Erster Weltkrieg!

  • Ja, mit Bismarks Politik wäre man vielleicht weitergekommen


    Naja, der wurde ja nun wirklich frühzeitig schon auf Abstellgleis geschoben...


    Was habe ich über Willi Zwo gelesen: Der brillianteste aller Versager :biggrin:


    Sacrum Romanum Imperium - für Kaiser und Reich


    "Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist gezwungen sie zu wiederholen."
    Jorge Augustín Nicolás Ruiz de Santayana


    "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." Friedrich Nietzsche

  • Naja, der wurde ja nun wirklich frühzeitig schon auf Abstellgleis geschoben...


    Es ging jedoch auch um einen Generationen Wechsel, immerhin war Bismarck zum Zeitpunkt seiner Entlassung schon 75 Jahre alt, es bleibt also fraglich, wie lange er noch die Kräfte besessen hätte die Geschicke des Reiches weiter zu lenken. Sicherlich hätte Wilhelm II. sich an der Politik von Bismarck orientieren sollen und nicht stattdessen seinem Geltungsdrang nachgehen sollen.

  • Ich hol den Thread mal kurzeitig aus der Versenkung. *hust* :D Ich hab mich die letzten paar Tage wieder dem ersten Weltkrieg beschäftigt und es ist echt interesannt was auch teilweiße hinter den Kulissen abging was man normalerweiße nie so gehört hat zuvor. Was ich zb überhaupt nicht wusste und auch nicht gedacht hätte das es beinahe 1918 noch zu einem Krieg zwischen Deutschland und dem osmanischen Reich wegen Georgien gekommen wäre. Oder was für mich auch neu war das deutsche Militärberater in Mexiko aktiv waren und es zwischen den Amerikaner auf der einen Seite und den Mexikanern und Deutschen auf der anderen Seite zu einer Schlacht kam. Falls sich jemand über diese Themen interssiern sollte hier mal die Links.


    Mexiko
    Georgien

  • Ja die kleinen Geschichten im Hintergrund. Die Veröffentlichung der Zimmerman-Depesche im Zusammenhang mit einem mexikanisch-deutschen Bündnis. Zimmermann-Depesche – Wikipedia


    Und noch ein kleiner TV-Tipp, später um 0:15 Uhr auf Phoenix: "Die Hölle von Verdun" - 145 Minuten Doku über das wohl bekannteste und sinnloseste Blutbad im 1. Weltkrieg.

  • Ein frommer und vernünftiger Wunsch.
    Das Verheizen von Menschenleben wie es in solchen großen Kriegen geschah, sollte sich nie wieder wiederholen.........
    Leider bleibt das natürlich nur Utopie....

  • Ich habe gerade das Buch "August 1914" von Barbara Tuchmann zu Ende gelesen und bin mal wieder erschrocken und erstaunt mit welcher Logik und Begeisterung man damals in den Krieg gezogen ist! Jeder meinte die Schwächen und Stärken des Gegners zu kennen und kaum einer war gegen eine militärische Auseinandersetzung. In meinem damaligen Gesichtsunterricht wurde der erste WK ja auch mehr als dürftig behandelt und damit war mir auch bis auf die "Schlacht" bzw. das Schlachten bei Verdun und die "Dolchstoß-Legende", etc. also die groben Umrisse gar nicht viel bekannt, zB dass die Deutschen ja kurz vor Paris standen (an Paris vorbeimarschiert sind) und das die Engländer, bis auf ihr erstes Gefecht, sich bis zur Schlacht an der Marne nur zurückgezogen hatten, ja gar abziehen wollten!
    Nun ja, man lernt halt immer wieder dazu!
    Ich kann das Buch nur empfehlen!
    Mit tiefen Grüßen Tobbser

  • Auch nanch dem "Wunder von der Marne" kamen die deutschen Truppen öfters nochmal an Paris ran. Da wurde dann aus 20 km Entfernung Paris mit schwerer Artillerie beschossen. Die Franzosen antworteten mit Bombern über Karlsruhe und Freiburg.


    Edit: Jetzt gibts gleich einen Spielfilm zum Thema Vermisste und 1. WK. Das Leben und nichts anderes - Drama Frankreich 1989

  • Das wirklich erschütternde am 1. Weltkrieg ist für mich der erste Tag der Somme-Schlacht. 8000 Briten fielen im deutschen Kreuzfeuer innerhalb einer halben Stunde und der Kommandeur ließ weiter angreifen. Das ist ein nicht zu begreifender Wahn.


    Sacrum Romanum Imperium - für Kaiser und Reich


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    "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." Friedrich Nietzsche

  • Für diese sinnlosen Sturmangriffe gibt es zwei wesentliche Gründe.


    Der Erste hat etwas mit der Ausbildung der Offiziere zu tun. Viele ältere Offiziere, welche aufgrund ihres Alters und Erfahrungen oft im höheren Range waren (z.B. ein befehlshabender General), hatten ihre Ausbildungen und Taktiken zu Zeiten erhalten, wo an einen modernen, industriealisierten Krieg noch gar nicht zu denken war. Und so wurde auch gekämpft: Oft keinen Meter zurück bis zum letzten Mann. Die Franzosen sind 1914 sogar noch mit Trommeln, Fahnen und Trompeten vorgestürmt (Warum es später noch die Trillerpfeifen gab ist mir auch ein Rätsel, sämtlicher Überraschungseffekt ist so dahin) - für die Deutschen auf der anderen Seite das Zeichen das MG durchzuladen und nur abzuwarten. ;)


    Das MG ist auch ein guter Übergang zum zweiten Grund. Die Verteidiger waren den Angreifern im Allgemeinen überlegen. MG's, Stacheldraht, Befestigungen, Bunker, Unterstände und Gräben gaben den Verteidigern eine gute Ausgangstellung. Im Endeffekt verreckte fast eine ganze Generation an jungen Männern in den schlammigen Gräben und bei den meist vergeblichen Attacken auf diese. Das war den Generalsstäben aber durchaus bewußt - anscheinend aber nicht die Ursache der Situation. Man versuchte zu jedem Preis wieder in den Bewegungskrieg überzugehen - was an der Ostfront ab und an auch gelang. So wurde es oft ein sinnloses Blutbad für die Angreifer. Ein Beispiel hierfür ist neben dem Genannten von Kelti auch die Schlacht von Langemarck.

    Zitat von dhm.de

    Nach dem Scheitern des Schlieffen-Plans hoffte die deutsche Oberste Heeresleitung (OHL), beim "Wettlauf zum Meer" einen Teil der alliierten Truppen durch einen Vorstoß zwischen Lille und der Kanalküste doch noch umfassen zu können. Seit dem 20. Oktober 1914 versuchten die deutschen Truppen immer wieder, die hier noch ungefestigte Verteidigungslinie der Entente zu durchbrechen. Bei diesen Vorstößen wurden in großer Zahl nur unzureichend ausgebildete Reservekorps von jungen Kriegsfreiwilligen, vor allem von Schülern und Studenten, eingesetzt. Dementsprechend hoch war die Zahl der Opfer unter diesen Rekruten. So wurden am 10. November 1914 über 2.000 junge Soldaten bei dem Versuch getötet, nahe der Ortschaft Langemarck eine Hügelkette zu erobern. Die Aufwärtsstürmenden waren für die von oben feuernden Schützen an den Maschinengewehren leichte Ziele und wurden förmlich niedergemäht.
    Am folgenden Tag betonte der offizielle Heeresbericht, daß die jungen Soldaten mit dem Gesang des Deutschlandlieds die feindliche Stellung angegriffen hätten. Als ”Mythos von Langemarck” wurde die Opferbereitschaft dieser jungen Rekruten überhöht und ihr ”Heldentod” glorifiziert. Mit ”Langemarck” wurde über die Weimarer Republik hinaus an selbstlos heroisches Sterben für Nation und Vaterland appelliert.


    Der deutsche Generalfeldmarschall August von Mackensen hatte einige Erfolge um in den Bewegungskrieg übergehen zu können. Bei der Schlacht von Gorlice-Tarnów (1. bis 3. Mai 1915) gelang ihm der Durchbruch durch die russische Front in Westgalizien. Ende 1916 war er dabei als man in drei Monaten Rumänien überannte, bis Kriegsende war er dort Gouverneur.




    ...eines der vielen grausamen Themen des 1. Weltkrieges, welche man nie vergessen sollte. :lehrer:

  • Hm, es ist aber nicht richtig zu sagen die Serben hätten das Ultimatum nicht annehmen können. Denn das HABEN SIE bis auf irgendeine kleine Sache, dennoch hat Österreich Ungarn Serbien den Krieg erklärt. Und zu Wilhelms Schuld: Ja es stimmt, sein Wettern für einen Krieg ist sein persönlicher Teil der Schuld. Später bekam er jedoch Gewissensbisse und riet nachdem er von Serbiens Einverständnis erfahren hatte von einem Krieg ab. Seine beschwichtigende Botschaft wurde aber einfach abgefangen und abgeschwächt, da inzwischen die Regierungen beider Nationen, ÖU und DR den Krieg wollten. Hauptschuld an diesem Krieg tragen die Militärs, die dem Kaiser später vollkommen die Zügel aus der Hand genommen haben.


    Wenn ihr euch übrigens fragt warum die Deutschen so kriegsbegeistert waren...es dachten alle das wird so ein Krieg wie die an die sie sich erinnerten, nämlich Bismarcks Einigungskrieg. Mit nach unseren Maßstäben wenigen Todesopfern und kurzer Dauer. Nicht einmal die Heeresleitung hätte auch nur im Traum mit den Millionen Verlusten gerechnet. De facto war das "Deutsche Kaiserreich" in den letzten Kriegsjahren eine Militärdiktatur :ritter2:


    Nochmal zu Wilhelm II., wenn ihr wissen wollt woher sein bisweilen geradezu bizarrer Geltungsdrang kommt, informiert euch mal über seine Kindheit. ;(

  • Hm, es ist aber nicht richtig zu sagen die Serben hätten das Ultimatum nicht annehmen können. Denn das HABEN SIE bis auf irgendeine kleine Sache,


    Ja, bloß war dieser letzte Punkt destabilisierend für die Authorität Serbiens. Die Österreicher wollten in den Prozess gegen die Attentäter Franz Ferdinands eingreifen. Dies verstößt aber gegen die Verfassung eines jeden Staates und Serbien wäre de facto nicht mehr unabhängig. Russland, als Schutzmacht Serbiens, hätte eine Marionettisierung, so kann man das durchaus interpretieren, durch Österreich-Ungarn nie zugestimmt und hätten interveniert. Somit wäre es die Entente gewesen, die den Krieg letztendlich vom Zaun brach, wie es von den Mittelmächten vorgesehen war.


    Und zu Wilhelms Schuld: Ja es stimmt, sein Wettern für einen Krieg ist sein persönlicher Teil der Schuld.


    Ach, sicherlich hatte Willy ein paar Fehltritte, aber diese waren nicht so tragisch. Viel schlimmer war die Beratung durch seinen Stab, wie z. Bsp. die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages mit Russland, oder die von dir erwähnte Blockade des kaiserlichen Schreibens durch den Reichskanzler von Bülow.
    Die Österreicher waren auch nicht gerade besonders auf Frieden aus, wie man an der Hoyos Mission erkennt. Wilhelm hat Wien mehrmals zu einem friedlichen Abkommen mit Serbien gedrängt. Die Entente, insesondere Engalnd, hat nicht gerade zur Deeskalation beigetragen.

  • [...]Amis das sie sich einfach eingemischt haben.[...]


    So einfach und ohne Grund war das dann doch nicht. "Ooooch, in Europa is gerade Krieg." Really? Na da dann geben wir doch mal unseren Militäretat dort aus lieber Woodrow." :D


    Vielmehr drängte GB die USA zu einem Beitritt. Offizieller Grund für die Kriegserklärung hierfür war die Versenkung der Lusitania.


    Wikipedia hierzu:[spoil]



    [/spoil]
    Auch die Frage der Vorsätzlichkeit im Zusammenhang mit dem Namen Winston Churchill (damaliger Marineminister) wurde nie ganz ausgeschlossen.


    Ein weiterer Grund waren die Geldgeber aus den USA, welche 1916 ihre Felle davonschwimmen sahen. 1916 war im Allgemeinen ein eher militärisch erfolgreiches Jahr für die Mittelmächte. Es floss vor und während des Krieges sehr viel Geld in Form von Krediten von den USA nach England. Dieses sahen viele mächtige und reiche Bankiers gefährdet, falls Deutschland und seine Verbündeten den Krieg gewinnen sollten. Man machte deswegen sehr viel Druck auf die US-Regierung um sie zum Kriegseintritt zu bewegen. Man brauchte zwei Jahre um die zögernde USA mit in den Krieg zu ziehen. 1917 erfolgte schließlich die Kriegserklärung an die Mittelmächte.

  • Twilight


    Aber ich hab doch gesagt dass Willy eben nicht sooo viel Schuld hat und dass er als er Gewissensbisse gekriegt hat schlichten wollte. Glaub mir ich bin der Letzte der was gegen den guten alten Willy sagt, im Gegenteil er tut mir sogar ziemlich leid. Wenn ich Dokumentationen über ihn sehe oder etwas lese hab ich den Eindruck, das war einfach ein großes Kind das Anerkennung wollte und von seiner Umgebung gnadenlos benutzt wurde.

  • Letztendlich waren alle europäischen Großmächte an dem Desaster Schuld. Die Überheblichkeit des Deutschen Reichs, die Rachsucht der Franzosen, die Balkan-Träumereien der Österreicher... Es hat alles mit dem Sieg über Frankreich 1871 begonnen. Die Franzosen hatten in ihrer Überheblichkeit versucht, den König Wilhelm I. zu demütigen (Spanischer Erbfolgekonflikt). Bismarck hat die Emser Depesche umgestaltet und damit Napoleon III. zum Krieg gezwungen. Diesen Krieg verlor Frankreich auf ganzer Linie und musste Elsaß-Lothringen an das neu gegründete Deutsche Reich abtreten. Die Franzosen fühlten sich auf den Schlips getreten, weil sie der Meinung waren, dass ihnen Elsaß-Lothringen gestohlen wurde und wollten Rache (Erbfeindschaft). Mit der Entlassung Bismarcks als Reichskanzler begann dann der Ärger. Mit ihm wäre das alles wohl nicht passiert. Der österreichisch-ungarische Kaiser war doch am Vorabend des 1. WK nur noch eine Marionette seiner Generäle, die einen Krieg wollten. Wilhelm II. hat dann schneller gehandelt als nachgedacht und hat den Österreichern Hilfe versprochen. Dann hat er gemerkt, dass das vielleicht doch nicht so gut ist und hat versucht, die Ösis davon abzubringen. Die wollten aber unbedingt ihren Krieg und Wilhelm sagte notgedrungen die Hilfe zu. Er wollte aus der Not eine Tugend machen. Die Franzosen sahen ihre Chance und kamen ihrem Bündnis mit den Russen nach, bei denen der Zar ebenfalls durch seine Generäle beeinflusst wurde. Wegen diverser Grenzverletzungen in Lothringen erklärte das Deutsche Reich dann an Frankreich den Krieg. So kam eines zum anderen.


    Versaille hat dann das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Kriegsschuld des Deutschen Reichs ist im Nachhinein nicht mehr haltbar. Die anderen europäischen Großmächte hätten nie gedacht, dass Österreich-Ungarn die treibende Kraft hinter dem Konflikt war. Und das hätte den Franzosen auch nie gepasst. Die Franzosen wollten das Deutsche Reich auf lange Sicht schwächen und setzten sich gegen die moderateren Stimmen aus den USA auch durch, da sie den größten Schaden hatten. Nun fühlte sich ganz Deutschland auf den Schlips getreten ("Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?"). Das sorgte für eine große Rachestimmung in Deutschland. Die Demokratie wurde als Auflage der Siegermächte wargenommen (aus nachvollziehbaren Gründen, waren doch zu der Zeit die Siegermächste selbst nicht die demokratischsten Nationen gewesen) und nicht als etwas Gutes. Die Hyperinflation und die Wirtschaftskrise taten ihr Übriges und sorgten dafür, dass Leute wie Adolf Hitler Gefolge bekamen. Worauf das hinauslief, ist ja jedem bekannt.



    Schuld am Krieg un dessen Folgen war also die weltpolitische Gesamtsituation. Die Deutschen waren zu naiv und kriegslustig, um die Konsequenzen erkennen zu können. Ihre hohen Erwartungen wurden enttäuscht und schlugen in Rachegelüste um. Die Franzosen waren zu sehr darauf bedacht, Deutschland in jeder Form zu schwächen. Dabei unterschätzen sie die Konsequenzen. Dass sich eine so große Nation wie Deutschland sich nicht zu einem franzöischen Vasall machen lassen würde, war den Franzosen nicht klar. Die Österreicher übernahmen sich mit ihren Balkan-Projekten vollständig und gaben mit ihrem tolpatschigen und kriegsfördernden Verhalten den Anlass für den Konflikt.


    Der Krieg ist Sohn vieler Väter.

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