Politik in Großbritannien

  • In der Pädagogik heißt es ja immer, man soll positiv formulieren.


    Also statt:
    "Tu dieses oder jenes nicht."
    lieber:
    "Tu dies!"


    Grund: Positiv formulierte Aufforderungen kann sich das Gehirn besser merken und sie wirken freundlicher und aktivierender.


    Demnach müsste das "YES" Lager einen ordentlichen psychologischen Vorteil haben, weil es immer symphatischer ist mit "YES" zu stimmen, als mit einem negativen "NO".


    Für die Befürworter des Vereinigten Königreiches wäre es sicher besser gewesen, sie hätten die Frage wie folgt formuliert:


    "Wünschen Sie, dass das Vereinigte Königreich wie bisher erhalten bleibt?"


    YES


    NO


    Möglicherweise hat sich Cameron mit der Festlegung auf diese Frage selbst ins Knie geschossen. Denn nun heißt die Frage ja:


    "Wollen Sie, dass Schottland eine unabhängige Nation wird?"


    YES


    NO


    Es ist in der Theorie immer einfach zu vermitteln, dass man für etwas ist, als dass man gegen etwas ist. (Kernenergie mal ausgenommen. :P )


    Wir werden sehen. Die Wahllokale sind noch bis 23 Uhr geöffnet. Umfragen und Hochrechnungen soll es nicht geben.

  • NEIN zur Atomkraft


    Unsere Kinder sollen lachen, nicht strahlen ;)


    Nein zu Stuttgart 21


    Da hat der Wähler doch ja gesagt

    Nein zu Stromtrassen


    Minderheit, zumindest ist mir keiner bekannt, der wirklich gegen Stromtrassen ist.

    Nein zu Asyl


    Sollte ebenfalls ne verschwindende Minderheit sein, zumindest waren bei den Demos gegen Asylantenheime die Gegendemonstrationen immer 10x größer (mindestens)



    Kann es sein das du ein ziemlich schlechtes Bild von Deutschland hast Twiggels? ;) Im allgemeinen sollten wir vernünftiger sein, als es bei Bundestagswahlen erscheint :thefinger:


    Gruß

  • Schlechtes BIld?
    Kann sein. Ich merke wie ich in den letzten Jahren immer zynischer werde.


    War allerdings eher ein kleiner ironischer Seitenhieb auf die von der Politik und der Presse verfolgte Einführung des Begriffes des "Wutbürgers", der ja bekanntlich gegen alles ist.



    Und danke, Ich hatte auf Widerspruch gehofft ;)

  • Sieht wohl so aus, als hätte sich die Sache erledigt. Laut den bisherigen Auszählungen steht es wohl 55% zu 45% für die Gegner der Unabhängigkeit. Denke nicht, dass sich dies jetzt noch sigifikant ändern wird. Man erwartet wohl eine Art vorläufiges Endergebnis gegen 7:00 Uhr unserer Zeit.
    Jetzt bin ich aber mal gespannt, welche weitreichenden Zusatzautonomien und -rechte Cameron den Schotten zugestehen wird, hat er schliesslich versprochen.

  • Aktuell wurden 23 Wahlbezirke ausgezählt, im Zwischenergebnis stimmten 54 % für ein Nein. Egal, wie es sich entwickeln wird, am Ende steht ein knappes Ergebnis. Bei einem Nein werden die Befürworter weitermachen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Schade, dass die Einschüchterungskampagne durch englische Lobbyisten anscheinend verfangen hat.

  • Hab mir auf FAZ.de die Ergebnisse angesehen. Nein hat wohl gewonnen. Das Yes Lager liegt mit 40:60 in vielen Bezirken hinten. Dort wo sie gewonnen haben liegen sie nur knapp vorn.


    Damit dürfte die Unabhängigkeit Schottlands in Zukunft kein Thema mehr sein. Schlecht für Schottland, gut für London. Hätte nicht geglaubt, dass die Schotten sich diese letzte Gelegenheit nehmen lassen.


    Ich glaube kaum, dass sich die Regierung an die Autonomiezusagen hält. Warum sollte sie?

  • Nunja, Schottland ist Labour Party Land. Denkbar schlecht für Cameron, wenn er überhaupt in Zukunft dort Stimmen erhalten möchte, muss er Zugeständnisse machen.


    Ich hätte ebenfalls nicht gedacht, dass sich die Schotten diese Gelegenheit entgehen lassen. Der Mensch fordert immer Veränderung, aber in seinem Kern wagt er keine Experimente, lieber dem Altbewährten folgen. Twiggels hatte hier im Forum die Tage geschrieben, dass uns nicht umsonst Angela Merkel schon lange umsorgt. :D

  • In Schottland leben viele alte Menschen, Rentner. Verständlich, wenn die kein Risiko eingehen möchten und morgen nicht wissen, ob und wie das britische Pfund noch gilt und ob die Zahlungen auf ihr Konto eingehen. Wäre hier nicht anders.
    Risikofreudige Jungschotten sind scheinbar in der Minderheit. Desweiteren überwiegt wohl doch wirtschaftliche Sicherheit und Stabilität gegenüber Experimenten.
    Ich kann´s nachvollziehen von deren Standpunkt aus.

  • In Schottland leben viele alte Menschen, Rentner. Verständlich, wenn die kein Risiko eingehen möchten und morgen nicht wissen, ob und wie das britische Pfund noch gilt und ob die Zahlungen auf ihr Konto eingehen. Wäre hier nicht anders.
    Risikofreudige Jungschotten sind scheinbar in der Minderheit. Desweiteren überwiegt wohl doch wirtschaftliche Sicherheit und Stabilität gegenüber Experimenten.
    Ich kann´s nachvollziehen von deren Standpunkt aus.

    Ich glaube, es waren vor allem die Schotten mit mittleren bis besseren Einkommen, die von den kurzfristigen wirtschaftlichen Risiken abgeschreckt waren und wenige langfristige Vorteile in der Unabhängigkeit gesehen haben. Rentner dagegen hätten ja wahrscheinlich eher noch von den Sozialversprechen profitiert, ebenso geringer Verdienende. Dass die Rentenzahlungen aufgrund der Währungsfrage halte ich für unwahrscheinlicher als dass manch einer seinen Job verliert, weil das eine oder andere Unternehmen durch ausfallende Investitionen in Schwierigkeiten gerät.


    55% Neinstimmen ist sogar noch knapper, als ich gestern noch erwartet hätte, was eher um die 60% waren. Schließlich haben die Befürworter ja nur ein, zwei Tage überhaupt in den Umfragen geführt. Meinem Eindruck nach ist das immer noch ein beachtlicher Erfolg der SNP.

  • Schade, selbst wenn man nicht davon ausgeht, dass die Wahl manipuliert wurde, kein schönes Ergebnis für die Demokratie.


    Ich finde diese Wahl war ein Musterbeispiel für gelungene Demokratie. Eine unglaublich hohe Wahlbeteiligung und ein überwiegend sehr fairer und angemessener Wahlkampf zu einer enorm wichtigen und hochemotionalen Frage. Ich finde was die "Demokratie" betrifft, hat Großbritannien hier sehr vorbildlich agiert. Viele andere Länder sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Man muss ja nur nach Osteuropa schauen, um zu sehen, wie so etwas auch ganz schlecht gelöst werden kann.


    Das Mutterland der modernen europäischen Demokratie ist seiner Rolle gerecht geworden. Jedenfalls meiner Ansicht nach.

  • Ich glaube, es waren vor allem die Schotten mit mittleren bis besseren Einkommen, die von den kurzfristigen wirtschaftlichen Risiken abgeschreckt waren und wenige langfristige Vorteile in der Unabhängigkeit gesehen haben. Rentner dagegen hätten ja wahrscheinlich eher noch von den Sozialversprechen profitiert, ebenso geringer Verdienende.

    Wahlbeteiligung um 90% würde ich jetzt nicht als "vor allem mittlere bis bessere Einkommen" bezeichnen.
    Fast das ganze Volk hat abgestimmt und ich glaube, besser kann man eine Meinung des gesamten Landes kaum einfangen.

  • Wahlbeteiligung um 90% würde ich jetzt nicht als "vor allem mittlere bis bessere Einkommen" bezeichnen.
    Fast das ganze Volk hat abgestimmt und ich glaube, besser kann man eine Meinung des gesamten Landes kaum einfangen.


    Naja, Umfragen zeigen wohl, dass die wohlhabenderen Schichten eher für ein Verbleiben im Königreich gestimmt haben. Die ärmeren Schichten hingegen waren mehrheitlich für die Unabhängigkeit. Das meint er wohl.

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