So, Freunde. Ich habe mir gestern nach alter Manier die komplette Staffel angeschaut, bis auf, weil erst heute released und angeschaut, die letzte Folge. Und Leute, ich glaube wieder.
Natürlich geht man erst mal im Vergleich zu den ersten vier GoT-Staffeln an die Serie heran, weil diese die Messlatte gesetzt haben. Aber auch wenn die Serie in der gleichen Welt spielt, ist es kein Game of Thrones, weil der Fokus sich einfach verschoben hat und Elemente im Vergleich zur Geschichte von GoT fehlen. In (der ersten Staffel von) HotD geht es fast ausschließlich um Hofintrigen und den Streitigkeiten innerhalb der Herrscherfamilie. Ereignisse anderer Häuser oder Konflikte und Antagonisten bleiben unausgeschmückt und von GoT-Erwartungen her unerwartet am Wegesrand liegen.
Der Crabfeeder wird am Ende der ersten Folge mit einer so kreativ grausamen Szene eingeführt und dann ist er nur für ein paar Minuten zu sehen und wird off-screen umgebracht.
Es gibt auch kaum die Perspektive aus anderen Schichten der Gesellschaft und keine Handlungsstränge, die Charaktere auf unterschiedliche Pfade führt, auch keine welt-umspannende Bedrohung, die sich langsam hinter den Kulissen heranschleicht. Und die schon erwähnten Zeitsprünge sind ebenfalls Einbrüche im gesamten Spannungsaufbau. Vor allem in der ersten Hälfte der ersten Staffel kann man anfangen sich zu wundern.
Aber, es ist es wert und es ist auch nötig. Die ersten sieben Episoden haben den Zweck die relevanten Charaktere und ihre Beziehungen ausführlich zu etablieren und zu formen. Der Aufbau ist zwar langwierig, aber mit dem Effekt, dass alle folgenden Ereignisse um so durchschlagender sind.
Ich meine, meine Güte. Die Szene, in der Viserys sich in den Thronsaal schleift, war eine der Gänsehaut-erregendsten Szenen, die ich je gesehen habe. Ohne die ganzen Episoden und Szenen, die man mit ihm verbracht hatte, wäre der Effekt geringer oder gar ein ganz anderer.
Um die Motivationen der Charaktere, ihre Handlungen, Reaktionen, Emotionen etc. wirklich nachzuvollziehen, wenn der Plot wirklich in Gang gesetzt wird, mussten die Hintergründe etabliert werden. Wenn wir erst in der Zeit von Episode 8 anfangen, würden wir einfach so viel verpassen und anders verstehen, selbst wenn man auf andere Erzählungskniffe zurückgreifen würde. Und ja, manche Sachen sind seltsamerweise schnell abgefrühstückt. Jedoch sind die von wenig Relevanz, so wenig Relevanz wie Ereignisse außerhalb des Hofes für den Hof sind.
Also, für alle Zweifelnden: Die Show baut erst in der Mitte langsam Geschwindigkeit auf, aber ab Episode 8 sind wir im Plot und im Business angekommen und die vorherigen Episoden waren nicht umsonst.
Am Ende, als Aemonds Drache ihm nicht mehr gehorscht und Lucerys tötet: Der Aufbau dahin und seine Reaktion. Das ist einfach massives Gold, was einem ins Gesicht geworfen wird und ohne Aufbau ein normaler GoT-Tod (der späten Staffeln) zum Schulterzucken gewesen wäre.
Und man kann zusammenfassen: Der Tanz hat begonnen.
In GoT-Fashion gibt es auch wieder keinen "bösen" Charakter und keinen strahlenden Helden ohne Makel.
Aber es gibt auch kaum eine Charisma- oder Eigenarts-Ikone a la Little Finger, Varys, Ned Stark, Robert Baratheon etc., aber Lord Corlys ist ein guter Kandidat und Aemond ist auch sehr gut gecastet und jede Szene mit ihm zeigt Wirkung. Insgesamt sind die Spieler aber allesamt solide in meinen Augen.
Wieso hat der Kriston dem einen eigentlich das Gesicht zu Mus gehauen - und das anscheinend auch noch ohne Konsequenzen - habe ich irgendwie nicht geschnallt.
Also zu letzterem kann ich auch nur spekulieren, aber eine Rettung durch die Königin und seine resultierende starke Loyalität zu ihr dürfte das erklären. Ob es Zugeständnisse oder Konflikte gab, wer weiß. In dem Chaos, dem Stand der Königin und Königsgarde und da man dem Opfer sowieso einiges nachsagen dürfte, kann es auch sein, dass man da nichts austragen mochte.
Konsequenz war also mehr im Charakter als in der Welt.
Und warum hat Criston das getan? Nun, er hat seine Ehre und seine größte Errungenschaft aufgegeben und befürchtet jetzt zu einer "Hure" zu werden. Und der Typ ist eine Bestätigung seiner Befürchtung.
Gewisse Beziehungen, wie die der Prinzessin und ihrer ehemaligen besten Freundin wird mir einfach zu schnell abgefertigt. Also 10 Jahre später hassen sie sich aber warum in Gänze?
Ist dann doch aus meiner Sicht etwas nuancierter, wie man auch in den letzten Episoden merkt.
Vorher spielt die Entscheidung von Rhaenerys Vater und ihre Befürchtungen gut rein. Es wäre zwar schön, wenn jeder so nach dem Motto handelt "Komm lass uns einen Trinken gehen und offen zueinander alles ausquatschen und beilegen", aber von wie vielen erwartet man das, vor allem wenn es nicht einfach mal so um die Ecke ist?
Und der Schutz ihrer Söhne spielt auf jeden Fall eine bestimmende Rolle, was ein grundlegendes Level an Argwohn erzeugt.