Byzanz als Bollwerk gegen den Islam?

  • Bob, danke du hast deinen Job als spaßbremse zu vollster Unzufriedenheit meinerseits erfüllt! :P

    Danke, danke, immer wieder gerne :P


    Also nehmen wir mal an der Kaiser und seine Untertanen hätten allesamt Mohammed am Himmel entlang reiten sehen und kollektiv beschlossen zum Islam überzutreten, selbst dann denke ich nicht das Byzanz noch sehr viel länger überlebt hätte, im besten Fall ein paar Jahre. Man muss sich ja einfach mal die damalige Situation vor Augen führen, Konstantinopel war praktisch das einzige Gebiet das noch direkt vom Kaiser kontrolliert wurde, es war der letzte verbliebene Rest des Reiches, davon abgesehen gab es noch einige andere Byzantinische Enklaven wie Morea, die abgeschnitten von der Hauptstadt waren und ihre eigenen Regenten haben, wenn auch teilweise nominell im Namen des Kaisers. Auch deshalb ist es unwahrscheinlich das diese Gebiete ihrem Kaiser bei so einer Entscheidung gefolgt wären.
    Auch darf man nicht vergessen das Byzanz bereits mehrere "ewige" Waffenstillstände mit den Osmanen ausgehandelt hatte, selbst wenn man einige davon von osmanischer Seite aus ehrenvoll eingehalten hat war, so war es damit spätestens mit dem Wechsel des Herrschers wieder vorbei und noch bis kurz vor der Belagerung von Konstantinopel war Byzanz sogar ein Vasall der Osmanen der für ihre Feldzüge Truppen stellen mussten, eine Eroberung wäre also vielleicht gar nicht nötig gewesen, trotzdem war Konstantinopel ein zu verlockendes Ziel.


    Und man darf auch nicht die Persönlichkeit des damaligen Osmanischen Herrschers Mehmed II. vernachlässigen, so tatkräftig er in militärischen Dingen war, so wenig scheint er auf die Religion (wenn es ihm nicht gerade gepasst hat) und auf geschlossene Verträge gegeben zu haben, auch scheint er im Wesen häufig wankemütig gewesen zu sein, so soll er beispielsweise mal alle seine Europäischen Vasallen, unter ihnen auch den Byzantinischen Kaiser, zu einer Versammlung gerufen haben, dabei gibt es viele Hinweise das er geplant hatte sie alle ermorden zu lassen, er scheint sich aber kurz vor Durchführung doch noch ein mal um-entschieden zu haben, warum auch immer.
    Sprich, ich glaube nicht das die Osmanen unter diesen Umständen auch nur einen Fingerbreit ihres Gebietes an Byzanz zurückgegeben hätten, ohne diese Gebiete hätte Byzanz aber auch keine Chance gehabt wieder auf die Beine zu kommen, selbst wenn die Osmanen auf die Eroberung Konstantinopels verzichtet hätten.



    Aber wenn wir schon bei Gedankenspielen sind, wie wäre es denn gekommen wenn die Osmanen den glauben gewechselt hätten ? :D

    Zitat

    „Eine Kleinigkeit kann Dich zum größten und berühmtesten aller heute lebenden Menschen machen. […] Es sind ein paar Tropfen Wasser, mit denen du getauft wirst, Dich zu den Sakramenten der Christen bekennst und an das Evangelium glaubst. Wenn du dies tust, wird es auf Erden keinen Fürsten geben, der Dich an Ruhm übertrifft und Dir an Macht gleichzukommen vermag. Wir werden Dich Herrscher der Griechen und des Orients nennen, und was du eben noch gewaltsam besetzt hast und zu Unrecht beherrscht, wirst Du zu Recht besitzen. Die Christen werden Dich alle verehren und zum Richter über ihre Streitfälle machen. […] O wie groß wäre das Übermaß an Frieden, wie groß der Jubel des Christenvolkes, wie groß das Frohlocken überall auf Erden […] und erneuert würde, was die Dichter das Goldene Zeitalter nennen.“


    – Papst Pius II.: Pius II. Papa Epistola ad Mahumetem von 1461

  • Ich denke zwar, das eine konvertierung den Fall des oströmischen Reiches nur beschleunigt hätte, aber wenn wir mal diesen Fall ausschließen, und sagen Byzanz wäre wie ein Phoenix aus der Asche auferstanden, dann kann man das Ergebniss denke Ich überall dort sehen, wo sich Orient und Okzident kulturell vermischt haben.


    Die Kultur in Spanien, war bis zur Rückeroberung durchs Christentum durch toleranz, und weitgehende Gleichberechtigung unter den verschiedenen Religionen geprägt. Im frühen Mittelalter ist auf der iberischen Halbinsel durch die vermischung der Vorteile beider Kulturkreise eine wunderbare Mischkultur entstanden, die einige der größten architektonischen Meisterwerke, und eine riesige Menge an Kunst, Musik und Wissenschaft hervorgebracht hat.


    Die Kultur in Byzanz war schon eine Mischwesen der mitteleuropäischen Kultur des Mittelalters und der griechisch-römischen Tradition der Antike, und schon ohne ein verschmelzen mit der, durchaus reichen islamischen Schriftkultur kulturell sehr vielfältig.
    Eine übernahme des Islam, und ein Verschmelzen der Kulturen hätte meiner Meinung nach zu einem kulturellen Aufblühen Kleinasiens und Griechenlands geführt, weil in Konstantinopel auch alte Schriften vorhanden waren, welche wärend der christlichen Zeit als Ketzerei galten und unter verschluss waren.
    Eine frühere Renaissance mit ihrem Ursprung im "Grenzgebiet" zum Islam wäre damit durchaus möglich gewesen, da die reale Epoche der Renaissance ja mit eine Art abkapselung der Wissenschaften von der Kirche, und einer neuentdeckung der alten griechischen und römischen Schriften eingeleitet wurde, die in einer toleranten Mischgesellschaft deutlich früher eingeleitet worden wäre.


    (Hab Ich erwähnt das Ich den konjunktiv hasse?)


    MfG

  • Weißt Du mein lieber Imperator so nett wie du mir meinen Idee versaubeutelst hast, versaubeutelt ich dir jetzt deinen.

    Ach, mir ist schon klar das so eine Konvertierung sehr unwahrscheinlich, bzw praktisch unmöglich gewesen wäre, genau so wie bei Byzanz, aber wenn wir schon bei was-wäre-wenn-Szenarien sind, dann wäre diese Überlegung ebenfalls interessant. Also vorausgesetzt man hätte einen unglaublich Charismatischen und skrupellosen Osmanen an der Spitze gehabt der unbedingt die Nachfolge Roms antreten wollte, zum Christentum konvertiert wäre (zum Orthodoxen, dass hätte wenigstens Aufstände in Griechenland verhindert, auch wenn es den Papst ziemlich angepisst hätte :D ) und anschließend alle Revolutionäre mit seinen loyalen Janitscharen umgebracht hätte. Gut, mehr als unwahrscheinlich, aber wäre Byzanz durch so einen Akt stärker als zuvor neu erstanden, mit einem Osmanischen Kaiser ? Oder hätte sich das Reich so sehr verändert das es aufgehört hätte zu existieren und wäre langsam aber sicher durch die wütenden Araber auf der einen Seite und den missgelaunten Papst auf der anderen Seite langsam doch zugrunde gegangen ?

    So jetzt bin ich auf dich eingegangen du aber immer noch nicht auf mich. Denn was währe passiert währe es doch gut gegangen für Byzanz Sie hätten es überlebt und teilreiche wieder eingliedern können. Zu diesem Zeitpunkt waren 1204 war das Byzantinische Reich noch nicht so großartig geschrumpft. Ohne die Plünderung hätte es vielleicht sogar überlebt. Jetzt bist du dran. Was währe wohl aus einem islamischen Byzanz hervorgegangen das Zeit gehabt hätte sich zu reorganisieren. Kulturell als auch militärisch?

    Nein, es war vielleicht auf der Karte nicht so großartig geschrumpft, aber dennoch in mehrere Teile zerbrochen, welche alle von eigenen Kaisern regiert wurden, zusätzlich noch ein paar Lateinische Königreiche dazwischen, es ist doch mehr als unwahrscheinlich das alle Kaiser gleichzeitig zum Islam konvertiert wären. Und wenn einer konvertiert wäre, so hätte er sich automatisch seiner legimität beraubt, wäre also hinter den Konkurrenten zurückgefallen, die sich vermutlich, selbst mit den lateinischen Königreichen, gegen so jemanden verbündet hätten. Ich denke also eher das dieses Szenario den Untergang noch weiter beschleunigt hätte.


    Aber ok, streichen wir mal die ganzen wenns und abers aus der Rechnung, ein Islamisches Byzanz (dass dann kein Byzanz mehr wäre) und es geschafft hätte alle Religionen im Reich unter einen Hut zu bringen hätte sicher großes vollbringen können, ja, vielleicht hätte die Renaissance dann in Byzanz stattgefunden, anstatt nur durch den Fall von Konstantinopel in Europa angestoßen zu werden und vielleicht würden wir heute in der Schule Griechisch lernen, sofern das weiter die Amtssprache geblieben wäre. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich dass das Reich aufgrund seiner internen Spannungen nach einer kurzen Blüte wieder zerbrochen wäre oder sich nach der Französischen Revolution ein blutiger Bürgerkrieg entlang der ethnischen und Religiösen Grenzen entwickelt hätte.
    Jedenfalls lässt sich das alles so genau nicht sagen, die Rechnung hat einfach zu viele unbekannte und geht an allen Wahrscheinlichkeiten vorbei, da wäre ein Herzanfall des Osmanischen Sultans während der Belagerung und die daraus resultierenden Folgen irgendwie leichter zu erklären :D

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