Die zukünftige USA - könnte sich die Geschichte wiederholen?

  • Es gibt zwar schon 2 Threads zu Amerika, aber ich habe es vorgezogen ein neues Thema aufzumachen, da ich mich hierbei mit dem Amerika der Gegenwart, aber vor allem auch mit den möglichen USA der Zukunft befassen möchte.


    Sehen wir uns einmal die gegenwärtige USA an, ich denke ich liege richtig damit, wenn ich jetzt einfach mal sage, dass das goldene Amerika der Nachkriegszeit und des ausgehenden 20. Jahrhunderts mit dem wüten des Wirbelsturms Sandy in New York entgültig untergegangen ist. So was ich mitbekommen haben bezeichnen Experten "Sandy" deshalb als Wendepunkt, da der Wirbelsturm die Perspektive vieler Menschen bei ihrer Sicht auf die USA verändert hat und sie jetzt auf das wahre Bild des maroden Staates blicken. Auch soll ab diesem Ereigniss die Weltpresse eine radikale Wende gemacht haben. War es vorher üblich sich schwärmend über Amerika auszulassen und als "Nation Nr. 1" zu feiern, so soll sie nun auch eher kritisch eingestellt sein, da "Sandy" wieder mal (Nach Hurrikan "Katrina") gezeigt hat wie planlos die Amerikaner in der Krisenbekämpfung sind und wie schlecht es wirklich um Wirtschaft und Sozialleben steht (z.B. durchlebt New York gerade eine entsätzliche Rattenplage, da der Wirbelsturm die Nager aus den Kanalisationen getrieben hat und niemand tut etwas dagegen).
    Das kann jetzt stimmen oder nicht, aber zumindest so was ich mitbekommen hab, war Amerika zumindest in Mitteleuropa schon vorher einige Mal negativ in den Zeitungen aufgefallen und im Volksmund allgemein sowieso.


    Doch zurück zum Thema, der nächste Punkt ist Politik. Die letzte Präsidentenwahl hat gezeigt wie tief gespalten das Land in der Politik ist, auf der einen Seite die Republikaner (Hauptsächlich durch Weiße und Reiche unterstützt) und andererseits die Demokraten (Obama, Minderheiten, Frauen usw.). Beide Parteien blockieren sich inzwischen ununterbrochen und der Kongress ist de facto handlungsunfähig. Und wir alle wissen, dass selbst der US-Präsident wenig bis gar nichts mit einem handlungsunfähigem Kongress ausrichten kann, Amerika steht still!
    Die extreme Unzufriedenheit des amerikanischen Volkes macht sich langsam auch auf politischer Ebene bemerkbar, es kann sein, dass mit der Tea Party Bewegung und der Occupy Wall Street die Vorläufer für zwei baldige neue Parteien im amerikanischen System geboren sind, was das bisherige Zwei-Parteiensystem (das inzwischen unbrauchbar geworden ist) auflösen würde. Zwei-Parteiensysteme funktionieren nur, wenn in einem Land auch ein weitgehender Grundkonsens über die grundlegenden politischen Inhalte vorherrscht, doch eben dieser Grundkonsens hat sich seit etwa 10 Jahren längst verabschiedet. Diese verstärkte Fragmentierung in vier Parteien/Bewegungen, deren ideologische Ausrichtung sich immer weiter radikalisiert und Kompromisse als Mittel der Politik ablehnt, wird gesetzgeberische Entscheidungen wohl oder übel unmöglich machen und damit die Lähmung auf Bundesebene noch verschlimmern.


    Und von Arbeitslosigkeit, Wirtschaft und Sozialleben denk ich brauch ich gar nicht erst anfangen, das steht ja inzwischen jeden Tag in allen Zeitungen....
    Amerika steht vor dem Staatsbankrott, der Dollar stürtzt immer mehr ab und die Armut ist in der Neuen Welt immer rascher im Vormarsch. Bereits jetzt schon ist jeder 6. Amerikaner auf Lebensmittelkarten angewiesen und jedes fünfte Kind war schon einmal Opfer von Obdachlosigkeit. Bildungsangebote und vor allem Sozialdienste sind in vielen Gegenden weitgehend eingestellt, da die einzelnen Orte deren Kosten einfach nicht mehr tragen können.
    Mit der Einführung von Multiple Choice Prüfungen von der Grundschule bis zur Universität hat sich die Qualität der Bildung so sehr verschlechtert, dass die Amerikaner, die heute jünger als 40 Jahre sind, nur noch eine sehr minderwertige Bildung im Gegensatz zu den älteren Generationen haben.
    Gleichzeitig führte es dazu, dass sich in der Bildung ein Zweiklassensystem entwickelt hat, das es den Eliten des Landes, die sich die besten Schulen und Universitäten trotz steigender Kosten leisten konnten, ermöglichte, sich noch weiter von der Mittelschicht abzugrenzen.
    Und nicht zuletzt hatte die Profitorientierung des Bildungssektors, gemeinsam mit der Zunahme von Fern- oder Heimunterricht der Idee von der Notwendigkeit von allgemein verbindlichen hohen Bildungsstandards im amerikanischen Bildungssystem entgültig einen tödlichen Schlag versetzt.


    Amerikaner, die heute jünger als vierzig Jahre sind, sind viel weniger gebildet, viel weniger gut ausgebildet und sozial schlechter integriert als die älteren Generationen. Damit sind sie auf dem Arbeitsmarkt schlechter einsetzbar, sie kommen in einer globalisierten Welt mangels sprachlicher, geschichtlicher und kultureller Bildung schlechter zurecht und sie sind nicht in der Lage, vor den Herausforderungen moderner Wissenschaft und Technik zu bestehen (Ja viele jüngere Amerikaner glauben sogar, dass HITLER IMMER NOCH LEBT!!!)
    Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die so sehr beschworene Verteidigungsfähigkeit des Landes.


    Und wenn wir schon beim Thema sind, der US-Haushalt könnte ausgeglichen und die Defizite finanziert werden, wenn die Regierung eine massive Beschneidung des Militärbudgets vornehmen würde, doch dazu wird es wohl nicht kommen, denn der militärisch- industrielle Komplex ist ungeheuer mächtig und wird mit Sicherheit eifersüchtig über seine Gelder wachen. Amerika sieht seit einigen Jahren auch immer lieber Uniformierte, das heißt ein Teil der Bevölkerung wird mehr und mehr militanter, von der Stadtverwaltung aufwärts bis auf Bundesebene (z.B.Radikale/Rassistische Politiker, die überwältigende Zahl an antisemitischen Gruppen, ungewöhnlich hohe Zahl an Amokläufern,...).
    Tja und die Film- und Spieleindustrie tut mit einer wahren Flut von gewaltverherrlichenden Filmen (z.B. "Hostel" bzw. die ganzen unnötigen Zombiemenschenfresserfilme) und blutigen, hirnlosen Ego-Shootern ihr Übriges um bei den jungen Generationen möglichst bald die Hemmschwelle bei Gewalt auf ein Minimum zu senken (was passiert, wenn man täglich mit offener Gewalt in jeglicher Hinsicht konfrontiert ist)...



    =======================================================================================================


    Tja das wäre die aktuelle Lage so wie ich sie recherchiert habe, kommt euch die Situation bekannt vor?
    Hohe Arbeitslosigkeit? Gewaltbereitere Jugendliche? Mangelnde Bildung? Horrende Schulden und starke Armut? Wieder stärker auftretender Rassismus gegenüber Schwarzen?


    Um es zu sagen, --->genau so<--- war es hier in Mitteleuropa direkt nach dem 1. Weltkrieg! Was die Folge war wissen wir natürlich alle, die Menschen folgen in solchen Zeiten gerne genau dem einen Mann, der ihnen Arbeitsplätze und ein besseres Leben verspricht und so sehe zumindest ich persönlich alle nötigen Vorraussetzungen gegeben, damit sich vielleicht im Amerika der Zukunft in einigen oder erst in vielen Jahren eine Diktatur bilden könnte, die Hitler-Deutschland bzw. Mussolinis Italien oder Francospanien ähneln könnte, es IST möglich, wenn sich der richtige Mann für sowas findet und die Menschen in ihrer Not auf ihn hören!
    Vervielfacht wird diese Möglichkeit dann natürlich noch durch den bereits angeschnittenen schlechten Bildungsstandart der jüngeren US-Generationen, denn wer kann schon die Fehler der Geschichte vermeiden, wenn er diese nicht einmal kennt?
    Es wird bestimmt schon seinen Grund haben, warum viele Amerikaner denken, dass Hitler immer noch lebt, Wien die Hauptstadt von AUSTRALIEN und Deutschland eine Insel ist!



    Doch neben dem Konzept einer Diktatur habe ich mir gedacht, dass die USA in weiter Zukunft vllt. sogar wegen ihrer jetzt schon sehr tiefen politischen Spaltung (die sich noch mehr erweitern wird) in mehrere kleine Staaten zerfallen könnte....sollte dieser Fall eintreten wäre auch ein 2. amerikanischer Bürgerkrieg denkbar, wenn die Amerikaner nicht endlich anfangen etwas gegen diese fundamentalen Krisenherde zu tun!

  • Ich glaube ja nicht, dass wir bald einen amerikanischen Hitler bekommen, aber möglicherweise kommt nach Obama ein ultrakonservativer, religiöser, rassistischer Republikaner an die macht, was schon schlimm genug wäre.


    Wer übrigens wissen möchte, wie das extrem beschissene und darüberhinaus undemokratische amerikanische Wahlsystem funktioniert und was für Probleme es mit sich bringt, dem lege ich diesen, aus drei Videos bestehenden Kurs ans Herz, dauert keine 15 Minuten: EDU - YouTube
    Faule Leute können das dritte Video auch weg lassen ;)


    Ohne scheiß, ich wette würden alle Amerikaner diese Videos sehen und damit endlich verstehen, wie sie von der Politik verarscht werden, gäbe es einen Riesenaufstand.


    P.S.: Diese Videoreihe vom selben Macher ist auch ziemlich gut, und erklärt andere, unter anderem im US-amerikanischen Wahlsystem, die sich aber auch auf andere Systeme übertragen lassen.

  • Es müsste heißen "die zukünftigen USA". Ansonsten: Totgesagte leben länger. Ich glaube, dass die USA genug Potential haben um das gesamte kommende Jahrhundert DIE Supermacht zu bleiben. Was danach ist weiß ich nicht. Sicherlich wird China als Konkurrent immer stärker werden, aber die USA sind noch lange nicht am Ende.


    Diktatur halte ich in den USA für unwahrscheinlich. Dazu ist die demokratische Tradition zu sehr verankert. Außerdem hat jeder Bürger eine eigene Waffe Zuhause. Das dürfte eine Diktatur praktisch unmöglich machen.

  • Ich seh das nicht so kritisch, die haben nur Reformbedarf, aber die nächsten 10 Jahre wirds wohl erstmal noch gut gehn, dann würd ich erst auf nen Umbruch spekulieren, um so tiefgreifende Reformen zu ermöglichen, wie die USA nötig haben, braucht es schon mehr Druck als nur ne mittlere Wirtschaftskrise.


    Auf nen Faschistischen Präsident würd ich nicht spekulieren, die Schwarzen sind immernoch die Ärmeren und die Juden nicht genug gehasst. Außerdem sind viele Firmen in Jüdischem Besitz, dh. deren Lobby wird sowas auch bremsen. Faschismus lebt ja davon einer Minderheit alles wegzunehmen und es ans Volk zu verteilen, wenn man das nicht machen kann, dann gehts WIrtschaftlich meistens bergab, wie Spanien unter Franco.


    Ich trau den Amerikanern immernoch zu sich zusammenzureißen und ihren ganzen Staat neu aufzubauen, wird spannend wie sich das entwickelt ^^


    Edit: Dazu muss man noch sehen, dass unser Systhem nen ähnlichen Reformbedarf entwickelt, nur dass wir da noch weit hinter den USA liegen. Bildungs-, Gesundheits- und Versicherungswesen sind bei uns auch nichtmehr Zeitgemäß, aber man läuft immernoch ein wenig den USA hinterher und die EU tut auch ihr möglichstes um genau diese Bereiche zu blockieren, bzw Übernimmt mehr und mehr die Kontrolle. Die EU ist genauso undemokratisch wie das Amerikanische Wahlrecht, bzw noch undemokratisch, da sie keine direkte demokratische Legitimation hat.


    Wir haben hier genau die selben Probleme wie die überm großen Teich, nur dasses bisher nicht so Eskaliert ist, ich würd also schonmal hoffen dass die USA bald Lösungen finden, damit unsere Politiker schön hinterherdackeln können...

  • Sehr schöner Beitrag, vielen Dank (obwohl ich inhaltlich nicht einverstanden bin).


    Insbesondere diese Gleichsetzung ist m.E. nicht richtig:

    Um es zu sagen, --->genau so<--- war es hier in Mitteleuropa direkt nach dem 1. Weltkrieg! Was die Folge war wissen wir natürlich alle, die Menschen folgen in solchen Zeiten gerne genau dem einen Mann, der ihnen Arbeitsplätze und ein besseres Leben verspricht und so sehe zumindest ich persönlich alle nötigen Vorraussetzungen gegeben, damit sich vielleicht im Amerika der Zukunft in einigen oder erst in vielen Jahren eine Diktatur bilden könnte, die Hitler-Deutschland bzw. Mussolinis Italien oder Francospanien ähneln könnte, es IST möglich, wenn sich der richtige Mann für sowas findet und die Menschen in ihrer Not auf ihn hören!
    Vervielfacht wird diese Möglichkeit dann natürlich noch durch den bereits angeschnittenen schlechten Bildungsstandart der jüngeren US-Generationen, denn wer kann schon die Fehler der Geschichte vermeiden, wenn er diese nicht einmal kennt?
    Es wird bestimmt schon seinen Grund haben, warum viele Amerikaner denken, dass Hitler immer noch lebt, Wien die Hauptstadt von AUSTRALIEN und Deutschland eine Insel ist!


    Nach dem 1. Weltkrieg war v.a. Deutschland nicht nur ideologisch in Trümmern, die Staatsmacht war ausserordentlich schwach und konnte u.a. die öffentliche Sicherheit nicht aufrechterhalten. Die USA ist dagegen ein funktionierendes Staatswesen.


    Ich bin mit Dir einig dass sich die USA wohl in einer ihrer schwersten Krisen befinden, aber sie haben eben auch immer wieder gezeigt dass sie das Potential haben, gestärkt aus solchen Krisen herauszukommen. Es sei mir der Hinweis auf 1927/29 erlaubt; auch damals dauerte es bis 1940 (teilweise bis 1945) bis die USA sich einigermassen erholt hatte. Ob sie es diesmal schaffen ist sicherlich ungewiss, aber ein schneller Untergang ist doch sehr unwahrscheinlich.

  • Um es kurz zu machen. Keine Supermacht/Großmacht der Geschichte hat Ewig bestand. Auch wenn Anzeichen des Declines unzweilfelhaft erkennbar sind ohne jetzt groß die einzuelnen auszuführen denke ich, dass die USA in mittlerer Zukunft nicht unergehen und in Diktatur oder Anarchie versinken wird.
    Vorübergehende Phasen der Schwäche und der innenpolitischen Turbulenzen sind historisch betrachtet vollkommen normal und kein zwingedes Anzeichen für einen baldigen Zusammenbruch.
    Genauere Auseinandersetzung mit deinem sher schönen Anfangspost bei Gelegenheit und wieder einsetzender Nüchternheit.

  • Ja, die USA stehen momentan alles andere als gut dar, aber man sollte auch nicht vergessen das sie es im Laufe ihrer Geschichte immer wieder geschafft haben ziemlich kurzfristig Entscheidungen zu fällen die das Land wieder auf Kurs gebracht haben, noch sollte man die USA also nicht abschreiben.
    Übrigens, in dem Zusammenhang ist diese Studie auch sehr interessant: BND-Studie zu lvorkommen der USA - SPIEGEL ONLINE
    Demnach wird der neue Gas- und Ölreichtum der USA sich (wer hätte es gedacht) sehr positiv auf sie auswirken, umgekehrt China und Russland eher schwächen und sogar die Möglichkeit bieten das Haushaltsdefizit abzubauen (weniger Importe, weniger Notwendigkeit zur militärische Präsenz), was das ganze für die Umwelt bedeutet ist natürlich eine ganz andere Frage, aber aus wirtschaftlicher Sicht könnte das viel bewegen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!