Kony 2012

  • Ich weiß nicht ob dieses Projekt funktionieren kann. Mein Verstand sagt mir: "Es ist naiv." Aber mein Herz sagt mir: "Es muss funktionieren!"


    Für mein Staatsexamen lerne ich gerade die Amerikanische Revolution. Auch dort begann es mit Pamphleten und Absprachen von Boykotten. - Das Internet vernetzt uns immer mehr. Stadtratsbeschlüsse werden gekippt. Demos organisiert. Ja selbst die Arabellion soll ihren Anfang im Internet genommen haben. Vielleicht... vielleicht könnte es ja auch in Afrika funktionieren. Vielleicht könnten wir wirklich unsere Welt verändern und uns einen größenwahnsinnigen Warlord nach dem anderen vorknöpfen. Aber sind wir bereit den wirklichen Preis zu zahlen?


    Dieses Projekt: KONY 2012 finde ich jedenfalls außerordentlich bemerkenswert und spannend, zumal sie es wirklich schon geschafft haben, die amerikanische Regierungen zu ganz konkreten Handlungen (Entsendung von Militärausbildern) zu veranlassen. Das ist, wie ich finde, schon verdammt viel für den Anfang.


    Ich finde dieses Projekt derart spannend, dass ich es unbedingt, auch mit Euch hier im Forum, weiter verfolgen und begleiten möchte. Ich will wissen, was am Ende dabei rauskommt. Wird es Erfolg haben? Wird es "vergessen werden"?


    Schaut Euch das Video an. Es beeindruckend und wie ich finde sehr berührend. Vielleicht ist es angesichts von Dafur, Ruanda, Somalia, Irak, Iran und Afghanistan, grenzenlos naiv. Aber vielleicht ist es angesichts von Tunis, Tripolis, Kairo und Moskau auch ein Lichtstreifen am Horizont. Überall auf der Welt erleben wir zur Zeit ein ziviles Aufbegehren, vernetzt durch das Internet. Kann es auch bei größenwahnsinnigen Warlords in Afrika klappen? Können wir eine globale Justiz schaffen? Können wir die Kinder dieser Welt mit einigen Mausklicks und Demos retten? Es wäre ein Wunder. Aber irgendwo muss man ja anfangen oder resignieren. Schaut Euch das Video an. Ich bin gespannt über Eure Meinung dazu.



    Ok, Vimeo wird bei mir angezeigt. Bei Euch auch? Aber schaut es euch lieber Fullscreen an. Ist wesentlich besser.

    [video]

    [/video]


    Ich weiß nicht, wieso das Video nicht angezeigt wird. Hier noch einmal ein Link als trauriger Ersatz... Link zu Youtube: KONY 2012

  • Ich möchte meine Antwort bildlich darstellen:



    Schön, dass man sich immer um den Mainstream kümmert, mit einem Knopfdruck beendet man sicher die inhumanen Zustände in Zentralafrika (die bis vor zwei Tagen niemanden interessiert haben). :kaffee:


    [align=center] :) Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden. :)

  • Ja, genau das habe ich auch gedacht. Das ist der große Zweifel. Warum sollte es diesmal anders laufen als sonst. Aber andererseits, soll das jetzt der Grund sein, nichts mehr zu tun? Es besser als nichts. Es ist ein weiterer Versuch, ein neuer Anfang.


    Was tust du denn? Ich meine wenn man so zynisch ist, dann müsste das ja auch eine Konsequenz haben.


    Sie haben es in die Zeitungen geschafft. Obama hat Soldaten entsannt. Ist das denn nichts für den Anfang? Mehr als so manch anderer bisher erreicht hat, wie ich finde.


    Laut Zeitungsbericht haben das Video seit Montag bereits über 10 Millionen Menschen gesehen und es soll angeblich für den Serverausfall bei Facebook verantwortlich sein. Wenn das stimmt, wäre das doch der Hammer. Also von mir kriegen die Jungs definitiv eine Spende. Ich will das ausprobieren, ob das klappen kann. Kony noch 2012 in Den Haag. Das will ich erleben. - Kanntest du den Namen Kony gestern schon? Ich nicht.

  • Was tust du denn? Ich meine wenn man so zynisch ist, dann müsste das ja auch eine Konsequenz haben.


    Gegenfrage: Muss ich immer etwas tun?


    Sie haben es in die Zeitungen geschafft. Obama hat Soldaten entsannt. Ist das denn nichts für den Anfang? Mehr als so manch anderer bisher erreicht hat, wie ich finde.



    Wow. Ist wahrscheinlich die letzten 10 oder mehr Jahre noch niemanden aufgefallen. Passiert ja mal. An Scheinheiligkeit kaum mehr zu übertreffen. :rofl:


    Zitat

    Also von mir kriegen die Jungs definitiv eine Spende. Ich will das ausprobieren, ob das klappen kann. Kony noch 2012 in Den Haag. Das will ich erleben. - Kanntest du den Namen Kony gestern schon? Ich nicht.


    Ich habe noch nie etwas für Menschen gespendet, werde ich auch nie tun, ich spende höchstens für Tiere. Und Kony selbst vielleicht nicht, aber der älteste Bericht über Kindersoldaten etc. an den ich mich erinnern kann war glaub ich 2005 oder 2004. Also wirklich ein gaaaanz neues Problem. :rolleyes:


    Ich finde es wirklich einfach nur scheinheilig, wenn es wirklich jemanden interessieren würde, hätte man schon längst etwas unternommen. Wenn Du willst, kann ich Dir gerne noch ein paar Probleme auf der Welt aufzählen, die bis jetzt auch noch niemand in ein massentaugliches Video verfrachtet hat. Aber vielleicht kommt das ja nächstes Jahr, dann kann man sich wieder schön darstellen.


    Das hier vielleicht gerade als Beispiel: Aserbaidschan: Zwangsräumung zur Stadtverschönerung | Human Rights Watch. Ich hab noch nichts davon gehört, Du etwa?


    Ich sage nicht, dass solche Aktionen grundsätzlich schlecht sind (ganz im Gegenteil, sie sind sogar recht gut), aber so zu tun als ob es etwas ganz neues wäre finde ich einfach nicht in Ordnung.


    [align=center] :) Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden. :)

  • Du brauchst mich nicht zu behandeln wie Karl Doof. Ich weiß selber wie beschissen die Welt aussieht und dass sich bisher die Menschen einen Scheißdreck druck kümmern. (Mich übrigens in der Regel eingeschlossen) Von den 68ern mal abgesehen, die auch irgendwann desillusioniert aufgegeben haben.


    Aber ich träume halt ein bisschen. Vielleicht könnte es ja dieses eine Mal doch anders werden. Wer hätte vor einigen Jahren an die Entwicklung im Nahen Osten in Tunesien und Ägypten geglaubt? Wer an den Zerfall der Sowjetunion? Vielleicht ist diese weltweite Vernetzungsgeschichte ja wirklich etwas, was die Machtfaktoren zumindest zeitweise verändern kann. Im regionalen klappt es definitiv. Das ist inzwischen erwiesen. Die Frage ist, klappt es auch global?


    Die Kritik an der Aktion steht ja auch im Artikel. Sicherlich ist sie in mancher Hinsicht blauäugig. Aber sind Revolutionen jemals rational? Nein, wenn dann sind sie immer geleitet von Träumen und Idealen. Warum also nicht dieses eine Mal?


    Zu der Sache mit den Tieren und Menschen, das überlasse ich dir. Ich habe da einen grundlegend anderen Standpunkt.

  • Du brauchst mich nicht zu behandeln wie Karl Doof. Ich weiß selber wie beschissen die Welt aussieht und dass sich bisher die Menschen einen Scheißdreck druck kümmern. (Mich übrigens in der Regel eingeschlossen) Von den 68ern mal abgesehen, die auch irgendwann desillusioniert aufgegeben haben.


    Tue ich auch nicht, sorry wenn es so rübergekommen ist.


    Aber ich träume halt ein bisschen. Vielleicht könnte es ja dieses eine Mal doch anders werden. Wer hätte vor einigen Jahren an die Entwicklung im Nahen Osten in Tunesien und Ägypten geglaubt? Wer an den Zerfall der Sowjetunion? Vielleicht ist diese weltweite Vernetzungsgeschichte ja wirklich etwas, was die Machtfaktoren zumindest zeitweise verändern kann. Im regionalen klappt es definitiv. Das ist inzwischen erwiesen. Die Frage ist, klappt es auch global?


    Aber ich bin da halt leider Realist, ich zweifle ob so etwas jemals funktionieren kann. Und betreffend Tunesien und Ägypten muss man ja erst mal schauen wie es sich entwickelt. Trotzdem ist mein hauptsächlicher Kritikpunkt eben (gerade in dieser Sache Kindersoldaten) dieses "Ach, so etwas neues, ich bin jetzt voll toll und kümmer mich mal drum". Das passt mir einfach nicht, wenn muss man meines Erachtens ehrlich zugeben "Wir haben die letzten Jahre nicht darauf geschaut, bzw. wir wussten es und es war uns egal. Das tut uns leid, jetzt machen wir es besser".


    [align=center] :) Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden. :)

  • Aber ich bin da halt leider Realist, ich zweifle ob so etwas jemals funktionieren kann. Und betreffend Tunesien und Ägypten muss man ja erst mal schauen wie es sich entwickelt. Aber mein hauptsächlicher Kritikpunkt ist eben (gerade in dieser Sache Kindersoldaten) dieses "Ach, so etwas neues, ich bin jetzt voll toll und kümmer mich mal drum".


    Ich denke in diesem Fall ist es vielleicht gar nicht so unrealistisch. Würde es um Kim Jong Un gehen oder um Putin, dann wäre es natürlich Blödsinn. Aber so ein Milizenanführer? Das müsste eigentlich technisch machbar sein.


    Ich sehe es auch nicht so, dass es "Ach so was Neues" ist. Der Organisator arbeitet ja schon seit fast zehn Jahren an der Vorbereitung dieser Aktion. Ist sicherlich kein Zufall, dass er das auf den Präsidentschaftswahlkampf gelegt hat. Eigentlich geht er sehr schlau vor.


    Und klar es ist irgendwie ungerecht, warum Kony und nicht die ganzen anderen Verbrecher? - Andererseits muss man ja irgendwo anfangen. Und wenn man es schaffen würde, durch diese intensive Fokussierung auf jeweils eine Person, pro Jahr einen von diesen Kriegsverbrechern hinter Gitter zu bringen, dann wäre das doch wahnsinnig viel! Selbst wenn sie nur diesen Kony kriegen würden, dann wäre das auch schon enorm. Jedenfalls besser, als wenn der zehn Jahre weiter macht. Die Frage ist nur, war es das dann? Was passiert nach Kony? Werden die Rebellen dann aufgeben oder nimmt einfach ein anderer seinen Platz ein? Trotzdem, versuchen kann man es ja mal.


    Und das diese Kampagne medial so geschickt aufgezogen ist, finde ich eher gut denn schlecht. Da könnten sich Misereor, Brot für die Welt oder das Rote Kreuz mal was abschauen. Den Unterschied den ich hier aber vor allem sehe, ist das klar umgrenzte Ziel. Man weiß was erreicht werden soll und bis wann. Das heißt die Ergebnisse sind zunächst konkret überprüfbar. Und das unterscheidet sich sehr von anderen Hilfskampagnen, bei denen man oft den Eindruck hat, man weiß nicht wofür die Gelder aufgewendet werden und ob sie erfolgreich sind.


    Ich gebe dir ansonsten recht. Wir schauen beständig weg, weil uns diese Themen viel zu unbequem sind. Wer kann schon ruhig schlafen und feiern, wenn er ständig daran denkt, dass andernorts die Menschen abgeschlachtet werden. Ich sage nur Syrien... Trotzdem finde ich diese Kampagne aus den oben genannten Gründen bisher eine gute Idee. - Die Gefahr die ich nur sehe: Wenn es erfolgreich ist, springen alle auf den Zug auf. Und dann nutzt sich dieses Werkzeug sehr schnell ab.


    NACHTRAG: Ich muss sagen, nachdem ich einige kritische und sehr berechtigte Beiträge im Internet gelesen habe, bin ich über mich selbst erschrocken. Wie schnell sie mich mit dem Video gekriegt haben. Es stellen sich doch einige schwerwiegende Fragen. Mich hatten sie bei dem weinenden Jungen. Da hat bei mir das Denken ausgesetzt.


    1. Diese Gruppe gilt als finanziell fragwürdig, da nur 30% in direkte Hilfen fließen.


    2. Es soll aktiv die ugandische Armee unterstützt werden, die aber ebenfalls einiges auf dem Kerbholz hat. Die Organisation wird damit Konfliktpartei und setzt sich Waffenlieferungen ect. ein.


    3. Ein Good-Guy vs. Bad Guy Szenario ist wirklichkeitsfremd.


    4. Andere Hilfsorganisationen werden nicht mit eingebunden.


    5. Man lasse sich niemals von Kindern die Welt erklären.


    6. usw.

  • Nein, belass das Thema mal so wie es ist. Ich will das bis zum Ende des Jahres weiterverfolgen. Begeistert waren ja auch ein paar Millionen andere Menschen innerhalb von nur drei Tagen. Warten wir mal ab, wie sich das entwickelt. Es biete jedenfalls Anlass diskutiert zu werden.


    Von Abzocke kann bisher auch keine Rede sein. Höchstens von einer Herangehendweise der Art "Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht".


    Mogges, hast du das Video mal in voller Länge gesehen?


    Entscheidend ist für mich letztendlich, ob diese Aktion funktioniert oder nicht. Die Kritik daran ist schwerwiegend und sicherlich nicht unberechtigt. Aber sie muss deshalb nicht richtig sein.


    1. Nur 30% in direkte Hilfe, der Rest in Werbung, Filme, Personal usw.:


    Das klingt erst einmal scheiße. Andererseits, hat dieses Video Kony 2012 seit Montag einen Orkan im Internet ausgelöst, wie kein vergleichbares Video zu diesem Thema vorher. Angeblich sind deshalb sogar die Server von Facebook ausgefallen. Das spricht für eine sehr, sehr erfolgreiche Medienkampagne. So etwas bekommt man nun einmal nicht um sonst. Dafür wissen jetzt aber Millionen Menschen wer Kony ist und was die LRA macht, die es am Sonntag noch nicht wussten. Das ist erstmal positiv zu bewerten.


    Wenn nun bei den 30% insgesamt mehr Geld zusammen kommt, als bei anderen Hilfsorganisationen, einfach aufgrund des extrem hohen Mobilisierungsgrades, dann fände ich das in Ordnung und vertretbar.


    2. Die Waffenhilfe für die ugandische Armee:
    Das bereitet auch mir Bauchschmerzen. Andererseits, ist es nun einmal so, dass man Verbrecher ohne Polizei nicht fangen kann. Die ugandische Armee ist zwar auch nicht "sauber" in unserem Sinn. Aber auch andere Hilfsorganisationen bestätigen, dass sie im Verhältnis zur LRA die wesentlich bessere Alternative darstellt, für die Menschen vor Ort. Deswegen wird sie auch offiziell durch die USA unterstützt. Somit macht "Invisible Children" nichts anderes als die USA ohnehin tun. Wer einen Verbrecher wie Kony jagen will, der braucht einen Knüppel in der Hand. Das Geld für diesen Knüppel könnte Kony 2012 besorgen. Damit kann ich leben.


    3. Die mediale Emotionalisierung:
    Es wird vereinfacht, emotionalisiert und damit Stimmung gemacht. Das ist immer gefährlich. Andererseits, stellen wir seit Jahrzehnten fest, dass rationale und vernünftige Berichterstattung kaum jemanden im Westen zu wirklich konkretem Handeln bringt. Wir nehmen es zur Kenntnis und fertig. Wenn es "Kony 2012" gelingt, die Menschen und vor allem die jungen Menschen auf die Straße zu bringen und verbissen dieses Ziel zu verfolgen, dann ist das, wie ich finde, eine sehr, sehr gute Sache. Dann wäre auch die Emotionalisierung gerechtfertigt, weil sie zu Erfolgen führt.


    4. Es zählt was am Ende dabei rauskommt:
    Wenn diese Bewegung es schafft Kony 2012, meinetwegen auch 2013, gefangen zu nehmen oder aus dem Weg zu räumen, dann ist sie aus meiner Sicht, vollkommen gerechtfertigt und eine wunderbare Sache. Der Erfolg wird ja überprüfbar sein. Daran werden sie sich messen lassen müssen und millionen Menschen werden es beobachten.


    Generell gut ist, dass sie ein enormes Potential an medialer Öffentlichkeit geschaffen haben und dass man damit auch in der Politik für Aufmerksamkeit sorgen kann. Wenn Joseph Kony bisher nicht auf der politischen Agenda stand, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass sich dies bald ändern wird.


    Kony 2012 sorgt bisher zunächst einmal für Aufmerksamkeit in einer Bevölkerungsgruppe, die sich bisher für solche Themen nicht wirklich unbedingt interessiert hat. Schon gar nicht in den USA. Zumindest diese Information, kann man wohl als positiv bewerten.


    Hier ist ein differenzierter Artikel aus ZEIT-Online zu Kony 2012

  • Joah, nettes Video. Marx, LeBon und Riefenstahl würde es gefallen. Den Enthusiasmus und die guten Absichten de Menschne in allen Ehre, aber ich sehe das ähnlich wie Lion. Diese Maßnahmen lösen die Probleme nicht. Man reißt dem Unkraut ein Blatt aus, aber die Wurzel bleibt und solange die Wurzel nicht angegangen wird, beteilige ich mich an sowas auch nicht.
    Was meinen die denn, was passiert, wenn Kony weg ist? Da ist vielleicht für ein paar Monate, oder auch Jahre Ruhe, bis sich der nächste Warlord etabliert hat und das ganze geht von vorne los. Dauert es dann wieder ein Vierteljahrhundert, bis irgendetwas passiert?
    Sehr netter Schachzug übrigens von Obama, in Anbetracht des chinesischen Angagements auf dem schwarzen Kontinent. Natürlich schickt er nur Berater, um Kony zu fassen und weil ein paar Zehntausend Leute aus dem Internet es wollen. Naiv, wer sowas glaubt und an der Umkehrung dieser Herrschaftspyramide :rolleyes:
    Wegen den Kindersoldaten, ich erinner mich da an Fernsehberichte aus Mitte der 90er und da wurde auch die LRA erwähnt. Er ist also nicht für alle unsichtbar und unbekannt...


    Wenn Kony 2012 ein Erfolg wird, habe ich eher die Befürctung, dass die Art dieser Aktion missbraucht wird, denn letztendlich ist es auch nur Propaganda, auch wenn es in dem Falle, für eine gerechte Sache ist

  • Was kommt nach Kony. Die Frage habe ich mir auch gestellt. Immerhin hat Invisible Children wohl schon jetzt für einen Radiosender in der Region gesorgt, der möglichst zeitnah die umliegenden Dörfer vor der LRA warnen soll, falls diese angreift. Ein erster praktischer Schritt. Auch bemüht man sich wohl um eine bessere Anbindung der betroffenen Dörfer an das Versorgungsnetz.


    Natürlich kann einfach sein Stellvertreter den Platz von Joseph Kony übernehmen. Aber man stelle sich vor, die Aktion hätte Erfolg. Millionen würden erleben, dass man diese Menschen jagen kann und dass man nicht gezwungen ist, sie jahrelang zu dulden. Keiner von diesen Warlords wäre dann mehr sicher, weil er immer damit rechnen müsste, dass morgen der mediale Sturm gegen ihn losbricht. Ich denke, wenn dann nach und nach immer mehr gefangen würden, dann würde das schon etwas im Verhalten dieser Leute ändern. Alles natürlich vorausgesetzt es funktioniert auch. Das ist der entscheidende Punkt.


    Auch bei den Ursachen gebe ich dir recht. Aber man sollte von einem Video nicht zu viel erwarten. Ein Video kann nicht eine ganze Debatte ersetzen und das sollte es ja auch gar nicht. Aber wenn es eine Debatte anstößt, dann ist doch schon viel erreicht. Über Hintergründe, Informationen und Ursachen kann sich dann jeder selbst weiter informieren. So läuft das nun mal im Internet.


    Ich sehe allerdings auch die Gefahr, dass eine solche Aktion auch in die andere Richtung gehen könnte. Wen jagen wir morgen auf diese unkontrollierbare Art und Weise? Kinderschänder? Oder gar Minderheiten? Emotionalisierung ist eine gefährliche Sache. Da gebe ich dir Recht. Trotzdem will ich wissen, wie dieses Projekt weiter geht.


    Ich bin sehr gespannt auf den 20. April.


    Jason Russell, der Mann hinter "Kony 2012" stellt sich kritischen Fragen im TV.


  • wohl schon jetzt für einen Radiosender in der Region gesorgt, der möglichst zeitnah die umliegenden Dörfer vor der LRA warnen soll, falls diese angreift. Ein erster praktischer Schritt. Auch bemüht man sich wohl um eine bessere Anbindung der betroffenen Dörfer an das Versorgungsnetz.


    Das ist ja ganz nett, bringt den Menschen dort aber auch nicht so viel, wenn sie wieder in ihre Dörfer zurückkehren und ihre Exzistenz dort dann zerstört ist. Diese Leute kämpfen ihr lebenlang ums Überleben und hatten nun die Hoffnung auf ein besseres Leben, was dann in einer Nacht kaputt gemacht wurde. Irgendwann können die auch nicht mehr.


    Keiner von diesen Warlords wäre dann mehr sicher, weil er immer damit rechnen müsste, dass morgen der mediale Sturm gegen ihn losbricht. Ich denke, wenn dann nach und nach immer mehr gefangen würden, dann würde das schon etwas im Verhalten dieser Leute ändern.


    Bist du dir da sicher?
    Irgendwann wird es der Masse langweilig immerwieder von irgendeinen Warlord zu hören der Verbrechen an die Menschheit begeht. Das ist recht gut vergleichbar mit den Terroranschlägen. Die ersten nimmt man noch schockierend hin und irgendwann zuckt man nurnoch die Schulter und denkt sich: "schon wieder?"
    Klar man hat jetzt die Leute auf Kony sensibilisiert, vielleicht schafft man es noch bei 2-3 weiteren Verbrechern, aber irgendwann stellt sich bei Vielen eine gewisse Abstumpfung und Ernüchterung ein.
    Was das "gefangen" angeht, seien wir mal ehrlich. Kony wird nie Den Haag sehen. Entweder wiel man ihn nicht kriegt, oder weil er ermordet wird. Wenn es amerikanische Spezialeinheiten schon nicht versucht haben bin Laden lebend zu fangen, mach ich mir bei berüchtigten ugandischen Armee keine Hoffnung.


    Aber wenn es eine Debatte anstößt, dann ist doch schon viel erreicht.


    Das Video stößt für mich keine Debatte an, sondern greift eine alte auf, macht sie massentauglich und emotionalisiert sie stark. Im Übrigen finde ich es bedenklich, dass Leute, die sich ihr lebenlang einen Scheißdreck um das Elend dieser Welt kümmerten, nun aufeinmal auf den Zug mitspringen, weil es so viele "Like´s" auf Gesichtbuch hat.
    Keiner kann mir erzählen, dass er noch nie von Kindersoldaten und Massakern in Afrika gehört hat, außer er kommt vom Mond.
    Diese Masse hat, bis auf ein paar schreckliche Bilder, eigentlich keine Ahnung was da vor sich geht, worin die Ursachen liegen und was die eigentlichen Konfliktlinien sind. Klar, im Moment wird die Masse noch kontrolliert und kriegt den Input von Oben, was sie (sinnvolles) zu fordern haben.
    Wenn ich dann aber auf YT lese, wie mehr als genug Menschen die Tötung von Kony und Konsorten fordert, will ich nicht daran denken, was passiert, wenn sich dieser "Mob" mal verselbstständig.

  • Deine Kritik ist sicher nicht unbrechtigt Twilight.


    Ja und meine Bedenken werden größer, je mehr ich von dem Typen sehe und lese.
    Ich hatte ja gedacht, er ist ein naiver Weltverbesserer, aber seine Formulierungen, wie etwa in dem Interview, machen den Eindruck, dass er entweder einen an der Meise hat, oder aber gefährlich ist. Mit fast religiösem Eifer, propagiert er ein Schwarz-Weiß Bild der Menschheit. Die guten Menschen müssen sich zusammentun, um über die bösen abzuurteilen und zieht da einen Vergleich mit Harry Potter.
    Der letzte mächtige Mann mit solch einer Einstellung war unser Lieblingspräsident Bush Junior.
    Der Typ ist mir irgendwie überhaupt nicht geheuer.
    Aus rein wissenschaftlicher Sicht, würde ich alleridngs auch gerne wissen, wie weit das Projekt geht und was es letztendlich ausrichten kann, allerdings überwiegen bei mir die Bedenken im Moment.

  • Man, ich hab jetzt die Hälfte des Videos gesehen, mehr wirds sicher nicht, emotional aufgeladenes unsachliches und schwammiges Gelaber, erinnert ein bisschen an die schlecht gemachten republikanischen Werbespots und genau so kommt der Typ auch rüber. Da mag ja ne gute Idee dahinter stecken, aber so ein Rattenfänger bekommt garantiert keinen Cent von mir.
    Sicher ist es ein Problem das Afrika von uns ignoriert wird und ja, man sollte den Menschen dort helfen, aber dann doch bitte mithilfe einer seriösen Organisation die das große ganze im Blick hat und nicht nur auf die Tränendrüse drückt, dass kurzfristige ausschalten irgend eines Warlords bringt jedenfalls erst mal gar nix.


    Wobei ich im Grunde auf dem Standpunkt stehen das es genug Probleme gibt die in Europa und Umgebung gelöst werden müssen, solange es hier Kinder gibt die hungern und bei ner Tafel essen gehen müssen und auf der anderen Seite des Mittelmeers Menschen um ihre Freiheit kämpfen hab ich recht wenig Einsicht für jemanden zu spenden der ein paar Tausend Kilometer entfernt auf einem anderen Kontinent lebt, die Priorität ist für mich da einfach nicht so hoch. Klingt vielleicht grausam wenn man bedenkt das ich das nur sagen kann weil ich in eine Wohlstandsgesellschaft reingeboren wurde und ein nicht unerheblicher Teil dieses Wohlstandes auf der Ausbeutung anderer Länder aufgebaut wurde, ich hab auf der anderen Seite aber auch nie zu Zeiten Willis gelebt und Kolonien gefordert und wenn ich 10€ zum spenden übrig habe gewinnt halt eher das Problem das in Sichtweite ist.


    Die Lösung der Afrikanischen Probleme besteht sowieso nicht in einzelnen Hilfslieferungen immer wenn ne Hungersnot ausbricht, es ist eigentlich genug Anbaufläche vorhanden um alle zu versorgen, sondern eher darin stabile staatliche Strukturen aufzubauen welche die Zukunft langfristig sichern.

  • Nun ja, das wir Afrika getrost ignorieren können weil es in Europa Kinder gibt die bei einer Tafel essen halt5e ich für etwas... nun ja.


    Dass diese Aktion hinterfragenswert ist, da stimme ich dir allerdings zu, und nur weil man der Schlange den Kopf abschlägt stirbt sie nicht.
    Solche Aktionen von nicht wirklich etablierten/seriösen Gruppen sind da nicht unbedingt das beste. Wenn Kony getötet werden würde, würde vermutlich einfach sein Stellvertreter weitermachen wie bisher, das ist eine Horde extrem gewalttätiger religiöser Fanatiker die meint dass die Taliban ein christliches Gegenstück brauchen. Solche Organisation besiegt man nicht mit einem Schlag und nicht mit so einer Truppe, wenn dann währen da Kräfte der Nachbarländer, Blauhelme, oder die Royal Army wie in Siera Leone, nötig



    Von der LRA wusste ich übrigens vor diesem Video schon.

  • Also ich bei 10 Minuten aufgehört. Ich dachte: Ja, eine halbe Stunde, so viele Views in so kurzer Zeit und so viele Likes...das merke ich mir mal. Jetzt muss ich gestehen, dass das wieder so eine Aktion ist, wie hier in den vorherigen Posts schon beschrieben wurde.


    Afrika ist ein Teil unsere Welt und hat es nicht verdient ignoriert zu werden, aber die sind nicht DAS einzige Problem der Welt. Die normale Bevölkerung tötet sich doch gegenseitig selbst und schaffen es nicht sich mal zusammenzuraffen und mal etwas aufzubauen. Natürlich leiden viele der Afrikaner darunter, aber ohne eine große Komplett-Lösung, sind alle Versuche mehr oder weniger vergebens. Der Nahe Osten, wie z.B. der Irak, da ist es wohl viel verständlicher, wenn man dort hilft oder dass man Flüchtlinge aufnimmt. Dort gab es richtigen Krieg, wo alles zerstört wird, nur konnte die Bevölkerung sich vorher mit einer Regierung etwas aufbauen.


    Der beste Freund meines Bruders war mal eine Zeit lang (mindestens ein Jahr) in Nigeria. Dessen Kollege (die hatten Auslandsjahr von der Kirchengemeinde oder so) wurde auf der Straße ausgeraubt, als wäre es völlig normal (drei Leute, die einfach vorbeigefahren sind, haben ihn einfach so bemerkt und sind ganz ruhig ausgestiegen). Auf einer Landstraße schießen manche aus Spaß auf Autos. Als wären die Probleme dort ein willkommener Alltag.
    Wie soll man denn helfen, wenn es die Betroffenen sich zum Großteil nicht helfen lassen? Nur die "Opfer", die wir immer wieder in den Nachrichten etc. sehen, bekommen mal hier Nahrung und da mal Medizin.


    So gehts nicht...


    ====================================
    11er Revision
    Nach fast genau 11 Jahren hier im Forum bin ich mal auf die Idee gekommen, meine Schreibgeschichte hier zu durchstöbern. Anders als die Überschrift dieses eingefärbten Nachtrags vermuten lässt, habe ich nicht vor den geschriebenen Inhalt zu ändern. Dieser gehört zu meiner Geschichte und stellt somit auch meine Entwicklung dar, aber man verstehe auch, dass das Internet ein großteilig offenes Archiv ist und der ein oder andere mag (wie unwahrscheinlich es auch erscheint) mit dem blanken Finger auf etwas zeigen, was von mir verfasst wurde, ohne den zeitlichen Kontext und damit mein Alter und meine geistige Reife zum Verfassungszeitpunkt zu berücksichtigen. Daher werde ich einige Beiträge, die ich für Aufklärungsdürftig halte mit diesem Nachtrag versehen (und eventuell einen Kommentar noch darunter hinzufügen).


    Pubertäres Gequatsche vorgekauter Stammtischmeinungen. Ich hatte damals gar keine Ahnung, von was ich überhaupt rede. Man sieht es auch auf Seite 5.

    Steam-Profil


    "When the world rots, we set it afire. For the sake of the next world. It's the one thing we do right, unlike those fools on the outside." - Corvian Settler (Dark Souls 3)

    "People are paying me to rob them." - Spiffing Brit playing M&B2

  • Verstehe garnicht, warum alle hier total gegen solch ein Projekt sind. Die Drahtzieher bei Kony 2012 werden sicherlich einen Plan haben, sie haben ja bisher auch schon einiges geschafft. Natürlich ist nicht alles perfekt gemacht, aber es ist ein Anfang. Und zu helfen, auch wenn nicht alles perfekt scheint, ist weitaus besser als den Rest der Welt zu ignorieren.
    Und die Behauptung, dass es eine einfache Möglichkeit sei, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen ist ja auch nicht wirklich vertretbar. Wer würde denn bitte einen Großteil seines bisherigen Lebens dafür opfern auf Beruf, Studium und sonstige Sachen zu verzichten nur um eine Hilfsorganisation aufzuziehen.....Das alles ist mit einem verdammt hohen Risiko verbunden, jemand der schnelles Geld machen will hat weitaus bessere Möglichkeiten, besonders in Amerika.

  • Die Gruppe Invisible Children hat inzwischen einen Text veröffentlicht, der sich mit sehr vielen der auch hier genannten Vorwürfe inhaltlich auseinander setzt.


    Critiques


    Ich finde die Aktion bisher auf jeden Fall interessant. Für mich ist entscheidend, ob sie es wirklich schaffen Joseph Kony zu kriegen. Wenn sie das schaffen, dann halte ich jede Unterstützung für gerechtfertigt. Um seine Nachfolger kann man sich dann anschließend kümmern. Nicht immer den zweiten Schritt vor dem ersten machen wollen.


    Ich finde wir laufen auch ein wenig Gefahr, uns selbst durch eine sehr kritische und skeptische Haltung von vorneherein jegliche Möglichkeit in Abrede zu stellen, damit wir dann eine Entschuldigung haben, warum wir nichts mehr tun.


    Beispielsweise ist es doch irgendwie verrückt. Jahrelang wird bemängelt, dass die jungen Generationen von heute politisch desinteressiert und lediglich konsumorientiert seien. Stichwort: Generation Golf, Generation Ipod.


    Wenn dann aber so eine Bewegung losbricht und zwar mit genau den Mitteln, die sich diese Generation zu eigen gemacht hat. Dann wird das spöttisch und herablassend belächelt, nach dem Motto: ja, ja, wir retten die Welt mit ein paar Mausklicks. - Millionen haben sich spontan für dieses Thema interessiert und viele haben es verbreitet, weil es sie bewegt hat. Das zeigt doch, dass ein großes Bedürfnis nach "Gerechtigkeit" herrscht. Oder nennen wir es eine Sehnsucht nach einer besseren Welt. Warum muss man das eigentlich so ins lächerliche ziehen und schaut nicht einfach mal, was man mit diesem Potential wirklich konkret machen kann?


    Atomkraftgegner wurden auch jahrzehntelang als Spinner belächelt. Und heute? Wie sieht die Welt heute aus?


    Vielleicht sind die Zeiten einfach vorbei, in denen man Protest im Strickpulli und mit Rastazöpfen durchführte? Wenn Protest sich heute über das Internet organisiert, dann muss das ja deswegen nicht schlechter oder weniger ernst gemeint sein?


    Guttenberg wäre nicht gegangen ohne Guttenplag. Stuttgart21 hat sich auch wesentlich über das Internet mitorganisiert. Warum also soll man das nicht auch einmal so versuchen? Wenn der Gründer von Kony2012 sagt: "Wir haben einen Menschen zum Mond gebracht, aber wir schaffen es nicht diesen Massenmörder hinter Gitter zu bringen?" Dann gebe ich ihm darin absolut recht. Das ist absolut machbar. Allein der politische Wille fehlt. Und diesen kann man in Demokratien organisieren. Und das geht, wie sich immer mehr zeigt, hervorragend über soziale Netzwerke.


    Also ich finde diese Aktion bisher noch immer sehr interessant und spannend und ich wünsche mir auch wirklich, dass es funktioniert. Ich will Joseph Kony noch in diesem Jahr hinter Gittern sehen. Das kann ich ohne weiteres so unterschreiben.


    P.S. @ Franky: Ich finde gerade die Suche nach einer großen Komplettlösung vollkommen sinnlos. Ich denke man muss im Kleinen anfangen und ein Problem nach dem anderen lösen. Irgendwann summiert sich das dann. Die großen Lösungen sind doch alle gescheitert. Projekte müssen kurz, umsetzbar und absehrbar im Ergebnis sein. Dann sind sie auch erfolgreich.


    Ich verstehe auch nicht, was so schwer daran ist, sich den Film mal komplett anzusehen. Ihr verschließt euch ja von vorneherein schon total. Warum? Angucken schadet doch nichts.


    @ Vivar: Genau! Zumal sich die Gründer des Projekts ja auch selber einer Gefahr aussetzen. Sie sind jetzt genauso bekannt wie dieser Joseph Kony. Wer sagt denn, dass der nicht den Versuch unternimmt, sich an ihnen zu rächen? Ein paar mexikanische Killer sind schnell bezahlt. Geht man so ein Risiko ein, wenn man nur Geld machen möchte? Und zeigt man sein Gesicht der Weltöffentlichkeit, wenn man es nicht ernst meint? Abzocker bleiben in der Regel ja lieber anonym.

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