Ja lang ist es her, dass ich hier im Forum rumgeisterte.
Doch ein bestimmtes Thema hat mich wieder zu euch geführt, und zwar dieses:
Warum und wie überhaupt kam es zu der Umwandlung der früheren Spieleentwicklung zur heutigen oder noch kommenden?
Wir wundern uns alle, warum die Spieleindustrie immer geringfühiger "unsere" Spaßbedürfnisse befriedigen kann.
Liegt es daran, dass wir immer komplexere Bedürfnisse überhaupt verlangen, zu denen die Spieleentwicklung gar nicht in der Lage ist sie zu stillen? Oder sind es andere Muster aus denen die Industrie gezwungen ist, Kompromisse zu unserem Nachteil einzugehen?
...schwierig.
In nahezu jedem Forum über jede Spieleplattform und jedes Spiele-Genre wird mittlerweile von der Community ein großer Teil von Inhalt und Spielmechanik systematisch auseinandergenommen und zerstückelt. Es kommt so vor, als gäbe es nur noch Bedarf, sich über ein Spiel, was man vom eigenen Geld erwirtschaftet hat, zu beschweren und Buße zu verlangen.
Ich zitiere zu gern Passagen aus "Rage"-Threads, die vor allem über Multiplayer-Features eines Spiels vulgäre Anekdoten veröffentlichen und zur massenhaften Diskussion anregen:
"Ich muss von meiner seite sicht sagen das dieses spiel überhaupt keinen spass mehr macht es wird nur noch mit der RPG oder der M320 auf Infantrie geschossen und gegen die Cheater macht EA sowieso nichts... da lachen die drüber den EA interessiert das doch nen feuchten hauptsache viele spiele verkauft und ordentlich geld eingenommen was interessiert uns denn die spieler die gehen uns am * vorbei mehr ist das doch nicht mehr bei EA und Dice" (Battlefield3.de/forum: Battlefield 3 nur noch RPG und M320 noobs)
Aus der Aussage des Spielers kann man sehr klar erkennen, dass er die Spieleentwickler EA und DICE als raffgierig verurteilt.
Sie seien nicht an die Bedürfnisse und Interessen der Spielenden interessiert, sondern hauptsächlich nur an möglichst hohen Profit durch Kaufabwicklungen. In dem Fall ist der Spielende davon enttäuscht, dass er sich von den Spielemachern allein gelassen fühlt. Es gäbe keinen Bezug mehr zwischen Konsument und Produzent in Form von Support, Beteiligung und Innovation.
Der Spieler aus dem Zitat teilt seine Meinung mit einer sehr großen Anzahl von Forum-Nutzern und somit auch mit einer großen Anzahl von Spielern.
Die rege Bereitschaft von Spielern, in Foren zur Diskussion offene Beiträge auszuarbeiten und weiterzuführen, stellt eine erschreckende Kontroverse zwischen Spieler und Spieleentwickler dar. Ist das Verhältnis zwischen beiden Parteien wirklich dermaßen erkaltet? Hier seid ihr gefragt. Welches Verhältnis habt ihr zu den Machern der Spiele, die ihr spielt?
Ein nächster Punkt offenbart diese Kaufrezension von Anno 2070:
"Rein für sich gesehen ist Anno2070 gewiss kein schlechtes Spiel. Dennoch kommt es an den Vorgänger nicht heran und kann den Erwartungen an ein noch besseres Anno in einem neuen, erfrischenden Setting nicht gerecht werden. Der Wandel des Szenarios von der Zeit der Renaissance in die nahe Zukunft ist sicherlich Geschmackssache, die spielerischen Qualitäten des Spiels jedoch nur bedingt...Ich kann daher Anno2070 im jetzigen Zustand nur sehr eingeschränkt empfehlen, auch wenn viele Spielemagazine etwas anderes behaupten wollen. Ich hoffe, das sicherlich kommende Addon wird größer ausfallen als bei den Vorgängern - denn Anno2070 hat noch in einigen Punkten einen gewaltigen Nachholbedarf." (Amazon.de: Anno 2070 - das Setting wandert in die Zukunft, das Gameplay zurück in die Vergangenheit!).
Der Poster will uns damit sagen, dass speziell dem neuerschienenden Anno-Teil Innovation, aber auch vor allem Grundfeatures fehlen. Der Spielemacher sei in der Absicht gewesen, ein neues Setting und eine neue Kulisse darzubieten, hätte allerdings wesentliche Grundzüge eines amüsanten Spieles außer Acht gelassen. Zitate zu Spielen, wie zum Beispiel Civilization V, Totalwar: Shogun II und Stronghold 3 weisen ebenfalls die selben Argumenten in ausführlicher Form auf.
Spieleserien, die oftmals aus mehr als 2 Teilen bestehen, verlieren laut Spielerschaft ihren Anreiz und machen dazu das alte Bewährte, das im Vorgänger gut umgesetzt wurde, im Nachfolger ungenügend. Hier ist nachzuvollziehen, was die Spieleentwickler dazu bewegte, vom Vorgänger abzukehren und gewissermaßen neue Risiken aus Balancing und Kulisse einzugehen.
Wichtig zu sagen sei, dass die Spieleentwicklung mittlerweile eine wirtschaftliche Bedeutung erreichte, die sogar Hollywood in den Schatten stellt. Call of Duty: Modern Warfare 3 spielte in den ersten Wochen mehr als 1 Milliarde US Dollar ein und übertraf bei weitem den bisher erfolgreichsten Film AVATAR: Aufbruch nach Pandora. In die Entwicklung von Spielen werden heute im Regelfall nicht unter 100 Millionen US Dollar gesteckt. Die Kapitalgröße und das Repatoire an Künstlern in der Spielentwicklung übertreffen jede Kulturbranche, einschließlich der Filmindustrie und Musikindustrie. Zusätzlich ist zu sagen, dass die Entwicklung von Spielen heutzutage Kriterien eines Hollywood-Films entsprechen und somit wesentliche Merkmale eines Kunstprojektes verfolgen. Spielen ist Kunst geworden. Wir alle nutzen das Spiel, wie als wär es ein Musikstück, ein guter Film oder ein emotionales Gemälde, dass uns nachdenken lässt. Die Spieleindustrie hat ein globales Ausmaß erreicht und spielt fort an auf dem Weltmarkt eine mächtige Rolle.
Diese Tatsache lässt Spieler einschüchtern. Er befürchtet, dass Komerz, wie in vielen anderen Branchen, auf Bedürfnisse der Spieler verzichtet und die positive Entwicklung eines Spiels durch Profitgier und Anonymität verlangsamt. Außerdem befürchtet der Spieler eine Deindividualisierung von Spielen um eine breite Masse an Kunden anzusprechen und zu erreichen.
Hinzu kommt, dass Profitgier die Spielentwicklung nicht nur verlangsamt, sondern auch behindert. Weitere Beschwerden von Spielern in genannten Foren verdeutlichen, dass der Spieler sein gekauftes Spiel oft als "unfertig" betrachtet. Er sei bereit
auf einen zeitigen Release zu verzichten um ein für ihn "spielbares" Spiel zu erhalten.
Fast man bereits die ersten Stimmungen der Spieler zusammen, so erfährt man tiefe Frustration in der Community.
Wir Spieler feiern allerdings durch gezieltes Marketing der Spieleentwickler zunehmend neue Innovationen in Spielen. Wir lassen uns mitreißen und durch geschmückte Szenen begeistern. Ist das ein Fehler, den wir eingeschlagen haben?
Haben wir uns selbst entrissen aus der individualisierten Spielszene zu einem stillen Kundenmuster, welches kauft und konsumiert?
Vielleicht schaffen wir unsere eigene Frustration, da wir die Spielindustrie dazu geschaffen haben, uns zu enttäuschen. Wir wünschen uns möglicherweise eine frühere Zeit, die wir allerdings bereits verlassen und "zerstört" haben.
Was meint ihr? Sind wir selbst schuldig? Wie lässt sich zum Beispiel der bahnbrechende Erfolg der Call of Duty-Reihe erklären, trotz deutlicher Unstimmigkeit bei den Spielenutzern?
Wohin tendiert unser Spielverhalten und Konsum in naher und ferner Zukunft?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure derzeit gemachten Erfahrungen mitteilt und wie eure Meinung über den Sachverhalt ist. Ich hoffe ich habe nicht all zu viel Unfug geschrieben.