoff entwickeln sie auch noch.

    Menschen haben unterschiedliche Motivationen und Antriebe. Menschen passen daher in keine Schablonen und damit kann ein starres System keine Lösung sein. Damit schaffst du nämlich genau das, was wir jetzt haben, wo Leute, die es nicht schaffen immer und immer wieder von der Gesellschaft und dem System in die Fresse geschlagen werden. Da muss sich keiner wundern, dass sich die Personen dann einfach nur noch aufgeben.


    Warum fördern wir keine Arbeiter Koops? Demokratisierung des Arbeitsplatzes. Die Arbeiterschaft wählt aus ihren eigenen Reihen jährlich ihren Vorstand, der max. das 5-8 fache an Lohn eines einfachen Arbeiters verdient und nicht das hundert- oder gar tausendfache, wie wir es zur Zeit in klassischen Unternehmen der Fall ist. In der italienischen Provinz Emilia-Romagnie, stämmen solche Arbeiter Koops 1/3 der Wirtschaftskraft, die Arbeiterschaft ist deutlich zufriedener mit ihrer Anstellung, sie sind produktiver und das Unternehmen erwirtschaft i.d.R. mindestens den gleichen Umsatz wie klassische Unternehmen.

    Unternehmungsgründungen berufen viel zu sehr auf Investitionen von Außen, wo der Investor eine todsichere Chance sieht später ordentlich Gewinne damit einzustreichen.


    Worauf ich hinaus will John, wir sehen beide die Probleme, die das kapitalistische System bringt, aber ich habe den Eindruck deine Lösung ist es, dass wir einfach nicht hart genug Kapitalismus betreiben und wer nicht mitkommt, hat halt echt Pech gehabt. Das ist halt einfach nicht die Zukunft, welche ich für unsere Gesellschaft möchte.

    Witzig übrigens, dass du den Studien, welche deine Standpunkte widerlegen, einfach einen Bias unterstellst. Das ist nämlich mit eines der Hauptprobleme unserer heutigen Zeit. Das verdammte postfaktische Zeitalter.

    Es macht heutzutage nur noch so wenig Sinn zu argumentieren, wenn das Gegenüber einfach sagen kann "aber ich FÜHLE das es einfach anders ist/Ich nehme es anders war". Wie zum Teufel soll man gegen Gefühle und subjektiver Warnehmung überhaupt argumentieren? Warum muss ich das überhaupt, wenn sich das Gegenüber sich nicht einmal mit dem Argument und den Fakten auseinandersetzt? Extrapunkte gibt es, wenn das Gegnüber auch noch eine Drittmeinung bringt, welche noch so schlecht begründet sein kann, einfach nur weil damit der eigene Standpunkt gestärkt wird und auf einmal ist wieder derjenige mit den Argumenten und Fakten in der Bringschuld den Gegenstandpunkt zu widerlegen und um das eigentliche Argument ging es dabei noch immer nicht.

    Achja, es gibt zuviel schwarz-rot-goldenes Gewedele. Möchte aber trotzdem keinen vorschreiben, wie er Nationalstolz handhabt. Ist halt wie mit Religion. Sucht man sich aus, wenn man es, aus welchen Gründen auch immer, als Stütze braucht. Sobald es aber vom Rechts instrumentalisiert wird gibt es da aber halt Grenzen.

  • Norkzlam


    Danke für deine berührende Schilderung. Es ist schon spät und ich kann nicht mehr in Länge antworten, möchte aber doch kurz zumindest reagieren.


    Und solltest du den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg nicht aus erster Hand kennen? Die mir bekannten Studien sagen, dass es eine leichte Korrelation zwischen dem IQ und dem Bildungserfolg gibt, und eine deutliche größere zwischen der sozialen Herkunft und dem Bildungserfolg. Und natürlich hat das einerseits materielle Gründe, andererseits liegen die Ursachen natürlich auch im Habitus. Ich muss gestehen, hier auch keine Patentlösung zu haben (das Abitur zum Idiotentest zu degradieren ist jedenfalls keine), aber irgendwas muss man hier machen.

    Natürlich leugne ich das nicht. Es ist ja offenkundig. Die Welt ist nicht gerecht. Ich halte es aber für eine Illusion, dass man das grds. ändern könnte durch finanzielle Zuwendungen ect.. Der von dir so treffend beschriebene Habitus mit all seinen unterschwelligen Wirkmechanismen ist da viel wirkungsmächtiger. DA muss man ran. Und das ist genau das, was ich meine mit „Menschen befähigen“. Menschen müssen Selbstvertrauen, Zuversicht und Mut vermittelt kriegen. Sie müssen lernen, dass es keine Schande ist arm zu sein, aber sehr wohl eine faul zu sein.


    Aus meiner Sicht ist deine Lebensgeschichte kein Widerspruch zu meinen Ansichten. Du hast etwas erreicht, weil du fleißig warst, Mut hattest, dich nicht hast abschrecken lassen, weil du immer wieder deine natürliche Komfortzone verlassen hast, weil du nicht auf andere, sondern auf dich selbst gehört hast. Du hast dich hochgekämpft, weil du es WOLLTEST. Und das ist doch genau das was ich meine. Natürlich war es für dich VIEL schwerer, als bspw. für ein Arztsöhnchen. Und trotzdem

    hast du doch erleben dürfen, dass du es packst, weil du es dir erkämpft hast. Du hast im Grunde viel mehr Respekt dafür verdient, weil du dich eben aus schwieriger Lage hochkämpfen musstest. Und bald werden viele Menschen von deinen medizinischen Kenntnissen profitieren und du bist ein Gewinn für die Gesellschaft und ein gemachter Mann, weil du der Gesellschaft einen Nutzen bringst durch deine Tätigkeit.


    Nur hast du doch das alles nicht erreicht, weil man dich hochgelobt hat. Oder weil du aufgrund von Quotenregelungen entscheidend begünstigt worden wärest. Du hast es doch durch deinen persönlichen Einsatz erreicht.


    Ich denke ja, wir starten alle mit unterschiedlichen Bedingungen. Aber jeder von uns hat jeden Tag 24 Stunden Zeit. Nicht mehr und nicht weniger. Egal ob wir nun Musk heißen oder Otto. Den Unterschied macht doch letztlich, wie wir diese Zeit tagtäglich nutzen. Hängen wir ab oder bilden wir uns fort. Besaufen wir uns oder machen wir Sport. Wollen wir weiterkommen oder wollen wir in Ruhe gelassen werden? Das sind genau die Unterschiede die ich meine. Und letztlich machen die aus meiner Sicht langfristig den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg. Das schöne daran ist, dass sich dadurch auch langfristig die Ausgangsbedingungen ausgleichen lassen. Darin liegt die Hoffnung.


    Aber das wird aus meiner Sicht nicht mehr vermittelt. Wir sagen den Kindern nicht mehr, streng dich an, dann wird was aus dir. Wie vermitteln: Oh du hast das nicht gut gemacht. Dann kannst du das wohl nicht und bist jetzt ein „Kind mit Förderstatus“. Du brauchst jetzt extra Hilfe, weil du ja nicht kannst, was andere können. Und anstatt dass wir dem Kind vermitteln, dass es sich nun doppelt anstrengen muss, um auf das Niveau der anderen zu kommen, setzen wir die Limits herab und schenken diesen Kindern Leistungsbewertungen, die andere erst mit viel

    besseren Leistungen bekommen würden. Damit entwerten wir auch ein Stückweit deren Erfolge und vermitteln doch immer wieder: Wir trauen dir das nicht zu. - Ich halte das für einen Fehler. Die Botschaft müsste lauten: Du kannst das, aber du musst dich stärker anstrengen als die anderen. Und DABEI helfen wir Dir. Aber nur, wenn du es auch WILLST.


    Und Musk... das ist nochmal ein Thema für sich. Das ist aus meiner Sicht eben weniger eine Frage von „Leistung“ als eine von „Angebot und Nachfrage“. Warum kriegen Fußballspieler Millionengehälter? Die Frage ist hier nicht: Arbeitet der wirklich soviel mehr als ich und ist das fair? Die Frage lautet: Wie viele Menschenleben beeinflusst dessen Arbeit/Idee und wie viele meine? Musks Ideen haben ganze Industrien entstehen lassen. Dass er dementsprechend astronomisch mehr verdient als ich erscheint mir da nicht ganz unfair. Er schafft mit seinen Ideen ja auch eben Mehrwert von denen ich nichtmal träumen könnte.

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