Russland und die ehemaligen Staaten des Ostblocks

  • Es ging mir nicht darum die Verbrechen zu relativieren. Die Bilder von vom Fahrrad geschossenen Menschen sind eindeutig. Und Drohnenaufnahmen der Taten gibt es ja teilweise auch. Es ist unbestreitbar, dass die russischen Streitkräfte bewusst gegen Zivilisten vorgehen und damit Kriegsverbrechen begehen. Was furchtbar ist.

    Es ging mir eher um die Pauschalisierung „Der Russe ist eben so.“ Ich glaube, dass das nicht etwas spezifisch „russisches“ ist, sondern dass solche Gewaltexzesse gegen Zivilisten leider in fast allen Kriegen immer wieder vorkommen und eher schon eine „Normalität des Krieges“ und der Enthemmung darstellen, teilweise sogar bewusster Teil der Strategiehandbücher sind, oft im Zusammenhang mit asymmetrischer Kriegsführung. Das internationale Kriegsrecht und der Traum von einem „sauberen Krieg“ haben es leider bisher nicht vermocht, derartige Verbrechen in irgendeinem Krieg zu verhindern. (Was nicht heißt, dass man es nicht dennoch versuchen sollte.) Nicht umsonst hat kaum ein Wort einen derart schrecklichen Klang wie „Krieg“. Und dass die Schonung von Zivilisten im Krieg oft nur eine erwünschte Fiktion ist, zeigen auch bspw. die Strategie der Atomwaffen. Oder die Strategien westlicher Aufstandsbekämpfung. Die keinesfalls weniger die Zerstörung von Städten oder das Vorgehen gegen Zivilisten usw. beinhalten. Letzteres wird freilich nicht an die große Glocke gehängt, ist dennoch aber für jeden überprüfbar, der es wissen möchte. Deswegen bleibt es so wichtig den Ausbruch von Kriegen zu verhindern und sei es nur durch militärische Abschreckung.


    Operation Phantom Fury – Wikipedia


    Operation Vigilant Resolve – Wikipedia


    Falludscha – Wikipedia


    Französische Doktrin – Wikipedia


    Asymmetrische Kriegführung – Wikipedia


    Kleiner Krieg – Wikipedia


    P.S. Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch immer, ob wir in unseren westlichen Gesellschaften nicht auch eine verzerrte Wahrnehmung des Krieges teilweise haben. In unseren Filmen und Medien werden solche Kriegsverbrechen nicht oft verarbeitet, wenngleich die Presse regelmäßig darüber berichtet, gerne mit der Einstellung, dass Derartiges „von anderen“ begangen würde, aber nicht von uns, da wir ja „aufgeklärt“ sind und Kriege „rational“ betrachteten. Ich bezweifle, dass diese Erzählung der Wirklichkeit standhalten würde. Wir klammern auch in unserer eigenen Geschichtserzählung die Hässlichkeiten des Krieges gerne aus, insbesondere bei als „gerecht“ empfundenen Kriegen.


    So furchtbar die Nachrichten aus Butscha im Übrigen sind. Eins bleibt auch festzuhalten. Putins Streitkräfte haben hier offensichtlich eine schwere Niederlage erlitten. Kiew wurde erfolgreich verteidigt. Das ist eigentlich eine sehr, sehr gute Nachricht. Meine Gratulation an die Ukraine für diesen wirklich heroischen Sieg, errungen mit Zähigkeit und großer Tapferkeit!

    2 Mal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • P.S. Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch immer, ob wir in unseren westlichen Gesellschaften nicht auch eine verzerrte Wahrnehmung des Krieges teilweise haben. In unseren Filmen und Medien werden solche Kriegsverbrechen nicht oft verarbeitet, wenngleich die Presse regelmäßig darüber berichtet, gerne mit der Einstellung, dass Derartiges „von anderen“ begangen würde, aber nicht von uns, da wir ja „aufgeklärt“ sind und Kriege „rational“ betrachteten. Ich bezweifle, dass diese Erzählung der Wirklichkeit standhalten würde. Wir klammern auch in unserer eigenen Geschichtserzählung die Hässlichkeiten des Krieges gerne aus, insbesondere bei als „gerecht“ empfundenen Kriegen

    Da sind die Meisten leider alle ein Stück weit der Hollywood "Propaganda" auf den Leim gegangen. Auf der einen Seite die Guten edlen Streiter für das vermeintlich Gute mit den strahlend weißen Westen und auf der anderen Seite die abgrundtief Bösen denen einfach alles zuzutrauen ist. Es gibt kaum wirklich kritische (Anti)Kriegsfilme und bei den großen Blockbustern ist immer das US Militär mit involviert das darauf schaut das es nicht in all zu schlechtem Licht dargestellt wird.

    Aber auch ohne Hollywood gab es schon immer Propaganda wo versucht wurde wurde Krieg zum vermeintlichen Kampf von Gut gegen Böse zu stilisieren um eine Rechtfertigung zu haben. Daher kommen auch diese Mythen zB. vom "edlen" Ritter, obwohl diese natürlich genau so erbarmungslose Schlächter waren wie ihre vermeintlich ehrlosen Gegner. Oder man erinnere sich noch an den ersten Weltkrieg, was für absurde Vorstellungen vom ruhmreichen und ehrenvollen Kampf in den Köpfen der meisten Menschen vorherrschten, welche dann aber schnell im Stellungskrieg mit Giftgas ihr Ende fanden.

    Oder auch an die große "Propagandashow" 2003 als GW Bush den Angriff auf den Irak befahl, auch hier haben viel zu viele Medien kritiklos die Regierungslinie nachgeplappert und das Bild vom Kampf für die Freiheit "missbraucht" um all den Wahnsinn der dort geschah zu rechtfertigen.

    Krieg bringt immer das schlimmste und grausamste im Menschen zum Vorschein und verursacht unsägliches Leid und Elend. Trotzdem es ist natürlich immer noch ein Unterschied ob sich das Militär wenigstens bemüht zivile Opfer zu vermeiden oder wie aktuell die Russen vorsätzlich zivile Ziele bombardiert und Zivilisten ermordet.

    Dennoch ist hier eindeutig Russland der Aggressor der ohne Grund die Ukrane überfallen hat und ich hoffe das alle Kriegsverbrechen dokumentiert und irgendwann geahndet werden.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Ein Blick in die Geschichte sollte uns lehren, dass es keine sauberen Kriege gibt.

    Zivile Opfer und Kriegsverbrechen gehören leider zu jedem Krieg.


    Für mich auch eine Illusion, dass nur die Russen Kriegsverbrechen verüben.

    Über das Thema könnte man ganze Bücher schreiben, ggf. gibt es diese auch schon.

    Gründe, warum Kriegsverbrechen passieren, sind mMn vielfältig:

    - Ausübung von Macht

    - Als Instrument gegen den Feind

    - Rache

    - Frustration

    - Langeweile

    -...


    Ich möchte nicht ausschließen, dass bestimmte Kulturkreise/Länder anfälliger für solche Taten sind, dies hängt aber wahrscheinlich mit den Gegebenheiten vor Ort zusammen (Thema Gewalt allgemein in der Gesellschaft, Bildungsniveau, Freiheitsgrad, usw.).


    Hier noch ein interessanter Artikel, wie der Krieg in der Welt gesehen wird (leider Paywall).

    Grundaussage:

    Wir haben unsere "westliche Brille" auf dieses Thema und stehen eng zusammen, in Afrika und Asien gibt es aber viele Länder, die sich eher neutral verhalten, da wirtschaftliche und politische Interessen andere sind.

    Umgerechnet auf Weltbevölkerung, ist dies sogar eine solide Mehrheit (schon dank China und Indien).

    Auch Biden Aussage Demokratie vs Autokratie lässt sich nicht halten (z.B. Indien und Südafrika).


    Die westliche Position gegenüber den Russen finde ich richtig, wir sollten aber nicht den Blick darauf verlieren, dass es auf der Welt auch andere Position (Desinteresse, Gleichgültigkeit, Abhängigkeit, Zustimmung) gibt.


    In diesem Zusammenhang mag ich noch nicht so recht beurteilen, ob das Zurückfahren der Importe aus Russland (Gas, Metalle usw.) wirklich zum Erfolg führt. Moralisch halte ich dies für richtig, auf der anderen Seite sind wir auf viele Dinge angewiesen und Russland kann seine Waren mittelfristig an andere verkaufen (China, Indien, Afrika). Vielleicht nicht zu dem selbst Preis, ich glaube aber nicht, dass Putin mittelfristig auf seinem Gas sitzen bleibt. Dafür ist der weltweite Bedarf zu groß.

  • Die Ereignisse von Butscha sind für mich kaltblütiger, feiger und niederträchtiger Mord. Ein Kriegsverbrechen, was man seit Srèbrenica in Europa nicht mehr erlebt hat und auch nicht mehr erwarten wollte.


    Klar, spielt bei mir die gelb-blaue Brille eine beeinflussende Rolle bei der Sicht der Dinge, aber für mich erscheint es als sehr unwahrscheinlich, dass Zivilisten in Butscha bewaffnet gegen die russischen Aggressoren vorgegangen sind. Das hätte man doch höchstwahrscheinlich von russischer Seite aus dokumentiert. Im Zeitalter von schnellen Video- und Fotoaufnahmen per Smartphone eigentlich eine Kleinigkeit. Vorallem wenn man bedenkt, wie sich ukrainische, russische und tschetschenische Soldaten auf Tiktok, Instagram und YouTube inszenieren (als wenn man auf eine Party mit seinen besten Kumpels gehen würde).


    Nein, ich habe da zwei Thesen. Erstens, die ukrainischen Zivilisten haben einige russische Soldaten bewusst provoziert und beleidigt ("Verpisst euch" usw.) oder zweitens, die russische Einheit wurde von russischen Ultranationalisten angeführt, welche die "Säuberungsaktion" in der Ukraine wortwörtlich genommen haben. Egal, um welche These es sich handelt, oder ob sogar der eine oder andere Zivilist mit seiner privaten AK47 auf die Angreifer geschossen hat. Grundsätzlich glaube ich, dass die Niederlage und der Truppenrückzug vor Kiew bei den russischen Einheiten für ein enorm gesteigertes Frustpotenzial gesorgt haben muss. Eventuell hat auch der Anblick der vielen Gefallenen für eine Verrohung gesorgt, die dann die Hemmschwelle soweit herabgesetzt hat, dass junge Männer bereitgewesen sind auf wehrlose Radfahrer und Spaziergänger zu schießen, bzw. auch gezielt zu exekutieren.


    Wenn ich dann noch die Bilder von den Arschlöchern sehe, die am prorussischen Autokorso in Berlin teilgenommen haben, und mir als Lehrer unterstellen, dass ich anti-russische Propaganda im Klassenzimmer unterrichten würde.......kriege ich nur das Kotzen!


    Btw.....meine Schwägerin wohnt nur zehn Minuten von Butscha entfernt. Kann aus ihrer Wohnung direkt auf die Vorstadt blicken. Hat Arbeitskollegen dort. Gott sei Dank haben wir sie da rausgeholt.

  • Putin ist in 5 Jahren Geschichte; der Mann ist Anfang 70, sowieso schon über dem russischen Altersdurchschnitt.

    Mit dem Sack wird niemand mehr reden, geschweige denn verhandeln. Interessant wird es, wie es mit dem Nachfolger geregelt wird. Es besteht ja durchaus die Möglichkeit, daß ein Reformer und nach Westen orientierter Nachfolger kommt. Putin hatte 22 Jahre Zeit, das totalitäte System auf sich selbst zuzuschneiden; sein Nachfolger hat das nicht.

    Dem wird möglicherweise gar nichts anderes übrig bleiben, als auf den Westen zuzugehen. Eigentlich ist dies die einzige Chance, aus dem wirtschaftlichen Totalausfall Rußlands der nächsten 50 Jahre rauszukommen.

    Man schiebt es auf den toten Putin und drückt den Resetknopf.

  • Man schiebt es auf den toten Putin und drückt den Resetknopf.


    Hat Chruschtschow ja bei Stalin so gemacht. Wobei ich mir vorstellen kann, dass Putin seine "Dynastie" schon abgesichert hat. Da kommt bestimmt noch ein Kaninchen aus dem Hut, und sei es Steigbügelhalter Medwedew, dass das Erbe von Putin fortführt.

    Ein schöner Militärputsch, der Nawalny an die Spitze an einer Übergangsregierung hievt, wäre schon ganz nett :)

  • John  Flo78

    Keine Ahnung welche Kriegsfilme ihr gesehen habt aber Full Metal Jacket zeigt eigentlich ziemlich eindeutig welchen Zweck die Grundausbildung hat. Es werden Killermaschinen ausgebildet und von denen soll erwartet werden, dass sie noch ethischen Grundsätzen folgen? Das wohl berühmteste Zitat in Kriegsfilmen, weil es auch noch improvisiert war, stammt aus Apocalypse Now von Marlon es beschreibt doch super, wie verrückt die alle geworden sind insbesondere seine Rolle. Besonders der Satz "Sie haben kein Recht mich einen Mörder zu nennen, sie haben das Recht mich zu töten. Sie haben ein Recht das zu tun aber sie haben kein Recht ein Urteil über mich zu fällen". Vielleicht interpretiere ich das anders als es der Film vorgesehen hat aber wie gesagt, wir bilden Menschen aus, die die Grundsätze der Ethik ignorieren müssen, wie können wir dann noch eine Linie ziehen von Außen, was richtig oder falsch ist, wenn diese Menschen in Kriegsgebieten Gräueltaten ausüben!? Und der schmale Grat, der für mich beste Antikriegsfilm, spielt die ganze Zeit mit dem Kampf eines jeden über Ethik, über den Sinn des Krieges. Wobei man schon erkennen kann, dass die Tendenz zum angeblich "sauberen" Krieg mehr und mehr in modernen Filmen überhand nimmt.


    Versteht mich nicht falsch, auch wenn ich schon krassere Videos im Netz gesehen haben die viel expliziter waren als die Straßenaufnahmen von (Butscha hört sich leider auch nach Butcher an), hat es mir gestern die Tränen in die Augen getrieben. Ich war nicht schockiert sondern einfach nur traurig. Mich hat sowieso schon gewundert, zu den Anfängen, als die Russen einmarschierten sind und auf der Gegenspur ganz "gemütlich" Autos fuhren die nicht platt gemacht wurden.

  • Hades

    Ich schrieb ja auch das es "kaum" gute Antikriegsfilme gibt und nicht gar keine. ;)

    Full Metall Jacket und Apocalypse Now zählen natürlich dazu, der schmale Grat kann ich noch empfehlen und evtl. Platoon aber dann wird es schon sehr dünn was die Auswahl angeht.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Es werden Killermaschinen ausgebildet

    Äh, nee!

    Man wird zum Ausschalten des Gegners ausgebildet, nicht zur Killermaschine.

    Folter und Genickschüsse für Zivilisten oder Vergewaltigung an Frauen wirst Du in keinem Handbuch der Kriegsführung finden. Nicht mal bei "den Russen".

  • Es werden Killermaschinen ausgebildet

    Äh, nee!

    Man wird zum Ausschalten des Gegners ausgebildet, nicht zur Killermaschine.

    Folter und Genickschüsse für Zivilisten oder Vergewaltigung an Frauen wirst Du in keinem Handbuch der Kriegsführung finden. Nicht mal bei "den Russen".

    Bitte, sei doch nicht so naiv. Du trainierst Menschen dazu andere Menschen umzubringen. Einen Menschen so zu programmieren, der wird mit der Zeit jede Hemmung ablegen.

  • Dass Putin in 5 Jahren Geschichte ist, möchte ich noch nicht glauben.

    Vielleicht hat er wirklich eine Krankheit ist in ein paar Jahren Geschichte.


    Er wäre aber nicht der erste Diktator, der sich noch im hohen Alter an der Macht klammert und in einem goldenen Käfig fern ab der Realität lebt.

    Ich wage da keine Prognose.


    Zu den Kriegsverbrechen:

    In den wenigsten Fällen werden gleich zu Beginn Kriegsverbrechen begangen oder direkt die Zivilbevölkerung angegangen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

    Vielmehr kommen diese Verbrechen mit der Zeit, wenn die Soldaten verrohen, durch zig Verluste in den eigenen Reihen, Entbehrungen, Frust, Rache, Gruppenzwang usw.

    Das lernt man nicht in der Ausbildung, das kommt automatisch mit der Zeit ind hängtmitdem Kriegsverlauf zusammen.


    Das soll Kriegsverbrechen nicht relativieren! Sowas gehört bestraft! In der Regel wird der Verlierer bestraft, während eigene Verbrechen unter den Teppich gekehrt werden. Geschichte schreibt der Sieger.

    So funktioniert es leider und so tickt die Menschheit nun mal.

  • Einen Menschen so zu programmieren, der wird mit der Zeit jede Hemmung ablegen.

    Nein!

    Damit beleidigst Du alle Soldaten und wiederholst den falschen Satz "Alle Soldaten sind Mörder!"


    Das sind sie nicht. Sie töten zum Selbstschutz und um der Aufgabe Willen, nicht aus Habgier oder Niedertracht!

    Ich möchte mich dazu versteifen, daß sehr gute 90% aller Soldaten (aller Armeen der Welt) keine Mörder und Kriminelle in Uniform sind, selbst in totalitären Systemen.


    Ja, der Krieg kann zur Verrohrung führen und einige Einheiten, wie die von dem Tschetschen-Spinner sind genau, das: Mörder und Schänder. Sogar bevor sie ein "Recht" auf Rache verspüren mögen. Aber die Masse der Soldaten nicht.


    Auch wenn "der Russe", immer noch wie zur Zeit der Bolschewiki kämpft: keine Rücksicht auf menschliche Verluste, weder bei der eigenen Truppe noch beim gesamten Gegner.

    Leider gibt es und wird immer wieder, teils befohlene Exzesse, geben.


    Und wieder. Es ist nicht "der Soldat" der Kriegsverbrechen verübt, sondern einzelne!

  • Wo schreibe ich, dass alle Soldaten Mörder sind? Es gibt keinen Mord. Wie können wir es wagen jemanden als Mörder zu beschimpfen, dem wir vorher noch beigebracht haben Menschen zu töten? Wie können wir es wagen, einen Menschen zu verurteilen der für uns in den Krieg zieht als Mörder zu beschimpfen?


    Der Krieg kann nicht zur Verrohrung führen, es ist zwangsläufig. Hier kann mir keiner erzählen, dass ein Mensch, der nach einem Einsatz an der Front wirklich noch derselbe Mensch ist! Es ist doch absolute Walt Disney Verklärung, sich einzubilden, wir schicken Menschen in den Krieg, die später wissen wer noch der Feind ist. Du wirst absolut enthemmt, dein ganzes Weltbild welches dir als Kind eingeflösst wird, wird dir genommen, wenn du mit ansehen musst, wie alles im Krieg zerstört wird. Und dann willst du mir erzählen, das sind Einzelfälle? Je länger ein Krieg dauert umso mehr Soldaten wachsen zu diesen Menschen die vor nichts mehr halt machen werden.

  • In den wenigsten Fällen werden gleich zu Beginn Kriegsverbrechen begangen oder direkt die Zivilbevölkerung angegangen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

    Vielmehr kommen diese Verbrechen mit der Zeit, wenn die Soldaten verrohen, durch zig Verluste in den eigenen Reihen, Entbehrungen, Frust, Rache, Gruppenzwang usw.

    Ich glaube sogar eher gerade am Anfang, bzw. bei unerfahrenen Soldaten kommt es vor. Vielleicht weil für diese Soldaten der Schock des Krieges und eigener Verluste noch am größten ist und die emotionale Reaktion somit am heftigsten. Aber eine Verrohung gibt es natürlich auch mit der Zeit.

  • Ein wichtiger Faktor ist die allgemeine Kultur im Militär und wie die Offiziere mit sowas umgehen. Dazu kommt noch welches Bild im Vorfeld über den Feind verbreitet wurde. Wenn man sich im Vergleich den Einmarsch der Amis im irak anschaut gab es zwar Kriegsverbrechen, diese geschahen jedoch in deutlich kleinerem Rahmen und es gab in manchen Fällen strafrechtliche Konsequenzen. In Russland hingegen gehört Terror gegen die Zivilbevölkerung im Krieg in den letzten 100 Jahren zur Norm und weder gegen die Soldaten noch Offiziere wurde da vorgegangen.

    "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
    aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
    - Albert Einstein


    "Kirche und Naturwissenschaften haben soviel miteinander zu tun wie Gruppensex und Bratkartofflen"
    -Werner Gruber

  • Ein wichtiger Faktor ist die allgemeine Kultur im Militär und wie die Offiziere mit sowas umgehen. Dazu kommt noch welches Bild im Vorfeld über den Feind verbreitet wurde. Wenn man sich im Vergleich den Einmarsch der Amis im irak anschaut gab es zwar Kriegsverbrechen, diese geschahen jedoch in deutlich kleinerem Rahmen und es gab in manchen Fällen strafrechtliche Konsequenzen. In Russland hingegen gehört Terror gegen die Zivilbevölkerung im Krieg in den letzten 100 Jahren zur Norm und weder gegen die Soldaten noch Offiziere wurde da vorgegangen.

    Das liegt aber auch daran, dass die Amis beim Einmarsch in den Irak höchstens an Altersschwäche gestorben sind. Die Verluste waren nicht so gravierend wie bei den Russen jetzt schon in 6 Wochen. Wenn du in deinem Zug stündlich mitbekommst, wie deine Kameraden fallen, dann macht das mit einem was. Und dann bist du nicht mehr der entspannte Soldat der mit dem Ukrainer debattiert, wie sinnig diese "Operation" ist.

  • Die russische Regierung trägt eine große Schuld an diesen Vorgängen. Mit ihren „Nazi“-Lügen und ihrer Propaganda hat sie die Ukrainer seit acht Jahren dämonisiert und den Hass in Russland angeheizt. Das wird mit zu diesen Gräueltaten beigetragen haben. Zumal ja mit Raketen auch gezielt (!) ein ziviler Wohnblock nach dem anderen zerstört wird. Diese Raketen fliegen ja nicht wahllos sondern mit genauen Zielkoordinaten.


    Mit dieser russischen Regierung wird wohl niemand mehr im Westen verhandeln wollen. Erste Vergleiche mit Hitler werden bereits in der Presse gezogen. Aber was, wenn man verhandeln muss?


    Immerhin, ich glaube nun fester denn je, dass die westlichen Demokratien diesen Konflikt langfristig gewinnen werden. Wer so agiert, wie das Regime Putins, dem laufen die Anhänger langfristig früher oder später weg. Er kann nicht siegen. Nicht in der Ukraine und auch nicht in Europa. Vielleicht kann er den eigenen Sturz verhindern und die Russen in jahrzehntelange Geiselhaft pressen, aber den Westen wird er nicht besiegen. Und falls er es versucht, wird er unweigerlich mit untergehen. Langfristig sind derart brutale Herrschaftsmethoden dem Untergang geweiht, weil sie die Herzen der Menschen verlieren und nicht gewinnen.

  • Hat Chruschtschow ja bei Stalin so gemacht. Wobei ich mir vorstellen kann, dass Putin seine "Dynastie" schon abgesichert hat. Da kommt bestimmt noch ein Kaninchen aus dem Hut, und sei es Steigbügelhalter Medwedew, dass das Erbe von Putin fortführt.

    Ein schöner Militärputsch, der Nawalny an die Spitze an einer Übergangsregierung hievt, wäre schon ganz nett

    Glaube ich nicht. Ist ja keine absolute Monarchie, wo der Nachfolger schon vorher feststeht und alleine aufgrund der "Ernennung" von seinem Vorgänger schon seine Legitimation erhält. In Rußland gibt es alleine unter den Oligarchen ein Dutzend, das sich selbst für würdig erachtet Putin zu beerben; allen voran Usmanow. Ich bin mir sicher, daß schon jetzt im Hintergrund die Fäden gezogen werden.

    Unter einer Sowjetregierung gab es das Politkomiteé, das eine gewisse Kontrolle über den Parteichef ausgübt hat, Das ist jetzt unter Putin nicht mehr so. Da es auch keine Demokratie gibt, kann die Nachfolge Putins eigentlich nur in einem Machtkampf entschieden werden.

    Bis auf die paar Jahre unter Jelzin hat Rußland nur Gewalt erlebt, seit Ewigkeiten. Warum sollte gerade die Machtübergabe von Putin an seinen Nachfolger mit dieser Tradition brechen?

  • Wo schreibe ich, dass alle Soldaten Mörder sind?

    Moin Hades,


    nein, hast Du nicht, entschuldige. Aber so wie Du es schriebest, klang es für mich wie eine Unausweichlichkeit, daß man von der ausgebildeten "Killermaschine", was Soldaten NICHT sind, hinentwickeln müsse zu Menschen ohne Hemmungen.


    Das stimmt nachweislich nicht so.

    Z.B. waren in der Wehrmacht, nach neueren, nicht ideologisch vernebelter Schätzungen, "nur" 5% der Soldaten direkt an Kriegsverbrechen beteiligt, trotz Kommissarbefehl, trotz Sühnebefehl, etc.

    Die "nur" 5% machen in Summe, dann allerdings doch eine halbe Million aus. Die Masse machts.


    Ja, mit der Dauer eines Krieges werden die Methoden rüder, Soldaten abgestumpfter, aber nicht immer nur unmenschlicher.


    Sachen wie z.B, Abu Ghraib passieren mit Menschen, die eh schon latente Psychopaten sind. Im Krieg haben sie dann die Möglichkeit dies auszuleben.


    Wie Black Templar95 schrieb, trägt auch die (Militär)-Kultur oder die Propaganda und Vordiffamierung dazu bei, ob eine Armee grausamer oder humaner agiert.

    Die russisch/sowjetischen Truppen haben eine "Tradition" inhumaner" zu agieren, als andere, auch gegen sich selbst. Das heißt aber nicht, dass es, von oberster Stelle, also per Dekret, Befehle gäbe für Massaker oder Vergewaltigungen. Und es heißt nicht, daß alle da mitmachen (müssen) und die absolute Verrohung der Soldaten unabdingbar sei.


    Sorry, in der Konnotation Deines Textes liest es sich für mich immer noch so, als müsse jeder Soldat im Kriegsfall über die Zeit zum Mörder werden.

    Also, dass ein Soldat nicht nur im Auftrag seines Einsatzes tötet, sondern aus Spaß an der Freud.


    BTT:

    was mich echt ankotzt ist, dass es Menschen gibt, die unterstellen dies seien Schauspielertruppen, die sich da in Bucha hingelegt haben für die geile Show und das dann noch in Ihren Chaneln verbreiten.

    Ua. ist in Bucha zu sehen, wie am rechten Straßenrand eines der Opfer liegt. Während das Fahrzeug vorbeifährt sieht man, wie sich die Hand bewegt - Großaufnahme, unscharf, Schnitt.

    Wenn man aber sich das Video normal anguckt, dann sieht man, daß da eine Reflexion, auf der Autoscheibe, vor der Leiche, über dieselbe wandert, dabei sieht es fast so aus, als würde sich die Hand bewegen und nach der Leiche wandert der Lichtfleck aber weiter.


    Der Desinformationskrieg durch offizielle Stellen, aber auch durch Privatpersonen, ist in der heutigen Zeit echt nicht zu verachten

  • Mit dem Sack wird niemand mehr reden, geschweige denn verhandeln. Interessant wird es, wie es mit dem Nachfolger geregelt wird. Es besteht ja durchaus die Möglichkeit, daß ein Reformer und nach Westen orientierter Nachfolger kommt. Putin hatte 22 Jahre Zeit, das totalitäte System auf sich selbst zuzuschneiden; sein Nachfolger hat das nicht.


    Ein schöner Militärputsch, der Nawalny an die Spitze an einer Übergangsregierung hievt, wäre schon ganz nett :)

    Wie gesagt, wir müssen aufpassen, dass wir nicht dem Wunschdenken verfallen. Die allermeisten Russen scheinen hinter dem Ultra-nationalistischen Kurs der Regierung zu stehen. Und auch die russische Opposition ist leider größtenteils nicht besser. Nur weil man vorgeblich gegen Korruption kämpft oder Putin aus welchem Grund auch immer ablehnt, ist man nicht automatisch pro westlich.

    Herr Nawalny hat derzeit Kreide gefressen, weil er weiß was seine westlichen Unterstützer hören wollen. Aber bei Russlands letztem Überfall auf ein Nachbarland hat er noch folgendes verkündet: "Tiflis, die Hauptstadt der Nagetiere, gehört mit Marschflugkörpern zerstört"

    Ob sich das jetzt ändert, weil man nicht mehr zu McDonalds gehen kann? Ich hoffe es ja, aber mir fehlt der Glaube.


    Putins Streitkräfte haben hier offensichtlich eine schwere Niederlage erlitten. Kiew wurde erfolgreich verteidigt. Das ist eigentlich eine sehr, sehr gute Nachricht. Meine Gratulation an die Ukraine für diesen wirklich heroischen Sieg, errungen mit Zähigkeit und großer Tapferkeit!

    Slava Ukraini! Stimme dir absolut zu. Trotzdem ist die Lage für die Ukraine kritisch. Es stehen weit über 100.000 feindliche Soldaten auf ihrem Territorium. Täglich werden Treibstoffdepots und andere Infrastruktur Ziele getroffen. Das kann nicht keine Auswirkungen auf die Kampfkraft haben. Und lass die Russen jetzt doch noch einmal erfolgreich entlang des Dnepr Richtung Norden vorstoßen, dann ist der Osten des Landes verloren.


    Das kann ich so nicht stehen lassen. In der Strahlentherapie wird exakt danach gearbeitet. Kleine dosen täglich über einen längeren zeitraum (von Wochen bis hin zu Monaten), um Krebszellen zu zerstören.

    Und dort unterscheidet man zwischen Frühreaktionen (während der Behandlung), Spätfolgen (Monaten nach der Behandlung) und Stochastische Strahlenschäden (was du beschrieben hast).

    Das ist jetzt eine Off-Topic Diskussion, aber ich bezog mich primär auf die Strahlenexposition der medizinisches Personal ausgesetzt ist. Bei der Strahlentherapie ist es schon so, dass man klassisch mit möglichst hohen Dosen arbeiten will, um eben den sofortigen, deterministischen Strahlenschaden zu induzieren. Limitierend ist hierbei der Kollateralschaden an gesunden Gewebe. Deswegen versucht man, möglichst präzise nur das erkrankte Gewebe zu zerstören. Da das nicht perfekt klappt, ist man dennoch in der Dosis begrenzt. Die Idee hinter mehrfacher Gabe ist dann nicht der kumulative Effekt per se (die addierte Dosis auf einmal zu geben hätte eine deutlich stärkere Wirkung, wird aber nicht vertragen), sondern, dass zumindest manche Tumoren deutlich strahlensensibler sind als normale Zellen, so dass diese sich in den Intervallen zwischen den Gaben deutlich besser erholen als die malignen Zellen.

    Bei der Langzeit-/Dauertherapie mit in den Körper eingebrachten Substanzen geht es um Alpha-Strahler und ähnliches mit extrem geringer Eindringtiefe, sodass gesundes Gewebe eben kaum beeinträchtigt wird. Außerdem sind solche Stunts in der Regel Teil eines palliativen Therapiekonzepts.

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