Kann man eigentlich diese Nervensäge, die in den Schlachten oben links auftaucht endgültig ausstellen? Der blockiert immer die Sicht auf das halbe Schlachtfeld, wenn die Schlachten schon nur maximal 3 Minuten dauern will ich wenigstens was davon sehen^^
Beiträge von Vanidar
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Welche Mods soll man denn sonst spielen, außer MTW2 oder RTW? In Empire, Shogun 2 und Rome 2 sind Mods doch nur noch dazu da diesen Scherbenhaufen von CA halbwegs spielbar zu machen. Wenn man gute Mods spielen will, muss man wohl auch in Zukunft bei den älteren Spielen der Reihe bleiben. Mal abgesehen davon, gibt es so einen Thread nicht nach jedem neuen TW?^^
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Mehr Gallische und Germanische Stämme wären super, aber jetzt mal im ernst, die Daker sind wichtig? Kann mich nicht daran erinnern das die Daker etwas wichtiges in der Antike geleistet hätten
Was wäre dann an den restlichen Gallischen und Germanischen Stämmen so interessant in dem Spiel? Wären sie gut gemacht, gut dann könnten sie ganz nett zu spielen sein. Aber CA ist da ja mal wieder sehr simpel vorgegangen und der einzige Unterschied zwischen den verschiedenen Stämmen ist die Hosenfarbe ihrer Krieger...
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15. Eine Göttin in einer Stadt voller Abschaum
2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, Nurc
Sie saßen an einem großen Tisch in irgendeiner Ecke des Schankraums und zu Kyons bedauern redete Haruhi noch immer viel zu laut. Sie konnte wirklich nicht gut unauffällig sein. Er selbst saß ausversehen leider neben ihr und ihnen gegenüber unterhielten sich Koizumi und Asahina. Yuki las irgendwas und rührte das Essen nur ab und zu mal an. Kyon hatte keine Ahnung woher sie dauernd die ganzen Bücher nahm, sie besaß ja nicht einmal Gepäck! Trotzdem schaffte sie es jeden Tag ein anderes Buch in Händen zu halten. Die königlichen Soldaten und der Großteil der republikanischen Wachen, befand sich noch immer irgendwo vor dem Gasthaus. Es gab nicht genug Platz für sie und den Männern war nicht wohl dabei in Nurc ohne Schutz zu schlafen. Haruhi interessierte das recht wenig. Ihrer Meinung nach sollten die Soldaten auf der Straße schlafen, damit die Gilde ihnen aus Langeweile die Kehlen durchschnitt. Für Haruhi waren die Männer des Königs vollkommen unwichtig. Sie würden wohl im Stall des Gasthauses oder wirklich draußen übernachten müssen. Im August eigentlich nicht besonders schlimm, aber Nurc galt nicht umsonst als die gefährlichste Stadt der Republiken. Haruhi wollte sogar schon Wetten darauf abschließen wie viele der Soldaten die erste Nacht überleben würden. Haruhis Bergbär kroch irgendwo unter dem Tisch herum, Kyon konnte noch immer nicht glauben dass sie dieses Ding so lange mit sich rumschleppte. Für das Fell könnte man ein kleines Vermögen bekommen und das Fleisch dieser Tiere galt als Delikatesse.
„Wir sollten Nurc so schnell wie möglich hinter uns lassen.“ begann Kyon, während er in seinem Essen herumstocherte. Nurc war nicht unbedingt für seine gute Küche bekannt, meistens würzte man hier mit tödlichen Giften. „Bei der Gilde weiß man nie. Sie können manchmal sehr aggressiv auf Besucher reagieren, vor allem auf so eine große Gruppe. Es kann sogar passieren, dass sie als Training einige ihrer Schüler auf uns loslassen. Es ist besser wenn wir morgen oder spätestens übermorgen weiter in die Eisenberge ziehen.“
„Träum weiter Kyon.“ Haruhi verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust „Wir werden so lange hier bleiben, bis wir die ganze Stadt auf den Kopf gestellt haben und dazu werden wir uns ab morgen aufteilen. Jede Gruppe kann einen Teil der Leibwachen mitnehmen, wenn Kyon weiterhin rumjammert.“
„Und wonach suchen wir?“ fragte er misstrauisch nach.
„Weißt du denn nicht in welcher der vier Republiken wir gerade sind!?“
„Ähm. Linistien, wieso?“
„Bist du wirklich so dumm? Wofür ist Linistien bekannt?“ noch bevor Kyon etwas erwidern konnte, sprach sie begeistert weiter „Für seine Dämonenkulte natürlich! In dieser Republik soll es schon seit Jahren einen Kult geben der Menschen opfert und grausame Rituale abhält. Sie beten angeblich eine Kreatur namens Tzeentch an und genau dieses Wesen will ich finden. Wo kann man besser Ritualopfer finden als in Nurc? Ein Leben ist hier wenig wert, die Stadt muss ein Paradies für jeden wahnsinnigen Kultisten sein. Wir werden diesen Kult aufspüren, das ist unsere Mission hier in Nurc. Hast du das verstanden Kyon?“
„Das ist die dümmste Idee die ich je gehört habe.“ murmelte Kyon mürrisch.
„Es gibt absolut keinen Grund besorgt zu sein.“ der Unterton in Haruhis Stimme sagte leider das genaue Gegenteil aus.
„Ich bin besorgt.“
„Ach was, ich habe alles unter Kontrolle. Es kann absolut nichts schief gehen.“ sagte Haruhi in ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung.
„Jetzt bin ich richtig besorgt. Wie willst du die Gruppen einteilen?“ er ahnte schlimmes, falls er Haruhi auch nur eine Sekunde mit Asahina alleine ließ.
„Ganz einfach.“ sie streckte den Arm aus und in ihrer Faust waren plötzlich fünf Zahnstocher aufgetaucht „Na los. Guckt nicht so dumm aus der Wäsche! Zieht einfach einen.“
Seufzend machte Kyon sich gemeinsam mit den drei anderen daran jeweils eines der kleinen Holzstäbchen zu ziehen. Mit dem Ergebnis war Kyon ausnahmsweise einmal voll und ganz zufrieden. Koizumi und Haruhi hatten die längsten Zahnstocher gezogen, während man an Asahinas und seinem unten ein Stück abgebrochen hatte, so dass sie ein bisschen kürzer waren. Yuki zog den kürzesten, schien aber kein großes Problem damit zu haben alleine durch Nurc zu wandern. Sie wirkte ausdruckslos wie eh und je, als sie wieder in ihrem Buch zu blättern begann. Haruhi dagegen betrachtete ihren Zahnstocher mürrisch und ihre gute Laune schien mit einemmal verflogen zu sein „Wir ändern die Gruppen einfach jeden Tag schätze ich. Es wird eh eine Weile dauern bis wir hier fertig sind.“ damit wandte sie sich wieder ihrem Essen zu und aß schweigend weiter. Von ihrem Enthusiasmus war nicht mehr allzu viel zu sehen, aber Kyon traute dieser Stille nicht. Nach einer ganzen Weile, in der es leider wirklich einfach zu ruhig gewesen war, bemerkte Kyon wie Haruhi plötzlich etwas in der Hand hielt. Als er es erkannte, wollte er schon aufspringen, aber Haruhi war schneller. Plötzlich richtete sie locker und lächelnd eine Pistole direkt auf Asahina, die bis eben noch vollkommen friedlich gegessen hatte. Kyon hatte so etwas erst ein oder zweimal gesehen, die Deadlier hatten sie erfunden, kamen aber nicht mehr wirklich weiter mit der Entwicklung ihrer Waffen. Sie waren zu ungenau, ließen sich zu langsam nachladen und die Durchschlagskraft ließ bereits auf mittlere Entfernung sehr zu wünschen übrig. Alles in allem waren diese ganzen Schusswaffen aus Deadlien nicht viel mehr als besonders teure Accessoires, mit denen man aber wenigstens gut angeben konnte.
„Nicht bewegen Mikuru. Los stell ihr dein Glas auf den Kopf, Yuki! Ich wollte so was schon immer mal ausprobieren!“ rief Haruhi begeistert.
Mikuru versuchte sich möglichst klein zu machen und ihre Augen wanderten panisch zwischen den restlichen Leuten am Tisch hin und her. Yuki streckte ganz automatisch die Hand nach ihrem Glas aus um Haruhis Befehl zu befolgen und Koizumi schien das alles nicht wirklich zu interessieren, er lächelte nur vor sich hin.
„W-wo hast du das her!?“ rief Kyon entsetzt.
„Von Bulldoz. Er meinte ich kann sie für eine Weile haben. Ist das nicht Klasse? Die ist aus Deadlien und war angeblich richtig teuer! Ein Dutzend Adlige musste er töten um genug Geld dafür zu verdienen. Leider sind diese Waffen nicht besonders präzise und ich habe keine Ahnung wie man sie nachlädt. Aber auf die kurze Entfernung wird es schon gut gehen, denke ich und ein Schuss ist mehr als ich brauche, also halt still Mikuru!“ begeistert zielte sie weiterhin auf die arme Asahina und legte schon mal den Finger an den Abzug. Kyon versuchte gar nicht erst auf sie einzureden, Verrückte konnte man nicht umstimmen. Entschlossen packte er ihr Handgelenk, umschloss es so fest er konnte und drückte ihren Arm nach oben. Erschrocken drückte Haruhi tatsächlich ab und unter einem lauten Donnern bohrte die Kugel sich in die Balken der Decke des Gasthauses. Schnell entwand er ihr die rauchende Waffe und pochte mit dem hölzernen Griff der Pistole auf Haruhis Kopf. „Was stimmt bloß nicht mir dir?“
„Mit mir? Was ist denn dein Problem? Wie kann man nur die ganze Zeit so mies gelaunt sein! Wir sind in Nurc! Nurc!“ schrie sie ihn fast schon an.
„Ja, danke habe ich auch schon gemerkt. Aber das ist noch lange kein Grund mit diesem Ding herumzufuchteln und was soll diese dämliche Idee mit den Kultisten? Wir können auch ein ganzes Jahr suchen, du wirst hier nichts außergewöhnliches finden. Außer vielleicht deinen Tod, wenn die Gilde von dem Kopfgeld erfährt. Es gibt hier keine geheimen Kulte die Dämonen oder seltsame Götter anbeten. So etwas gibt es nirgends, wann geht das endlich in deinen Kopf rein?“
Plötzlich schob Haruhi den Stuhl zurück, stand ruckartig auf und drehte sich um „Ich geh ins Bett.“ und mit dieser, für sie erstaunlich wortkargen Erwiderung, verschwand Haruhi die Treppe hinauf in die Unterkünften.
„Du solltest besser aufpassen was du sagst, Kyon.“ meinte Koizumi, nachdem Haruhi sie allein gelassen hatte.
„Koizumi hat recht, wenn ihre Laune noch schlechter wird dann...“ Asahina brach ab und wand sich unwohl unter Kyons fragendem Blick, wollte aber offensichtlich nicht mehr sagen.
„Dann was? Und wie um alles in der Welt kommt es, dass Ihr euch damit auskennt Lady Asahina? Hat Koizumi Euch irgendwelchen Unsinn erzählt?“ Kyon starrte den Silberblatt finster an, wenn er jetzt schon anfing Asahina mit seinen Märchen zu belästigen, müssten sie sich einmal ernsthaft unterhalten.
„Ich habe damit nichts zu tun.“ wehrte Koizumi lächelnd ab „Asahina ist ganz von alleine zu mir gekommen und hat bereits alles über Haruhis Fähigkeiten und so weiter gewusst.“
„Woher wusstet ihr das alles Lady Asahina?“ das Misstrauen in Kyons Stimme wa noch stärker geworden, war er hier der einzige der nichts mitbekam?
„Das...das kann ich nicht sagen.“ flüsterte Asahina, lief rot an und senkte sofort wieder den Kopf um so zu tun als würde sie weiter essen. Kyon seufzte genervt, gab aber vorerst auf. Was solls, dachte er resigniert, nur noch Nurc, die Eisenberge und Juliues, danach könnten sie endlich wieder nach Hause gehen und er müsste nie wieder etwas mit Haruhi zu tun haben.…
Während die Reste der Reisegruppe noch in Ruhe fertig aßen, saß nicht weit entfernt am Tresen Roger. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und unternahm nicht mehr als still dazusitzen und zu lauschen. Ab und zu nippte er an seinem Glas, der Wirt hier verlangte unverschämte Preise. Wenn das so weiter ging würde das Gold, was der Herzog ihm mitgegeben hatte, nicht mehr lange reichen. Als ausversehen ein Schuss losging, war ihm kurz das Herz stehengeblieben und er hätte sich fast umgedreht. Aber Haruhi war zum Glück nichts passiert. Trotzdem, die Kugel hätte auch gerne einen ihrer Begleiter treffen können, letztendlich müsste er sie sowieso alle umbringen. Selbst den Sohn seines Herzogs und die vanidarischen Ritter. Seine Pläne hatten sich geändert. Er würde Haruhi nicht mehr beschützen weil der Herzog es ihm befahl, sondern weil er es so wollte. Mehrere Wochen beobachtete er die Gruppe jetzt schon und nach einer Weile war es ihm klar geworden, er wollte auch einfach zu ihr herüber gehen und mit ihr reden, ihr nahe sein. Kurz huschte ein verträumter Ausdruck über Rogers Gesicht. Wenn er erst all ihre Wachen und Begleiter ausgeschaltet hätte, würde er sie überreden mit ihm zu kommen. Sie beide könnten im Süden ein neues Leben anfangen, gemeinsam. Was er tun würde, falls sie zurück nach Vanidarien wollte wusste er nicht. Nur eins wusste er sicher, er würde nicht mehr ohne ihr Strahlen leben können.
Stellte sich nur noch die Frage, wie er ihre ganzen Leibwachen loswerden konnte. Wenn er jetzt einfach so zuschlug, könnte Haruhi im allgemeinen Durcheinander vielleicht etwas passieren. Während er dabei war Pläne zu schmieden wie er die Gruppe um Haruhi verkleinern konnte, setzte sich jemand neben ihn. Gelangweilt drehte er den Kopf zur Seite. Seine roten Augen weiteten sich, als er sie erkannte. Schnell starrte er wieder in sein Glas, das konnte doch nicht wahr sein. Ausgerechnet die Verrückte. Schon wieder. Auf der Reise nach Nurc waren sie dauernd aneinandergeraten, erstaunlicherweise ohne sich ernsthaft zu verletzen. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht die Attentäterin umzubringen, aber keine seiner Fallen hatte sie wirklich beeindrucken können. In manche war sie sogar absichtlich gelaufen, vermutlich um sich über ihn lustig zu machen. Sie schien ihren Spaß daran zu haben ihn zu nerven. „Willst du es zu Ende bringen?“
„Nein, eigentlich wollte ich mich nur einmal in Ruhe unterhalten, ohne dass du versuchst mich umzubringen.“ ihre Stimme klang freundlich, allerdings auf eine unglaublich nervtötende Art und Weise. Ihre dunkelblauen Haare waren unter einer Kapuze verborgen und sie trug einen weiten, dunklen Mantel. Wüsste er nicht, dass sie mit unsichtbaren Stimmen redete und ohne Grund Leute erdolchte, hätte er sie nicht einmal wirklich wahrgenommen. „Wie ist dein Name?“
„Nenn du mir doch erstmal deinen Namen, dann verrate ich ihn dir vielleicht.“ Roger fühlte sich unwohl in ihrer Nähe. Er wusste dass sie deutlich schneller war als er und ihn töten konnte wenn sie nur wollte.
„Das hier ist meine Heimatstadt, sollte der Gast sich nicht eigentlich zuerst vorstellen?“
Roger seufzte entnervt „Meinetwegen, Gilbert Beilschmied.“ sein Blick auf zwei gekreuzten Äxte die an der Wand hingen, blieb ihr natürlich nicht verborgen und er konnte sehen dass sie ihm kein Wort glaubte, aber damit konnte er leben.
„Ein besserer Name fällt dir nicht ein? Ihr Silberblätter seid nicht besonders kreativ, oder?“
„Für dich ist der Name so gut wie jeder andere.“
Sie sah ihn eine Weile nachdenklich und schweigend an. Ihre geradezu prüfenden Blicke gingen ihm schon nach wenigen Sekunden auf den Geist, vielleicht sollte er einfach verschwinden? Anderseits war die Vorstellung dass sie ihm folgte und sie sich in irgendeiner dunklen Gasse wiedertrafen nicht besonders beruhigend. Es war vielleicht doch besser sich anzuhören was sie überhaupt von ihm wollte.
„Asakura.“ sagte sie und riss ihn damit wieder aus seinen Gedanken.
„Mhm? Was?“
„Das ist mein Name. Ich heiße Asakura.“
„Schön für dich.“ murmelte Roger, mit so viel Desinteresse wie er aufbringen konnte.
„Wir hatten gar keine Gelegenheit uns mal zu unterhalten und die Stimmen sind nicht besonders glücklich über deine Anwesenheit. Deine ständigen Versuche mich zu töten, hindern mich daran Haruhi vernünftig zu schützen.“ beschwerte sich Asakura.
„Die Stimmen...“ Ah gut, dachte Roger, sie war also wirklich wahnsinnig „Und warum sollte ich eine Verrückte in Haruhis Nähe dulden? Du redest davon sie zu beschützen, was für ein Blödsinn. Es ist meine Aufgabe während dieser Reise auf sie aufzupassen und um ehrlich zu sein bist du es die mich behindert.“
Asakura seufzte entnervt, die Stimmen hatten ihr gesagt das Roger so reagieren würde. Die Stimmen waren der einzige Grund warum sie hier war, sie fanden Asakura ließe sich zu sehr von dem Silberblatt ablenken. Was irgendwie auch stimmte, seine Versuche sie zu töten machten Asakura unheimlich viel Spaß. Es erinnerte sie irgendwie an ihre Ausbildung in Nurc. Aber die Stimmen duldeten keine Ablenkung von ihrer Aufgabe. Haruhis Leben war zu wichtig. Sie musste Roger zur Zusammenarbeit bewegen, oder ihn töten. „Findest du es nicht auch langweilig? Wir schleichen hinter Haruhi her und warten darauf sie im Ernstfall heldenhaft zu retten. Aber es passiert bisher einfach gar nichts!“ jammerte Asakura.
„Worauf willst du hinaus?“
„Nun ja, ich denke wir könnten beide mal wieder etwas Spaß gebrauchen.“
„W-was?“ Roger ließ seinen Blick ungewollt über ihren Körper schweifen. Eigentlich unnötig, er hatte sie während ihrer ganzen Kämpfe deutlich genug gesehen, um zu wissen dass sie ihr Aussehen eigentlich nicht unter diesem dunklen, unförmigen Kapuzenmantel verstecken musste. Die seltsame Haarfarbe störte vielleicht etwas, aber nur ein bisschen. „Ich denke nicht...also ich, ähm. Ein sehr... wir haben keine Zeit für, für so was und so.“ plötzlich lief Roger rot an und versuchte irgendwie in eine andere Richtung zu sehen.
„Wovon redest du?“ Asakura legte den Kopf schief und sah ihn vollkommen verwirrt an.
„Wovon redest DU!?“ zischte Roger zurück.
„Von Kyon Trellik natürlich. Was dachtest du denn was ich meine?“
„Ich...ach egal, nicht so wichtig. Kyon war doch dieser mürrische, nervige Kerl mit den kurzen braunen Haaren oder?“
„Ja, genau der. Findest du ihn nicht auch unendlich lästig?“
„Ich weiß was du meinst.“ murrte Roger und seine Miene verdüsterte sich wenn er auch nur an diesen Narren dachte „Er behandelt Haruhi vollkommen respektlos, dieser schmierige kleine Bastard. Ich hätte ihn schon längst erschlagen, aber er bleibt immer in der Nähe der Gruppe und bei Haruhi. Vor allem letzteres ist besonders nervtötend.“
„Dir ist es auch aufgefallen. Er ist der einzige mit dem Haruhi sich unterhält. Allen anderen schreit sie nur Befehle zu und kommandiert sie herum. Aber mit ihm redet sie tatsächlich, sie hört ihm zu und auch wenn sie es nur selten anmerken lässt, seine Meinung interessiert sie sogar.“
„Und was willst du dagegen unternehmen?“
„Ganz einfach, wir töten ihn, gemeinsam.“ und auf einmal genoss sie seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos
chiisana sonna kibou sae
omou dakeno kiseki
Sie setzte einen Fuß vor den anderen, während sie mit kleinen Schritten immer tiefer in den See watete. Es war mitten in der Nacht, aber der Vollmond schenkte Sora trotzdem genug Licht um das volle Ausmaß des großen, dunklen Bergsees zu erkennen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas in Vanidarien gab, genauso wenig wie sie wusste warum sie noch immer au die Mitte des Sees zuhielt. Nebel kroch zwischen den dichten Bäumen am Ufer hervor und schob sich über den ruhigen See. Als das eisige Wasser ihr bereits bis zum Hals reichte, spürte sie bei ihrem nächsten Schritt keinen Boden mehr unter den Füßen. Verzweifelt versuchte sie sich über Wasser zu halten, aber sie hatte keine Ahnung wie das ging. In Rubinus hatte es nicht gerade viele Gelegenheiten gegeben schwimmen zu lernen. Hilfesuchend blickte sie zum Ufer hinüber. Aber dort stand niemand. Der Stoff sog sich mit Wasser voll und zog Sora nach unten.
Schlechte Träume waren zurzeit irgendwie in Mode, fragt mich bitte nicht warum, ich habe selber nur eine Theorie dazu. Wie alles was in dieser Zeit in unserer Welt schief läuft, schiebe ich auch das ganz einfach mal auf Haruhi. Jap. Damit liege ich allerdings vermutlich falsch. Aber meine Theorie gefällt mir besser, es ist immer gut sämtliche Schuld auf Haruhi zu schieben. Wahrscheinlich war es auch einfach nur ein ganz gewöhnlicher Traum. Wahrscheinlich ist dieses ganze Traumzeug als stilistisches Mittel auch schon deutlich abgenutzt, nachdem ich es bereits viel zu oft benutzt habe...aber mir fällt halt gerade nicht besseres ein, also lebt damit. Vielleicht habe ich es auch nur erfunden? Ich muss hier nun mal auch ein gewisses Soll an Wörtern erfüllen. Ach ja und ein Hoch auf die Vocaloiden!
Im ersten Moment sah sie sich panisch um, doch dann atmete sie erleichtert auf. Sie befand sich noch immer in der gemütlichen kleinen Kutsche und zwar alleine. In Vanidos würde sie neue Dienerinnen bekommen, es gab also keinen Grund diese eitlen Gänse mitzunehmen, welche ihr schon in Rubinus nur auf die Nerven gingen. Vorsichtig schob sie mit dem Finger einen der schwarzen Vorhänge aus dickem Stoff zur Seite und kniff sofort die Augen zusammen, als das strahlende Sonnenlicht schmerzhaft in ihre Augen fiel. Der Sommer wollte wohl kurz vor seinem Ende noch einmal zeigen was er so alles drauf hatte. Mit fast geschlossenen Augen sah sie gerade so wie Haru noch immer neben der Kutsche ritt. Er hatte nicht mit ihr drin sitzen wollen, sondern ritt lieber an der Seite der Ritter, die sie nach Vanidos begleiteten. Auch wenn sie darüber ein wenig enttäuscht war, konnte Sora ihn gut verstehen. In dieser verdammten Kutsche war es stickig und um ehrlich zu sein kaum auszuhalten. Aber sie konnte nicht wirklich gut reiten, eigentlich ungewöhnlich für einen Vanidaren. Ihre Schlachtrösser waren so ziemlich das einzig wertvolle im ganzen Fürstentum.
Durch das beruhigende Rattern der Kutsche und die drückende Wärme, schlief sie während ihrer Reise oft ein, nur um dann die ganzen Nächte wenn sie lagerten wachzuliegen. Zum erstenmal in ihrem Leben verließ sie die Ländereien ihrer Familie. Die Reise erschöpfe sie bisher weniger als erwartet, anderseits war es aber auch nicht besonders anstrengend tagein tagaus in einer Kutsche zu sitzen und ganz einfach nichts zu tun. Nachdem sie sich endlich an das Sonnenlicht gewöhnt hatte, konnte sie zu ihrer Überraschung erkennen, dass sie sich bereits mitten in Vanidos befanden. Sie hatte die ganze Ankunft in der Stadt vollkommen verschlafen! Sie hatten sogar schon den Großteil der Stadt hinter sich gelassen und näherten sich der Zitadelle im Zentrum. Diese Festungswerke hatten schon vor der Ankunft ihres Volkes hier gestanden, auch wenn sie im Laufe der Zeit oft erneuert, ausgebessert und erweitert werden mussten. Als die Silberblätter hier landeten, gab es nur die Zitadelle von Varos, die Stadt drumherum war erst im Laufe der Zeit entstanden. Die meisten Häuser bestanden aus Holz, aus Stein baute man hier lieber neue Türme oder Mauern um die Verteidigungsanlagen zu verstärken. Noch nie wurde die Festung von Feinden erobert. Selbst während der Rebellionen gegen den König war sie nicht gefallen. Aber das war auch nicht nötig gewesen. Die Soldaten des Königs schlachteten sich damals einfach solange durch ihr Volk, bis die Matriarchin aufgeben musste bevor nichts mehr von Vanidarien übrig blieb.
Sora stieg vorsichtig aus der Kutsche aus, sie starb gleich vor Durst. Hier in Vanidos war es ja sogar noch heißer als zu Hause, in Rubinus hatte man wenigstens immer angenehm kühlen Wind vom Meer. Die Leibwache löste sich auf und die Ritter verschwanden alle spurlos irgendwo in dem grauen Klotz, den zum Glück niemand jemals als Palast bezeichnen würde. Es war eine Festung und sollte sich nur einfach verteidigen lassen, nicht besonders prachtvoll aussehen. Sie thronte hier im Zentrum über der restlichen Stadt, die wild vor sich hinwucherte. Als Sora sich zur eigentlichen Stadt umdrehte, wusste sie nicht recht ob sie beeindruckt oder enttäuscht sein sollte. Irgendwie löste der Anblick ein bisschen von beidem aus. Vanidos war größer als sie es sich vorgestellt hatte. Vorher konnte sie Haru nie wirklich glauben, wenn er davon sprach dass mehr als 50.000 Menschen in der vanidarischen Hauptstadt lebten. Aber trotz der Größe wirkte sie recht düster und vor allem schmucklos. Man legte hier nirgends viel Wert auf Zurschaustellung von Prunk und Glanz, vielleicht hatte man bei den ganzen Mitteln die für das Heer verwendet wurden, auch einfach nur kein Geld mehr für Tand übrig. Als sie sich wieder zur Festung wandte, stand von ihrer kleinen Leibgarde nur noch Haru neben ihr.
„Ich kenne den Weg zu den Gemächern der Matriarchin, zumindest so halbwegs. Die Festung ist größer als man vielleicht denkt und vor allem verwirrender. Bei meinem ersten Besuch hier, war ich froh den Ausgang wiederzufinden bevor ich verhungert bin.“ scherzte er und setzte sich in Bewegung. So folgte sie Haru in die Festung, abgesehen von ein paar Wachen trafen sie niemanden. Ihr erster offizieller Auftritt sollte erst am nächsten Tag stattfinden, von daher gab es keinen großen Empfang. Nach einer Weile merkte er, dass Soras Hand sich hinter ihm an seinem Hemd festgekrallt hatte und sie einfach nur auf seinen Rücken starrte. Gut, viel gab es in den engen, grauen Gängen auch nicht zu sehen.
„Wie weit noch?“ fragte Sora nach etwa zehn Minuten „Ich will nicht mehr laufen.“
„Ähm, ich glaube es ist gleich da vorne. Nur noch um diese Biegung hier und wir sind...“ vor ihnen erstreckten sich nur ein weiterer schier endloser Gang „noch immer nicht da.“ schloss er verwirrt.
„Ja, du kennst dich hier wirklich gut aus.“ Sora lehnte sich erschöpft an die Wand und starrte ihn genervt an. Bevor sie ihren Bruder weiter für seinen, offensichtlich schlechten, Orientierungssinn maßregeln konnte, kam eine Frau durch den Gang hastig auf sie zu. Harus Miene hellte sich auf als er sie sah, er hätte es alleine tatsächlich geschafft sich endgültig zu verlaufen.
„Haru! Du begleitest deine Schwester?“ Die junge Frau war sicher schon ein oder zwei Jahre älter als Haru und fast genauso groß wie er. Sie trug ihr schwarzes Haar kurz, es reichte ihr kaum bis zu den Schultern und ihr Körper war bereits deutlich fraulicher als Soras. Sie hatte ein freundliches, offenes Gesicht mit einem gutmütigen Ausdruck darin. Alles in allem sah sie wirklich gut aus, aber Sora gefiel der Ausdruck in ihren grünen Augen nicht. Sie starrte Haru an, als wäre er ein strahlender Ritter in weißer Rüstung oder der Held aus irgendeinem kitschigen Märchen.
„Wer ist das, Haru?“ fragte Sora mit vor Abneigung nur so triefender Stimme.
„Sie ist die Tochter des Grafen von Achat, Naroko Silberblatt.“ Haru freute sich sichtlich sie zu sehen „Ich nehme an der Herzog hat dich geschickt, damit du dich um Sora kümmerst?“
Naroko verneigte sich respektvoll und begann aufgeregt und mit freundlicher Stimme drauflos zu reden „Es ist eine große Ehre der Matriarchin als Zofe dienen zu dürfen. Außerdem kümmere ich mich um Eure Garderobe. Ich wollte schon seit langem Harus Schwester kennenlernen. Er hat viel von Euch erzählt.“
„Naroko macht wirklich gute Kleider, sie ist bereits in der ganzen Stadt berühmt dafür. Ich bin sicher ich habe dir davon erzählt. Sie ist schon seit mehr als zehn Jahren hier am Hof und wir kennen uns seit Ewigkeiten. Hörst du mir eigentlich nie zu, Sora?“ fragte er lächelnd.
„Ich möchte jetzt in meine Gemächer...“ murmelte Sora ohne jeglichen Enthusiasmus. Sie war müde und diese Frau war ihr jetzt schon unsympathisch. Während sie die Beiden zu den ehemaligen Gemächern Tegaras führte, verstärkte sich ihre Abneigung gegen ihre neue Dienerin nur noch. Sora lief hinter ihnen her und musste missgelaunt ihr Gespräch mit anhören. Sie versuchte allerdings es so gut es ging auszublenden, dieser Unsinn interessierte Sora kein bisschen. Haru hatte in seinem Leben bisher mehr Zeit in Vanidos oder Myst verbracht als in Rubinus, er kannte die Leute hier also bereits. Trotzdem, die Beiden gingen schon fast zu vertraut miteinander um. Ihr neues Leben in Vanidos fing ja großartig an.…
Etwa eine Stunde später, stand Sora inmitten eines überraschend kleinen und beschaulich eingerichteten Raums. Abgesehen von einem einfachen Bett und einem Wandschrank war er leer. Tegara hatte nicht viel von übertriebenem Luxus gehalten, was wohl auch das Aussehen der Stadt erklärte. Würde es in dieser Welt den Begriff „spartanisch“ geben, träfe er wohl auf den Geschmack der meisten früheren Matriarchinnen zu. Obwohl Sora diese Ansicht teilweise teilte, war es für ihren Geschmack dann doch viel zu karg und grau. Aber etwas anderes als ihre neuen Gemächer raubten ihr im Moment den letzten Nerv. Sie trug ein dunkelgraues, fast schwarzes Kleid, das vermutlich recht gut aussehen könnte, allerdings nur wenn es irgendjemand anders tragen würde. Sora fühlte sich, als hätte man sie gezwungen einen Sack anzuziehen. Alles an diesem Kleid war zu groß, lang oder weit. Naroko sprang um sie herum und machte Dinge die Sora nicht verstand. Hier und da platzierte sie eine Stecknadel oder schüttelte entnervt den Kopf. Sora hatte keine Ahnung vom Nähen, es war ihr immer zu langweilig gewesen. Dieses Kleid allerdings, war eine einzige Katastrophe. Das konnte selbst sie ohne Probleme erkennen.
„Es passt leider nicht ganz, aber fürs erste müsste es reichen. Ich musste es, nach der Abreise der Boten nach Rubinus, anfertigen ohne Eure Maße zu kennen und wusste auch nicht wie Ihr genau ausseht. Also habe ich mich eher an Euren Bruder gehalten und dachte daher Ihr seid ein ganzes Stück größer. Ich werde versuchen bis morgen noch ein paar Anpassungen vorzunehmen, aber es wird bis zu Eurem ersten offiziellen Auftritt leider nicht ganz perfekt werden, egal was ich mache.“
„Ah.“ Es würde schon irgendwie gehen? Sie sah darin aus wie ein Kind das die Kleider ihrer älteren Schwester abtragen musste. Vielleicht wäre es doch besser morgen eines ihrer einfachen Kleider aus Rubinus zu tragen. „Was ist das?“ fragte Sora, als sie gelangweilt durch das Zimmer blickte und an etwas hängen lag, das auf ihrem neuen Bett lag.
„Ein Kleid, ich habe die letzten Tage hier gearbeitet weil es so schön ruhig ist. Außerdem wollte ich es Euch bei Eurer Ankunft gerne zeigen und Eure Meinung dazu hören. Oder sagen wir, es soll einmal ein Kleid werden. Ich habe damit noch nicht wirklich angefangen, sondern nur ein paar Vorbereitungen getroffen. Im Gegensatz zu diesem hier, soll es nämlich genau auf Euch angepasst werden, Herrin. Tegara trug auch immer am liebsten ein Kleid aus schwarzer Seide. Leider handeln nur die Leute aus Nika mit diesem Stoff und man sieht ihre Händler nur noch selten hier in Vanidos. Die silbernen Muster sind bereits fertig wie Ihr sehen könnt. Ich dachte zuerst an einen Baum, aber das erschien mir dann doch etwas zu aufwendig und vor allem zu groß. Schwarz und Silber wirken einfach großartig zusammen, aber man sollte es nicht mit dem Silber übertreiben sonst ist es zu hell. Vor allem da Eure Haare bereits hell genug sind. Ihr werdet darin wirklich aussehen wie eine Göttin. Vielleicht könnt Ihr es übermorgen bereits tragen. Eure genauen Maße habe ich ja jetzt endlich, damit wird es nicht mehr lange dauern.“ Während Narokos Redeschwall weiterging, ließ Sora ihre Augen über den feinen Stoff wandern, das Kleid schien sogar schon fast fertig zu sein und sah besser aus als alles was sie je getragen hatte. Naroko musste schon sehr viel mehr Zeit darin investiert haben als sie zugab.
„Ich mag kein Schwarz. Es sieht grässlich aus. So etwas würde ich niemals freiwillig tragen.“ Sie wusste nicht warum genau sie das sagte, eigentlich gefiel ihr das Kleid wirklich gut, es würde fantastisch aussehen wenn es fertig war.
„Oh. Das...das wusste ich nicht. Dann werde ich wohl noch einmal von vorne anfangen.“ Naroko lächelte unsicher und begann vollkommen zerstreut mit ihrer Arbeit fortzufahren. Wahrscheinlich ging sie gerade in Gedanken durch wie lange sie brauchen würde wenn sie wieder von vorne Anfangen musste. Alleine an passenden Stoff zu kommen dürfte schwierig werden, Tegara hatte nie weiße oder hellere Sachen getragen. „Dann wird es leider noch eine ganze Weile dauern bis...“
„Nein.“ unterbrach Sora sie schroff „Ich möchte es trotzdem in ein paar Tagen haben. Es ist nicht mein Problem wenn du deine Arbeit falsch und unsauber erledigst. Ich kann nicht die ganze Zeit in diesem Sack rumlaufen und meine Sachen aus Rubinus sind wohl eher nicht vorzeigbar für den Thronsaal.“
„Natürlich.“ murmelte Naroko und bei ihrem enttäuschten Gesichtsausdruck, bekam Sora gegen ihren Willen ein schlechtes Gewissen. Diese Frau hatte ihr nichts getan, im Gegenteil, sie war sogar erstaunlich freundlich und schien sich mit ihrer Arbeit wirklich Mühe zu geben. Naroko verdrängte ihre Enttäuschung und wechselte das Thema. „Ich hätte nicht gedacht, dass Euer Bruder Euch begleitet. Aber es passt zu ihm, er kümmert sich gerne um die Sorgen und Probleme anderer. Ich habe selten jemanden getroffen der so hilfsbereit und fürsorglich ist. Eigentlich wollte er erst Mitte Herbst wieder nach Vanidos kommen und dann den ganzen Winter über bleiben. Er ist...“
Mehr hörte Sora gar nicht mehr. Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet und sie hätte diese Lügnerin am liebsten von sich weggestoßen. Das konnte nicht sein. Haru hätte sie niemals im Winter alleine in Rubinus gelassen. Erfand Naroko diese Lügen um sich für die Sache mit dem Kleid zu rächen? So etwas schien nicht zu ihr zu passen, aber es musste gelogen sein. Haru wusste doch ganz genau wie sehr die Wintermonate ihr zusetzen konnten. Vor allem, warum sollte er so viel Zeit in Vanidos verbringen? Im Winter gab es keinen Grund für längere Zeit die Burg zu verlassen. Sora wurde aus ihren geradezu panischen Gedanken gerissen, als sie plötzlich spürte wie jemand an dem Stoffhasen zog und versuchte ihn ihr aus der linken Hand zu winden.
„Lass los.“ fuhr sie Naroko kalt an.
„Verzeiht, aber ihr wollt doch nicht, dass der Herzog und seine Ritter Euch für ein Kind oder ein kleines Mädchen halten. Es ist besser wenn Ihr es nicht die ganze Zeit mit Euch herumtragt. Ihr seid jetzt für die Menschen hier eine Göttin. Sie erwarten ein gewisses Verhalten von Euch. Die Matriarchinnen sollen Erhabenheit und Macht ausstrahlen.“ sprach sie ruhig und ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
„Ich sagte, lass los.“ unter Soras wütendem Blick zog sie unsicher die Hand zurück. Seufzend warf Sora den schwarzen Hasen auf das Bett, irgendwie hatte diese schreckliche Frau ja sogar recht. Es würde lächerlich wirken, wenn sie so im Thronsaal auftauchte. „Hast du noch mehr an mir zu kritisieren?“
„Nun ja...“ begann sie vorsichtig, war sich aber nicht sicher wie ihre neue Herrin auf noch mehr Ratschläge reagieren würde.
„Was? Spuck es schon aus.“
„Das Kreuz, um Euren Hals.“
Soras Hand legte sich auf das Kreuz aus Silber, welches an einer Kette um ihren Hals hing. „Was ist damit?“
„Es, nunja es ist ein wichtiges Zeichen in der Religion aus Nika.“ antwortete Naroko, verwundert darüber dass sie das nicht selber wusste.
„Wirklich?“ Sora betrachtete es überrascht, sie hatte es bisher nur für irgendein Schmuckstück gehalten „Haru hat es mir vor zwei Jahren mitgebracht. Er sagte es hat ihn ein Vermögen gekostet es einem Soldaten abzukaufen. Silber ist überall im Reich selten.“
„Der Soldat war vermutlich bei einem der Überfälle auf Nika dabei. Es ist besser, wenn Ihr es nicht tragt.“
„Ach? Und warum? Was geht mich der Glaube dieser Wüstenratten an?“
„Es könnte in der Öffentlichkeit vielleicht keinen besonders guten Eindruck machen. Nika hat vor sechzehn Jahren sämtliche Städte und Dörfer an unserer Küste überfallen und niedergebrannt, seitdem sind sie hier nicht mehr besonders beliebt. Eine Matriarchin, die ganz offen eines ihrer heiligen Symbole trägt?“ sie schüttelte entschieden den Kopf „Das wäre keine gute Idee. Nika würde es als Spottgeste oder sogar Herausforderung ansehen und Eure eigenen Leute könnten denken, dass Ihr mit den Südlingen sympathisiert.“
Was Naroko sagte klang alles logisch und richtig, aber trotzdem kam es Sora so vor als wollte sie ihr nur alle Geschenke Harus wegnehmen. Noch an diesem Abend, spätestens morgen früh, würde sie den Herzog um eine andere Zofe bitten. Diese Frau machte sie nervös, vor allem aber missfielen ihr die Blicke, die Haru und Naroko sich vorhin andauernd zugeworfen hatten. Trotzdem schob sie das Kreuz unter ihre Kleidung und verbarg es, auch wenn sie es lächerlich fand. Wen kümmerte es schon was sie trug? Sie würde schon keinen Krieg heraufbeschwören, nur weil sie sich falsch anzog oder den falschen Schmuck trug.
„Was war meine Tante für eine Herrscherin?“ fragte Sora nach einer Weile angespannten Schweigens.
„Ich bin zwar schon seit meiner Kindheit hier in Vanidos, aber ich hatte nur wenig mit ihr zu tun. Tegara wirkte immer sehr kalt und hart auf mich. Zumindest nach Außen hin. Der Krieg ließ ihr keine andere Wahl als so zu werden. Es heißt der einzige gegenüber dem sie je ein wenig freundlicher gewesen ist war Roger, aber der Herzog wurde von den Soldaten des Königs umgebracht. Ich glaube sie hat seinen Tod nie überwunden, vermutlich konnte Tegara ihre Halbschwester deswegen nicht für ihren Verrat bestrafen.“
„Meine Mutter hat niemanden verraten!“
„Natürlich, verzeiht mir, Herrin. Der Herzog hat bereits anordnen lassen, sie wieder in den Stammbaum der Silberblätter aufzunehmen und ihr...“
„Sie ist tot, ich glaube nicht dass sie dieser Unsinn jetzt noch interessiert.“ Sora unterdrückte die in ihr aufsteigende Wut, aber etwas anderes hatte sie hellhörig werden lassen „Halbschwestern?“ Ihre Mutter hatte nie über Tegara geredet und um ehrlich zu sein hatte Sora sich in den Büchern immer lieber die älteren Zweige des Stammbaums angesehen. Die Silberblätter der Gegenwart fand sie zum Großteil sowieso nur nervig.
„Ja, natürlich. Aleyandras Vater war der damalige Herzog, Roger. Tegara dagegen wusste nie wer ihr Vater war, es muss wohl einer der Ritter am Hof gewesen sein, vielleicht auch ein Fürst aus einem anderen Reichsteil. Eine Zeitlang hieß es sogar der damalige König selbst wäre ihr Vater, weil er in seiner Jugend einige Nächte hier in Vanidos verbrachte. Aber Roger kommt wohl nicht in Frage. Er war zur Zeit ihrer Zeugung an der Küste im Norden und schlug mehrere heftige Schlachten gegen die Nordmänner, die damals zum erstenmal in ihren Drachenbooten auftauchten und den Norden terrorisierten. Haruhi dagegen ist seine Tochter, auch wenn er bei ihrer Geburt nicht mehr am Leben war.“
„Haruhi.“ flüsterte Sora nachdenklich und Naroko konnte die Verwirrung deutlich aus ihrer Stimme heraushören „Ich verstehe noch immer nicht, warum ich jetzt an ihrer Stelle herrschen soll.“ Sie wusste nicht viel über Haruhi, aber nach dem bisschen zu urteilen was sie wusste, wäre Haruhi als Matriarchin deutlich besser geeignet, vor allem könnte sie vermutlich sogar die Ritter in einen Krieg gegen den König zu führen. Nach allem was sie wusste, war Haruhi im Gegensatz zur ihr viel eher eine Göttin und Herrscherin. -
Oh, Drache hat ja noch gar nicht geschrien wie ein kleines Mädchen. Ich bin fast schon stolz auf ihn, aber nur fast.
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kommen in Rome2 Stadtmilizen mit Steinschleuderern auf einem zu.
Kommen auf Legendär auch...ich weiß gar nicht mehr wie viele Hundert Fullstacks aus Steinschleuderern und Milizen ich inzwischen auf dem Gewissen habe, "normale" Armeen sind eher selten. Generell ist das Spiel auch auf Legendär noch immer wirklich langweilig.
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13. Eine neue Göttin erwacht
„Mehr als zwei Wochen schlich ich Tag für Tag um Haruhis Reisegruppe herum. Ich wusste dass sie auch in der Nähe war, die Wahnsinnige. Diese republikanische Attentäterin, die ich beim letzten mal so heldenhaft in die Flucht schlagen konnte. Ich habe versucht ihr deinige Fallen zu stellen, aber sie ist wie der Wind, man bekommt sie einfach nicht zu fassen. Ein paar mal ist sie absichtlich in meine Fallen gelaufen um mit mir zu spielen. Langsam glaube ich sie macht sich über mich lustig und hat entschieden zu viel Spaß an meinen Versuchen sie umzubringen.
Aber genug von mir. Es gibt weitaus beunruhigendere Dinge als diese Verrückte, auch wenn ich damals während ich Haruhi folgte nicht besonders viel von den Geschehnissen im Reich mitbekam. Aber eines war offensichtlich, Krieg lag in der Luft. Die Angriffe der Nordmänner an den Küsten wurden immer brutaler und angeblich begleiteten schreckliche Dämonen inzwischen ihre Überfalltrupps. In Belunda brach der Kontakt zu immer mehr Dörfern und abgelegenen Burgen ab. Die Spannungen zwischen Nordmar und den Republiken nahmen zu und im Süden schlossen sich in letzter Zeit immer mehr Städte dem Rebellen Georgios an. Wenn es so weiter ging würde bald die gesamte südliche Küste gegen unseren geliebten König Konstantin rebellieren. Doch trotz all dieser offensichtlichen Anzeichen, rüstete kaum ein Herzog oder Graf merklich zum Krieg. Die Diener des Gottes Tzeentchs hatten in den letzten sechzehn Jahren fast sämtliche Fürstenhöfe des Reiches unterwandert. Sie erstickten die Ängste der Herzöge im Keim und fingen den Großteil der Nachrichten über Dämonenangriffe und Rebellen ab. Nur in einem Reichsteil konnten sie nie Fuß fassen, und zwar aus Angst. Dort lebte eine Macht die in unserer Welt weitaus größer war als die der Diener des Chaos. Es war meine Heimat, das Herzogtum Vanidarien, oder wie man es noch manchmal nennt, das Gottkönigreich Varos. Doch im Jahr 2105 geriet diese Macht ins Wanken. Die Matriarchin ging an einem unbekannten Gift zugrunde und ihre Tochter reiste irgendwo in der Weltgeschichte herum, damit war der perfekte Zeitpunkt zum zuschlagen gekommen. Ohne die göttlichen Kräfte einer Herrscherin aus der uralten Linie von Varos waren wir schutzlos den Mächten des Chaos ausgeliefert. Aber nicht Tzeentch sollte sich meine Heimat unter den Nagel reißen, sondern einer seiner Brüder. Slaanesh, Gott der Verführung, Lust und der Schmerzen und ohne den Schutz einer Göttin würde Vanidarien untergehen im kommenden Sturm des Chaos. Es war zu dieser Zeit, als der Herzog, Terrin Silberblatt, eine Entscheidung traf deren Auswirkungen niemand vorhersehen konnte. Würde Vanidarien zur letzten Bastion gegen die heraufziehende Nacht werden, oder zum Brückenkopf der dämonischen Horden aus dem Warp?“
„I'm Awesome!“ von Roger Talien Silberblatt II, alias Gilbert Axtschmied
2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, VanidosLangsam legte er die Klinge seines Dolches an Tegaras Kehle und bereitete sich darauf vor zuzudrücken. Das was in dem einfachen, weißen Leinenhemd in diesem Bett lag war nicht mehr seine Herrin, das wusste Terrin. Der Herzog wusste was die Matriarchin in dieser Situation von ihm gewollt hätte, sie hasste es hilflos zu sein. Eine Woche hielt ihr Zustand jetzt schon an. Die Dienerinnen wuschen sie, flößten ihr etwas Wasser ein und führten einen angeblichen Wunderheiler nach dem anderen zu ihr, doch nichts davon brachte irgendetwas. Sie lag nur da und ihr Körper wurde von Tag zu Tag schwächer und ausgezehrter.
Vorsichtig hob er die Hand mit dem Dolch an und legte ihn auf den Rand des Bettes. Müde lächelnd strich er ihr sanft eine Strähne ihres schwarzen, seidigen Haares aus dem Gesicht. Er konnte es nicht, nicht jetzt, nicht so früh. Sie kannten sich schon seit ihrer Kindheit. Mehr als Dreißig Jahre lang war er hinter ihr hergelaufen und hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Er war an ihrer Seite in zwei Kriege gezogen, die nicht zu gewinnen gewesen waren. Tegara hatte ihn nie geliebt, das wusste er. Nach dem Tod seines Vaters teilte er manchmal das Bett mit ihr, aber er wusste genau, dass sie in ihm nichts anderes sah als einen billigen Ersatz für Roger. Gestört hatte es ihn nie, er war glücklich gewesen bei seiner Herrin zu sein, egal aus welchem Grund. Wer weiß, vielleicht wachte sie ja wieder auf? Sie musste noch irgendwo dort drin sein, sie musste einfach. Aber jedesmal wenn der Herzog in Tegaras gebrochene Augen und leere Miene sah, wusste er dass er sich falsche Hoffnungen machte. Sie schlief nicht einfach nur, sie war tot.
Er verschob diese Entscheidung trotzdem auf einen anderen Tag, im Moment gab es noch genug andere Dinge mit denen er sich beschäftigen musste. Der königliche Statthalter Vanidariens ging ihm auf die Nerven und Terrin musste all seine Geduld aufbringen um diesen verlogenen Narren nicht einfach zu erschlagen. Es ging um vermehrte Überfälle von „Banditen“ auf den Norden der Kronlande. Der Statthalter gab der Matriarchin die Schuld daran und glaubte dass sie dahinter steckte, womit er natürlich vollkommen richtig lag. Bisher hatte Terrin den Zustand der Matriarchin so gut es ging vor dem Statthalter geheimgehalten, aber natürlich wusste er es schon längst. Terrin wusste nicht genau was er tun sollte, falls der König die Überfälle zum Anlass für einen Krieg nahm. Er war zwar der Herzog, aber dieser Titel hatte in Vanidarien noch nie viel bedeutet. Im Grunde war seine Position rein repräsentativ, damit die restlichen Fürsten nicht mit einer Frau verhandeln mussten, einige von ihnen waren in der Hinsicht schrecklich eigen.
Also waren einige seiner besten Männer sofort nach Westen aufgebrochen, um nach Haruhi zu suchen. Er wusste nicht genau wo sie sich aufhielt, aber sie besaß das Talent sich immer besonders auffällig zu verhalten. Und was wenn sie Tegaras Tochter fanden? Wer immer für den Zustand seiner Herrin verantwortlich war, er könnte jederzeit zurückkommen. Seine Männer waren schon einmal nicht in der Lage gewesen diesen hinterhältigen Bastard aufzuhalten, sie hatten ihn nicht mal zu Gesicht bekommen. War es nur ein Anschlag auf Tegara gewesen, oder würde der Angreifer wieder auftauchen sobald es eine neue Matriarchin gab um die ganze Blutlinie zu vernichten? Falls der Attentäter vom König geschickt wurde, war Haruhi vielleicht auch schon längst tot. Immerhin befand sie sich umgeben von einem Haufen königlicher Soldaten tief im Feindesland, wenn Konstantins Arm wirklich bis nach Vanidos reichte, dann war Haruhi erst recht in Gefahr. Egal wie man es auch dreht und wendet, Vanidos war nicht sicher. Vielleicht war es einfach am besten wenn Haruhi in Bewegung blieb. Deswegen hatte er seine Männer auch nur angewiesen sie unter allen Umständen zu beschützen, aber gleichzeitig auch von ihrer Heimat fernzuhalten. Sie sollte sich irgendwo in den Republiken verstecken.
In der Zwischenzeit musste er diesen unsichtbaren Mörder zur Strecke bringen, oder zumindest herausfinden wie er so leicht in die Festung gelangen konnte. Vielleicht konnte man Tegara ja wirklich zurückholen? Alles was er brauchte war der Eindringling. Dann könnte Terrin herausfinden welches seltsame Gift benutzt wurde. Und da kam ihm eine Idee. Alles was er brauchte war ein Köder, er würde dem Angreifer einfach eine weitere Chance geben zuzuschlagen und ihn dann einfangen. Gleich fühlte er sich ein wenig besser, jetzt konnte er sich immerhin einbilden dass es noch eine Rettung für seine Herrin gab und wenn nicht, dann bekam er zumindest seine Rache. Alles was er tun musste, war einen Boten nach Norden zu senden, zu Tegaras Nichte, die letzte vom Blut der Matriarchinnen in Vanidarien.2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Burg Rubinus
Langsam ging Sora durch den großen Garten der Burg, früher war er einmal sehr schön gewesen, inzwischen sah er allerdings ein wenig verwildert aus. Die Diener an der Burg schafften es einfach nicht, sich mit genauso viel Liebe und Hingabe darum zu kümmern wie ihre Mutter es immer getan hatte. Sie selbst war etwa sechzehn Jahre alt, ihre langen Haare waren von einem sehr hellen platinblond und sie trug ein einfaches weißes Kleid. Mit dem linken Arm umklammerte sie fest ein einfaches Plüschtier in Form eines schwarzen Hasen. Ihr Bruder, Haru, hatte es ihr vor ein paar Tagen geschenkt, als er von einem Ausritt zu einigen Fischerdörfern an der Küste zurückkehrte. Seitdem trug sie es immer mit sich herum, es beruhigte sie. Langsam und mit kleinen Schritten ging sie zwischen den Apfelbäumen hindurch und hielt dort an. Sie würde sich hier im Schatten erst einmal eine Weile ausruhen müssen, bevor sie durch die gleißende Sonne zurück zur Burg ging. Das Essen war sicher schon fertig. Meistens aß sie alleine in ihrem Zimmer, aber ihr Bruder ließ trotzdem immer für sie mit decken, für den Fall dass sie sich etwas besser fühlte. Heute war so ein Tag an dem sie nicht ganz so viel gegen etwas Gesellschaft einzuwenden hatte. Aber sie würde vermutlich trotzdem zu spät zum Mittag kommen.
Langsam wünschte sie sich, nicht rausgegangen zu sein, es zehrte nur an ihren Kräften, aber ihr war langweilig. Sie hatte es endlich geschafft alle Bücher auf der Burg durchzulesen, und jetzt gab es für sie rein gar nichts mehr zu tun, außer gelangweilt herumzusitzen.
In letzter Zeit hatte sie viel über die Geschichte des Herzogtums und der Silberblätter gelesen, über die großen Kriegshelden unter ihren Vorfahren und die Märchen, die über diese so angeblich strahlenden Ritter verbreitet wurden. Die Realität sah dann schon ein wenig anders aus. Die meisten Silberblätter waren heutzutage verarmt und ohne Land, das wusste sie von ihrem Bruder. Er hatte ihr erzählt, dass die Nachfahren der Leute über die sie so gerne las, zum Großteil irgendwo im Dreck in den ärmeren Vierteln von Vanidos hausten. Trotzdem mochte Sora es die ganzen Bücher mit den weit verzweigten Stammbäumen durchzusehen. Seit der Gründung Vanidariens, waren so viele Nebenlinien der Silberblätter entstanden, dass sie immer schon nach einigen Seiten den Überblick verlor. Nur eins wusste Sora, sie und ihr Bruder tauchten dort nirgends auf, niemals, denn eigentlich existierten sie gar nicht.
Sie waren die Kinder von Aleyandra, die jüngere Schwester der Matriarchin. Normalerweise wurde die Schwester einer Matriarchin nicht verheiratet, sondern blieb ihr Leben lang irgendwo in der Zitadelle von Vanidos, abgeschottet vom Rest der Welt. Aber dieser Fall war anders gewesen, denn Aleyandra rannte davon, sie floh aus Vanidos während Tegara in der königlichen Hauptstadt den Grundstein ihrer Rebellion legte. Mithilfe des Grafen von Neidea, Aratarn Silberblatt, versteckte sie sich einige Monate in den vereinten Republiken. Als die Rebellion Vanidariens blutig niedergeschlagen und Vanidos von des Königs Soldaten geplündert wurde, kehrte sie freiwillig in ihre Heimat zurück. Die Nachricht vom Tod ihres Vaters hatte sie damals schwer erschüttert und sie hoffte auf Tegaras Vergebung. Nach ihrer Rückkehr verschwand sie. Jeder kannte die Gerüchte über Aleyandras Schicksal. Sie wurde angeblich vor mehr als sechzehn Jahren als Verräterin verurteilt und erhielt die in Vanidarien übliche Strafe dafür. Man schaffte Verräter tief in den Wald, brach ihnen die Gliedmaßen, sehr gründlich, damit sie unter keinen Umständen mehr fliehen konnten, und verteilte das Blut von Ochsen oder Schafen um sie herum. Der Blutgeruch lockte dann bereits nach kurzer Zeit ein Wolfsrudel an, und die Wölfe in den vanidarischen Wäldern waren immer hungrig. Verräter verdienten keine angemessene Bestattung nach alter Sitte, also blieben ihre Überreste dort in den Wäldern liegen, sollten die Wolfswelpen mit den Knochen spielen, es interessierte niemanden mehr.
Aber wie auch immer, Aleyandra wurde damals nicht umgebracht, sondern verheiratet und zwar an den Fürsten von Rubinus, eine ländliche Gegend nordwestlich von Vanidos. Neben der einfachen, gemütlichen Burg, gehörten nur ein paar geradezu winzige Dörfer dazu. Man könnte behaupten, Tegara hätte einmal in ihrem Leben eine einigermaßen freundliche Entscheidung getroffen...ja klar, als würde das irgendjemand jemals glauben. Die Herrscherrinnen von Vanidarien waren selbstsüchtige Hexen, aber manchmal, nur manchmal bewiesen sie tatsächlich so etwas wie Weitblick. Die Angriffe der Nordmänner auf den Norden des Landes nahmen zu, es folgte eine Rebellion gegen den König nach der anderen und auch mit Nika im Süden gab es Krieg entlang der Küste. Sie wollte damals nicht riskieren die Linie auszulöschen. Nach Tegaras Ansicht war es immer gut noch Ersatz herumliegen zu haben, für den unwahrscheinlichen Fall dass ihr selbst und Haruhi etwas zustieß. Aleyandra hatte den Großteil ihres Lebens in der Zitadelle von Vanidos verbracht, nur die wenigsten Einwohner des Herzogtums wussten wie sie aussah. Hier auf dem Land hatte sie nie jemand erkannt und nur wenige auf der Burg hatten gewusst wer die junge, hübsche Frau ihres Herren wirklich gewesen war.
Es wurde Zeit, wenn sie jetzt nicht losging würde sie das Essen noch ganz verpassen. Müde stolperte Sora ein paar Schritte vorwärts, doch weit kam sie nicht. Sie stützte sich mit der Hand an einem Baum ab und begann heftig zu Husten. Ihre Hand krallte sich fester in den Stoffhasen und es dauerte eine Weile bis sie sich wieder beruhigt hatte. Verglichen mit dem was sie im Winter erwartete, war dieser kleine Hustenanfall rein gar nichts. Sie war ständig krank, das ging schon seit ihrer Geburt so. Sie hatte Glück dass sie als Adlige geboren wurde, ohne die Heiler auf der Burg wäre sie bereits vor vielen Jahren gestorben. Vorsichtig ging sie weiter und stöhnt geplagt auf als sie aus dem Schatten der Bäume in die Mittagssonne trat. Diese verdammte Hitze. Sie hasste den Sommer. Ständig war ihr schlecht, sie schwitzte schon nach wenigen Metern und ihre empfindliche Haut fing an furchtbar zu brennen. Die Hitze war allerdings diesmal nicht so schlimm wie erwartet, sie beeilte sich trotzdem zurück in die kühle Burg zu kommen.
Es wurde langsam wieder kälter, der Sommer ging zum Glück seinem Ende entgegen. Den Herbst überstand sie meistens noch halbwegs gut, sie musste nur dem ständigen Regen aus dem Weg gehen. Meistens verbrachte sie den Großteil dieser Monate alleine in ihren Gemächern mit lesen und hing ihren Gedanken nach. Der Winter dagegen bereitete ihr viel mehr Unannehmlichkeiten. Dann wenn der Wind die Kälte vom vereisten Festland zu ihnen herübertrug und der Frost seine Zähne in den Norden der Insel schlug, dann kämpfte sie um nichts weniger als um ihr Leben und das Jahr für Jahr. Eigentlich war ihr nicht danach zumute, aber sie musste trotzdem kurz Lächeln. Haru dagegen strotzte nur so vor Kraft und Tatendrang, er wuchs sogar in einem, für sie, geradezu beängstigenden Tempo. Inzwischen überragte Haru sie um mehr als einen Kopf, sie dagegen war keine 1,60. Ihr Körper brauchte seine ganze Kraft um sie am Leben zu halten, jede noch so kleine Krankheit konnte für sie bereits tödlich enden. Anscheinend steckte all ihre Energie in ihrem Zwillingsbruder.
Und damit kam sie zum einzig guten Teil der eisigen Jahreszeit. Wenn sie während der Wintermonate besonders schwer erkrankte, riss ihr Bruder sich endlich von seinen Pflichten als neuer Burgherr los. Im Winter war sowieso nur recht wenig zu tun. Er rannte nicht mehr irgendwelchen aufgeblasenen, unsympathischen Mädchen hinterher oder ritt mit den Knappen der Burg den ganzen Tag aus. Er reiste nicht mehr nach Vanidos oder Myst und auch die ständigen Vorbereitungen auf den Krieg waren nicht mehr wichtig, sondern traten in den Hintergrund. Wenn sie anfing Blut zu husten und sich vor Schwäche und Fieber kaum noch rühren konnte, dann ließ er alles stehen und liegen und kümmerte sich nur noch um sie.
Er saß den ganzen Tag neben ihr, las aus ihren Büchern vor, erzählte Geschichten von alten Sagen und Legenden, aber am wichtigsten, er war ganz einfach nur für sie da. Oft berichtete er auch von seinen Erlebnissen außerhalb der Burg. Von seinen Besuchen an der Grenze, der aufblühenden Hafenstadt Morganit, die auf den Ruinen von Neu-Vanidos gebaut wurde, von den Leuten die er dort kennenlernte und auch von Vanidos selbst. Diese Geschichten mochte sie am wenigsten. Sie hielten ihr nur vor Augen was für sie unerreichbar war. Außerdem ruinierte es ihre ganze Laune, wenn sie daran erinnert wurde dass er auch noch ein Leben außerhalb der Burg besaß, eines an dem sie nicht teilnehmen konnte. Vermutlich hätte sie den Weg in eine der anderen Städte in einer Kutsche sogar geschafft, aber sie durfte die Ländereien von Rubinus nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis der herrschenden Matriarchin verlassen. Meistens schlief er dann irgendwann sogar neben ihrem Bett ein und während sie ihn dabei beobachtete wie er so friedlich vor sich hinträumte, waren die Schmerzen zumindest für kurze Zeit vergessen. Früher hatten sie sich nicht sehr oft gesehen, er war ständig unterwegs gewesen und wurde als Knappe zum Ritter ausgebildet. Sie dagegen verbrachte ihre ganze Kindheit auf Rubinus und nur selten trafen sie einander. Doch seit dem Tod ihrer Eltern änderte sich das plötzlich, er blieb fast die ganze Zeit auf der Burg und den umliegenden Ländereien ihrer Familie.
Sie schleppte sich eine kleine Treppe hoch und machte sich auf den Weg zur großen Halle, immer dem Duft nach Essen folgend. Haru war nicht hier gewesen, als die Nordmänner vor zwei Jahren an der nahen Küste landeten. Ein halbes dutzend Drachenboote, randvoll mit Barbaren und Berserkern, die kein anderes Ziel kannten als die nahen Dörfer und kleineren Burgen zu plündern. Normalerweise hätten sie sich nie bis nach Rubinus gewagt, aber die Beute hier war zu verlockend gewesen. Während der Rebellionen Vanidariens, hatten die Ritter der Matriarchin in den Kronlanden sehr große Mengen an Gold und anderen Schätzen erbeutet. Aber nur wenig davon hatte man nach Vanidos gebracht, dort wäre es für den König nach seinem Sieg zu einfach zu finden gewesen. Die Königlichen plünderten damals nur Vanidos und den Süden des Herzogtums, Vanidariens Reichtum lag daher inzwischen auf dem Land, in solchen Burgen wie Rubinus oder Achat, und die Nordmänner hatten es irgendwie herausgefunden.
Schon unter dem ersten Ansturm fielen die Mauern. Die meisten Männer im kampffähigen Alter lieferten sich auf Befehl der Matriarchin Scharmützel an den Grenzen um Kampferfahrung zu sammeln. Ihr Vater musste irgendwo dort gefallen sein, sie hatte es nicht gesehen. Die Nordmänner waren nicht zahlreich genug gewesen um die Burg komplett einzuschließen. Von daher sollten ein paar Männer die Frauen und Kinder durch eines der Seitentore in Sicherheit bringen. Aber die Nordmänner rückten zu schnell vor und ließen einige Salven aus Pfeilen und Wurfspeeren in den Flüchtlingen niedergehen. Einer der Speere traf ihre Mutter im Rücken und durchbohrte sie. Sora selbst blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Zum Glück stürzten die Angreifer sich lieber auf die Schätze im Inneren der Burg, als die Überlebenden zu verfolgen.
Sie musste oft daran zurückdenken, wie sie bis auf ihren Bruder an diesem Tag alles verloren hatte. Doch etwas anderes beschäftigte sie im Moment mehr. Vor zwei Wochen saß sie mitten in der Nacht am offenen Fenster und genoss die kühle Nachtluft. Leider war sie nur in der Theorie kühl gewesen, denn selbst Nachts war es noch stickig und so warm dass sie nicht einschlafen konnte. Niemand glaubte ihre Geschichte, nicht einmal Haru. Aber das war irgendwie von Anfang an klar gewesen. Wer würde so etwas schon glauben? Jeder normale Mensch würde ihr sagen dass sie nur geträumt hatte. In dieser Nacht flog plötzlich eine Frau an ihrem Fenster vorbei, ja genau sie flog. Gewaltige, schwarze Schwingen hatten diese Frau durch die Luft getragen. Fast ihr ganzer Körper war unter dunkler, lederartiger Kleidung verborgen gewesen, nur auf ihrer linken Seite waren Arm und Bein nackt. Es sah fast so aus als hätte jemand die Kleidung zerrissen oder etwas abgetrennt. Diese seltsame Frau hatte sie nicht beachtet und schon nach wenigen Sekunden war sie am Horizont verschwunden gewesen. Trotzdem konnte Sora nach diesem Anblick nicht mehr schlafen, sie lag die ganze Nacht wach und redete sich ein nur geträumt zu haben.
Endlich erreichte sie schwer atmend die Halle und stand unschlüssig am Eingang herum. Etwas mehr als zwei Dutzend Leute saßen an der langen Tafel, viel zu viele für ihren Geschmack. Während sie nicht wirklich weiterwusste, ließ sie ihren Blick unsicher umherschweifen und suchte unter den Anwesenden nach ihrem Bruder und ein Teil ihrer Unsicherheit verschwand als sie ihn entdeckte. Seine Haare waren kurz und von dem gleichen hellen Blond wie ihre. Im Gegensatz zu ihr sah er nicht bleich oder kränklich aus, sondern hatte eine gesunde Bräune durch die viele Zeit die er draußen verbrachte. Er unterhielt sich gerade mit jemandem der ihm gegenüber saß. Es wirkte fast so als spürte er den Blick seiner Schwester auf sich ruhen, denn er sah plötzlich zu ihr herüber und bedeute ihr sich neben ihn zu setzen. Doch für Soras Geschmack waren dort einfach viel zu viele Menschen, also blieb sie weiterhin still stehen. Ihr Bruder sagte irgendetwas und genervt murrend erhoben sich die restlichen Männer von der Tafel, manche nahmen sich ihr Essen mit, während andere bereits fertig waren. Sora ging vom Eingang weg als sie aus der Halle marschierten. Nur ein Mann blieb sitzen und sah sich verwundert um, er war wohl nicht von hier. Sein Wappenrock trug den silbernen Baum von Varos auf schwarz-rotem Grund. Erleichtert atmete sie auf und setzte sich auf eine der leeren Bänke neben ihren Bruder, dort stand bereits etwas zu Essen für sie. Ohne ein Wort zu sagen begann sie lustlos darin herumzustochern. Dieses nervtötende Starren des Fremden verdarb ihr den Appetit.
„Wir haben Besuch, Sora.“ machte er sie freundlich auf den verwirrten Mann mit den kurzen, braunen Haaren aufmerksam.
„Ach ja?“ murmelte sie noch immer erschöpft, sah ganz kurz von ihrem Teller auf und musterte den Fremden, dann verlor sie wieder das Interesse und wandte sich ihrem Essen zu „Was auch immer.“
„Er ist ein Ritter aus der Garde der Matriarchin.“
„Schön für ihn und was will die Hexe von Vanidos?“ fragte Sora eiskalt, ein Bote Tegaras konnte nichts gutes bedeuten und sie sah keinen Grund ihre Verachtung für die Matriarchin zu verbergen. Einen kurzen, schrecklichen Augenblick dachte sie der Fremde würde ihren Bruder vielleicht in den Krieg rufen, lange würde es nicht mehr dauern bis dieser ewige Kleinkrieg entlang der Grenze zu den Kronlanden eskalierte.
„Er ist hier um dich mit nach Vanidos zu nehmen.“ sagte Haru stattdessen.
„Nach Vanidos? Warum?“ fragte Sora und vergaß vor Überraschung kurz dass sie den Ritter und alles was mit ihm zu tun hatte eigentlich ignorieren wollte.
„Jemand ist vor zwei Wochen in die Festung eingedrungen und hat unbemerkt von all unseren Wachen die Matriarchin angegriffen.“ antwortete der Ritter anstelle ihres Bruders „Wir fanden Tegara am nächsten Morgen, ihr Gesicht war voller Blut aber wir konnten keine Wunden entdecken. Wir gehen davon aus dass sie vergiftet wurde. Seitdem liegt sie nur noch da, fast wie tot. Es ist als wäre ihre Seele gestorben.“
Ihre Trauer darüber hielt sich gelinde gesagt in Grenzen. Sie kannte ihre Tante nicht und wollte sie auch gar nicht kennen. In den letzten Jahren hatte Sora oft nach Vanidos geschrieben und darum gebeten ihren Bruder auf seinen Reisen durch das Herzogtum begleiten zu dürfen. Sie hatte nie eine Antwort erhalten. Also setzte sie wieder ihre abweisende Miene auf und stellte die einzige Frage die sie wirklich interessierte „Und was hat das mit mir zu tun?“
„Ihr beide, seid als letzte aus der alten Blutlinie noch übrig sind. Wir können uns gegenüber dem König keine Schwäche leisten, eure Schwester wird die neue Matriarchin werden und uns wenn nötig in die Schlacht führen.“ damit neigte er den Kopf respektvoll vor Sora, die nur wie erstarrt dasaß.
„Was ist mit Tegaras Tochter?“ fragte Haru nach, Sora dagegen war einfach nur zu verblüfft um ein Wort zu sagen. Sie sollte über Vanidarien herrschen? Sie? Das konnte nicht wahr sein.
„Nach dem was wir wissen, ist sie vermutlich bereits tot und wenn nicht wird der König sie sicher nicht lebend bis nach Vanidarien zurückkommen lassen.“ Er erwähnte lieber nicht, dass der Herzog in Wahrheit bereits Männer ausgesandt hatte um Haruhi zu suchen und ihren Tod vorzutäuschen. Nur so wäre sie in Sicherheit vor dem der Tegara vergiftet hatte. Eine Weile sagte niemand ein Wort. Keiner von ihnen hätten jemals damit gerechnet das so etwas passieren könnte. Noch bevor Haru etwas sagen konnte, ergriff Sora energisch das Wort. „Nein.“
„Was?“ fragten Ritter und Haru fast gleichzeitig.
„Nein, ich will nicht. Findet jemand anders, ich habe kein Interesse daran Rubinus zu verlassen.“
„Und warum willst du nicht? Du sagst doch oft genug, wie sehr dir die Burg auf die Nerven geht und dass du...“ Versuchte ihr Bruder sie umzustimmen und wurde dafür mit einem abfälligen „Pfff“ belohnt, außerdem verschränkte sie trotzig die Arme vor der Brust „Was soll das Sora? Du wolltest doch schon immer mal von hier weg. Keine Sorge, ich lasse bereits eine Kutsche vorbereiten und der Weg nach Süden ist nicht weit. Sobald du ankommst erwarten dich gute Heiler, sie sind sogar besser als unsere.“
„Ich...ich will ganz einfach nicht.“ beharrte sie, auf einmal klang sie erstaunlich kleinlaut, was so gar nicht so ihrem ansonsten spitzen Mundwerk passte. Haru konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen als er sie durchschaute. Trotz ihrer oft so kalten Art, wusste er dass sie im Moment einfach nur Angst hatte. Sie war noch nie weiter als ein paar Meilen von Rubinus entfernt gewesen. Sofort ließ er von ihr ab und wandte sich wieder dem Ritter zu, um plötzlich das Thema zu wechseln.
„Sind die letzten Waffenlieferungen angekommen?“ fragte er den Boten, der dem Gespräch zwischen den Zwillingen gelauscht hatte.
„Was?“ der Ritter war verwirrt, ging es nicht gerade um etwas ganz anderes?
„Die Lieferungen für die versteckten Lager in Vanidos. Ich möchte wissen ob der Herzog mit der Qualität zufrieden war.“
„Ah, ja genau...die Waffenlieferungen.“ die Schmiede in Rubinus war eine ihrer Besten, aber trotzdem wusste der Ritter nicht das Geringste von irgendwelchen Lieferungen in letzter Zeit. Als der junge Burgherr ihm verschwörerisch und übertrieben unauffällig zuzwinkerte, seufzte er resigniert und spielte einfach mit „Ja, die Qualität der Waren war ähm, also sie war...“
„Schlecht?“ half Haru etwas nach.
„Ja genau, sie war schlecht. Nichts weiter als ein Haufen Schrott, wie soll man mit so etwas in den Krieg ziehen? Seid ihr in Rubinus nicht einmal in der Lage einfache Schwerter...“ der Ritter verstummte als er Harus Blick sah, anscheinend ging er dann doch etwas zu weit mit seiner erfundenen Beschwerde über erfundene Waffen. Was auch immer der junge Fürst damit bezwecken wollte.
„Wenn sie wirklich so schrecklich sind, sollte ich mir das vielleicht selber ansehen.“ erwiderte Haru nachdenklich.
„Du kommst mit? Aber die Burg...“ So verwirrt der Ritter auch war, die Verwirrung von Sora war im Moment noch um ein vielfaches größer.
„Wird auch eine Zeitlang ohne mich überleben. Das hier ist wichtiger als die paar Kleinigkeiten die es noch auf der Burg zu tun gibt. Schließlich kann ich keine Beschwerden über unsere Waffen ignorieren, die Ritter in der Hauptstadt haben vermutlich nur keine Ahnung von einem guten Schwert.“ Freudestrahlend sah er wie sich die Anspannung seiner Schwester in Luft auflöste. Sie tat zwar oft so, als könnte sie ihn nicht ausstehen, aber letztendlich würde sie die Burg niemals ohne ihn verlassen.
„Na schön, dann gehe ich eben nach Vanidos.“ murmelte Sora und egal wie sehr sie versuchte es zu unterdrücken, es schwang trotzdem ein Hauch von Vorfreude in ihrer Stimme mit. Endlich würde sie mit ihm zusammen reisen.2105. J.d.S. Herzogtum Belunda, irgendwo im Südwesten
In diesem Moment war Christine froh dass der Schmied noch nicht mit ihrer neuen Rüstung fertig war. In der einfachen Robe bewegte sie sich deutlich leiser durch das dichte Unterholz. Trotzdem kam es ihr so vor als würde sie viel zu viel Lärm machen. Nicht zum erstenmal fiel ihr auch auf wie verdammt unpraktisch diese weißen Roben ihres Ordens waren, man kroch ein paar Minuten durch den Wald oder geriet in ein kurzes Scharmützel und schon war die ganze Kleidung ruiniert. Fast zwei Wochen war sie durch die Einöde von Belunda geritten, am Waldrand hatte sie ihr Pferd zurückgelassen, hier wäre es nur im Weg. Rin hatte sie nach dem ersten mal jede Nacht in ihren Träumen besucht und sie in die richtige Richtung geführt, sie konnte nicht mehr weit von der realen Lichtung entfernt sein. Die Gespräche mit der kleinen Zauberin auf der schneebedeckten Lichtung waren in den letzten Wochen fast schon zu einer festen Routine geworden. Noch immer machte Christine nicht den Fehler diesem Mädchen vollkommen zu trauen, wer wusste schon was sie in Wirklichkeit war? Bei jedem Schritt durch den Wald schrie jede Faser in ihrem Körper sie an umzukehren, es musste einfach eine Falle sein. Es gab nicht einmal mehr einen Grund diese Lichtung aufzusuchen, letzte Nacht hatte Rin ihr gezeigt was Tzeentch in dieser Welt suchte. Sie sah ein Mädchen in seltsamer Kleidung, sie trug gelbe Bänder in den braunen Haaren und führte voller Tatendrang eine Gruppe von verschwommenen Gestalten über eine staubige Straße. Niemanden sonst von den vielen Leuten konnte sie erkennen, ihre Gesichter waren leer und die Gestalten zeichneten sich nur schwach ab. Sie waren auch unwichtig. Es ging nur um das Mädchen.
Dann verschwand das Bild aus ihrem Kopf und sie nahm wieder alles normal wahr. Danach hatte Rin es ihr erstaunlicherweise freigestellt wieder nach Stratholme zu gehen, aber sie musste wissen was in Wahrheit auf dieser Lichtung stattfand und warum Rin sie dort haben wollte.
Irgendwann hatte Rin es der Priesterin sogar erlaubt in ihre Erinnerungen vorzudringen. Christine wusste nicht ob das was sie gesehen hatte echt gewesen war, aber es hatte sich zumindest so angefühlt. Rins Familie wurde vor fünf Jahren von Banditen umgebracht, nur sie wurde von den Dämonen Tzeentchs gerettet. Es gab in dieser Welt nicht viele magiebegabte Menschen, und Tzeentch brauchte Magier um seine Rituale zu vollziehen. Sie brachten das Mädchen zu einem der Risse und Tzeentch lehrte sie einige Grundlagen der Magie. Nach einer Weile war es dann so weit, ihr erstes Ritual für den Gott der Veränderung und des Wandels. Kultisten drückten ihr ein Messer in die Hand und führten sie vor eine lange Reihe von Gefangenen. Schon beim ersten von ihnen war sie gescheitert. Sie verdankte Tzeentch ihr Leben, aber sie konnte nicht für ihn töten. Das Messer war ihren unkontrolliert zitternden Händen entglitten und sie wäre in diesem Moment am liebsten davongelaufen, doch das ließ ihr Gott nicht zu. Er übernahm selbst die Kontrolle über ihren Körper, nahm den Opferdolch wieder auf und ließ sie mit ansehen wie mehr und mehr Menschen durch diese Klinge in ihrer Hand starben. Irgendwann war sie mithilfe ihrer magischen Kräfte im Geiste geflüchtet und so auf die Priesterin gestoßen.
Christine vertrieb die Gedanken an die Gespräche mit Rin endgültig, falls alles wahr war, würde sie das Mädchen befreien, sie konnte eine Magierin als Unterstützung gut gebrauchen, außerdem fand Christine sie erstaunlich nett. Sie blieb hinter einem Baum stehen und lugte vorsichtig hinter dem Baumstamm hervor. Die Lichtung war größer als in ihren Träumen und es war nirgendwo Schnee zu sehen, aber der gravierendste Unterschied war eher die Anwesenheit von mehr als Hundert niederen Dämonen. Im Zentrum ragte eine Art steinernes Podest auf, am Rand lagen bereits einige tote Menschen, die zu Ehren Tzeentchs geopfert wurden. Außer den Toten gab es dort nur Rin, das junge Mädchen stand auf dem Podest, plötzlich bewegte sie ruckartig den Kopf und sah in die Richtung in der Christine aus dem Gebüsch heraus zusah. Ein kurzes Lächeln umspielte Rins Lippen als sie ihre Anwesenheit eher spürte als sah und da verstand die Priesterin endlich warum sie hier war. Rin hätte ihr das Mädchen hinter dem das Chaos her war auch schon in Stratholme zeigen können, es war niemals nötig gewesen sie hierher zu führen. Rin wollte einfach nur, dass bei ihrem Tod noch jemand anderes anwesend war als die Dämonen.
Christine wollte vorstürmen und sich mit einem Kriegsschrei auf den Lippen durch die Reihen der niederen Dämonen prügeln. Sie war bereits dabei ein Gebet zu flüstern um die klobige Kriegskeule in einen Hammer aus goldener Göttlichkeit zu verwandeln, doch dann erstarrte sie. Die Worte blieben ihr im Hals stecken und sie konnte nichts anderes mehr tun als Rin anzustarren. Neben dem Mädchen entstand ein Wirbel aus Staub und Asche der selbst die Bäume noch überragte. Das was sich dort über die Grenze der Realität schob war kein einfacher Dämon, es war etwas dass ihr genug Angst einjagte um jeden Gedanken an Kampf auf der Stelle restlos auszulöschen. Selbst mit einem ganzen Regiment Kriegspriester und der imperialen Armee im Rücken, würde sie es sich zweimal überlegen gegen so einen Gegner zu kämpfen.
Rins braune Augen färbten sich von einem Moment auf den anderen komplett hellblau, selbst das Weiße wurde von der strahlenden Farbe Tzeentchs ausgelöscht. Jegliche Emotionen verschwanden von ihrem Gesicht. Es gab dort keine Angst mehr und auch keine Trauer mehr, kein fröhliches Lachen welches Christine in den letzten Tagen so oft in ihren Träumen gehört hatte. Noch immer vollkommen emotionslos hob Rin dem Arm und rammte sich den Dolch ohne zu zögern in den Hals. Kein Laut kam über ihre Lippen, nicht mal das leiseste Stöhnen, nur Blut floss in einem schmalen Rinnsal aus ihren Mundwinkeln. Sie zog das Messer aus ihrem Hals und stach mit unverminderter Wucht noch einmal zu. Statt endlich tot zusammenzubrechen machte sie einfach weiter und zog die Klinge erneut heraus. Tzeentch selbst hielt sie trotz der schrecklichen Wunden am Leben bis das Ritual beendet war. Nach jeder neuen Verletzung nahm der Dämon weiter Gestalt an. Aus dem Wirbel aus Asche und Staub formte sich nach und nach ein gewaltiges, vogelähnliches Wesen. Ein Herr des Wandels, eines der mächtigsten Wesen die der Warp je hervorgebracht hatte. Seine magische Kraft reichte um eine normale Priesterin wie Christine einfach zu zermalmen.
Neun mal stach sie insgesamt zu, die heilige Zahl Tzeentchs. Erst dann gab die Macht des Gottes sie frei und ließ sie sterben. Sie fiel um und blieb reglos auf dem Stein liegen. Der große Dämon umschloss Rin mit seinen schlanken fingerartigen Klauen und hob sie hoch. Gierig betrachtete er den blutüberströmten Körper, in dem noch immer die Magie des Mädchens ruhte. Christine drehte das Gesicht weg als ihr klar wurde was der Dämon vorhatte. Trotzdem hörte sie noch immer das Geräusch von reißendem Fleisch und das Krachen der Knochen, als das schnabelförmige Maul des Dämons Rins Überreste verschlang. Noch immer gepackt vom Entsetzen dass seit dem Auftauchen des Dämons in ihr pulsierte wankte sie davon, aus dem Wald heraus und dann zurück nach Stratholme. Sie musste einen Weg finden den Herr des Wandels zu besiegen, selbst Dämonen konnten sterben, irgendwie. -
11. Eine Göttin hat in diesem Kapitel keinen Text, Gott sei dank
2105. J.d.S, Republik Guerilla, westlich der Stadt Guerilla
Keine zwei Tage hatten sie in der Hauptstadt der vereinten Republiken verbracht. Für andere war die prächtige Stadt das Zentrum des Fortschritts und ein wahres Juwel im nördlichen Teil des Reiches. Für Haruhi dagegen war die Stadt einfach nur todlangweilig, es gab keine Dämonen, Monster, Hexen oder verrückte Mörderinnen...nun ja eigentlich doch, aber sie bekam davon nicht besonders viel mit. Kyon würde von sich gerne dasselbe behaupten. Sie lagerten jetzt in einem kleinen Wald einen Tag westlich von Guerilla, Haruhis Abneigung gegen Gasthäuser oder generell ein Dach über dem Kopf, zwang sie weiterhin draußen zu übernachten. Um Kyon herum saßen Koizumi, Asahina und Yuki. Haruhi dagegen hockte mitten zwischen den Mördern von diesem Bulldoz und unterhielt sich angeregt mit ihnen. Die Mörder schienen Haruhi zu mögen. Warum auch nicht? Sie sah gut aus und wenn sie wirklich wollte war sie nicht weniger brutal oder gefährlich als diese Typen. Inzwischen hatten sie Haruhi schon ungefähr ein Dutzend Wurfmesser, versteckte Klingen und Giftfläschchen geschenkt, alles Dinge die Kyon niemals niemals niemals in Haruhis Händen sehen wollte wenn er ehrlich war. Sie verstaute das Zeug allerdings immer sofort in ihrem Gepäck. Zum erstenmal fiel Kyon auf dass sie als einzige in der Gruppe nicht bewaffnet war. Sogar Lady Asahina trug einen Dolch am Gürtel, sie konnte zwar kein bisschen damit umgehen, aber er war ein Geschenk ihres Vaters gewesen. Haruhi müsste doch wenigstens ein Messer oder etwas in der Richtung haben, vor allem da sie auf dieser Reise den ganzen Tag von Leuten umgeben war die sie töten wollten.
„Warum trägt Haruhi eigentlich keine Waffe? Ich habe gehört die Matriarchinnen von Vanidarien ziehen oft auch selber in die Schlacht, müsste sie dann nicht mit einem Schwert umgehen können?“ fragte er Koizumi nachdenklich.
„Kann sie auch. Um ehrlich zu sein ist sie deutlich besser als ich, vermutlich kann sie sogar die meisten Ritter Vanidariens besiegen.“
„W-was?“ das war nun wirklich schwer zu glauben. Gut, sie hatte diesen Verbrecher in der Taverne irgendwie erledigt, aber das war sicher nicht mehr als Glück gewesen.
„Der Kampfstil der Matriarchinnen von Varos liegt Haruhi im Blut. Es ist eine seltsame Kampfweise, sehr unterschiedlich von uns Silberblättern. Die meisten Vanidaren kämpfen lieber eingehüllt in schwere Rüstungen und auf dem Rücken eines Pferdes. Sie dagegen setzt auf Schnelligkeit, aber vor allem natürlich auf Hinterhältigkeit.“
„Schön für sie, aber auch ohne Waffe hilft sich schnell zu bewegen nicht unbedingt viel.“
„Ach, sie benutzt einfach die Waffen ihrer Gegner. Das ist ihrer Meinung nach viel leichter als selber welche mit sich herumzutragen.“
Ja, das klang wirklich nach Haruhi, dachte Kyon. Dabei kam ihm noch eine Frage in den Sinn, eine die ihn schon seit Beginn der Reise beschäftigte. „Warum lasst Ihr euch Haruhis Verhalten eigentlich die ganze Zeit über gefallen, Lady Asahina? Ein Wort von Euch und wir verschwinden zurück nach Benjii.“
„Ich...ich weiß nicht.“ antwortete Asahina und sah unsicher zu Haruhi hinüber „Wenn ich sie ansehe fühlt es sich so...seltsam an. Es ist als würde man direkt in die Sonne blicken, dort ist etwas das ihr Verhalten einfach überstrahlt...es ist schwer zu erklären.“
„Weiße Königin.“ ließ die bis eben noch stumme Yuki leise von sich hören.
„Was?“ fragte Kyon nach, er hatte ganz vergessen dass sie auch noch da war.
„Ich habe schon einmal davon gehört“ warf Koizumi ein „Es ist eine uralte Legende. In der Zeit als unser Volk noch auf dem Festland lebte, soll es weit im Norden eine mächtige Hexe gegeben haben. Angeblich lebte sie mit ihren Dienern in einem Wald aus silbernen Bäumen. Es heißt sie lebte viele Hundert Jahre lang und aus ihren vielen Nachkommen wurde nach ihrem Tod der Clan der Silberblätter. Es heißt auch ihr verdanken die Silberblätter die weißen Haare und roten Augen, sie soll mit ihren magischen Kräften sehr gerne an ihrer Nachkommenschaft experimentiert haben.“
„Farbe der Augen ist nur ein Nebeneffekt. Augen können Warpstrahlung sehen. Je reiner das Rot ihrer Augen noch ist, desto mehr werden sie davon beeinflusst. In ihren Augen sehen die Matriarchinnen aus wie Göttinnen. Daher kommen Anbetung und Besessenheit gegenüber den Matriarchinnen.“ wow, so viel hatte Yuki schon seit zwei Tagen nicht mehr gesprochen.
„Naja das erklärt zumindest einiges, bisher dachte ich die Silberblätter wären einfach nur verrückt.“ murmelte Kyon, anderseits wenn er dieses alberne Gerede über Magie glaubte war er vermutlich auch schon verrückt, vielleicht hatte er sich Yukis Worte auch nur eingebildet, vielleicht sogar ihre Existenz, ja genau Magie existierte nicht, was für ein bekloppter Schwachsinn.…
Zwei rote Punkte leuchteten in der Dunkelheit, zwischen den Büschen und Bäumen hervor, manchmal konnten diese verfluchten Augen wirklich unpraktisch sein, dachte Roger entnervt. Er hatte das Lager lange genug beobachtet, die Gruppe legte sich schlafen und nur noch ein paar Wachposten blieben wach. Er selbst hätte seine Wache auch gerne fortgesetzt, aber das wäre dumm gewesen. Sicher, er könnte die ganze Nacht ohne Schlaf bleiben und über Haruhi wachen, vielleicht auch noch die nächste und so weiter und falls es irgendwann zu einem Kampf käme, würde er vor lauter Müdigkeit nicht mal sein Schwert heben können. Es war im Grunde so schon unpraktisch genug, aber die breite, große Klinge passte zur brachialen Kampfweise der vanidarischen Ritter.
Roger konnte allerdings auch auf andere Art und Weise kämpfen wenn es nötig war, in den Sümpfen Neideas hatte er nur selten ein gepanzertes Schlachtross gehabt um in den Kampf zu reiten. Mit einem letzten Seufzer wandte Roger sich von dem Lager ab, er selbst hatte seine wenigen Sachen ein ganzes Stück entfernt irgendwo hingeworfen und würde dort ein paar Stunden schlafen. Er traute sich nicht näher am Lager zu übernachten, aus Angst dass sie ihn entdecken würden. Während er sich durch den lichten Wald bewegte, bezweifelte Roger dass er überhaupt auch nur eine einzige Minute Schlaf finden könnte. Schon jetzt drehte er sich immer wieder unruhig in Richtung Lager um und lief mehr als einmal fast gegen einen Baum. Vermutlich würde er die ganze Nacht wach liegen und sich um Haruhis Sicherheit sorgen. Am besten er ging wieder zurück und verschob das mit dem Schlafen noch um ein oder zwei Nächte. Er versuchte sich damit zu beruhigen dass Haruhis Leibwache den Königlichen nicht mehr hoffnungslos unterlegen war. Allerdings bestanden die neuen Wachen ausschließlich aus Republikanern, was ihn dann irgendwie doch nicht beruhigen konnte. Seit Guerilla wusste er, die Menschen in den Republiken sind verrückt.
Als er sich in Guerilla mal kurz auf die Suche nach etwas zu Essen machte, war er vor einer Taverne aus ein seltsames Mädchen aufmerksam geworden. Sie hatte immer wieder panische Blicke um sich geworfen und mit sich selbst irgendwelchen Unsinn geredet. Unter ihrem Kapuzenumhang sah man nicht viel von ihr, nur ein paar dunkelblaue Haare fielen ihr ins Gesicht. Einige Männer, dem Aussehen nach einfache Arbeiter, die gerade die Taverne betreten wollten, hielten verwundert an. Einer von ihnen näherte sich dem verwirrten Mädchen und versuchte beruhigend auf sie einzureden. Roger hatte es von einer Gasse aus beobachtet, die Freunde riefen dem Mann zu er solle wieder zurückkommen, damit weiterkonnten. Sein Name war Davo S. gewesen oder so, Roger hatte nicht genau zugehört. Plötzlich hatte das Mädchen ohne Vorwarnung einen Dolch gezückt und den Mann unter wütenden Schrein abgestochen. In einer wirklich beeindruckenden Geschwindigkeit war sie dann auf die restlichen Männer losgegangen. Sie hatten versucht sich zu verteidigen und eigentlich hätte sie gewinnen müssen! Selbst wenn sie einen Dolch hatte, letztendlich war es nur ein junges Mädchen gewesen. Aber irgendwie gelang e ihnen nicht diese Verrückte unter Kontrolle zu bringen. Ein oder zwei flohen um die Stadtwache zu holen, als die Wachen ankamen hatte die Irre sich längst aus dem Staub gemacht. Roger wusste seitdem mit ziemlicher Sicherheit eins, die Frauen außerhalb von Vanidarien hatten eindeutig einen Knall. Konnten sie denn nicht einfach so wundervoll und nett sein wie Haruhi?
Gerade als er vor lauter Sorge wirklich zurückgehen wollte, hörte er neben einem Baum ein leises Miauen. Dort schlich eine Katze um ein Vogelnest herum, dass sie vermutlich aus dem Baum geholt hatte. Es war eine vanidarische Katze, er hatte in seiner Heimat mehr als genug von den Viechern gesehen, von daher hielt sich seine Bewunderung über die seltsame Katze sehr in Grenzen.
„Verzieh dich!“ Roger hob einen kleinen Stein auf und warf ihn auf die Katze. Der Stein traf das Tier am Kopf und es sprang erschrocken zurück. Es hatte ihr nicht wirklich wehgetan, aber normalerweise bewunderten die Menschen eigentlich ihr außergewöhnliches Fell oder ihre Augen, aber noch nie hatte jemand etwas nach ihr geworfen! Was war los mit dem weißhaarigen Idioten? Wütend fauchte sie Roger an. Er machte einen Schritt auf sie zu und die Katze machte sich dann doch lieber davon. Roger hockte sich hin und hob das große Nest auf. Zwischen zerbrochenen Eiern und kleinen Zweigen hockte ein kleines, gelbes Küken und zwitscherte aufgeregt vor sich hin. Was es wohl war? Das Küken konnte in seinen Augen alles mögliche sein, er hatte keine große Ahnung von Vögeln und erst recht nicht von der Tierwelt außerhalb Vanidariens. Noch immer fiepte es aufgeregt vor sich hin und ruckte panisch hin und her. Es hatte auch jetzt noch schreckliche Angst.
Ohne genau zu wissen warum warf Roger sich hektisch nach rechts, rollte sich ab und sprang sofort wieder auf. Dort wo er eben noch gehockt hatte, ragte jetzt ein Wurfmesser aus dem weichen Waldboden. Seine Hand flog an den Schwertgriff auf seinem Rücken, zog das schwere Schwert und hielt es schützend vor sich. Zwischen den Bäumen schnellte dieses verrückte Mädchen hervor dass er in Guerilla gesehen hatte. Wollte sie ihn umbringen weil er ein Zeuge ihrer Tat war? Oder war sie eine Mörderin der Gilde, geschickt um Haruhi umzubringen? Was immer es war, ihm blieb keine Zeit mehr um darüber nachzudenken. Das Mädchen hielt einen langen, gekrümmten Dolch vor sich und rannte weiter auf ihn zu. Roger versuchte ihr den Kopf mit einem einzigen, sauberen Schlag abzutrennen. Doch sie tauchte blitzschnell unter seinem Schwert weg, unterlief seine Verteidigung und war plötzlich direkt vor ihm. Er warf sich zur Seite und der Dolch schrammte nur harmlos über das Kettenhemd unter seiner Kleidung, dann war sie auch schon vorbei gerauscht. Er hatte kaum genug Zeit um sich umzudrehen, als sie auch schon wieder vorstürmte. Die Mörderin stach nach seinem Gesicht um ihm die Klinge ins Auge zu rammen. Rogers Kopf ruckte nach rechts und er ließ sich gleichzeitig zurück fallen. Der Dolch fügte ihm einen langen Schnitt an der linken Wange zu. Ohne sich um das Blut in seinem Gesicht zu kümmern, versuchte Roger erneut sie mit seinem Schwert zu treffen, aber eher hätte er versuchen können den Wind selbst zu töten. Sie wirbelte einfach um ihn herum. Immer schneller ließ er sein Schwert kreisen und ging jetzt selber zum Angriff über, aber schon nach einigen Schlägen merkte er wie sinnlos das war. Sie versuchte jetzt gar nicht mehr ihn anzugreifen, sondern wollte ihm scheinbar zeigen wie einfach sie seinen Schlägen ausweichen konnte. Eine ganze Weile ging das so weiter, bis Roger sich endlich zu einer, für ihn, schweren Entscheidung durchringen konnte. Noch ein letztes mal schwang er die schwere Waffe um die Mörderin auf Abstand zu halten, dann warf er das Schwert einfach davon und zog seinen eigenen Dolch.
Roger stach nach ihr und versuchte gleichzeitig mit seinen schweren Stiefeln nach ihren Beinen zu treten. Er erwartete dass sie versuchte auszuweichen, wie sie es bisher die ganze Zeit schon getan hatte. Tatsächlich taumelte sie zurück um seinem Tritt zu entgegen, als der Dolch niedersauste packte sie aber einfach Rogers Handgelenk und hielt ihn auf. Überrascht von dem festen Griff des Mädchens, versuchte er den Dolch weiter nach unten zu drücken, oder sich wenigstens aus ihrem Griff zu befreien, kam aber nicht besonders weit. Sie war stärker als er! Wie konnte dass sein? Er hatte noch nie einen Menschen getroffen, der ihn so spielend leicht aufhalten konnte, was war sie? Zorn stieg in Roger auf und er wollte ihr seine linke Faust in das nervtötend lächelnde Gesicht rammen. Doch sie war schneller. Ihr Schlag traf ihn hart auf der Brust und er taumelte nach hinten, während ihm die Luft wegblieb. Er hatte es genau gehört, da war mindestens eine Rippe angebrochen. Sie beobachtete ihn interessiert, als er ihr sein Messer entgegenstreckte, dafür würde sie büßen.
„Na los, versuch das noch mal du verdammte Hexe! Abschaum wie du wird Haruhi niemals etwas antun!“ Er hätte die kleine Pause lieber dazu nutzen sollen zu Atem zu kommen, anstatt sinnlos herumzubrüllen. Anderseits schienen seine Worte das Mädchen irgendwie zu verwirren, denn sie stürmte nicht sofort wieder auf ihn zu.
„Du willst Haruhi beschützen?“ ihre Stimme jagte Roger einen Schauer über den Rücken, sie klang ganz anders als er es sich vorgestellt hatte. Irgendwie auf eine fast schon nervige Art und Weise freundlich, überfreundlich um genauer zu sein.
„An mir kommst du nicht vorbei, als könnte mich so etwas wie du jemals besiegen! Lass uns weitermachen, ich habe gerade erst angefangen!“
Doch das Mädchen machte sich gar nicht erst die Mühe ihm zu antworten. Stattdessen schien es fast als würde sie an ihm vorbeistarren und ihn gar nicht mehr wahrnehmen. Fast als lauschte sie einer unsichtbaren Stimme die nur sie hören konnte. Ihr Gesicht verzog sich plötzlich und sie wirkte zum erstenmal missmutig, anscheinend hatte sie etwas gehört was ihr nicht besonders gefiel. So schnell und leise wie sie aufgetaucht war verschwand die Mörderin auch wieder zwischen den Bäumen.
Roger hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Lust sich an ihre Verfolgung zu machen. Schwer atmend ließ er sich neben dem Küken am Rand ihres kleinen Schlachtfeldes zu Boden fallen. Er würde es niemals zugeben, aber dieser Kampf wäre für ihn nicht gut ausgegangen. Bisher hatte er sich für nahezu unbesiegbar gehalten, aber dieses Mädchen...war sie überhaupt ein Mensch? Wie konnte sie so stark sein? Mit einem richtigen Schwert hätte jeder ihrer Schläge ihm vermutlich den Arm brechen können. Das Küken zwitscherte begeistert und versuchte neben ihm auf und ab zu hüpfen. Wenigstens einem schien der Kampf gefallen zu haben.
„Du hast recht, die hatte nie eine Chance gegen mich, vermutlich ist sie deswegen abgehauen.“ sagte Roger zuversichtlich und schloss seine Hand sanft um den kleinen Vogel, um ihn sich auf den Kopf zu setzen, wo das Küken es sich sofort zwischen seinen weißen Haaren bequem machte. Sollte diese Irre ruhig noch einmal versuchen sich an Haruhi heranzuschleichen, um sie feige zu meucheln. Das nächste mal würde er die Mörderin nicht nur verjagen, sondern töten. Denn er war unbesiegbar, er war der himmlische Beschützer einer Göttin, er war der Beste, er war Preußen. „Wie wärs mit einem Namen für dich? Ich dachte da an so etwas wie, Gilbird.“2105. J.d.S, Herzogtum Vanidarien, Vanidos
Dieser verfluchte Tephus! Er hatte sich geweigert ihr den Aufenthaltsort ihrer Zielperson zu nennen. Auch wenn sich ihre Meister aus der Not heraus gegen Tzeentch verbünden mussten, trauen würden sie sich niemals. Alles was die Lady wusste, war dass das Mädchen sich nicht mehr in Vanidos aufhielt. Trotzdem trugen ihre schwarzen Schwingen sie gerade direkt auf die grauen Mauern der Zitadelle von Vanidos zu. Die Dämonin musste wissen wo das Mädchen war und zwar schnell. Ohne langsamer zu werden hielt die Dienerin Slaaneshs auf die Mauer zu und glitt durch den Stein hindurch, als würde er für sie gar nicht existieren. Sie fand sich in einem dunklen und erstaunlich karg eingerichtetem Raum wieder. Sie war schon einmal hier gewesen. Zweimal hatte sie diese Welt schon besucht, lange bevor Shion endlich genug Macht ansammeln konnte um sie zu beschwören. Damals war die Lady hier nicht viel mehr gewesen als ein Geist, eine gestaltlose Kreatur die nur dazu in der Lage war den Sterblichen irgendwelche Versprechungen einzuflüstern. Aber jetzt hatte sie ihren Körper ebenfalls in diese Welt geholt. Sie konnte endlich selber den Willen des dunklen Prinzen erfüllen und hier würde sie anfangen, im Zimmer der Matriarchin von Vanidarien. Ihre Flügel verformten sich und bildeten eine schwarze, zähflüssige Masse die mit ihrer Kleidung verschmolz, bis sie sich in nichts mehr von dem Leder unterschied. Langsam näherte sie sich dem Bett im Zentrum des fast leeren Raumes, hier war anscheinend nicht einmal die Herrscherin besonders reich.
Das Bett war leer. Wütend zischend drehte die Dämonin sich um als sich die Tür öffnete. Sie rechnete mit einer Falle, einem Angriff der vanidarischen Ritter, nicht dass sie vor Sterblichen Angst haben müsste. Aber stattdessen trat nur eine Frau in einem dunklen Kleid aus Seide und mit langen, schwarzen Haaren ein. Sie war Anfang Dreißig, auch wenn sie deutlich jünger aussah, die Matriarchinnen von Vanidarien alterten äußerlich nur recht langsam, aber lebten trotzdem meistens nicht besonders lange. Sie hatten es nicht so mit dem, in Würde altern, meistens starben sie vorher. Weiße Narben zeichneten sich auf ihren Armen ab und zeigten dass Tegara sich während ihrer Rebellion auch gerne selbst in die Schlacht geworfen hatte.
„Ich wusste du würdest wiederkommen.“ sagte die Matriarchin, ihr Lächeln zeigte nicht die geringste Spur von Angst beim Anblick der Dämonin. Sie musste zugeben dass die Matriarchin für eine Sterbliche außergewöhnlich schön war. Nicht umsonst hatte sie damals den Herzog von Vanidarien zur Rebellion gegen seinen König gebracht. Es hieß nach einer einzigen Nacht mit ihr trug ihn seine Leidenschaft bis in das Herz des Königreichs und das obwohl er nicht mehr als 900 Männer hatte. Aber sie war leider nicht zu ihrem eigenen Vergnügen hier, es gab im Moment wichtigeres.
„Wo ist sie?“ fragte die Dämonin kurz angebunden.
„Nicht mehr hier und das ist wohl auch gut so.“
„Erinnerst du dich nicht mehr an unser erstes Treffen, Tegara? Vor fast zehn Jahren, nach deinem dritten und letzten Aufstand, führte man dich und deine Tochter nach der Niederlage in den Thronsaal des eroberten Vanidos und als du sahst wie der König dich und die kleine Haruhi musterte wusstest du es, nicht wahr?“
„...“ Tegara schwieg nur, sie hatte niemals vorgehabt ihren Teil der Abmachung einzuhalten, ganz egal was die Dämonin sagte.
„Damals konntest du es in seinen Augen sehen, richtig? Du konntest sehen wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er seine Möglichkeiten abschätzte Vanidarien, und vor allem dich, jemals unter Kontrolle zu halten und wie er letztendlich zu dem einzig logischen Ergebnis kam: die Matriarchinnen endgültig loszuwerden. Er würde einige seiner Männer aus den nördlichen Kronlanden zu eurer Bewachung abstellen. Männer die ihre Heimat und ihre Familien an deine Ritter und dein Wüten verloren. Sie hätten euch beide leiden lassen, lange, sehr lange. Konstantin würde sich nicht selbst die Hände schmutzig machen, das wusstest du. Er erweckt zu gerne den Anschein besonders ehrenhaft zu sein. Der General der Vanidos plünderte wurde seines Postens enthoben und als Belunda ohne Grund Ceicla niederbrannte, wollte er deren Herzog dafür sogar vor Gericht stellen, obwohl der König im Geheimen selbst den Befehl gab. Vermutlich hätte er eure Mörder hinterher sogar hinrichten lassen, ein schwacher Trost.“
„Und dann standest du neben mir.“ flüsterte die Matriarchin.
„Gut, du erinnerst dich also doch noch.“ die Dämonin hatte sich damals in Tegaras Kopf gezeigt und ihr offenbart welches Schicksal sie und ihre Tochter ohne Hilfe erwarten würde. „Mein Meister ist in den Geist des Königs eingedrungen und hat ihn davon abgebracht euch zu töten. Ohne ihn wäre die Linie der Matriarchinnen an diesem Tag zu Ende gewesen.“
„Ja, danke, war wirklich nett von ihm und jetzt verschwinde endlich.“ grenzenlose Überheblichkeit schwang in der Stimme der Matriarchin mit.
„Ein einfaches Dankeschön wird nicht ausreichen. Deine Tochter ist dem dunklen Prinzen versprochen. Ich sollte sie schon vor zwei Jahren mitnehmen!“ wenn die schwarze Lady an ihren Besuch vor zwei Jahren dachte stieg noch immer Zorn in ihr auf. Ohne feste Gestalt war sie damals nicht der Lage gewesen Haruhi mit Gewalt aus Vanidos zu bringen und musste unverrichteter Dinge wieder abziehen.
„Ich weiß, aber das konntest du nicht, denn du bist nichts weiter als ein machtloser Geist. Also spar dir deine leeren Drohungen, das hat schon damals nicht funktioniert.“
Eine der Krallenhände der Dämonin schnellte vor und schloss sich um den Hals der überraschten Matriarchin. Hatte Tegara wirklich geglaubt es würde so einfach werden? Die Dämonin hob die Matriarchin ohne Schwierigkeiten hoch und rammte sie dann mit dem Rücken gegen die Wand. Während Tegara an die Wand gedrückt wurde, versuchte sie verzweifelt sich aus dem Griff zu befreien. Ihre Hände kratzten über das schwarze Leder am Arm der Dämonin, doch sie konnte nicht einmal der Kleidung dieses Wesens einen Kratzer zufügen.
„Fühlt sich das an wie ein Geist? Wo ist deine Tochter? Ich habe keine Zeit mich mit einer Möchtegerngöttin auseinanderzusetzen.“
„Verrecke Dämon. Der Geist des weißen Baumes wird dich und deinesgleichen wieder vom Antlitz dieser Welt tilgen.“ spie Tegara aus.
„Große Worte, für jemanden der mich vor zehn Jahren um sein Leben anbettelte.“
„Ich habe nie um mein Leben gebeten, nur um das meiner Tochter. Mach was immer du willst Dämon, es ist mir egal.“ Ja, das war es. So viel konnte sie ohne Probleme erkennen. Die Matriarchin wusste dass sie keine Chance gegen einen Dämon hatte, sie fügte sich in ihr Schicksal. Aber niemals würde sie vor ihrem Tod verraten wo sich Haruhi befand. Zwar hatte Tegara die Reise ihrer Tochter anfangs für eine schlechte Idee gehalten, aber wenigstens war sie dadurch aus Vanidos fort. Vielleicht gelang es ihr dieser Dämonin zu entkommen, sie war schlau.
Die andere Hand der Dämonin legte sich plötzlich erstaunlich sanft rechts an Tegaras Kopf. Die schwarze Lady lächelte und näherte sich der verwirrten Tegara weiter, bis ihre Gesichter einander fast berührten. Der Geruch der Dämonin war seltsam, abstoßend aber zugleich auch betörend und sinnlich. Das Mondlicht fiel durch die Fenster hinein und Tegara konnte zumindest halbwegs erkennen was gerade passierte, auch wenn sie es gar nicht sehen wollte. Die Kleidung der Dämonin begann sich zu bewegen. Erst dachte Tegara sie bildete sich das nur ein, nur eine Sinnestäuschung die ihr ihr Verstand vorgaukelte. Wie erstarrt beobachtete sie wie das Leder zerfloss und zu einer schwarzen, zähflüssigen Masse wurde die sich langsam in Bewegung setzte. Die Dunkelheit wanderte die Dämonin hoch und sammelte sich auf ihrem Arm, unförmig und wabernd. Dadurch gab es den Blick frei, auf den makellosen weißen Körper der Dämonenprinzessin, welcher im blassen Mondlicht noch unheimlicher wirkte. Aber das bekam Tegara gar nicht mehr mit, sie starrte die schwarze Masse auf dem Arm an, und dann starrte die Dunkelheit plötzlich zurück. Zwei große, grausame Augen erschienen in der Finsternis und betrachteten die Matriarchin gierig.
„Falls du nichts dagegen hast, wird mein kleiner Freund hier jetzt ein wenig Spaß mit dir haben.“ flüsterte die Dämonin ihr ins Ohr, am liebsten hätte sie der Matriarchin den Aufenthaltsort von Haruhi selber entrissen, als Dienern Slaaneshs war sie sehr gut darin Schmerzen zuzufügen, aber das hier ging deutlich schneller. Tegara wollte etwas sagen, doch dann bohrte sich auch schon eine der roten Krallen in ihre Schläfe. Sofort kam wieder Bewegung in die Dunkelheit und die Masse schob sich die Hand der Dämonin entlang auf den Kopf der Matriarchin zu. Noch bevor Tegara einen Schmerzenslaut über die Lippen bringen konnte, drang die Dunkelheit in ihren Kopf ein. Das Wesen breitete sich in der Matriarchin aus, füllte jeden noch so kleinen Winkel ihres Geistes. Die Dämonin betrachtete vergnügt wie sämtliche Gegenwehr der Matriarchin sofort erstarb, nur hin und wieder durchlief ein kurzes Zucken ihren Körper.
Nach einer Weile wurde die Dämonin unruhig, ihr Diener sollte eigentlich schon längst fertig sein. Selten brauchte er länger als ein paar Minuten um jemanden zu brechen. Eine halbe Stunde dauerte es, bis der triumphale Freudenschrei des Wesens aus reiner Finsternis erklang, es war fertig. Vermutlich hätte es auch schneller gegen den Geist Tegaras gewinnen können, aber es war ein unvergleichliches Vergnügen für dieses Wesen den menschlichen Geist zu brechen. Ein dünner Blutfaden rann Tegara aus der Nase, anfangs noch rot, dann schwarz wie das Wesen der Dämonin. Ein letztes mal öffnete sich ihr Mund zu einem stummen Schrei, bevor sie endgültig unter dem Druck der Chaosmagie brach, erschlaffte und in sich zusammenbrach. An die Wand gelehnt starrte sie aus leeren, toten Augen vor sich hin, Blut rann aus ihren Ohren und der Wunde an der Schläfe, während die zähflüssige, dunkle Masse aus ihrem Kopf herausfloss um sich wieder den Arm der Dämonin hinaufzuschlängeln. Es breitete sich auf ihrem Körper aus und umschloss sie wieder, bis es aussah wie einfaches, enganliegendes, schwarzes Leder. Die großen, bösen Augen schlossen sich und nichts deutete mehr darauf hin dass ihre `Kleidung´ in Wahrheit ausgesprochen lebendig sein konnte. Die Dämonin strich sanft über das Leder an ihrem Arm, sie war sehr zufrieden mit ihrem Diener. Jetzt wusste sie wenigstens in welchem Teil des Reiches sich Haruhi aufhielt.Alle Menschen träumen, doch nicht auf die gleiche Weise.
Jene, die bei Nacht in den dunklen Tiefen ihres Geistes träumen,
wachen bei Tage auf und stellen fest, dass alles nur eine Illusion war,
doch die, welche am Tag träumen, sind gefährliche Menschen.
Ihre Träume sind Träume der Hoffnung, der Verbesserung, der Veränderung.
Aus ihnen entstammten die verfluchten Anhänger des Chaos.Christine von Rauken schlug die Augen auf und sah sich in dem kleinen Zimmer um das man ihr in der Burg zugewiesen hatte. Seit ein paar Tagen saß sie jetzt schon hier in Stratholme rum und hatte erstaunlich wenig zu tun. Davon irgendwelchen Bauern kämpfen beizubringen hielt sie recht wenig, dafür waren die Ritter deutlich besser geeignet. Was die Mitglieder dieser Bruderschaft des Lichts anging, war sie sich noch immer nicht sicher ob sie in der Lage wären die Gebete und Segen Sigmars zu erlernen. Um ehrlich zu sein wirkten sie bisher nicht besonders beeindruckend, fast wie eine billige, schlechtere Version der Sigmarkirche. Um herauszufinden ob die Bruderschaft etwas taugte, war Christine gerade dabei aus ihrem Kopf heraus eine Abschrift des `Deus Sigmar´ zu schreiben, mit bisher eher mittelmäßigem Erfolg. Sie kannte die Gebete zwar auswendig aber schreiben konnte sie noch nie besonders schnell, vielleicht sollte sie den Fürsten der Burg um einen Schreiber bitten. Gestern hatte sie sich mit dem besten Schmied von Stratholme getroffen um über ihre Ausrüstung zu sprechen.
Besonders anspruchsvoll war sie in Hinsicht auf ihre Rüstung sowieso nicht gewesen, sie würde eh eine weiß-rote Robe darüber tragen, also musste die Rüstung nicht besonders prachtvoll sein. Eine einfache Brustplatte, kurze Armschienen und, das einzig seltsame daran, ein hoher Stahlkragen. Den ungepanzerten Rest ihres Körpers würde sie mit Gebeten an Sigmar bedecken und sich auf seine schützende Hand und ihren Glauben verlassen. Alles in allem waren die Rüstungen der Sigmarschwestern nicht ganz so wuchtig, wie die der meisten männlichen Priester. Letztendlich war aber auch der Kampfstil der Schwestern nun mal auf brachiale Gewalt und Wucht ausgelegt, kein Wunder wenn man mit riesigen Hämmern kämpfte. Daran dem Schmied ihre Vorstellungen von einem vernünftigen Kriegshammer zu beschreiben, war es dagegen fast schon gescheitert. Für den störrischen Mann waren Hämmer in erster Linie Werkzeuge und nur im absoluten Notfall als Waffen zu gebrauchen. Trotzdem würde er ihr einen anfertigen. Nachdem sie die Form beschrieben hatte, war sie zu den Runen gekommen, was den Schmied nur noch mehr verwirrt hatte. Er kannte keine einzige dieser seltsamen Runen, die Christine noch etwas mehr Schutz vor der Magie des Chaos geben würden. Direkt auf dem Hammerkopf würde sich ein Totenschädel befinden, das Symbol des Imperators. Normalerweise krönte ihn ein Lorbeerkranz, aber sie traute dem Schmied nicht zu so filigran und sauber zu arbeiten dass der Kranz am Ende auch wirklich gut aussah. Ihr alter Hammer wurde von einem Zwerg geschmiedet, egal wie sehr der Schmied sich anstrengte, ihre neue Waffe würde niemals an den zwergischen Runenhammer heranreichen.
Aber es hatte keinen Sinn sich über ihre derzeitigen Verbündeten zu beschweren, sie waren alles was sie hatte um diese Welt vor dem Chaos zu retten. Die Ritter und der Fürst wollten erst einmal hierbleiben und sich auf einen Kampf vorbereiten. Aber wie bereitete man sich auf etwas vor das man nicht kannte? Sie wusste rein gar nichts über das Chaos in dieser Welt, sie brauchte mehr Informationen und die bekäme sie sicher nicht durch rumsitzen.
Außerdem hatte sie mal wieder nur Müll geträumt. Diese Dämonin erinnerte sie an die Dienerinnen Slaaneshs, den Chaosgott der Verführung und Lust. Das seltsame Wesen aus Dunkelheit kannte sie allerdings überhaupt nicht. Aber zumindest diese Art von Magie war ihr vertraut, es musste dieser Frau unvergleichliche Schmerzen durch das Foltern ihres Geistes zugefügt haben. Chaoshexer bedienten sich gerne einer ähnlichen Macht, sie leiteten die giftigsten Winde der Magie in den Kopf eines Menschen und folterten ihn damit, aber dieses Wesen beherrschte den Zauber um ein vielfaches besser als jeder Hexer. Sie vertrieb die Gedanken an diesen Traum und versuchte wieder einzuschlafen, es waren noch einige Stunden bis Sonnenaufgang.
Kaum hatte sie die Augen wieder geschlossen, als sie neben sich eine Stimme hörte „Hey! Hey aufwachen! Hey ich rede mit dir!“ es war eine fröhliche, freundliche Stimme. Christine schlug, mal wieder, die Augen auf und sah in ein strahlendes Gesicht, dass sich anscheinend sichtlich freute sie zu sehen. Ein junges Mädchen, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, hockte neben ihr und stupste die Priesterin immer wieder mit dem Zeigefinger an der Schulter an. Sie hatte lange, schwarze Haare und trug ein einfaches weiß-orange kariertes Kleid das ihr fast bis zu den Fußknöcheln reichte. Verwirrt setzte Christine sich auf, wo um alles in der Welt war sie? Anstatt in ihrem Bett, saß sie auf einer kleinen, schneebedeckten Lichtung. Die Bäume drumherum aber trugen noch immer ihre Blätter und der Waldboden war frei von Schnee, generell sah er eher ausgetrocknet aus, wie man es in diesem heißen Sommer erwarten würde. Über den Baumwipfeln ragten die Gipfel eines Gebirges auf. Christine hatte es schon einmal gesehen, es befand sich in der Nähe des Dorfes Lordaeron wo sie in diese Welt gekommen war. Damit war sie also wieder am Rande der Einöde von Belunda. War das ein Traum? Der Schnee unter ihr fühlte sich mehr als nur echt an, er war sogar schon eine Spur zu kalt. Das Mädchen hatte neugierig beobachtet wie Christine sich umsah und stand auf. Sie trug keine Schuhe und ignorierte den Schnee einfach.
„Oh gut du bist wach. Nun ja, so wach wie man sein kann wenn man tief und fest schläft“ schränkte das Mädchen sofort ein.
Christine wollte etwas erwidern, aber dann brach sie ab. Etwas an dem Mädchen war seltsam. Die Priesterin brauchte eine Weile um es zu erkennen, sie war eine Zauberin! Eigentlich hätte sie sich gefreut hier in dieser fremden Welt auf eine Magiebegabte zu treffen, aber etwas stimmte nicht mit ihr. Die Winde der Magie umwehten dieses Mädchen, aber in ihrer Nähe waren sie seltsam. Sie bediente sich nicht nur der Kraft der acht Winde, da war noch etwas anderes, etwas das Christine nur allzu vertraut war. Sie umgab die Macht eines Chaosgottes, der Geruch nach dem Blut Hunderter Opfer, so wie bei einem Chaoshexer.
„Du bist eine Hexe!“ rief sie.
„Hexe?“ fragte das Mädchen verwirrt, während sie an sich heruntersah „Hexe? Sehe ich aus wie eine Hexe?“
Die Priesterin erhob sich mit finsterer Miene und machte bedrohlich ein paar Schritte auf sie zu „Ich weiß nicht wie du in Wirklichkeit aussiehst, aber ich kann sehen was du bist, eine Chaoshexe. Du bist eine Dienerin Tzeentchs, ich kann sehen wie die Winde der Magie um dich herum verändert sind, durchdrungen von seiner Kraft.“
„Und wie willst du mich in einem Traum töten?“ fragte das Mädchen mit ehrlichem Interesse in der Stimme. Christine schien sie kein bisschen zu beunruhigen, noch immer blickte sie fröhlich und unbekümmert drein.
„Hörst du etwa meine Gedanken?“ fragte die Priesterin schockiert.
„Nicht absichtlich.“ sagte sie entschuldigend „Aber wir sind nun mal in deinem Traum und damit auch in deinem Kopf, da ist es schwer nicht hinzuhören.“
Naja irgendwie hatte sie ja recht. Konnte man jemanden im Traum töten? Christine konnte sich nicht vorstellen wie, ansonsten hätte die Hexe ihr ja bereits etwas angetan. Es würde ihr schon nicht schaden sich ein wenig die Lügen der Hexe anzuhören, vielleicht war ja sogar ein Funken Wahrheit dabei. „Und warum liegt in meinem Traum überall Schnee? Ich mag keinen Schnee.“ sie wäre vor einigen Jahren einmal fast unter einer Lawine begraben worden, dieses weiße Zeug konnte ihr gestohlen bleiben.
„Aber ich!“ Das Mädchen drehte sich um die eigene Achse und flog mit ihren nackten Füßen geradezu über den Schnee, die Kälte schien ihr nicht das Geringste auszumachen. Sie wirbelte lachend den Schnee auf, bevor sie über ihre eigenen Füße stolperte und mit dem Gesicht voran im weichen Schnee landete. Während sie wieder aufstand und sich lächelnd den Schnee und die Eiskristalle von der Kleidung und aus den Haaren klopfte, wurde Christine nur noch verwirrter. So sahen in dieser Welt Chaoshexer aus? Das war wohl ein schlechter Scherz!
„Wie ist dein Name?“ fragte sie, um ihre Verwirrung zu überspielen.
„Rin.“
„Wie komme ich zu dem Vergnügen, dass du in meinem Traum herumschleichst?“
„Ich war nur neugierig. Du kommst aus derselben Welt wie mein Lord Tzeentch. Ich hatte gehofft mehr darüber zu erfahren.“
„Das erklärt noch immer nicht wie du mich gefunden hast.“ murrte Christine, hatte sie sich so auffällig verhalten dass selbst ein kleines Mädchen sie finden konnte?
„Das war nicht besonders schwer. Wenn mein Lord mich nicht gerade braucht, lasse ich meinen Geist gerne von den Chaoswinden über diese Welt tragen. Sie sind noch recht schwach hier, aber breiten sich von Tag zu Tag weiter aus. Alles was nicht in diese Welt gehört sticht dabei sofort hervor, solche Dinge sind wie...wie Leuchtfeuer. Lange Zeit konnte ich nur die Diener meines Meisters und seiner Brüder ausmachen. Ich war sehr verwirrt als plötzlich ein weiteres Feuer aus einer anderen Welt erschien, eines das vollkommen verschieden ist von dem des Chaos.“ sie zuckte kurz mit den Schultern „Falls du es genau wissen willst, ich bin schon seit ein paar Tagen in deinen Träumen unterwegs. Wer war dieser große Mann mit dem Stahlkragen und den leuchtenden Augen? Er sah wirklich beeindruckend aus.“
„Das geht dich nichts an.“ antwortete Christine bissig. Bei dem Gedanken daran, dass diese Hexe einfach so in ihren Gedanken und Träumen herumstochern konnte, wurde ihr ganz schlecht.
„Es ist wirklich seltsam, dass du durch Zufall auf einen der Risse gestoßen bist.“ sagte Rin plötzlich.
„Risse?“
„Naja das Wort Risse beschreibt es nicht besonders gut. Es sind eher Stellen an denen diese Welt zu verblassen beginnt. Die Grenze zwischen Realität und dem Warp beginnt zu verschwimmen und sich aufzulösen. Die dunkelsten Gedanken der Menschen werden dort wahr. Durch so einen Riss bist du hierher gelangt. Viele Tausend Welten sind mit dem Warp verbunden, doch noch unendlich viel mehr sind es nicht, oder waren es einmal. Eigentlich ist diese Welt an sich nicht besonders wichtig, aber sie war bis vor kurzem noch für lange Zeit vom Warp getrennt. Zum erstenmal seit Tausenden Jahren ist eine neue Verbindung zum Warp aufgetreten und das hat selbst die Götter überrascht. Sie selbst sind nicht in der Lage neue Verbindungen zu erschaffen. Mein Lord hat es als Erster gemerkt. Ein halbes Jahrzehnt später schickte dann auch der dunkle Prinz seinen Geist durch die Risse im Warp und begann sich Anhänger in dieser Welt zu suchen.“
„Slaanesh? Slaanesh ist auch hier?“ der Prinz der Schmerzen und Verführung hatte ihr gerade noch gefehlt, Tzeentch alleine war schon schlimm genug aber wenn seine Brüder ebenfalls hier waren...
„Ja, und seit ein paar Jahren auch Nurgle, der Herr des Zerfalls, genau wie ein ein oder zwei der schwächeren Brüder meines Lords.“
„Was ist mit Khorne?“
„Nein, der Hund des Krieges ist so beschäftigt damit die bekannten Welten mit Tod und Zerstörung zu überziehen dass er blind für alles andere geworden ist.“
„Und wozu braucht Tzeentch dich? Wenn das wirklich deine wahre Gestalt ist, gibt es doch bestimmt...nunja geeigneter und bessere Kandidaten für die Ausbildung zum Chaoshexer.“
„Nein, gibt es nicht.“ und zum ersten mal klang sie leicht eingeschnappt „In dieser Welt leben nicht viele Menschen die die Winde nutzen können. Die Götter sind nicht in der Lage selbst in diese Welt zu kommen, noch ist die Magie hier nicht stark genug für ihre Existenz. Jeder von ihnen verfügt über einen magiebegabten Diener, eine Art Medium, durch dass sie Verbindung mit ihren Anhängern aufnehmen können. Wir...wir...“ das Mädchen zögerte kurz „durch uns führen sie die Rituale aus, die ihnen auch in dieser Welt Macht verleihen. Ich habe sie alle mithilfe der Winde bereits gesehen. Nurgle dient ein Mann namens Tephus, ihn umgibt ständig der Gestank von verwestem und verfaulten Fleisch. Slaaneshs Dienerin ist eine junge, eingebildete Frau mit grünen Haaren, sie heißt Shion. Es gibt noch andere, von unwichtigeren Brüdern meines Meisters, doch ihre Rolle ist nicht besonders groß. Mein Lord nutzte die Kraft der Rituale um Hunderte seiner schwächeren Dämonen herüberzuholen. Sie sollten eigentlich ohne Probleme reichen um diese primitive Welt zu unterwerfen. Slaanesh dagegen hat in den letzten Jahren die gesamte Macht der Rituale gesammelt, um eine seiner mächtigsten Dienerinnen zu schicken. Eine seiner eigenen Töchter, eine Dämonenprinzessin aus den Gärten des Chaos, die schwarze Lady. Sie kontrolliert die Dunkelheit selbst, ihre Anwesenheit zwingt auch meinen Lord dazu bald...drastischere Schritte einzuleiten. Du hast die Lady bereits gesehen, kurz bevor ich aufgetaucht bin.“
„Das war nur ein Traum.“ erwiderte Christine unsicher.
„So wie das hier und trotzdem ist unser Gespräch real, genauso wie der Traum davor. Ich habe es dir gezeigt.“
„Was ist mit der schwarzhaarigen Frau? Wird sie es überleben?“
Rin schwieg eine Weile, bevor sie erstaunlich unbekümmert antwortete „Ihre Ritter werden sie morgen früh finden und sich um sie kümmern. Ihrem Körper geht es recht gut. Sie wird noch atmen, vielleicht kriegen sie sie nach einer Weile sogar dazu etwas zu essen und zu trinken. Vielleicht schaffen sie es sogar, dass sie ein paar Worte nachsprechen kann, fast wie die exotischen Vögel im Westen deiner Welt. Aber letztendlich wird ihr Volk sich nur noch um eine leere Hülle kümmern. Ihre Seele wurde vom Warp verschlungen, nein, verschlungen ist das falsche Wort, eher vollständig ausradiert. Es ist nichts mehr übrig von dieser Frau.“
„Wer war sie?“ Christine war sich nicht sicher dass sie selbst so frei von Angst gewesen wäre, wenn sie dieser schwarzen Lady gegenübertreten müsste. Aber vielleicht hatte diese Frau auch einfach nur nicht gewusst was für ein Wesen sie dort bedrohte.
„Ist das denn noch wichtig? Wer immer sie war, jetzt ist sie tot. Die geballte Magie der Dämonin hat ihren Geist zerschmettert.“
„Warum?“
„Warum was?“ wiederholte Rin verwirrt.
„Warum hast du mir gezeigt was die schwarze Lady tat? Warum erzählst du mir das alles überhaupt?“ Christines Stimme troff vor Misstrauen. Wenn man mit Tzeentch zu tun hatte, konnte man keinem seiner Sinne trauen, dieses Mädchen konnte genauso gut ein Dämon sein, der versuchte sie zu verwirren oder sogar in eine Falle zu locken.
„Ich wollte dass du sie siehst, sie ist eine Gegnerin der du nicht gewachsen bist und das weißt du genau. Horrors, Kreischer, Flammendämonen damit wirst du fertig. Aber ein wahrer Dämon aus den Tiefen des Warp? Sie verspeist dich zum Frühstück und noch mächtigere Wesen werden ihr bald folgen, hier gibt es für dich keinen Sieg zu erringen.“
„Ich weiß noch immer nicht was dich das angeht. Sollte es deinem Meister nicht gefallen wenn ich tot bin?“ erwiderte Christine trotzig, auch wenn sie wusste dass das Mädchen recht hatte.
„Er weiß noch gar nichts von dir. Ihm ist bisher nur aufgefallen dass du nicht mehr in deiner Welt existierst, er denkt du bist einfach nur tot.“
„Tzeentch kann mich unmöglich übersehen haben.“
„Schwer zu glauben, ich weiß. Aber egal in welchem seiner Tausend Pläne, du kommst nie darin vor. Deine Ankunft in dieser Welt war selbst für ihn nicht vorhersehbar.“
„Gut, für mich auch nicht.“ damit schwieg sie und dachte über das Gehörte nach.
„Ich kann dir einen Weg zurück in deine Welt zeigen.“ offenbarte Rin nach einer Weile und riss sie aus dieser nachdenklichen Stimmung.
„Und wie?“ fragte die Priesterin misstrauisch.
„Nicht alle Risse werden von meinem Meister oder seinen Brüdern bewacht, es gibt ein paar die zu klein für ihre Pläne sind und um die sie sich nicht weiter kümmern. Es wäre leicht für dich durch einen dieser Risse in deine Heimat zurückzukehren. In das Imperium von Sigmar Heldenhammer, in die Welt in der es Zwerge, Orks, Elfen und Trolle gibt, die Welt in der du geboren wurdest.“
„Damit ich Tzeentchs Plänen nicht mehr im Weg stehe?“
„Damit du am Leben bleibst. Ich habe seit deiner Ankunft hier viel Zeit in deinen Gedanken verbracht. Man braucht dich in deiner eigenen Welt!“ und das meinte Rin ernst, sie hatte sich die letzten Tage in den Erinnerungen der Priesterin fast schon verloren. Bisher hatte sie nie den Wunsch verspürt in die Gedanken der Menschen einzutauchen. Aber die Erinnerungen der Priesterin hatten sie von den grausamen Ritualen abgelenkt, wenn Tzeentch oder einer seiner Diener mal wieder die Kontrolle über ihren Körper übernahm und sie zusehen musste wie ihre eigenen Hände das Messer führten. Aber wie sollte sie Christine das verständlich machen?
„Ich verteidige meine Heimat von hier aus.“ antwortete die Priestern zögerlich. Was immer das Chaos hier suchte, es war ihnen wichtig, zumindest daran bestand kein Zweifel. Wenn diese Welt fiel wäre das auch für ihre eigene schlecht. Ihren Kampf musste sie hier austragen, diese Welt war ihr Schlachtfeld im ewigen Ringen mit den Mächten des Chaos.
„Wie du meinst.“ sagte Rin, nachdem was sie in den Erinnerungen gesehen hatte, erwartete sie auch nichts anderes, aber einen Versuch war es wert gewesen.
„Aber wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst, dann beantworte mir nur noch eine Frage. Was hat die schwarze Lady gesucht? Wonach suchen die Diener Tzeentchs und die seiner Brüder?“
„Ich...“ Rins Lächeln verblasste und sie starrte betreten in den Schnee, dann sprach mit fester Stimme weiter „Komm an diesen Ort, dann gebe ich dir die Antwort darauf. Ich...ich möchte dass du dabei bist, ich kenne sonst keine anderen Menschen.“
„Wobei soll ich dabei sein? Und wo sind wir hier?“
„Ach du findest den Weg schon. Also dann, wir sehen uns.“ damit drehte Rin sich um und wollte von der Lichtung verschwinden.
„Warte!“ rief die Priesterin. Rin blieb sofort stehen und wackelte mit ausgebreiteten Armen auf einem Bein herum und versuchte das Gleichgewicht zu halten, um nicht schon wieder im Schnee zu landen. Es gelang ihr diesmal sogar halbwegs. „Wenn ich an diesen Ort komme, muss ich dann gegen dich kämpfen, kleine Hexe?“ fragte sie unsicher. Sie hatte schon Chaoshexer getötet, aber ganz sicher keine Kinder, falls das wirklich Rins wahre Gestalt war.
„Nein, nein ich denke nicht.“
Bevor Christine noch eine weitere Frage stellen konnte, wachte sie in dem dunklen Zimmer auf Burg Stratholme auf und zwar diesmal wirklich. In den nächsten Tagen sollte sie sich im Schlaf noch oft mit Rin unterhalten, solange bis sie aus irgendeinem Grund doch zu dieser Lichtung aufbrach. Sie wusste nicht genau warum, jede Faser in ihrem Körper schrie ihr zu „Hey du Idiot, das ist eine Falle!“ aber sie ging trotzdem. -
9. Eine Göttin, geht mir langsam auf die Nerven
Nachdem wir im Gasthaus angekommen waren, wollte Haruhi sofort und auf der Stelle die ganze Stadt besichtigen. Am besten alles gleich an einem einzigen Tag, damit sie bald zu den interessanteren Orten wie Nurc oder den Eisenbergen aufbrechen konnten. Den Bergbären ließ sie bei den restlichen drei Rittern ihrer Leibwache im Gasthaus zurück. Als ich sie fragte, warum sie ihr ach so geliebtes, neues Haustier nicht mitnahm, antwortete sie „Was ich vorhabe könnte vielleicht ein klein wenig gefährlich werden und ich möchte nicht dass dem süßen Mampfi etwas passiert.“ Meine nächste Frage war natürlich recht vorhersehbar, kümmerte es sie denn nicht mal ein wenig ob man uns verletzte? Tja, Haruhis Antwort darauf war ein einfaches, fröhliches „Nein.“
…
Jap, das half sicher sehr dabei meine Laune anzuheben. Ich war vielleicht noch immer ein wenig durch den Wind, weil man gerade versucht hatte mich umzubringen. Ich nahm mir vor, diese Yuki am Abend auszufragen, wer war sie? Warum hatte sie mich gerettet? Wo kam sie überhaupt her? Sicher nicht aus Deadlien, selbst da gab es keine Magie, falls ich mir das nicht nur eingebildet hatte. Aber wie auch immer, erstmal musste ich die kleine Gruppe durch das schier endlose Straßenlabyrinth von Guerilla führen. Der Tag war noch jung und ich war ebenfalls eifrig bemüht den Rundgang durch die Stadt so kurz und schmerzlos wie möglich zu gestalten, je eher ich wieder zuhause im gemütlichen Benjii wäre, desto besser für Alle, naja hauptsächlich für mich. Koizumi schien sich wunderbar mit unserem Neuzugang aus Deadlien zu verstehen. Kein Wunder, immerhin teilten sie beide die verrückte Ansicht Haruhi wäre eine Art Göttin. Die ganze Zeit über ging er neben Yuki her und unterhielt sich mit ihr. Um genau zu sein, redete nur Koizumi und sie nickte hin und wieder ruckartig zu seinen Worten. Ihm schien das allerdings völlig auszureichen, denn am Ende ihres Gesprächs trug er ein unglaublich nervtötendes, allwissendes Lächeln auf den Lippen, fast so als hätte Yuki ihm gerade sämtliche Geheimnisse der Welt verraten. Haruhi dagegen war ruhig und in sich gekehrt, immer ein schlechtes Zeichen bei ihr. Sie trug eine weiße Bluse mit blauem Kragen und einen viel zu kurzen, blauen Rock. Warum konnte sie sich nicht einmal wie eine vernünftige, normale Adligen anziehen? Bloß Lady Asahina war wundervoll und freundlich wie eh und je. Nur einmal wich sie kurz von meiner Seite. Als ich mich nach ihr umdrehte, konnte ich nur noch sehen dass sie sich mit irgendwem in der Menschenmenge unterhielt. Die vielen, drängelnden Bürger versperrten mir leider die Sicht auf diese Person, aber Asahinas Miene hatte einiges von ihrem fröhlichem Strahlen verloren als sie zurückkehrte.2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Guerilla
Den halben Vormittag hatten Lady Asahina und Kyon sie durch den großen Park im Herzen der republikanischen Hauptstadt geführt. Man bezeichnete ihn auch als den ´Park der Freundschaft` weil er Pflanzen aus allen vier Republiken enthielt und die Verbundenheit zwischen ihnen zeigen sollte. Das wäre sogar irgendwie ganz glaubhaft gewesen, aber leider erhob sich direkt daneben die Halle des Rates. Die wütenden Rufe der Streitenden Ratsmitglieder drangen oft durch die offenen Fenster und störten die Ruhe des Parks, aus diesem Grund begann man es irgendwann auch scherzhaft ´Halle des Hasses` zu nennen. Der vereinte Rat der Republiken liebte es sich wegen jeder Kleinigkeit gleich an die Gurgel zu gehen, in den schier endlosen Jahren des anhaltenden Friedens hatten sie auch ehrlich gesagt nichts besseres zu tun. Kyon wollte die Besichtigung des Ratsgebäudes mit den Silberblättern so schnell wie möglich abwickeln, damit sie mit Haruhi nicht auf irgendwelche hochrangigen Politiker trafen. Er jagte sie fast schon durch die Korridore, doch es half alles nichts. Seine schlimmsten Befürchtungen traten ein, sie trafen auf die Ratsmitglieder, als diese gerade zur Mittagszeit aus dem großen Versammlungssaal strömten.
„Wer von denen ist das Ratsoberhaupt?“ fragte ihn Haruhi und versuchte dabei auffällig unschuldig zu klingen, während sie den Blick über die Vertreter der Adelsfamilien schweifen ließ, es waren nur etwa drei Dutzend, nicht einmal die Hälfte des Rates. Anscheinend gab es im Moment nichts wichtiges zu besprechen.
„Jeanette Linda, die Frau mit den langen, hellbraunen Haaren dort hinten.“ antwortete Kyon arglos, es war im Park so schön ruhig gewesen dass seine Achtsamkeit stetig nachgelassen hatte. Was sollte Haruhi schon schlimmes anstellen? Zu der Frau rübergehen und das Ratsoberhaupt einfach so zu Tode nerven? Kaum war ihm dieser furchtbare Gedanke gekommen, als Haruhi sich tatsächlich in Bewegung setzte.
„Hey du.“ Haruhi stand jetzt vor der Frau, die kurz überrascht blinzelte, bevor sie ihr Gesicht wieder unter Kontrolle hatte und ihre übliche gleichgültige Maske aufsetzte.
„Wer ist das?“ fragte Jeanette mit kühler, beherrschter Stimme. Nur wer sie wirklich gut kannte, also praktisch niemand, hätte leise die unterdrückte Wut aus ihrer Stimme herausgehört.
„Haruhi Silberblatt, Tochter von Tegara der Matriarchin von Vanidarien.“
„Und, was möchte Eure Göttlichkeit von bescheidenen Sterblichen wie uns?“ Oh oh, ihr Auge hatte gerade gezuckt, hatte das noch jemand gesehen? Kyon schluckte nervös, das würde nicht gut ausgehen. Äußerlich blieb Jeanette Linda vollkommen ruhig, aber das musste nichts heißen, sie war auch ruhig gewesen bevor sie ihren Mann und dessen Sohn aus erster Ehe ermordete um das Haus der Linda zu übernehmen. Die Linda hatten den Machtwechsel damals mit unendlicher Gelassenheit akzeptiert, sie waren an so etwas gewöhnt.
„Mhm, weiß noch nicht genau. Aber mir wird schon etwas einfallen sobald ich erstmal vor dem Rat stehe.“ antwortete Haruhi gelassen.
„Ich denke nicht, dass wir Zeit für so etwas haben.“
„Na schön. Aber wie wäre es denn wenn du und die Gilde mir meine königlichen Aufpasser vom Hals schaffen, Großmütterchen?“ zum Glück hatte Haruhi es ausnahmsweise einmal geschafft leise zu reden, so dass nur die Vertrauten der Linda das letzte Wort gehört hatten. Aber auch so erwartete Kyon dass die Silberblatt demnächst von einem Attentäter der Gilde ermordet wurde, das konnte die Linda sich nicht gefallen lassen.
G-g-großmütterchen? Fast hätte Jeanette ihre Beherrschtheit verloren. Sie war gerade einmal Mitte Dreißig und ohne ein einziges graues Haar! Ihr Gesicht war noch immer faltenfrei und so schön wie damals, als sie das Oberhaupt der Linda verführt hatte um an die Spitze dieses Hauses zu gelangen. Wie konnte dieses arrogante, kleine Ding es wagen so mit ihr zu reden? Wollte die Silberblatt sie etwa provozieren? Jeanette wusste, dass die Vanidaren ein wenig sensibel waren, wenn es um ihre Matriarchinnen ging. Vor 16 Jahren hatte das Herzogtum den Republiken den Krieg erklärt, nur weil die jüngere Schwester der Matriarchin sich unerlaubt bei ihnen aufgehalten hatte. Allerdings waren die Vanidaren damals eh im Krieg mit dem König gewesen, weswegen es nie auch nur zu einem einzigen Kampf zwischen ihnen gekommen war. Wenn Jeanette sich allerdings hier, vor so vielen Zeugen, zu einer Beleidigung gegen diese Haruhi hinreißen ließ, würde man sie später sicher beschuldigen falls der Silberblatt etwas zustieß. Und zustoßen würde ihr etwas, dafür würde sie schon sorgen. Kurz überlegte sie, ob sie es darauf ankommen lassen sollte, aber ein Krieg mit ihrem östlichen Nachbarn konnte sich schnell zu einer handfesten Katastrophe auswachsen. Die Republiken waren zwar deutlich größer und reicher als Vanidarien, verfügten aber über kein richtiges Heer und außer Guerilla ließ sich keine ihrer Städte verteidigen. Seit dem Bürgerkrieg vor inzwischen fast 120 Jahren mussten sie sich nur noch ab und zu mit kleineren Banditenbanden rumschlagen. Der König würde vermutlich eher amüsiert zusehen wie sie sich gegenseitig umbrachten als Hilfe zu schicken.
„Bist du ihr Reiseführer?“ die Linda sah an Haruhi vorbei und Kyon brauchte einen Moment um zu begreifen, dass sie mit ihm sprach. In ihren Augen konnte er inzwischen wirklich kurz so etwas wie Wut aufblitzen sehen, er war so gut wie tot „Wie ist dein Name?“
Kyon wurde schlecht, aber er bemühte sich trotzdem ganz ruhig zu wirken, als er antwortete „Kyon, aus dem Haus der Trellik. Ich bitte um Verzeihung für dieses Verhalten...“
„Kyon Trellik, ja?“ unterbrach sie ihn „Als ihr Führer, ist es deine Aufgabe dich um unsere Gäste zu kümmern, aber vor allem bist du für ihr Verhalten verantwortlich. Hast du das verstanden? Ich nehme an ich werde unseren geliebten Gästen nicht noch einmal über den Weg laufen, richtig?“
Kyons Augen suchten unter den Ratsmitgliedern nach seinen Eltern, aber sie waren nicht da, großartig. Er verstand genau was die Linda ihm sagen wollte, wenn Haruhi sie noch einmal nervte, ging es ihm an den Kragen. „Ihr werdet sie nie wieder sehen.“ presste er hervor.…
„Was sollte das?“ als sie das Ratsgebäude verließen und wieder im Park waren, baute er sich vor Haruhi auf, bevor sie wieder losstürmen konnte „Was hast du davon sie zu beleidigen? Sie kontrolliert die ganze verdammte Mördergilde!“
„Ich habe keine Zeit für Höflichkeiten.“ antwortete sie mürrisch „Jetzt sei endlich mal still und folg mir, ja?“
„Und wo soll es diesmal hingehen?“
Sie betrachtete Kyon mit einem mitleidigen Blick, fast so als könnte sich jeder Idiot denken wohin sie wollte „Ziemlich simpel, ich brauche mehr Leibwächter.“
„Wozu denn das?“
„Denkst du ich bin so dumm wie du, Kyon? Ich weiß dass ich den Königlichen in meiner Wache nicht trauen kann, denk doch einmal ein bisschen mit! Damit diese Reise weitergehen kann, brauche ich mehr Männer.“
„Ach und wo willst du die finden? Das hier ist nicht Vanidarien, die Menschen in den Republiken interessiert es einen Dreck ob du die Tochter der Matriarchin bist.“
„Hör auf Unsinn von dir zu geben und setz dich lieber in Bewegung, Kyon.“
„Wo willst du hin?“ fragte Kyon misstrauisch.
„Ganz einfach, ich besorge mir eine Armee.“
„Ah, toll. Ich nehme an du hast irgendeinen großartigen Plan, der gar nicht schief gehen kann, richtig?“
„Jap.“ sie verschränkte die Arme und setzte ein Lächeln auf, dass ihn nichts gutes ahnen ließ.
„Und wie genau sieht der aus?“
„Wir laufen durch die Stadt, ich schnappe mir jeden der gelangweilt aussieht und drücke ihm ein Schwert in die Hand, solange bis wir in der Überzahl sind.“
„Warte mal, kann ich noch mal mit dir über diesen Plan reden?“
„Nein, aber du darfst zuhören wie ich darüber rede, und ich habe auch schon eine wunderbare Idee wo wir anfangen.“ das bedrohliche Funkeln in ihren Augen, gefiel Kyon ganz und gar nicht.…
Am Rande des Parks, dort wo das endlose Gewirr aus Gassen wieder begann, stand eine abgerissene Gestalt und betrachtete sie neugierig aus den Schatten heraus. Nur wer ihm sehr nahe kam und den jungen Mann eingehender betrachtete, würde vielleicht erkennen dass er eigentlich nur abgerissen aussehen wollte. Den unförmigen, kastanienbraunen Mantel hatte er erst heute morgen ausgiebig durch diese Gassen geschleift und ein wenig mit dem Messer bearbeitet. Immer wenn jemand vorbeikam senkte er sofort den Blick, nicht aus Angst vor den Adligen in diesem Viertel oder um mit gespielter Unterwürfigkeit vielleicht ein paar Münzen zu erbetteln. Sie sollten seine Augen nicht sehen. Auf seinem Kopf ruhte eine Mütze aus grober, grauer Wolle um seine kurzen Haare zu verbergen. Sie kratzte furchtbar. Aber was tat man nicht alles um seine Herrin zu beschützen? Der Herzog von Vanidarien hatte ihn erst einige Zeit nach Haruhis Aufbruch losgeschickt, praktisch als verdeckte Verstärkung, als kleine Überraschung für die Königlichen. Mehr Männer hätten die Spione des Vizekönigs sicher entdeckt, selbst er alleine war nicht gerade unauffällig. Er hatte den Weg durch die Sümpfe von Neidea genommen. Dadurch gelangte man in den Norden der Republiken, nach Taldeer und das wiederum lag direkt östlich von Guerilla. Es war recht wahrscheinlich gewesen, dass Haruhi ihre Reise als erstes durch die Hauptstadt führen würde.
Die Reisegruppe der Silberblatt war auf dem Weg von Benjii nach Guerilla nicht sehr schnell geritten und so war er noch vor ihnen hier eingetroffen. Eine Unterkunft musste er sich gar nicht erst suchen. Wenn er Schlaf brauchte, dann konnte er den in irgendeiner Gasse neben Haruhis Gasthaus finden. Es war zwar schrecklich schmutzig, aber das würde seiner kleinen Verkleidung sicher nicht schaden, eher im Gegenteil. Wenn seine Haare erstmal voller Dreck waren, musste er diese furchtbare Mütze nicht mehr tragen und er würde auch endlich wie ein echter republikanischer Bürger riechen...hurra.
Er war nur etwa zwei Jahre älter als Haruhi und doch würde er sich nicht mehr als jung bezeichnen, dafür hatte er bereits zu viel Blut vergossen. Sein Aussehen war immer das einzige an ihm gewesen, was ihm gefiel. Aber hier, in den Republiken, erschwerte es ihm seine Aufgabe unentdeckt zu bleiben. Unter den Silberblättern dieser Tage galt er fast schon als etwas Besonderes. Im Laufe der Zeit war das leuchtende Rubinrot ihrer Augen abgestumpft und dunkler geworden, oft sah es sogar schon eher rotbraun aus. Sie wirkten zwar noch immer recht ungewöhnlich, aber würden sicher niemandem mehr Angst einjagen. Auch das helle silberne Leuchten ihrer Haare, hatte sich größtenteils in ein stumpfes Grau verwandelt. Er dagegen wirkte noch immer wie ein Silberblatt aus den alten Geschichten, als sie auf dieser Insel an Land gingen und es als Speerspitze des Königs für ihr Volk eroberten. Oder als sie noch auf dem Festland lebten und durch Wälder aus silbernen Bäumen zogen, in denen die Macht des ewigen Eises ruhte. Man konnte ihn ohne Probleme 2000 Jahre in der Zeit zurückschicken und unter diese weißhaarigen, bleichen Krieger mit den strahlenden roten Augen mischen, er würde nicht auffallen. In dieser Zeit und vor allem außerhalb Vanidariens fiel er dagegen schon auf. Seine Haut war so blass, dass die wenigen Leute mit denen er auf seiner Reise gesprochen hatte, ihn andauernd fragten ob er krank sei, was ihm langsam wirklich auf die Nerven ging.
Es hieß ihr merkwürdiges Aussehen verdankten die Silberblätter der Gründerin ihres Clans, der Weißen Königin. Sie soll eine mächtige Hexe weit im Norden des Festlands gewesen sein und die Silberblätter waren ihre Nachfahren. Vermutlich hatten sie deshalb keine Probleme damit gehabt, sich der Matriarchin von Varos unterzuordnen und ihre neuen Diener zu werden, sie hatten Erfahrung darin sich Hexen zu unterwerfen. Um ehrlich zu sein, er hatte noch nie viel davon gehalten die Matriarchinnen anzubeten. Er war Haruhi vor diesem Tag noch nie begegnet und auch nicht Tegara. Man hatte ihn nie nach Vanidos gelassen, um selber einmal einen Blick auf die angeblich göttliche Matriarchin zu werfen. Er war eines der wenigen Dinge, von denen nicht einmal sie wusste und das war auch gut so. Ansonsten hätte Tegara ihn vermutlich sofort hingerichtet. Nur der derzeitige Herzog und einige Eingeweihte wussten wer er wirklich war.
Nämlich der Sohn von Roger Talien Silberblatt, der Herzog welcher während der Rebellion gegen den König fiel, und Aleyna Silberblatt. Und genau darin lag sein Problem. Aleyna war nämlich vor allem die damalige Matriarchin gewesen. Ihre ganze Schwangerschaft über hatte sie in einer Burg an der Küste verbracht und nur Roger oder ihre treuesten Diener zu sich vorgelassen. So hielt man es meistens wenn eine Matriarchin ein Kind erwartete, dadurch konnte man männliche Nachkommen loswerden, ohne dass ihre Existenz überhaupt erst bekannt wurde. Im Herzogtum hieß es, sie wäre an einer unbekannten Krankheit zugrunde gegangen. Eine deutlich bessere Erklärung als „sie ist bei der Geburt eines Sohnes gestorben“ das hätte man bestimmt nicht so gut aufgenommen.
Männliche Kinder einer Matriarchin galten seit jeher als verflucht. Als seelenlose Geschöpft, nur geschaffen um zu kämpfen und vor allem zu sterben. Als Sohn einer Matriarchin wurde man nicht alt. Roger schaffte ihn auf eine kleine Burg, irgendwo zwischen den Hügeln nahe der nördlichen Sümpfe. Man hatte ihn dort zu einem Krieger erzogen, mehr oder wenig. Um ehrlich zu sein, brachten sie ihm recht wenig bei. Wenn man der Sohn einer Matriarchin war, hatte man eigentlich nur eine ganz einfache Aufgabe zu erfüllen: ein paar ihrer Feinde töten, aber dann sollte man gefälligst sterben. Mehr erwartete niemand je von ihm. Vom Tag seiner Geburt an war festgelegt, dass er in seinem ersten richten Kampf sterben sollte, damit seine verfluchte Existenz wenigstens noch ein halbwegs sinnvolles Ende fand. Wozu also kostbare Zeit mit einer guten Ausbildung verschwenden? Das Meiste was er konnte, hatte er in den vielen Scharmützeln der letzten Jahre gelernt, denn davon hatte es mehr als genug gegeben. Offiziell herrschte zwar Frieden, aber die Matriarchin dachte nicht im Traum daran ihre Nachbarn deswegen freundlich zu behandeln. Einen Namen hatten die Menschen auf dieser Burg ihm auch nie gegeben. Was sollte ein Toter schon mit einem Namen anfangen? Also hatte er sich selbst einen gegeben, nämlich den seines verstorbenen Vaters, Roger Talien Silberblatt. Damals war es ihm irgendwie passend vorgekommen den Namen eines Toten anzunehmen, inzwischen wusste er dass es nur weitere Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.
An seinem dreizehnten Geburtstag, war er zum erstenmal mit einer der Grenzpatrouillen in den Norden gezogen. Dort sollten sie in den Sümpfen von Neidea nach Plünderern aus Nordmar Ausschau halten. Es war praktisch Tradition, dass sie immer wieder mit dem nördlichsten aller Reichsteile aneinandergerieten. Obwohl der letzte, richtige Krieg mit Nordmar schon lange her war, lieferten sie sich noch immer gerne Scharmützel entlang der Grenze. Diese war zum Glück nur noch recht klein, seit Südnordmar ein Teil der Republiken geworden war. Einst galten die Nordmarer als die wildesten und rückständigsten aller Bewohner des Reichs. Sie hatten sich am schwersten damit getan, die alte Lebensweise aus dem Norden abzulegen und noch lange glichen sie den wilden Nordmännern vom Festland. Aber schon seit langer Zeit wurden sie ihrem barbarischen Ruf nicht mehr gerecht, sie unterschieden sich eigentlich kaum noch von den restlichen Einwohnern des Königreiches. Um ihm damals eine scheiß Angst einzujagen, reichte es dann allerdings doch noch. Aber er hatte überlebt, auch wenn er ehrlich gesagt nicht mehr wusste wie. Besonders heldenhaft hatte er sich jedenfalls nicht angestellt als die Nordmarer über sie herfielen. Vermutlich verdankte er sein Leben damals wohl eher der Tapferkeit des restlichen Trupps, aber das war für ihn nicht wichtig gewesen. Wichtig war nur, dass er noch lebte. All dieses Gerede von Flüchen, Seelenlosen und seinem Schicksal, das war ihm in den Sümpfen vollkommen egal gewesen. Er würde nicht für diesen uralten Aberglauben sterben!
Und so hatte er sich weiterhin gegen den Tod gestemmt. Mehr als fünf Jahre lang wurde er von einer Grenzpatrouille zur nächsten versetzt, immer da wo es gerade am gefährlichsten gewesen war. Während die Krieger und Ritter der restlichen Fürsten träge wurden und nur ab und an Banditen jagten, fand die Matriarchin immer irgendetwas für ihre Soldaten zu tun. Er hatte an Überfällen auf das Land des Königs teilgenommen, hatte die Küste vor Angriffen der Plünderer vom Festland verteidigt, hatte sich in den trostlosen Sümpfen mit Nordmarern geprügelt und war dabei gewesen, als sie selbst mit einem gekaperten Langschiff, die Küste der Grafschaft Nika plünderten. Die sieben Monate auf diesem unseligen Schiff waren die schlimmsten seines ganzen Lebens gewesen. Wie hielten die Männer vom Festland das nur aus? Jedenfalls hatte er Kämpfe selbst dann noch gewonnen, wenn andere längst aufgaben und in der Schaufelbucht, nahe Neu Vanidos, erschlug er sogar einen Jarl der Nordmänner als dieser versuchte die graue Hafenstadt zu plündern. Ohne es zu wollen, hatte er sich dadurch langsam einen gewissen Ruf erarbeitet. Die Männer an den Grenzen begannen alle möglichen Gerüchte über ihn zu verbreiten. Am schlimmsten waren die Veteranen, welche seinen Vater noch persönlich gekannt hatten. Mehr als einmal hatte er gehört, wie man ihn als einen Bastardsohn Rogers bezeichnete, womit die Leute der Wahrheit für seinen Geschmack bereits viel zu Nahe kamen.
Inzwischen waren die Geschichten über ihn sogar schon bis an das Ohr der Matriarchin gedrungen und das war alles andere als gut für seine Gesundheit. Tegara würde erkennen wer er war, was er war, dafür brauchte sie nicht einmal ihre göttlichen Fähigkeiten. Selbst Leute, die seinen Vater nicht so gut gekannt hatten, sahen deutlich dass er eine jüngere Version von Roger war und ihm auf fast schon unheimliche Weise glich, nun ja zumindest wenn er etwas anderes als diese schmutzigen Fetzen trug.Er hatte gehofft, die Matriarchin würde nichts auf diese albernen Geschichten geben, im Gegenteil. Sie wurde immer neugieriger und wollte den jungen, angeblich unbesiegbaren Ritter, der den Namen des verstorbenen Herzogs trug unbedingt treffen.
Roger war froh gewesen, dass ihn dieser Auftrag aus Vanidarien herausführte, um ehrlich zu sein, hatte er bei seiner Abreise auch gar nicht die Absicht gehabt jemals wieder zurückzukommen. Es war nicht vorgesehen gewesen, dass er so lange am Leben blieb. Der Herzog wurde unruhig. Roger war inzwischen bereits Achtzehn, fast Neunzehn, niemals hatte der Sohn einer Matriarchin so ein `hohes´ Alter erreicht. Vermutlich würde ihn bei seiner Rückkehr nichts weiter als der Tod erwarten, ob der Herzog wohl Angst vor ihm hatte? Roger wurde immer beliebter bei den Soldaten, ob man ihn inzwischen sogar schon für eine Gefahr hielt? Er hatte kein Interesse daran seinen Halbbruder zu stürzen, er wollte einfach nur in Frieden leben. Auf dem Weg hieher, hatte er sogar schon mit dem Gedanken gespielt, seinen Auftrag gleich ganz zu vergessen und sich so schnell wie möglich abzusetzen, vielleicht irgendwo in den Süden oder Westen. Der König zog an der Küste in Aratar eine neue Streitmacht zusammen, um den Rebellen Georgios endgültig zur Strecke zu bringen. Gute Krieger konnten dort in einem Jahr genug Geld machen um ein kleines Stück Land zu kaufen und selbst beim Sturm auf die angeblich uneinnehmbare Inselfestung Adlerfelsen standen Rogers Überlebenschancen vermutlich noch immer deutlich besser als in Vanidarien.
Doch dann hatte er Sie gesehen. Ihr Anblick löschte alle Gedanken an Flucht auf der Stelle aus, um genau zu sein hatte sie einfach jeden Gedanken in seinem Kopf ausradiert. Er erkannte sie sofort, als sie sich an der Spitze ihrer Reisegesellschaft durch die Menschenmenge schob. Eigentlich wollte er nur einmal kurz einen Blick auf die Tochter der Matriarchin werfen und sich dann nach Aratar aufmachen, aber er war geblieben. Sie war wie...wie...verdammt, er war kein idiotischer Poet, sondern ein Krieger. In den letzten Jahren hatte er vermutlich mehr Blut gesehen, als die meisten Ritter oder Fürsten des Reichs in ihrem ganzen Leben. Gestern noch war er einfach nur müde gewesen, die letzten Jahre hatten ihn ausgebrannt, er wollte bloß noch seinen Frieden. Aber ihr Anblick ließ seinen Kampfeswillen wieder auflodern und seine Kraft zurückkehren, sie vertrieb die Erschöpfung und für ein einziges, kurzes Lächeln von ihr, würde er mit Freuden bis zum Tod kämpfen. Als ihr herrischer Blick vom Pferd aus über die Menschenmenge glitt und ihn kurz streifte, konnte er nur gerade so dem Drang widerstehen sich sofort auf die Knie zu werfen. Dann war sie im Gewirr der Straßen verschwunden. Nie hatte er sich in seinem Leben so verloren gefühlt, wie in diesem Moment, als ihr Licht nicht mehr auf ihn schien.
All seine Pläne vergessend, war er ihr augenblicklich hinterher und folgte Haruhi seitdem auf Schritt und Tritt. Plötzlich wollte er seinen Auftrag unbedingt erfüllen, wollte sie vor diesen grobschlächtigen königlichen Soldaten beschützen, vor den schlangengleichen republikanischen Adligen und den rostigen Dolchen der Mörder in dieser Stadt. Wenn er sie aus den Augen verlor, wurde er ganz apathisch und unruhig, ihr Strahlen war fast schon wie eine Art Droge. Konnte an dem ganzen Aberglaube am Ende doch etwas Wahres dran sein? War sie wirklich eine Göttin? Noch vor einem Tag, hätte er über diese Behauptung gelacht, jetzt fiel es ihm irgendwie sehr leicht daran zu glauben. Haruhi redete gerade aufgeregt auf ihren Reiseführer ein, einen mürrischen Republikaner welcher Roger schon vom ersten Augenblick an unsympathisch gewesen war. Wie konnte dieser Narr nur die ganze Zeit so schlecht gelaunt sein? Er durfte immerhin mit Haruhi reisen, Roger würde töten um mit ihm zu tauschen. Selbst auf diese Entfernung konnte man erkennen, dass der Republikaner alles andere als begeistert von Haruhis Worten war. Doch sie drehte sich einfach um, und wollte losstürmen.
Auf einmal packte dieser Republikaner mit den kurzen, braunen Haaren Haruhi am Arm und hielt sie fest, während er zornig auf sie einredete. Roger glaubte fast einen Moment sein Herzschlag würde aussetzen, als er das sah. Wie konnte er es wagen, sie war die Tochter einer Göttin! Seine zukünftige Herrscherin und er nichts weiter als ein republikanischer Niemand. Vermutlich stammte er nicht einmal aus einem der großen Adelshäuser und selbst dann würde ihn dieses Benehmen in Vanidos mindestens die Hände kosten. Schon den ganzen Tag musste Roger sein respektloses Verhalten mit ansehen, lange würde er das nicht aushalten. Für einen kurzen Moment war er versucht den Mantel abzuwerfen und dass Schwert zu packen, welches auf seinem Rücken ruhte. Nur wenige Augenblicke, dann wäre er bei diesem Kerl und hätte ihm den Kopf abgetrennt. Aber dann würde Haruhi sicher erkennen, dass er ein Silberblatt war. Also schluckte Roger seinen Zorn herunter, der Republikaner war vielleicht respektlos aber nicht gefährlich. Es wäre besser weiterhin seinem Auftrag zu folgen und nur zu beobachten, bis sie sich wirklich in Gefahr befand.
Ihr kleiner Disput schien recht schnell beendet zu sein. Zumindest ging Haruhi einfach davon und als der Rest der Gruppe folgte, stand der verwirrte Republikaner plötzlich alleine da.
„Kyon! Beweg dich!“ rief sie mit diesem wundervollen Befehlston in der Stimme und der Republikaner setze sich dann doch noch seufzend in Bewegung um ihr zu folgen.
Kyon. Das also war sein Name. Als Roger der Reisegruppe, in das Labyrinth von Guerilla folgte, beschloss er stumm diesen Kyon zu einem Duell herauszufordern, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Dieser schleimige Kerl konnte sich ja nicht die ganze Zeit in der sicheren Nähe der Gruppe aufhalten. Irgendwann würde er ihn alleine erwischen und für seine Unverschämtheiten in zwei Hälften spalten. Das schwor er sich bei der Asche des Weißen Baumes.Ähm ja...wie man denke ich deutlich sieht, war ich damals nicht unbedingt besonders beliebt. Irgendwie wollte jeder meinen Tod, das ganze wurde langsam wirklich lästig. Erst hatte dieses verrückte Mädchen das Stimmen hörte versucht mich abzustechen, dann gab Jeanette Linda mir die Schuld für...nunja für Haruhi halt und jetzt schlich uns noch jemand hinterher der mich umbringen wollte! Dabei hatte ich doch gar nichts getan. Alles was ich machte war brav hinter Lady Asahina herzulaufen und sie vor den exzentrischen Ausbrüchen Haruhis zu beschützen. Warum wollte man mich dafür töten? Als hätte ich nicht schon genug Probleme mit Haruhi...
…
Sie war völlig Wahnsinnig! Dieser eine Gedanke beherrschte Kyon schon seit sie das Gesindeviertel im Norden der Stadt betreten hatten. Haruhi wollte zu einem Ort von dem sie in den Aufzeichnungen ihres Onkels gelesen hatte. Einer kleinen, schäbigen und von außen eigentlich ganz und gar unauffälligen Taverne. Aber jeder wusste, dass man sich von dort fernhielt! Selbst er, und dabei stammte er nicht einmal aus Guerilla. An diesem Ort trafen sich die ´freiberuflichen` Auftragsmörder der Republiken. Oder mit anderen Worten, alle die gerne Leute umbrachten, aber entweder nicht talentiert oder geistig gesund genug waren um der Gilde beizutreten. Niemand wäre je auf die Idee gekommen diese Männer als Leibwächter anzuheuern. Die Taverne besaß nicht einmal einen Namen. Lag vermutlich daran, dass alle paar Monate der Besitzer wechselte, weil der vorherige Wirt von den Gästen ausversehen abgestochen worden war.
Um mal eins ganz kurz klarzustellen, ich bin kein Feigling. Aratarn, der beste Schwertkämpfer der ganzen Republiken hatte mich ausgebildet, aber das war einfach nur Selbstmord! Ich war ein Leibwächter in Ausbildung und dieser Abschaum da drin, verdiente seinen Lebensunterhalt damit Wachen wie mich ganz nebenbei umzubringen ohne überhaupt hinzusehen. Es war als würde man ein Kaninchen in eine Wolfshöhle werfen...also äh, damit meine ich natürlich nicht dass ich ein Kaninchen bin. Ich würde mich eher als einen...Wolf sehen. Ja genau, einen Wolf, in einer Höhle randvoll mit anderen, größeren und gemeineren Wölfen, die aus irgendeinem Grund Wolfsfleisch liebten. Oder so etwas in der Art.
Jedenfalls ging Haruhi zielstrebig auf diesen grauen, alten Schuppen zu. Bevor er seine Sorge darüber zum Ausdruck bringen konnte, war Lady Asahina plötzlich ganz nah neben Kyon und legte ihm sanft ihre zierliche Hand auf die Schulter. Sie senkte die Stimme und sprach leise genug damit die anderen sie nicht hören konnten.
„Kyon.“ flüsterte sie
„Ja, meine Herrin?“ Gott roch sie gut, nach dem kräftigen Tee aus Ceicla und dem frischen Nordwind von einer Blumenwiese irgendwo in den Eisenbergen an einem kristallklaren See, umgeben von schneebedeckten Gipfeln um die mächtige Adler kreisten...gut vielleicht bildete Kyon sich das auch einfach nur ein.
„Was auch immer gleich dort drin passiert, ich möchte dass du nicht eingreifst.“
„Ähm, was? Sie will wirklich dort rein? Die bringen Euch und Haruhi um, Lady Asahina!“ Haruhi drehte sich kurz um, als sie seinen empörten Aufschrei hörte und betrachtete die Beiden mit einem seltsamen Blick, vor allem Asahinas Hand auf seiner Schulter. Bildete er sich das nur ein, oder sah sie tatsächlich ein wenig verärgert aus?
„Nicht so laut.“ flüsterte Asahina weiter und lächelte Haruhi unsicher zu, bis die Silberblatt das Interesse an ihnen verlor „Versprich mir, dass du nicht einschreitest, egal was passiert. Bitte, es ist wichtig.“
„Warum? Ich bin hier um Euch zu beschützen, warum sollte ich zulassen dass Euch etwas zustößt?“
„Weil Haruhi noch diesen Monat von den Schwertern der königlichen Soldaten in Stücke gehackt werden wird wenn das hier fehlschlägt.“ Dieser ernste, besorgte Unterton in ihrer Stimme passte einfach nicht zu ihr. Was war denn jetzt schon wieder los? Fassungslos betrachtete er sie, hatte selbst sie jetzt schon Geheimnisse vor ihm? Es war ihm egal was in Yukis oder Koizumis Köpfen vor sich ging und welche seltsamen Pläne sie im Geheimen verfolgten, aber seine Lady Asahina? Anscheinend wusste jeder was hier vor sich ging, jeder außer ihm natürlich und vermutlich auch Haruhi, die war wahrscheinlich sogar noch ahnungsloser über die Dinge die um sie herum geschahen. Zum Glück hatte er keine Zeit mehr sich weiter Gedanken über Asahinas seltsames Verhalten zu machen, denn Haruhi nutzte es schamlos aus dass er in Gedanken versunken war und führte sie in der Zwischenzeit fröhlich in den sicheren Untergang.
Als Kyon endlich wieder wahrnahm was um ihn herum passierte, befanden sie sich bereits mitten in einem dunklen, muffigen Schankraum. An den abgenutzten und oft notdürftig reparierten Tischen hockten locker um die 50 Männer und sahen sie überrascht an. Eine ganze Gruppe von jungen Adligen traf man hier selten, meistens schickte der Adel Diener um über Aufträge zu verhandeln. In Kyon stiegen erste Anzeichen von Panik auf, als er sah dass jeder der Anwesenden bewaffnet war. Endgültig am verzweifeln war er, als sich die Tür hinter ihnen schloss, und sich möglichst unauffällig, einige dieser Verbrecher davorstellten. Unbeirrt machte Haruhi sich auf den Weg zu dem staubigen, hölzernen Tresen. Direkt neben einem Mann mit grauen Haaren und faltigem Gesicht blieb sie stehen.
„Mach mal Platz, ich möchte da sitzen.“ sagte sie einfach nur.
Der Mann erhob sich schwerfällig und sah sie mit einem spöttischen Grinsen an „Was willst du denn? Sieh zu dass du Land gewinnst, oder...“ weiter kam er nicht. Haruhi rammte ihm wortlos die Faust in den Magen. Als er sich vor Schmerz und vor allem vor Überraschung nur ein klein wenig krümmte, schoss ihr rechter Fuß sofort vor und krachte gegen seinen Kopf. Wie es ihr gelang ihr Bein so weit hochzukriegen sollte mir immer ein Rätsel bleiben, auch wie sie es schaffte das ganze so vollkommen locker und leicht aussehen zu lassen. Jede ihrer Bewegungen war fließend und schnell gewesen, sie hatte keine Sekunde gezögert. Der Mann knallte auf den steinernen Boden und schlug hart mit dem Kopf auf. Kyon konnte selbst vom Eingang aus noch das leise Knacken hören. Er musste ohnmächtig sein, zumindest bewegte er sich nicht mehr, wenn man mal von einem gelegentlichen Zucken absah. Ohne den Mann noch eines Blickes zu würdigen, ließ sie sich nieder und winkte den Wirt zu sich heran.
„Ein Bier.“ sagte sie strahlend, ohne sich im Geringsten um die Blicke der Anwesenden, welche zwischen ihr und dem Verletzten hin und her schwankten, zu scheren. Misstrauisch ließ der Wirt das Glas auf den Tresen krachen, hoffentlich zahlte sie bevor die sie umbrachten. Haruhi schnappte sich das große Bierglas, nahm einen tiefen Schluck und verzog angewidert das Gesicht „Bäh! Das schmeckt ja widerlich, was ist das? Abwasser? So was würde man an der Tafel meiner Mutter niemals auftischen, sie würde den Braumeister hängen lassen.“ langsam drehte sie den Kopf und sah sich in dem dreckigen Schankraum um „Wer ist der Anführer von euch Abschaum? Ich habe keine Lust mit jedem einzeln zu reden.“
Der Mann neben Haruhi wandte sich zur ihr um. Kyon schluckte, das was dort neben ihr saß war sicher kein Mensch, es war eher ein riesiger Berg aus Fleisch, aus dem zwei winzige Schweinsäuglein hervorblitzten. Auf seinem Kopf sprossen ein paar blonde Haare, auch wenn die wenigen Härchen auf dem fleischigen, breiten Kopf hoffnungslos verloren wirkten. Er musste locker drei Köpfe größer sein als Haruhi, ach was rede ich da, eher vier. Er trug eine kurze Fellhose und eine ärmellose Weste, neben seinem Stuhl lehnte eine gewaltige Keule. Abschätzend betrachtete er das Mädchen von oben herab, wer war diese Verrückte?
„Ah gut, das dachte mir schon irgendwie.“ lächelnd prostete sie ihm zu.
„Ach? Und warum?“ seine Stimme klang wie das Brüllen eines Bären, obwohl Kyon sich sicher war dass jeder Bär vor ihm davonlaufen würde um sich verängstigt in irgendeiner Höhle zu verkriechen.
„Ganz einfach, du hast diesen Ausdruck freundlicher Bösartigkeit und ehrlicher Hinterhältigkeit in den Augen, gemischt mit einem gesunden Maß an Brutalität. Das gefällt mir.“
„Dasselbe wollte ich gerade über dich sagen.“ sein Blick wanderte zu dem Mann der, noch immer zuckend, am Boden lag „Du hast den armen Davos ganz schön übel zugerichtet.“
„Oh, ja kann sein.“ erwiderte Haruhi schulterzuckend „Wird er es überleben?“
„Hab schon schlimmeres gesehen. Wenn man ihn sofort zu einem Medikus bringt, der seinen Schädel versorgt, könnte er vielleicht durchkommen.“
„Vielleicht.“ sie starrte ungerührt in die kleinen, dunklen Augen des gewaltigen Mannes. Niemand machte Anstalten dem Verletzten zu helfen. Als sich, sehr viel später, endlich jemand erbarmte war es bereits zu spät für den Armen. „Wie heißt du?“
„Bulldoz. Und wer bist du, meine Hübsche? Ich weiß gerne die Namen meiner Opfer.“
„Haruhi, Haruhi Silberblatt. Meine Mutter ist die Matriarchin von Vanidarien, Göttin des Nordens, Tochter des Weißen Baums und Gottkönigin von Varos.“
Sofort machte sich Aufregung unter den Männern an den Tischen breit. Viele zogen lange Dolche, einige sogar Schwerter und sprangen begeistert auf.
„Ruhig! Unser Geld läuft schon nicht weg!“ hielt Bulldoz sie zurück, bevor er sich wieder Haruhi zuwandte „Wusstest du dass der Vizekönig, ganz inoffiziell natürlich, ein nettes Kopfgeld auf dich ausgesetzt hat, Kleine?“
„Nein, aber damit habe ich gerechnet. Wie hoch ist es?“ fragte sie unbeeindruckt nach.
„5000 Goldstücke. Selbst wenn ich es mit meinen Männern teile, bleibt noch immer ein kleines Vermögen für mich übrig.“ er sah irgendwie nicht so aus als würde er besonders viel mit seinen Männern teilen, Kyon fragte sich ob die wohl je mehr als ein paar Münzen von dem Kopfgeld sehen würden.
„So wenig?“ Haruhi klang ernsthaft beleidigt, dabei konnte man mit dem Geld eine kleine Armee ausrüsten „Koizumi! Erinnere mich daran dem Vizekönig zu schreiben. 5000! Was für eine Frechheit. Alleine das wäre schon ein Kriegsgrund.“
„Glaubst du wirklich, dass du noch Gelegenheit hast dich zu beschweren?“ fragte Bulldoz neugierig nach.
„Nun falls nicht, möchte ich dich bitten ihn von meiner Unzufriedenheit in Kenntnis zu setzen sobald du meinen Kopf ablieferst.“ erwiderte Haruhi schulterzuckend.
Ihr Auftreten verwirrte Bulldoz, sie zeigte keinerlei Angst vor ihm oder seinen Männern. Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper schweifen, sie war hübsch. Was für eine Verschwendung, wirklich schade dass er sie töten musste „Wir könnten uns uns vielleicht etwas besser kennenlernen bevor ich dir die Kehle durchschneiden muss.“
„Mhm, wenn wir die Sache mit dem Umbringen weglassen, gehe ich vielleicht sogar darauf ein.“ Ich bin mir bis heute noch immer ziemlich sicher, dass sie das nicht ernstgemeint hat, hoffe ich jedenfalls.
„Ein großzügiges Angebot, aber am Ende des Tages zählt leider nur das Gefühl von Goldmünzen in meinen Händen, die ich mit ehrlicher Halsabschneiderei verdient habe. Außerdem,“ jetzt fing er an zu Grinsen „kann ich mir vorher auch einfach nehmen was ich will, oder etwa nicht?“
„Ja, das könntest du und vielleicht würde es dir sogar gelingen. Aber, bisher ist niemand über mich hergefallen oder hat mich umgebracht. Also können wir uns noch ein wenig unterhalten.“ als der große Mann nickte, winkte sie strahlend den Wirt heran „Zwei von dem Schnaps aus Belunda und zwar nichts vom dem Billigen, obwohl du hier vermutlich nur billiges Zeug hast.“
Als der Wirt unsicher zu Bulldoz sah, erklärte dieser sich bereit die Rechnung zu bezahlen, er war schließlich höflich. Außerdem würde das Mädchen nicht mehr zahlen können wenn sie erst einmal tot war. Sofort als Haruhi das kleine Glas in Händen hielt kippte sie den Inhalt in einem Zug runter. Kyon wurde schlecht als er das sah. Was tat sie da? Haruhi war doch nüchtern schon schlimm genug. Kurz sah er sich nach den Anderen um. Yuki starrte ausdruckslos ins Nichts, Koizumi tat so als würde ihn das alles nichts angehen und Asahina versuchte möglichst nicht aufzufallen. Aber keiner zeigte auch nur eine Spur von Panik, dabei wäre Panik mehr als angebracht gewesen!
„Was führt dich eigentlich hierher? Also, außer Todessehnsucht.“ dröhnte die Stimme des Mörders durch den Schankraum.
„Ich bin auf der Suche nach tapferen, ehrenhaften Männern für meine Leibwache.“ antwortete Haruhi ernst.
„Was? Und da kommst du hierher?“ er stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus „Vielleicht bist du doch nicht so klug wie ich zuerst dachte.“
„Ich hatte gehofft hier jemanden zu finden der den König genauso sehr hasst wie ich.“
„Und warum sollten wir den König hassen?“ fragte er belustigt nach.
„Die Grander sind Usurpatoren. Vor über 100 Jahren haben auch die Republiken an der Seite der rechtmäßigen Könige gekämpft. Es ist eure Pflicht für die Auguster zu...“
„Die Auguster sind tot! Alle. Warum sollten wir für ihre verfaulten Leichen kämpfen?“ warf einer der Männer irgendwo im Raum ein.
„Wären die Auguster so tolle Herrscher gewesen, hätte wohl kaum das halbe Reich gegen sie rebelliert oder?“ meinte ein Anderer.
„Dann hasst ihr vielleicht die Arroganz der Königlichen, sie...“ fuhr Haruhi unbeirrt fort.
„Arrogant? Die haben uns nie irgendwas getan.“ murmelte jemand.
„Ich hab Verwandte in Alexandrieska, die sind nettere Menschen als die meisten Republikaner.“ meldete sich der Nächste, sie gingen Haruhi damit langsam auf den Geist.
„Gut, was ist mit den königlichen Steuern, die sind doch sicher viel zu hoch.“ versuchte sie es mit einem anderen Argument.
„Sehen wir aus als würden wir Steuern zahlen?“ rief wieder einer der Störenfriede dazwischen.
„Die Abgaben sind nur hoch wenn Vanidarien mal wieder rebelliert und der König mehr Soldaten braucht um den Aufstand von euch Hinterwäldlern niederzuschlagen!“ meckerte ein Weiterer.
„Diese Schreihälse hätte ich nicht gerne in meiner neuen Leibwache. Sie fangen an mir auf die Nerven zu gehen.“ seufzte Haruhi.
„Seh ich genauso.“ zornig drehte Bulldoz sich zu seinen Männern um, die sofort verstummten. „Haltet endlich die Schnauze und kümmert euch um euren Scheiß! Ich unterhalte mich hier. Wenn die Zeit zum töten gekommen ist, sage ich euch hirnlosen Idioten schon früh genug Bescheid.“
„Danke, das ist schon viel besser.“
„Keine Ursache. Du sagtest, du brauchst Leibwächter? Meine Männer und ich sind nicht billig, außerdem müsstest du uns vorher noch das Kopfgeld auszahlen.“ er rieb sich nachdenklich übers schwabbelige Doppelkinn.
„Natürlich, ich bin bereit jeden Preis zu bezahlen den du verlangst.“
„Ach? Und wo hast du so viel Gold versteckt?“
Leichtfüßig sprang Haruhi von ihrem Stuhl auf, wirbelte umher und kam neben Lady Asahina zum Stillstand. Sofort packte sie die rothaarige Mimir an den Schultern, zog sie vor sich und präsentierte sie strahlend ihren neuen ´Freunden`. Asahina schrumpfte unter den musternden Blicken der Männer zusammen und fühlte sich sichtlich unwohl.
„Ganz niedlich, bringt sicher einen guten Preis wenn man sie an eins der Bordelle verkauft. Aber ehrlich gesagt ist das nicht mal genug für das Kopfgeld.“ murmelte der Mörder unbeeindruckt.
„Du denkst viel zu plump. Das hier, ist eine echte Mimir. Asahina, Tochter von Aratarn und Miranda. Die ist ihr Gewicht in Gold Wert, ach was sag ich da, dein Gewicht in Diamanten!“
„Eine Mimir?“ Bulldoz musterte das rothaarige Mädchen noch einmal, diesmal mit deutlich mehr Interesse. Er war auf seinen Reisen durch die Republiken oft in Benjii gewesen, sie sah wirklich aus wie eine Mimir. Nur ihre Augen passten nicht ganz, sie waren von einem seltsamen Rotbraun. Lag vermutlich daran, dass ihr Vater ein Silberblatt war. Davon hatte er gehört, diese seltsame Verbindung sorgte damals in Benjii eine Weile für Unruhe. Damals war die Rebellion der Silberblätter gerade in vollem Gange gewesen und man fürchtete in den Krieg hineingezogen zu werden. Den Saum ihres Kleides verzierten Pinguine, die Wappentiere der Mimir und der ernst dreinblickende Typ hinter ihr, der aussah als würde er vor Wut über Haruhis Worte gleich platzen, trug das Wappen der Trellik, der Leibwächter der Mimir. „Ja.“ sprach er zögerlich „Ja, das Lösegeld einer Mimir würde ausreichen.“
„Also, kommen wir ins Geschäft?“ fragte Haruhi lächelnd.
Bulldoz brauchte eigentlich gar nicht erst lange zu überlegen wie seine Antwort lauten würde. Dieses Mädchen hatte ohne Zweifel Mut und es würde ihm vielleicht sogar ein klein wenig leid tun, wenn er sie umbrachte. Kurz dachte er daran zum Schein vorerst auf ihr Angebot einzugehen. Es könnte sicher interessant werden, noch ein wenig in ihrer Nähe zu sein, bevor er ihren Kopf und die Mimir an sich nahm. Er hatte kein Problem damit seine Geschäftspartner zu verraten, das tat er immer wenn es Gewinn versprach. Aber das wäre in diesem Fall unklug. Seine Beute befand sich hier, direkt vor seiner Nase. Später konnte ihm jemand anders zuvorkommen und das ganze schöne Gold wäre verloren. Nein, es war am besten die Sache schnell hinter sich zu bringen. Die anderen Drei könnte er mit einer sehr sehr hohen Lösegeldforderung nach Benjii schicken. Miranda würde ihre Familie notfalls sogar ruinieren um ihre Tochter gesund zurückzubekommen. Nichts galt den Mimir mehr als ihre Familie, nicht einmal ihr Reichtum. Er hatte nicht vergessen was Haruhi mit einem seiner Männer angestellt hatte, sie konnte sich offensichtlich recht gut wehren. Doch gegen so viele Gegner würde sie keine Chance haben, egal wie schnell sie sich bewegte.
Gerade wollte Bulldoz den Mund öffnen und seinen Männern den Befehl zum Angriff geben, doch er konnte es nicht. Verwirrt versuchte er es noch einmal, aber nichts an seinem Körper gehorchte dem Mörder mehr. Für alle anderen musste es so aussehen, als würde er noch immer über seine Antwort nachdenken, während er unbeweglich dasaß. Er konnte selbst seine Augen nicht bewegen und dann spürte er es. In seinem Kopf passierte etwas, etwas Unerklärliches. Seine Erinnerungen, Gedanken, ja sein ganzes Bewusstsein waren in Aufruhr, sie verschoben sich, sie...er wusste nicht was mit ihnen passierte, wusste nicht was in seinem Kopf geschah und das ließ Panik in ihm aufsteigen. Zum erstenmal in seinem Leben machte ihm etwas Angst. Was um alles in der Welt ging hier vor sich? Es war, als würde eine unsichtbare Macht alles an ihm verändern was ihn je ausgemacht hatte, alles was er war. Haruhi starrte ihn aus ihren großen, braunen Augen ungeduldig an, er versank darin, sie schienen zu versuchen ihn zu verschlingen und dann...
Und dann, existierte plötzlich nur noch Nichts. Nur für den Bruchteil einer Sekunde.
Bulldoz blinzelte verwirrt und hielt sich die Hand vor Augen, er konnte sich bewegen. Natürlich konnte er sich bewegen, dachte er ärgerlich. Warum sollte er sich auch nicht bewegen können? Langsam sah er sich in dem Schankraum um, sie warteten ungeduldig auf seine Antwort. Dachte er wirklich schon so lange nach? Seltsam. Dabei brauchte er doch gar nicht lange zu überlegen wie seine Antwort lauten würde. Er würde dieses seltsame, aber irgendwie auch interessante, Mädchen als Leibwächter begleiten, zusammen mit einem Dutzend seiner besten Männer. Die Bezahlung war sicher nicht schlecht, sie hatte eine Mimir als Freundin und die zahlten immer gut. Wenn er sie später verriet könnte er theoretisch sogar noch viel mehr Geld rausholen, das wäre sicher nicht besonders schwer, aber nein, er war niemand der seine Geschäftspartner verriet, das tat er niemals.
…Sie standen im Gesindeviertel mitten auf der Straße und Kyon hatte sich noch nie so sehr gefreut die Sonne wiederzusehen. Der Mörder hatte auf das Kopfgeld verzichtet, aber der Preis für seine Männer war trotzdem noch immer mehr als stattlich. Haruhi war, ganz beschwingt von ihrem Erfolg, bereits vorausgestürmt und belästigte gerade irgendeinen armen Straßenhändler der nichts als Schrott verkaufte. Mikuru hatte sie mitgeschleift und Yuki folgte ihnen langsam. Nur Koizumi stand noch immer neben ihm.
„Was ist da drin passiert?“ fragte Kyon, als er es endlich schaffte seine Stimme wiederzufinden „Und viel wichtiger, warum leben wir noch?“
„Weißt du, Kyon, jeder von uns könnte genau das Gleiche versuchen wie Haruhi eben. Wir könnten das gleiche sagen, uns genauso bewegen, genauso reden. Und trotzdem würden wir am Ende mit aufgeschlitzter Kehle in irgendeiner Gasse enden.“
„Und wieso hat es dann bei ihr funktioniert?“
„Ich dachte das hätte ich dir bereits in Benjii gesagt.“ Koizumis Augen bohrten sich förmlich in ihn. Noch ehe Kyon etwas erwidern konnte, stand Haruhi plötzlich vor ihm und starrte ihn an.
„Haben die Mimir Geld in der Stadt?“
„Mhm? Ja, es gibt hier einen Handelskontor der Mimir, aber...“ diese Frage gefiel ihm nicht, was wollte sie denn jetzt schon wieder?
„Gut. Dort hockt bestimmt irgendein Mimir, der wird dich oder Mikuru sicher erkennen. Sag einfach du brauchst Geld um mehr Männer anzuheuern. Berichte dass wir auf dem Weg hierher angegriffen wurden, lass einen Brief an Aratarn nach Benjii schicken. Tu was immer nötig ist, aber besorg lieber das Geld, ansonsten werden die neuen Leibwächter sicher sauer.“
„Warum sollten die Mimir deine neuen Wachen bezahlen?“ antwortete er bissig.
„Nicht meine, die von Mikuru.“
„Und warum sollte Mik...Lady Asahina in Gefahr sein?“
„Ganz einfach, wenn die königlichen Soldaten versuchen mich zu ermorden, werde ich direkt hinter Mikuru stehen. War das deutlich genug?“ -
Expansion wird wahrscheinlich wie bisher in jedem TW, welches ich gespielt habe, der Schlüssel zum Sieg sein.
Würde eher sagen das ist einzig und allein in Shogun2 so, alle anderen TW´s kann man auch sehr gut ohne dieses langweilige rushen spielen. Wenn Rome2 in der Hinsicht auch wieder so wird landet es nach spätestens 20 Runden eh in der Ecke. ^ ^
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7. Eine Göttin verliert einen Diener
2105. Jahr der Sonne, Republik Benjii, Villa der MimirKyon betrat vorsichtig das Zimmer, vor ihm standen gerade nicht wirklich die zwei gefährlichsten Menschen des ganzen Reiches oder etwa doch? Sally und Theron von Nurc leiteten gemeinsam die Mördergilde und auch wenn er als Republikaner keine allzu negative Einstellung gegenüber der Gilde vertrat, musste es einem bei diesen Beiden einfach kalt den Rücken runterlaufen. Gerüchten zufolge waren sie manchmal sogar ein Paar, aber wirklich nur manchmal denn meistens versuchten sie sich gegenseitig umzubringen und bekämpften einander oft genug um die alleinige Kontrolle der Gilde. Irgendwann hatte er sogar davon gehört dass sie vor vielen Jahren zusammen ein Kind gezeugt hatten und es zur perfekten Mörderin heranzogen, aber das war nichts weiter als Gerede, völlig bedeutungslos und ohne einen Funken Wahrheit, zumindest hoffte er das.
„Ah Kyon, gut dass du endlich da bist.“ wandte sich Aratarn an ihn „Als Leibwächter meiner Tochter geht dich das genauso an wie alle anderen. Du weißt sicher schon wer unsere Gäste sind, der Hauptmann und Lady Silberblatt allerdings nicht. Darf ich vorstellen, Theron und Sally von Nurc, Leiter der Gilde. Sie sind hier um uns bei dem Mörder zu helfen der in Benjii wütet.“
„Die Schlange von Nurc! Der erfolgreichste, der beste, der größte Auftragsmörder der Republiken, des ganzen Reiches! Der Mörder des alten Herzog Quest von Synkrien, von der Prinzessin aus Nika, die so hässlich gewesen sein soll dass der Graf von Nika selber den Auftrag zu ihrer Ermordung gegeben hat. Ihr seid sogar in die Festung von Vanidos eingedrungen! Der Herzog hat noch immer eine Narbe am Bein, dort wo Euer Dolch ihn erwischte!“ Haruhi war vollkommen außer sich und ließ Theron gar nicht zu Wort kommen. Sie hätte vermutlich noch tagelang geredet, wenn die Attentäterin neben Theron sie nicht barsch unterbrochen hätte.
„Wer ist dieses quiekende Geschöpf?“ fragte Sally und musterte die junge Silberblatt.
Haruhis Augen funkelten die Frau einen Moment zornig an, bevor ihr Gesicht sich plötzlich aufhellte und sie wieder anfing voller Begeisterung weiterzuplappern. „Sally? Sally von Nurc? Die zweitbeste Attentätern des ganzen Landes!“
„Zweitbeste?“ knirschte Sally, diese Bezeichnung schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen.
„Wie auch immer.“ begann Theron schnell bevor noch jemand etwas sagen konnte, er kannte Sallys Temperament nur zu gut. „Wir haben aufgrund Eurer Berichte entschieden dass diese Angelegenheit ab jetzt einzig und allein die Gilde betrifft. Wir werden dieses Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen und es...beseitigen.“
Bei dem letzten Wort verzog Sally kurz das Gesicht, scheinbar wussten sie wer hinter den Morden steckte und es gefiel ihr nicht dass der Mörder einfach so umgebracht werden sollte. Aber dass sie sich jedes Widerwort sparte zeigte auch dass sie sich damit abgefunden hatte.
„Die Hilfe der Gilde ist willkommen, meine Männer sind sowieso überfordert mit der derzeitigen Situation. Ich habe ihnen beigebracht zu kämpfen, nicht irgendwelchen Schattengestalten hinterherzujagen.“ erwiderte Aratarn ruhig, auch wenn es nicht gerade ungefährlich war den Gildenmitgliedern Zutritt zur Stadt zu gewähren. Der Mörder wurde aber langsam zu einem wirklichen Problem für die Mimir, er begann die Menschen in Panik zu versetzen, sie waren richtige Mörder nicht gewohnt, nur die Mitglieder der Gilde.
„Und was hat das mit uns zu tun?“ Mischte sich Garon, der Hauptmann der königlichen Soldaten in Haruhis Leibwache, ein.
„Einer Eurer Männer wurde heute früh in einer Gasse, nicht weit von hier, gefunden. Alles deutet auf unseren Mörder hin.“
„Wirklich? Er hat einen dieser Königlichen getötet?“ unterbrach sie Haruhi aufgeregt „Ich muss diesen Mörder unbedingt kennenlernen, vielleicht kann er mir noch ein paar Tipps geben.“
Den Hauptmann schien diese Nachricht dagegen wenig zu begeistern, dieser Mann sollte eigentlich Haruhi verfolgen. Hatte sie ihn vielleicht sogar selber umgebracht? Zutrauen würde er es der Silberblatt, für sie waren er und seine Männer nicht viel mehr als Tiere. „Nach dem was ich weiß hat der Mörder bisher nur Republikaner umgebracht, keine Fremden. War es nur Zufall dass er ausgerechnet einen der Meinen erwischte?“
„Vielleicht.“ sagte Sally „Es deutet zumindest nichts darauf hin dass er sich groß um die Wahl seiner Opfer schert. Wie auch immer, er wird bald kein Problem mehr darstellen. Theron und ich werden ihn sicher ohne Probleme einfangen.“ Nur ganz leise konnte Kyon leichte Zweifel aus ihrer Stimme heraushören, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
„Seid ihr beiden euch da vollkommen sicher?“ fragte Aratarn nach, er hatte kein gutes Gefühl dabei, wenn Haruhi und ihre Leibwache plötzlich zum Ziel dieses Verrückten geworden waren befand sich seine Tochter bei ihnen in Gefahr. Andererseits vertraute er Theron halbwegs, soweit man einem Attentäter vertrauen konnte, aber noch wichtiger er vertraute dessen Urteil.
„Ja, es besteht kein Zweifel dass wir dieses bedauerliche Problem schnell aus der Welt schaffen. Es handelt sich nur um ein ehemaliges Gildenmitglied, wir werden ihn ohne große Probleme zur Strecke bringen.“ antwortete Theron mit fester, überzeugender Stimme.Tja das wäre meine letzte Chance gewesen dem Ganzen doch noch zu entkommen. Aber Aratarn und Miranda Mimir entschieden sich dazu ihre Tochter trotzdem mit Haruhi zu schicken. Sie glaubten wirklich nur an einen Zufall was den Tod des Soldaten anging und sie vertrauten darauf dass Sally und Theron Erfolg hatten. Waren sie nicht die besten Attentäter des Reiches, vielleicht sogar der Welt? Nein. Nein das waren sie nicht mehr, jemand anderes hatte ihre Fähigkeiten schon lange übertroffen. Es war ein unkontrollierbares Monster, dass sie in ihrer Selbstüberschätzung selbst erschufen und jetzt konnten sie es nicht mehr vernichten. Aber wie auch immer, wir haben ja nicht nur Haruhi und die Republikaner, nein wir haben auch noch eine Priestern, drei Ritter und rund 500 Belunder, Belunadaraner, Belunderesen, Belundarer? Irgendwie so war das glaube ich.
2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, südlich von Lordaeron
Sie waren gut vorangekommen, sogar besser als erwartet. Angriffe der Dämonen blieben bisher zum Glück aus und auch das Wetter, im sonst so regnerischen Norden Belundas, schien auf ihrer Seite zu sein. An diesem Abend schlugen sie ihr Lager am Rand des Waldes auf, vor ihnen erstreckten sich jetzt die endlosen, öden Ebenen Zentralbelundas. Die nächste große Stadt lag viele viele Meilen entfernt im Osten, nur einige Dörfer und Burgen säumten den Rand dieser trostlosen Einöde. Ihre Kameraden wiesen gerade noch die Wachtposten ein, während Abbendis sich neben Christine an einem kleinen Feuer niederließ. Über 500 Menschen hatten sie aus dem Wald herausgeführt und in wenigen Tagen würden sie die sichere Burg ihres Freundes erreichen. Von dort aus würden sie ihre weiteren Schritte planen, es musste doch eine Möglichkeit geben den Herzog von der Existenz der Dämonen zu überzeugen. Gerne hätte sie eine tote Kreatur mitgenommen aber die Leichen der Dämonen lösten sich bereits nach wenigen Stunden vollkommen in blauem Feuer auf.
„Seid Ihr eine Christin?“ brach Abbendis das Schweigen, sie wollte mehr über die Fremde in Erfahrung bringen. Sie schien viel über die Dämonen zu wissen, zumindest viel mehr als jeder andere Mensch im Königreich, vielleicht fand sich mit ihrer Hilfe ein Weg den Herzog zu überzeugen.
„Eine was?“ fragte sie verblüfft, mit diesem Wort konnte Christine, trotz ihres Namens Klappe deswegen, rein gar nichts anfangen.
„Ähm.“ Abbendis zögerte kurz, konnte es sein dass sie sich geirrt hatte? Es war sowieso merkwürdig dass sie behauptete eine Priesterin zu sein, es gab dort keine weiblichen Priester. „Das Christentum war vor mehr als 2000 Jahren die Religion der ursprünglichen Einwohner dieser Insel. Einige ihrer Nachfahren leben noch immer im Königreich verteilt. Außerdem gibt es die Grafschaft Nika, hinter der östlichen Wüste, dort herrscht noch das alte christliche Kaiserhaus.“
„Ich weiß nicht was diese Christen sind, mein Leben gehört Sigmar und dem Imperator. Wie kommt Ihr überhaupt darauf?“
„Ihr habt von einem Kreuzzug geredet, nur Christen benutzen dieses Wort und noch vor einigen Jahren hätte man Euch dafür hinrichten können.“
„Was auch immer diese Christen unter einem Kreuzzug verstehen kümmert mich wenig. Ein solches Heer steht unter dem heiligen Willen Sigmars und dem Wappen des Imperators, einem Totenschädel, gekrönt mit einem Lorbeerkranz und darunter ein Kreuz aus vergoldetem Eisen.“
„Wollt Ihr für unseren kleinen Kreuzzug nicht lieber ein Schwert? Wir haben noch ein paar übrig, aus gutem belundischen Stahl.“ Abbendis betrachtete die klobige Kriegskeule, die Waffe passte nicht wirklich zu der jungen Priesterin.
„Die Priester Sigmars kämpfen schon seit 2000 Jahren mit Kriegshämmern, auch wenn dieses...Ding nicht einmal ansatzweise an meinen eigenen Hammer heranreicht. Ein wahres Ungetüm das jeden Dämon in die Knie zwingen konnte, leider ging er auf meiner Reise verloren.“
„Die Dorfbewohner sagten Ihr seid in der Lage aus dem Nichts einen Hammer aus goldenem Licht zu erschaffen, wozu braucht Ihr dann überhaupt noch eine Waffe?“
„Es erfordert viel Konzentration und Kraft eine göttliche Waffe aus Nichts zu erschaffen. Es ist besser eine Art Vorlage zu haben und dafür reicht diese Keule geradeso. Mit meiner alten Waffe war es sogar noch einfacher, sie war nämlich schon fast perfekt und meine Gebete konnten sie nicht mehr viel stärker machen.“ antwortete die Priesterin seufzend
„Woher hattet ihr diesen Hammer?“
„Ein Freund erschuf ihn für mich, sein Name ist Kazgar, er ist ein...“ Christine brach ab, die Menschen hier konnten mit dem Begriff Zwerg sicher wenig anfangen, nichts deutete darauf hin dass es hier außer Menschen noch andere Rassen ihrer Heimat gab „ein Schmied, einer der besten die diese Welt je gesehen hatte. Auch wenn die Schmieden in Kislev nicht so gut sind wie die in seiner Heimat hat er ein wahres Meisterwerk erschaffen. Die Runen beschützten mich schon oft vor der Magie des Chaos und der dämonischen Macht.“
„Ihr habt dieses Kislev schon einmal erwähnt, stammt Ihr von dort?“
„Nein, nein ich wurde weiter im Süden geboren. Erst in meinem Fünfzehnten Lebensjahr schickte man mich nach Norden, an den Hof des Zaren von Kislev. Kislev...die große, schneebedeckte Stadt am Ufer des Flusses Lynsk. Mit dem mächtigen Bokhapalast aus reinem, magischen Eis, erschaffen von den Eishexen der alten Zeit. Mit bloßer Willenskraft und der Kraft des Landes selbst, ließen sie dieses glitzernde Kristallschloss aus dem Nichts entstehen und seit fast 1000 Jahren trotzt das Eis der Sonne genauso wie den Kanonen des Südens und den Barbaren der Chaoswüste. Ich ritt an der Seite der kislevitischen Greifenhusaren in die Schlacht. gegen die gleichen Dämonen die jetzt durch eure Wälder streifen und noch mächtigere Diener der Chaosgötter. Niemals habe ich mutigere Krieger gesehen oder einen Menschen der so vor purer, ungezügelter Macht strotze wie die Eishexe Katarina Bokha, die Schwester des Zaren.“
„Wieso musstet Ihr denn Eure Heimat verlassen?“
„Die deren Augen mit kaltem Feuer brennen vernichteten meinen Orden.“ murmelte Christine leise vor sich hin. Sie hatte während des Chaossturms viel gesehen, in zahllosen Schlachten gegen Dämonen und Berserker gekämpft und trotzdem, nie würde sie die Nacht in dem Kloster vergessen, die Nacht in der die Vampire über ihre Ordensschwestern hergefallen und sie in Stücke gerissen hatten. Als einzige hatte sie diese Nacht überlebt und als sie keine Novizin mehr gewesen war, hatte der Imperator sie als hochrangige Adlige an den kislevitischen Hof geschickt, um die Beziehungen zu ihren nördlichen Nachbarn ein wenig zu verbessern.
„Was habt Ihr gesagt?“
„Nichts, seid einfach froh dass es diese Wesen die meinen Orden zerschlugen in diesem Land nicht gibt. Auf ihre Art sind sie schlimmer als die Dämonen.“ mehr schien sie dazu auch nicht sagen zu wollen. Abbendis konnte sich kaum noch schlimmere Kreaturen vorstellen, andererseits war es mit ihrer Fantasie auch nicht gerade weit her. Selbst jetzt zweifelte sie noch ab und zu daran ob sie sich die Dämonen nicht nur eingebildet hatte.
„Woher kommen die Dämonen eigentlich? Wie sind sie entstanden? Was hat es mit dem Chaos auf sich?“
Christine lächelte müde über die vielen Fragen der Ritterin, eine wirkliche Antwort wusste sie selber nicht. Wer sich zu sehr mit dem Chaos und dessen Wesen beschäftigte wurde davon verschlungen, also zog sie die Unwissenheit vor. „Es heißt die Alten erschufen einst vor vielen Tausenden von Jahren zwei gewaltige Tore. Sie sollen unermessliche Ausmaße besessen haben und schwebten über den beiden Polen der Welt. Diese Tore führten von unserer Welt in die der Alten, des Chaos und viele andere die dadurch alle miteinander verbunden waren. Doch irgendwann brachen die Tore zusammen, sie stürzten vom Himmel auf die Erde nieder und zerbarsten. Die pure Kraft dieser Explosion erschuf die Warptore, gewaltige, schwarze Löcher die unsere Welt mit der Dimension des Chaos verbinden. Um die zusammengebrochenen Tore herum ist das Gefüge der Realität von der rohen, einströmenden Chaosmacht aufgelöst. Dort vermischen sich die diesseitige Welt und das Reich des Chaos. Dort werden wahnsinnige Gedanken Realität und Dämonen entstehen aus den Wünschen und Sehnsüchten der Sterblichen. Die restlichen Alten in unserer Welt wurden von den Dämonen vernichtet, was aus diesem weisen Volk geworden ist weiß niemand da es keine Verbindung mehr zwischen den Welt gibt, außer zu einer, zum Reich des Chaos.“
„Vor vielen Tausend Jahren? Das kann nicht sein, wir hörten erst vor kurzem zum erstenmal von diesen Kreaturen und dem Chaos. Haben uns diese allmächtigen Chaosgötter etwa so lange übersehen? Eher unwahrscheinlich, also warum greifen sie erst jetzt an?“
„Weil das hier nicht meine Welt ist und meine Geschichte damit vollkommen unwichtig war?“ Beinahe hätte sie das laut ausgesprochen aber hielt sich noch zurück. Vor allem wusste sie nicht einmal ob es wirklich eine andere Welt war, sie könnte auch auf irgendeiner bisher unentdeckten Insel weit im Osten sein oder vielleicht auch im Süden. Andererseits war es merkwürdig wie das Chaos hier vorging, es waren zwar Dämonen Tzeentchs aber selbst der Gott der Hinterlist und Intrigen würde nicht 10 Jahre damit verschwenden kleine Dörfer zu belagern. Es musste mehr dahinterstecken, warum waren es nur so wenige Dämonen? Dieses Königreich besaß scheinbar keine nennenswerte Möglichkeit den Dämonen Widerstand zu leisten, weder Magie noch die göttlichen Segen und Gebete Sigmars. Eine richtige Chaosinvasion hätte niemand hier aufhalten können, also was entging ihr? Es musste doch einen Grund geben warum Tzeentch sich dieses Land nicht einfach nahm.
„Das weiß ich leider nicht, aber wenn es sich so verhält wie in meiner Heimat steht euch und eurem Volk ein ewiger Verteidigungskrieg bevor. Wir kämpfen schon länger gegen das Chaos an als unser Imperium überhaupt existiert. Selbst wenn wir einen Krieg gewinnen, das Chaos wird immer dort draußen sein und nur auf eine Gelegenheit zum zuschlagen warten, auf einen einzigen Moment der Schwäche.“
„Gibt es denn keine Möglichkeit es zu vernichten? Oder wenigstens diese Verbindung zu schließen von der Ihr spracht. Irgendwie muss man sich doch gegen diese Kreaturen wehren!“ Abbendis konnte oder wollte einfach nicht glauben dass sie diese Dämonen niemals wieder loswurden. Man konnte alles bekämpfen, irgendwie.
„Nein, man muss einfach hoffen dass es einem gelingt das Chaos zurückzudrängen, es in Zaum zu halten und sein Leben lang zu bekämpfen. Diese Dorfbewohner, sie sind auf Rache aus und genau die werden sie niemals erhalten. Man kann das Chaos nicht einfach umbringen, ihr Hass wird nichts weiter sein als der erste Schritt auf dem Pfad in die Gärten des Chaos.“
„Reicht es denn nicht ein Heer zusammenzuziehen und damit zu diesen Toren zu marschieren? Ihr habt vorhin von Magie gesprochen, wenn so etwas wirklich existiert kann man das Tor doch sicher vernichten und die Verbindung zu diesem Warpding unterbrechen.“
„Zu Zeiten Sigmars hätte man es vielleicht geschafft. Damals als er die Stämme der Menschen vereinte und das Imperium gründete, meine Heimat. Mit ihm an der Spitze eines Heeres hätte man zu den gefallenen Toren vordringen und sie für immer zerstören können. Aber er tat es nicht, sondern verschwand spurlos.“ erklärte Christine der inzwischen vollkommen verwirrten Abbendis.
„Sigmar? Ich dachte das wäre der Name eures Gottes, es klingt aber eher als würdet Ihr über einen Menschen reden, der wirklich unter den Sterblichen gelebt hat.“
„Es gab eine Zeit als er beides zur gleichen Zeit war, Mensch und Gott. Er...“
„Dämonen!“ schallte der entsetzte Ruf eines Söldners durch das Lager, diese Männer waren bisher nur toten Kreaturen begegnet, jetzt die lebendigen und mit Magie um sich werfenden Dämonen zu sehen versetzte sie dann doch aus irgendeinem Grund in Panik. Feuerbälle schossen vom Waldrand auf das Lager zu und schlugen in der aufgeschreckt durcheinander laufenden Menschenmenge ein. Die Einwohner aus dem Dorf hatten während der Belagerung ihrer Heimat schon ein wenig Erfahrung mit den Dämonen gesammelten und reagierten sogar schneller als die Söldner. Sie verteilten sich und rannten in kleinen Gruppen von ein paar Mann oder Einzeln Richtung Wald, damit die Geschosse sie nicht so gut treffen konnten und währenddessen rannten die Frauen und Kinder, geschützt von einem dutzend Bewaffneter, so schnell sie konnten in die entgegengesetzte Richtung davon. Die Söldner waren eher richtige Kämpfe gewohnt, hauptsächlich in den Kriegen gegen das Herzogtum Ceicla im Süden oder die rebellischen Städte direkt westlich davon. Wie auch immer, alle stürmten den Dämonen am Waldrand mit erhobenen Waffen entgegen, bereit die Brut des Chaos zu vernichten. Alle, außer Christine. Die junge Priesterin griff nach der klobigen Keule und ließ sich dann ruhig auf ein Knie nieder. Den schweren Kopf der Waffe stieß sie auf den Boden und während sie leise vor sich hinflüsterte, legte sie Hände und Stirn vorsichtig an den Griff ihrer einfachen Waffe. Abbendis betrachtete sie verwirrt, den Worten nach sprach sie gerade ein Gebet. Wie konnte man so ruhig bleiben und beten während man von Dämonen angegriffen wurde? Ihre Verwirrung war so groß dass sie sogar vergessen hatte sich dem Angriff auf den Waldrand anzuschließen und eilig drehte sie sich wieder von der Priesterin weg. In diesem Moment sah sie nur noch wie einer ihrer Kameraden mit erhobenem Schwert mitten in einen Feuerball rannte und von den Flammen eingehüllt wurde.
„Dathrohan!“ schrie Abbendis entsetzt, sie wusste was dieses dämonische Feuer anrichten konnte, es schmolz sogar die besten Rüstungen Belundas und ließ von den Rittern nichts weiter übrig als einen rauchenden Klumpen Metall. Zumindest war es letztens so gewesen, aber als sich der Rauch verzog stand an der Stelle nur ein unverletzter Dathrohan der überrascht an sich herunterblickte. Abgesehen von etwas Ruß auf seinem Panzer hatte er nichts abbekommen und auch einige der Söldner und Dorfbewohner überlebten ein Bad in dem dämonischen Feuer ohne auch nur leichte Verbrennungen zu erleiden. Nur letzte Reste von goldenem Licht, das langsam wieder verschwand, hüllten sie noch ein. Sie erholten sich schnell von ihrer Verblüffung und begannen auf die Dämonen einzuschlagen die sofort zurückwichen als ihr Feuer keine Wirkung zeigte. Vereinzelte Schreie zeugten davon dass nicht jeder so viel Glück hatte vom Segen geschützt zu werden. Ihre Gegner waren zum Glück nur einfache Feuerdämonen und nicht besonders zahlreich, ansonsten hätte die eher dürftige Ausbildung der Priesterin nicht ausgereicht. Sie war noch eine Novizin gewesen als die Schwesternschaft des Sigmar zerschlagen und ihre Ausbildung damit beendet wurde. Das meiste was sie wusste hatte sie auf dem Schlachtfeld gelernt, von anderen Kriegspriestern oder aus eigener Erfahrung. Mit mächtigeren Dämonen oder sogar einem richtigen Hexer des Chaos wäre sie komplett überfordert, vor allem ohne ihren Kriegshammer. Christine war eher mehr Kriegerin als Priesterin und schon bald musste sie ihr Gebet erschöpft abbrechen. Doch abgesehen von den paar Feuerdämonen, die inzwischen entweder tot waren oder sich zurückgezogen hatten, tauchten keine weiteren Diener des Chaos auf. Als sie sich, schwerfällig auf die Kriegskeule stützend, wieder erhob bemerkte sie wie die Menschen sie anstarrten, hauptsächlich mit Bewunderung aber auch mit Unverständnis und vor allem Angst. Diese Leute kannten keine Magie, keine göttlichen Kräfte und Christine fragte sich ob es mit diesem abgerissenen Haufen jemals möglich wäre eine handfeste Invasion des Chaos aufzuhalten.
2105. Jahr der Sonne, Republik Guerilla, Irgendwo im NirgendwoSie waren nur noch einen Tag von der republikanischen Hauptstadt entfernt und schon wieder bestand Haruhi darauf dass sie unter freiem Himmel übernachteten. Dabei lag ein paar Meilen hinter ihnen ein hübsches, gemütliches Gasthaus, aber die Silberblatt schien davon nicht viel zu halten. Generell ließen sie auf ihren Befehl hin sämtliche Gasthäuser auf der Strecke einfach links liegen. Zum Glück war der Sommer noch nicht ganz vorbei und das Wetter noch halbwegs in Ordnung, weshalb Kyon nicht allzu sehr protestierte. Diesmal würden sie auf einer kleinen Lichtung nahe der Straße lagern. Besonders vorsichtig mussten sie auf der Reise nicht sein, wovor sollten sie auch Angst haben? Zusammen mit den Leibwachen der Mimir waren sie inzwischen fast 50 Mann, keine noch so dumme Räuberbande würde sie angreifen. Außerdem hatten sie nichts von großen Wert dabei, auch wenn sie diesmal etwas mehr Gepäck mitschleppten als auf der Reise nach Benjii. Haruhi hatte wieder darauf verzichten wollen um so schnell wie möglich voranzukommen aber wie sich herausstellte war Lady Asahina keine besonders gute Reiterin. Bei jedem anderen wäre Haruhi einfach vorausgeritten, aber scheinbar wollte sie ihr neues Spielzeug nicht zurücklassen, also ritten sie etwas gemächlicher. Was Haruhi die perfekte Gelegenheit verschafft hatte ein Packpferd mit allem möglichen Schrott zu beladen. Um genauer zu sein hatte sie den halben Stand mit der deadlischen Mode aufgekauft, nur die Götter wussten was sie damit vorhatte, Kyon ahnte das es nichts gutes sein konnte. Während Kyon mit den anderen ihr Nachtlager vorbereitete waren Haruhi und Asahina verschwunden, tauchten aber nach kurzer Zeit wieder auf...und waren beide nicht mehr wiederzuerkennen. Haruhis Haar hatte vorher fast schon bis zu ihren Oberschenkeln gereicht, wenn sie sich schnell genug umdrehte verhielt es sich wie eine Art Peitsche, zumindest hatte Kyon das vor einem Tag schmerzhaft erfahren müssen. Jetzt dagegen reichte es vielleicht noch geradeso bis zu Haruhis Schulterblättern und ein einziges, gelbes Band schien ihr auch zu genügen.
„Was ist mit deinen Haaren passiert?“
„Was soll damit sein?“ Haruhi starrte ihn durchdringend an „Sie sind genauso wie sie sein sollten, gibt es ein Problem damit?“
„Nein, es tut mir leid.“ dass ich überhaupt fragte. Hatte sie sich die Haare wegen ihrem Gespräch abgeschnitten? Wenn ja war es wirklich ein wenig drastisch, aber andererseits, irgendwie sah sie mit den kurzen Haaren weniger gefährlich aus, fast schon irgendwie ganz süß...Habe ich das damals wirklich gedacht? Moment, ich muss kurz meinem Vergangenheits Ich eine kleine Lektion erteilen...Mit einem lauten Krachen brach ganz plötzlich, und ganz ohne Hilfe des Erzählers, ein schwerer, morscher Ast von einem der Bäume ab und stürzte direkt auf Kyons Kopf.
„Ah! Was war denn das?“ der Trellik hielt sich mit beiden Händen den Hinterkopf und trat aufgebracht den verdammten Ast weg ins Unterholz.
„Kyon, hör auf mit diesem Unsinn.“ fuhr Haruhi ihn an, fast so als wäre es alleine seine Schuld gewesen dass der Ast ihn getroffen hatte. Er wollte ihr eine passende Antwort entgegen schleudern aber etwas anderes lenkte seinen Blick ab, Haruhi hatte die arme Lady Asahina tatsächlich dazu gebracht eines dieser scheußlichen Dinger aus Deadlien anzuziehen. Sie sah aus wie ein...ach muss ich mir das wirklich wieder in Erinnerung rufen? Ich meine gut, es war noch eines der harmlosesten Dinge die Haruhi ihr andrehte aber es war trotzdem viel zu peinlich für eine so hochgestellte Adlige wie eine Mimir. Ich hätte damals sofort wütend mein Schwert ziehen sollen aber der Anblick hatte auch was um ehrlich zu sein...wie ein Dienstmädchen, obwohl vermutlich niemand in den Republiken seine Diener wirklich so angezogen hätte.
„Was soll das?“ fuhr Kyon die Silberblatt aufgebracht an, er hatte doch deutlich genug gesagt dass sie Asahina nicht wie eine Puppe behandeln sollte.
„Ach beruhig dich Kyon.“ Haruhi hatte ein siegessicheres Lächeln auf dem Gesicht und ließ sich nicht von dem zornigen Trellik einschüchtern „Mikuru hat zugestimmt, sie konnte es sogar kaum erwarten, nicht wahr Mikuru?“
„J-ja, a-also ich...schon ja.“ Asahinas Blick huschte ängstlich zwischen Kyon und Haruhi hin und her. Mit einemmal wurde Kyon klar warum die Mimir den Befehlen Haruhis ohne jeglichen Widerspruch folgte. Sie war zwar eine Mimir, aber nur zur Hälfte. Die anderen Hälfte war die einer Silberblatt, einer Vanidarin. Scheinbar gab es irgendwas tief in ihr dass es nicht erlaubte der zukünftigen Matriarchin Widerspruch zu leisten, naja oder vielleicht lag es auch nur daran dass Mikuru unglaublich nett war...Mist jetzt nenne ich sie auch schon Mikuru, glaubt mir ihr wollt nicht wissen was dieser merkwürdige Name, den Haruhi ihr einfach so verliehen hat, übersetzt bedeutet, vertraut mir...Kyon hätte sich gerne noch etwas mehr aufgeregt aber als Asahina ihm eine Tasse Tee reichte war sein Ärger bereits wieder verflogen, wenn seine Herrin wirklich kein Problem damit hatte sollte er sich vielleicht etwas beruhigen.
Ohne weitere Zwischenfälle, wofür man dem Erzähler danken sollte, errichteten sie ein Lager und noch bevor die Sonne endgültig untergegangen war hatten sie mehrere Feuer entzündet. Die vier Ritter saßen um ein kleines Lagerfeuer und ließen den republikanischen Wein, welcher ein Geschenk der Mimir gewesen war, in Strömen fließen. Um ein weiteres Feuer hatten sich Haruhi und ihre „Untergebenen“ also Kyon, Asahina und Koizumi versammelt. Natürlich wurde bei dem Lager berücksichtigt dass die einzelnen Parteien der Reisegesellschaft sich nicht leiden konnten. Die königlichen Soldaten saßen ein ganzes Stück abseits an eigenen Feuern. Kyons Republikaner dagegen hatten sich aufgeteilt, einige unterhielten sich mit den vanidarischen Rittern und andere mit den königlichen Soldaten. Scheinbar wollten sie damit eindeutig zeigen dass sie keine Partei ergriffen. Die Ritter schienen es darauf angelegt zu haben den ganzen Wein an einem Abend wegzutrinken, einen Moment lang zweifelte Kyon daran dass sie wirklich in der Lage waren Haruhi zu schützen. Aber als er genauer hinsah erkannte er dass der Wein ihnen nicht ganz so viel ausmachte wie es den Anschein hatte. Die Augen blickten noch immer erstaunlich klar im Lager umher um alles zu beobachten und eine Hand befand sich stets in der Nähe ihrer Schwerter. Einer der Ritter erhob sich plötzlich, schwenkte eine halbleere Falsche Wein dramatisch in der Luft umher und begann eine kleine Rede zu halten, Vanidaren liebten es sich selbst reden zu hören, vor allem wenn sie ein bisschen getrunken hatten. Normalerweise brachte man sie nur mit einem Schwert wieder zum verstummen oder mit dem Befehl der Matriarchin.
„Auf das Reich Almo, Almo ähm Almodingsda und unseren tapferen König, Konstantin Grander!“ er nahm einen tiefen Schluck aus der Falsche „Dem Mörder von mehr als Zehntausend unschuldigen Frauen und Kindern, dem Mann der fast ganz Vanidos in Schutt und Asche legte, auf dessen Befehl sogar Ceicla ohne Grund niedergebrannt wurde. Trinken wir auf unseren ehrenhaften König, möge seine Herrschaft ewig währen!“ Der Ritter ignorierte die Blicke der königlichen Soldaten und fuhr einfach unbeeindruckt fort „Aber noch viel wichtiger, trinkt auf Herzog Roger Talien Silberblatt. Auf dass seine Seele im Schatten des Weißen Baumes ruht und endlich Frieden findet. Vor über 16 Jahren ritt ich an seiner Seite, er führte uns mit nur 900 Mann bis vor die königliche Hauptstadt und als ich damals die schlanken, weißen Türme sah wusste ich, wir werden sie niederreißen!“
Damit erregte er dann sogar Haruhis Aufmerksamkeit, die bisher einfach nur gelangweilt ins Feuer gestarrt hatte, sie hielt nicht besonders viel von ihrem nächsten Ziel und ließ sie das auch sehr deutlich spüren. Jetzt aber blickte sie den Ritter mit hellwachen Augen an, Roger war schließlich ihr Vater, auch wenn die Soldaten Konstantins ihn noch vor ihrer Geburt umgebracht hatten.
„Nun, damals vielleicht nicht aber eines Tages mit Sicherheit. Unter Rogers Führung leisteten wir Großes! Und unter der seines Sohnes mindestens genau soviel. Die Matriarchin, die heilige Tochter des Weißen Baumes schenkt uns ein Lächeln, ein Lächeln für jeden toten Königlichen und bei ihrer Herrlichkeit, es waren verdammt viele! Dreißigtausend Königliche liegen im nördlichen Schlamm. Wir erlegten Dreißigtausend von ihnen! Sie starben an unserem reinen Glauben und gutem nördlichen Stahl. Ich wünschte nur es wären Dreißigtausend mehr!“ Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sprach er weiter, die Soldaten schienen inzwischen kurz davor zu sein ihre Waffen zu ziehen. Alles was sie zurückhielt war dass sie bisher nicht den Befehl erhalten hatten Haruhi umzubringen, aber sie würden diese Überheblichkeit der Ritter sicher nicht vergessen. „Die Stadt sie brennt der König fällt. Die Matriarchin sich dem Bösen stellt. Gib acht Konstantin mach lieber kehrt. Die Matriarchin sie erhebt ihr Schwert!“
„Jerag, es reicht.“ unterbrach ihn Koizumi mit einer beruhigenden Geste, allerdings zeigte sein Lächeln dass er kein bisschen wütend über die Worte des Ritters war.
Der angesprochene Ritter verneigte sich kurz vor dem Sohn des Herzogs, bevor er weitersprach „Verzeiht, ihr habt natürlich recht, immerhin befinden wir uns nicht gerade in guter Gesellschaft.“
Damit verschwand er in den Wald um den Wein wieder rauszulassen. Die hasserfüllten Blicke der Königlichen durchbohrten dabei den Rücken des Ritters und Kyon fragte sich langsam ob diese Reise wirklich so eine gute Idee gewesen war.
„Wäre es nicht besser die Soldaten ein bisschen weniger nunja, zu reizen?“ fragte er Koizumi vorsichtig, der noch immer unbekümmert vor sich hinlächelte.
„Oh keine Angst, die werden nichts unternehmen bevor der König es befiehlt. Die Matriarchin wird nicht rebellieren solange ihre Tochter von so vielen Soldaten Konstantins umgeben ist. Im Moment ist Haruhi lebend mehr Wert und dabei wird es auch bleiben, es sei denn der König ändert seine Meinung und beschließt das Matriarchinnengeschlecht auszuradieren.“
„Und was dann? Ihr seid zu Fünft, gegen mehr als 30. Meine Männer werden sich nicht einmischen, ich kann das Leben von Lady Asahina nicht riskieren.“ zumindest das wollte Kyon ein für allemal klarstellen, das war nicht der Krieg der Republiken.
„Natürlich, etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Das ganze ist eine Angelegenheit zwischen uns und dem König.“ antwortete Koizumi unbekümmert.
„Du bist offensichtlich felsenfest davon überzeugt dass es bald Krieg geben wird. Ich hatte gehofft die Matriarchin wartet damit bis ihre Tochter wieder sicher in Vanidos ist, alles andere wirkt eher wie Wahnsinn.“ Nicht dass Wahnsinn bei dem Matriarchinnengeschlecht von Vanidarien so ungewöhnlich gewesen wäre, zumindest laut dem König und seinen Anhängern waren die Matriarchinnen nach Jahrtausenden voller Inzucht und grenzenloser Dummheit nicht gerade zu vernünftigen Menschen geworden, falls sie es je gewesen waren. Und wenn Kyon sich Haruhi so ansah fiel es ihm irgendwie erstaunlich leicht diesen Behauptungen zu glauben.
„Vielleicht, aber der König wird sicher nicht warten bis wir zuerst angreifen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis er zuschlägt, das Spionagenetzwerk des Vizekönigs berichtet ihm mehr als genug, er weiß dass die Zeit des Friedens vorbei ist. In seinen Augen ist Haruhis Reise der verzweifelte Versuch die Erbin Vanidariens in Sicherheit zu bringen, weit weg vom drohenden Krieg.“
„Ist es denn nicht so?“
„Wenn ja hat es nicht wirklich gut funktioniert.“ erwiderte Koizumi mit einem kurzen Blick auf die königlichen Soldaten. Nachdem sie sich ein paar Minuten einfach nur anschwiegen sprach er weiter „Hat man in den Republiken je darüber nachgedacht sich einem Aufstand anzuschließen? Auch eure Vorfahren kämpften vor 100 Jahren gegen den Usurpator und auf der Seite des rechtmäßigen Königs. Ich denke darüber nach dem Rat in Guerilla ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten, aber ich bin mir noch nicht sicher was das angeht.“
„Und was würde passieren wenn der Rat einwilligt? Genau, der König und sein Heer würden innerhalb von kürzester Zeit in den brennenden Ruinen von Benjii stehen. Die Synkrer würden von Süden aus einmarschieren um ihren angeblichen Anspruch auf die Republiken geltend zu machen, der Doge von Aratar würde von Osten aus in Nurc einfallen um sich weiter beim König einzuschleimen und der Graf von Nordmar über Taldeer. In einem Monat wäre von den Republiken noch weniger übrig als von Vanidarien nach euren ganzen Kriegen. Die Lage der Republiken lässt keinen Bürgerkrieg zu, wie auch? Ich verstehe das niemand der anderen Fürsten Land in Vanidarien fordert, seien wir mal ehrlich, wer will das schon? Aber nur ein Wort des Königs und die Republiken könnten aufhören zu existieren, genauso schnell wie sie damals entstanden sind. Der Rat würde sich niemals auf eure Seite stellen, niemand im ganzen Königreich würde das, naja außer vielleicht das Herzogtum Ceicla, die sind fast genauso lebensmüde. Der Rest hat zu viel zu verlieren.“
„Nur wenn man nicht gewinnt.“ erwiderte Koizumi mit seinem üblichen Lächeln das wie immer alles mögliche bedeuten konnte.…
Die Soldaten des Königs gingen Jerag gewaltig auf die Nerven, ohne sie wäre das ganze eine recht angenehme Reise geworden. So dagegen mussten sie jederzeit mit einem offenen Auge schlafen oder noch besser, überhaupt nicht schlafen. Er hatte sich nur ein kleines Stück vom Lager entfernt um dem Ruf der Natur zu folgen, es war gefährlich für die Ritter alleine unterwegs zu sein, die Königlichen schreckten sicher nicht vor einem Angriff zurück um die Vanidaren loszuwerden und Haruhi ganz als Geisel zu nehmen. Ein Rascheln in einem Gebüsch ließ ihn aufhorchen, von einem Moment auf den anderen war sein benommener, trunkener Zustand verflogen und die Hand flog praktisch an den Griff seines Schwertes. Nach einer Weile, gefüllt mit angespanntem Warten, brach nichts weiter als ein Tier aus dem Unterholz. Allerdings kein gewöhnliches Tier, sondern eine der seltenen vanidarische Katze. Sie war schwarz wie die Nacht, etwa so groß wie sein Oberarm und gelbe Muster durchzogen das glänzende Fell.
„Was machst du denn hier draußen, soweit weg von unserer Heimat?“ Von seiner Vorsicht und Angespanntheit war wenig geblieben, diese Tiere fand man nicht außerhalb von Vanidarien. Generell fand man diese Katzenart nicht mehr in freier Wildbahn und sie wurden nur sehr selten an Fremde verkauft. Der Ritter konnte sich nicht daran erinnern dass jemals eine der Katzen an Außenstehende verkauft wurde und auch von einem Diebstahl war nichts bekannt. Es gab nicht viele dieser Kreaturen, wäre eine gestohlen worden hätte sich das also herumgesprochen. Er ging langsam in die Hocke und hielt der Katze vorsichtig seinen Arm hin. Ohne zu zögern oder Angst vor dem Ritter zu zeigen erklomm sie leichtfüßig den Arm und ließ sich auf der Schulter nieder. Von dort aus starrte sie ihn aus den leuchtenden roten Augen an und er starrte zurück während er sich wieder aufrichtete.
„Meine Herrin wird sich freuen dich zu sehen, es lenkt sie sicher etwas ab und sobald wir in Gurilia sind lasse ich dich mit einem Boten zurück nach Vanidarien schicken, in den Republiken schlachtet dich der erstbeste Dieb für dein Fell ab.“ Die Katze reagierte auf diese Worte mit einem leisen Fauchen und bevor er wusste was passierte versenkte sie ihre nadelspitzen Zähne in seiner Wange. Nur ganz kurz, dann ließ sie sofort wieder von dem Ritter ab, stieß sich von der Schulter ab und landete sanft auf allen Vieren im Gras.
„Hey! Verflucht!“ Mit der Hand wischte Jerag sich das bisschen Blut aus dem Gesicht, die Katze hatte nicht besonders fest zugebissen, fast schon spielerisch. Er ging auf sie zu und versuchte die Katze wieder einzufangen, doch sie sprang elegant zur Seite, es fiel ihr nicht besonders schwer dem langsamen und gepanzerten Ritter auszuweichen. Schwer atmend blieb er nach einer Weile stehen, Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht und er hatte keine Ahnung wieso. Die Rüstung war eher wie seine zweite Haut, normalerweise behinderte sie Jerag kein bisschen. Das Atmen fiel ihm immer schwerer und nur mit viel Mühe gelang es ihm noch einen Fuß vor den anderen zu setzen und langsam auf die Katze zu zutaumeln. Plötzlich gaben seine inzwischen tauben Beine endgültig unter dem Ritter nach. Während er umfiel wie ein nasser Sack und mit dem Gesicht voran auf dem Waldboden aufschlug, war er nicht in der Lage mehr als ein überraschtes Grunzen von sich zu geben. Nichts an seinem Körper gehorchte ihm noch, nicht einmal seine eigene Zunge. Eine zierliche Hand schloss sich um seine Schulter und hiefte den gepanzerten Krieger mühsam auf den Rücken.
„Wie kann man sich in diesem Schrotthaufen nur bewegen?“ erklang die Stimme einer jungen Frau direkt über ihm. Sie hatte sich neben seinen Kopf gehockt und trug eine Art Kapuzenmantel, jedenfalls konnte er ihr Gesicht nicht richtig erkennen, andererseits lenkte etwas anderes den Ritter bereits mehr als genug ab. Die Spitze eines schlanken Dolches pendelte über seinem linken Auge hin und her, nur wenige Millimeter von ihm entfernt. Mit der anderen Hand strich sie der vanidarischen Katze neben sich übers Fell die zufrieden vor sich hinschnurrte.
„Hat sie das nicht gut gemacht? Mein Vater brachte ihr das vor vielen Jahren bei, diese vanidarischen Katzen sind erstaunlich kluge Tiere, aber vor allem sind sie resistent gegen einige Gifte. Hauptsächlich solche die sowieso nicht tödlich sind, wie das der Taubnatter. Sie betäubt ihre Beute damit nur, klingt nich besonders aufregend ich weiß. Aber es verhindert auch dass ein Opfer das Bewusstsein verliert, bevor man...nun bevor man damit fertig ist.“
Ohne weitere Vorwarnung bewegte sie den Dolch gemächlich immer weiter nach unten. Unendlich langsam bohrte sich die Spitze in sein Auge. Ohne das lähmende Gift hätte er vermutlich lauthals geschrien als der Augapfel platzte und die Klinge weiter in seinen Kopf vordrang. Doch bevor die Waffe sein Gehirn erreichen und ihn töten konnte zog die Mörderin sie wieder heraus. Schmerz und Schock spiegelten sich im anderen Auge des Ritters wieder, aber auch Anzeichen von Trotz, er hätte sicher lange durchgehalten bevor er gestorben wäre. Aber sie hatte leider keine Zeit, jeden Moment konnte jemand aus dem nahen Lager sie entdecken. Noch immer unfähig sich zu rühren, sah er mit an wie seine Mörderin sich weiter zu ihm vorbeugte, diesmal würde sie das Messer tiefer in seinen Kopf treiben und sein Hirn durchbohren um es schnell zu beenden. Am schlimmsten war allerdings ihr Lächeln, er konnte zwar nicht viel von ihrem Gesicht sehen, aber dieses unglaublich freundliche Lächeln, zusammen mit der unangemessen freundlichen Stimme machten sie erst richtig angsteinflößend, mehr noch als der Dolch. Ohne sich noch länger mit ihm aufzuhalten schnellte der Dolch herunter und bohrte sich durch das verbliebene Auge ins Gehirn des Ritters und beendete sein Leben. Seine Mörderin wollte gerade aufstehen und verschwinden als vier Männer in den Farben des Königs aus dem Gebüsch in Richtung Lager brachen und sich miteinander unterhielten.
„Wo ist der Bastard? Dem verpassen wir eine ordentliche Abreibung, dann lernt er vielleicht sein Maul zu ha...was zur Hölle?“ der königliche Soldat verstummte als er das Mädchen über der Leiche des Ritters sah und seine Hand wanderte zum Schwertgriff. Mit einer schnellen, fließenden Bewegung riss sie den Dolch aus der Augenhöhle des toten Ritters und schleuderte ihn auf den vordersten der Soldaten. Die Klinge bohrte sich zielgenau in seine Kehle und er kippte gurgelnd um, während seine Kameraden mit gezogenen Schwertern über ihn sprangen und auf sie zustürzten.
Die Mörderin verschwand so schnell sie konnte in den dichten Wald und vertraute darauf dass die plumpen Soldaten niemals mit ihr mithalten würden, die vanidarische Katze hatte sich an ihrer Schulter festgekrallt und versuchte nicht von einem irgendeinem Ast getroffen zu werden. Nach einem guten Stück war sie sich sicher den Soldaten entkommen zu sein, als plötzlich ein stechender, grauenhafter Schmerz durch ihren Kopf schoss und sie unter einem überraschten Aufschrei zum stehenbleiben brachte. Sie hielt sich den Kopf mit den Händen und versuchte nicht mehr zu schreien und ihre Verfolger wieder auf sie aufmerksam zu machen, doch schon nach kurzem zwang der Schmerz sie in die Knie. Während ihrer Ausbildung zur besten Attentäterin des ganzen Reiches hatte sie mehr als genug Schmerzen ertragen müssen, es war nicht unbedingt eine angenehme Kindheit gewesen. Als Tochter der zwei erfolgreichsten Auftragsmörder und Leiter der Gilde hatte man sie schon immer eher wie eine Waffe behandelt. Erst vor kurzem war sie aus dem Hauptquartier der Attentätergilde in Nurc verschwunden und hatte sich auf nach Benjii gemacht. Es waren die Stimmen gewesen die ihr diesen Auftrag gaben, die Stimmen die dafür gesorgt hatten dass sie ihre Ausbildung überlebt hatte, die Stimmen die sie nie anlogen oder enttäuschten und dieselben Stimmen die jetzt eine Schmerzenswelle nach der anderen durch ihren Kopf schickten um sie zu bestrafen. Sie wusste nicht genau warum und es fiel ihr nicht gerade leicht nachzudenken während es sich anfühlte als würde jemand ihren Schädel zersägen. Doch dann erinnerte sie sich wieder an ihre richtige Aufgabe und begann leise und angestrengt vor sich hinzuflüstern.
„V-verzeiht mir, i-ich...ich habe nicht daran gedacht...“ Es war nicht ihre Aufgabe gewesen einen der wenigen richtigen Beschützer von Haruhi zu töten. Sie sollte die junge Silberblatt schützen, genug Königliche Soldaten töten um die restlichen im Ernstfall zu überwältigen, gemeinsam mit den vanidarischen Rittern. Aber sie wollte Haruhi eine Reaktion entlocken, irgendeine. Der Tod des königlichen Soldaten hatte sie nicht weiter gestört, eher gefreut und das war furchtbar langweilig. Sie hatte gehofft die Ermordung eines ihrer Ritter wäre deutlich interessanter. Aber anscheinend schienen die Stimmen nicht dieser Meinung zu sein „Ich werde meinen Fehler wiedergutmachen. Ich werde noch mehr Soldaten töten, viel mehr, ich verspreche es.“…
Es war ein großer Schock für die Vanidaren gewesen als man Jerags Leiche gefunden hatte. Anfangs dachte Koizumi sofort an einen Angriff der Königlichen, dass sie den Ritter abseits der Gruppe überfallen und abgeschlachtet hätten. Aber auch einer der Soldaten war tot, der Dolch in seiner Kehle gehörte nicht dem Ritter, also konnte es nicht geschehen sein während Jerag sich verteidigte. Der Mörder war in dem dichten und dunklen Wald mit Leichtigkeit entkommen. Laut den Königlichen sollte der Mörder sogar nichts weiter gewesen sein als ein Mädchen oder vielleicht eher eine junge Frau, genau hatten sie es im Dunkeln nicht erkennen können. Haruhi ließ sich nur kurz ihren Schock über den Tod des Ritters anmerken, die Krieger auf ihren gewaltigen, gepanzerten Schlachtrössern waren ihr bisher unbesiegbar vorgekommen. Jetzt einen von ihnen in einem namenlosen Wald zu verlieren hatte selbst sie getroffen. Natürlich hatte sie schon nach wenigen Sekunden wieder eine Maske aus purer Langeweile und Gleichgültigkeit aufgesetzt.
Der nächste Schreck war erst vor etwa einer Stunde gefolgt. Sie hatten sich zum Aufbruch bereit gemacht als plötzlich zwischen den Bäumen ein Pfeil angeflogen kam und sich direkt in die Schläfe eines Königlichen bohrte. Koizumi und einige andere hatten sich schnell von ihrer Überraschung erholt, sie waren in den Wald gehetzt und von Baum zu Baum, von Deckung zu Deckung immer weiter auf die silhouettenhafte Gestalt mit dem Bogen zu. Zwei weitere Pfeile hatten Ziele gefunden, einer war nur knapp an Koizumis Kopf vorbeigezischt und hatte sich in den Soldaten hinter ihm gebohrt. Bevor sie ihn erreichen konnten war der Angreifer in dem Umhang auch schon wieder im Wald verschwunden. Er bewegte sich einfach zu schnell, zwischen den ganzen Bäumen und im Unterholz würden sie ihn niemals einholen. Sie konnten nur eins tun, so schnell wie möglich von hier verschwinden.Wer immer der mysteriöse Angreifer gewesen war, er hatte sauber und auf große Entfernung Löcher in die Köpfe der drei Soldaten gestanzt. Der Angreifer hatte präzise gezielt und seine Ziele getroffen, das konnten keine Fehlschüssen sein. Damit hatte er also nur auf die Königlichen Soldaten gezielt, ansonsten wäre es ein leichtes gewesen Koizumi oder sogar Haruhi selbst zu treffen. Aber wenn der Hauptmann es nicht von alleine erkannte gab es keinen Grund ihn darauf hinzuweisen. Es war besser wenn er nicht erfuhr dass die Vanidaren einen unbekannten Helfer an ihrer Seite hatten. Allerdings blieb die Frage ob es dieselbe Person war die letzte Nacht einen seiner Ritter umbrachte, wenn ja war ihr Verfolger unberechenbar und niemand vor ihm sicher. Zum Glück würden sie die republikanische Hauptstadt in wenigen Stunden erreichen und diesen verfluchten Wald hinter sich lassen. Ob für ihren Verfolger dasselbe galt würde sich allerdings erst noch zeigen.Haruhi fand die wilde Hetzjagd aus dem Wald heraus unglaublich spannend und lustig...ich dagegen weniger. Jederzeit hätte zwischen den Bäumen erneut der Angreifer auftauchen können, diesmal vielleicht mit einem Pfeil für mich oder Lady Asahina. Asahina verkraftete das ganze eh nicht besonders gut, seit die ersten Pfeile geflogen waren zitterte sie am ganzen Leib. Sie war einfach zu zart und verletzlich für diese brutale Welt, es zerbrach mir das Herz sie so zu sehen. Trotzdem war sie in Wahrheit stärker als man es vermuten würde, denn auf dem weiteren Weg riss sie sich zusammen und ließ sich ihre Angst nicht mehr anmerken. Zum Glück wurden wir nicht erneut angegriffen, sondern konnten den Wald lebend verlassen und die Tore Guerillas erreichen.
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Ach ja, selbe gilt übrigens auch für die 1648 und DFG. Die StSt und SuS existieren noch bzw. fangen gerade erst an.
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Nein die Hs ist schon seit langem zu Ende, der Thread kann also weg.
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Joa also die HS existiert noch und es werden auch noch Spieler gesucht. Müsste nur mal die Liste der freien Fraktionen erneuern, obwohl die wohl noch immer in etwa richtig ist, denke ich.
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Ja schon irgendwie^ ^
Diese Priesterin ist in dem Kislev AAR ein Art Mündel von Katarina, nachdem die Schwesternschaft des Sigmar (wo sie als Novizin lebte) in meinem Sylvania AAR, bis auf sie, von den Vampiren ausgelöscht wurde. Außerdem ist sie in Sylvania später noch teil einer kleinen Gruppe die versuchen soll den Hauptcharakter umzubringen, wobei sie irgendwie in diese Welt gekommen ist.
Ich liebe es halt irgendwie meine AARs mteinander zu verbinden, aber viel mehr Überschneidungen wird es zwischen meinen Warhammeraars und dem hier nicht geben denke ich. -
5. Eine Göttin ist wirklich eine Göttin, glaubts oder nicht
„Es war im Jahr 1518 almodozasrischer Zeitrechnung als ein Fürst ohne männlichen Erben starb, was auch der Grund ist warum die Geschichte seinen Namen schon vor langer Zeit vergessen hat und ich ihn nicht nennen kann. Durch seinen Tod und das Ende seiner männlichen Linie fiel sein Land an seine einzige Tochter. Nun zumindest in der Theorie. In der Praxis war diese Tochter verheiratet mit der Herzog von Synkrien oder auch dessen Sohn. Niemand wollte zu dieser oder einer anderen Zeit dass Synkrien noch mehr an Macht gewann, nicht einmal der König hielt viel von dieser Idee. Und so schlug man vor das Land des verstorbenen Fürsten zu vierteilen, aber es sollte nicht an vier unterschiedliche Adlige gehen, nein es sollte an das Volk selbst gehen um drohende Kriege der Adligen um dieses Land zu vermeiden. Nun, der Plan ging zumindest halbwegs auf. Anstatt Leute aus ihrer Mitte in die Regierung dieser vier Republiken zu wählen, entschieden sie sich dafür die Kandidaten aus den ansässigen kleinen Adelsfamilien auszuwählen. Damit entstand ein Rat aus Adligen, womit das Volk dort aber vollkommen zufrieden zu sein scheint. Die Namen der vier Republiken sind Gurilia, Benjii, Linistien und Juliues. Sämtliche Einwohner sind gleichberechtigt, im Gegensatz zum restlichen Reich wurde die Leibeigenschaft bereits kurz nach der Gründung der Republiken abgeschafft. Im Rat der vereinten Republiken sitzen die Vertreter von insgesamt siebzehn Adelsfamilien. Die größte Familien, Linda, Mimir und Petrovsky halten jeweils drei Plätze im Rat somit auch drei Stimmen. Die Vertreter welche die Familien im Rat haben werden vom Volk gewählt, womit die Mitbestimmung des Pöbels dann auch schon endet.Die restlichen vierzehn kleineren Häuser erhalten jeweils zwei Stimmen im vereinten Rat. Die Sache ist im Prinzip ein ganz vernünftiges Konzept, wird aber um ehrlich zu sein zu einer frustrierenden Angelegenheit weil die Ratsmitglieder darauf beharren dass jede noch so kleine Angelegenheit schwerwiegend ist und ihre vollste Aufmerksamkeit verlangt.Das Oberhaupt des Rates stellt im Moment die Familie der Linda, natürlich nur aus einem einzigen Grund. Genau, weil sie einfach alle anderen die an die Spitze des Rates wollen umbringen. Mit einer so mächtigen Waffe wieder Mördergilde in der Hinterhand hat man meistens freie Hand. Nur an die anderen großen Häuser wie Petrovsky und Mimir trauen sie sich nicht gerne heran, hauptsächlich weil beide reich genug sind um einem Attentäter im Notfall bessere Angebote zu unterbreiten. Hauptsächlich sind die Republiken mit sich selbst beschäftigt, zwar gab es nie Kriege zwischen den Adelsfamilien oder Republiken aber die Opfer durch Attentate steigen von Jahr zu Jahr zu Jahr und wenn sie nicht endlich alle gestorben sind vergiften sie sich noch immer gegenseitig."
Die furchtbar ruhmreiche und zutiefst grandiose Geschichte von Almodingsda, von Reikhard von Gotham, schlechtester Schriftsteller in AltdorfFast eine Woche hielten Haruhi und ihre Leibwache sich in Benjii auf und scheinbar hatte Lady Asahina sich vorgenommen ihre Zwangsarbeit als Reiseführerin ernst zu nehmen. Sie führte Haruhi und den Sohn des vanidarischen Herzogs durch die ganze Stadt, von einer Plaza zur nächsten und von einem Markt zum anderen. Benjii galt nicht umsonst als die Stadt der Händler, die Mimir machten ihrem Ruf als reichste Familie der Republiken alle Ehre. Haruhi schien die Stadt an sich wenig zu interessieren, im Gegenteil sie hatte mehr Spaß daran die arme Asahina zu nerven und teilweise stieg manchmal wirklich die Wut in mir hoch, sie behandelte die Adlige wie ein Spielzeug oder ein süßes Haustier. Mich dagegen behandelte sie die ganze Zeit über als hätte ich weniger Verstand als ein Sack Kartoffeln. Ich revanchierte mich indem ich auf jede höfliche Anrede ihr gegenüber verzichtete, keine besonders kreative oder ausgefeilte Art meiner Verachtung Ausdruck zu verleihen, aber es musste reichen. Ihrer Meinung nach stand sie als Tochter der Matriarchin so weit über uns allen wie ein Gott über einer Ameise...über einer sehr dummen Ameise. Ich werde übrigens nicht in der Ich Perspektive weiterschreiben sondern nur diese kleinen Anmerkungen in diesem Stil halten, ich weiß ich weiß es geht ja eigentlich um mich, irgendwie. Aber ich bin unendlich schlecht darin so zu schreiben, ständig weiche ich vom Thema ab oder werfe mit Beleidigungen gegenüber Haruhi um mich, also lassen wir das. Sehen wir es einfach so dass ich meine arme, leidgeprüfte Vergangenheit diesmal als Außenstehender betrachte ja? Bei den Göttern wird das langsam unübersichtlich wenn ich dauernd den Schreibstil ändere aber naja, ich habe nie behauptet Bücher zu schreiben wäre meine Bestimmung. Lernt damit zu leben, ich zumindest bin froh dass ich nach allem was ich durchmachen musste noch genug bei Verstand bin um das hier zu schreiben.
2105. Jahr seit der Landung der Auguster, die vier Republiken, Republik Benjii
An diesem Tag befanden sie sich auf dem größten Markt Benjiis, direkt vor der Universität. Es war der Markt auf dem Haruhis Plan entstand Asahina zu entführen und zu ihrer Reiseführerin zu machen. Der Stand mit der neusten deadlischen Mode hatte es der jungen Silberblatt irgendwie angetan. Das alleine war nicht so schlimm und Kyon ehrlich gesagt vollkommen egal, sollte sie sich doch anziehen wie eine Verrückte. Problematischer war dass sie inzwischen dauernd versuchte Mikuru alles mögliche anzudrehen, Haruhi behandelte die junge Mimir wie ein neues Spielzeug oder eher wie eine Puppe mit der sie machen kann was immer sie will. Diesmal ging sie eindeutig zu weit, direkt vor dem Stand versuchte Haruhi ihr die Sachen auszuziehen um sie in irgendein peinliches Zeug aus Deadlien zu stecken. Ohne sich lange darum zu kümmern dass Haruhi angeblich die Tochter einer Gottkönigin und so weiter war zog Kyon sie energisch von Asahina weg, was stimmte bloß nicht mit ihr?
„Lass es endlich gut sein Haruhi! Bei den Göttern du benimmst dich wie ein alter Perversling. Kauf die Sachen einfach und vielleicht zieht Lady Asahina sie eines Tages freiwillig an wenn du sie freundlich bittest, ja?“ (Nur über meine Leiche, obwohl...deadlische Mode ist schon immer recht freizügig gewesen und es würde der reizenden Asahina hervorragend stehen...schlechter Gedanke, unglaublich schlechter Gedanke, zurück zur Geschichte) fuhr Kyon die Tochter der Matriarchin an. Ein beleidigtes „Pff“ war alles was sie daraufhin von sich gab, aber wenigstens hörte sie für den Rest des Tages auf die arme Asahina wie ein Spielzeug zu behandeln. Um genau zu sein war sie danach allgemein sehr ruhig, was Kyon ausgesprochen gut gefiel, Koizumi dagegen Sorgen bereitete. Er versuchte wirklich sie mit allen Mitteln aufzumuntern und wieder für Benjii zu begeistern, mit eher mäßigem Erfolg.
„Wie wäre es wenn ich Euch die Universität zeige?“ Mikuru stellte diese Frage fast schon übertrieben vorsichtig, generell hatte sie gelernt in Haruhis Nähe vorsichtig zu sein und jede Gelegenheit zu nutzen sich bedeckt zu halten. Vor allem jede schnelle Bewegung sollte man vermeiden, es war als würde man mit einem wilden Bären reisen.
„Was studiert Ihr eigentlich dort Lady Asahina?“ fragte Koizumi freundlich
„Ä-ähm also ich...ich lerne dort viel ü-über Militärstrategie und Kriegsführung, auf Wunsch meines Vaters. Er war ein Ritter wie Ihr sicher wisst.“
Koizumi gelang es tatsächlich trotz ihrer Worte keine Miene zu verziehen und sein nichtssagendes Lächeln aufrecht zu halten, um ehrlich zu sein wirkte er damit langsam unheimlich.
„Ich habe keine Lust auf verstaubte Bücher.“ warf Haruhi gelangweilt ein und mit diesen Worten lehnte sie sich gelangweilt an eine Säule am Eingang der Universität. Scheinbar war sie Benjii bereits überdrüssig und man konnte Haruhi ihre schlechte Laune deutlich ansehen. Koizumi war letztendlich der einzige der Asahina in die Universität begleitete. Kyon kannte das Gebäude gut genug und irgendjemand musste leider auf Haruhi aufpassen. Sie standen sich schweigend gegenüber und mit jeder Minute wurde ihr durchdringender Blick unangenehmer. Wortlos drückte sie sich plötzlich von der Säule ab und versuchte in ihrem übertriebenen Tempo an ihm vorbeizurasen.
„Wo willst du hin?“ fragte Kyon und trat ihr in den Weg.
„Habe ich doch gerade gesagt.“
„Nein, hast du nicht.“
„Doch habe ich.“ bevor er noch etwas erwidern konnte sprach sie schnell weiter „Mein Wort steht gegen deines und damit habe ich recht, Ende der Diskussion.“
„Ich habe Koizumi versprochen auf dich aufzupassen und was immer du vorhast Haruhi, es wird entweder dich oder mich in Schwierigkeiten bringen. Also nein, ich lasse dich nicht durch.“
„Ach?“ Haruhi funkelte ihn für einen Moment aus diesen alles verschlingenden Augen an als wäre er eine Kakerlake. Plötzlich sprudelte es nur so aus ihr heraus „Gut, dann beantworte du mir halt ein paar Fragen. Was ist mit diesem Mörder? Gibt es irgendwelche Hinweise? Wie viele Opfer gab es bisher? Hat man gestern Nacht noch etwas herausgefunden?“
„Nein und mittlerweile sind selbst die Vertreter der Mördergilde am verzweifeln. Sie gehören zu den besten Attentätern in den Republiken und sind ratlos.“ Darum ging es ihr also? Dann wollte Haruhi also einfach losziehen und sich auf die Suche nach dem Mörder machen, großartig, genau das was er jetzt gebrauchen konnte. „Sir Aratarn ist sogar schon kurz davor an den Gildenmeister persönlich zu schreiben und ihn um Hilfe zu bitten.“
„Theron? Die Schlange von Nurc?“ unterbrach ihn Haruhi begeistert „Ich habe gehört er ist der beste Mörder im ganzen Königreich. Kommt er nach Benjii?“
„Vermutlich nicht.“ ihre unbegründete Begeisterung verwirrte den armen Kyon, er selbst hatte sein ganzes Leben lang gelernt die Schlange von Nurc zu fürchten. „Aber die Morde sind seltsam. Es sind keine Attentate, dafür sind sie einfach zu...unsauber.“
„Ich dachte es gibt keinerlei Spuren?“
„Nein, nein das meine ich nicht. Die Arbeit des Mörders an sich ist nahezu perfekt, keine Spuren, keine Zeugen, nichts. Aber die Mörder der Gilde erledigen ihre Opfer schnell, sauber und vermeiden es unnötig Schmerzen zuzufügen. Er dagegen scheint vollkommen verrückt zu sein. Am letzten Opfer fanden sich außer zwei dutzend Messerstiche sogar Bissspuren, nicht besonders groß, als wären sie von einer Katze oder etwas in der Art.“
„Ah also im Gegensatz zu allen anderen Mördern, die geistig vollkommen gesund sind?“
„Schätze man muss aus den Republiken sein um das zu verstehen, aber die Mitglieder der Gilde sorgen dafür dass es noch nie einen Krieg zwischen den Republiken gab und der Rat handlungsfähig bleibt.“
„Wie auch immer, kann ich jetzt nach diesem mysteriösen Mörder suchen?“
„Nein.“ sagte er noch einmal mit Nachdruck, hatte sie ihm denn nicht zugehört? Kein normaler Mensch würde auf die Idee kommen jemanden zu suchen der sogar der Gilde Angst einjagte. Daraufhin wurde Haruhi wieder still und schien zu schmollen.
„Das du jeden Tag die Frisur änderst, ist das zum Schutz gegen die Dämonen und Geister die du erwähnt hast?“ fragte Kyon um das Schweigen zu brechen, später konnte er sich nicht mehr daran erinnern warum um alles in der Welt er versuchen wollte ein Gespräch mit der Verrückten zu führen. An diesem Tag hatte sie drei grüne Bänder im Haar, gestern waren es noch zwei Blaue gewesen wenn er sich richtig erinnerte und davor ein Rotes oder so.
„Wann hast du das bemerkt?“
„Schon vor einer Weile.“
„Achso?“ sie schien ihn zum erstenmal wirklich anzusehen, bisher hatte Kyon dass Gefühl gehabt sie würde mit der Wand hinter ihm sprechen „Das ist aber nicht der eigentliche Grund. Ich denke dass jeder Wochentag sich irgendwie in der Vorstellung die wir von ihm haben unterscheiden muss. Wenn man es in Farben ausdrückt dann ist Montag gelb, Dienstag rot, dann blau, grün, gold, braun und weiß.“
„Ah ich verstehe, deswegen bindest du auch jeden Tag eine unterschiedliche Anzahl an Stellen in deinem Haar hoch? Dann steht Montag also für eine Null und Sonntag für die Sechs?“
„Richtig.“
„Für mich fühlt sich Montag aber eher wie eine Eins an.“
„Glaub mir, deine Meinung will hier überhaupt niemand wissen.“ Haruhi starrte ihn prüfend an und naja Kyon starrte mit stetig steigender Verwirrung zurück. Nach einer halben Ewigkeit sprach sie weiter „Dein Name war Kyon oder?“
Sie wusste genau wie er hieß, von daher sparte Kyon sich eine Antwort. Auf eine merkwürdige Art und Weise ergab alles was sie sagte sogar ein wenig Sinn. Vielleicht konnte man sich doch halbwegs vernünftig mit ihr unterhalten, manchmal. Während sie noch eine Weile auf Koizumi und Asahina warteten sprachen sie nicht mehr viel. Da ich Kyon bin kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen dass Kyon sich nicht mehr an alles erinnerte, es erschien ihm damals auch recht unwichtig. Nur noch ein kleines Gespräch über die größten Erfinder, Kriegsherren und Herrscher in der Geschichte von Almodozasra. Es lief wohl darauf hinaus dass abgesehen von diesem winzigen Teil die meisten Menschen und der Großteil dieser Welt langweilig normal waren, für Kyon etwas wundervolles, für Haruhis Laune dagegen waren diese Worte mal wieder Gift....
Nach diesem überraschend ereignislosen und freudig langweiligem Tag machte Kyon Trellik sich auf den Weg nach Hause, auch wenn er ein schlechtes Gefühl dabei hatte diese Haruhi mit Lady Asahina alleine zu lassen. Aber daran konnte er im Moment nichts ändern, wenn Haruhis Laune anhielt würden sie bereits morgen Benjii verlassen und mit der Reise durch die anderen Republiken beginnen. Von da an konnte er besser auf Lady Asahina achtgeben.
„Haruhi behandelt sie wie eine verdammte Puppe.“ murmelte er vor sich hin, er verstand nicht warum Asahina alles ohne sich zu beschweren mitmachte. Aber was auch immer der Grund dafür sein mochte, er wurde von etwas anderem abgelenkt. Kyon hatte sich noch nicht weit von der Villa der Mimir entfernt als Koizumi hinter ihm angelaufen kam und lächelnd neben ihm zum stehen kam.
„Kann ich ein wenig von deiner Zeit in Anspruch nehmen?“
„Worum geht es?“ fragte Kyon verwundert und seine Verwunderung steigerte sich noch als plötzlich eine dunkle, unauffällige Kutsche neben ihnen hielt.
„Nicht hier, lass uns ein Stück fahren.“ Mit diesen Worten stieg Koizumi in die Kutsche und Kyon folgte ihm, nachdem er eine Weile ratlose rumgestanden hatte. Was wollte der Silberblatt von ihm?
„Die Kutsche ist in einem guten Moment vorbeigefahren, oder?“ fragte Kyon während er sich gegenüber von Koizumi niederließ
„Ja allerdings, ein glücklicher Zufall.“ Der Sohn des Herzogs starrte aus dem Fenster als die Kutsche sich langsam in Bewegung setzte, scheinbar ohne festes Ziel fuhren sie durch die nächtlichen Straßen von Benjii „Einer unserer Agenten hat die Kutsche besorgt.“
„Agenten? Vanidarien hat Agenten?“ Diese Nachricht war dann doch etwas neues, er hatte geglaubt die Ritter Vanidariens wären viel zu faul sich ein eigenes Spionagenetzwerk aufzubauen, zumindest hatten sie es die letzten 2000 Jahre nicht mal versucht, warum auch immer.
„Wir haben die letzten 16 Jahre nicht nur in Vanidarien gesessen und nichts getan. Mein Großonkel Aiden Silberblatt unterhielt schon immer gute Beziehungen zu dem was wir gerne, Abschaum, nennen. Nach dem ersten Krieg gegen den König hat er ein kleines Netzwerk aus Spionen aufgebaut.“ antwortete Koizumi
„Ach? Es reicht sicher nicht an das der Republiken heran nehme ich an.“
„Nein und auch nicht an das Netzwerk des Vizekönigs, des Kanzlers, des Herzogs von Synkrien und vieler anderer Fürsten. Aber es reicht für unsere Zwecke.“ er nickte mit dem Kopf kurz in die Richtung aus der sie gekommen waren „Zum Beispiel um unliebsame Zuhörer loszuwerden.“
„Dann wurden wir also gerade verfolgt?“
„Zwei Männer, ein Soldat des königlichen Statthalters aus der Leibwache meiner Herrin und ein örtlicher Agent des Vizekönigs, vielleicht auch noch mehr, es wimmelt in den Republiken nur so von Spionen. Sie befürchten alle wir wären hier um die Republiken in einen möglichen Krieg gegen den König reinzuziehen.“
„Ich habe mir schon gedacht dass die ganzen Königlichen Soldaten nicht ohne Grund in Haruhis Leibwache sind. Der König scheint eurer Matriarchin nicht ganz zu vertrauen.“ Und das konnte Kyon auch voll und ganz verstehen. Zwar gab das Herzogtum seit mehr als 10 Jahren vor den Frieden zu wahren, nutzte aber jede Gelegenheit dem König auf die Nerven zu gehen. Die Dörfer in den nördlichen Kronlanden zum Beispiel wurden auffallend häufig von „Banditen“ heimgesucht, erstaunlicherweise reiten diese Banditen Schlachtrösser und tragen vanidarische Rüstungen, welch ein merkwürdiger Zufall. Konstantin sah über diese Kleinigkeiten bisher noch hinweg, aber jeder wusste dass sie wieder am Rande eines Krieges standen, auch wenn das Ergebnis wohl schon feststand.
„Die Matriarchin spielt halt gerne mit dem Feuer.“ erwiderte Koizumi
„Nichts für ungut, aber müsste deine Herrin nicht langsam erkennen dass es so nicht funktionieren kann? Wie viele Kriege muss sie noch gegen Konstantin verlieren? Kein Teil des Reiches kann den König alleine stürzen, schon gar nicht ein so geschwächter wie Vanidarien.“ Musste er es dem Silberblatt erst noch vorrechnen? In ganz Vanidarien lebten heutzutage nicht mehr als 40.000 Menschen, alleine die Königliche Hauptstadt, Almodosza, bot fast doppelt so vielen Platz.
„Und genau deshalb sind wir diesmal nicht alleine.“ antwortete Koizumi, mit einem undurchschaubaren Lächeln, welches wie immer alles mögliche bedeuten konnte „Aber das ist für unsere Reise nicht weiter wichtig, wichtig ist nur dass Haruhi Silberblatt im Zentrum von all diesen Plänen steht oder stehen wird, falls ich richtig liege.“
„Du meinst als Tochter der Matriarchin? Ich habe davon gehört dass der König sie gerne in der Hauptstadt hätte, als Garant für den Frieden.“
„Nein darum geht es mir nicht.“ er schüttelte den Kopf und sah Kyon kurz an, bevor er wieder aus dem Fenster blickte „Was würdest du sagen, wenn ich behaupte Haruhi sei eine Göttin?“
„Ich würde antworten, du bist ein gewöhnlicher Vanidare der sich in seiner Wahnvorstellung verliert.“ antwortete Kyon gelangweilt, na toll ein weiterer verrückter Vanidare, wer hätte damit gerechnet? Vermutlich jeder, es war nicht gerade ein großes Geheimnis dass sie einen Sprung in der Schüssel hatten.
„Ja mit so einer Antwort habe ich gerechnet. Aber das geht über die normale Verehrung der Matriarchinnen hinaus.“ in diesem Moment wechselte er plötzlich das Thema, zumindest glaubte Kyon das, er konnte jedenfalls keinen Zusammenhang dazwischen herstellen „Was glaubst du wie diese Welt entstanden ist?“
„Die Götter haben sie erschaffen, was soll diese dumme Frage?“
„Es gibt eine alte Legende darüber, aus Varos, dem Land in dem mein Volk heute lebt, mein Vater hat sie mir kurz vor meiner Abreise erzählt. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort aber langsam beginne ich zu verstehen...glaube ich zumindest. Die erste Matriarchin soll vor fast 10.000 Jahren gelebt haben und im Gegensatz zu all ihren Nachfolgerinnen soll sie noch wahrhaft göttliche Fähigkeiten besessen haben. So mächtig dass man sich selbst heute daran erinnert und ihre Nachfahren als Göttinnen verehrt. Der Legende nach soll die Welt einfach nur entstanden sein weil diese Frau daran dachte dass sie existiert, verstehst du das Kyon?“ der Silberblatt musterte den verständnislos dreinblickenden Trellik. Alleine Kyons Blick sagte schon dass er keine Ahnung hatte worauf Koizumi raus wollte, also sprach der Vanidare seufzend weiter „Es geht um die Kraft die Realität, die ganze Welt nach dem eigenen Willen zu formen. Das ganze geht angeblich zurück auf eine unbewusste Verbindung der Matriarchin mit etwas namens Warp, eine Art Quelle purer Energie. Wie auch immer, diese Fähigkeit tauchte nie wieder bei einer Matriarchin auf, bis heute.“
Das war für Kyon schwer zu glauben aber bei weitem nicht das Verrückteste was er im Verlauf der nächsten Monate hören sollte „Und Haruhi soll diese Kraft auch besitzen? Willst du mir das damit sagen?“
„Ja ganz genau.“
„Jetzt sag das nicht auch noch mit diesem todernsten Ausdruck im Gesicht, sonst glaube ich noch dass es nicht bloß ein schlechter Scherz ist.“ Aber Koizumi schien das ganze wirklich ernst zu meinen, zumindest behielt er sein undurchschaubares Lächeln im Gesicht. Ob ihm klar war wie verrückt sich das anhörte? „Gut, nehmen wir mal an deine alberne Theorie ist wahr. Warum wünscht Haruhi sich dann nicht einfach dass zum Beispiel der Kopf des Königs platzt?“
„Weil sie nichts von ihrer Kraft ahnt. Hinter ihrer exzentrischen Art und ihrem merkwürdigen Handeln steckt am Ende ein ganz normaler Verstand, in einem normalen menschlichen Wesen. Ein Teil von Haruhi wünscht sich vielleicht das Dämonen und Geister wirklich existieren, aber der Teil mit dem gesunden Menschenverstand weiß auch dass solche Dinge absolut unmöglich sind.“
„Das ist doch eine gute Nachricht oder? Warum sollte es ein Problem darstellen dass sie sich für normal hält?“
„Weil sie es wie gesagt nicht ist, aber ein bedeutender Teil ihres Ichs leugnet diese Tatsache. Sie hält sich nicht für eine Göttin, für die Tochter des Weißen Baumes und Gottkönigin des Nordens.“
„Das ist gut, eine sehr gesunde Einstellung.“ Was wollte er von ihm? Kyon hielt das für eine wirklich gute Nachricht, es bedeutete dass Haruhi vielleicht doch nicht ganz so verrückt war wie erwartet.
„Nein ist es nicht, wenn ich recht habe bedeutet es auch dass sie diese Kraft nicht bewusst kontrollieren kann. Ihr Unterbewusstsein dagegen...nun das macht was es will. Stell dir einmal vor sie hätte diese Fähigkeit wirklich, nur für einen Moment. Was würde passieren wenn sie dieser Welt überdrüssig wird? Wenn sie die derzeitige Realität ohne Dämonen, Götter oder Geister für zu langweilig hält?“
„Ich habe keine Ahnung aber du wirst es mir sicher gleich erklären.“
„Haruhi würde diese Realität vernichten, vielleicht sogar ohne es zu bemerken, Stück für Stück einreißen bis um sie herum nur noch gähnendes Nichts existiert. Um dann eine vollkommen neue Realität aufzubauen, eine die ihren Vorstellungen eher entspricht. Wir würden es nicht einmal mitkriegen falls es passiert. Wer weiß wie oft sie es in ihrem Leben sogar schon getan hat ohne es selbst zu wissen?“
„Und was hat das mit mir zu tun?“ Den Launen Haruhis komplett ausgeliefert zu sein war wirklich eine beängstigende Vorstellung bei dem es Kyon kurz kalt den Rücken runterlief, andererseits wo waren die Beweise für dieses Märchen? Wäre jetzt, in diesem Moment, ein riesiges Monster aufgetaucht das Haruhis wirrem Verstand entsprang, gut dann hätte er dem Silberblatt vielleicht wirklich geglaubt. So aber hielt er Koizumi nur für fast so verrückt wie Haruhi.
„Bisher? Vermutlich gar nichts. Allerdings ist es ein kleines Wunder dass sie sich mit dir unterhalten hat und dass sie dich auf die Reise mitnimmt, ohne ein einziges Widerwort.“
„Ach? Und was würde passieren wenn ihr meine Anwesenheit nicht gefallen hätte?“
„Wer weiß, vielleicht hätte sie dann deine Existenz ausgelöscht?“ Zumindest diesmal machte Koizumi sich über ihn lustig, er konnte es an dem kurzen Funkeln in den Augen erkennen.
„Ich steige lieber aus, bevor ich mir noch mehr Märchen anhören muss.“
„Wie du meinst, wir haben auf unserer Reise sicher noch genug Zeit darüber zu reden.“ Auf Koizumis Anweisung hin kam die Kutsche zum stehen und Kyon stieg so schnell er konnte aus. Er wollte schon ohne ein weiteres Wort gehen als er sich noch einmal umdrehte. Es ging um eine Frage die Miranda und Aratarn Mimir bin Haruhis Ankunft gestellt hatten.
„Was wurde aus der Schwester der Matriarchin, Aleyandra Silberblatt? Ich habe sie zwar selber nie getroffen aber einige Geschichten von den Mimir gehört.“
„Manche Dinge sollten lieber vergessen bleiben. Willst du es wirklich wissen Kyon?“ Kyon schluckte nervös als er den Silberblatt ansah, der Gesichtsausdruck von Koizumi hatte sich zum erstenmal seit sie sich kannten für einen kurzen Moment verändert. Dieser Gesichtsausdruck sagte ihm jetzt eindeutig dass er es nicht wissen wollte, andererseits lieferte es ihm auch gleichzeitig die Antwort die er wollte, sie war tot.
„Soll ich dir den Weg zur Villa der Mimir beschreiben?“ fragte Kyon stattdessen einfach nur.
„Keine Sorge, ich finde den Rückweg alleine, wir sehen uns morgen.“Ich glaubte ihm natürlich kein einziges Wort, mal ehrlich welcher normale Mensch würde das schon? Ein paar wirre Theorien, die auf noch wirreren vanidarischen Legenden beruhten. Ich entschloss mich das Gespräch so schnell wie möglich wieder zu vergessen, vielleicht hatte Koizumi auch nur versucht mich reinzulegen, Haruhi hätte ich durchaus zugetraut ihrem Leibwächter so einen unsinnigen Befehl zu geben nur um mich für meine Einmischung auf dem Markt zu bestrafen. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken, gut die Vorstellung von Haruhi als allmächtige Göttin bescherte mir schon einige Alpträume aber Koizumis Märchen war halt nichts weiter als genau das, ein Märchen. Falls ich nicht plötzlich aufhörte zu existieren würde mich so schnell nichts beeindrucken können. Aber etwas anderes beunruhigte mich, statt nur mit einem Verrückten in Form von Haruhi musste ich jetzt gleich mit zwei von der Sorte reisen, wuhu. Wichtiger war ob ich Aratarn oder Lady Miranda vom Schicksal Aleyandras berichten sollte, die Mimir hatten die jüngere Schwester der Matriarchin sehr gemocht und würden alleine wegen dieser Nachricht vielleicht sogar die Reise absagen. Warum um alles in der Welt habe ich es ihnen nicht einfach gesagt? Warum!? Stattdessen behielt ich es für mich, war es wegen dem kurzen Gespräch mit Haruhi oder dem mit Koizumi? Man konnte sagen was man wollte, irgendwie war die ganze Sache doch recht interessant und scheinbar wollte ein Teil von mir sehen wie Haruhis Reise weiterging...ich hasse diesen Teil meines Ichs und hoffe er ist bald darauf gestorben. Vielleicht lasse ich im nächsten Kapitel irgendwas schweres auf den Kopf meines Vergangenheits Ichs fallen, aus Rache. Aber gut, so viel erstmal dazu. Während ich also langsam in einen unruhigen Schlaf fiel wachte irgendwo in Almodozasra jemand anderes gerade erst auf, nein kein Faulpelz sondern die bereits erwähnte Priestern, Christine von Rauken.
2105. Jahr seit der Landung der Auguster, Herzogtum Belunda, nahe des Dorf Lordaeron
Vorsichtig blinzelnd öffnete Christine langsam die Augen, es war noch immer Nachts aber sie lag nicht mehr auf der schlammigen Straße in Sylvania. Wo bei Sigmars Hammer war sie? Und die viel wichtigere Frage, sollte sie nicht eigentlich tot sein? Sie war sich ziemlich sicher dass sie die Kugel schon in ihrem Nacken gespürt hatte, als plötzlich die Welt um sie herum anfing sich zu bewegen. Sie selbst hatte sich keinen Millimeter von der Stelle gerührt, sondern nur mit weit aufgerissenen Augen dagelegen und entsetzt den Wandel der Welt beobachtet. Die Priesterin hatte keine Ahnung was vorgefallen war, aber zumindest war sie offensichtlich noch am Leben. Als sie versuchte aufzustehen fiel Christine wieder ein dass einer dieser verdammten Vampire ihr mit seinen Klauen den Rücken aufgerissen hatte. Die Schmerzen waren zwar noch immer da und flammten durch ihren Körper, aber die Verletzung würde bestimmt nicht dadurch besser dass sie hier herum lag, also biss Christine die Zähne zusammen und erhob sich langsam. Sie befand sich in einem dichten, dunklen Wald, zwischen den Ästen funkelte hin wieder das Licht vereinzelter Sterne hindurch. Doch die Baumdecke war zu dicht um ganze Sternbilder zu erkennen, ansonsten hätte sie vielleicht herausfinden können wo sie war. Christine riss vorsichtig ein Blatt von einem Baum und hielt es sich vor die Augen, es sah vollkommen normal aus. Das konnte unmöglich noch immer Sylvania sein, das Reich der Nacht war verdorrt und nichts weiter als ein schwarzer Fleck inmitten des Imperiums. Die Nahrung für ihre menschlichen Sklaven ließen die Vampire aus dem Mootland liefern und ansonsten vergifteten sie das Land mit ihrer schwarzen Magie, die alles durchtränkte und sterben ließ. Die Gegend hier erinnerte sie ein wenig an Talabecland oder vielleicht auch die westlichen Ausläufer Stirlands. Noch immer gebückt stolperte sie vorwärts, immer weiter durch das Dickicht, ohne klares Ziel vor Augen. Irgendwas musste sie richtig machen, denn der Wald lichtete sich langsam aber sicher. Doch bevor sie Zeit hatte sich darüber zu freuen überkam sie ein seltsames Gefühl, eines dass sie seit fast einem Jahr nicht mehr gespürt hatte. Dämonen. Schnell ging sie hinter einem Baum in Deckung und lehnte sich erschöpft mit der linken Schulter an den Stamm. Das kurze Stück hatte schon ausgereicht damit sie vollkommen außer Atem war, noch immer floss das Blut über ihren Rücken. Einen Moment dachte sie darüber nach sich mit einem Gebet zu heilen, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Sie war eine Priesterin, ihre Gebete und Segen waren nicht dazu da sich selbst vor ein bisschen Schmerz zu bewahren, sondern um mit Sigmars Gnade Leben zu retten. Es würde schwach wirken sich selbst zu heilen, vor allem aber bedeutete dieser Egoismus den ersten Schritt auf dem Weg in den unendlichen Wahnsinn des Chaos und einmal auf diesem Weg, gab es kein zurück mehr, für niemanden.
Für einen Moment dachte sie wirklich sie hätte sich die Anwesenheit eines Dämons nur eingebildet und schob es auf den Blutverlust, also stolperte sie weiter durch den unbekannten Wald, bis sie eine Lichtung erreichte. Doch niemand hätte sie dazu gebracht diese Lichtung zu betreten, denn dort erhob sich ein brauner Monolith. Runen durchzogen den unscheinbaren Stein, sie leuchteten gleich flüssigem, blauem Feuer und verkündetem jedem der in der Lage war sie zu lesen den sicheren Tod. Davor hielt ein Dämon wache, ein Horror des Tzeentch. Diese niederen Dämonen waren einzeln normalerweise keine große Gefahr für die Priesterin aber sie wusste nicht wie viele sich noch dort draußen herumtrieben.
„Das kann nicht sein.“ presste sie angestrengt hervor. Seit dem Sturm des Chaos haben sich keine Dämonen mehr so weit im Süden blicken lassen. Generell war seit dem der Niederlage von Archaon nur noch wenig vom Chaos zu hören. Bisher nahm man an dass sie im Norden, in der Eiswüste, hockten und sich die Wunden leckten. Wenn sie noch immer im Imperium war musste sie das den restlichen Fürsten des Reiches mitteilen. Ein Schrein des Chaos, nur Sigmar selbst konnte wissen was das bedeutete. Aber wer hatte ihn errichtet? Bisher hatte sie keine Menschen in diesem Wald gesehen und Dämonen galten nicht gerade als große Baumeister, sie waren eher Experten für den Abriss. Der Horror schien sie nicht bemerkt zu haben, sondern hielt seine Stellung vor dem Schrein. Vorsichtig und darauf bedacht kein Geräusch von sich zu geben umging Christine die Lichtung. Erleichtert ging sie in dieselbe Richtung weiter, diesmal bemühte sie sich allerdings darum leiser vorzugehen. Jetzt da sie wusste was in diesen Wäldern lauerte konnte sie nicht mehr achtlos durch das Unterholz poltern, sie wusste nicht ob sie im Moment in der Lage war gegen einen Dämonen zu bestehen, selbst wenn es nur ein Horror war. Während sie langsam vorankam hörte sie in der Ferne die ersten Geräusche einer Schlacht, hauptsächlich die Schreie sterbender Menschen. Trotz ihrer Verletzung hielt sie auf die Schreie zu und nach einer Weile tauchten Lichter zwischen den Bäumen auf, nein keine einfachen Lichter sondern Feuer. Um ein kleines Dorf herum hatte man Barrikaden errichtet die teilweise bereits in Flammen standen. Das Feuer lieferte ihr genug Licht um zu erkennen was vor sich ging, etwas mehr als 100 Männer versuchten über ein Dutzend Horrors abzuwehren, während vom nahen Waldrand ein paar Feuerdämonen ihre tödlichen Geschosse in die Barrikaden jagten. Es stand nicht gut um die menschlichen Verteidiger, sie schienen keine besonders geübten Kämpfer zu sein. Eigentlich hätte sie sich in ihrem Zustand verstecken müssen, aber das tat sie nicht. Stattdessen ging sie geradewegs auf das kleine Schlachtfeld zu und erhob ihre Stimme zu einem Gebet.
Ähm ich muss gestehen dass ich hier nicht so ganz aufgepasst habe, es war irgendwas von wegen „Oh Sigmar beschütze mich mit deinem Hammer, dein Licht durchbricht die Dunkelheit und so weiter und so weiter“ oder etwas in der Richtung. Wie auch immer in diesem Moment...
In diesem Moment erschien aus wie aus dem Nichts ein Hammer aus goldenem Licht in ihrer Hand. Alleine der Anblick der Dämonen schien ihr wieder Kraft zu verleihen und für einen Moment war die klaffende Wunde auf ihrem Rücken vergessen. Sie war eine Priesterin des Sigmar, es war ihre Bestimmung das Chaos überall auf der Welt auszulöschen. Die Horrors ließen von den menschlichen Kämpfern ab und wichen im ersten Moment sogar vor dem Licht des Hammers zurück. Sie hatten sicher nicht erwartet hier der heiligen Kraft Sigmars zu begegnen. Christine ließ ihnen keine Gelegenheit sich auf diese neue Situation einzustellen, sondern hob den Hammer über ihren Kopf und rannte ihnen mit einem Kriegsschrei auf den Lippen entgegen. Der leuchtende Hammerkopf krachte gegen den ersten Dämon in Reichweite und schleuderte das widerliche, kreischende Wesen einfach davon. Der Körper des Horror löste sich sofort auf und wurde zu demselben goldenen Licht aus dem auch der Hammer bestand. Die Priesterin schulterte den goldenen Hammer und stellte sich provozierend und breitbeinig vor den niederen Dämonen auf. Sie war vielleicht nie weiter als bis zur Novizin gekommen, aber dafür hatte sie im Sturm des Chaos gekämpft, solche niederen Kreaturen jagten ihr keine Angst ein, es würde schon eine ganze Horde brauchen um sie zu überwältigen. Die Dämonen Tzeentchs schienen zu spüren dass sie plötzlich deutlich unterlegen waren, denn sie verschwanden unter lautem Gekreische in den Wald zurück. Als sie alle verschwunden waren lächelte Christine kurz, der Kampf war wohl doch zu viel für sie gewesen. Der Hammer löste sich in goldene Funken auf die sie kurz einhüllten und dann in den Nachthimmel flogen um hinter den Sternen zu verschwinden. Die Beine der Priesterin gaben unter ihr nach und sie schlug hart auf der blutgetränkten Erde auf. Bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor spürte sie nur noch wie sie gepackt und eilig weggetragen wurde....
Zum zweiten mal innerhalb viel zu kurzer Zeit schlug Christine die Augen auf und hatte keine Ahnung wo sie war. Sie lag bäuchlings auf einem Bett und jemand hatte die Wunde auf ihrem Rücken verbunden. Anscheinend befand sie sich in diesem Dorf das die Dämonen zerstören wollten. Da die Horrors sich wohl kaum um ihre Verletzungen gekümmert hatten schien die Schlacht zu Gunsten der Menschen ausgegangen zu sein. Man hatte ihr die zerschlissene Kleidung und das zerfetzte Kettenhemd abgenommen und sie stattdessen in einfache Bauernkleidung gesteckt, nichts was ihr besonders gut gefiel aber fürs erste musste es reichen. Vielleicht erhielt sie jetzt ein paar Antworten. Sie setzte sich auf und schwang die Beine über den Rand des Bettes, als sie aufstehen wollte hielt sie plötzlich inne. Erst jetzt fiel ihr der ältere Mann auf der am Fußende ihres Bettes stand, scheinbar war sie vollkommen in Gedanken versunken gewesen.
„Gut ihr seid wach, die Wunde sah schlimmer aus als sie eigentlich ist. Muss ein ziemlich großes Tier gewesen sein das euch angefallen hat.“
„Nur ein verdammt großer Wolf.“ antwortete sie leise
„Mein Name ist Behrond, Bürgermeister von Lordaeron.“ er lächelte sie an und stellte sich neben sie „Am schlimmsten war der Blutverlust denke ich aber abgesehen von ein paar Narben wird bald alles verheilt sein. Ich danke Euch für die Hilfe bei der Verteidigung meines Dorfes vor den Dämonen. Wir müssen uns schon zu lange gegen sie wehren, vielleicht hätten sie es letzte Nacht sogar geschafft und zu überrennen.“
Christine reagierte nicht auf den Dank des Mannes, sie war noch immer zu verwirrt von den Ereignissen der letzten Nacht „In welchem Land liegt dieses Lordaeron“
„Almodozasra, um genauer zu sein im Herzogtum Belunda.“ die Frage schien ihn zu überraschen, stammte sie etwa nicht von der Insel? Es gab nicht so viel andere Möglichkeiten, zumindest soweit er wusste. Aber was wusste er schon? Immerhin war er nur Bürgermeister eines winzigen Dorfes mitten im von Dämonen verseuchten Nirgendwo. Christine dagegen beschäftigte nur eine Frage, wo war sie? Im Kopf ging sie alle Karten durch die sie in der Klosterbibliothek und der von Kislev studiert hatte. Keine von davon zeigte eine Insel namens Almodozasra, nicht mal uralte Seekarten der Hochelfen, und die hatten angeblich die ganze Welt bereist. Allerdings wollte sie den Mann nicht mit zu vielen Fragen auf ihre eigene Herkunft aufmerksam machen, sie musste selber herausfinden was hier los was.
„Eure Kleidung war sehr merkwürdig, falls die Frage nicht zu unhöflich ist würde ich gerne wissen wer Ihr seid?“ Er reichte ihr ein paar einfache Lederstiefel als er merkte dass sie aufstehen wollte um sich umzusehen.
„Mein Name ist Christine, ich bin Priesterin.“ sie nahm die angebotenen Schuhe entgegen und begann damit sie sich anzuziehen
„Wirklich? Ihr habt Euch eher wie eine Kriegerin benommen, das alleine ist schon seltsam genug für die Leute. Abgesehen von ein paar weiblichen Rittern hier in Belunda gibt es nicht viele Frauen die kämpfen können. Selbst in Vanidarien ist man noch nicht so verrückt.“
„Vanidarien?“ die Priestern stand von dem Bett auf und schwankte kurz kraftlos, es würde noch etwas Zeit brauchen bis sie wieder auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte war.
„Ein Fürstentum weit im Norden, nicht besonders wichtig aber...“
„Ja ja, bleiben wir lieber bei den wichtigen Dingen, in Einzelheiten kannst du dich auch später noch verlieren.“ Noch im selben Moment als die Worte über ihre Lippen kamen biss Christine sich auf die Zunge. So unhöflich hätte sie früher nie mit jemandem geredet, schon gar nicht mit einem ihrer Retter. Die Zeit in Kislev hatte Christine zumindest in dieser Hinsicht nicht gut getan, sie hatte ohne es zu merken die scharfe Zunge von Katarina übernommen und auch teilweise das Temperament der unberechenbaren Eishexe. Sie schüttelte die Erinnerungen an Kislev ab, sie lenkten die Priesterin nur ab, genauso wie die Frage ob ihre Begleiter noch am leben waren. „Verzeiht, ich bin nur etwas verwirrt.“
„Seid ihr aus dem Norden?“ fragte der Mann misstrauisch, vom Festland kam nie etwas gutes, nur diese mordenden und plündernden Bastarde, auch wenn er im Landesinneren zum Glück wenig von den Nordmännern zu sehen bekam.
„Nein.“ antwortete Katarina zögernd, sie konnte genau spüren dass Norden die falsche Antwort wäre „Ich bin aus Osten.“ Das stimmte sogar halbwegs, immerhin stammte sie aus einer Adelsfamilie im imperialen Fürstentum Ostland.
„Oh, von den Inseln?“
„Mhm? Ähm ja natürlich warum nicht.“ Diese Antwort schien den Bürgermeister vorerst zufriedenzustellen, um ehrlich zu sein hatte er größere Probleme als diese merkwürdige Frau. Vor allem da sie offensichtlich kein Freund der Dämonen war. Bevor er sie weiter befragen konnte wurde die Tür aufgeschlagen und einer der Dörfler steckte den Kopf hindurch.
„Sie sind da! Die Verstärkung ist da!“ rief er und verschwand dann eilig wieder.
„Was meint er damit?“ fragte Christine abgelenkt, sie war noch immer damit beschäftigt über das alles nachzudenken, war sie überhaupt noch in ihrer Welt?
„Ich habe Boten in die Hauptstadt geschickt um Verstärkung anzufordern. Anscheinend hat der Herzog wirklich reagiert und Hilfe geschickt.“
Sie folgte dem Alten mit kleinen Schritten aus dem Haus. Das kleine, schäbige Dorf hatte sicher auch schon bessere Tage gesehen, abgebrannte Ruinen überall zeigten dass das letzte Nacht nicht der erste Angriff gewesen war und vermutlich auch nicht der letzte. Hastig machten die Dorfbewohner sich daran die wackligen Barrikaden zur Seite zu schieben und die Straße zu räumen. Ungefähr Zweihundert schwer bewaffnete Krieger marschierten in die kleine Siedlung ein, sie hatte schon beeindruckenderes gesehen aber vielleicht war der Herzog nicht mächtig genug um über eine richtige Armee zu verfügen. Christine fühlte sich beim Anblick so vieler Bewaffneter nackt ohne ihren Hammer, sie musste sich dringend im Dorf nach einem neuen umsehen, auch wenn die Leute hier wohl kaum richtige Kriegshämmer herumliegen hatten. Ihr Blick wanderte zu den drei Reitern an der Spitze, sie schienen die Anführer dieses Söldnerhaufens zu sein, sie hatte auch schon beeindruckendere Ritter gesehen. Aber angesichts der Dämonen die um das Dorf kreisten nahm man wohl besser was man kriegen konnte bevor man in Stücke gerissen wurde...Dadadadam...hat es diesmal funktioniert?
Wenn nicht kann ich euch auch nicht mehr helfen. Jedenfalls trafen in diesem kleinen, unbedeutenden Dorf zwei Welten aufeinander und das im wahrsten Sinne des Wortes. Haruhi unterdessen plante den nächsten Schritt ihrer Reise, oh ich weiß der Kampf gegen die Dämonen klingt deutlich spannender als diese alberne Reise. Aber wenn man das alles nicht ganz so oberflächlich betrachtet wird man erkennen dass jedes Wort, jede Tat, ja jede kleine Bewegung von Haruhi bedeutender ist als der Tod von 100 Dämonen. -
Wuhu! Vanidar hat es mir endlich erlaubt meine Kapitel hier selber zu posten, daher kommt mein Kapitel dieses mal auch direkt von mir!
Ich weiß, ich weiß ich bin sehr großzügig. Und weil ich so großzügig bin erlaube ich dir sogar auch noch meine Kapitel zu posten, wie in den anderen Foren. Ist das nicht nett von mir?
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3. Eine Göttin braucht Diener
„Unser Volk blieb also im Norden des neuen Landes und errichtete auf den Städten und Festungen der früheren Bewohner das Herzogtum Vanidarien. Silberblatt entsagte damit trotz seiner großen Streitmacht der Macht und dem unendlichen Reichtum des Südens. Stattdessen blieben er und seine Ritter treue Diener des Königs und das viele Hundert Jahre lang. Selbst den schwächsten Königen folgten unsere Ritter durch die unruhigsten Zeiten, selbst Königen die unsere Macht aus Angst weiter einschränkten und sogar Königen die Stück für Stück unser Land an sich rissen. In der Zwischenzeit teilten die Speichellecker der Könige den Süden und Westen der Insel unter sich auf und verjagten das alte Volk nach und nach in eine Wüste weit im Osten der Insel. Anfangs war das alles noch vollkommen unwichtig für uns, aber schon bald fand man mehr und mehr Bodenschätze im Süden. Gold und Edelsteine um Überfluss, sogar dieses merkwürdige zeug mit dem Deadlien und Ceicla später Schießpulver herstellten. Langsam, fast schon schleichend kam der Untergang für Vanidarien und wir verloren in der Politik des Reiches mehr und mehr an Einfluss. Der Süden glänzte mit seinem neuen Reichtum während der Norden langsam vor sich hin vegetierte. Natürlich hielt die Loyalität gegenüber der Herrscherfamilie uns nie davon ab den Reichsfrieden bei jeder Gelegenheit zu brechen, wozu haben wir die ganzen Schlachtrösser, Rüstungen und Schwerter wenn nicht um damit jemanden anzugreifen? Die Kriege zwischen Vanidarien und der Grafschaft Nordmar ließen die Vanidaren schon bald am königlichen Hof in Ungnade fallen. Was uns Silberblättern nicht viel ausmachte, solange wir ab und zu einen kleinen Krieg führen konnten lebten wir zufrieden in unserem eigenen kleinen Reich. Das Wort des Königs ist Gesetz heißt es so schön, in Vanidarien dagegen waren die Worte des Königs nie hübsch genug, um die fast schon fanatische Anbetung der Matriarchinnen zu unterbinden. Viele Könige entschieden sich die Existenz dieser gottgleichen Herrscherinnen einfach zu ignorieren, einige wenige versuchten sie loszuwerden und ihre Macht über die Silberblätter zu brechen. Am häufigsten bedienten sie sich dann der einfältigen Nordmarer als Werkzeug. Deren Armeen zerschellten ein ums andere mal an den Mauern von Vanidos und nie gelang es ihnen die mächtigen Festungswerke zu überwinden. Viel änderte sich für uns mit der plötzlichen Ankunft der Plünderer aus dem weiten Norden, aus unserer alten Heimat. Die Nordmänner in ihren Langbooten plünderten hauptsächlich die Städte Vanidariens und wir schlagen auch heute noch jedes Jahr mehr als genug Scharmützel gegen diese Bestien. Anfangs aber erwischten sie uns unvorbereitet und brandschatzen die ganze Küste und sogar Neu-Vanidos.
Die Silberblätter sahen zwar keiner strahlenden Zukunft entgegen, aber sie waren zufrieden mit ihrer, seit vielen Hundert Jahren, unveränderten Situation im Reich. Doch die Zeit um Vanidarien herum blieb nicht stehen, das Reich veränderte sich und schon seit langem erhoben sich aufrührerische Stimme gegen die Königsfamilie. Aus Reden wurden Unruhen in den einzelnen Reichsteilen, aus leichten Unruhen wurde im Jahr 1988 ein handfester Bürgerkrieg zwischen den Fürsten. Vanidarien war nicht länger in der Lage sich einfach aus dem Geschehnissen im Reich rauszuhalten als der Krieg sie erreichte. Die Silberblätter und ihre Truppen zogen treu an der Seite des rechtmäßigen Königs in den Kampf, leider erfolglos. Bis heute weiß ich nicht wie unsere Ritter eine Schlacht nach der anderen verlieren konnten, doch sie taten es und am Ende erklomm ein neues Geschlecht den Thron. Der neue König ließ nicht zu dass Vanidarien sich einfach wieder vom restlichen Reich isolierte, er konnte keine so große Macht akzeptieren die nicht voll und ganz hinter ihm stand. Große Teile des Herzogtums wurden den Kronlanden einverleibt und in den nördlichen Kronlanden, wo der Einfluss der Matriarchin und ihrer Ritter immer stark gewesen war, begann man den Menschen die vanidarische Kultur nach und nach auszutreiben. Zu schwach um Widerstand gegen das gesamte Reich zu leisten versank Vanidarien in den letzten 100 Jahren fast gänzlich in der Bedeutungslosigkeit.“
Roger Talien Silberblatt „Wenn silberne Blätter fallen - eine Chronik über den Niedergang Vanidariens.“Nach etwa zwei Wochen erreichten die Vanidaren die Republik und gleichnamige Stadt Benjii. Benjii lag an der östlichen Grenze der vier Republiken, fast direkt an der Grenze zu den nördlichen königlichen Ländereien, auch wenn jeder Vanidare es als Südvanidarien bezeichnen würde aber, und dafür danke ich allen Göttern, bin ich kein Vanidare. Die rund zwei Dutzend königlichen Soldaten von Haruhis Leibwache hinkten einige Meilen hinterher und so traf sie nur mit ihren wenigen Rittern in der reichen Handelsstadt ein. Doch kaum hatten sie das Tor passiert, setzte die junge Silberblatt sich unauffällig ab, darin war sie erstaunlich gut, vor allem da Haruhi normalerweise keine fünf Minuten still sein konnte. Aber wie auch immer es ihr diesmal gelang den Rittern zu entwischen, sie irrte eine Weile ziellose durch die ihr unbekannte Stadt. Letztendlich fand Haruhi sich auf einem großen Marktplatz wieder, bedauerlicherweise lag er fast direkt vor der Universität von Benji. Ich sage bedauerlicherweise, weil sie dort zum erstenmal auf die arme Asahina Mimir aufmerksam wurde, für Haruhi sicher ein tolles Erlebnis, für mich eher der schlimmste Tag meines bisher so normalen, wundervollen Lebens.
2105. Jahr seit der Landung der Auguster, die vier Republiken, Republik Benjii
Haruhi war am Stadttor von ihrem Pferd gesprungen und einfach in der Menschenmenge untergetaucht, es war geradezu lächerlich einfach gewesen. Viel einfacher als in Vanidarien, wo jeder Narr sie sofort erkannte, hier dagegen war sie nichts weiter als eine junge Adlige mit einem etwas merkwürdigem Kleidungsstil. Sie lehnte an den Holzpfeiler eines Standes auf dem größten Markt Benjiis und damit einem der größten in den Republiken. Es dürfte sicher niemanden überraschen das es ein Stand für Kleidung aus Deadlien war, oder? Jedenfalls wusste sie von hier aus nicht ganz weiter, sie hatte gehofft sich hier schon irgendwie zurecht zu finden aber die Stadt war so anders als das graue Vanidos. Neben dem Markt erhob sich die Universität, die größte im ganzen Reich. Gerne wäre Haruhi hineingegangen, aber dort würde sie nicht finden was sie suchte. Während Haruhi darüber nachdachte drehte sie an einem der goldenen Ringe, die sie an ihren Fingern trug, normalerweise machte sie sich nichts aus diesem albernen Zeug, aber im Moment sah sie aus als wäre sie ein wandernder Schmuckhändler, sogar um ihren Hals hingen mehrere Ketten. Angeblich hatte sie das alles mitgenommen falls sie in den Republiken zu irgendwelchen offiziellen Anlässen eingeladen wurde und vorzeigbar aussehen musste, natürlich stimmte das nicht. Sie brauchte das Gold und die Edelsteine um einen vernünftigen Reiseführer anzuheuern. Die Mimir sollten ihr zwar einen zur Verfügung stellen, aber sie traute diesen langweiligen Adligen nicht. Was wussten die schon von den Geheimnissen und Legenden des Landes? Nichts! Sie brauchte einen richtigen Reiseführer, am besten einen heruntergekommenen Hinterwäldler der in irgendeiner schäbigen Taverne hockte, sich volllaufen ließ und mit Lügengeschichten und Flüchen um sich warf. So jemanden brauchte sie, nicht irgendeinen verzogenen Adligen der sie von einer Villa zur nächsten schleppte. Sie hatte nie verstanden was die meisten Leute so sehr an Gold interessierte, davon gab es im Königreich doch mehr als genug. Vor allem im Süden und Westen waren die Berge voll vom dem nutzlosen Zeug, die Schatzkammer von Vanidos war vielleicht nicht so groß wie die des Königs, aber das bisschen Tand würde niemand vermissen. Silber dagegen, das würde sie nicht hergeben. Auf der ganzen Insel hatte man in den letzten 2100 Jahren kein einziges Silbervorkommen entdeckt. Das seltene Metall gab es scheinbar nur in ihrer alten Heimat, dem Kontinent weit im Norden. Die einzige Möglichkeit an Silber zu kommen war also einen dieser riesigen Nordmänner umzubringen, die mit ihren Langschiffen um die Insel kreisten wie ein Rudel Wölfe um ihre Beute. Die gefürchteten Krieger aus dem Norden trugen immer ein oder zwei Schmuckstücke aus Silber mit sich rum. Keine besonders ungefährliche oder ergiebige Art der Silbergewinnung, deswegen war es dementsprechend teuer.
Sie überlegte ob sie jemanden nach einer möglichst dreckigen und verrufenen Taverne fragen sollte, als der jungen Silberblatt etwas anderes ins Auge sprang und mit einemmal war jeder Gedanke an einen Reiseführer wie weggeblasen, sie hatte gefunden was sie suchte. Gerade in diesem Moment verließen einige junge Adlige die große Universität von Benjii und mischten sich unter die Leute. Zwei sonderten sich nach einer Weile ab und gingen in eine andere Richtung weiter, den jungen Leibwächter mit der ernsten Miene würdigte Haruhi in diesem Moment keines Blickes. An seiner Seite allerdings befand sich ein Mädchen, etwa in ihrem Alter, vielleicht auch ein Jahr jünger. Sie hatte langes, rotes Haar und merkwürdige schwarz weiße Vögel zierten den Saum ihres Kleides. Haruhi konnte nicht anders, sie musste einfach breit lächeln. Es war kein besonders freundliches Lächeln, sondern eines das in die Welt hinausschrie „Ich habe einen gottverdammten Plan! Und es ist mir egal ob dabei jemand verletzt wird oder kaputt geht!“.
Ich hasse es wenn sie so guckt, danach passiert immer irgendetwas schreckliches, nicht schrecklich für Haruhi selber, nein natürlich nicht. Sie geht immer unversehrt und mit guter Laune aus allem Ärger heraus. Aber Asahina und manchmal auch ich müssen leider meistens die Opferrolle einnehmen, so auch diesmal.
Sie wandte den Blick kurz von der Adligen ab und ließ ihn über die Menschenmenge streifen. Am Rand der Menge tummelten sich dutzende abgerissene Gestalten, die darauf lauerten jemanden in einer einsamen Nebenstraße oder Gasse auszurauben. Absolut perfekt. Haruhi überlegte kurz wie ihre Chancen standen zwei oder drei davon anzuheuern, genug zum bezahlen hatte sie ja dabei. Möglicherweise raubte dieser Abschaum sie auch einfach aus.
„Das Risiko ist es mir wert.“ sagte sie laut vor sich hin und machte sich auf den Weg, natürlich ohne die Mimir aus den Augen zu lassen. Sie musste sie einfach haben.Es war ein gewöhnlicher Tag gewesen, Lady Asahina war an der Universität ihren Studien nachgegangen und ich hatte jeden in Grund und Boden gestarrt der es wagte ihr zu nahe zu kommen. Aber auf dem Weg zurück zur Villa geschah etwas merkwürdiges, wir wurden überfallen. Ist das zu glauben? Eine Mimir sollte in der Stadt der Mimir ausgeraubt werden Die beiden Halsabschneider sahen so aus als hätten sie gerade ein Bordell ausgeraubt, was ein bisschen lächerlich wirkte, aber mir war trotzdem nicht gerade zum Lachen zumute. Ich zog mein Schwert und stellte mich schützend vor Asahina, sollten sie es ruhig versuchen, man hatte mich auf genau diesen Moment vorbereitet.
„Lass es lieber Kleiner. Gib mir einfach dein Geld, deinen hübschen Zahnstocher, ach ja und dein Leben wenn wir schon mal dabei sind.“ sagte der eine und zeigte dabei seine verfaulten Zähne.
„Und die Kleine.“ rief der andere
„Ihr solltet lieber verschwinden, in Benjii eine Mimir zu überfallen...wie tief muss man dafür sinken?“ erwiderte ich, ohne das kleinste Anzeichen von Furcht. Mit den Augen einer Klapperschlange betrachtete ich sie, ließ sie nicht aus den Augen und folgte jeder noch so kleinen Bewegung. Angeberei liegt mir nicht besonders, aber ich hatte eine gute Ausbildung erhalten und würde diese zwei Narren einfach in winzige Scheiben schneiden falls sie Lady Asahina zu nahe kamen.
„Das Lösegeld einer Mimir ist höher als das einer Prinzessin. Finde das reicht als Grund.“ War alles was sie noch sagten, bevor sie mit gezücktem Messer auf mich zukamen.
Ich erwartete sie mit meinem Schwert und es war als würde die Zeit um mich herum stillstehen, mein erster richtiger Kampf um das Leben der bezaubernden Lady Asahina begann. Die Straße um mich herum wirkte wie ausgestorben, alles andere trat in den Hintergrund und in mir herrschte nur noch der Wille sie zu verteidigen. Mein Schwert schnellte umher während ich sie auf Distanz hielt, ihre kurzen Dolche würden mich niemals erreichen, selbst zu zweit waren sie noch immer viel zu langsam und ungeschickt. Ich sprang um sie herum und deckte sie mit einem wahren Hagel aus Schlägen ein. Dann flog einer der Dolche in hohem Bogen davon und ich richtete meine Klinge auf die Kehle eines Diebes. Wie auf ein geheimes Signal hin machte der Abschaum sich plötzlich aus dem Staub und ich hätte ihnen am liebsten laut Beleidigungen hinterher geschrien, diese Flaschen, was für eine schwache Vorstellung. Natürlich merkte ich nicht dass sie mich nur halbherzig angegriffen hatten, in Wahrheit wollten sie mich nur ablenken, aber ich, nun ich fühlte mich in diesem Moment unbesiegbar, mächtig, unsterblich, wie ein Löwe der ein Rudel Hyänen zerfetzte, wie ein Königlicher Soldat der ein armes vanidarisches Baby umbrachte, wie ein Gott unter den Sterblichen aber vor allem war ich...komplett im Arsch und ein totaler Idiot. Als ich aus meinem Kampfrausch zurückkehrte und mich umsah, merkte ich erst dass die Straße nicht nur wie ausgestorben wirkte, sie war es. Ich drehte mich panisch im Kreis und versuchte zu begreifen was passiert war, doch so sehr ich es auch nicht wahrhaben wollte, die Mimir war verschwunden. Meine Schutzbefohlene hatte sich einfach so in Luft aufgelöst. Erst dachte ich sie hätte sich während des kleinen Kampfes versteckt, aber dann müsste sie doch jetzt langsam wieder rauskommen oder?
„Lady Asahina!“ rief ich mit aufkeimender Verzweiflung „Asahina!“
Doch so laut ich auch schrie, sie blieb verschwunden und tauchte nicht mehr auf. Ich rannte in die nächstgelegene Gasse und danach in die Nächste und immer weiter und weiter. Ich irrte durch Benjii und schrie die halbe Stadt zusammen. An diesem Tag war ich wohl kurz davor durchzudrehen und die Leute in den Straßen dachten sicher ich wäre komplett wahnsinnig. Lassen wir mein Vergangenheits Ich mal ein wenig suchen, in der Zwischenzeit kommen wir zu einer anderen kleinen Geschichte, die mir eine merkwürdige Priesterin namens Christine von Rauken erzählte. Eine Geschichte die uns sogar für den Anfang aus dieser Welt herausführt und ja ihr habt euch nicht verlesen ich meine das wirklich ernst, leider.
IK 2527 Herbst, im Herzen des dunklen Reiches SylvaniaChristine von Rauken öffnete vorsichtig die Augen und versuchte zitternd sich zu bewegen. Eine flammende Woge aus Schmerz durchfloss ihren Körper und sie hörte sofort wieder auf mir ihren schwachen Versuchen. Reglos lag sie dort und sah zu wie der sintflutartige Regen die Straße in ein Haufen Schlamm verwandelte. Ihre braunen Haare waren genau wie ihr Priesterinnengewand nur noch eine dreckige Masse, dieser verdammte Dreck, sie hasste Sylvania. Wer hätte gedacht das sie hier enden würde? Sie war an der Seite der großen Eishexe Katarina geritten, war gemeinsam mit den Husaren Kislevs auf eine Dämonenarmee zugestürmt, ohne ein Anzeichen von Furcht in den Augen um sie mit ihrem Hammer zu zerschmettern und jetzt? Sie war eine stolze Kriegspriesterin, sie konnte nicht hier enden, auf einer namenlose Straße im verdammten Vampirreich.
Aus Kislev war sie damals nur mit dem Zwerg Kazgar aufgebrochen, er war der Prinz eines Königreiches der Norscazwerge. Der Zwerg war nur um ihretwillen mitgekommen, aber im Laufe ihrer Reise hatten sich noch mehr Leute um sie geschart, sie alle waren auf Rache aus und sie kannten nur ein Ziel, Sylvania. Sie wollten nur eines, diesem Bastard Valrek von Carstein eine silberne Kugel verpassen und diesem selbstgefälligen Vampir den endgültigen Tod bringen. Als erstes hatte sich ihnen, nahe der ehemaligen Hauptstadt der Ostmark, ein Ritter angeschlossen sein Name war Ranuccio Ferrante und er gehörte zum zerschlagenen Orden der Blutroten Ritter. In unzähligen Schlachten hatte er gegen die Vampire gekämpft um das Imperium zu schützen und mit angesehen wie seine Kameraden durch wahre Horden von Untoten fielen, nur um kurz darauf als Feinde wieder aufzustehen. Ein Stück weiter im Süden, fast schon an der Grenze zum eigentlichen Sylvania, waren sie dann auf eine Gruppe Söldner getroffen. Angeführt wurden die von dem Hexenjäger Wilhelm van Hal und einer Kriegerin namens Naira. Sie alle hatten im Laufe der Vampirkriege viel verloren, seien es Freunde oder Familie und so schlossen sie sich ebenfalls dem Rachefeldzug der Priesterin an.
Christine selbst war vor etwa drei Jahren, oder eher in einem anderen Leben, eine einfache junge Novizin in der Ruinenstadt Mortheim gewesen. Sie hatte fast ihr ganzes Leben im Kloster der Schwesternschaft des Sigmar verbracht und obwohl in der zerstörten Stadt Hunderte Skaven und Mutanten ihr Unwesen trieben war sie zufrieden gewesen, zufrieden damit ihr Leben Sigmar und der Vernichtung des Chaos zu widmen. Doch dann war alles anders gekommen, die von Carsteins griffen Mortheim an. Noch in derselben Nacht war ein Vampir in das Kloster eingedrungen, nicht irgendein Vampir sondern der Vollstrecker Manfreds persönlich. Er und seine Männer konnten sich in riesige Wölfe verwandeln und richteten ein Blutbad unter den Priesterinnen an. Sie wurde nur leicht verletzt und verlor das Bewusstsein. Als sie wieder aufwachte und unter den Leichen ihrer Schwestern hervorbrach war sie alleine gewesen. Christine wusste nicht mehr wie sie das nächste imperiale Dorf erreichte, aber sie überlebte diesen Tag, irgendwie. Die klaffende Wunde auf ihrem Rücken brannte wie Feuer, sie hoffte einfach das ihre Kameraden sie finden würden bevor die Vampire es taten, sie konnten doch nicht alle tot sein. Derselbe Vampir und sein Rudel von Bestien hatten sie so kurz vor ihrem Ziel angegriffen und in alle Himmelsrichtungen verstreut, wie eine Herde Schafe. Ihr selbst hatte eines dieser Monster den Rücken zerfetzt und sie war im allgemeinen Durcheinander irgendwie zurückgeblieben.
Ein schwerer Stiefel setzte sich auf ihren Hinterkopf und hielt sie, trotz erbitterter Gegenwehr, mit Leichtigkeit unten. Das Gesicht der jungen Priesterin wurde tiefer in den Schlamm gedrückt und sie gab verzweifelt auf. Wer immer auch über ihr stand konnte kein Mensch sein, dazu war er zu stark. Vermutlich war es einer dieser verdammten Vampire, schoss es ihr durch den Kopf, gegen eine dieser übermenschlichen Bestien anzukämpfen hatte keinen Sinn, wenn es um rohe Gewalt ging war sie selbst unverletzt unterlegen. Christine schloss die Augen und begann leise ein Gebet aufzusagen, sie würde in ihrem letzten Augenblick keine Angst zeigen, der Tod hätte sie schon vor langer Zeit in diesem Kloster holen müssen.
„Sigmar dein Licht wacht über mich, mein Glaube ist mein Schild, deine Gerechtigkeit ist meine Rüstung, deine Erhabenheit ist mein Hammer, verbrenne diese unwürdigen Kreaturen mit dem Feuer deine Göttlichkeit, zerschmettere sie...“
„Ist es nicht etwas spät für Gebete, Priesterin?“ Christine traten plötzlich doch noch Tränen in die Augen, liefen über ihre Wagen, vermischten sich mit den Regentropfen und flossen in den Schlamm. Es war nicht wegen der Worte oder ihrem nahenden Ende, sondern wegen der viel zu vertrauten Stimme, das war keiner von Valreks Schlächtern. Sie spürte förmlich wie die Pistole auf ihren Kopf gerichtet wurde, der Finger sich an den Abzug legte und unendlich langsam krümmte. Als endlich der laute Knall ertönte zuckte sie und kniff die Augen noch fester zusammen, doch die Kugel sollte sie nie erreichen, stattdessen bohrte sie sich einfach in den Matsch und zwar an die Stelle wo eben noch die Priesterin gelegen hatte. Christine von Rauken war spurlos verschwunden und nichts weiter als ihr Abdruck und ihr Blut im Schlamm erinnerten noch an die junge Priesterin. Es war bei weitem nicht dass seltsamste was die Gestalt mit der Pistole jemals gesehen hatte, selbst hier im Imperium wimmelte es nur so von merkwürdigen Dingen und im Grunde war es ihr auch egal.
„Anscheinend hat dein Gott dich doch noch erhört.“ flüsterte die Gestalt und wandte sich zu dem Schloss um, das sich bedrohlich über das ganze Land erhob, Drakenhof. Es gab für ihn wichtigeres zu tun als über eine unwichtige Priesterin nachzudenken. Die Gestalt war ihrem Ziel so nahe, sie würde sich nicht mit dem Verschwinden eines wertlosen Menschen aufhalten. Die Pistole noch immer fest umschlossen ging die Gestalt zielstrebig auf das Schloss zu, ohne noch einen weiteren Gedanken an die junge Priesterin zu verschwenden.So viel erstmal dazu denke ich. Ich weiß, ich weiß es ergibt alles wenig Sinn und vermutlich sollte ich mal langsam mit ein paar Erklärungen anfangen, aber das wird noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Für den Anfang zählt nur dass die verletzte Priesterin aus irgendeinem Grund aus ihrer eigenen Welt entschwand und später in unserer auftauchen sollte, ähm irgendwer hatte mir mal erklärt wie das funktioniert, aber ich habe es ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich bin nicht gut darin mir dieses ganze merkwürdige und vollkommen unlogische Zeug zu merken, dieses sinnlose Gerede über Magie, Dimensionen, den Warp oder was auch immer. Die Geschichte dieser gesichtslosen Gestalt und so weiter, wird sicher irgendwo anders erzählt werden, aber nicht hier. Hauptsächlich weil ich nicht weiß wie es weiterging, woher auch? Es spielte schließlich nicht einmal in meiner eigenen Welt und außerdem ist es vollkommen unwichtig für unsere weitere Geschichte, also warum schreibe ich überhaupt so viel darüber? Fragen über Fragen und eines Tages werde ich sicher antworten, versprochen. Aber fürs erste zurück in unsere Welt, in der es zum Glück keine Vampire, Dämonen, Monster oder andere schreckliche und mystische Wesen gibt...zumindest dachte ich das mal. Obwohl ich noch nie Vampire getroffen habe, immerhin etwas nehme ich an. Wie auch immer, es war bereits später Nachmittag als Haruhi sich zurück auf den Weg zum östlichen Stadttor machte, die arme Asuhina Mimir im Schlepptau. Dort traf sie auf ihre wartenden Ritter und die Königlichen Soldaten, welche inzwischen endlich aufgeholt hatten. Man sollte eigentlich erwarten dass sie die Stadt nach Haruhi absuchen würden, aber sie waren zu sehr damit beschäftigt sich untereinander zu streiten. Der Hauptmann der Königlichen Soldaten, ein Mann namens Garon, schien zu glauben man hätte Haruhi vor ihm und seinen Leuten versteckt und machte natürlich sofort die Ritter dafür verantwortlich. Die Soldaten und Vanidaren waren kurz davor sich an die Gurgel zu gehen als Haruhi wie aus dem Nichts wieder auftauchte, allerdings nicht alleine.
2105. Jahr seit der Landung der Auguster, die vier Republiken, Republik Benjii
Als die beiden Diebe aufgetaucht waren hatte sie keine große Angst gehabt, warum auch? Kyon Trellik hatte die Angreifer schließlich ohne Probleme besiegt. Er war ihr Held, ihr großer Krieger und wundervoller Leibwächter.
Schön das hat sie vielleicht nicht wirklich gedacht aber wäre es so unwahrscheinlich? Lasst mir meine Träumereien ja?
Erst als sie von hinten gepackt wurde und eine Hand ihr den Mund zuhielt, war Panik in Asahina aufgestiegen. Dieses merkwürdige Mädchen mit den langen brauen Haaren und den genauso merkwürdigen Sachen schleppte sie durch die halbe Stadt und Asahina brachte vor lauter Angst kein Wort heraus, selbst als sie an den verwirrten Stadtwachen vorbeikamen. Wer war sie? Hatte sie eine Waffe? Wo brachte man sie hin? Sie war etwas jung für eine Mörderin der Gilde, aber bei denen war nichts unmöglich, vielleicht war sie ja eine Art Lehrling. Andererseits war es schon sehr dreist eine Mimir mitten in der Stadt der Mimir umzubringen, das war nicht nur angeblich unmöglich sondern vor allem unhöflich. Nach einer Weile erreichte Haruhi mit ihr das östliche Stadttor, wo sie die arme Mimir einfach fallen ließ und zwar direkt vor die Füße ihrer Garde.
„Wer ist das?“ fragte Garon, auch wenn es ihn wenig interessierte, er war nur hier um auf Haruhi aufzupassen...naja und um ihr die Kehle durchzuschneiden falls ihre Mutter dem König mal wieder Ärger machte. Jetzt da er sie wieder vor sich sah war ihm alles andere egal, auch wenn der Blick mit dem dieser Abschaum ihn musterte nichts als blanken Hass in dem Königlichen aufsteigen ließ. Vanidarischer Abschaum, der König hätte die Matriarchin und ihre Brut schon vor langer Zeit umbringen müssen. Garon hoffte fast schon dass die Matriarchin einen neuen Krieg plante, dann konnte er Haruhi eigenhändig ein Schwert in den Bauch rammen.
„Meine Reiseführerin.“ antwortete Haruhi begeistert „Sie konnte es gar nicht erwarten uns jeden Winkel der Republiken zu zeigen. Ich schwöre es, sie hat nicht aufgehört zu reden bis ich ihr Angebot annahm.“
„Und wie ist ihr Name?“ fragte Koizumi mit leichtem Misstrauen in der Stimme, das hübsche Mädchen sah nicht so aus als wäre sie freiwillig hier oder als wüsste sie irgendwas von Haruhis Plänen.
„Keine Ahnung, ist das überhaupt wichtig?“ Haruhi legte den Kopf schief und schien kurz nachzudenken „Mhm ich denke falls sie unbedingt einen Namen braucht, werde ich mir einen passenden für sie überlegen.“
„W-wo bin ich? U-und w-wer seid ihr?“ die Mimir setzte sich auf, sah sich ängstlich um und fand sich inmitten der Ritter wieder. Haruhi stand zwischen ihren Leibwächtern und schien voller Stolz ihre „Beute“ zu präsentieren. Sie erkannte das Wappen der Ritter, es war der Weiße Baum von Vanidos und diese Rüstungen, ihr Vater besaß auch so eine, allerdings lag die meistens nur unbenutzt herum. Diese Leute mussten ihre vanidarischen Besucher sein, sie hatte nicht damit gerechnet die Gäste so früh und vor allem auf diese Art und Weise kennenzulernen.
„Ich bitte um Entschuldigung für das Verhalten meiner Herrin, sie ist manchmal ein wenig...impulsiv.“ Koizumi streckte Asahina mit einem freundlichen und beruhigenden Lächeln die Hand entgegen um ihr aufzuhelfen.
„Ist sie nicht total niedlich? Ich habe doch recht Koizumi oder?“ Sie hatte die Republikanerin also wirklich entführt und eigentlich sollte er deswegen sauer sein aber sie strahlte ihn aus ihren großen Augen einfach nur an, scheinbar voll und ganz begeistert von Asahina.
„Schon, aber ich denke nicht dass Ihr sie behalten könnt.“ erwiderte Koizumi vorsichtig.
„Blödsinn, sie wird unsere Reiseführerin durch die Republiken.“ erklärte Haruhi, ohne Zeit damit zu verschwenden die junge Republikanerin jemals nach ihrer Meinung zu fragen „Sie hat genau das was wir für die Reise brauchen, sieh sie dir doch an!“
Was dieses besondere Etwas war ließ Haruhi offen, aber Koizumi entnahm ihrem Gesichtsausdruck dass es einzig und alleine darum ging dass sie die junge Republikanerin für niedlich hielt, von daher sparte er sich die Frage lieber.
„Ihr seid eine Mimir?“ fragte Koizumi freundlich als er die Pinguine auf ihrem Kleid sah. Hatte Haruhi wirklich ein Mitglied der reichsten Adelsfamilie in den Republiken praktisch entführt? Sie waren keine zwei Stunden in der Stadt! Wenn sie in dem Tempo weitermachte würden die Republiken ihnen noch vor dem Abendessen den Krieg erklären.
„J-j-ja.“ stammelte sie und sah ängstlich zu Haruhi, als die vorerst keine Anstalten mehr machte sich ihr zu nähern sprach die Mimir weiter „Asahina Mimir“
„Die Tochter von Aratarn? Dem ehemaligen Grafen von Neidea?“ fragte er neugierig nach, noch ein merkwürdiger Zufall, denn Aratarns Villa war ihr erstes Ziel. Die Vanidaren sollten bei ihrem ehemaligen Landsmann unterkommen.
„Ist doch total egal wer sie ist Koizumi. Wichtig ist nur dass sie uns durch die Republiken führen wird, richtig Mikuru?“ redete Haruhi dazwischen.
„M-mikuru?“ fragte die verwirrte Mimir „Aber ich heiße...“
„Unwichtig. Das ist jetzt dein neuer Name, verstanden? Ist er nicht total unglaublich toll? Das ist die alte Sprache von Varos, ich finde der Name passt deutlich besser zu dir, er ist genauso süß wie du, hast du etwa ein Problem damit?“ Haruhis Tonfall ließ keinerlei Widerspruch zu und die Mimir versuchte einfach nur noch ein paar Schritte vor ihr und diesem feurigen Blick zurückzuweichen.
„Ähm a-also ähm, nein, nein ich denke nicht.“ antwortete sie mit leiser Stimme, war diese Verrückte etwa wirklich die Tochter der Matriarchin? Dann war sie ein Gast und man hatte ihr beigebracht Gäste immer freundlich zu behandeln, auch wenn Haruhi es ihr nicht gerade leicht machte. Sie traute sich gar nicht zu fragen was Mikuru in dieser Sprache bedeutete, so wie Haruhi sie anfunkelte wollte Asahina es auch nicht wissen.
„Gut. Also Mikuru, als erstes bringst du uns zur Villa deiner Familie, ich habe einen Bärenhunger, könnte glatt einen von diesen merkwürdigen Vögeln verdrücken.“
„I-ich heiße Euch willkommen in der Republik Benjii und der Heimat der Mimir, ich...“
„Ja ja, spar die das viele sinnlose Gerede. Zeig uns endlich den Weg Mikuru.“ Haruhi war plötzlich wieder neben ihr, legte den Arm um ihre Hüfte und zog die junge Adlige stürmisch und voller Enthusiasmus zu sich heran „Also los! Gehen wir!“ Und damit zog sie die Mimir hinter sich her, gefolgt von ihrer Leibwache „Also Mikuru, was hältst du von deadlischer Mode? Ich habe vorhin auf dem Markt ein paar Sachen gesehen die dir absolut fantastisch stehen würden.“Während Haruhi sich mit ihrer „Beute“ und neuen Führerin auf den Weg zur Villa der Mimir machte, hetzte ich noch immer durch Benjii und versuchte einen Hinweis auf Asahinas Aufenthaltsort zu finden. Meine Suche verlief erfolglos und so beschloss ich zur Villa zurückzukehren und ihren Eltern Bericht zu erstatten, damit sie eine ordentliche Truppe für die Suche zusammenstellten. Ich konnte einfach nicht fassen dass ich versagt hatte, von klein auf hatte man mich dazu erzogen das Leben der jungen Mimir über mein eigenes zu stellen. Sie mein Leben lang zu beschützen und nicht von ihrer Seite zu weichen, als Trellik war es meine Lebensaufgabe den Mimir als Leibwächter zu dienen. Und was machte ich? Ich brachte Schande über mich und meine ganze Familie indem ich Asahina verlor und zwar in der Stadt der Mimir. War so etwas überhaupt jemals vorgekommen? Vermutlich nicht, aber meine Ahnen mussten sich auch nie mit Haruhi rumschlagen, die Glückspilze, sie sind wenigstens tot, während ich mich voller Schuldgefühle der Villa näherte. Im selben Moment trafen die Vanidaren ein und mein Herz blieb beinahe stehen als ich Lady Asahina bei ihnen sah. Oh allen Göttern dieser und jeder anderen Welt sei dank, sie war am Leben und nicht in den Händen irgendwelcher Verbrecher. Lady Asahina schien zwar nicht besonders glücklich mit ihren Begleitern zu sein, aber immerhin war sie unverletzt. Heute bin ich klüger und weiß dass jeder ehrbare Verbrecher sie besser behandelt hätte als Haruhi, aber dazu später mehr.
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Nicht unbedingt, ich zumindest werde auch ab und an mal auf irgendwas eingehen das Ingame passiert. Wir Mimir das ganze machen wird weiß ich noch nicht genau. Aber es gibt eh nicht so viel Interessantes zu sehen, die Mod hat Vanillaeinheiten, es ist kein 2. CoW^ ^ Von daher wird es sich eher auf die Kampagnenkarte beschränken.
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Aus irgendeinem unverständlichen Grund war Mimir heute arbeitswütig und hat gleich sein Kapitel geschrieben. Also hier Kapitel 2, diesmal nicht von mir sondern von Mimir.
2. Vorboten des Sturms
Dies war also der Anfang des Endes meiner ruhigen Zeiten hier auf Erden. Während also Haruhi, Koizumi und die königlichen Soldaten unaufhaltsam gen Benjii preschten war der Vorbote der kommenden Katastrophe bereits eingetroffen, ein vanidarischer Ritter namens Astereida. Er mag ein durchaus ehrenhafter und netter Mensch sein, nun so nett wie Vanidaren halt sein können, aber für mich ist er das Böse in Person, der Vorbote meiner Alpträume, der Störer meines wohlverdienten, ruhigen Lebens. Dabei begann die ganze Sache noch so harmlos, er kam als einfacher Bote nach Gurilia um mit dem Rat zu sprechen. Wobei 'harmlos' eher relativ ist, der letzte Bote der nach Gurilia kam um mit dem Rat zu sprechen hatte einen Brief der Matriarchin dabei in dem sie allen Republiken den Krieg erklärte. Wenn ich es recht bedenke wurde bis heute kein Friedensvertrag mit Vanidarien unterzeichnet, also sind wir theoretisch noch immer im Krieg, auch wenn es wohl niemand mitbekommen hat. Wie bereits gesagt, das Unglück beginnt also in den Hallen des Rates der Republiken und nimmt von dort aus seinen Lauf. Der Anführer meines Hauses, André Trellik, saß zu diesem Zeitpunkt im Rat und von ihm habe ich erfahren was sich dort abspielte...
2105. Jahr der Sonne, die Stadt Gurilia in der Republik Gurilia
Astereida betrat die Versammlungshalle des Rates und warf einen kurzen Blick durch den Raum. Im gesamten Raum befanden sich vielleicht zwei Dutzend Wachen der Republiken, jedoch gehörten diese scheinbar zur Republik Benjii und waren daher von Aratarn Mimir, dem ehemaligen Fürsten von Neidea ausgebildet worden, was sie schon einmal schlagkräftiger machte als alles andere dass die Republiken aufstellen konnten. Links und rechts neben dem Eingang zur Halle führten Treppen nach oben zu mehreren kleinen Balkons von wo aus Zuschauer den Versammlungen beiwohnen konnten. Der Ritter selbst begab sich mit schnellen Schritten in die Mitte des Saals. Dort stand ein Tisch in Halbmondform wo die 37 Ratsmitglieder der Republiken saßen, geordnet nach ihren Häusern wenn man einmal vom Oberhaupt der Republiken absah welches direkt in der Mitte saß. Vor diesem Tisch befanden sich fünf weitere Stühle für Bittsteller, Boten und Leuten die gerne mit dem Rat sprechen würden. Der Vanidare ließ sich auf einem der Stühle nieder und richtete sein Wort an den Rat der Republiken „Ich grüße euch, ehrenwerter Rat. Ich bin Sir Astereida und wurde von Matriarchin Tegara aus Vanidarien entsandt um mit euch über eine wichtige Angelegenheit zu reden.“ Bevor er jedoch weiter reden konnte brach ein kleiner Tumult am rechten Ende des Tisches aus, eines der Ratsmitglieder schien aufspringen zu wollen, wurde jedoch von zwei weiteren Ratsmitgliedern festgehalten. Das Oberhaupt des Rates, eine Frau welche scheinbar Ende 30 war, wandte sich an den Mann welcher scheinbar einen verzweifelten Kampf führte um sich aus dem Griff seiner Kollegen zu befreien. „Recon? Ganz ruhig, du siehst doch dass dieser Mann hier viel zu jung ist. Außerdem ist Aiden Silberblatt schon seit Jahren tot. Vergiss nicht, du hast mir versprochen zumindest eine Woche lang hier in Gurilia auszuhalten. Da kannst du nicht gleich abhauen wenn jemand von Außerhalb der Republiken zu uns kommt.“
An dieser Stelle will ich kurz unterbrechen und ein paar Erklärungen liefern. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits einiges im Rat getan, altbekannte Gesichter verschwanden und neue tauchten auf. Zwei Jahre vor dieser Versammlung verstarb Lias Mimir auf Grund ihres hohen Alters und ihr Schwiegersohn Aratarn folgte ihr in den Rat, auch wenn er die meiste Zeit abwesend war da er sich nicht viel für Politik interessierte. Nur ein Jahr später starb auch Lord Petrovsky, das Ratsoberhaupt an Altersschwäche und es wurden Wahlen abgehalten um ein neues Oberhaupt zu bestimmen. Die Wahl fiel auf Jeanette Linda, was niemanden wirklich verwunderte. Was viele allerdings verwundert ist die Tatsache dass Jeanette Linda und Recon Mimir ein Liebespaar waren, nun irgendwie zumindest. Wie es dazu kam dass der paranoideste Mensch der Republiken sich mit dem Oberhaupt eines Hauses voller Mörder einließ weiß noch heute niemand. Alles was wir wissen ist dass Jeanette eines Tages von ihrem Ehemann, Markus Linda, dermaßen gelangweilt war dass sie ihn umbrachte, ohne Vorwarnung und ohne wirkliche Anzeichen dass sie es versuchen würde. In der selben Nacht verstarb auch noch Markus' Sohn welcher aus einer früheren Ehe stammte. Somit war Jeanette nun legitim und gesetzeskonform die Anführerin von Haus Linda, denn wer nicht durch Mord, Intrige oder Verrat an die Spitze des Hauses kam war kein richtiger Linda. Somit hatte Jeanette Linda nun auch die Kontrolle über die Attentätergilde der Republiken, damit war es kein Wunder dass sie zum Ratsoberhaupt gewählt wurde sobald sie ihre Kandidatur bekannt gab, und zwar einstimmig. Doch nun zurück zur Versammlung...
Recon atmete ein paar mal tief durch und nickte dann bevor er sich ruhig auf seinem Platz niederließ. „Ja, du hast recht. Aiden ist tot. Auch wenn ich nie seine Leiche gesehen habe, aber ich vertraue den Quellen die uns diese Information geliefert haben. Entschuldigt mich, Sir Astereida, fahrt bitte fort.“ Der Ritter warf einen Blick auf die anwesenden Ratsmitglieder der zu sagen schien 'Die sind hier alle vollkommen verrückt'. Trotzdem räusperte er sich und fuhr fort „Nun, zu aller erst will die Matriarchin den Rat wissen lassen dass sie den Republiken verzeiht dass sie im Krieg vor 16 Jahren nicht an ihrer Seite standen, als Zeichen der Versöhnung hat sie mir dies mit auf den Weg gegeben.“ mit diesen Worten nahm der Vanidare ein in Tüchern eingeschlagenes Schwert in die Hand und wickelte es aus. Es war das Schwert welches einst Aratarn Mimir gehörte und ihm von der Matriarchin nach seinem 'Verrat' abgenommen wurde. „Dies ist die Waffe welche einst Aratarn Silber.... ich meine Aratarn Mimir gehörte. Sie soll wieder in seinen Besitz gelangen, wie gesagt als Zeichen der Versöhnung zwischen unseren Reichsteilen.“ Sollte diese Botschaft wirklich so lauten und nicht verändert worden sein war es mit Abstand das freundlichste was man in den Republiken von ihr gehört hatte. Das allein war schon ein Grund einen Schritt auf die Vanidaren zuzugehen. André Trellik erhob sich und sprach „Im Namen von Aratarn Mimir werde ich die Waffe entgegennehmen und sie ihm nach Benjii liefern lassen, denn leider ist er heute nicht anwesend und trainiert lieber die Milizen der Stadt. Es gibt Gerüchte von größeren Banden von Banditen, Räubern und Deserteuren welche immer öfter kleinere Dörfer im Reich überfallen. Die Republiken wollen bereit sein falls der König uns aufruft einige Truppen zur Bekämpfung eben jener zu entsenden.“ Der Vanidare übergab das Schwert und der Trellik ließ sich wieder auf seinen Platz sinken. Dann kam Astereida zum eigentlichen Grund seiner Anwesenheit. „Ich danke euch dafür dass ihr bereit seid nicht in der Vergangenheit zu leben und die Versöhnung welche euch Lady Tegara anbot anzunehmen. Abgesehen davon sollte ich den Rat jedoch auch davon unterrichten dass Lady Haruhi Silberblatt, Tochter von Matriarchin Tegara, vorhat die Republiken zu bereisen. Sie ist einen Tag nach mir aufgebrochen und wird wohl bald in Benjii eintreffen. Ich hoffe dass ihr dazu bereit seid Lady Haruhi als Gast in den Republiken zu begrüßen, so wie ihr einst Lady Aleyandra bei euch zu Gast hattet, die Schwester der Matriarchin.“
Als der Vanidare endete seufzte Jeanette Linda leise. Schön und gut wenn ein Bote aus Vanidarien in den Republiken war, sollte wirklich eine ganze Gruppe von ihnen zusammen mit der Tochter der Matriarchin in die Republiken reisen gäbe es keine Möglichkeit mehr Recon daran zu hindern nach Teremaire zu reisen. In den letzten 16 Jahren ist es soweit gekommen dass seine Villa schon mehr wie eine kleine Burg aussah als wie ein Haus zum wohnen. Selbst Theron von Nurc sagte, nachdem er sich die Festung ansah, dass er Probleme haben würde sollte er jemals den Auftrag erhalten Recon Mimir zu töten. Wie auch immer, nur um Recon in Gurilia zu halten würde Jeanette noch lange keinen Konflikt mit Vanidarien riskieren. Also wandte sie sich an den Ritter und meinte „Selbstverständlich werden wir Lady Haruhi als Gast bei uns behalten. Wir werden dafür sorgen dass jemand sie durch die Republiken führt und ihr die wichtigsten Dinge zeigt. Gibt es sonst noch etwas zu bereden?“ Der Ritter schüttelte den Kopf. „Gut, dann muss ich euch bitten den Raum zu verlassen. Wir müssen uns noch um einige andere Dinge kümmern. Zum Beispiel diese neue Fehde zwischen den Raan und Karon. Oh, einfach zu göttlich. Die einen hassen die Gilde zu sehr um sie anzuheuern und die anderen sind nicht reich genug. Das kann eine lange Sitzung werden...“Und mit dieser Versammlung nahm das Unheil seinen Lauf. Es wurde Haruhi gestattet in die Republiken zu reisen und dort Amok zu laufen, zumindest schien es so. Wir sind nun bald an der Stelle der Geschichte angelangt wo ich selbst ins Bild komme, zusammen mit Lady Asuhina. Lady Asuhina ist das wohl liebenswürdigste Geschöpf der Republiken. Jung, freundlich, intelligent und wunderschön. Und doch musste sie im Laufe der Zeit die wir Haruhi kennen so viel durchmachen, die Welt ist ungerecht. Aber ich greife den Ereignissen mal wieder voraus. Bevor wir nämlich zu mir und Lady Asuhina kommen müssen wir eine kleine Reise nach Süden unternehmen. Dort spielte sich etwas ab was im Laufe der Zeit noch äußerst wichtig für diese Welt werden sollte. Und es ist auch einer der Gründe weshalb ich der Meinung bin dass unsere Welt dem Ende nah ist wenn ich mir die ganze Sache nicht einbilde. Wie auch immer, die Hauptpersonen dieser Geschichte sind Sir Morgraine, Sir Abbendis und Sir Dathrohan. Diese drei waren die letzten Überlebenden einer Gruppe von Rittern welche vom Fürsten Belundas entsandt wurden um eine Bande von Banditen auszumerzen. Die folgende Beschreibung der Ereignisse ist unverändert und genau so von Sir Morgraine erzählt worden...
2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda nahe der Grenze zu Deadlien
Die Gruppe unter der Führung von Sir Morgraine ritt gemächlich die menschenleere 'Straße' entlang. Oder zumindest dass was man in diesem Teil Belundas als Straße bezeichnete, es war eher ein besserer Trampelpfad welche zu einem der kleinsten Dörfer des Herzogtums führte. Morgraine hatte das Kommando über zwei Dutzend Ritter welche vom Herzog entsandt wurden um eine Gruppe Banidten zu vernichten welche seit drei Tagen in der Nähe des Dorfes ihr Unwesen trieb. Sie überfielen die wenigen Reisenden welche ins Dorf wollten und forderten Tribut von den Bauern welche in eben jenem lebten.Laut Berichten waren es lediglich um die 40 Männer welche einfach alles in die Hand genommen hatten das nach einer Waffe aussah, mit anderen Worten waren zwei Dutzend Ritter bereits übertrieben. „Gott, das ist unglaublich langweilig. Wir sollten im Süden sein und uns der Flotte anschließen die den Verräter endlich zur Strecke bringen wird und nicht hier irgendwo abseits jeglicher Zivilisation Banditen jagen.“ meckerte einer der Männer hinter Morgraine. „Halt die Klappe Fordring. Du machst die Banditen noch auf uns aufmerksam.“ „Oh, hast du etwa Angst vor ein paar Vagabunden, Dathrohan? Ich wusste nicht dass du so ein Feigling bist“ „Bin ich auch nicht, aber mit deinem ständigen Meckern machst du halt die Banditen auf uns aufmerksam, und dadurch werden sie sich in den Wald verkriechen wo wir sie nicht finden können. Das wiederum heißt dass wir noch länger hier sein müssen. Also bitte, Fordring. Halt die Klappe.“ „Ja, ja. Ist ja schon gut. Du bist so langweilig, findest du nicht auch Abbendis?“ wandte sich der Ritter namens Fordring an die Frau welche zu seiner Rechten ritt. Sie war eine der wenigen Frauen in den Rängen der Ritter Belundas. Vor 10 Jahren hatte ihre Mutter wegen einer Wette mit dem Herzog an einem Turnier für Ritter teilgenommen und zur Überraschung aller sogar gewonnen. Daher musste der Herzog ihr einen Wunsch gestatten und dieser war es dass alle Mitglieder ihrer Familie, auch die weiblichen, in den Ritterstand erhoben wurden. Somit gibt es heute also einige wenige Frauen in den Rängen der Ritter Belundas und dank einer hervorragenden Ausbildung standen sie den Männern in nichts nach.
„Oh, ich werde mich gar nicht bei eurem Streit einmischen. Ich bin nur froh wenn wir endlich diese dämlichen Streuner gefunden haben. Sie haben schon viel zu viel meiner Zeit verschwendet.“ „Ach, ich hätte nie gedacht dass du auch eine von denen bist die sich nicht unterhalten wollen. Es ist als wenn ich mit leeren Rüstungen durch die Gegend reite und nicht mit anderen Menschen.“ „Alle anhalten!“ rief Morgraine plötzlich und stoppte sein Pferd. Die anderen Ritter taten es ihm gleich und sahen auch sofort weshalb. Abseits des Weges, am Rande eines kleinen Waldes standen einige Wägen welche wohl einst von Ochsen gezogen wurden, diese lagen nun tot im Gras zusammen mit den Besitzern dieser kleinen Handelskarawane. Die Ritter näherten sich dem Waldstück und sahen sofort was sich hier für ein Gemetzel abgespielt hatte. Ein gutes Dutzend Stadtwachen, dem Wappenrock nach aus den Republiken, und mehrere Händler lagen tot auf dem Boden, hier und da gab es auch einige abgerissene Gestalten welche wahrscheinlich zu den Banditen gehörten. „Eine Handelskarawane aus den Republiken zu überfallen ist keine so gute Idee.“ meinte Fordring und näherte sich den Wagen. „Was kann sie dazu getrieben haben eine Karawane mit Wachen zu überfallen? Normalerweise nehmen sie sich doch nur unbewachte Ziele vor.“ „Wenn die wirklich aus den Republiken sind haben sie mit Deadlien gehandelt, und die einzige Handelsware welche die Republiken von dort beziehen ist Schokolade. Das ist ziemlich wertvoll und die Banditen könnten es bestimmt für einen guten Preis verkaufen.“ meinte Dathrohan und sah sich um. „Der Rest von denen ist wahrscheinlich in den Wald geflüchtet. Ich zähle ganze acht tote Banditen, die Republikaner haben wirklich ihr bestes gegeben gegen eine solche Überzahl.“ Fordring wollte gerade etwas erwidern als er ein Rascheln im Unterholz vernahm. Er wandte sich um und kurze Zeit späte konnte man auch ein seltsames Geräusch vernehmen, welches irgendwie an eine Mischung aus Schreien und dämlichen Gebrabbel erinnerte. Plötzlich schien auch noch pinker Rauch aus dem Unterholz zu kommen was die Ritter nur noch mehr verwirrte. „Was ist das für ein...“ begann Fordring, kam jedoch nicht weiter. Eine Art blauer Blitz schoss aus dem Gebüsch direkt gegen den Ritter welcher sofort anfing zu schreien und von seinem Pferd fiel. Kurz darauf ging ein Aufschrei durch die Reihen der Ritter. Während die Rüstung von Sir Fordring anfing zu schmelzen, ja sie schmolz, wuchs ihm tatsächlich ein dritter Arm aus dem Brustkorb. Nach wenigen Sekunden verstummte dann das Geschrei des Ritters und er war tot, durch das geschmolzene Metall getötet. Bevor die anderen reagieren konnten brach das widerlichste Geschöpf dass Morgraine je gesehen hatte aus dem Unterholz. Es war ein riesiger Kopf mit vier Armen, zwei Beinen und mit überdimensionalen Augen und einem Maul welches wohl ohne Probleme einen halben Mann verschlingen konnte. Das Gekreische welches vorhin aus dem Wald kam ging von dieser Kreatur aus und pinker Rauch umspielte sie bei jedem ihrer Schritte. Mit einem irren Kichern schoss eine Art Feuerstrahl aus dem Maul der Kreatur und verbrannte ganze sechs Ritter mitsamt ihren Pferden. Dathrohans Pferd scheute so heftig dass es den erfahrenen Ritter tatsächlich aus dem Sattel warf. Während die Ritter noch versuchten sich zu ordnen sprang die Kreatur auf das Pferd eines Ritters und biss diesem den Kopf ab bevor ein weiterer Feuerstrahl aus de Maul schoss und weitere vier Ritter in den Tod riss. „Was ist das für ein Ding?!“ rief Abbendis geschockt während sie versuchte ihr Pferd unter Kontrolle zu bringen. Eine gute Frage auf die Morgraine jedoch keine Antwort hatte. Dafür brachen zwei weitere dieser Gestalten aus dem Wald und stürzten sich auf die Ritter. Einer der blauen Blitze traf Morgraines Pferd und der Ritter konnte gerade so aus dem Sattel springen bevor er unter seinem Schlachtross begraben wurde. So schnell er konnte richtete er sich auf und sah sich um.
Die wenigen seiner Männer die noch lebten befanden sich in heftigen Kämpfen mit zwei der Kreaturen während die Dritte direkt auf ihn zu rannte. Mit einer schnellen Drehung gelang es dem Belunder tatsächlich dem Monster auszuweichen. Endlich zog er sein Schwert und stellte sich dem Feind zum Kampf. Nachdem er etwas länger als eine Minute gegen diese Kreatur gekämpft hatte kamen ihm ernsthafte Zweifel ob man sie überhaupt töten konnte. Er hatte ihr zwar einen Arm abgeschlagen, worauf die Kreatur auch mit einem gellenden Schrei geantwortet hatte, und ihr einen Schnitt etwas oberhalb des Mauls verpasst, jedoch schien sie nicht sterben zu wollen. Plötzlich schoss ein Arm der Kreatur vor und die Krallen zogen tiefe Furchen durch den Brustpanzer des Ritters, was eigentlich unmöglich sein sollte. Morgraine stolperte zurück und fiel über die Leiche seines Schlachtrosses welches seltsamerweise drei Augen zu haben schien. Das Monster stieß einen Triumphschrei aus welcher sich jedoch kurz danach in einen Todesschrei verwandelte. Abbendis schien ihr Pferd endlich unter Kontrolle gebracht zu haben und hatte das Monster mit ihrer Lanze aufgespießt, die Spitze der Waffe ragte aus dem aufgerissenen Maul der Kreatur. Doch bevor Morgraine sich bei der Ritterin bedanken konnte spaltete sich die Leiche des pinken Monsters und es erhoben sich zwei neue, kleinere und blaue Monster wo eben noch die Leiche des einen lag. Morgraine fluchte und rannte vor. Sein Schwert bohrte sich durch das rechte Auge der einen Kreatur während Dathrohan, welcher scheinbar aus dem Nichts auftauchte, die andere Kreatur gerade zu in Stücke hackte. Abbendis kam zu ihnen, stieg von ihrem Pferd und machte sich daran auch die zweite, blaue Kreatur zu töten. Als sich die Ritter sicher waren dass die Feinde nicht noch einmal aufstehen würden sanken Dathrohan und Morgraine erschöpft auf den Boden während Abbendis sich umsah.
Der Anblick war erschütternd. Während überall tote Ritter und ihre Pferde lagen sah die Ritterin aus dem Augenwinkel wie eine blaue und eine pinke Kreatur zurück in den Wald rannten. Außer ihr, Morgraine und Dathrohan war niemand mehr am Leben. „Die letzten Kreaturen sind geflohen.“ wandte sie sich an ihren Anführer. „Aber wir sind die einzigen die übrig sind, alle anderen sind...tot.“ Schloss sie mit schwacher Stimme und ihr Blick wanderte zu den knapp zwei Dutzend Leichen welche einst ihre Freunde und Bekannten waren. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ meinte Morgraine und erhob sich. „Wir müssen zum Herzog und ihn vor dieser neuen Gefahr warnen, ich weiß nicht wo diese Kreaturen herkommen aber sie sind gefährlicher als alles dass mir bisher untergekommen ist.“ „Der Herzog wird uns nie im Leben glauben wenn wir ihm erzählen was passiert ist.“ warf Dathrohan ein. „Selbst wenn, wir müssen es zumindest versuchen. Wir können nicht zulassen dass diese Dinger, diese.... Dämonen weiterhin ihr Unwesen treiben. Ihr werdet mich doch unterstützen, oder?“ „Natürlich werden wir das, Morgraine. Ich bezweifle zwar ebenfalls dass der Herzog uns glaubt, aber wir müssen es zumindest versuchen.“ sagte Abbendis und Dathrohan nickte. Die Ritter fanden noch vier unverletzte Pferde und machten sich mit ihnen, und den Ringen ihrer Freunde und Bekannten welche diese als Ritter Belundas auszeichneten, auf den Rückweg in die Hauptstadt.Ja, ich weiß. Diese Geschichte hört sich einfach zu unglaublich und einfach nur erfunden an. Genau das hatte sich auch der Herzog Belundas gedacht als er sie hörte. Er ging davon aus dass seine Ritter in einen Hinterhalt gerieten und in Folge des Gemetzels ihren Verstand eingebüßt hatten. Er entließ die Ritter vorläufig aus seinem Dienst und sandte eine weitere Gruppe von 100 Mann in die Nähe des Dorfes um die Banditen auszumerzen. Diese Männer kamen in voller Zahl zurück und berichteten dass sie das Schlachtfeld gefunden hatten. Sämtliche Banditen seien tot, wahrscheinlich von den Rittern erschlagen. Dämonen hatte man keine gefunden, selbstverständlich nicht. Damit ist die Geschichte von Sir Mograine, Sir Abbendis und Sir Dathrohan jedoch noch nicht zu ende. Es war eher der Anfang von etwas viel größerem. Jedoch habe ich bereits genug Zeit damit verbracht von ihnen zu reden, lasst uns nun zum wichtigsten Punkt des Kapitels kommen, Lady Asuhina und mir. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag in Benjii und wir befanden uns auf dem Weg zur Akademie...
2105. Jahr der Sonne, die Stadt Benjii in der Republik Benjii
Es war ein wunderschöner Herbstmorgen in den Republiken. Die Sonne schien, ein leichter Wind wehte durch die Stadt und es waren angenehme Temperaturen. Warm genug dass man nicht fror sobald man auf die Straße ging, doch kalt genug dass man nicht schwitzte während man sich auf den Weg zur Akademie machte. Es fing an wie jeder andere Morgen auch, ich wartete vor der Hauptvilla der Mimirs darauf dass Lady Asahina herauskam um sie dann auf ihrem Weg zu begleiten. An diesem Tag trug ich wie immer eine leichte Lederrüstung mit dem Wappen der Trelliks darauf. Ein unglaublich langweiliges Wappen wenn ich es so sagen darf, einfach zwei gekreuzte Schwerter mit einem Pinguin darüber. Der Pinguin sollte die Verbundenheit zu Haus Mimir unterstreichen deren Wappen ja ebenfalls ein Pinguin war. Zudem trug ich ein Kurzschwert an meiner Seite, wir befanden uns zwar in Benjii, der Hauptstadt der Mimirs wenn man es so nennen will, und ich war noch kein ausgebildeter Leibwächter doch trotzdem sollte ich zu jeder Zeit bereit sein Lady Asahina zu schützen. Dies hatte man mir jahrelang solange gesagt bis ich fast an nichts anderes mehr denken konnte. Wie auch immer, der Tag war wie jeder andere, der einzige Unterschied war dass ein Bote aus Gurilia eintraf und in der Villa verschwand, ansonsten war alles wie beim alten. Kurze Zeit nachdem der Bote kam öffnete sich die Tür der Villa erneut und Lady Asahina verließ ihr Haus und kam auf mich zu. Sie hatte langes, rotes Haar...
Einen Moment, dass hier wird sonst wieder zu lange dauern. Am besten Zeige ich euch einfach ein Bild von ihr, hier
Einfach umwerfend, nicht wahr? Wie auch immer, zurück zur Geschichte.
„Guten Morgen Kyon, wie geht es dir?“ fragte mich Lady Asahina mit einem freundlichen Lächeln. „Es geht mir wunderbar, ein perfekter Herbstmorgen. Was wollte der Bote aus Gurilia bei euch?“ „Oh, er hat eine Botschaft für meine Eltern überbracht und Vaters altes Schwert. Scheinbar will sich die Matriarchin aus Vanidarien mit den Republiken versöhnen. Ihre Tochter wird gar die Republiken bereisen. Mutter hat die Aufgabe bekommen eine Art Reiseführer für die junge Silberblatt zu finden welcher ihr das wichtigste in den Republiken zeigen kann.“ „Ach? War nicht schon einmal eine Vanidarin hier bei uns zu Besuch? Ich meine mich daran erinnern zu können.“ „Kyon, das Thema hatten wir doch erst gestern gehabt. Erinnerst du dich noch? Das Buch welches mein Onkel geschrieben hatte?“ Tatsächlich war es mir entfallen, aber am Tag zuvor hatten wir uns im Unterricht das Buch von Recon Mimir durchgelesen in welchem es um die jüngere Geschichte der Republiken und des Königreiches generell ging.
Bevor ich etwas erwidern konnte hörten wir wie jemand hinter uns unsere Namen rief. Als wir uns umdrehten und Lady Asahina sah wer dort kam lächelte sie und winkte. Es war Tsuruya, eine gute Freundin von Lady Asahina und über lange Ecken auch mit ihr verwandt. Tsuruyas Vater war Theon Mimir, der Cousin von Miranda Mimir, Asuhinas Mutter. Außerdem war die Mutter Tsuruyas, Cora, eine alte Freundin Mirandas. Somit war es praktisch vorbestimmt dass die Töchter der beiden ebenfalls gut miteinander auskamen. Also gingen wir nun zu dritt die Straße entlang und wichen dabei den Menschenmassen aus welche versuchten zum Markt der Stadt zu gelangen. An diesem Tag gab es irgendein seltsames, neues Angebot aus Deadlien. Irgendwelche neue Mode, mal wieder. Es stellt sich noch immer die Frage warum Leute Mode aus Deadlien überhaupt kaufen, nach zwei Wochen gab es doch eh etwas neues.
Zu dritt betraten wir also die Akademie von Benjii und trafen auch gleich auf ein paar Bekannte deren Namen jedoch unwichtig sind in dieser Geschichte. Wie jeden Tag gingen wir durch den Unterricht, hatten Spaß und lernten sogar hin und wieder etwas neues. Ein Tag wie jeder andere. Die Wendung kam erst als wir uns auf den Weg nach Hause machten, denn auf eben jenem Weg trafen wir zum ersten Mal auf Haruhi Silberblatt.