Rost
Wer kennt ihn nicht. Er zerfrisst das Fahrrad, greift
Motoren an und erzwingt so manche Bauarbeit. Rost. Er kann überall entstehen,
alles zerfressen und selbst die herausragensten Dinge zerstören.
Doch Rost ist nicht nur ein materielles Phänomen. Nicht umsonst gibt es solch
tolle Sprichwörter wie: „wer rastet rostet“. Rost ist eine Zivilisationskrankheit.
Rostet der Körper stirbt man an Herzversagen, rostet das Hirn wird man ins Altersheim
getragen. Rost dominiert unser Leben, unser Streben, unser Alles. Er führt uns
in entscheidende Richtungen.
Auch unsere persönlichen Fähigkeiten vermögen zu rosten. Zahlreiche ehemalige
Musiker, und etliche Jugendautoren mussten seine Stärke kosten. Darunter auch
ich.
Ja ich habe viel geschrieben. Ein Geschreibsel dort und eines da. Manchmal
treffend und auf den Punkt getrieben, manchmal auch ausschweifend und
umschrieben. Manchmal ohne Punkt und Komma, daher rot vom Lehrer betont, doch dann
und wann auch korrekt und mit Häkchen belohnt.
Das Schreiben mochte ich wirklich sehr, wie man auch an den ganzen Texten
erkennen mag, die meinen Rechner belasten.
Doch die Jahre vergingen und die Tastatur blieb unberührt. Man hatte ja zu tun,
hatte keine Zeit für sein Hobby nicht wahr? Zumindest meinen das die Musiker,
die nicht mehr spielen und singen. Die Schreiberlinge, die keinen vernünftigen
Satz mehr zustande bringen. Vielleicht wegen der Arbeit, oder doch wegen der
Schule? Vielleicht war man auf Reisen oder anderweitig beschäftigt.
Das Hobby lässt man mal ruhen für eine Weile. Da kann man sich keine Zeit für
mehr nehmen.
Aber jetzt mal ehrlich. Wir wissen doch genau, dass das nicht der Wahrheit
entspricht oder etwa nicht? Wie viele Male ist der Musiker einen trinken
gegangen und hat seine Geige im Schrank verstauben lassen? Wie viele Male hat
der Autor Computerspiele gespielt, statt seine Meinung in Worte zu fassen?
Und dann wenn es geschehen ist und der Rost an der Seele nagt, erkennen sie es,
sie haben versagt. Ihr einziges Etwas, was sie ausmacht haben sie eingetauscht
gegen die „Freuden“ des Nichtstuns, der Faulheit, des Rostes. Oder sie haben
sich in die Arbeit, das Lernen gestürzt, ihre Fähigkeiten begraben, um einen
Platz in der Firma zu haben. Sind jeden Morgen aufgestanden, nur um monoton
sich am Gleichen zu laben.
Vielleicht wird es Zeit sich Gedanken zu machen. Was soll man tun in Zukunft.
Wo ist der eigene Platz in der Gesellschaft. Gehen alle zu Schule um in einem
Büro zu arbeiten? Lehrer zu werden? Einen normalen Job zu erlernen? Oder sollte
man sich eher auf die eigenen Fähigkeiten besinnen, statt innerlich zu sterben?
Ist nicht doch irgendwo Platz für das eigene Hobby? Für das Individuum, für deine
Persönlichkeit oder ganz einfach für dich, wie du halt bist? Oder ist es das
Schicksal, dass der Rost dich zerfrisst?
Schon komisch wenn man in der Favoritenliste stöbert und eine Seite findet, die man so lange nicht besucht hat. Die so viel ausgemacht hat und auf der so viele eigene Kreationen noch vorhanden sind. Da stöbert man in den eigenen Dokumenten nach einem Text, den man ausversehen gelöscht hat... und findet ihn auf einer längst vergessen Seite wieder und ist gezwungen zu grinsen vor der Unvernunft und der Naivität des vergangenen Selbst. Und dann sieht man die selben Namen wieder, die man so lange gekannt hat, tolle Sache so eine Internetseite
Naja dachte mir, wenn ich mich schon in einem für mich eingerosteten Teil des Internets und meines Lebens wiedermelde, dann kann ich ja auch gleich meine eingerosteten Schreibfähigkeiten wiedereinmal reparieren. Oder es zumindest versuchen