Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. So geht das Zitat oder?
Ja, wobei nicht zweifelsfrei geklärt ist, wer das gesagt hat. Es wird einerseits Hiram Johnson (US-Politiker der Republikaner) zugeschrieben, der dieses Zitat im Kontext der Julikrise 1914 verwendet hatte. Es ist aber auch davon auszugehen, dass er dieses Zitat von Aischylos (antiker griechischer Dichter) übernommen hat. Im Endeffekt ist das aber auch egal, da der Sinn im Grunde genommen auf sehr viele bewaffnete Konflikte in der Menschheitsgeschichte angewendet werden kann.
Zum Thema "Ukraine-Konmflikt" halte ich mich eigentlich sehr zurück, da mich diese kriegstreiberische Hetze aus dem Kreml einfach zutiefts anwidert und nur traurig macht. Ich möchte diesen Krieg nicht, ich möchte keinen bewaffneten Konflikt in Europa. Es gibt weit aus wichtigeres als sich Gedanken über irgendeinen beschissenen Grenzverlauf zu machen. Stellt euch mal bitte vor, wir Deutschen würden wieder anfangen die Gebiete Schlesiens und Preußens zurückzufordern, weil "das ja mal deutsch war". Meine Fresse noch mal......ich frage mich wirklich, ob die Deutsche Geschichte des Zweiten Weltkrieges für Putin und seine Lakaien nicht Warnung genug gewesen ist? Die Ukrainer sind bereit für einen "Großen Vaterländischen Krieg" gegen Russland, grundsätzlich wollen ihn aber viele junge Ukrainer nicht.
Meine Schwägerin habe ich vor einer Woche spontan aus Kiew einfliegen lassen, da meine Frau sich sehr große Sorgen macht. Was mich am Hamburger Flughafen besonders betroffen gemacht hat, ist die Tasache, dass in der Maschine sehr viele Mütter mit Kindern geflogen sind, die sich bei Verwandten in Deutschland einquartieren. Als wenn nicht Corona genug Trauma für die Kinder ist......
Meine Schwägerin hat den Vorteil, dass sie eh im Homeoffice arbeitet und somit auch wunderbar in meinem Arbeitszimmer ihrer Arbeit nachgehen kann. Mit ihr habe ich natürlich viel über die Situation in der Ukraine gesprochen. SIe hat mir einige interessante Dinge erzählt. In Kiew leben sehr viele Russen und Ukrainer Seite an Seite und wirklich niemand in ihrem Bekannten- und Kollegenkreis hat Bock darauf gegeneinander die Hand zu heben. Die junge Generation der 20-40jährigen interessiert sich für andere Dinge als Krieg. Auch die öffentliche Stimmung in Kiew ist zwischen den Russen und Ukrainern nicht offen feindselig. Klar, Idioten gibt es immer, aber Ukrainer und Russen erkennen sofort, woher derjenige stammt. Man unterhält sich mit wildfremden Menschen auf der Straße und niemand kann das gutheißen, was der Truppenaufmarsch von Putin bezwecken soll. Worüber meine Schwägerin aber erstaunt ist, wie panisch die Berichterstattung im Ausland (sie spricht ukrainisch, russisch, englisch fließend und deutsch auf einem grundlegenden Niveau. Deutsch kann sie aber sehr gut verstehen) über die Krise ist. In der Ukraine sind, laut ihrer Aussage, die Menschen zwar besorgt, aber im Grunde genommen sehr entspannt, weil jeder seinem Tagwerk nachgehen muss. Man hat, auch aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Lage, gar nicht die Zeit sich großartig Gedanken um Putin zu machen. Vor Ort zuhause gibt es dringendere Probleme, die gelöst werden müssen.
DIe jungen Männer z.B. die Cousins meiner Frau fürchten sich nicht vor Putin. Sie meinten, dass im Falle eines Vormarsches Russlands, jeder Ukrainer zu Waffen greifen wird, da sie alle ein sehr ausgeprägtes Heimatgefühl haben. Wovor sie sich aber fürchten, ist dass der Westen wie auf der Krim nur tatenlos zusehen wird, da ein langer Konflikt gegen Russland nicht am Enthusiasmus und Kampfeswillen scheitern würde, sondern eher an der schwierigen Versorgungslage mit Lebensmitteln, Munition und Waffen an der Front. Die Straßen, insbesondere in den ländlichen Gebieten, sind in der Ukraine in einem desolaten Zustand (nicht zu vergleichen mit unseren "Schlaglöchern"). Wer schon einmal in der Ukraine Auto gefahren ist, wird sich nie wieder über Schlaglöcher bei uns beschweren können.
Naja, ich hoffe und wünsche mir, dass es nur bei Drohgebärden bleiben wird und es zu vernünftigen diplomatischen Lösungen kommen wird, welche die Unabhängigkeit der Ukraine garantieren werden und es auch dem kleinen Möchtegern-Napoleon ermöglichen, sein Gesicht zu wahren. Wenn Slawen etwas hassen, dann ist es ihr Gesicht zu verlieren und als schwach zu gelten.
Unsere junge Außenministerin scheint ja auch endlich mal die richtigen Worte zu finden. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz hat sie ordentliche Töne in Richtung Russland gefeuert. Es handele sich hierbei nicht um eine "Ukraine-Krise", sondern um eine "Russland-Krise", so ihre Wortwahl. Sie fügte noch hinzu, dass ein Angriff auf die Ukraine, einem Angriff auf den Westen gleich käme. Das mag zwar bündnistechnisch nicht ganz stimmen, aber ich finde ihre Worte dennoch richtig, da hier von Frau Baerbock ganz klar gezeigt wird, dass sich auch die EU Gedanken, um ihre Sicherheiten macht und diese auch verteidigen wird.