Kulturgut: Spiele

  • Computerspiele sind Kultur - Verband in Kulturrat aufgenommen


    Wurde ja auch mal Zeit :!:


    Zitat

    Zur Begründung hieß es, die Branche sei Auftraggeber für Künstler unterschiedlichster Sparten wie Designer, Drehbuchautoren bis hin zu Komponisten.


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    ... Behrmann(Verbandsgeschäftsführer von G.A.M.E. e.V) sprach von einem "Meilenstein für die deutsche Medienpolitik".


    Zitat

    Die Computerspielebranche ist dabei zusammen mit der Filmindustrie der umsatzstärkste Zweig der Kulturindustrie.


    Zitat

    Der Games-Markt sei in Deutschland heute mindestens so bedeutend wie andere Zweige der Unterhaltungsbranche, etwa die Film- oder Musikindustrie.
    "Mit einem Unterschied: Der Games-Markt wächst rasant", sagte Berg.

  • Jetzt sind Computerspiele schon knapp 1 1/2 Jahre ein anerkanntes Kulturgut in Deutschland.


    Das ist schön, das ist toll, doch nehmen sie auch Aspekte der Kultur/Kunst wahr, wie zum Beispiel der Gesellschaft Dinge aufzeigen, Kritik an ihr oder Misständen üben, usw.
    Halt die Dinge, die Bild, Ton, Schrift und Film durchaus vermitteln, zumindest in ausreichender Menge, so dass es auffällt.


    Wenn ich mir also das vergangene Spielejahr anschaue, dann fällt mir doch auf, dass auf so gut wie alle Titel der Begriff "Kulturgut" nur passt, wenn man ausschließlich die von Filusi zitierten Kriterien anwendet.


    Titel wie Left4Dead oder Call of Duty 5 wollen natürlich nichts anderes sein, doch ist dies die traurige Regel?
    Gibt es denn doch einige Titel, die dem Konsumenten auch etwas anderes als Spaß vermitteln wollen?


    Mir fällt in diesem Jahr nur ein einziger Titel ein, der dies ernsthaft versucht hat.


    Cryostasis
    Es ist auf dem ersten Blick zwar ein Horrorshooer, setzt aber so viele interaktive Zwischensequenzen ein, die den Zerfall von Freundschaft, Moral und Persöhnlichkeit beschreiben, dass der Spieler am Ende durchaus eine Lehre aus der Geschichte ziehen kann, nämlich die, was Menschlichkeit ausmacht, was sie zerstört und was sie bewahrt.
    Da der Spieler selbst Teil dieser Geschichte ist und selbst diese Entscheidungen trifft (zumindest der eigene Protagonist), nutzt dieser Titel für mich erstmalig die Möglichkeit, die nur ein Spiel hat, den Spieler zu belehren und (psychische) Zusammenhänge zu erklären, in dem der Spieler sie selbst erlebt.


    Habt ihr in diesem Jahr änhliche Titel gespielt, die auch dem Blick eines Marcel Reich Ranicki standhalten würden und welche Bedeutung sollten Spiele diesem Teil der Kunst zumessen?


    Ich denke, dass wir mehr solcher Titel brauchen, denn so haben Spiele die Chance, auch in Fachkreisen als nicht rein kommerzielle Kultur wahrgenommen zu werden und über diesen Umweg könnte sich vielleicht auch endlich ein neues Bild über Computerspiele in Deutschland durchsetzen.
    Aber solange Branchengrößen wie Activision und Blizzard sich mit ihren großen Titeln konsequent dagegen verweigern, sehe ich in naher Zukunft in dieser Richtung schwarz.

  • hm naja, wenn man Spiele nur nach dem Kriterium beurteilen würde, wie viel Spaß die Mehrheit der Käufer damit hatte, dann gäbe es sicher viele die man nennen könnte.
    Wenn man diese beiseite lässt wird es dann schon mal erheblich weniger, aber ich würde sagen das auf jeden Fall Mafia dazu gehört, das Spiel war einfach nur genial.
    Auch Bioshock würde ich dazu zählen, die Geschichte um den Hauptcharakter ist zwar nicht die tiefgründigste, auch wenn sie ihre Wendungen hat, aber die Geschichte der Stadt an sich, der Big Daddys, der Little Sisters und überhaupt das ganze Szenario machen das Spiel einfach zu was ganz besonderem.


    Aber ich würde sagen wenn man Spiele will, die eher Kunstwerk als Spiel sind, so das sie auch dem größten Kritiker standhalten können, findet man wohl eher im indie Bereich, eben so wie bei Filmen.

  • Hmm. Bücher sind doch auch zum grossten Teil nur zur Unterhaltung da? Und Computerspiele nunmal zum grösseren Teil. Würd mich auch ehrlicherweise ankotzen, wenn ich plötzlich neben klassischer Literatur auch noch Games interpretieren müsste. :P


    Also entweder sind Spiele noch nicht dazu da um zu belehren oder solche Spiele sind momentan einfach kommerziell unerfolgreich. ;)

  • Naja, ich weiß jetzt zwar nicht wie standhaft meine These ist, aber es gibt mMn schon einige Spiele, die Gesellschaftskritisch sind ohne langweilig zu sein, sondern einfach nur weil sie sich selbst die Spieler oder die Gesellschaft auf den Arm nehmen, im gleichen Maße wie manch eine Comikserie im Fernsehen. Obs dann aber direkt unter Kultur fällt, weiß ich auch nicht. :ka:


    Hierzu würde ich jetzt die GTA Serie zählen (alleine die Radiosprecheranspielungen der ganzen Teile, zuletzt ja sogar noch im dortigen Inet und Fernsehen) oder auch einige Adventures wie beispielsweise zuletzt The Book of Unwritten Tales (ich habs nicht selbst gespielt, aber einige Szenen davon gesehen u.a. wo die WoW "Kultur" ins Korn genommen wird).


    Zitat

    Aber ich würde sagen wenn man Spiele will, die eher Kunstwerk als Spiel sind, so das sie auch dem größten Kritiker standhalten können, findet man wohl eher im indie Bereich, eben so wie bei Filmen.


    Dabei hängt es aber davon ab, wo der Betrachter die Kunst sieht. Ich beispielsweise finde jetzt allein im Bereich der Spiele, schält sich Mirrows Edge für mich durch seinen ungewöhnlichen Grafikdesign und auch die neuartige Bewegungsform im Spiel selbst irgendwie als Kunstwerk vom Rest des meist grafischen "Einheitsbreis" (bestmögliche Darstellunge der Realität) ab und da gibts bestimmt auch noch andere Werke.



    Natürlich sind dies alles nicht die tiefsinnigen Dinge, die MrKaese jetzt angesprochen hat, aber auch weden in vielen Spielen immer wieder Freund- und Feindschaften sterilisiert und manchmal, meist in Rollenspielen hat man hierauf auch mehr oder weniger großen Einfluss und kann sie nach seinem eigenen zu seiner eigenen Geschichte machen. Und aus fast alen gut erzählten Geschichten kann man sich eine Lehre draus ziehen. In manch wenigen sogar noch eine moralisch wertvolle (in ME1 kann man sogar noch den kontroliert bösen Geegespieler für sich gewinnen, doch mit welchen Ausmaß, was einen stutzig und nachdenklich macht). Wenn ein Spiel dies später noch reflektiert, wie sich was auswirrkt, u.a. wie bei Fallout 1, glaub ich so gelesen zu haben, umso besser.


    Wie gesagt, ich kenn die Bedeutung der Kultur für die Allgemeinheit nicht so gut und eventuell seh ichs falsch, aber wenn ein Buch oder ein Film oder ein Spiel mich so bewegen kann, dass ich später noch drüber nachdenke und seniere, eventuell sogar über unbeantwortbare gesellschaftliche wie moralische Themen, dann rückt es für mich schon in diese Ecke.


    Aber ich muss zugeben, dass dies bei mir Bücher und Filme es meist noch besser erreichen bzw. ist die Zahl der Spiele hierfür geringer, was aber auch an der größeren Zeitaufwendung liegt, da man ja vieles gar nicht spielen kann.

  • Zitat

    Auch Bioshock würde ich dazu zählen, die Geschichte um den Hauptcharakter ist zwar nicht die tiefgründigste, auch wenn sie ihre Wendungen hat, aber die Geschichte der Stadt an sich, der Big Daddys, der Little Sisters und überhaupt das ganze Szenario machen das Spiel einfach zu was ganz besonderem.

    Bioshock würde ich auch dazu zählen, aber vorallem auf Grund der großen Wende in der Mitte des Spieles, als man die Wahrheit über sich erfährt.
    Denn als ich "so freundlich" war und meinen Vater zusammenschlug, da wurde mir (dem Spieler) erstmals und so deutlich aufgezeigt, wer eigentlich die Kontrolle in einem Spiel hat, dass es einen überrollt, wie einst das Ende von zum Beispiel "Lucky Number Slevin". Ich musste wirklich lachen, als ich erstmals durch diese Szene feststellte, wie bereitwillig sich Menschen/Spieler eigentlich fernsteuern lassen ohne das überhaupt zu einem Zeitpunkt in Frage zu stellen.
    Absolut genial und einer der größten Momente der Spielegeschichte.
    Der Ranicki würde sich vor laufender Kamera nackt ausziehen und auf dem Kopf tanzen, wenn er diese Szene spielen würde.

  • Ja, ich weiß dass das Thema alt ist, aber als ich diesen Thread sah, musste ich sofort an Dragon Age denken, dass ich im Moment spiele.


    Die, die es schon gespielt haben werden es sicher wissen, dass man aus der Story mindestens drei Filme machen kann, die alle mindestens fünf Oskars kriegen würden. So eine Handlungsfreiheit mit diesen vielen verschiedenen Auswahlmöglichkeiten in den Dialogen und der Wahl, ob man Böse, Gut, Mittelstdrin spielt, oder einfach nur nach Lust und Laune irgendwas umbringt/überleben lässt bzw. Hilft oder es einfach lässt, hat man meiner Meinung nach noch nirgends gesehen, auch nicht in dem von Käse erwähnten und guten Bioshock.


    Meiner Meinung nach ist es Zeit, die Spieleindustrie mit solch hochwertigen und qualitätvollen Produkten aus dem Nischendasein zu holen (was ja auch schon ein bisschen betrieben wird) und noch über die Filme zu stellen, denn mit einem Film kann man diese Erfahrung, wie man sie in solchen Spielen macht (ich red jetzt nicht von einem Call of Duty... doch eigentlich schon, weil das auch an jeden Actionfilm rankommt :P) übertreffen, sei er noch so toll und aus Hollywood. Ich glaube, gewisse Politker sollte man mal solche Spiele spielen lassen, dann haben sie mal ein Vergleichsbild zu den wenigen wirklich schlechten Dingern.


    Und wenn man eventuell noch eine Auszeichnung, ähnlich dem Oskar, für solche Spiele schafft, wäre das doch auch ein Anreiz für die restlichen Entwickler, auch solche guten Spiele zu produzieren?


    [align=center] :) Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden. :)

  • Ich glaube, gewisse Politker sollte man mal solche Spiele spielen lassen, dann haben sie mal ein Vergleichsbild zu den wenigen wirklich schlechten Dingern.

    Ich glaube die müsste man erstmal an simple aber gute Spiele wie Plants vs Zombies ranlassen, ich hab so meine zweifel ob alte und verkalkte Politiker, die nix besseres zu tun haben als nach Stammtischmanier über die Jugend von heute zu wettern, so ein komplexes Spiel wie Dragon Age überhaupt gebacken bekommen würden.

    Und wenn man eventuell noch eine Auszeichnung, ähnlich dem Oskar, für solche Spiele schafft, wäre das doch auch ein Anreiz für die restlichen Entwickler, auch solche guten Spiele zu produzieren?

    Es gibt doch schon so einige Preise die in diese Richtung gehen und teilweise mit einer ansehnlichen Menge Geld verbunden sind, dass Problem dabei ist momentan noch das viele der Preise nicht wirklich unabhängig sind und das ihnen der Prestige einer Oscarverleihung fehlt, aber Prestige kann man nicht verordnen, so was muss sich über die Zeit herausbilden.
    Ist ja noch ein relativ junges Medium und die Qualität ist ja auch erst seit wenigen Jahren so hoch das man Spiele mit Filmen vergleichen kann, ist also noch genug Zeit und ich denke das wird sich dann auch von ganz alleine ergeben.

  • aber Prestige kann man nicht verordnen, so was muss sich über die Zeit herausbilden.


    Dazu müsste in den allgemeinen Medien aber mehr berichtet werden, von Filmen hört man häufig, Musik noch häufiger, aber Spiele?


    [align=center] :) Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden. :)

  • Kann man in der Tat so sehen, ich denke auch eine verstärkte Medienpräsenz wäre vllt ein Ansporn auch mal bisschen mehr zu leisten für ein Spiel. Allerdings sind die Medien nur von Killerspielen und Süchtigen beherrscht und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. ;)

  • Das Problem ist denke ich zum einen das die Digitalen Medien relativ lange neben den alten Medien existiert haben ohne das eine große Berührung zwischen beiden Stattgefunden hat, aber die Vernetzung zwischen alten und neuen Medien ist inzwischen ja doch recht hoch und man nimmt viel mehr Einfluss aufeinander als noch vor 10-15 Jahren.
    Zum anderen ist es wahrscheinlich auch ein Generationsproblem, wenn man nicht mit PC, Internet und Spielen aufgewachsen ist hat man häufig auch eine andere Sicht darauf. Aber spätestens wenn in den Redaktionen Leute sitzen die was davon verstehen und damit aufgewachsen sind wird sich das ändern. Ist halt eine Entwicklung die nicht schlagartig vor sich geht, obwohl sich gerade die digitalen Medien schneller weiter entwickeln als alle anderen, aber vielleicht auch gerade deshalb.

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