Die Zukunft- das ungewisse Etwas

  • Wer in einer eher teuren Großstadt zur Unterschicht gehört ist richtig am Arsch.

    Und selbst da gibt es dann noch gravierende Unterschiede beim Lebensstandard. Ich sitze hier in meiner Wohnung und fünf Häuser weiter in der gleichen Straße hat es sich seit zwei Wochen ein obdachloser Bettler in einer Hofeinfahrt "bequem" gemacht. Der hat auch noch ungefähr mein Alter. Und mit meinen paar Kröten, die nach Abzug der Miete und dem Rest noch bleiben, gehöre ich zur gleichen definierten Klasse wie er. ;)


    Na ja gut... er ist wohl schon "am Arsch" und ich auf dem Weg dorthin. :sauf: ...Also "richtig am Arsch"...noch nicht! :D



    Der Wunsch nach Gleichheit ist Blödsinn. Es hängt immer davon ab, wieviel jemand bereit ist, persönliche Opfer für seinen Erfolg zu bringen. Die meisten Menschen sind ziemlich bequem. Deswegen hätten auch gerne die meisten einen Waschbrettbauch, er bleibt aber trotzdem die Ausnahme, weil nur wenige bereit sind, dafür die nötigen Opfer zu bringen. Bei Wohlstand und Reichtum ist es genauso.

    Was ein Vergleich. :pfeif: Den Waschbrettbauch bekomme ich umsonst. Ab in den Park - joggen und Klimmzüge. Aber bei Geld und Vermögen kommt von nichts auch nichts...was für Opfer soll man da bringen? Siehe den Obdachlosen. Und nein, Organhandel und 5000 Euro für die linke Niere meine ich damit nicht. ;)

  • Komische Einstellung. Geld bekommst du auf die gleiche Weise wie den Waschbrett-Bauch. Informieren. Lernen. Diszipliniertes Handeln. Zeit opfern und investieren. Flexibel sein. Dinge machen, die andere nicht machen wollen. Nur zu genau diesen Dingen sind die Menschen eben nicht in gleichem Maße bereit.


    Der Pförtner in besagter Doku mag davon träumen, auch Richter werden zu können. Er ist es aber ganz offensichtlich nicht geworden. Meine Vermutung: Er war nicht dazu bereit früh genug extrem viel Zeit ins Lernen zu investieren. Und er wäre vermutlich auch nicht bereit mit der Verantwortung eines Richters für das Leben anderer umzugehen oder mit der Arbeitsüberlastung, die so aussieht, dass bei Richtern häufig mehr Fallakten auflaufen, als sie pro Tag abarbeiten können. Ergo ist er heute eben „nur“ Pförtner. Wenig Verantwortung. Wenig wirklich zu tun, außer anwesend zu sein. Dafür dann aber auch verhältnismäßig wenig Lohn.


    Übertragen auf die Schüler heutzutage:
    Wenige sind bereit wirklich soviel Energie und Fleiß und Zeit ins Lernen zu investieren, um anschließend aufs Gymnasium zu kommen. Die wenigsten WOLLEN da hin. Sie träumen zwar von teuren Sportwagen usw. aber viele sind häufig nur sehr begrenzt bereit dafür auch mal ein bisschen den Finger krum zu machen. PS4 und Fußball usw. haben deutlich größere Prioritäten.
    Lehrstellen und Ausbildungsplätze gibt es inzwischen mehr als Schüler. Trotzdem bekommen längst nicht alle einen oder sie fliegen schnell wieder raus. Es interessiert manche schlicht nicht. Die sind davon genervt. Empfinden das als Störung ihrer Freizeit, als Zumutung. Am Ende ist die Empörung dann groß, wenn der Betrieb sagt „Nein Danke“.


    Seit ich Lehrer bin und tagtäglich mitbekomme wie unterschiedlich die Arbeits- und Leistungsbereitschaft bei den Menschen ausgeprägt ist, habe ich auch immer weniger Probleme damit, dass eben auch Arbeit, Lohn und Lebensstandard unterschiedlich ausfallen. Es wäre geradezu ungerecht, wenn alle am Ende quasi gleich dastünden. Für mich kein anzustrebender Zustand.


    Diejenigen, die den Wohlhabenden ihren Wohlstand neiden, vergessen all zu häufig, dass dahinter in der Regel auch viel Arbeit, Risikobereitschaft und persönliche Opfer (Zeit, zurückstellen von Wünschen usw.) stecken. Oder anders ausgedrückt: Wer immer wieder lediglich ein Minimum seiner Zeit in Lernen und Arbeit investiert, der darf sich auch nicht wundern, wenn die Entlohnung dann eben auch minimal ausfällt.

  • Du unterliegst hier mehreren Irrtümern John.


    1) Du schwärmst hier von einer Leistungsgesellschaft in der jeder das bekommt, was ihm durch seine Leistung zusteht.
    Das ist aus mehreren Aspekten einfach falsch.
    Erst einmal. Was ist oft wichtiger als LEistung für den späteren beruflichen Erfolg?:
    - Intelligenz
    - Bin ich muttersprachlich deutsch aufgewachsen
    - komme ich aus einem Elternhaus in dem ich auch den Leistungsgedanken vermittelt bekomme/Unterstützung erhalte. Nachhilfestunden...etc.
    - Komme ich aus einem Elternhaus in dem ich die ganzen anderen Spielregeln unserer Gesellschaft lerne und mich so als Mitglied einer gewissen Schicht zeigen kann?
    - Vermittelt ein Umfeld gewisse Kontakte?
    - Bist du ein Mann? (Gerade für den Aufstieg innerhlab eines Unternehmens)
    -Bei Unternehmensgründungen: Bist du ein durchsetzungstarker/ellbogenstarker/extrovertierter Mensch.
    . Und schließlich auch häufig: Bist du gutaussehend/nicht dick/groß/starkes Kinn...etc.






    Und am Ende auch einfach Glück.
    Dein Hochgepriesener Mann aus dem Video. Er hatte auch in der Frühphase auch einfach Pleite gehen können. Er hat sich aber zur richtigen Zeit am "volkseigenen Vermögen" bereichtert und damit wie so viele Westler ein Bombengeschäft gemacht. Klar. Da brauchst du Geschäftsgeist für
    Er kommt dann vielleicht ursprünglich aus der Arbeiterschicht. NIchtsdestotrotz ist er weiß, männlich, deutsch, gut aussehend, groß, dominantes Kinn. UNd das sind die Dinge die man bei der ersten Betrachrtung wahrnimmt.


    Bei dem Pförtner fallen mir da direkt einige Sachen auf die er nicht so ohne weiteres erfüllt. Ganz abseits vom Leistungsgedanken.



    Aber klar. Ohne Leistung kann man schlecht ein eigenes erfolgreiches Unternehmen aufbauen (Außer man hat schon sehr viel Geld/fähige Partner. Dann klappt das auch)
    Man kann aber sehr gut ohne Leistung sehr viel verdienen und mit sehr viel persönlicher LEistung sehr wenig verdienen.




    Dann 2tens: Ergeben sich auch durch die ganzen oben genannten Aspekte und auch als einer von vielen: Leistung, gerechtfertigte Einkommensuznterschiede wie sie heute bestehen?


    Ist es gerecht, dass x 1500 Brutto im Monat verdient und y 1 000 000 Brutto und dann durch dies und das fast auch netto?


    Oder müssten die nicht viel stärker besteuert und kontrolliert werden?

  • y 1 000 000 Brutto und dann durch dies und das fast auch netto?


    Wenn die eine Millionen ein normales Gehalt sind, werden sie ja schon ganz ordentlich besteuert, das Problem sind eher die Einkünfte aus Kapitalerträgen. Also das was jemand aus Immobilien, Aktien oder ähnlichem erwirtschaftet wird viel geringer besteuert als menschliche Arbeit. Dazu kommt noch Steuerflucht und Steuervermeidung.
    Der kleine Fabrikarbeiter kann sich keine teuren Berater leisten oder eine Briefkastenfirma auf den Bahamas gründen. Er hat auch keinen Einfluss auf die Politik Gesetze zu seinen Gunsten zu verändern oder auszulegen.

  • "Wenn die eine Millionen ein normales Gehalt sind, werden sie ja schon ganz ordentlich besteuert,"




    Amüsanterweise aber selbst bei Lohngehalt und Verzicht auf Abschreibungen und die ganze legale Steuerhinterziehung, werden sie oft weniger belastet durch verpflichtete Abgaben als die 1500.
    Wenn du sie dann einsetzt....


    Als kleines Beispiel.
    Wenne Pech hast und nur ein nicht mehr ganz junger/gesunder selbständiger Leistungsverweigerer bist der Tag ein Tag aus Blumen verkauft/einen Friseurladen betreibt/einen Marktstand hat...etc. sind bei den 1500€ alleine schon 700 Euro+ an Krankenkassenbeiträgen....


    Und dann kommt da freilich noch Steuer, Mehrwehrsteuer für lebensnotwendige Ausgaben, Rentenbeitärge...etc. drauf.




    P.S.


    Oh mein Kant. Bei Betrachtung der Einkommensdezile stelle ich fest, dass ich zu den oberen 10 Prozent gehöre....
    Ich muss meine politische Ausrichtung ändern ;)


    edit: Puh bin erleichtert. Bei näherer Betrachrtung doch nur oberste 20 Prozent. Ein Glück, dass ich nicht voll arbeite.

  • Wenn du selbstständig bist beziehst du aber kein Gehalt? Wenn du damit nur 1500 Euro verdienst bist du im Grunde einfach ein schlechter Unternehmer?


    2018 noch einen Marktstand oder einen Friseursalon der nicht zu einer Kette gehört zu betreiben ist so vom neoliberalen Kapitalismus nicht vorgesehen. Und Blumen hat man gefälligst bei einem Online-Versand, der seine Mitarbeiter unter Mindeslohn bezahlt, zu bestellen.


    Ich muss meine politische Ausrichtung ändern ;)


    Ich dachte die Grünen sind, zumindest in Form des scheinbar dominierenden Realoflügels, doch schon längst eine Partei der Besserverdiener? :unsure:

  • Wenn du selbstständig bist beziehst du aber kein Gehalt? Wenn du damit nur 1500 Euro verdienst bist du im Grunde einfach ein schlechter Unternehmer?

    Ne. Du bist ein Unternehmer der in einem Bereich arbeitet, in dem man einfach nicht reich wird.


    Bzw. Du hast nicht die Voraussicht besessen dich in einem Bereich in einer Art zu positionieren in dem man wirklich Geld verdient. Immobilien zum Beispiel. Da ist das dicke Geld.


    Friseurlehre? Also bitte. Einfach die falsche Wahl getroffen.
    Was du dann in deinem Job leistest, ist dann total egal.


    Leistung? Ja ist ja schon ganz nett aber:
    Branche! determiniert da viel mehr das Einkommen.





    Zitat von Fairas

    Ich dachte die Grünen sind, zumindest in Form des scheinbar dominierenden Realoflügels, doch schon längst eine Partei der Besserverdiener?


    Also ich bin der Schlechtverdiener in meiner Ehe ;)


    Die Grünen sind dabei vor allen eine Partei der Studierten.
    Gerne auch soziale Arbeit,.
    Und da wirste acuh nicht von Reich,.
    Für die Hohe Quote an Studierten ist das EInkommen des Durchschnittsgrünens sogar relativ gering.
    FAlsche Wahl beim Studienfach....

  • Ich kann Johns Aussage sogar weitesgehend teilen, zumindest theoretisch. In der Praxis sieht es (in Deutschland) dann wieder ganz anders aus, da wären zum einen die von Twiggels angersprochenen Punkte und zum anderen sind wir dann wieder beim leidigen Thema miese Löhne. Wenn ich Johns Argumentation streng übertrage würde das ja heißen das millionen Menschen egal ob Krankenschwester, Altenpfleger, Arbeiter usw. usw einfach Faulpelze sind die selber schuld sind das sie so mies bezahlt werden. Obwohl diese Menschen jeden Tag hart arbeiten und einen wichtigen Beitrag zum funktionieren unserer Gesellschaft leisten.
    Nur weil jemand kein Abitur/Studium hatt darf das nicht bedeuten das er sein restliches Arbeitsleben im Niedriglohnsektor fristen und sich dann noch die zynischen Sprüche der selbsternannten "Leistungsträger" anhören muss.
    Wenn wir jetzt Johns Gedanken noch weiter spinnen, was wäre denn wenn zukünftig alle Menschen zu dieser "Erkenntnis" kommen und deshalb ihr Abitur machen und studieren. Dann absolviert keiner mehr eine "normale" Ausbildung und die ganzen "einfachen" Berufe bleiben unbesetzt. Wie soll das gehen ?


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Flo78 ()

  • Ja. Richtig Flo
    In der Theorie und bei obeflächlicher BEtrachtung hat John ja Recht.


    Das ist eben auch die alte bürgerliche Sichtweise.


    Dann kamen dann allerdings irgendwann Menschen wie die Sozialdemokraten und haben die Finger gehoben und gesagt: Leute. So einfach ist das nicht!

  • Ich habe früher auch mal so gedacht wie ihr. Seit ich tagtäglich durch mein Berufsleben mit vielen Familien und auch jungen Menschen in Kontakt stehe, ändert sich meine Einstellung aber zunehmend.


    Ich kenne inzwischen viele Beispiele dafür, wie Schüler sich trotz schwierigster privater Umstände und Hindernisse durch Fleiß, Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit einen exzellenten Schulabschluss, gute Praktika und hervorragende Ausbildungsplätze erkämpft haben. Die SUCHEN dann auch Hilfe und Unterstützung. Bei denen bin ich mir sicher, dass aus Ihnen etwas wird. Und das, obwohl familiär usw. oft sehr vieles dagegen sprach. Diejenigen, die dankbar alles was man Ihnen beibringt in sich aufsaugen, wie ein Schwamm. Die bspw. auch aus Syrien kommen, kein Wort Deutsch sprechen und nur ein Jahr später alle deutschsprachigen Schüler in Sachen Grammatik oder deutscher Geschichte bereits mit Abstand in den Schatten stellen. Diejenigen, die immer den Arm oben haben, sich beteiligen, Fragen stellen, ihre Schüchternheit überwinden und immer wieder aufs Neue ihre Komfortzone verlassen. Kurz diejenigen, die sich tagtäglich bemühen und abstrampeln.


    Ich kenne aber eben auch die anderen. Diejenigen, die nur das Nötigste vom Nötigen tun. Oft nicht einmal das. Denen es völlig an Zielorientierung mangelt. Denen man alles dreimal hinterhertragen muss. Die jedes Angebot zum Lernen als Zumutung und Belästigung empfinden und das auch genauso widerspiegeln. Die faul sind und sich anmaßend, schlecht und immer wieder rüpelhaft benehmen. Die sich kaum mit etwas anderem beschäftigen als mit Zocken, Saufen und Ficken. Die beim kleinsten Wehwechen oder bei der kleinsten Anwandlung von „keine Lust“ in großer Regelmäßigkeit „krank werden“ bzw. „sich nicht fühlen“ oder aber gleich immer wieder unentschuldigt Schwänzen und zu spät kommen. Die mit 15 schwanger werden, weil sie dann 4 -5 Monate Schulbefreiuung bekommen, gleichzeitig aber nicht mal mehr sagen können, wer der Vater war.
    Diejenigen, die sich bei einer Betriebsführung (Werbung um Auszubildende. Lohn bei 2500 Brutto) über den Betriebsleiter lauthals derart lustig machen, bis dieser schon damit droht sie rauszuschmeißen, dann aber in der ersten Produktionshalle, wo es mal etwas lauter, stinkiger und wärmer wurde, gleich meinten sofort die Halle verlassen zu müssen, weil sonst „ihre Lungen kollabieren“ würden. Diejenigen, die sich permanent darüber beschweren, wie schwachsinnig es sei, Bewerbungsschreiben zu üben oder die Rechtschreibfehler in Bewerbungsschreiben verbessern zu müssen. Das interessiere doch keinen. Diejenigen, die nach 8 Wochen Bewerbungsphase plötzlich zwei Tage vor Schluss ankommen und denen dann einfällt, dass sie ja bisher noch keinen Betrieb für ein Praktikum „gefunden“ (gemeint ist „gesucht“) hätten, aber JETZT würden sie sich ganz bestimmt drum kümmern.
    Kurz diejenigen, die einfach nicht begreifen wollen, dass sie für sich selbst etwas erreichen müssen wollen und nicht für andere. Die nicht verstehen wollen, dass man für langfristigen Erfolg auch einmal kurzfristige Opfer bringen muss.


    Menschen werden nicht gleich behandelt, haben nicht den gleichen Erfolg und werden auch nicht gleich entlohnt, weil sie sich nicht gleich verhalten, nicht gleich benehmen, nicht in gleicher Weise anstrengen und nicht in gleicher Weise bereit sind Vergnügen für Erfolg zu opfern. Wer in jungen Jahren seine Ausbildung vernachlässigt und es zu sehr schleifen lässt, wer sich lieber vergnügt oder auf der faulen Haut liegt, anstatt die Grundsteine für seine berufliche Zukunft zu legen und aktiv mitzubestimmen, wo die Reise beruflich einmal hingeht, der muss dann später eben in den sauren Apfel beißen und sich mit den (meist anstrengenderen und schlechter bezahlten) Jobs begnügen, für die sein Ausbildungsstand dann ausreicht. Und das ist auch gerecht und gut so. Es kann nicht sein, dass jemand der immer alles hat schleifen lassen, am Ende finanziell genauso gut da stehen soll, wie jemand, der sich sein Leben lang abgestrampelt hat, um jeden Tag besser zu werden.


    Meiner Erfahrung nach sind schwierige persönliche Verhältnisse und Startbedingungen für die einen ein Ansporn und für die anderen oft eine (bequeme) Entschuldigung. Schuld sind bei Letzteren oft sowieso immer die Anderen. Die Lehrer. Die Ausländer. Das Amt. Die Politiker. Die Umstände. Hauptsache man muss sich nicht mit sich selbst und den eigenen Versäumnissen quälerisch auseinandersetzen.


    Und wenn das angeblich eine veraltete und antiquierte „großbürgerliche“ Einstellung aus dem letzten Jahrhundert ist, dann bin ich eben gerne antiquiert. Kann ich mit leben. Gerne mehr davon.

  • Ich habe früher auch mal so gedacht wie ihr. Seit ich tagtäglich durch mein Berufsleben mit vielen Familien und auch jungen Menschen in Kontakt stehe, ändert sich meine Einstellung aber zunehmend.

    Vielleicht solltest du auch mal wieder zu anderen Kreisen Kontakte pflegen um das Gesamtbild nicht aus den Augen zu verlieren. Als Lehrer hat man aber halt auch das Klientel der Jüngeren und deren Eltern - also Familien. Und deine Kollegen, mit denen man sich bestimmt austauscht, haben die gleiche Ebene. "Mikrokosmos" Schule. :)


    Ich höre immer nur Schüler, Schüler, Schüler...allerdings ist der Pausehof nicht der äußerste Rand der Scheibe. :)

  • Das ist richtig. Aber an der Schule gibt es halt oft die grundlegenden Weichenstellungen. Und wir kriegen das ja auch teilweise über die Generationen hinweg mit. Also nicht ich, sondern meine älteren Kollegen.


    Ich will ja nur sagen, diese Rechnung "schlechtes Elternhaus = schlechte Zukunft" usw. KANN stimmen. Aber sie ist nur EINE Erklärung. Was mir bei der Gleichheitsdebatte einfach fehlt ist das Zugeständnis, dass eben viele Menschen auch nicht genügend für ihr berufliches Weiterkommen tun. Und das liegt schlichtweg nicht immer nur an den äußeren Umständen, sondern auch daran, dass es Menschen gibt, die nicht bereit sind, Verantwortung für sich zu übernehmen, weil ihnen das schlicht zu lästig ist.

  • Du bist ja noch nicht sooo lange Lehrer, deswegen hast du vermutlich noch nicht so viele ehemalige Schüler. Aber genau da könnte es für dich interessant werden. Sind deine ehemaligen Einserschüler dann alle Millionäre oder verdienen mindestens, sagen wir mal 5.000 Brutto? Falls nicht, kann es alleine an der Bildung nicht gelegen haben.


    Ich sage selbst unter den guten Schülern wirst du später die wirklich erfolgreichen an einer Hand abzählen können.

  • @ John was die Beispiele in deinem letzten Beitrag angeht bin ich vollkommen bei dir.
    Ich bezog mich aber expliziet auf die Menschen die eben ihren Arsch hochbekommen haben, sich durch die Schule gekämpft haben, eine Ausbildung absolviert haben und jetzt als Facharbeiter täglich vollzeit arbeiten und trotzdem nicht mehr als die 8,50 Mindestlohn bekommen und dann noch zum Amt aufstocken gehen müssen. Und die bekommen dann von "erlauchten" Kreisen und auch aus Teilen der Politik gesagt das sie ja selber Schuld sind, hätten ja was "anständiges" (was auch immer das sein soll, sehr warscheinlich Investmentbanker oder Waffenhändler) lernen können. :Motz:


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Ach was solls...
    Natürlich John.
    WEnn du mit geistigen Gaben gesegnet bist und erhgeiz, warum auch immer, entwickelst, und nicht krank wirst, die deutsche Staatsbürgerschaft hast..etc. wirst du in Deutschland deinen Weg machen.


    Aber
    Schau dir doch mal an, warum Kinder Ehrgeiz entwickeln? Welche äußeren! Faktoren dafür verantwortlich sind.
    Wie viel leichter es Kinder haben die von ihren Eltern7Verantwortlichen an die Hände genommen werden und denen gezeigt wird: Ja so geht es und hier ist der Weg, die in ihnen Vorbilder haben. Die entsprechend gelobt werden, nicht von Lehrern im Zweifel schief angeschaut werden, weil sie eben nicht von Lehrereltern kommen und sich nicht entsprechend verhalten.
    Die gezeigt bekommen, zu welcher Schicht sie gehören, wie sie sich zu verhalten haben. Wo man und wie man gute Kredite und Kontakte bekommt...etc.


    Und dann, wenn Aischa aus Marxloh in einem bescheidenen Umfeld aufgewchsen ist, Deutsch nicht als Muttersprache hat, aber super fleißig war, es aber immer schwer hatt, gerade im Deutschen, weil zu Hause türkisch gesprochen wurde, wenn sie villeicht auch nicht die allerhellste ist, was meinst du wer bekommt das Praktikum bei Porsche?(Mal davon abgesehen, dass Aisha sich wohl nie dort bewerben wird), Aisha die fleißige aus dem "Ghetto" der durch Sprache Körpersprache, Aussehen, vielleicht gar Kopftuch und Geschlecht gewisse Botschaften aussendet die ein Nichtdazugehören signalisieren und die in einer Gesellschaft lebt die ihr ständig sagt, Also mit der Herkkunft und dem Kopftuch gehörst du nicht wirklich dazu. Die täglich Hartz IV Vorbilder vor Augen hat. So ihr Ehrgeiz im Zweifel früh verkümmert. Denn sie soll ja eh eher Hausfrau werden, vielleicht noch Erzieherin. Das ist realistisch. Und wenn sie dann doch was tollen werden soll: Dann, ja dann haben die Eltern im ZWeifel keine AHnung welche Schritte dafür nötig sind und unterstützen nicht dementsprechen. Sie also Oder Wilhelm. Der nicht ganz so helle, nihct fleißige Sohn aus gutem Hause der gerne Play Station spielte aber mit seinen Eltern shcon früh ins Theater ging, auf eine PRivatschule geschickt wurde und dessen Vater sagt. Junge. Also ich helfe dir jetzt mal bei der PRaktikumsbewerbung. Dafür brauchste das und das. Ach und Porsche ist ein super Arbeitgeber. Jetzt mach mal. Ich rufe acuh noch einen Freund an. Dann klappt dass schon.


    Was meinst du? Wer triumphiert beim Vorstellungsgespräch? Wessen Zukunft geht in welche Gehaltsebenen?
    Der Fleiß, oder die Herrkunft?
    Wer ergreift eher das Friseuerhandwerk oder geht in die Pflege?


    Das ist jetzt ein Beispiel, bei dem ich einige MEchanismen auflistete die "Erfolg" beeinflussen.
    Bzw. wie Ehrgeiz im Zweifel entsteht, oder auch nicht entsteht.


    Oder so. Jeder der Friseur wird, wurde gewiss nicht von seinen Eltern entsprechend beraten und gefördert was Zukunft und Erfolgsaussichten betrifft.



    Und wenn, dann hat es übel rebelliert ;)



    Und dann muss man sich klar machen..


    Der Einzelfall ist total egal.
    Wichtig sind hier die Mechanismen und die Gesamtbetrachtung.

  • Ich kenne in der Tat keine vollausgebildeten, fähigen und flexiblen Facharbeiter, die mit 8,50 € auskommen müssten.


    Die Weichen für einen späteren beruflichen Erfolg werden eben sehr früh gelegt.


    Mindestlöhne werden doch in der Regel dort bezahlt, wo eher ungelernte Arbeiter tätig sind, bzw. wo Ungelernte schnell angelernt und eingearbeitet werden können. Jobs wie Kassierer im Supermarkt, Bauarbeiter, Reinigungskräfte, Wachleute, Türsteher, Fließbandarbeiter, Spargelstecher, Verkäufer, Kellner, Taxifahrer, Paketzusteller usw. usf.. Das sind im Prinzip die Jobs, die für diejenigen übrig bleiben, die ihre Schulausbildung nicht erfolgreich abschließen konnten. Denn all diese Jobs kannst du prinzipiell sogar auch ohne Schulabschluss machen. Klar werden dann da nur in Ausnahmefällen deutlich mehr als der Mindestlohn gezahlt. Wenn man solche Jobs nicht machen will und in eine gut bezahlte berufliche Position kommen will, dann muss man eben früh anfangen dafür zu arbeiten. Lernen, üben und auch flexibel sein. Den Ortswechsel wagen. Dahin ziehen, wo die Löhne am besten sind.


    Wer ein vollausgebildeter Facharbeiter ist, gute Arbeitszeugnisse hat und dann trotzdem nur Mindestlohn bekommt, der mach aus meiner Sicht irgendetwas falsch. Kannst du da mal ein konkretes Beispiel nennen?


    @ Twiggels:
    Ja, diese Fälle gibt es natürlich. Trotzdem kannst du den Eltern von Wilhelm ja nicht vorwerfen, dass sie mehr für ihren Bengel tun, als die Eltern von Aischa für sie.
    Wenn Aischa gut und pfiffig ist, wird sie selbst erkennen, dass sie sich stärker anstrengen muss als andere. Sie wird sich dann Hilfe bei ihren Lehrern aktiv einholen und sie wird sich BEMÜHEN ihre Nachteile auszugleichen.
    Macht sie das nicht, sondern lässt sich entmutigen und beginnt gar nicht erst damit, es zu versuchen, dann wird ihr auch der beste Lehrer nicht helfen können. Erst einmal muss der Einzelne selbst sein Leben in eine bessere Richtung lenken WOLLEN. Wer sich nicht helfen lassen will, dem kann man auch kaum helfen. Auch so ein Ding, was viele Forschungstheoretiker schlichtweg ignorieren.


    Und ja, eine der Hauptaufgaben von Schule ist es, den Satz: „Das kann ich sowieso nicht.“ oder „Das schaffe ich nie.“ aus den Köpfen der Kinder zu streichen. Ich sage meinen Schülern immer: „Jeder kann fast alles. Die einen allerdings etwas schneller als die Anderen. Es ist nur eine Frage, wie viel Zeit und Mühe ihr bereit seid in etwas zu investieren und wie sehr ihr es wollt.“ Das Problem ist ja, das viele schon aufgeben, bevor sie es überhaupt versucht haben. Am Ende zeigt sich dann meistens, sie können es ja doch. Vorausgesetzt sie waren bereit, die nötige Zeit und Energie zu investieren.

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