Folgend meine Eindrücke zum Matchup von Persern und Griechen aus der Zeit der Perserkriege (frühes 5. Jh. v.Chr.) im ersten DLC zu FoG II "Immortal Fire", anhand zweier Multiplayerschlachten. In beiden kommandierte ich persische Armeen. Diese wählte ich, weil die griechische Seite der damaligen Kriegsführung allgemein bekannt ist und auch ihr euch sicherlich schon häufig mit dieser, aber nicht mit jener der Perser beschäftigt habt. Zudem unterlagen persische Armeen in Aufeinandertreffen mit hellenischen Streitkräften regelmäßig, bis zum Untergang des Persischen Reiches durch Alexanders Makedonen, so reizte mich auch die Herausforderung. Um die Spannung gleich herauszunehmen - ich gewann eine Schlacht und verlor die andere. Ich möchte den Hergang hier nicht detailliert schildern, sondern meine taktischen Eindrücke schildern, falls es unter euch Interessierte an dieser geschichtsträchtigen Konfrontation gibt.
Zur Armeezusammenstellung und Aufstellung: Die Perser setzten auf Flexibilität. Ihr Rückrat bestand aus Infanterie, die durch ihre Bewaffnung mit Bögen, Speeren und großen Schilden sowohl für den Fern- als auch den Nahkampf geeignet war. Eine Schwerpunktbildung wird dem Spieler durch die Existenz einer stehenden Haustruppe der Großkönige erlaubt, der von den Griechen sogenannten Unsterblichen. Sie kämpfen auf dieselbe Weise wie die Masse der persischen Infanterie, sind jedoch besser ausgebildet und ausgerüstet. Griechische Söldnerhopliten sind rar, aber sehr wertvoll. Als Plänkler fungierten große Gruppen von Bogenschützen. Aus dem Adel rekrutierte sich der Kern der Kavallerie - gut geschützte berittene Bogenschützen, die sich im Nahkampf gegen jede Kavallerie halten konnten. So hat man eine erhebliche Feuerkraft zur Verfügung, die gegnerische Fußtruppen noch vor dem Nahkampf aufreiben kann und gegnerische berittene Bogenschützen unschädlich macht. Eine hervorragende Ausgangslage gegen die früheren Feinde der Perser. Die Kriegsführung der Griechen jedoch bot den idealen Konter. Deren leichte Plänkler konnten viel Feuer der Perser absorbieren, während die Hopliten durch ihre Ausrüstung gegen dieses vergleichsweise gut geschützt sind. Im Nahkampf war diese schwere griechische Infanterie den Perser überlegen. Im Spiel können sich lediglich die Unsterblichen gegen die meisten Hopliten (diese existieren in verschiedenen Klassen) behaupten (Siegchance ca. 50%). So ist der persische Kommandeur darauf angewiesen, den Nahkampf so lange wie möglich zu vermeiden und den Gegner abzunutzen. Dazu ist die Ausnutzung von Gelände von elementarer Bedeutung.
Folgend die Aufstellungen aus der ersten Schlacht. Die Unsterblichen in Reserve, Söldnerhopliten rechts des Zentrums, die Adelskavallerie auf der rechten Flanke, in Richtung des offenen Geländes. Die Griechen (hellblau) rückten mit den besten Hopliten in der ersten Linie, hinter einem Plänkler-Schirm, vor, dahinter Hopliten in Reserve. Ich wollte den Hügelkamm voraus besetzen, links durch einen Fluss und rechts durch ein Gehöft begrenzt.
Doch der leichte Höhenvorteil des Hügelkamms erwies sich als zu gering, um die mörderischen Hopliten aufzuhalten, die sich durch die persische Infanterie hindurchstritten, nachdem sie von mehreren Pfeilhageln überschüttet worden waren. Am Besten hielten sich noch unsere Söldnerhopliten. Der Kampf war innerhalb von nur 30 Minuten entschieden. Die überlegene persische Kavallerie hatte aufgrund dieser kurzen Zeit keine Rolle spielen können.
Die Unsterblichen konnten vorerst noch einige Löcher stopfen, wurden schließlich jedoch von der Flucht des Zentrums mitgerissen.
Ungefähr gleich viele Männer auf beiden Seiten waren getötet oder verwundet worden. Während jedoch nur 105 Griechen vom Feld geflüchtet waren, flüchteten 3101 Perser, aus einer Streitmacht von knapp über 10 000 Mann. Sie hatten dem Ansturm der Hopliten nicht standhalten können. Eventuell hätte eine breitere und weniger tiefe Aufstellung ein besseres Ergebnis für die Perser erbracht, denn die Unsterblichen hatten den Zusammenbruch als Reserve nur um wenige Minuten verzögern können. Allerdings standen hier rund 14 000 Griechen 10 000 Persern gegenüber, was ein Flankieren der Hopliten unmöglich gemacht hätte. Tatsächlich glaube ich, dass ein persischer Sieg hier nur mit großem Kriegsglück (quasi Würfelglück) möglich gewesen wäre. Vielmehr hätte ich wohl auf viel Kavallerie verzichten sollen, um meine Hauptlinie zu stärken. Die Kavallerie erschien mir allerdings ein einziger persischer Vorteil. Das Gelände war optimal ausgenutzt worden und trotzdem hatten die Perser den Griechen nicht standhalten können. Der griechische Strategos hatte seine Männer bestmöglich eingesetzt, indem er so schnell wie möglich mit seinen Besten gegen mein Zentrum vorgerückt war und sich weder von Pfeilhageln, noch von persischer Kavallerie auf der linken Flanke hatte beirren lassen.
Für den Sieg in der zweiten Schlacht war hauptsächlich mein Gegner verantwortlich, der mir mit seinem Manövrieren in die Karten spielte. Ich hatte meine Schlachtlinie wieder am geeignetsten Gelände ausgerichtet - unwegsames Terrain auf der Rechten, ein Hügelkamm auf der Linken. Mein Gegner splittete seine Truppe daraufhin in zwei große Schlachthaufen auf, das ungünstige Gelände dabei jeweils frontal nehmend. So konnte ich meine Feuerkraft ausspielen. In folgendem Bild ist das Ergebnis eines Kreuzfeuers gegen eine Einheit Hopliten zu erkennen (siehe Pfeile im Boden und Stärkeangabe der markierten Hopliten):
Hier sieht man den Angriff der Griechen auf den Hügelkamm auf meiner Linken:
Was folgte war ein Massaker. Meine Männer verschossen so viele Pfeile, dass sie diese während der Schlacht, die mehrer Stunden dauerte, auf dem Feld wieder aufsammelten, um an Munition zu kommen (wird von der Spielmechanik tatsächlich berücksichtigt). Obwohl einzelne griechische Abteilungen meine Linie hier und dort durchstießen, war der Sieg nie in Gefahr. Dafür sorgte die Flexibilität der persischen Truppen - während sich die Griechen nach einem Angriff schwerfällig neu ausrichten mussten, um erneut vorzustoßen, hielt die persische Infanterie ein dauerndes Feuer aufrecht.
Von den 14 560 Griechen, die auf 11 566 Perser getroffen waren, waren 9496 getötet oder verwundet worden oder hatten das Feld frühzeitig verlassen. Die Perser verloren dagegen 2884 Mann, also ein Viertel ihrer Gesamtstärke. In der Schlacht konnte ich die Stärken der Perser, Flexibilität und Feuerkraft, ausspielen können.
Insgesamt sehe ich jedoch die Griechen stark im Vorteil. Ein fähiger Strategos wird kaum gegen eine gleichfähigen persischen Kommandeur geschlagen werden. Er sollte auf die Stoßkraft seiner schweren Infanterie vertrauen und versuchen, das Gros der Perser so schnell wie möglich in Nahkämpfe zu verwickeln. Der Perser sollte das Gelände nutzen, sich so aufstellen, dass flankierendes Feuer möglich ist und jeden Fehler des Gegner sofort ausnutzen, um eine Chance zu haben. Außerdem könnte man vielleicht eine bessere Armeezusammensetzung wählen, als ich. Eine die möglicherweise eine zahlenmäßige Überlegenheit erlaubt und somit die eigenen taktischen Möglichkeiten erweitert. Mir war aber wichtig, der überlegenen griechischen Infanterie möglichst viel Qualität entgegenzusetzen, sodass meine Truppen im Nahkampf zumindest eine Chance haben würden. In der ersten Schlacht stellte sich heraus, dass dies nicht genug war, um eine Balance zu erreichen. In der zweiten Schlacht zahlte es sich aus, da der Gegner die falschen Schwerpunkte setzte und ungünstig manövrierte.