Irgendwie bin ich gerade in einem kleinen Stargate-Wahn, seit ich die Stargate Mod für Sins of a Solar Empire gespielt habe und naja das hier ist dabei rausgekommen. Der erste Teil der Geschichte, beschäftigt sich mit den letzten Schlachten zwischen Antikern und Wraith, ungefähr 10.000 Jahre vor Stargate.
[spoil]10.000 Jahre, bevor der erste Mensch seinen Fuß durch das Sternentor von Atlantis setzen sollte, flog ein einsames, lantianisches Kriegsschiff, am Rande der Pegasus-Galaxie, durch den Hyperraum. Es befand sich weit entfernt von der Front gegen die Wraith und ließ den Krieg immer weiter hinter sich, zumindest für eine Weile.
Von Außen betrachtet, wirkte es wie ein typisches, lantianisches Schlachtschiff. Abgesehen von einigen kleineren Strahlengeschützen an den Seiten, ließen sich auf den ersten Blick keine weiteren Waffen entdecken. Die berüchtigte Feuerkraft der Schlachtschiffe, konnte man mit dem bloßen Auge nicht erkennen, denn sie ruhte, bis zu Beginn einer Schlacht, tief verborgen im Inneren. Im Gegensatz zu ihren Forschungsschiffen, wirkte das schmale, längliche Schiff beinahe rau und von einer simpleren, rückständigeren Bauart. Es ließen sich kaum Spuren der überlegenen Technologie entdecken, die unter der Oberfläche ruhte. Letztendlich blieben diese Raumschiffe nichts weiter als überdimensionale Waffen und als nichts anderes sahen die Lantianer sie. Neben den Abscheulichkeiten, die ihre Feinde in die Schlacht schickten, wirkten selbst diese Schiffe noch immer elegant.
Das dunkelgraue, fast schwarze, Schlachtschiff, gehörte zu den größten, die sie jemals gebaut hatten. Erst vor weniger als einem Jahr, begann es seinen Siegeszug gegen die Wraith, aber schon jetzt, hatte es sich in der Pegasus-Galaxie einen Namen gemacht. Mit einer Länge von weniger als 3000 Metern, konnte die Invictus sich zwar nicht mit Giganten wie der Aurora messen, verfügte jedoch über die neuste und fortschrittlichste Technologie Lantia´s. Dieses Schiff, war in der Lage, eine ganze Flotte der Wraith im Alleingang zu vernichten.
Über 500 Lantianer befanden sich an Bord der Invictus. Auf den ersten Blick, würde man sie für Menschen halten und einige von ihnen mit so einer Behauptung beleidigen, denn mit den Menschen, verband sie ihrer Meinung nach nicht mehr als ihr Aussehen. Erst wenn man genauer hinsah, bemerkte man etwas an ihnen, was sie von Menschen abhob, was sie von allen Wesen des Universums zu unterscheiden schien. Eine Ausstrahlung aus Überlegenheit und unerklärlicher Macht. Im Laufe der Jahrmillionen, war es den Lantianern gelungen, sich weiter zu entwickeln als die Menschheit es sich jemals erträumten könnte. Am auffälligsten aber, war dieses nie endende, wissbegierige Funkeln in ihren Augen. Keine bekannte Rasse, besaß ein tieferes Verständnis von den Geheimnissen des Universums oder verfügte über denselben Wissensdurst, der die Lantianer antrieb. Selbst in Tausenden von Jahren, sollte alleine die Erwähnung der Lantianer, die die Menschen später als Antiker bezeichneten, jedem Menschen in zwei Galaxien Ehrfurcht einflößen.
So viel zu den Unterschieden zwischen Lantianern und Menschen, aber die Männer und Frauen auf der Brücke, hoben sich selbst von ihresgleichen ab. Die Besatzung an Bord der Invictus, konnte man als etwas besonderes bezeichnen, denn sie war im Durchschnitt einige hundert Jahre jünger als üblich. In einem Krieg, der so lange andauerte, wurden gute Piloten und Soldaten rar, selbst der Rat merkte das inzwischen. Die Invictus sah man als eine Art Experiment an, als ein sehr gewagtes Experiment. Der beste Nachwuchs, den die Lantianer aufbieten konnten, unter dem angeblich begabtesten Kapitän seiner Zeit. Aurelius Sverus. Aufgewachsen und geboren in der ewigen Stadt, Atlantis.
Seit sie, vor einigen Stunden, von ihrem ursprünglichen Kurs abgewichen waren, bewegte Aurelius sich nicht mehr von seinem Platz auf der Brücke weg. Für den Flug durch den Hyperraum benötigte man ihn zwar nicht, aber so kurz vor einem Kampf, würde er so oder so keine Ruhe finden. Die Brücke befand sich direkt über dem Zentrum der Invictus. Ein blau leuchtendes Kraftfeld schirmte die Vorderseite vom Weltall ab und tauchte die Brücke in ein sanftes, hellblaues Licht.
In der Mitte des weitläufigen Raumes, auf einem kleinen Podest, befand sich ein schwarzer Stuhl mit breiter, von verschlungenen Mustern überzogener, Rückenlehne. Das Zuhause von Aurelius. Der Kapitän der Invictus war Anfang zwanzig, wie die meisten Mitglieder seiner Mannschaft, und damit in den Augen der meisten Lantianer noch ein Kind, dem man in gewöhnlichen Zeiten niemals ein eigenes Schiff anvertraut hätte. Er hatte kurze, hellbraune Haare und strich sich immer wieder ungeduldig über die mitternachtsblaue Uniform, mit silbernen Streifen die über die Schultern verliefen. Zu seiner rechten saß eine junge Frau mit langen, dunkelroten Haaren, auf einem etwas tieferliegenden, unverzierten Stuhl und gab sich Mühe so zu tun, als würde es ihre gesamte Aufmerksamkeit erfordern die verschiedenen Bildschirme vor sich im Auge zu behalten. Die Bildschirmen schwebten als kleine Hologramme vor ihr, um sie die ganze Zeit über jedes noch so kleine technische Detail der Invictus auf dem Laufenden zu halten.
Im Gegensatz zu ihrem Kapitän trug sie eine kurzärmelige Weste, darunter eine leichte Bluse und dazu eine enganliegende Hose, alles in der typischen Farbe der Lantianer. Strahlendes Weiß. Wie der Rest der Mannschaft, abgesehen von einer Ausnahme. Der Mann auf der linken Seite, hatte sich in einen schwarzen Umhang gehüllt, auf dem verworrene rote Runen leuchteten, die selbst andere Lantianer nicht entziffern konnten. Im Gegensatz zum restlichen Teil der Besatzung, wirkte er entspannt und machte es sich auf seinem Platz gemütlich. Die tief schwarzen Haare gingen ihm bis zu den Schultern. Inmitten der disziplinierten und in ihre Arbeit vertieften Besatzung, wirkte er völlig fehl am Platz, vor allem, da in seinen Augen permanent ein belustigtes und teilweise auch bedrohliches Funkeln lag. Um ihn herum flog ein Schwarm winziger, silberner Metallplättchen, von dem jeder der Anwesenden respektvoll Abstand hielt.
„Wenn wir den Hyperraum verlassen, müssen wir auf der Stelle die Tarnung aktivieren.“ wiederholte Velius Acario zum gefühlt tausendsten Mal und klang dabei tatsächlich angespannt, was nur passierte, wenn er sich sicher war bald durch die Dummheit eines anderen zu sterben.
„Schon verstanden. Ich aktiviere sie, bevor uns jemand bemerkt.“ versicherte der gelangweilte Kapitän ihm zum tausendsten Mal und versuchte halbherzig seine Bedenken endgültig zu zerstreuen.
„Das wird nicht so einfach sein wie du denkst!“ begehrte sein Freund lautstark auf und scheuchte damit die Metallplättchen auf, die sich auf seinem Umhang niedergelassen hatten. Wenn du auch nur eine Sekunde zu lange brauchst, werden die Wraith uns in Stücke schießen, vor allem, da wir die Schilde abschalten müssen, um die Tarnung zu aktivieren.“
„Ich weiß wie die Tarn...“ begann Aurelius entnervt, nur um sofort unterbrochen zu werden.
„Wir können Schild und Tarnung nicht gleichzeitig aktivieren, da die dichte Schildmaterie unsere Tarnung verdrängen würde. Wenn wir also deinen Plan umsetzen wollen, müssen wir uns dem vollkommen Schiff unbemerkt nähern, sie dürfen nicht einmal ahnen dass wir in der Nähe sind. Auch wenn es noch immer viel leichter wäre, die Schilde zu aktivieren und das Basisschiff direkt anzugreifen. Es ist nur ein Schiff. Wir pulverisieren es mit einer Salve und leben glücklich bis ans Ende unserer Tage.“
„Leichter, ungefährlicher, aber leider auch unendlich einschläfernd und viel zu kostspielig.“ erwiderte Aurelius. In seinen Worten lag immerhin die halbe Wahrheit. Eigentlich wollte er nur die neue Tarntechnologie testen. Die Invictus war das einzige Schlachtschiff, das seit kurzem über einen eigenen Tarngenerator verfügte. Munition zu sparen, sah er als einen netten Bonus an. „Wir sollten unseren neuen taktischen Vorteil nutzen. Wenn wir sie überraschen, benötigen wir statt 1000 Drohnen nur um die 100. Eines Tages, wirst du mir dankbar sein, weil ich unsere Munition nicht dauernd verschwende.“
„Ach? Bin ich dir dankbar bevor oder nachdem wir explodiert sind, weil du mit deinem neuen Spielzeug angeben willst? Die Invictus ist ohne Schilde extrem verwundbar. Ein gut gezielter Schuss und sie bricht auseinander.“ Velius wollte noch etwas hinzufügen, aber schloss seinen Mund sofort wieder, als er Aurelius Blick sah. Wenn er nicht, während des Flugs, aus dem Schiff fliegen wollte, sollte er lieber still sein, also verschränkte er die Arme vor der Brust und gab sich vorerst geschlagen. „Ja, ja. Ich bin ja schon still.“ murmelte er beleidigt vor sich hin. Eine ganze Weile hielt die Ruhe an, bis Velius es für sicher hielt, mit der Diskussion genau dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. „Weißt du...wenn du willst, kann ich dir noch mal erklären wie die Tarnung funktioniert oder am besten gleich das Schiff selbst steuern, nur um sicher zu gehen, dass du uns nicht alle umbringst.“
„Danke, aber wie gesagt, ich weiß wie Tarntechnologie funktioniert, immerhin hat mein Großvater sie erfunden, nicht du. Ehrlich gesagt, wärst du dazu niemals fähig, deswegen durftest du seine Erfindung auch nur etwas verbessern.“
„Genau aus diesem Grund, können die Ratsmitglieder dich nicht mehr ausstehen.“
„Aus welchem Grund? Verachtung für deinen angeblich genialen Verstand?“
„Pure, unverhohlene und aufreizende Arroganz.“
„Tz. Musst du immer so ehrlich sein?“
„Leider ja. Gehört zu meinen besseren Eigenschaften, neben meiner unerreichbaren Genialität, meinem Charme und natürlich meiner grenzenlosen Bescheidenheit.“
„Die Mitglieder des Hohen Rates würden uns sofort austauschen, wenn sie uns so reden hören könnten.“ seufzte Aurelius verzweifelt. Zum Glück befand sich seit einigen Wochen kein Ratsmitglied mehr an Bord der Invictus, da man inzwischen selbst in Atlantis von den Fähigkeiten seiner Mannschaft überzeugt war. Ohne einen alten, verbohrten Mann, der die Pegasus-Galaxie schon ein paar Tausend Jahre mit seinem Gerede über Frieden, Selbstdisziplin und Ordnung nervte, ließ sich das Schiff deutlich besser führen.
„Keine Sorge, das können sie nicht. Ich habe das Schiff, direkt nach unserem Aufbruch, gründlich nach jeder Art von Überwachungsgeräten abgesucht. Wir sind sicher.“ erklärte Velius voller Stolz.
„Ernsthaft?“
„Irgendjemand musste es tun und du warst anscheinend zu faul dafür!“ ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er an die dutzenden Vorrichtungen denken musste, die sich in seinem Zimmer und Labor befunden hatten. Einige davon hatte man sogar teilweise in eine andere Dimension versetzt, in der Hoffnung ihn täuschen zu können. „Das war ziemlich beleidigend von Oberhaupt Moros und deiner Mutter. Als würde ich sie nicht finden. Absolut lächerlich. Versuchen mich mit simplen Tarntricks zu verwirren, als wäre ich ein kleines Kind.“
„Und ich soll arrogant sein...“ sagte Aurelius leise zu sich selbst. Erst danach, ging ihm auf, was Velius ihm gerade gesagt hatte und es lenkte ihn zum erstenmal seit Stunden von ihrem Ziel ab „Moment, warum sollte der Hohe Rat uns überwachen lassen? Immerhin sind wir auf ihren Befehl hin auf dieser Mission.“
„Naja, wenn man es genau nimmt, wollen sie nicht uns überwachen, sondern nur mich.“
„Ah, natürlich. Das erscheint mir logisch.“ murmelte Aurelius vor sich hin, augenblicklich wieder beruhigt, was bei seinem Freund nicht ganz so gut ankam.
„Was meinst du damit? Glaubst du etwa, dass man mir nicht trauen kann?“ begehrte der junge Forscher empört auf. Seine Empörung steigerte sich noch deutlich, als Aurelius sich mit seiner Antwort einiges an Zeit ließ.
„Natürlich kann man dir nicht trauen. Wer ist denn für die Vernichtung des Außenposten Vespere Anulon verantwortlich? Wer hat ein tödliches Virus auf den Planeten Aros losgelassen? Wer hat ein ganzes Sonnensystem...“
„Ja, ja, schon gut. Ich habe es verstanden. Möglicherweise sind mir in der Vergangenheit ein paar kleinere Fehler unterlaufen, aber ich habe dadurch mehr gelernt, als du dir vorstellen kannst.“
„Zum Beispiel?“
„Das nächste Experiment führen wir auf einem Planeten durch den ich nicht ausstehen kann.“ erwiderte Velius bissig, drückte sich tiefer in seinen Sitz und streckte die Beine weit von sich.
Aurelius schüttelte nur mit dem Kopf. Der Rat musste wirklich den Verstand verloren haben, auch wenn er Velius trotz allem irgendwie mochte. Er konnte zwar etwas exzentrisch sein, aber ohne ihn, wären die letzten Schlachten deutlich weniger glimpflich ausgegangen. Velius riskierte bei seinen Forschungen und Experimenten viel, nach Meinung mancher vielleicht zu viel. Dafür lieferte er auch spektakuläre Ergebnisse und genau das brauchten sie in ihrer Lage. Sie brauchte gigantische Fortschritte und mussten Risiken eingehen, leider verstanden dass viele Lantianer noch immer nicht. Es hatte letztendlich keinen Sinn, sich über Velius den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen nutzte Aurelius die Zeit, um die winzigen Metallteilchen misstrauisch zu beäugen, welche noch immer um den Kopf des Forschers rasten. Aurelius wusste, dass sie aus Millionen mikroskopisch kleiner Maschinen bestanden, die noch zu ganz anderen Dingen in der Lage waren, als nur ein simples Spielzeug abzugeben.
„Was ist denn jetzt schon wieder, Aurelius? Passt dir etwas nicht an meinen Naniten?“ platze es nach einer Weile aus Velius hervor, als er die säuerlichen Blicke seines Kapitäns bemerkte.
„Die Dinger sind gefährlich. Sie sollten nicht frei durch mein Schiff fliegen.“ antwortete Aurelius ungehalten, ohne die schwebenden Metallplättchen aus den Augen zu lassen.
„Alles was ich erfinde ist gefährlich, dafür bin ich da. Ist dir das bisher nicht aufgefallen?“
„Noch etwas, was die Ratsmitglieder lieber niemals hören sollten.“
„Keine Sorge. Das sind nur einfache, zu kleinen Platten verbundene, Nanozellen, die nicht in der Lage sind sich zu größeren oder komplexeren Objekten zu verbinden. Ich benutze sie nur gerne als automatischen Schild, falls ich keine Gelegenheit erhalte auf unsere Kräfte zurückzugreifen. Man kann auch gut mit ihnen die Langeweile vertreiben.“ erklärte der eigenwillige Wissenschaftler und ließ die Metallstücke in komplizierten Formationen über die Köpfe der Besatzung fliegen, wobei er sich große Mühe gab die anderen von ihrer Arbeit abzulenken. Einige schenkten seinen Spielzeugen genervte Blicke, für die meisten Männer und Frauen dagegen, war es nur ein weiterer ganz gewöhnlicher Tag an Bord der Invictus. Velius rief den Schwarm zu sich zurück, bevor er weitersprach, falls jemand auf die Idee kam sein neustes Spielzeug abzuschießen. „Außerdem solltest du dich an meine kleinen Freunde gewöhnen. Sie sind unser Schlüssel zum Sieg über die Wraith und du wirst dich, früher oder später, mit ihnen anfreunden müssen.“
„Ich kann es noch immer nicht fassen, dass du den Rat dazu gebracht hast, deine neue, wahnwitzige Idee zu unterstützen. Nichts gegen dich, aber...was hat sie dazu gebracht einem Irren wie dir freie Hand zu gewähren?“ Beiden schoss, im selben Moment, die Antwort auf diese Frage durch den Kopf, doch keiner von ihnen sprach sie laut aus. Verzweiflung. Wie so viele ihrer neuen Projekte, schrie auch dieses Experiment nichts anderes als pure Verzweiflung in die Galaxie hinaus. Zum Glück entschied sich endlich jemand dazu ihre Unterhaltung zu beenden, bevor sie mit dem Thema fortfahren konnten.
„Verschiebt euer Gespräch auf später, es ist sowieso pure Zeitverschwendung gewesen.“ unterbrach die rothaarige Frau ihr Gespräch und gab zum ersten Mal seit Stunden einen Laut von sich. Sie schenkte den beiden einen kurzen, genervten Blick. Normalerweise zeigte sie nichts als Respekt gegenüber ihren Vorgesetzten, selbst wenn ihr Vorgesetzter Aurelius hieß, aber ein paar Tage zusammen mit Aurelius und Velius auf einem Schiff eingesperrt zu sein, forderte langsam seinen Tribut. Weder der Kapitän, noch der Wissenschaftler, schienen sich an ihrem schroffen Verhalten zu stören. Mirena Zaniel diente schon seit dem ersten Scharmützel der Invictus als erster Offizier und Aurelius rechte Hand. Falls sie ihren gefürchteten, scharfen Befehlston aufsetzte, gab selbst Aurelius ihr nach. Die meiste Zeit über, wirkte sie allerdings ungefährlicher als ein Korb voller Katzenbabys, zumindest wenn man sie nicht reizte. Im Moment jedoch, wollte Mirena sich nur auf ihre Mission konzentrieren und fuhr lieber rasch fort, bevor einer der beiden etwas erwidern konnte, um sie ebenfalls in diese Unterhaltung zu zwingen. „Austritt aus dem Hyperraum in 30 Sekunden.“ sagte sie in ihrer typischen, monotonen Stimme, die sie immer benutzte, wenn sich ein Gefecht anbahnte.
„Gut. Wir sollten beim Austritt weit genug von ihnen entfernt sein, damit sie uns nicht bemerken, aber falls doch...“
„Zerlegen sie das Schiff in deutlich weniger als 30 Sekunden.“ beendete Velius brüsk seinen Satz für ihn.
„Danke, für den Hinweis.“
„Gern geschehen. Wenn du versagst, war es mein letzter Tipp.“
„Ein guter Grund die Tarnung nicht zu aktivierten.“ versuchte Aurelius sich an einem letzten Scherz, bevor er Velius endgültig ausblendete. Seine Hände ruhten beide auf den runden Feldern, die auf den Armlehnen angebracht waren und aus einem weichen, farblosen Gewebe bestanden. Die Rückenlehne bewegte sich nach Hinten, so dass er mit geschlossenen Augen auf dem Kontrollstuhl lag. Sofort verblasste alles um ihn herum. Sämtliche Geräusche der Besatzung verschwanden, nur um im nächsten Augenblick, als eine Art weit entferntes Hallen, wieder aufzutreten. Er konnte ihre Worte noch immer verstehen, aber befand sie bildeten eher eine Art Hintergrundrauschen, das er zwar beachten musste, aber jederzeit drohte unter der Masse an neuen Empfindungen zu verschwinden.
Die Sensoren der Invictus, bekamen seine neuen Sinne, verdrängten die alten vollständig und drängten sich, über alles andere hinweg, in den Vordergrund. Alles was die Invictus erfasste, schob sich in sein Sichtfeld, alles was die Sensoren ertasteten, konnte er spüren, als würde er es mit eigenen Händen berühren. Er fühlte kurz einen gewaltigen Druck auf der Brust, als sie den Hyperraum verließen. Ohne sich weiter damit aufzuhalten, dachte er daran sich zu tarnen, sich vor den Blicken seiner Feinde zu verbergen und das gigantische Schlachtschiff löste sich augenblicklich spurlos in Luft auf, noch bevor ihre Feinde sie bemerken konnten.
Aus weiter Ferne, hörte er Mirena´s Stimme. Sie klang so leise, dass Aurelius sich kurz fragte, ob mit dem Stuhl etwas nicht stimmte, bis ihm aufging, dass seine erste Offizierin angefangen hatte zu flüstern. „Tarnung aktiviert. Keine verdächtigen Energiesignaturen des Basisschiffes. Sie scheinen uns nicht bemerkt zu haben und fahren ihre Waffen nicht hoch.“
„Warum flüsterst du, Mirena?“ fragte Velius verwirrt von der Seitenlinie aus.
„I-i-ich...w-was?“ Mirena brach verwirrt ab. Er schien sie völlig aus dem Konzept gebracht zu haben und ihre Wangen färbten sich unter seinen belustigten Blicken rosa, während sie hastig, so leise wie möglich, weitersprach. „Es erschien mir richtig zu sein. I-immerhin schleichen wir uns an...wir müssen leise sein.“
„Glaub mir, so funktioniert die Tarntechnologie nicht. Du kannst so laut sein wie du willst, die Wraith werden dich nicht bemerken.“
„A-aber...a-anschleichen...w-wir...“ stammelte Mirena vor sich hin, während ihr aufging, wie albern sie sich verhalten hatte, woraufhin ihr erst recht das Blut in die Wangen schoss.
„Ich liebe es dich sprachlos zu sehen.“ kommentierte Velius ihre Reaktion belustigt „Du siehst viel niedlicher aus, wenn du einfach still bist, anstatt zu versuchen mir Befehle zu erteilen.“ Mirena fing sich wieder, kniff die Augen zusammen und schenkte ihm den finstersten Blick, den sie aufbieten konnte, auch wenn das seine Erheiterung nur noch verstärkte. „Oh, wenn Blicke töten könnten.“ stichelte er weiter, ließ es dann aber sein sie noch weiter zu ärgern. Er hing an seinem Leben.
„Bringe uns näher ran.“ ertönte Aurelius laute Stimme, er konzentrierte sich zu sehr das Schiff, um an der kleinen Unterhaltung teilzunehmen. Kaum hatte er seinen Satz beendet, als die Invictus sich auch schon mit mit hoher Geschwindigkeit dem Ziel näherte.
„Muss das sein? Wir können sie auch von hier aus zerstören.“ warf Mirena, mit einem nervösen Unterton in der Stimme, ein. Die Aussicht ungeschützt und offen auf den Feind zu zufliegen, gefiel ihr noch weniger als Velius, aber genau wie dieser, wurde auch sie von ihrem Kapitän ignoriert.
„Sublichtmotoren auf minimale Leistung.“ kam es nach einer Weile wieder von Aurelius, als sie sich dem Schiff weit genug genähert hatten. Er konnte verstehen, wieso selbst Mirena so unruhig war, obwohl sie in gewöhnlichen Schlachten immer einen kühlen Kopf bewahrte. Ihr Volk arbeitete schon lange mit dieser Technologie, aber ein ganzes Schlachtschiff dieses Ausmaßes zu tarnen, stellte eine ganz andere Herausforderung dar, als die kleinen Abfang- und Transportschiffe. Sie wussten viel zu wenig über Sensoren und Aufklärung der Wraith, um sich völlig sicher sein zu können. Insgeheim rechnete Aurelius schon damit, dass das Basisschiff umgehend das Feuer auf sie eröffnete.
Das Basisschiff glich in seinen Ausmaßen der Invictus, nur dass es um einiges massiger wirkte. 3000 Meter lang. Mehr als doppelt so breit und hoch wie das lantianische Schlachtschiff.
Im Gegensatz zu ihnen, lebten die Wraith auf ihren größten Schiffen. Zehntausende von ihnen befanden sich auf jedem Basisschiff und zogen wie ein hungriger Heuschreckenschwarm durch die Pegasus-Galaxie. Die violette Oberfläche wirkte lebendig, als wäre es ein überdimensionales Monstrum, dass auf der Suche nach seiner nächsten Mahlzeit durch den Weltraum schwebte. Aurelius verspürte nichts als Abscheu bei dem Anblick. Je näher er an das Basisschiff herankam, desto mehr drängte alles in ihm danach sofort das Feuer zu eröffnen und das unheimliche Gewebe in Stücke zu sprengen.
„Sind wir jetzt nah genug dran? Noch ein Stück und ich kann, von der Luftschleuse aus, auf das Basisschiff springen...du übertreibst es mal wieder.“ durchdrang Velius Stimme seine Gedanken und Aurelius ließ das Schiff noch im selben Moment anhalten. Sie schwebten inzwischen direkt neben dem ahnungslosen Basisschiff. Das reichte selbst Aurelius als Beweis für die Effektivität der Tarnung.
„Drohnen bereit.“ verkündete Aurelius mit fester Stimme und gab die letzten Befehle weiter, bevor er sich vollständig auf die Gedankenkontrolle der Invictus konzentrieren wollte. „Tarngenerator ausschalten und Schilde hochfahren, so bald ich das Feuer eröffne.“ Es würde etwas dauern. Normalerweise konnten sie die Schilde jederzeit aktivieren, aber durch den neuen Tarngenerator, brauchten sie etwas Zeit, um zwischen Schild und Tarnung umzuschalten. Zeit, die sie nicht hatten, wenn die Wraith Gelegenheit zum Angriff erhielten.
Seine Gedanken tasteten sich durch sein Schlachtschiff, bis zu einem der dutzenden Drohnenlager. Hunderte der tödlichen Geschosse stapelten sich in dem gut abgesicherten Raum. Sie wirkten wie fast einen Meter lange, goldene Kaulquappen, die in dem Moment hell zu strahlen begannen, in dem er seinen Verstand über sie gleiten ließ. Aurelius spürte das ungeduldige vibrieren der Drohnen, die nur darauf zu warten schienen, sich wie eine Säule aus goldenem Licht auf die verhassten Feinde zu stürzen, doch er startete sie nicht. Die Tarnung schien zu funktionieren und gleich sein erster Schlag, musste das Ziel vollständig vernichten. Er nutzte die Gelegenheit, um sich die größten Schwachstellen ihrer Feinde in Erinnerung zu rufen und seine gesamte Konzentration auf sie zu richten.
Die Hangars, von denen aus sie ihre Jägerschwärme starteten erschienen ihm als das logischste Ziel. Während eines Frontalangriffs, würden seine Geschosse wirkungslos verpuffen ohne sie zu erreichen. Ein Basisschiff verfügte über hunderte Jäger, die sich notfalls für ihr Schiff opferten und in die Schussbahn warfen, um die wenigen Schwachstellen in der Hülle zu schützen. Wie Bienen schwärmten sie, während eines Gefechts, an genau diesen Stellen herum, um sie mit ihrer bloßen Masse zu verteidigen. Einen direkten Treffer, auf einen der kritischen Punkte zu landen, war in einer echten Schlacht nahezu unmöglich. Man musste sich, mit vielen hundert Drohnen, nach und nach durch das widerstandsfähige Gewebe sprengen und zu den wichtigen Systemen vorarbeiten.
Als er sich auf sein Ziel festgelegt hatte, dachte er an nichts anderes mehr, als an die vollständige Vernichtung seiner Feinde. Die Invictus wurde sichtbar, im selben Moment, in dem rund 100 goldene Lichtkugeln aus dem Schiff schossen. Wie aus dem Nichts, erschien ihr Schiff direkt neben dem Basisschiff und stürzte die Wraith an Bord in heillose Verwirrung.
Aurelius Verstand übernahm die völlige Kontrolle über die Drohnen. Sein Bewusstsein schien sich zu teilen und er nahm die Umgebung aus 100 unterschiedlichen Perspektiven wahr. Er befand sich in jeder einzelnen Drohne, die auf das Schiff zuraste, und zur selben Zeit noch immer an Bord der Invictus. Er steuerte jede ihrer Bewegungen, als wäre es sein eigener Körper und das natürlichste auf der Welt. Niemand in der lantianischen Flotte beherrschte die Drohnen so gut wie Aurelius. Die meisten Kapitäne, mussten sich auf die eingebauten, zielsuchenden Sensoren oder das Schwarmverhalten der Drohnen verlassen und steuerten eine größere Menge nur selbst, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Aurelius wusste, wovor sie sich fürchteten. Davor ihr Bewusstsein so weit zu verteilen bis es dünner und schwächer wird. Davor sich völlig im Kampf zu verlieren und letztendlich selbst für einen Teil des Schiffes zu halten.
Er konnte spüren, wie der vordere Teil jeder Drohne immer heißer wurde, wie die Temperatur in den kleinen, lantianischen Wundergeschossen sich zu immer neuen Höhen aufschwang, die kein lebendes Wesen ertragen konnte. Die ersten Drohnen prallten auf die Oberfläche des Basisschiffes und stürzten sich auf die schwächsten Stellen. Sie nutzen ihre unvergleichliche Hitze, um das härtere Gewebe, das die zahlreichen Hangarbuchten schütze, zu schmelzen und sich tiefer in das Schiff zu fressen. Als sie weit genug vorgedrungen waren und an Schwung verloren, ließ er sie hochgehen. Sie rissen klaffende Löcher in die Außenhülle, rissen sie von Innen heraus auseinander und ließen es kinderleicht wirken einen Weg für die restlichen Drohnen zu öffnen. Etwa die Hälfte seiner Geschosse hatte er für die erste Welle verbraucht. Inzwischen waren nur wenige Sekunden vergangen, auch wenn es sich für ihn wie Minuten anfühlte. Ohne weiter Zeit zu verlieren, schossen die restlichen Drohnen auf die Löcher zu und suchten sich ihren Weg ins Innere. Ihre eingebauten Sensoren zeigten ihm die besten Ziele, legten ihm das ganze Innere des Schiffes offen. Einige ließ er vom Hangar aus weiterfliegen, in der Hoffnung, noch geeignetere Ziele zu finden.
Das Basisschiff glich einem aufgescheuchten Wespennest. Hochgewachsene, weißhaarige Männer mit einer ungesund wirkenden, schleimigen, grünen Haut eilten durch die Gänge. Er sah tausende von ihnen, die durch das Schiff zu ihren Jägern in den unbeschädigten Buchten rannten, versuchten die Geschütze auszurichten oder irgendwie auf andere Art und Weise an einen Gegner zu gelangen, gegen den sie nichts mehr ausrichten konnten.
Dabei wirkten sie nicht panisch oder verzweifelt, sondern vollkommen teilnahmslos. Ein Feind, der keine Angst verspürte, keine Zweifel, der kein Zögern kannte und bereit war, sich bedingungslos für seine Königin zu opfern. Selbst jetzt noch klammerten sie sich verbissen an ihre abscheulichen Leben, um eines Tages die Lantianer restlos zu vernichten.
Ein zufriedenes Lächeln umspielte Aurelius Lippen, als er die letzten Drohnen im Inneren des Schiffes explodieren ließ. Sie stürzten sich auf die Jäger und ließen sie in Flammen aufgehen. Weitere Jäger wurden von den Explosionen erfasst. Eine Welle der Vernichtung breitete sich von den Hangars aus aus, fraß sich durch das gesamte, verletzliche Innere des Basisschiffes und bewegte sich unaufhaltsam durch das Schiff.
Was sonst die erste Verteidigungslinie der Wraith-Schiffe bildete, entwickelte sich jetzt in rasender Geschwindigkeit zu einer gigantischen Kettenexplosion, die weitere empfindliche Systeme erfasste und nicht enden wollte. Das Basisschiff wurde von Innen heraus in Stücke gerissen, brach unter der Wucht tausender Explosionen auseinander, ohne einen einzigen Schuss abgeben zu können. Das gigantische Schiff, das sonst bei seinem Auftauchen ganze Planeten in Panik versetzt, wurde jetzt in wenigen Sekunden zu einem brennenden Wrack.
Aurelius konnte es als einziger auf seiner Haut spüren. Unvergleichliche Hitze. Flammen die ungehindert über seine Haut...die Hülle der Invictus leckten, bevor sie erloschen. Kleinere Teile des feindlichen Schiffes kratzen bereits über die Panzerung, warfen sich als letzten Racheakt auf die reglos wartende Invictus und gaben Aurelius das Gefühl am ganzen Körper von winzigen Insekten gebissen zu werden. Ein kurzer Gedanke, nicht mehr als ein beiläufig gedachter Befehl. Augenblicklich sprang der Subraumantrieb an und brachte ihr Schlachtschiff so schnell wie möglich von dem untergehenden Feind weg.
„Das war knapp...“ durchbrach Velius angespannt die Stille „Ohne die Schilde, hätte uns die Explosion beinahe in Stücke gerissen. Du warst viel zu unvor...“
„Ist alles in Ordnung, Kapitän?“ würgte Mirena ihn besorgt ab und widerstand gerade so dem Drang, nach dem reglosen Arm des Kapitäns zu greifen.
Aurelius öffnete blinzelnd die Augen und löste sich von der Invictus. Wie immer, verspürte er dabei in den ersten Augenblicken nichts als grenzenlose Leere, bis er sich wieder daran gewöhnte nur seinen eigenen Körper zu spüren und zu steuern. Der Kontrollstuhl brachte ihn wieder in eine aufrechte Position und er lächelte Mirena beruhigend an. „Mir geht es gut und dem Schiff auch. Eine kleine Explosion hätte nicht ausgereicht, um die Invictus zu zerstören.“
„Stimmt. Noch vor der letzten Explosion, hätte uns ein Hagel aus Wrackteilen in Stücke gerissen.“ warf Velius beiläufig ein.
„Kommt halt davon, wenn man sich zu sehr an die Schilde gewöhnt hat. Normalerweise wäre das Ausweichmanöver nicht nötig gewesen.“ erwiderte Aurelius unbesorgt. Er hatte sich zu sehr auf die Drohnen konzentriert und das Schiff beinahe zu spät aus der Gefahrenzone manövriert, das würde ihm nicht noch einmal passieren, aber genau dafür waren solche kleinen Scharmützel ja schließlich da. Besser er beging solche Fehler jetzt, als in der nächsten Schlacht. „Daran musst du übrigens dringend arbeiten. Wir können im Kampf nicht auf die Schilde verzichten. Unsere Schiffe wurden nicht dafür gebaut ohne auszukommen, wir brauchen sie.“ sagte er geistesabwesend in Richtung Velius, der ihn nur völlig entgeistert anstarrte, als hätte sein Kapitän endgültig den Verstand verloren.
„Was soll ich daran deiner Meinung nach ändern? Soll ich die Naturgesetze für dich außer Kraft setzen? Hast du vielleicht noch andere völlig unmögliche und alberne Wünsche?“
„Wie wäre es mit einer Maschine, die sämtliche Wraith-Schiffe in der Galaxie auf einen Schlag explodieren lassen könnte?“
„Sehr witzig.“ Velius seufzte resigniert, dachte kurz nach und erklärte sich dann immerhin zu einer Art Kompromiss bereit „So bald wir an unserem Ziel sind, kann ich ein paar Modifikationen am Tarngenerator vornehmen, für die vor unserem Aufbruch keine Zeit mehr blieb. Dann sollte es möglich sein die Schilde, nach der Tarnung, schneller zu aktivieren, wir wären also nur noch ein paar Sekunden schutzlos. Am besten du verkneifst dir bis dahin weitere sinnlose Gefechte.“
„Sinnlos? Wir haben einen Sieg errungen und unsere Feinde vernichtend geschlagen. Was soll daran sinnlos gewesen sein?“
„Es gibt Milliarden von Wraith da draußen, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.“ wies Velius ihn auf das Offensichtliche hin, denn manchmal glaubte er, dass sein Freund viel zu oft vergaß, wie viele Wraith in der Pegasus-Galaxie lauerten.
„Und jetzt sind es ein paar Zehntausend weniger.“ entgegnete Aurelius schnippisch „Beruhig dich. Wir haben nur ein paar Stunden verloren und dafür ein feindliches Schiff vernichtet. Ein Feind weniger, um den wir uns in der nächsten Schlacht kümmern müssen. Die paar Stunden werden deine Mission schon nicht ruinieren.“
„Darum geht es auch nicht! Wir sind darauf angewiesen, dass unser Zielplanet noch einige Monate unentdeckt bleibt, am besten ein ganzes Jahr und das geht nicht, wenn du wie ein Irrer um dich schießt! Mit jedem Schiff, dass wir zerstören, ziehen wir nur unnötig Aufmerksamkeit auf diesen Teil der Galaxie und wenn wir etwas nicht gebrauchen können, dann ist es Aufmerksamkeit. Wir sind zwar getarnt, aber unser Ziel ist es nicht. Irgendjemand wird dieses Basisschiff vermissen. Irgendjemand wird danach suchen und wenn wir Pech haben entdeckt er unseren Außenposten.“
„Oder es war bloß ein einzelnes, verirrtes Schiff, auf der Suche nach einem Planeten mit frischer Nahrung. Sie verbringen sowieso den größten Teil ihrer Zeit damit, nach neuen Weidegründen Ausschau zu halten.“ versuchte Aurelius ihn irgendwie zu beruhigen und warf seinem ersten Offizier hilfesuchende Blicke zu.
„Oder es war Teil eines größeren Netzwerk aus Spähern, die diesen Teil der Galaxie beobachten und nur darauf warten, dass wir irgendwo einen neuen Außenposten errichten.“
„Musst du immer gleich so unfassbar pessimistisch werden? Wir haben ein feindliches Schiff zerstört, da sollte man sich freuen. Lass deine Naniten vor Freude tanzen, anstatt mir auf den Geist zu gehen.“
„Setzt du gerade ernsthaft meinen Realismus, der übrigens bereits mehr für uns geleistet hat als du, mit Pessimismus gleich?“
„Realismus? Alles was du gesagt hast, ist vollkommen unrealistisch! Wozu sollten die Wraith Basisschiffe für so ein Netzwerk verschwenden, wenn sie ihre Schiffe an der Front brauchen?“
„Wieso nicht? Sie wollen jeden Winkel der Galaxie erkunden, auf ihrer Suche nach Nahrung und unseren Außenposten. Basisschiffe besitzen sie genug, um es sich leisten zu können ein paar aus dem Kampf abzuziehen und die Sensoren ihrer Kreuzer sind noch mieser, also völlig ungeeignet für so ein Netzwerk.“
„Wow...“ war alles was im ersten Moment von Aurelius kam, der langsam keine Lust mehr auf die Übertreibungen des Wissenschaftlers hatte „So paranoid habe ich dich gar nicht in Erinnerung. Die Zeit in Atlantis hat dir nicht gut getan. Du warst zu oft mit deinen Forscherfreunden zusammen.“
„Ich war nur zwei Monate in der Hauptstadt!“
„Zwei Monate können reichen um jemanden zu ändern, vor allem zum schlechteren und das sollte bei dir nicht allzu schwer sein.“ verzweifelt wandte er sich an Mirena, die ihre Unterhaltung interessiert verfolgt hatte. „Will mein erster Offizier mir zufällig in einem aussichtslosen Gefecht beistehen?“
„Velius hat recht und das wisst Ihr auch, Kapitän. Es war unnötig und viel zu gefährlich.“ schlug Mirena sich prompt auf die Seite des Wissenschaftlers und entlockte Velius damit ein zufriedenes Grinsen.
„Na toll. Glückwunsch zu deinem Erfolg, Velius. Du hast Mirena mit deinem Pessimismus angesteckt.“
„Es ist nicht seine Schuld, so gerne ich ihm auch widersprechen würde.“ verteidigte sie den völlig perplexen Velius. Er war es nicht gewohnt, dass Mirena für ihn sprach, selbst wenn er recht hatte. Normalerweise würde sie sich immer auf die Seite des Kapitäns stellen, nur um ihm eins auszuwischen. „Was wenn die Tarnung versagt hätte? Wir wären in einem sinnlosen Gefecht gestorben und mit uns auch unsere Mission. Ein zerstörtes Basisschiff bedeutet nichts, verglichen mit dem Erfolg unserer Mission.“
„Jetzt fängst du auch schon damit an...“
„Sind wir uns einig? Keine unnötigen Gefechte mehr?“ hakte sie misstrauisch nach und funkelte ihn von der Seite aus an, was gegen seinen Willen ein Lächeln auf seine Lippen zauberte. Sie machte sich Sorgen um ihn, wie sollte er da über den kleinen Verrat böse sein?
„Keine unnötigen Gefechte mehr, versprochen.“ stimmte Aurelius gönnerhaft zu und machte sich bereit, mit der Invictus, wieder in den Hyperraum zu springen „Worauf warten wir eigentlich noch? Wir müssen eine Nervensäge abliefern, damit sie die Galaxie retten kann.“
Die Galaxie retten. Eine Aufgabe, für die ein Schiff, selbst eine ganze Flotte, schon lange nicht mehr ausreichte, auch wenn Aurelius das niemals akzeptieren würde. Über 100 Jahre dauerte der Krieg gegen die Wraith bereits an und langsam begriffen selbst die Lantianer, dass sie dabei waren ihn zu verlieren. In ihrem Hochmut, und ihrer Gleichgültigkeit gegenüber den anderen Völkern der Pegasus-Galaxie, hatten sie den Aufstieg der Wraith ignoriert, waren einer zeitraubenden Konfrontation über Jahrhunderte hinweg aus dem Weg gegangen. Krieg lag den Lantianern nicht im Blut. Sie waren Forscher, Gelehrte und etwas, was man, aus der eingeschränkten Sicht der Menschen, als Götter bezeichnen konnte. Für die meisten unter ihnen existierte nur ein Ziel. Ihre menschliche Hülle aufzugeben und auf einer höheren Ebene der Existenz zu wandeln. Aufzusteigen, zu Wesen aus purer Energie, die sich frei durch das Universum bewegen konnten und eins mit ihm waren. Langwierige, kriegerische Auseinandersetzungen halfen nicht bei diesem ehrgeizigen Vorhaben, genauso wenig, wie sie dabei halfen, die Geheimnisse des Universums bis ins letzte Detail zu ergründen.
Doch eines Tages, konnten sie das Imperium der Wraith nicht mehr ignorieren. Auf der Suche nach Nahrung, schreckten die Wraith nicht einmal vor den Lantianern zurück und begannen nach und nach das lantianische Reich einzureißen. Auf jede zerstörte Flotte, folgte eine größere und auf jede siegreiche Schlacht, die ernüchternde Einsicht, dass man wieder nichts weiter als Zeit gewonnen hatte. Unaufhaltsam strömten die Wraith zu Milliarden durch die Pegasus-Galaxie. Ihre gigantischen Flotten zogen von Welt zu Welt. Immer auf der Suche nach neuen Nahrungsquellen, neuen Planeten, die sie unterwerfen und zu ihren persönlichen Vorratslagern umwandeln konnte. Denn nichts begehrten die Wraith mehr, als die Lebensenergie der Menschen und Lantianer. Unzählige von ihnen, waren seit Beginn des Krieges, durch die Waffen der Lantianer gestorben und noch immer ließ sich die Plage nicht eindämmen, nur für kurze Zeit aufhalten, bevor die nächste Verteidigungslinie mit brachialer Gewalt überrannt wurde.
Letztendlich trat ein, was die Lantianer befürchteten, weshalb sie dem Krieg so lange aus dem Weg gegangen waren. Sie begannen sich zu verändern. Aus Forschern, mussten Krieger werden. Aus Expeditionsschiffen, die geschaffen wurden, um verborgenes Wissen zu sammeln und unter den Völkern des Weltalls zu verbreiten, mussten mächtige Schlachtschiffe werden. Feder und Papier, wurden gegen das Schwert getauscht und die gesamte Gesellschaft der Lantianer, richtete sich darauf aus, nur noch für den Krieg zu leben. Die klügsten Köpfe des Universums, erfanden jetzt Waffen, eine zerstörerischer und schrecklicher als die vorherige. Ganze Planeten wurden entvölkert, während sie sich gegen einen unaufhaltsamen Feind stemmten und ein uraltes Volk das seit ewigen Zeiten für den Frieden lebte, begann sich in einem Strudel aus Gewalt für immer selbst zu verlieren.
An der Mannschaft der Invictus dagegen, ging das Ausmaß dieser beunruhigenden Entwicklung vollends vorbei. Sie kannten nur den Krieg gegen die Wraith. Ihr ganzes Leben schon stand Atlantis unter Belagerung. Für sie war er etwas natürliches, etwas das ihnen mehr bedeutete, als die Suche nach den Geheimnissen des Universums oder der Aufstieg. Frieden war nur ein leeres, unbedeutendes Wort, mit dem sie wenig anfangen konnten und das für sie keine Bedeutung besaß. Sie beunruhigten die älteren Lantianer manchmal mehr, als die Wraith. Zu sehen, was die langen, verzweifelten Jahre des Krieges aus ihrem einst strahlenden Volk machten, ließ sie mehr verzweifeln, als die endlose Zahl ihrer Feinde.
Jung, hitzköpfig und voller Hass auf die Wraith. Sie gehörten einer Generation von Soldaten und Kriegern an, die sich von den friedliebenden Prinzipien der Lantianer löste, um einen Krieg zu gewinnen, der von Jahr zu Jahr verzweifelter wurde. Auch wenn niemand im Hohen Rat diese Wahrheit gerne hörte, so mussten selbst sie zugeben, dass die Mannschaft der Invictus einen unmöglichen Sieg nach dem anderen errang. Ältere Lantianer sahen auf sie hinab, auf ihre Impulsivität, ihre unkontrollierte Leidenschaft, ihren Willen den Feind mit allen Mitteln zu zerschmettern, aber sogar sie erkannten, dass diese neue Generation ihre einzige Chance auf einen Sieg darstellte.
Niemand an Bord der Invictus ahnte, dass sich der hundertjährige Krieg für den sie existierten, für den zu leben sie gelernt hatten, langsam aber sicher, seinem Ende entgegen neigte.
[spoil]Ein Wraith Basisschiff
Die Invictus bzw. ein Schlachtschiff derselben Klasse
Falls es jemand liest der Stargate nicht kennt[/spoil][/spoil]