Die Zukunft- das ungewisse Etwas

  • Ich denke auch in Deutschland besteht kein Grund zur Klage.

    Nicht für dich, natürlich. Aber ich denke vielen anderen könnte es sehr viel besser gehen.

    Ich halte es nach jetzigem Kenntnisstand aber für schlicht unmöglich der gesamten Welt Wohlstand zu bringen, weil es dafür gar nicht genug Ressourcen gibt und weil dies durch Eigenantrieb geschehen müsste.

    Das hat (leider) auch noch niemand versucht. Und natürlich gibt es für den Rest der Welt nicht genügende Ressourcen, wenn wir (der Westen), im völlig unnötigen Überfluss ertrinken. Wir können gar nicht so viel essen wie wir nicht gebrauchtes Essen wegschmeißen. Muss das wirklich sein?

    Es hat seit jeher in der Menschheitsgeschichte führende und rückständige Zivilisationen gegeben. Wir haben aber schon viel erreicht. Der technologische Unterschied zueinander ist heute viel geringer als in früheren Zeiten. Die Abhängigkeiten haben sich aber bisher noch nicht grundlegend geändert. In Asien wohl, in Afrika eher weniger.

    Und was würden wir nur als Spezies erreichen, wenn die gesamte Welt auf dem selben technologischen und kulturellen Level wäre? Wie viele mögliche Einsteins, Newtons oder Darwins sind wohl im letzten Jahrhundert in Afrika verhungert? Oder wie viele sind nicht verhungert, haben aber wegen fehlender Möglichkeit auf Bildung keine Chance je ihr wahres Potenzial zu entfalten?

  • Die Schere zwischen Arm und Reich dehnt sich nicht weiter aus. Das wurde wissenschaftlich widerlegt.


    Da frage ich mich aber, warum die OECD laufend Berichte in den letzten Jahren veröffentlicht hat, dass insbesondere die Vermögensverteilung in Deutschland sehr ungleich verteilt ist als im Vergleich zu anderen Staaten der OECD. Auch bei der Einkommensverteilung gibt es doch Ungleichgewichte in unserer Gesellschaft, die per se ein Auseinanderdriften zwischen wolhabenden und weniger wohlhabenden Bevölkerungsschichten zur Folge haben muss. Wenn ich jetzt auch noch an China denke, wo sich die Anzahl der Milliardäre und Einkommensmillionäre deutlich erhöht hat, aber das Einkommen für viele Chinesen, trotz Wirtschaftswachstum, nur langsam erhöht, muss es doch ein Auseinanderwachsen zwischen Arm und Reich geben, oder sehe ich da etwas falsch?


    Wo hast du das denn gelesen, dass diese Aussage wissenschaftlich widerlegt wurde? Wäre von Interesse für mich, da sämtliche Fachliteratur, die für den Erdkundeunterricht von den Schulbuchverlagen konzipiert wurden, genau diese Aussage aber propagiert. Insbesondere im Kontext der Globalisierung und dem Verhältnis zwischen sehr hoch entwickelten Staaten und sehr niedrig entwickelten Staaten. Es gibt ja noch den Gini-Koeffizienten, der die Verteilung von Vermögen oder Einkommen einer Gesellschaft angeben kann. Dieses Messinstrument kann ein "Ausdehnen einer Schere zwischen Arm und Reich" schon bestätigen.


    Hier noch ein kurzer Bericht der OECD zur Verteilung des Vermögens und des Einkommens in Deutschland:


    http://www.oecd.org/berlin/pre…gensungleichheit-hoch.htm

  • Klingt interessant, was der Mann sagt. Wobie ich der Auffassung bin, dass Wohlstand, insbesondere bei uns, an Einkommen geknüpft ist. Was natürlich auch in diesem Kontext betrachtet werden muss, ist die generelle Kaufkraft des Einkommens. Aber das wird er sicherlich auch berücksichtigt haben.


    Wenn ich hierzu aber mal die momentane Situation der Gebühren für Kindertagesstätten in Niedersachsen als Beispiel heranziehe, lassen sich die Aussagen von Rainer Zitelmann vielleicht etwas relativieren. Die Gebühren für Kindertagesstätten varieren sehr unterschiedlich von Kommunen zu Kommunen in Niedersachsen, aber in der Regel berechnet sich die Gebühr nach dem Einkommen der Familie, welche einen Platz für ihr Kind oder ihre Kinder in Anspruch nimmt. Bei diesen Gebührentabellen gibt es unterschiedliche Staffelungen. In unserer Gegend gibts es insgesamt 15 Stufen. Wenn eine Familie ein Bruttoeinkommen von monatlich 3500€ vorweisen kann, und das passiert bei Angehörigen der Mittelschicht und bei zwei arbeitenden Elternteilen sehr schnell, dann wird der Höchstsatz fällig sein. Der liegt bei zwei Kindern gut bei ca. 800-900€, je nachdem wie lange die Kinder in der Kita sind.
    Wenn ich diese Summe von den 3500€ abziehe, bleibt der Familie ca. 2600-2700€ zum Leben, was immer noch zunächst sehr üppig aussieht. Nach Abzug von Miete, KV, Nebenkosten usw. bleibt da eine Summe X übrig. Eine Familie mit einem Einkommen von 10.000€ zahlt die gleiche Summe für einen Kitaplatz, befindet sich also auch in der Höchstsatz-Gruppe, hat aber natürlich mehr Geld im Leben zur Verfügung. Somit hat diese Familie doch einen "besseren" Wohlstand als die Familie mit einem Einkommen von 3500€ im Monat. Da ist doch weitaus mehr finanzieller Spielraum durch Aktien, Immobilien, Festgeld usw. vorhanden, eventuelle steigende finanziellie Einschränkungen wie Steuern, steigende Sprit-, Gas- und Strompreise hinzunehmen. Desweiteren vermehrt sich doch das Vermögen zwischen den beiden Familien in meinem Beispiel doch merklich zugunsten der einkommenstärkeren Familie, ergo die Schere zwischen "Arm" und "Reich" geht weiter auseinander.


    Klar ist Wohlstand auch immer relativ zu betrachten, aber irgendwie bin ich noch nicht so ganz überzeugt. Aber der Ansatz von Spitelmann ist mal etwas, was zum Nachdenken anregt. :thumbup:

  • Was von den Reichtumsbefürwortern immer als Argument kommt: "Die absolute Armut sei gesunken." Da kommen dann so Argumente wie "In Afrika muss niemand mehr mit weniger als einem Euro am Tag auskommen". Gleichzeitig liegt das monatliche Durchschnittseinkommen in Kuba (Ich weiß ist nicht Afrika), bei 22 Euro oder so. Also irgendwas stimmt hier nicht. Außer Monate haben bei Reichtumsbefürwortern nur 20 Tage :rolleyes:


    Und das beste Beispiel sind einfach Länder wie Jemen wo am laufenden Band Menschen verhungern, läuft da ja prima mit der absoluten Armut.


    Und die Schere zwischen Arm und Reich kann trotzdem auseinander gehen:


    Wenn ein Armer 1 Euro hat und der Reiche 1 Millionen und zehn Jahre später hat der Arme 2 Euro und der Reiche 1 Milliarde, dann ist die Kluft gewachsen.


    Die ganze Sülze von der absoluten Armut ist reines Geplapper :thumbdown:

  • Was ist mit China? Die absolute Armut ist gesunken aber trotzdem geht die Schere zwischen Arm und Reich auseinander, womit die relative Armut steigt.


    Höhere Löhne bedeutet in der Regel auch höhere Lebenskosten, zumindest in der westlichen Welt seit 1945. Keine Ahnung warum das in China jetzt anders sein sollte.

  • Das bezweifle ich stark. Meine Wahrnehmung ist eine Gegenteilige.


    Ich verfalle manchmal auch der Annahme, mein eigener Kosmos wäre repräsentativ für die gesamte Stadt-, Landesbevölkerung oder eben Deutschland.


    Da ist es dann doch von Vorteil beruflich viel unterwegs zu sein und zumindest Deutschland auch aus anderen Perspektiven zu sehen oder mit Menschen jedweder Herkunft ins Gespräch zu kommen. Ich fühle mich in den meisten Fälle dann als sehr privilegiert. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Wenn ich in meinem Heimatstädtchen in der ostdeutschen Provinz von meinen (Luxus-)Problemen erzählen würde, wäre schnell das Gespräch in der Kneipe passé.

  • Wobei man sich auf dem Land gerne schlechter redet als man tatsächlich ist. Wer in einer eher teuren Großstadt zur Unterschicht gehört ist richtig am Arsch.


    Edit:


    Wie praktisch, die ARD hat erst gestern ne Doku zum Thema Ungleichheit veröffentlicht:



    Habs noch nicht komplett angeschaut...


    Edit2: Bin jetzt bei gut 10 Minuten und bisher werden alle meine Vorstellungen erfüllt.


    Edit3: Interessante Aussage von einem Anlageberater für Superreiche: "Noch nie in der Geschichte hat ein konventioneller Krieg die Weltwirtschaft aus den Fugen gebracht" (freier Wortlaut) - sprich das Vermögen der Superreichen bedroht.


    Edit4: Beispiel für die gigantische Macht der Finanzwelt: BlackRock die größte Fondsgesellschaft der Welt betreut ein Vermögen von 6,29 Billionen Dollar und damit mehr Geld als die Staatseinnahmen von USA, Großbritannien und Deutschland zusammen.


    Edit5: Spendengala, zu 50% vom Steuerzahler finanziert, wo sich die High Society selbst beweihräuchert und für arme Kinder sammelt, statt einfach mal die Löhne ihrer Mitarbeiter zu erhöhen, ich kotz komplett ab :kotz:


    Edit6: Wenn es mit einer Baugenehmigung mal wieder etwas zu lange dauert, macht man der Stadtverwaltung einfach "ein Angebot das sie nicht ablehnen kann" (man droht mit Steuerflucht). Die reinste Bananenrepublik...


    Edit7: Gefallen hat mir der sehr ehrliche Unternehmer welcher in der gesamten Sendung immer wieder zu Wort kommt und am Ende klar sagt, dass er sich (bzw. seine Klasse) für mächtiger hält als die Politik :thumbup:

  • Die ostdeutsche Provinz ist nicht repräsentativ. Ich lebe da.


    Du lebst in einem ostdeutschen Mittelzentrum. Ich spreche von einer Kleinstadt, die sich sukzessive in ein Dorf ohne Grundversorgung zurückentwickelt. Persönlich lebe ich in einer dynamischen Großstadt, die Jahr für Jahr extensiv wächst. Jeder Ort hat seine eigene Wahrheit und kann eben nicht repräsentativ für ganz Deutschland sein. Es ist immer nur ein Ausschnitt. Zu behaupten Deutschland kenne keine Armut ist nur in jedem Fall falsch. Komm aus deiner märkischen Scholle mal heraus. ;)

  • Ich sage nicht, dass Deutschland keine Armut kenne. Ich bestreite aber, dass es den Menschen heute schlechter geht, als 1990. Diese Behauptung halte ich für absurd.


    P.S. Hab jetzt 10 Minuten von der Ungleichheitsdoku gesehen. Beeindruckender Unternehmer. Hat sich hochgearbeitet und schafft Wohnraum, bleibende Werte und direkte und indirekte Arbeitsplätze für tausende Menschen. Ziehe ich meinen Hut vor. Respekt.


    Der Wunsch nach Gleichheit ist Blödsinn. Es hängt immer davon ab, wieviel jemand bereit ist, persönliche Opfer für seinen Erfolg zu bringen. Die meisten Menschen sind ziemlich bequem. Deswegen hätten auch gerne die meisten einen Waschbrettbauch, er bleibt aber trotzdem die Ausnahme, weil nur wenige bereit sind, dafür die nötigen Opfer zu bringen. Bei Wohlstand und Reichtum ist es genauso.

  • Ich zitiere einfach mal Focus aus 2015, also kein kommunistisches Kampfblatt:

    Zitat

    Für die Bundesrepublik zeigt sich konkret, dass inflationsbereinigt die Löhne der - auf das Gehalt bezogen - oberen 20 Prozent der Arbeitnehmer seit Mitte der 90er-Jahre um 2,5 Prozent gestiegen sind, während die untersten 20 Prozent zwei Prozent weniger verdienen.

    https://www.focus.de/finanzen/…r-aufgeht_id_4551909.html

  • Edit3: Interessante Aussage von einem Anlageberater für Superreiche: "Noch nie in der Geschichte hat ein konventioneller Krieg die Weltwirtschaft aus den Fugen gebracht" (freier Wortlaut) - sprich das Vermögen der Superreichen bedroht.

    Gerade da die Fugger angesprochen wurden.
    Es gab mal sowas wie Staatsbankrotte von Weltmächten.
    Da haben unter anderen die Großkapitalisten ihrer Zeit, die Fugger, nahezu alles verloren.



    Zur Lage in Deutschland


    Die Armutsriskikoquote ist weiterhin auf Rekordkurs.


    http://www.spiegel.de/wirtscha…aft-laeuft-a-1112646.html


    Das ist freilich nur relative Armut.
    Und sowieso nur monetäre Armut.


    Armut ist multidimensional.


    Aber das ist jetzt kaum in der Schnelle alles zu betrachten.

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