Konflikt um Bergkarabach

  • Für Aserbaidschan ist es auch eine sehr gute Gelegenheit. Die russischen Kräfte in der Gegend, welche den Frieden sichern sollen, sind aufgrund des Krieges in der Ukraine komplett entkernt worden. Ist wie in Königsberg, wo ja die Garnisionen auch leergefegt sind und das obwohl angeblich die NATO die ganze Zeit den Angriff auf Russland vorbereitet. :rolleyes: Aufgrund des Krieges kann Russland auch faktisch nichts tun, um Armenien in irgendeiner Form zu Hilfe zu kommen. Armenien hatte letztes Jahr schon um Beistand der CSTVO (Russlands Version der NATO) gebeten und Russland hat ihnen nur ein paar warmen Worte und Beratermission anbieten können, was die CSTVO faktisch nutzlos macht. Wurde der Waffenstillstand 2022 nicht auch von den USA vermittelt?

    Russland hat wohl auch unlängst Änderungen bei seinen Regelungen für Wehrpflichtige vorgenommen, so dass diese sich nun "freiwillig" zu Friedensmissionen melden können, um eben z.B. die Truppen in Armenien wieder aufzufüllen.

  • Falls es tatsächlich wieder richtig los gehen sollte, würde die Nato in enorme Erklärungsnot geraten. Die Bilder, wie türkische Leopard 2 Panzer harmlose armenische Dörfer platt walzen waren damals schon ein riesiger Imageschaden. Es hat halt weniger Leute interessiert, aber momentan wäre sowas ordentlich Öl im Feuer der aktuellen Krise.

  • Gestern hat Aserbaidschan die defacto Republik Arzach in Bergkarabach erneut angegriffen, nachdem Armenien selbst keine weitere Unterstützung zugesichert hat, haben die Streitkräfte von Arzach Heute kapituliert.


    Die defacto Republik wird anscheinend komplett aufgelöst und soll in weiteren Verhandlungen ab Morgen wieder in Aserbaidschan integriert werden.



    Je nachdem wie diese Verhandlungen dann ablaufen und wenn sich die beiden Seiten eventuell auf eine Autonomielösung einigen können mit der beide dann auch zufrieden sind, würde es das Ende des jahrzehntelangen Konflikts um Bergkarabach bedeuten.

  • Mit einem eindeutigen Sieger. Hoffen wir, dass es nicht noch zu mehr ethnischen Säuberungen durch die Sieger kommt. Aserbaidschan hätte nun die einmalige Gelegenheit, sich als großzügiger Sieger zu erweisen, wenn es aufrichtig die Minderheitenrechte der Armenier achtet. Ich fürchte allerdings, dass ein Exodus einsetzen und die armenische Regierung stürzen wird.

  • Wahrscheinlich.

    Die Sache war vorbei, als Armenien sagte sie würden sich nicht an der Verteidigung beteiligen. Hätte ohnehin wohl kaum einen Unterschied gemacht, da Aserbaidschan so drückend überlegen ist. Deren Militärausgaben sind alleine schon größer als der gesamte armenische Staatshaushalt. Müssen froh sein, wenn Aserbaidschan sich nicht noch Teile Armeniens rausschneidet.

    Wie ab anderer Stelle geschrieben hat es Armenien einfach versäumt in den 30 Jahren die sie das Gebiet mehr oder weniger besetzt hielten, eine annehmbare Lösung zu finden.

  • Ja, da war der deutliche Sieg Armeniens in den 90ern gewissermaßen ein vergifteter Apfel, da man sich zu sehr darauf verlassen hat, die Gebiete, mit Russlands Schutz, halten zu können.

    Die Geschichte hat sich aber, wieder einmal, gegen die Armenier entwickelt, einerseits ein Aserbaidschan, das durch die fleißig sprudelnden Petrodollar massiv aufrüsten konnte, andererseits eine russische Schutzmacht, die Armeniens Loyalität schon beim Krieg 2020 nicht belohnt hat, und 2022 und 2023 nicht einmal mehr in der Lage war, die limitierte Unterstützung, die man 2020 noch gewährt hatte, aufrechtzuerhalten.


    Wird wohl darauf hinauslaufen, dass jetzt, 108 Jahren nach dem Genozid durch die Osmanen/Türkei, das armenische Siedlungsgebiet erneut deutlich schrumpfen wird, irgendwie kann ich mir nämlich nicht vorstellen, dass Aserbaidschan in Bergkarabach irgendetwas anderes als eine ethnische Säuberung plant, im Idealfall unblutig, aber mit ähnlichem Effekt.

  • Es ist leider sehr wahrscheinlich, dass es dazu kommen wird.

    Wobei es in den 90ern zumindest teilweise umgekehrt war.

    Ich bin da auch recht hart zu den Armeniern. Wie gesagt, hätte Armenien die Sache ja in den 30 Jahren irgendwie regeln können. Mit der Hilfe von Russland annektieren und zu eigenem Staatsgebiet erklären, schrittweiser Rückzug, vielleicht mit Hilfe der UN eine entmilitarisierte Zone und Sonderrechten für die Armenier. Spätestens als sich die Waage immer mehr in Richtung Aserbaidschans neigte, hätte Armenien aktiv werden müssen. Haben aber den Kopf in den Sand gesteckt und gehofft, dass es schon gut gehen wird. Natürlich ist da viel böses Blut, aber in der ganzen Zeit hat sich gefühlt nicht wirklich was bewegt und jetzt haben sie die eben alles verloren.

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