Hallo zusammen,
da ich im Forum wahrscheinlich der Einzige bin, der ein Steam Deck hat (oder auch nicht?), aber es vielleicht einen Interessenten dafür gibt, wollte ich meine Eindrücke hier schildern. Vielleicht ist es ja für jemanden interessant oder hat selber überlegt, sich sowas mal zuzulegen. Ich weiß gar nicht, wie viele Switch Spieler wir im Forum haben?
Was ist das Steam Deck?
Es ist grundsätzlich ein PC in Handheld Form. Sprich, eine Switch, nur mit anderer Hardware/Software etc., aber halt in Handheld Form. Das System ist daher im Vergleich zur Switch komplett offen, man kann mit dem Gerät tun/installieren was man möchte, man bekommt von Valve keinerlei Einschränkungen, wie Nintendo das gerne macht. (Selbst Microsoft/XBox ermöglicht es, dass man Software von Dritten laufen lässt ohne sie hacken zu müssen!).
Hardware
Grundsätzlich kann man Details hier entnehmen (Steam Deck™), aber für den kurzen Überblick:
- AMD APU
- CPU: Zen 2 4c/8t, 2,4 – 3,5 GHz (bis zu 448 GFlops FP32)
- GPU: 8 RDNA 2 CUs, 1,0 – 1,6 GHz (bis zu 1,6 TFlops FP32)
- APU-Leistung: 4 – 15W
- 16 GB LPDDR5 Onboard-RAM (5500 MT/s 32-Bit-Vierkanal)
- Speicher: Je nach Version 64 GB eMMC (PCIe Gen 2 ×1) oder 256/512 GB NVMe-SSD (PCIe Gen 3 ×4) + bei allen Versionen MicroSD Slot (UHS-I mit Unterstützung von SD, SDXC und SDHC)
- 1280 × 800 Pixel (Seitenverhältnis 16:10), IPS Panel, 7 Zoll
- Anschluss: USB-C mit DisplayPort 1.4 mit Unterstützung von Alt-Modus; bis zu 8K mit 60 Hz oder 4K mit 120 Hz, USB 3.2 Gen. 2
- 40-Wattstunden-Akku
Version heißt nur, dass das Gerät unterschiedlichen Speicher hat (64, 256, 512 GB Version) und das bei den teueren Varianten leicht anderes Accesoires dabei sind. Leistung/sonstige Hardware ist komplett ident.
Preise sind hierbei 420€ - 550€ - 680€. Konkurrenz (Aya Neo) beginnt bei 1100€ und ist dabei um die Hälfte langsamer.
Eindruck
Handling
Das Steam Deck ist groß, im Internet gab es dazu zahlreiche Witze. Einfach mal in die Hosentasche einstecken geht also nicht, man muss immer einen Rucksack mitnehmen. Das ist so ziemlich der einzige Kritikpunkt diesbezüglich - ansonsten fühlt sich das Gerät wirklich angenehm und auch längeres Spielen ist angenehm. Da ich nicht die größten Hände habe, kam ich am Anfang tatsächlich nicht so gut an die Thumbstick dran, mittlerweile halte ich das Gerät instinktiv "tiefer" in meiner Hand als ich das von meiner Switch gewöhnt war, weswegen ich nun "natürlicher" an die Thumbsticks drankomme. Es hat also etwas Gewöhnungszeit gebraucht, aber jetzt gehts.
Menü/Interface
Am Anfang hat es mich verwirrt, dass die Hauptseite aus "Was ist neu" besteht und ich immer den Knopf unten drücken muss, um in die Bibliothek kommen muss. Klar, Valve will Umsatz mit dem Gerät machen, daher sollen die Leute in den Shop gehen. Wenn man aber am PC Steam öffnet, öffnet sich auch zuerst der Shop. Daher passt das schon und ich hab ehrlich gesagt auch nicht wirklich nachgeschaut, ob man das ändern kann.
Menü läuft soweit flüssig, hatte am Anfang einen Bug in der Bibliothek, dass beim Scrollen es manchmal raufspringt, wenn ich nicht mittig runtergehe, sondern zuerst eins nach rechts oder links gegangen bin und erst dann runter gedrückt habe. Mittlerweile ist der aber behoben.
Der Shop funktioniert soweit auch ganz normal - das einzige Ärgernis ist nur, dass es keinen Sicherheitsmechanismus gibt. Ich würde gerne, bevor ich mit PayPal oder was auch immer eingespeichert ist als Standard-Zahlungsart, noch einmal mit einer Knopf-Kombination oder dergleichen meinen Einkauf bestätigen. Seis drum, mal schauen ob das kommt - ist ein relativ stark gewünschtes Feature.
Bildschirm
Da gibts jetzt nicht viel zu sagen. Die Auflösung von 800p auf 7 Zoll passt genau --> dadurch laufen die Spiele nativ mit der Auflösung und es schaut richtig gut aus. 1080p dürften zu viel für den Chip, Batterie und Kühlleistung sein. Man kann die Helligkeit richtig weit runter drehen, weiter als das bei Aya Neo oder Onexplayer geht. Dadurch spielt es sich wesentlich angenehmer. Man kann auch einen Nachtmodus aktivieren, dann filtert er das Blaulicht raus. Das ist für mich ein riesiger Pluspunkt.
Software
Als Software läuft SteamOS 3.0 drauf, das ist von Valve eine eigens "erstellte" Software, die auf Linux (Arch) basiert, die auf dem Steam Deck eine konsolen-ähnliche Erfahrung ermöglicht. Man kann aber über den Home-Button in den Desktop Modus (KDE Plasma) wechseln und das Gerät ganz normal als PC verwenden. SteamOS 3.0 soll in Zukunft auch als eingeständiges Betriebssystem veröffentlicht werden, um es ganz normal am Desktop verwenden zu können. Momentan kann man das nur über Umwege.
Windows 10 bzw. W11 (mit Beta Patch) lassen sich auch installieren. Man verliert aber die Quick-Access Buttons, um schnell im Spiel FPS/TDP/GPU Takt/FSR zu aktivieren. Dual-Boot kann die Software noch nicht, soll aber auch noch kommen.
Spielekompatibilität
Da Linux verwendet wird als OS, hat Valve ihre Software dahingehend optimiert, dass sie mittels einen Layer ein normales Windows Spiel "fließend" in Linux "übersetzt". Da ich kein Technik-Experte bin, kann ich das nicht direkt weiter erklären - alles was ich sagen kann, ist, dass die meisten meiner Spiele funktionieren. Bei ein paar Spielen (Batman: Arkham Origins) war es notwendig, eine eigene "Proton-Version" über den offiziellen Linux-Shop zu installieren und dann einfach in der Bibliothek in die Spieleigenschaften, "Spiel zwingen mit einer Kompatibilitätsversion auszuführen" anzuklicken und die andere installierte Version auszuwählen.
Daher, die meisten Spiele laufen grundsätzlich problemlos über SteamDeck. Valve hat hierzu auch ein System implementiert, wo jedes Spiel markiert wird mit:
- Verified
- Playable
- Unsupported
- Unknown
Verified bedeutet einfach, dass das Spiel Out-of-the-box läuft, alles funktioniert und auch peformance-technisch läuft (720p, 30fps, niedrige Einstellungen ist die Mindestanforderung hierfür).
Playable bedeutet, dass manche Texte zu klein sind, zusätzlichen Launcher erfordert und daher Touch-Bedienung/manuelles Aufrufen der Tastatur erfordert. Deswegen ist zB Fifa nur "playable", weil beim Installieren auch Origin mitinstalliert wird (macht es alles selber) und man sich dann in Origin anmelden muss --> nur muss man selbstständig ins Feld reindrücken und dann mit der Taste "STEAM" + "X" die Tastatur selbstständig aufrufen.
Ist an sich nur marginal, aber halt nicht wie bei Konsolen, wo man die CD einfach reinwirft und los gehts. Das ist der Unterschied.
Unsupported ist komplizierter. Das kann reichen von "startet unter keinen Umständen" bis hin zu "man muss selber eine zusätzliche Protonversion downloaden" oder "Spiel läuft ohne weiteres zutun". Deswegen ist Batman: Arkham Origins offiziell als "unsupported" markiert, da ich erst im Internet nachschauen musste, wie man es zum Laufen bekommt. Manche Spiele wurden noch mit einer älteren Version getestet und noch nicht aktualisiert - so genau weiß keiner, warum manche Spiele unsupported sind, obwohl sie einwandfrei laufen. Valve hat deswegen hierzu auch ein neues Feedback System implementiert, wo man direkt in der Bibliothek Feedback geben kann, wie das Spiel läuft und ob Valve ggf. die Einsortierung ändern muss.
Unknown heißt einfach, Valve "weiß" es offiziell nicht - das Spiel kann problemlos laufen oder auch nicht.
Wie werden Spiele überhaupt überprüft? Die Entwickler schicken eine Anfrage, wo sie schon angeben, in welcher Kategorie sie das Spiel einkategorisieren würden und was "die Probleme" sind. Valve überprüft das dann manuell und dann wird das Spiel entsprechend freigeschalten. Deswegen läuft es etwas langsamer, weil das einfach Zeit braucht. Ob das später mal umgestellt wird, weiß keiner.
Generell empfiehlt sich ein Besuch auf www.protondb.com --> ist eine riesige Datenbank, wo Spiele bereits unter Linux bzw. dem Proton-Layer getestet wurden (Gaming auf Linux war ja vor dem Steam Deck interessant), dort befinden sich auch Hilfestellungen zu etwaigen Problemen.
Spieleleistung/Batterie
Das Ding hat Power! Klar, die 1280x800 helfen, aber Spiele wie The Witcher 3 oder Snowrunner laufen auf mittleren Einstellungen mit 50fps. Einfachere Spiele wie Fifa laufen sowieso problemlos. Hier zeigt sich aber auch schon die größte Schwäche --> der Akku!
Wenn ich The Witcher 3 mit 60 fps laufen lasse, ist in unter 2h der Akku leer, dasselbe für Snowrunner. Fifa läuft für 2h und halb Stunden bei voller Last. Akkulaufzeit wird im Quick-Access-Menü angezeigt.
Jetzt kann man aber dank dem Quick-Access Menü die FPS/TDP/GPU einstellen. So stelle ich bei The Witcher 3 oder Snowrunner 30 fps ein. Während am TV oder am Desktop PC sich das "furchtbar" anfühlt (habe deswegen geweigert auf meiner XBox Series S Snowrunner zu spielen, das lief nur mit 30fps), fühlt es sich auf der Steam Deck nicht so an. Klar, man merkt den Unterschied zu 60 fps, aber die frametimes sind einfach so glatt, dass das Spielgefühl wirklich gut ist.
Fifa begrenze ich auf 6 Watt und komme auf über 4h laut Anzeige. Warum das Steam Deck normalerweiße mehr Strom zieht? Weil es, wenn man ein Tor schießt oder sonst was passiert, die Kamera ja auf Nahansicht wechselt, wo im Hintergrund man dann das ganze Stadion sieht --> das zieht wesentlich mehr Akku und passiert ja immer wieder (auch im Menü). Wenn man jetzt auf 6 Watt begrenzt, hab ich halt "nur" mehr 40 fps, aber für ein Menü brauch ich ja jetzt nicht mehr^^
Im Grunde genommen kann man das auf alle anderen Spiele übertragen. Die meisten lasse ich aber mit 60 fps laufen, da ich so auf 3h Akkulaufzeit kommen würde und ich sowieso nicht länger am Stück spiele.
Emulation
Eine der größten Anwendungen ist auch Emulation. Dabei funktioniert einmal alles problemlos bis GameCube/PS2/Wii. Auch Wii U und Switch Emulation ist an sich möglich, ist aber von Spiel zu Spiel schwieriger umzusetzen/zum Laufen zu bringen. Performance-technisch ist es aber machbar. Da wird noch viel nachkommen, die Entwickler der Emulatoren haben erst kürzlich ihr eigenes Steam Deck bekommen, um ihre Software anzupassen.
Meine zwei GBA Spiele laufen problemlos mit 3 Watt, entsprechend komme ich hier auch auf 8h Spielzeit oder so, hab da noch nie drauf achten müssen. Sind tatsächlich meine zwei Hauptspiele, insbesondere wenn ich unterwegs bin xD
Warum das Steam Deck perfekt für mich ist
Ich komme wegen meine Privatleben nicht viel zum Spielen. Die Uni nimmt da relativ viel Raum ein und am Abend nach dem Lernen sitze ich ungern alleine im Büro, anstatt im Wohnzimmer neben meiner Freundin zu sein. Dabei geht es nicht immer darum gemeinsam eine Serie zu schauen, manchmal geht es auch einfach nur darum, dass sie ein Buch liest und ich nebenbei auf reddit oder auch hier im Forum die Beiträge mitverfolge. Dementsprechend kann ich nun mit dem Steam Deck im Wohnzimmer spielen und brauch mich nicht im Büro "einschließen". Das hat auch den Vorteil, dass ich meinen "Lernplatz" von meinem Spieleort besser abtrennen kann. Klar, für manche Spiele gehe ich noch immer auf den Desktop PC oder verbinde den extra mit nem Kabel von Büro ins Wohnzimmer mit dem TV, aber es ist doch einfach angenehmer sich entspannt ins Wohnzimmer zu setzen und loslegen zu können. Windows ist ja jetzt nicht unbedingt für eine Bedienung am TV ausgelegt.
Wenn ich unterwegs bin, kommt mir auch eine andere Funktion sehr gelegen: Schlafmouds. Über einen kleinen Knopf kann man das SteamDeck im laufenden Spiel schlafen legen, wie bei der Switch. Das scheint ein relativ "einfaches" Feature zu sein, ist aber tatsächlich nicht immer so gut umgesetzt, gerade Windows macht da zB am Desktop gerne mal Probleme. Das funtkioniert hier einwandfrei. Dementsprechend ist es angenehm, schnell in der Straßenbahn zu spielen und dann beim Aussteigen das Steam Deck auf Standby zu setzen.
Insgesamt spiele ich aber trotzdem nicht lange am Stück, weswegen die etwas "geringe" Laufzeit für mich nicht kritisch ist mit "nur" 3h bei angepassten Einstellungen.
Spiele-Streaming
Das Spiele-Streaming vom Stand-PC/Steam zur Steam Deck funktioniert erstaunlich gut. Ich bin normalerweise auf sowas extrem empfindlich und empfand das gerade bei meiner Steam Link früher als "unerträglich" (bei LAN Verbindung wohlgemerkt!) - das funktioniert am Steam Deck einwandfrei sogar mit WLAN im 5 GHz Netz. Der Input-Lag ist wirklich fast nicht vorhanden.
Im Wohnzimmer habe ich mir auch einen USB-C Hub zugelegt, mit welchem ich das Steam Deck mit meinem TV verbinden kann. Hier ist die Software noch etwas buggy, insbesondere wenn ich auch noch Spiele streamen mag. Manchmal klappts einwandfrei, manchmal bricht er die Übertragung ab. Man kann am Fernseher auch nicht mehr als 800p einstellen, egal ob SpieleStreaming oder nicht. Wenn ich später das Steam Deck vom TV trenne, bleibt manchmal der Bildschirm schwarz, obwohl ich nen Input höre --> 3s am Ausschaltknopf drücken, um es zum Neustarten zu zwingen. Da ist die Software einfach noch nicht fertig. Valve ist da aber dran und muss/möchte noch vieles ausbessern und ergänzen.
So soll ein 40hz Modus kommen, wo das Display auf 40 hz umgeschalten wird und die fps auf 40 fps begrenzt werden. Das erlaubt ein flüssigeres Spielerelebnsi als mit 30 fps, ist aber nicht so sehr fordernd wie 60 fps. Desktopmodus/TV Modus soll verbessert werden und und und.
Vergleich zu Nintendo Switch
Ich habe mich geweigert, eine Nintendo Switch zu kaufen, da mich nicht nur die Exklusives interessieren, sondern eben auch andere Spiele. Die habe ich teils eben halt schon auf Steam, insofern hab ich mich immer geärgert, wenn ich mir ein Spiel doppelt kaufen müsste.
Klar, ich muss theoretisch jetzt noch immer auf die Switch Exklusives verzichten, habe aber jetzt die Möglichkeit mir ein Switch Spiel zu kaufen und davon dann eine rom zu erstellen, die ich dann auf meiner Steam Deck spielen darf. Das ist in D und Ö tatsächlich legal, da es sich hierbei um MEIN Spiel handelt.
Das werde ich auch noch angehen, ist aber sehr kompliziert. Die meisten werden whs einfach sich nen Rom runterladen, wo das dann nicht nur mehr in eine Grauzone geht, selbst wenn man das Spiel besitzt.
Ein anderer Punkt waren ältere Nintendo Titel, die Nintendo einfach nicht mehr anbietet oder die Performance von deren Emulatoren einfach richtig schlecht ist und nicht benutzbar ist. Man sieht aber gerade auf der XBox und der Playstation, wie es eigentlich gehen kann/gehen sollte! Von daher ist es keine Ausrede für mich, jedes mal "unabsichtlich" das OS immer so zu ändern, dass Spiele nicht unter manchen Generationen kompatibel sind.