Ich führe dann mal als Gegenbeispiel den zerfallenen Ostblock an. Da kann man gut sehen was wirtschaftliche Divergenzen ausmachen. Ich wäre vorsichtig mit dem "nicht in Frage stellen des Dollars", so komisch es klingt, es gibt in Texas und in der Zentralusa durchaus Seperationsbewegungen. Immerhin haben sie schon mal einen Bürgerkrieg ausgefochten. Ebenso spielt sicherlich die relativ gleiche Kultur, die Länge der existenz der USA etc. mit rein. Ebenso hat sich die USA aus relativ unabhängigen Einzelstaaten gebildet - Texas war sogar ein eigener Staat bevor er sich der USA angeschlossen hat. Trotzdem waren diese Staaten damals wirtschaftlich wessentlich Homogener.
Schau einfach mal in der Literaturliste auf der letzten Seite nach, da gibt es einige Werke die sich mit dem Volkswirtschaftlichen Aspekt der Divergenzen beschäftigt. Die Artikel von Eckard Hein dazu findet man auch sehr gut im Netz.
Dass die Unterschiede in Europa grösser sind als anderswo (USA, Schweiz etc.) bestreite ich gar nicht, ich sage nur die wirtschaftlichen (nicht die kulturellen unterschiede) gerade in den USA sind vergleichbar.
Aber lassen wir die Vergleichbarkeit mal aussen vor: Ich kann mir immer noch kein Szenario vorstellen welches den Euro gefährden würde? Diese Divergenzen sind sicherliche für die EU als Ganzes ein enormes Problem. Aber warum für den Euro?
Kein Land des Euro kann es sich leisten, auszutreten, ausser vielleicht gerade Deutschland und die Skandinavischen Länder, die daran gar kein Interesse haben können. Die Schwachen werden nicht austreten können, die starken nicht wollen. Also wo ist die Gefahr für den Euro? Ich sehe sie in den Divergenzen einfach nicht.
Aber sie tuen es nicht weil sie gemeinsam koordiniert werden - bzw nicht über ein gewisses Maß hinaus. In Europa geschieht das aber doch, siehe Irland ("Der Keltische Tiger"). Dies bedarf einer gemeinsamen Steuerung.
Oh doch, sie tun es und ganz massiv sogar, wir haben einen enormen Steuerwettbewerb in der Schweiz. Gut, es gibt da den Finanzausgleich, allerdings wirkt der z.T. sogar fördernd. Einer der grössten Nettobezüger ist ein Kanton, der die Steuern massiv gesenkt hat. Aber lassen wir das Beispiel Schweiz mal.
Ich bin mir nicht ganz sicher ob wir unter Wirtschaftsregierung das selbe verstehen. Eine Wirtschaftsregierung ist das was z.B. Deutschland auf Bundesebene hat. Der aktuelle Vorschlag Merkozy enthält m.E. keine Wirtschaftsregierung sondern bloss eine Kontrolle der Budgets und damit der Schuldenmacherei.
Wenn Du aber bereits diese Zentralgewalt, welche die Sanktionen bei Nichteinhaltung der Defizitvorgaben durchsetzt, als Wirtschaftsregierung betrachtest, dann kann ich dir zustimmen, dann besteht ein Zusammenhang von Wirtschaftsregierung und Euro-Krise.
Man sieht ja das auch im Moment (bis auf die Briten aber das ist eine andere Geschichte) kein Interesse an einem Austritt von anderen Ländern existiert und alle Länder massiv auf klare Regeln von Verschuldung etc. drängen.
Das Vertrauen in die Währung brauchen vor allem die Bürger - der Finanzmarkt kann so lange das Vertrauen der Länder untereinander nicht leidet NICHTS gegen den Euro machen. Eine syncronisierung von Staatsschulden, Wirtschaftsleistung etc. würde zu einem Angleichen anderer Faktoren führen und die Länder zu einer Homogenen Maße werden lassen.
Das Problem mit der Divergenz ist ausserdem auch ein Politisches. Deutschland profitiert zum Beispiel gerade an der Schwäche der anderen Euroländer deswegen hat es relativ Lange wichtige Reformen blockiert bzw. strenge Richtlinien gefordert damit der Deutsche Profit nicht auf dem Altar der Länder geopfert wird die sich im Moment in einer Kriese befinden. Mit einem einheitlichen Wirtschaftsregime wäre es möglich diese Probleme, also das stärken der eigenen Ökonomie auf Kosten der anderen Partner zu verhindern da sich Boom und Rezessionsphasen in allen Ländern in etwa gleich verhalten.
Für mich sind das alles nur die Geburtswehen der EU, das der größte Staatenverbund der Welt eine Weile braucht bis alles Stabil läuft (immerhin 500 Mio Einwohner) braucht schon seine 100 Jahre.
Die Regeln bzgl. Verschuldung sind mehr als klar. Nur wurden sie bisher nicht eingehalten. Deshalb find ich es auch besonders unüberlegt, dass der Plan Merkozy nun genau dieses gescheiterte Modell nochmals aufnimmt.
"Wir hatten zwar klare Vorgaben, haben diese in der Vergangenheit nicht eingehalten, machen nun noch einmal das gleiche aber dieses Mal müsst ihr uns glauben, wir meinen es ernst". Das ist doch der Witz des Jahres, wer nimmt denn sowas ernst? Und dass diese Aussagen von Staatschefs von Ländern kommen, die die bisherigen Kriterien knapp einhalten (D) und deutlich überschreiten (F). Da soll noch mal jemand sagen die Finanzmärkte spinnen. Nein, die sind ziemlich rational, es sind die Politiker die spinnen!
Du magst recht haben dass dies Geburtswehen der EU sind, ich gebe gerne zu, als Schweizer habe ich eher ein Interesse an einem Scheitern er EU als an einem gelingen. Aber wenn ich mir das Kasperltheater was sich EU nennt derzeit ansehe denke ich sind Zweifel am Weiterbestehen durchaus berechtigt. Und was ich am schlimmsten finde (und warum meine Ablehnung der EU immer grösser wird): sie wird immer undemokratischer und abgehobener. Falls die Blase, welche Nationalbanken derzeit aufbauen, platzt, wird nicht nur der Euro sondern auch die EU in einem lauten Knall (Unruhen, Krieg) fallen.
Ehrlich gesagt, wäre ich froh, wenn die Inselaffen endlich rausgehen, das ist schobn seit der blöden Thatcher so,
immer wollen die Engländer Extrawürste - dass geht mir schon seit der Zeit auf die Nerven!
Was wäre wenn die Engländer aus der EU austreten - sie werden eine zweite Schweiz und locken Kapital zu sich - aber das wird nicht reichen - es gibt schließlich noch Produkte die in die EU verkauft werden müssen ( Whisky - Jaguar etc ) .
Meine Prognose : Schottland macht sich selbständig und kommt in die EU und die Engländer werden zum Krisenstaat ( Arbeitslosigkeit und Massenunruhen )
England wird nicht austreten, es wird immer wieder darauf verwiesen dass ein Austritt gar nicht möglich ist.
Aber hier kommt nochmals das undemokratische Element der EU zum Vorschein. Wenn man jemandem ein Veto-Recht gibt muss man dessen Nein auch akzeptieren können. Nur tut das die EU jetzt genauso wenig wie damals beim Lissabonvertrag mit Irland…
Nochmals: Ich sehe den Zusammenhang zwischen EU und Wirtschaft, ich sehe auch dass die Krise Einfluss auf den Euro hat (Wertverlust). Aber ich sehe nicht wie diese Krise überhaupt zur existenziellen Gefahr für den Euro werden kann? Wie Du schreibst, TauPandur, hängt der im besten Fall vom Vertrauen der Leute ab. Und da gibts ja nicht mal Anzeichen eines Vertrauensverlusts.