Die Linke

  • Ich kann leider nicht in großer Ausführlichkeit antworten, da mir dazu momentan die Zeit fehlt, aber ich versuche die Kernpunkte zu benennen.

    Die Kernaussage hinter der zitierten Stelle spricht Minderheiten ihren Minderheiten Status ab und entzieht ihnen jegliche Legitimation auf Misstände hinzuweisen.

    Nein, das sehe ich ganz anders. Ein solches Absprechen des berechtigten (!) Minderheitenstatus sehe ich beim besten Willen nicht. Ich kann nicht erkennen, das Wagenknecht in irgendeiner Form in diesen Textauszügen Minderheiten abspräche, für ihre Rechte einzutreten. Darum geht es ihr gar nicht. Was ich hingegen hier sehe ist der Versuch, darauf aufmerksam zu machen, dass es (inzwischen) in diesem Bereich zu kritikwürdigen Übertreibungen und Überbetonungen kommt, weil diese sich sachlich ins Unverhältnismäßige gesteigert haben. Und daran üben hier Wagenknecht und an anderer Stelle viele andere ihre Kritik.

    Ob gewollt oder nicht, wird mit solchen Aussagen ein ideologischer Nährboden für rechte Positionen geliefert, die von der Mitte der Gesellschaft akzeptiert werden können, denn hier werden identische Positionen der Rechten sprachlich ganz sauber und verträglich neu verpackt. Dogwhistles sollten jedem ein Begriff sein.

    So ein Gesetzestext ist natürlich etwas anderes als ein Buch, aber die Methodik des Aufweichens und Abstrahieren ist die gleiche.

    Auch hier bin ich anderer Ansicht. Kritikwürdige Umstände oder Fehlentwicklungen müssen sachlich angesprochen werden, auch selbst dann, wenn sie sich ebenfalls inhaltlich mit rechten Positionen partiell überlagern. Entscheidend ist hier wie überall eine sachlich klare Begründung.


    Ich halte übrigens die von dir genannten Beispiele der Dogwhistles und der speziellen Wahlrechtsproblematik in Georgia nicht geeignet für einen Vergleich mit den Positionen Wagenknechts. Es sind zwei völlig unterschiedliche Themenkomplexe. Ich hege allerdings die starke Vermutung, dass Wagenknecht diese geplanten Wahlrechtsreformen in Georgia zu Ungunsten der schwarzen Bevölkerungsanteile ebenfalls heftig kritisieren würde. Wie ich übrigens auch. Auch deshalb, weil sie offensichtlich in der Sache schlecht, bzw. unglaubwürdig begründet sind. Ich würde ohne Weiteres zustimmen in der Analyse, dass es hier um den offensichtlichen Versuch geht, den politischen Einfluss der schwarzen Bevölkerung unverhältnismäßig und in ungerechter Weise zu beschränken.

    Inzwischen hat die Rechte aber kaum noch Probleme von einer europäischen, sprich weißen, Identität zu reden und dabei mühelos eine Brücke von antiken griechischen Philosophen, über römischen Legionären, nordischen Wikingern, hin zu teutonischen Rittern und polnischen Flügelhusaren zu schlagen.

    Kennt noch jemand diese Umzüge der Nationalsozialisten, wo sie die deutsche Geschichte mit schönen Kostümen geschmückt in Hakenkreuzsymbolik darstellten? Das ist eine ähnliche Geschichtsverballhornung.

    Interessant, dass du das ansprichst. Bei Identitätspolitik fällt mir tatsächlich normalerweise eher die Rechte auf. Und ich stimme dir vorbehaltlos zu, dass rechtsextreme Kreise immer wieder versuchen, auf teils höchst fragwürdige Weise die Geschichte für sich politisch in Beschlag zu nehmen und auszuschlachten, wie es ihnen genehm ist.

    Daraus allerdings nun im Umkehrschluss eine Ablehnung bzw. Negierung jeglicher europäischer, nationaler, christlicher oder abendländischer Identität abzuleiten, wie es Teile der politischen Linken im Gegenzug versuchen, halte ich für mindestens ebenso absurd und eben übertrieben. Man braucht nur an einem x-beliebigen katholischen/anglikanischen ja selbst protestantischen Gottesdienst von Polen bis Spanien, von Großbritannien bis Italien teilzunehmen, um diese kulturellen und religiösen Gemeinsamkeiten unschwer zu erkennen. Man braucht Europa nur mit Nordafrika vergleichen, um zu erkennen, dass uns Polen, Dänen, Briten, Italienr, Franzosen oder Spanier kulturell näher stehen, als dies bspw. bei Ägyptern, Marokkanern, Afghanen, Chinesen oder Saudis der Fall ist. Es gibt sie also sehr wohl, diese "europäische Identität", genauso wie es natürlich auch auf nationaler Ebene eine "deutsche Identität" gibt. Die Erfahrungen und Prägungen zweier verlorener Weltkriege sind bspw. eben typisch deutsch und waren in kaum einem anderen europäischen Land derart identitätsbildend.

    Man muss also hier aufpassen, dass man nicht im Wunsch der Ablehnung des Rechtsextremismus in Übertreibung gerät, indem man nun versucht nationale oder christliche oder abendländische Identität und Geschichte per se zu negieren. Das wäre dann nämlich genau eine solche Übertreibung und hätte nichts mehr mit der Beschreibung von Wirklichkeit zu tun, sondern mit dem Postulieren einer gewünschten ideologischen Scheinwirklichkeit einer vermeintlichen Internationalen. Und so wie ich Wagenknecht verstehe, wendet sie sich exakt gegen diese Form der Übertreibungen, weil diese aus ihrer Sicht zum Scheitern der politischen Linken führen werden, da sie sich von Wahrnehmung der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen entfernt.

    Zurück zu Frau Wagenknecht und der Textstelle. Da sie die Identitätspolitik als den Kern des Linksliberalismus sieht, liegt der Gedanke für Leser nun nahe, welche Identitätspolitik bereits kritisch gegenüberstehen, auch den Linksliberalismus selbst als kritisch zu betrachten, da sich dieser laut Frau Wagenknecht darüber auszeichnet.

    Zunächst einmal ist es ja auch völlig legitim, ja geradezu eine Notwendigkeit, auch den Linksliberalismus kritisch zu betrachten.

    Ich glaube aber abgesehen davon, dass es gar nicht so ist, wie du schreibst. Wagenknecht lehnt nicht den Linksliberalismus ab, sondern sie lehnt eine bestimmte Entwicklung im Linksliberalismus ab, der aus ihrer Sicht in die Irre führt und damit dem Linksliberalismus als Ganzem schadet, wenn sich diese Ansicht mehrheitlich durchsetzen würde, was freilich schon geschehen zu sein scheint. Wobei man ohnehin fragen muss, ob hier der Begriff LinksLIBERALISMUS überhaupt noch passend ist.

    Den nächsten Satz müssen wir einmal aufsplitten, da steckt sehr viel drin.

    "Die Identitätspolitik läuft darauf hinaus, das Augenmerk auf immer kleinere und immer skurriliere Minderheiten zu richten,[...]"


    Die Steigerungen sugerrieren dem Leser, dass es eine fortlaufende Entwicklung gibt und man sich von einer Minderheitendiskussion in die nächste begiebt. Es gibt also kein Ende der Fahnenstange. Werden Minderheiten dann erfunden, wenn den Vertreter der Identitätspolitik diese ausgehen?

    Nein, die Minderheiten gab es schon vorher und man versucht allen eine hörbare Stimme zu geben.

    Die Idee, man Suche immer wieder neue Minderheiten, wertet diese ansich schon ab und die Verwendung von einem, in diesem Zusammenhang, negativ konnotierten Adjektiv wie "skurril" entwertet Minderheiten sprachlich noch weiter und beraubt dieser damit ihrer Legitimation und Möglichkeit am politischen Diskurs teilzunehmen.

    Ja. Aus meiner Sicht ist diese fortlaufende Entwicklung keine Diffamierung, wie du schreibst, sondern eine zutreffende Beschreibung der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Dann sieht Wagenknecht, oder sehen Wagenknecht und ich, das eben anders als du. Ich nehme es nämlich schon so wahr, dass das keinesfalls nur eine Suggestion ist, sondern eine tatsächliche gesellschaftliche Entwicklung in unterschiedlichsten Bereichen beschreibt, die man durchaus kritisch hinterfragen kann, ja sogar muss. Sie stammt letztlich aus einem Bestreben des Individualismus und seiner möglichen Überbetonung in einzelnen Bereichen einhergehend mit dem Bedürfnis nach Abgrenzung des Einzelnen, um als Individuum, als etwas Besonderes, wahrgenommen zu werden. Ja sie betont sogar sein RECHT darauf. Ob das gesellschaftlich wünschenswert ist, diese Frage muss erlaubt sein.

    Ich möchte diesbezüglich ein relativ harmloses Beispiel nennen, um zu verdeutlichen, worum es mir geht. Das Feld der Ernährung hat sich im vergangen Jahrhundert völlig ideologisiert mit zahlreichen -ismen, die man hier "erfunden" hat und weiterhin erfindet. Inzwischen gibt es: Vegetarier, Lacto-Vegetarier, Ovo-Vegetarier, Flexitarier, Pescetarier, Frutarier, Veganer usw. usf.. Es mutet geradezu absurd an, wenn man versucht das alles aufzulisten. Ich würde hier den Begriff "Marotte" inzwischen bspw. nicht unpassend finden, auch weil ich das Ganze für ein Wohlstandsphänomen halte. Jede Ernährungsvorliebe bekommt ihr Etikett, ihre eigene kleine Schublade, mit Hilfe derer sie sich von anderen abgrenzen kann. Daraus leiten sich dann im nächsten Schritt Forderungen nach grds. Berücksichtigung ab. Wäre früher jeder einzelne selbst dafür verantwortlich gewesen, was er isst und was nicht, also eigenverantwortlich, versucht man nun daraus gesellschaftliche "Rechte" für die Gruppen der Vegetarier, Veganer usw. abzuleiten. Und zwar Rechte, die in ihren Auswirkungen nun ALLE betreffen und nicht nur einen selbst. Jede Kantine MUSS nun vegetarische Mahlzeiten immer vorrätig halten und stets mit anbieten. In Kindergarten DARF kein Schweinefleisch mehr serviert werden. usw. usf. Das sind, wenn es dazu kommt, und vielfach kommt es genau dazu, aus meiner Sicht Übertreibungen, weil hier das berechtigte Interesse des Individuums nach Selbstverwirklichung zu Lasten einer größeren Mehrheit (bspw. Kosten zusätzlicher Nahrungsmittelangebote, Einschränkung vorhandener Nahrungsmittelauswahl usw.) die daran kein Interesse hat, ja darunter ggf. sogar Nachteile erfährt, durchgesetzt werden soll, wohingegen es meiner Ansicht aber angebrachter wäre, wenn sich der Einzelne zu Gunsten des größeren Allgemeinwohl zurücknehmen und bescheiden würde, anstatt um jeden Preis auf die Durchsetzung seiner Partikularinteressen zu setzen.

    Und diese Tendenz zur Separierung ist ja in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen wahrzunehmen. Im Bereich der nationalen Zugehörigkeit. Im Bereich der religiösen Zugehörigkeit. Im Bereich der sexuellen Orientierung. usw. usf.. Niemand hat etwas gegen einen Vegetarier oder Veganer, der auf bestimmte Lebensmittel verzichtet oder sich selbst sein Essen mitbringt. Aber es ist eine ganz andere Frage, ob deswegen jedes Restaurant, jede Kantine usw. usf. diese spezielle Ernährungsgewohnheit mit berücksichtigen MUSS. Ich halte genau das für eine Übertreibung. Ich denke das Ganze hängt im Zweifel sehr vom Kosten und Nutzen ab. Dass bspw. auf eine barrierefreie Bauweise und Renovierung geachtet wird, halte ich für ein absolutes MUSS. Dass man hingegen in allen öffentlichen Gebäuden zusätzliche Toiletten bauen soll, für das dritte Geschlecht, halte ich für eine Übertreibung, auch weil auf der Toilette jeder letztlich nur alleine sitzt. Ich halte es für ein Muss, dass alle Menschen ein Recht auf Gleichbehandlung haben, dass Frauen genauso in Führungspositionen kommen müssen können wie Männer usw. usf.. Ich halte es hingegen für eine Übertreibung, eine "Frauenquote" festzulegen, die festschreibt, dass jeder Vorstand mindestens so und soviel Prozent Frauen haben müsse. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn der einzelne für sich entscheidet, dass er in Sprache und Schrift gendern möchte. Es ist eine Übertreibung, wenn alle dazu, unter Androhung von Nachtteilen, verpflichtet werden sollen. Es ist die eine Sache, die Rechte von religiösen Minderheiten zu akzeptieren. Es ist etwas ganz anderes, deswegen Inhalte des Unterrichts zu streichen. Es ist die eine Sache, den Kolonialismus aufarbeiten zu wollen, es ist eine ganz andere Sache, sämtliche Erinnerungszeugnisse (Straßennamen, Denkmäler, Institutsbezeichnungen) aus dieser Zeit durch Umbenennungen oder Abriss austilgen zu wollen. Es ist eine Sache darauf zu drängen, dass Afro-Europäer stärker medial berücksichtigt werden. Es ist eine ganz andere Sache, Sendeformate zu gestalten, in denen "Weiße" nicht eingestellt und nicht als Gäste eingeladen werden.


    Ich habe kürzlich bspw. ein altes Interview von Hannah Arendt mit Günter Gaus aus dem Jahr 1964 gesehen und möchte es hier als Beispiel zeigen. Ab spätestens Minute 4:17 :


    Mir ist dabei direkt am Anfang obige Stelle als bemerkenswert aufgefallen. Ich denke niemand mit Verstand würde bestreiten, dass Hannah Arendt eine äußerst intelligente und emanzipierte Frau war. Und natürlich muss man diese Äußerung vor dem Hintergrund der damaligen Zeit sehen. Dennoch hat Hannah Arendt auch damals schon von Feministinnen dafür Kritik erfahren. Sie hat Kritik erfahren. Man stelle sich hingegen aber einmal vor, was heute für ein Shitstorm über sie hereinbrechen würde, wenn sie eine derartige persönliche Meinung so öffentlich heutzutage äußern würde. Und genau darin sehe ich die Übertreibung, die vor allem von linker Seite betrieben wird, und die ja erklärtermaßen zum Ziel hat, derartige Meinungsäußerungen defacto mundtot zu machen, weil sie den eigenen Partikularinteressen, hier insbesondere denen der Feministinnen widerspricht. Es muss aber in einer freien Gesellschaft möglich sein, solche Meinungen vertreten zu dürfen, ohne dafür gesellschaftlich zum Paria erklärt zu werden. Heutzutage müsste sie vermutlich in Deutschland damit rechnen, dass man an der Uni ihren Lehrstuhl in Frage stellen würde usw. usf.. Und von dieser Redefreiheit bewegen wir uns leider in den letzten Jahren, nach meiner Wahrnehmung, immer weiter weg. Jedenfalls ist das mein Eindruck. Und so wie ich Wagenknechts Äußerungen verstanden habe, wendet sie sich exakt gegen diese Entwicklung, die man leider in vielen Bereichen beobachten kann. Und die Art der vielfachen Reaktionen auf ihr Buch halte ich, nach meinem bisherigen Kenntnisstand des Inhalts, durchaus dann auch für übertrieben. Sie belegen im Grunde ein weiteres Mal genau das, was Wagenknecht ja kritisiert.


    P.S. Einen weiteren Punkt habe ich noch vergessen, der Wagenknecht auch wichtig zu sein scheint und den ich auch der SPD vorwerfe. Die Diskussionen um Minderheitenrechte usw. führen inzwischen häufig dazu, dass andere wichtige Diskussionen, die viel mehr Menschen beträfen, dadurch dann schlichtweg nicht mehr in ausreichender Stärke und Wahrnehmbarkeit geführt werden. Wohnungsnot und steigende Mieten. Sozialabgaben. Mindestlohn. Soziale Sicherheit. Kriminalität. Bildungspolitik usw. usf.. Diese Themen werden dann gefühlt vom zeitlichen Ansatz her stiefmütterlich behandelt, obgleich sie viel mehr Menschen direkt im Alltag betreffen, während von gendergerechter Sprache usw. eben immer nur sehr wenige profitieren. Was die Frage der sinnvollen Verteilung der zeitlichen Ressourcen für die Lösung politischer Probleme und Fragestellungen aufkommen lässt. Auch wir diskutieren hier ja nun bereits seitenweise Fragen von Minderheitenpolitik. Hingegen diskutieren wir kaum oder jedenfalls nicht in vergleichbarer Tiefe Fragen von sozialer Not, gesellschaftlicher Teilhabe usw. usw.. Das wären aber doch eigentlich die Kernthemen der Linken.

  • Natürlich hast du mit dem was du schreibst recht, die Frage ist nur, wie weit geht man damit?

    Bis wir uns die Frage stellen, ob wir unseren Kindern zumuten können, dass wir sie heterosexuellen Beziehungen in den Medien aussetzen können, oder ob sie das nicht in ihrer Entwicklung schädigt /s


    Ohne Ironie: wer weiß?

    Aktuell gehen wir nicht weit genug, ansonsten gäbe es nicht diesen doch schon recht großen Diskurs mit einen nicht gerade kleinen Widerstand in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren. Solange dies nicht abebbt, scheint es ja Redebedarf zu geben.

    Aber dann, kommen wir irgendwann zu "nicht hetero Schauspielern in der Corona-Pandemie" oder "Gehörlose sehen medizinische Behandlung von Kleinkindern als Angriff auf ihre Identität" und ganz am Ende landet man bei "Heteros sollen sich Dinge rektal einführen, um ihre Transphobie zu überwinden".


    Der Ausgangspunkt sind echte gesellschaftliche Probleme, von da aus geht es dann immer weiter zu den mehr oder weniger gerechtfertigten Interessen immer kleinerer Gruppen, bis hin ins Reich des kompletten Irrsinns.

    Norkzlam, wieso kommst du hier wieder mit den Stohmännern?

    Weil unter tausenden von Betroffenen eine Person dabei, die, sagen wir mal, äußerst interessante "Ideen" hat, müssen wir die ganze restliche Gruppe danach bewerten?

    Das müssen doch die Minderheiten unter sich ausmachen, welche Punkte sie repräsentieren und welche nicht. Nur weil du jetzt eine Position gefunden hast, die du vollständig ablehnst, kannst du doch nicht der ganzen Gruppe damit abstempeln.

    Ich habe den verlinkten Blogpost überflogen und ihn etwas anders gesehen, als du schreibst. Soweit ich es wahrgenommen habe, hast du für dich daraus mitgenommen, dass die Person die Behandlung von Gehörlosen wegen einer Identität verhindern möchte.

    Der Großteil des Blogs erzählt aber von den persönlichen Erfahrung dieser einen Person, die erst im Laufe ihres Lebens ihr Gehör verlor und für die der Eingriff halt keine Normalität brachte, da die Technik anders funktioniert, als das der Person bisher bekannte vertraute Gehör. Die Person schreibt von den monatelangen Herausforderung neu zu lernen mit der Technik wieder zu hören und es geht deutlich hervor, dass die Kommentare von nicht Betroffenen zum medizinischen Eingriff das Ganze falsch darstellen und die Person auch psychisch getroffen hat. Das ganze liest sich für mich eher wie ein Erfahrungsbericht einer traumatisierten Person, die irgendwie versucht damit umzugehen.

    Mit Ableism habe ich mich weniger beschäftigt, ein paar grundlegende Positionen sind für mich schon nachvollziehbar, aber man liest dann halt auch mal ein paar Sonderfälle, wo man dann nicht mehr genau weiß, was man davon halten soll.

    Als das Spiel Cup Head, erschien gab es auch eine Gruppe von Youtubern, die sich darüber aufgeregt haben, dass SJWs und Linke das Spiel unter dem Vorwand von "Ableism" kritisieren und canceln wollten. Der Schwierigkeitsgrad wäre zu groß und viele könnten das Spiel nicht durchspielen deswegen und das wäre damit "ableist" und würde halt Leute ausgrenzen. In ihren Kommentarbereich gab es dafür viel Zustimmung und "den SJWs müsste man es mal richtig zeigen" und "die wollen unsere Videospiele wegnehmen".

    Es gab nur nie eine linke Ableism Diskussion um Cup Head und dass der Schwierigkeitsgrad des Spiels Leute ausgrenzen würde.


    Wie eine anale Stimulierung bei Heteros allerdings Transphobie entfernen soll kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich mein, viele Menschen haben einen unglaublichen Stock im Arsch und sind trotzdem transphob ^^

    Frag doch mal einen x-belibigen Migranten, wie er seine Rolle als PoC wahrnimmt. Ich bin mir sehr sicher, dass die Mehrheit den Begriff nichteinmal kennt.

    Frag doch mal einen x-beliebigen Mogranten, ob er schon einmal den Eindruck hatte, das er trotz besserer Qualifikationen einen Job nicht bekommen hat, wegen seiner Herkunft, oder keine Zusagen für eine Wohnung Aufgrund seines Names. Oder wie es ihm geht, wenn Deutsche ihn sehr langsam und mit ganz einfachen Wortgruppen ansprechen, weil sie davon ausgehen, dass er eh kaum Deutsch kann.

    Da kann dir jeder x-beliebige Migrant sicherlich viel davon erzählen und du hast dann deine Antwort auf die Frage, wie er seine Rolle als PoC wahrnimmt ;)


    John

    Auf deinen beitrag gehe ich später ein.

  • Aktuell gehen wir nicht weit genug, ansonsten gäbe es nicht diesen doch schon recht großen Diskurs mit einen nicht gerade kleinen Widerstand in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren. Solange dies nicht abebbt, scheint es ja Redebedarf zu geben.

    Die Frage ist ja, bedeutet Widerstand, dass man recht hat? Ist jeder der widerspricht auf der falschen Seite der Geschichte? Oder wird einem Widersprochen, weil man sich vielleicht doch etwas vergaloppiert hat?


    Norkzlam, wieso kommst du hier wieder mit den Stohmännern?

    Weil unter tausenden von Betroffenen eine Person dabei, die, sagen wir mal, äußerst interessante "Ideen" hat, müssen wir die ganze restliche Gruppe danach bewerten?

    War den Exkurs zum amerikanischen Wahlsystem nicht auch ein Strohmann? Wie gesagt, du wirst wohl kaum jemanden hier finden, der das gutheißt. Selbst Frau Wagenknecht, mit der ich wie gesagt wirklich nichts zu tun haben will, vermutlich nicht.

    Die Leute mit den "interessanten" Ideen sind diejenigen, die ich ganz zu Beginn meinte, als ich von skurillen Blüten gesprochen habe. Per se soll natürlich jede Gruppe ihr Leben leben wie sie es für richtig hält. Wer aufgrund seines Minderheitenstatus diskriminiert wird soll selbstverständlich das recht haben, diese Diskriminierung zu benennen.


    Ansonsten muss ich zugeben, dass ich das originale Beispiel bezüglich des Cl-Implantats, welches mich vor einiger Zeit auch emotional mitgenommen hatte, nicht gefunden habe. Aber das ganze ist durchaus ein Thema, welches nicht nur in Einzelfällen auftritt Ein Implantat für gehörlose Kinder, das nicht alle Eltern wollen - Österreich - derStandard.de › International

    Der Artikel beleuchtet das relativ gut von allen Seiten. Ich will das jetzt nicht zu medizinisch ausführen, aber wie gesagt, bei frühzeitiger Behandlung ist die Prognose meist extrem gut. So wird es uns an der Uni zumindest beigebracht, und die Ärztin im Kurs war von den Möglichkeiten der Medizin auch ehrlich begeistert. Ich muss gestehen, dass es für mich einfach auf keiner Ebene nachvollziehbar ist, was die Gehörlosenverbände da treiben. Anderen Menschen bewusst Möglichkeiten zu verbauen und sich dabei auf die eigene Identität zu berufen wirkt für mich einfach unfassbar selbstsüchtig.

    Und jetzt soll ich das als nicht Betroffener nicht beurteilen dürfen und bin eben einer von diesen Medizinern, die stumpf "Defekte beheben" wollen.

    Tatsächlich habe ich im echten Leben eine Sprachstörung, jetzt nicht extrem ausgeprägt, aber gerade wenn ich mich nicht aufs Sprechen konzentriere, fällt es Fremden manchmal schwer mich zu verstehen. Was natürlich gerade im Krankenhaus einfach hinderlich und unangenehm ist.

    Und jetzt wollen irgendwelche Personen Kinder absichtlich in eine noch unbeschreibbar viel schwierigere Lage bringen.


    Zu den Erfahrungen aus dem Blog, wie gesagt, für Menschen, die ein natürliches Gehör kennen gelernt haben, ist das deutlich schwieriger. Wobei die entsprechenden Risiken vor der Behandlung auch besprochen werden (oder zumindest sollte das so sein). Ich wäre auch vorsichtig damit, eine nicht zufriedenstellend verlaufene Behandlung als "Trauma" zu bezeichnen. Der Begriff wird im Moment gefühlt inflationär verwendet.

    Es gibt eben auch viele Patienten mit sehr guten Erfahrungen. Wenn man dann von Leuten, die unbedarfte Kommentare unter irgendwelche "Wohlfühlvideos" schreiben getriggert wird, ist man vielleicht auch ein bisschen überempfindlich.


    Wie eine anale Stimulierung bei Heteros allerdings Transphobie entfernen soll kann ich nicht nachvollziehen.

    Ich mein, viele Menschen haben einen unglaublichen Stock im Arsch und sind trotzdem transphob

    Na gut, dass war ein Fake Paper, aber es wurde eben tatsächlich veröffentlicht. Also schien das von " Sexuality&Culture" und dem Peer Reviewer tatsächlich ernstgenommen zu werden. Und das lässt mich dann leider auch etwas an der Seriosität der Forschung in diesem Bereich zweifeln.

    Ich hoffe, dass die zur Rechtfertigung des *durchgeführten Studien auf einem etwas festerem Fundament stehen.


    Frag doch mal einen x-beliebigen Mogranten, ob er schon einmal den Eindruck hatte, das er trotz besserer Qualifikationen einen Job nicht bekommen hat, wegen seiner Herkunft, oder keine Zusagen für eine Wohnung Aufgrund seines Names. Oder wie es ihm geht, wenn Deutsche ihn sehr langsam und mit ganz einfachen Wortgruppen ansprechen, weil sie davon ausgehen, dass er eh kaum Deutsch kann.

    Da kann dir jeder x-beliebige Migrant sicherlich viel davon erzählen und du hast dann deine Antwort auf die Frage, wie er seine Rolle als PoC wahrnimmt

    Ja, eben, schön, dass die Biodeutschen im Asta jetzt eine positiv konnotierte Sammelbezeichung gefunden haben, da hat er aber erstmal nichts von.

    Man muss die konkreten Probleme angehen, mit irgendwelchen neuen Begriffen Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbilds über einen Kamm zu scheren, halte ich dabei für nicht hilfreich.

  • Nein, das sehe ich ganz anders.

    Cool.

    Wie ich Eingangs schrieb, gibt es bei der Textanalyse und -interpretation unterschiedliche Ergebnisse und Auslegungen.

    Aber vielleicht kannst du in deinem Kollegium dich auch mal mit den Deutschlehrer*innen dazu unterhalten, bzgl der Interpretation des Textes.

    Ich halte übrigens die von dir genannten Beispiele der Dogwhistles und der speziellen Wahlrechtsproblematik in Georgia nicht geeignet für einen Vergleich mit den Positionen Wagenknechts. Es sind zwei völlig unterschiedliche Themenkomplexe.

    Der unterschiedliche Themenbereich ist mir bewusst, hatte ich auch erwähnt, dennoch bleibt die Methodik des Weichmachens, Umformulierens und Abstrahieren, die gleiche. Die aus meinen Beispiel hat es halt nur leider in einen Gesetzestext in einen demokratischen Staat im Jahre 2021 geschafft.


    Man sagt halt nicht mehr:
    "Der verdammte N***a hat kein Recht zu wählen!" sondern,

    "Die derzeitige Infrastruktur erfordert eine Umstrukturierung der Wahlkreise. Zudem besteht die Gefahr, dass die heilige Wahl manipuliert werden wird, wenn wir nicht alle Wahlurnen strengstens überwachen. Daher reduzieren wir die Anzahl der Wahlurnen. Außerdem ist die Ausgabe von Verpflegung vor dem Wahllokal Stimmkauf und damit Wahlmanipulation, daher stellen wir dies unter Strafe."


    Frau Wagenknecht spricht halt auch bspw. nicht von "Schw*chteln und gestörten Perverslingen", sondern von "skurilen Minderheiten mit Marotten".

    Das klingt doch gleich alles viel besser und akzeptabler, oder nicht? So wird man ja es dann wohl noch sagen dürfen.


    Hab auch andere Beispiele, können wir den ganzen Tag so machen. Hier eines direkt aus der Umgebung meines Heimatortes: Philipp Amthor.

    Auf die Frage hin, wie er zum Thema Abtreibung steht, meinte der CDU Nachwuchsstar mal nur "Ich bin für Leben".

    Ein simples Beispiel, aber hat er das nicht schön verpackt? Der Junge ist für Leben! Leben ist gut! Daran ist doch nichts verwerflich? Bist du etwa gegen Leben?

    Ich mein, schau ihn dir doch mal an, diesen knuffeligen Typen und Traum aller Schwiegergroßeltern:


    Philipp-Amthor-CDU-Bundestagsabgeordneter-will-Friedrich-Merz-zum-CDU-Chef-waehlen.jpg


    Hat er doch glatt in einem Satz rund der Hälfte der Bevölkerung das Recht auf körperliche Selbstbestimmung abgesprochen und verpflichtet Sie dazu im Ernstfall zwischen 9 Monate und bis zu mehrere Jahrzehnte ihres Lebens einen Wesen zu opfern, das sie gar nicht haben wollten und in manchen Fällen wurden sie danach noch nicht einmal gefragt.

    Was der kleine Philipp wohl noch so alles hinter seinem verführerischen Lächeln versteckt? Etwa weiteren gesellschaftlichen Fortschritt, der gestoppt werden muss? Oder vielleicht können wir bei einigen Sachen sogar die Uhr wieder zurückdrehen? Talk conservatively to me Philipp UwU

    Ich möchte diesbezüglich ein relativ harmloses Beispiel nennen, um zu verdeutlichen, worum es mir geht. Das Feld der Ernährung hat sich im vergangen Jahrhundert völlig ideologisiert mit zahlreichen -ismen, die man hier "erfunden" hat und weiterhin erfindet. Inzwischen gibt es: Vegetarier

    Harmlos trifft es gut, wenn du deinen Punkt gegenüber unterdrückten Minderheiten damit zu verargumentieren versuchst, welche unterschiedlichen Vegetariersorten es gibt...

    Wenn du hier Bemühungen für Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt in unserer Gesellschafft gleichsetzt mit (zum Teil) durch Werbeagenturen geschaffene "-ism", die der Bereicherung Einzelner dient, habe ich den Eindruck wir reden in Bezug der Prioritäten aneinander vorbei, bzw. das hier ähnlich wie bei Frau Wagenknecht die Diskussion mit solchen Beispielen bewusst wegmarginalisiert wird.

    Und diese Tendenz zur Separierung ist ja in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen wahrzunehmen.

    Bezüglich kein Schweinefleisch in der KITA, das war EIN Vorschlag in EINER Kita in der GANZEN Bundesrepublik, der NICHT umgesetzt wurde.

    Die Blöd Zeitung und Co. haben hier aus einer Mücke einen ganze Elefantenhorde gemacht und mit ganz viel Angst und Hass gespielt, um sich selbst zu bereichern. Genau das ist einer dieser lustigen Strohmänner, die man in solchen Diskussionen nicht rausholen sollte, wie ich es auch schon Norkzlam schrieb.

    Bzgl. vegetarischen Gerichten, es gibt keinen rechtlichen Zwang für die Privatwirtschaft vegetarische Menüs zu haben. In staatlichen Kantinen gibt es immer vegetarische Gerichte soweit ich weiß, liegt aber auch daran, dass sich so etwas das Gesundheitsministerium wünscht und es gibt auch so etwas wie religiös bedingten Vegetarianismus und es ist jetzt nicht völlig hergeholt, dass staatliche Einrichtungen vegetarische Gerichte anbieten, wenn dieser Staat sich der Religionsfreiheit verschreibt. Kann man als gelebte Moral sehen. Wo bist du da jetzt eingeschränkt? Dir wurde nichts genommen.

    Bezüglich Toiletten, unsere sanitäre Infrastruktur ist leider meiner Erfahrung nach sehr dürftig, also sind mehr Toiletten nichts Schlechtes und bietet die Chance den teilweise desaströsen Zustand aktueller Orte der Ruhe zu sanieren. Profitieren wir davon nicht alle dann? Dann gibt es noch so Sachen wie fehlende Wickeltische und Co auf Männertoiletten. Es ist für einen Vater eine relativ unangenehme Situation mit seinem Kleinkind auf eine Damentoillette zu gehen, um die Windeln zu wechseln, eine 3. Toilette könnte das Problem lösen. Apropos unangenehme Situation, die ist es dann auch, wenn sich eine Person auf beiden der Toilletten nicht sicher fühlt. Auch wenn dort keine andere Person ist und es freie Kabinen gibt, bleibt dort ein gewisses Unbehagen zurück, ähnlich wie bei Nachts allein laufen und man den Eindruck hat, man wird verfolgt. Das geht halt teilweise soweit, dass die Personen öffentliche Toiletten meiden und liebers einen Nierenschaden riskieren.

    Wo ist da dein Nachteil? Irritiert die dritte Tür?

    Quoten hatten wir schonmal durchgekaut. Ich mag sie auch nicht persönlich, es geht aber nicht ohne, da die Entscheidungsträger über Führungsposition keinerlei Incentives haben ihr Verhaltensmuster zu ändern. Wenn sie schon immer einen weißen Mann in Führungspositionen gehoben haben tun sie es auch weiterhin, unabhängig ob der Mann die qualifizierste Person ist oder nicht. In vielen Bereichen wird die Quote mangels Kandidaten eh nicht erfüllt. Vielleicht erreichen wir irgendwann einmal den Zeitpunkt wo Frauen und andere Minderheiten in Führungspositionen normalisiert sind und wir anfangen können wirklich die Personen nach Leistung und Qualifikationen zu befördern. Dann brauchen wir auch keine Quoten mehr.

    Gendern, unser beider liebstes Thema. Ich tue mich damit auch schwer und vermassel es derzeit noch oftmals. Wollen wir da beide gemeinsam hier im Forum üben? Ich mein, wir sind jetzt alterstechnisch nicht soweitauseinander, wieviele Rechtschreibreformen haben wir beide überstanden? Drei, oder? Dann schaffen wir auch die kleine Umstellungen mit dem gendern. Sieh es mal so, wir tun dabei ja auch was Positives und bekämpfen ein Stückweit das Patriarchat, das ja auch Männer unterdrückt und in Rollen zwängt und vielleicht gibt es da draußen auch eine Person, die einen besonders schlechten Tag hatte und unsere Beiträge liest mit Gender* und sich dadurch zugehörig und besser fühlt :)

    Als geschichtsinteressierter Mensch, würde ich mir natürlich liebers Kontext für Straßennamen und Denkmäler wünschen, anstatt das man sie einfach austilgt. Ich muss nur gerade verdammt lange überlegen, wann ich das letzte mal ein Kaiser Wilhelm Denkmal in freier Wildbahn gesehen habe, oder eines vom Adolf, oder Walter Ulbricht. Gut, dass es die noch in Museen gibt und Geschichtsbücher sich mit diesen Zeitperson beschäftigt, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Ist jetzt nicht das erste mal in unserer Geschichte, dass wir eben diese "austilgen".


    Die Diskussionen um Minderheitenrechte usw. führen inzwischen häufig dazu, dass andere wichtige Diskussionen, die viel mehr Menschen beträfen, dadurch dann schlichtweg nicht mehr in ausreichender Stärke und Wahrnehmbarkeit geführt werden

    Halthalthalthalthalt, hier wird es nun richtig abstrus.

    Das eine schließt doch das andere nicht aus? Die größeren Diskussionen, die mehr Menschen betrifft, werden doch weiterhin geführt.

    Diskusionen zur Identitätspolitik ersetzen keine Themen, nehmen diesen auch keinen Platz weg, sondern sind ergänzend hinzugekommen.

    Die erhöhte Wahrnehmbarkeit rührt halt daher, weil irgendwie jeder das Bedürfnis sich zu dem Thema, meist äußerst emotional, zu äußern und weil man mit platten Phrasen sich ein schnelles Schulterklopfen von der eigenen Seite abholen kann. Wie jeder Mensch mindestens ein Arschloch hat, kann jeder eine, zumindestens sehr einfache, Meinung zum Thema Identitätspolitik formulieren. Bei Themen wie Mieten und Lohngerichtigkeit muss man i.d.R. auch informiert sein, da man da mit hohlen Phrasen meist nicht schnell weiterkommt und man weniger Schulterklopfer erntet. Da gibt es quasi eine Einstiegsbarriere für die Diskussion, die halt in der Identitätspolitik fehlt. Da diese Diskussion halt dermaßen emotional geladen sind, kann man unglaublich leicht provozieren, Situationen bewusst eskalieren und sie damit größer erscheinen lassen, als sie eigentlich sind.

    Die Aussage "Es gibt doch viel wichtigere Themen" höre und lese ich immer wieder regelmäßig in rechten Talkshows, Podcasts Blogs usw. usf.

    Es ist mit eines der beliebtesten Totschlagargumente in diesen Kreisen, um einfach jegliche Diskussionsgrundlage zu verhindern und den Status Quao zu erhalten.

    Ich kann dir hier die Thematik von Dogwhistles und entsprechenden Beispielen noch so lange vor Augen führen, du scheinst es ja anders wahrzunehmen. Ist auch ok und eine völlig normale Reaktion. Aber ich bitte dich wirklich inständig dir einmal die Argumente der Rechten zu Identitätspolitik anzuschauen, deren Kernaussagen zu analysieren und dann einmal deine eigene Sichtweisen und Argumente diesbezüglich zu reflektieren. Und mit Rechte meine ich den rechten Rand. Von der AfD und alles was sich darum herumtreibt, über rechte Influencer bis hin zu Leuten vom anderen Ende des Teiches, wie Ben Shapiro, Steven Crowder und Co.


    PS zur christlichen europäischen Identität.

    Nach der Logik hat der Westen dann aber auch eine gemeinsame Identität mit afrikanischen Christen, asiatischen Christen und den Christen aus Latein-Südamerika, da dort den gleichen Konventionen gefolgt wird, widerspricht sich damit aber auch gleichzeitig mit den anderen Bestandteilen dieser Identität, die halt Europa und Nordamerika von den anderen Kontinenten abgrenzt.

    Als Atheist kann ich mit der identität aber eh nichts anfangen, vorallem wenn sie in hohen Maßen ihre Schutzbefohlenen und Frauen missbrauchen und der Rest der Identität sie dann auch schützt und sie sich jeglicher weltlichen Gerichtsbarkeit entziehen können.


    Norkzlam

    Meiner Meinung nach ist die Wahlrechtsreform in Georgie kein Strohmann. Für strukturellen Rassismus, wissen wir beiden, gibt es mehr als genug Beispiele, dass man hier nicht von Einzelfällen sprechen kann.

    Strukturellen Bullshit in der Identitätspolitik zu sehen aus Einzelfällen, wird da schon schwieriger. Außer man geht bereits mit einer entsprechenden Einstellung an das Thema ran.

    Ja, eben, schön, das die Biodeutschen im Asta jetzt eine positiv konnotierte Sammelbezeichung gefunden haben, da hat er aber erstmal nichts von.

    Man muss die konkreten Probleme angehen, mit irgendwelchen neuen Begriffen Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbilds über einen Kamm zu scheren, halte ich dabei für nicht hilfreich.

    Immerhin hat der Biodeutsche aus dem Asta es geschafft, das Thema struktureller Diskriminierung der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und auf Misstände hinzuweisen, die davor noch völlig ignoriert wurden, weil laut dem Gesetz sind ja alle gleich und Diskriminierung kann es daher ja nicht geben und sowieso gibt es ja heute niemanden, der sich ernsthaft selbst als Bigot oder Rassist sieht und deshalb auch gar nicht diskriminieren kann.

  • Strukturellen Bullshit in der Identitätspolitik zu sehen aus Einzelfällen, wird da schon schwieriger. Außer man geht bereits mit einer entsprechenden Einstellung an das Thema ran.

    Du unterstellst mir unterschwellig Dinge, die ich so nicht gesagt habe. Meine Aussage war, dass gewisse Exzesse irritierend wirken (warum darf z.B. ein wütender Twitter Mob bestimmen, wer ein Gedicht übersetzten soll und wer nicht? Vor allem dann, wenn dessen Autorin die Übersetzerin* selbst ausgewählt hat?). Und wenn es scheinbar möglich ist irgendeinen Schwachfug in Journals zu veröffentlichen, die behaupten wissenschaftlich zu sein, dann darf man das doch bedenklich finden? Wäre es nicht gut, wenn wissenschaftliche Standards eingehalten würden, und mensch versucht rational statt emotional an die Sache heran zu gehen?

    Und wo genau habe ich strukturellen Rassismus geleugnet?


    Immerhin hat der Biodeutsche aus dem Asta es geschafft, das Thema struktureller Diskriminierung der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und auf Misstände hinzuweisen, die davor noch völlig ignoriert wurden,

    Da hast du recht. Mit dem Beispiel wollte ich aber eher auf die Distanz zwischen "dem kleinen Mann/Frau*" , der/die durchaus in vielen Fällen heutzutage auch Migrationserfahrung mitbringt, und den woken Vordenkern hinweisen.


    Ich war vor zwei oder drei Jahren mit Genoss*innen aus einer Parteijugend auf einem Verbandswochenende, es waren auch Gewerkschafter*innen da und das ganze sollte eine Art "Bonding-Event" sein. Die von "uns" organsierten Seminare und die generelle Art miteinander umzugehen wirkten auf die andere Seite befremdlich. Am Ende haben dann Menschen aus unserem Studentenhaufen die andere Seite zum Teil in Einzelgesprächen bearbeitet. Es gab Abends eine Podiumsveranstaltung, wo die Gewerkschafter*innen sagen sollten, was sie sich von der Partei wünschten. Die mit Abstand häufigste Aussage war die, dass man den Eindruck habe, man interessiere sich nicht mehr für sie. Unsere damalige Landesvorsitzende, die in ihrem Eröffnungsstatement extra mehrfach "Scheiße" gesagt hatte, um ihre Nähe zum einfachen Volk zu demonstrieren, war völlig überfordert und hat versucht das Gespräch auf das Thema Frauenförderung zu lenken.

    Ob Identitätspolitik (dasselbe gilt für Klimaschutz) jetzt wirklich klassische linke Themen ersetzt oder nicht sei dahingestellt. Aber den Eindruck haben viele Menschen definitiv.


    Bei der abendlichen Party hat ein Genosse, der bei Identitätspolitik immer ganz besonders weit vorne ist, beim sprechen fließend gendert, und bis heute eine Website betreibt, die zeigen soll was für ein toller fortschrittlicher Mensch er ist, mir dann ungefragt erklärt, welche der anwesenden Frauen doch ganz bestimmt mit im Schlafen wollen würden. Überraschenderweise hat er an dem Wochenende mit niemanden geschlafen, wie ich aber aus mehren Quellen weiß, war das nicht sein einziger Ausfall dieser Art (unter anderem ruft er wohl mal gerne nachts um 3 an).


    Selber Verband, anderes Wochenende. Ein, zu dem Zeitpunkt hochgehandelter, Genosse aus einer Nachbarstadt kritisiert die angeblich schlechte Frauen*-Förderung in einem andern Bezirk und mansplained einer engagierten, langjährigen Genossin, warum sie keine Feministin sei.

    Später kommt raus, dass der Typ eine "Sex-Liste" abgearbeitet hat. Jetzt kennt den plötzlich niemand mehr.


    Dazu kommt eine generelle Atmosphäre, wo die Leute "öffentlich" das eine sagen, privat bei einem Bier oder auf dem Raucherbalkon aber das andere. Klar, das sind die Niederungen der Politik, aber daher vielleicht meine persönliche Abneigung gegen einen Teil dieser Leute.

  • Der unterschiedliche Themenbereich ist mir bewusst, hatte ich auch erwähnt, dennoch bleibt die Methodik des Weichmachens, Umformulierens und Abstrahieren, die gleiche. Die aus meinen Beispiel hat es halt nur leider in einen Gesetzestext in einen demokratischen Staat im Jahre 2021 geschafft.

    Frau Wagenknecht spricht halt auch bspw. nicht von "Schw*chteln und gestörten Perverslingen", sondern von "skurilen Minderheiten mit Marotten".

    Das klingt doch gleich alles viel besser und akzeptabler, oder nicht? So wird man ja es dann wohl noch sagen dürfen.

    Nein, ich bleibe dabei. Die Prozesse in Georgia als Beispiel und die Äußerungen von Frau Wagenknecht sind absolut nicht miteinander vergleichbar. Auch das was du im zweiten Zitat Frau Wagenknecht in den Mund legst ist völlig überzogen, unsachlich und falsch. Das hat sie so nicht gesagt und definitiv auch so nicht gemeint. Wenn du das so wahrgenommen hast, dann liegt das an deiner Wahrnehmung, die ich in diesem Punkt dann aber für verzerrt halte.

    Hab auch andere Beispiele, können wir den ganzen Tag so machen. Hier eines direkt aus der Umgebung meines Heimatortes: Philipp Amthor.

    Auf die Frage hin, wie er zum Thema Abtreibung steht, meinte der CDU Nachwuchsstar mal nur "Ich bin für Leben".

    Ein simples Beispiel, aber hat er das nicht schön verpackt? Der Junge ist für Leben! Leben ist gut! Daran ist doch nichts verwerflich? Bist du etwa gegen Leben?

    Ich mein, schau ihn dir doch mal an, diesen knuffeligen Typen und Traum aller Schwiegergroßeltern:

    Hat er doch glatt in einem Satz rund der Hälfte der Bevölkerung das Recht auf körperliche Selbstbestimmung abgesprochen und verpflichtet Sie dazu im Ernstfall zwischen 9 Monate und bis zu mehrere Jahrzehnte ihres Lebens einen Wesen zu opfern, das sie gar nicht haben wollten und in manchen Fällen wurden sie danach noch nicht einmal gefragt.

    Was der kleine Philipp wohl noch so alles hinter seinem verführerischen Lächeln versteckt?

    Ich bin irritiert über die unsachliche Polemik in deinem letzten Beitrag. Wollen wir polemisieren oder diskutieren? Zunächst einmal ist das gute Recht jeder Person, Abtreibungen für falsch zu halten. Das ist letztlich eine Gewissensentscheidung, die nicht zuletzt auch religiös geprägt sein kann. Immerhin sind Abtreibungen auch kein Pappenstiel, sondern hier werden heranwachsende Menschen umgebracht. Nichts anderes ist eine Abtreibung. Es mag dafür sehr gute und vielseitige Gründe geben, nichts desto trotz sollte man auch respektieren, wenn jemand Abtreibungen ablehnt. Man kann auch das sehr wohl moralisch gut begründen.

    Weiterhin hat Amthor sich in deinem Zitat keinesfalls pauschal gegen körperliche Selbstbestimmung ausgesprochen, er hat lediglich gesagt, dass der dem Leben (eines Fötus) einen offensichtlich sehr hohen Stellenwert einräumt. Das ist völlig legitim. Alles weitere, was du in dem oberen Zitat äußerst sind doch Zuschreibungen und Unterstellungen von dir, gemäß nach dem, was du GLAUBST, was das bedeuten könnte. So kann man nicht miteinander umgehen. Wir sollten uns hier an den konkreten geäußerten Wortlaut halten.


    Abgesehen davon ist deine Argumentation ad personam abzulehnen. Verächtlichmachungen wie "knuffeliger Typ", "der Junge", "der kleine Philipp" sagen lediglich etwas über deine unsachliche persönliche Abneigung gegen ihn aus und versuchen seinen inhaltlichen Standpunkt alleine aufgrund seines jungen Alters zu diffamieren. Das ist unsachlich und einer ordentlichen Argumentationsführung nicht würdig. Philipp Amthor ist mit seinen 29 Jahren ein ausgebildeter Jurist und hat seine erste Staatsprüfung mit Prädikat abgeschlossen. Außerdem war er der bisher jüngste Bundestagsabgeordnete, der einen eigenen Wahlkreis gewonnen hat. Das alles nötigt mir ehrlich gesagt eher Respekt ab, weil man das alles "nicht mal so eben" macht und es durchaus für einen hohen Intellekt und sehr viel Fleiß spricht. Ein Jura-Prädikats-Examen das ist schon was. Zudem hat er schon in mehreren Bundestagsreden gezeigt, dass er viel von seinem Fach versteht und die AfD teilweise juristisch regelrecht vorgeführt. Es mag ihm aufgrund seines Alters noch an Reife fehlen, aber er hat definitiv schon weit mehr vollbracht, als wohl die meisten anderen in seinem Alter.

    Amthor zählt sich selbst zu den streng konservativen und er ist überzeugter Katholik, auch wohl ein Grund für seine Haltung zur Abtreibung. Man muss seine Position nicht teilen. Man kann sie auch für falsch halten. Und man kann ihm wohl auch eine gewisse Unreife und offensichtlich gewollt provozierende "Radikalität" (das Radikale liegt hier gerade in seiner dezidiert ungewöhnlichen Entscheidung für einen strengen Konservatismus) aufgrund seines noch sehr jungen Alters vorhalten. Möglicherweise auch eine fehlende Bescheidenheit. Aber was man nicht machen kann, ist ihn einfach lächerlich machen zu wollen, alleine aufgrund seines jugendlichen Aussehens. Ich persönlich glaube, dass Amthor vermutlich noch eine Karriere als bedeutender Spitzenpolitiker in Deutschland vor sich haben wird. Das was wir gerade erleben, sind seine sehr frühen Lehrjahre. Auch Einstein war ja nicht immer ein alter Mann mit weißem Schnäuzer. Aber das ist meine persönliche Meinung.

    Harmlos trifft es gut, wenn du deinen Punkt gegenüber unterdrückten Minderheiten damit zu verargumentieren versuchst, welche unterschiedlichen Vegetariersorten es gibt...

    habe ich den Eindruck wir reden in Bezug der Prioritäten aneinander vorbei, bzw. das hier ähnlich wie bei Frau Wagenknecht die Diskussion mit solchen Beispielen bewusst wegmarginalisiert wird.

    In Deutschland werden keine Minderheiten unterdrückt. Jedenfalls nicht staatlicherseits und gesetzlich ist es auch verboten und wird strafrechtlich geahndet. Und ja wir reden aneinander vorbei, weil du offenbar aktuell nicht verstehst, was ich ausdrücken möchte. Ich möchte die Diskussion nicht wegmarginalisieren. Ich halte sie allerdings auch nicht für sonderlich drängend, schon gar nicht aus dem Blickwinkel des größten Teils der Allgemeinbevölkerung.


    Du hast dich eben sehr empört und zugespitzt über Wagenknecht geäußert. Ich kann diese Empörung so nicht nachvollziehen und habe daher widersprochen. Aus meiner Sicht ist dein Blickwinkel hier zu stark durch deine persönliche Wahrnehmung verzerrt, was dazu führt, dass du Aussagen in Wagenknechts Äußerungen hineininterpretierst, die sie so nicht getätigt hat. Wagenknecht für grds. homophob oder ausländerfeindlich zu halten erscheint mir aus heutiger Sicht und mit ihrer Vita als ziemlich absurd. Ich sehe dahinter eher den Versuch von Teilen der Linken Partei sie im innerparteilichen Machtkampf dauerhaft kaltzustellen. Was nicht sehr für den innerparteilichen Umgang miteinander innerhalb der Linken spricht, um es mal freundlich auszudrücken.


    Zu den Detailproblemen bzgl. der genannten Diskussionsfelder möchte ich mich jetzt gar nicht weiter groß äußern. Ich könnte bspw. gut mit Einheitstoiletten für alle leben, solange ich die Tür hinter mir verschließen kann. Andernfalls wird es vermutlich darauf hinauslaufen, dass die Transgendertoiletten eben die jetzt schon vorhandenen barrierefreien Toiletten werden. Solange man nicht zusätzlich Millionen an Umbaugeldern für öffentliche Gebäude raushauen muss, ist mir prinzipiell jede unkompliziert umsetzbare Lösung recht. Den Rest habe ich schon in meinem vorhergehenden Beitrag erläutert, wo ich die Grenze ziehe zwischen sinnvoll und übertrieben.


    Letztlich sind das aber auch alles Diskussionen, die politisch wohl allenfalls für Teile der politischen Linken relevant sind. Die Mehrheit der Bevölkerung beschäftigt sich ohnehin gerade eher mit Corona-Hilfen, Schuldenabbau nach Corona, Wirtschaftsförderung und Erhalt von Arbeitsplätzen. Insofern glaube ich auch nicht, dass diese ganze Diskussion außerhalb der Sphäre linker Parteien eine dominierende Rolle einnehmen wird in den kommenden Jahren. Vermutlich wird sie viel eher ein Grund unter mehreren dafür sein, warum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Union unter Söder im Herbst einen deutlichen Wahlsieg einfahren wird, während Linke, Grüne und SPD weiterhin eher marginale politische Wahlerfolge haben werden. Genau das ist ja wohl auch die wahlstrategische Befürchtung von Wagenknecht. So verstehe ich sie jedenfalls.

    PS zur christlichen europäischen Identität.

    Nach der Logik hat der Westen dann aber auch eine gemeinsame Identität mit afrikanischen Christen, asiatischen Christen und den Christen aus Latein-Südamerika, da dort den gleichen Konventionen gefolgt wird, widerspricht sich damit aber auch gleichzeitig mit den anderen Bestandteilen dieser Identität, die halt Europa und Nordamerika von den anderen Kontinenten abgrenzt.

    Als Atheist kann ich mit der identität aber eh nichts anfangen, vorallem wenn sie in hohen Maßen ihre Schutzbefohlenen und Frauen missbrauchen und der Rest der Identität sie dann auch schützt und sie sich jeglicher weltlichen Gerichtsbarkeit entziehen können.

    Ja, das würde ich durchaus bestätigen. Ich sehe das schon so, dass es eine größere kulturelle Nähe des Westens zu christlichen Gesellschaften gibt, als zu nicht christlichen. Ich denke, dass die Religionen über Jahrtausende extrem identitätsstiftend auf die einzelnen Gesellschaften eingewirkt und diese geprägt haben. Man kann heute im Westen natürlich auch Atheist sein, trotzdem beruht auch das auf der Auseinandersetzung mit der christlichen Religion und mit der in ihrem Bereich entstandenen Aufklärung, ohne welche der Atheismus so gut wie gar nicht denkbar wäre. Ohne Aufklärung keine Renaissance, keine Wiederbelebung antiker Philosophien usw. usf..

    Man brauch auch kein Experte sein, um die offensichtlichen riesigen kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulturräumen zu erkennen. Du kennst dich ja selbst in Japan gut aus. Du wirst doch nicht bestreiten wollen, dass eine asiatisch/japanische Kultur in vielen entscheidenden Fragen eine ganz andere ist, als eine europäische/deutsche. Und haben nicht beide ihre Berechtigung?


    Ab Minute 6:10:00. Klingt für mich keinesfalls nach einer „Rechten“...


    P.S. Die LINKE NRW hat Wagenknecht soeben zur Spitzenkandidatin in der Bundestagswahl nominiert. Scheint ja jenseits des Mediengetöses der TAZ doch noch mehrheitlich Andersdenkende zu geben.


    Nordrhein-Westfalen: Die Linke nominiert Sahra Wagenknecht zur Spitzenkandidatin - DER SPIEGEL

  • Du unterstellst mir unterschwellig Dinge, die ich so nicht gesagt habe.

    OK, da ist mein Post falsch rübergekommen,

    Der Kommentar mit der "Einstellung zum Thema" war nicht auf dich persönlich bezogen, und sollte eher allgemein gelten. Hätte ich mehr spezifizieren müssen, my bad.

    Ich hatte auch nicht vor gehabt, dir vorzuwerfen, dass du strukturellen Rassismus leugnest. Deswegen schrieb ich ja auch "wissen wir beide". Sorry, das es bei dir genau anders rüberkam.

    Dazu kommt eine generelle Atmosphäre, wo die Leute "öffentlich" das eine sagen, privat bei einem Bier oder auf dem Raucherbalkon aber das andere. Klar, das sind die Niederungen der Politik, aber daher vielleicht meine persönliche Abneigung gegen einen Teil dieser Leute.

    Personen mit menschlichen Defiziten gibt es leider überall und finden sich in jeder Gruppe wieder, dies sollte aber nicht aut. auf die Gruppe als Gesamtheit umgemünzt werden.

    Tut mir leid, dass du solche Erfahrungen machen musstest. ich hoffe man ist entsprechend gegen die Genossen vorgegangen?

    Das hat sie so nicht gesagt und definitiv auch so nicht gemeint.

    Strukturalismus / Poststrukturalismus

    Die eigentliche Aussage verbirgt sich hinter dem, was nicht gesagt wird.

    Nur so eine Beobachtung meinerseits, aber seitdem political correctness ein Thema ist, achten Leute sehr darauf was sie sagen und greifen dann mitunter auf solche sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten zurück, um weiterhin politische nicht korrekte Themenpunkte zu äußern, ohne das man sie darauf festnageln kann.

    Ich mein, wir haben uns jetzt seitenlang über Identitäten unterhalten und wir drei sind uns ja im weitesten Sinne einig, dass es natürlich auch einzelne Schwachsinnsannahmen gibt, die unter dem Deckmantel von identitätspolitik nun auftauchen.

    Diese erfahren doch aber auch aus dem linken Spektrum heraus keine Unterstützung und verpuffen von alleine wieder.

    Wenn es der Frau Wagenknecht ja doch nur um eben diese Schwachsinnsannahmen geht, warum wird das Thema überhaupt aufegegriffen, wenn es sich von selbst erledigt?


    Und weil es gerade zum Thema passt, heute ist ja Parteitag der AfD in Dresden, mit Präsenz natürlich und man hat die neue Wahlkampfkampagne vorgestellt unter dem Thema: "Deutschland. Aber normal"

    In einer Rede von Herrn Meuthen hebt dieser u.a. auch die "Normalität der deutschen Familie" hervor "mit Vater, Mutter, Kind" und das es "normal sein muss, dass unsere Kinder von ideologischer und sexueller Frühindoktrination unbehelligt bleiben".

    Einer Aussage zum Gendern lässt man sich natürlich auch nicht nehmen:


    EymcVWwWgAMRpNF?format=jpg&name=medium


    Man achte auf die Nostalgie.

    Früher war es besser, dann ist [etwas] passiert und jetzt ist es schlechter. Wir müssen wieder zurück, damit es wieder besser wird.

    In seinem Essay "Ur-Faschismus" von 1995 beschreibt Umberto Eco in seinen ersten beiden Regeln zu den 14 Grundeigenschaften einer faschistischen Ideologie, "Traditionskult" und "Ablehnung der Moderne" genau dieses Denkmuster, wie wir sie heute auf dem Parteitag bewundern durften.

    Die AfD erfüllt im übrigen, je nach Strenge der Auslegung, 5-7 weitere Grundeigenschaften des Faschismus mit summa cum laude.

    Ich bin irritiert über die unsachliche Polemik in deinem letzten Beitrag. Wollen wir polemisieren oder diskutieren?

    Ich sehe, dass du irritiert bist.

    Ich hatte vergessen, dass das hier eine ernsthafte Internet Diskussion ist und habe wohl das "No fun allowed" Schild am Eingang übersehen /s

    An unserer Unterhaltung habe ich Spaß, sonst würde ich hier nicht stundenlang Beiträge tippen. Daher dachte ich mir, ich lockere die doch sonst recht trockene Debatte etwas humoristisch auf. In meinem Kopf klang es zumindestens witzig.

    Ist vielleicht zum Teil aber auch ein Überwindungsmechanismus, da mir völlig bewusst ist, dass Herr Amthor Spitzenpoltiker zum Teil bereits ist und auch sein wird und das schneller als es mir lieb ist. Das jemand bereits ein derartige kriminelle Energie zu dem Zeitpunkt seiner Karriere hat ist mehr als nur bedauerlich. Noch bedauerlicher ist es aber, dass seine bereits jetz vorhande Korruption absolut ohne Konsequenzen bleibt für seine weitere politische Laufbahn und dies auch noch toleriert wird.

    Seine Vita ist mir bekannt, der kann man sich in meiner Heimatregion nicht wirklich entziehen. Diese validiert jedoch in keinster Weise seine Position zum Thema Abtreibung. Die guten Argumente der Pro-Life Bewegung sind nicht ausreichend genug, um die der Pro-Choice zu übertrumpfen und damit das Menschenrecht auf die eigene Selbstbestimmung auszuhebeln.

    Ich kann dazu folgendes Video Essay in seiner Gänze empfehlen:


    Ohne Aufklärung keine Renaissance, keine Wiederbelebung antiker Philosophien usw. usf..

    Ähhhh, die Aufklärung und Renaissence wurde erst notwendig, weil die Kirche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt auf Jahrhunderte gewaltsam blockierte und antike Philosophie und Wissen mussten erst aus islamischen Ländern wieder importiert werden, weil die Kirche in Europa diese Manuskripte vernichtete.

    Also, danke für Nichts an ein organisiertes Erpressungsunternehmen, dass uns Werte und Moralvorstellung gegeben hat, deren wichtigste Elemente wir bereits vor dem Christentum hatten, weil andernfalls ein ein Zusammenleben in einer größeren menschlichen Gesellschaft gar nicht möglich gewesen wäre.

  • Die eigentliche Aussage verbirgt sich hinter dem, was nicht gesagt wird.

    Womit wir im Bereich der Mutmaßungen und Unterstellungen sind.

    Nur so eine Beobachtung meinerseits, aber seitdem political correctness ein Thema ist

    Ja, political correctness... aus heutiger Sicht die Wurzel so manchen Übels.

    um weiterhin politische nicht korrekte Themenpunkte zu äußern

    Wer legt denn eigentlich fest, was politisch "nicht korrekt" ist? Da fängt es ja schon an in die Redeverbote abzugleiten.

    Diese erfahren doch aber auch aus dem linken Spektrum heraus keine Unterstützung und verpuffen von alleine wieder.

    Wenn es der Frau Wagenknecht ja doch nur um eben diese Schwachsinnsannahmen geht, warum wird das Thema überhaupt aufegegriffen, wenn es sich von selbst erledigt?

    Natürlich erfahren sie Unterstützung, von Jahr mehr und mehr. Es wird ja von Jahr zu Jahr absurder, was man alles beachten soll. Insofern hat sich das mithin auch sicherlich nicht erledigt. Im Gegenteil.

    Und weil es gerade zum Thema passt, heute ist ja Parteitag der AfD in Dresden,

    Passt das zum Thema? Wir sprachen über DIE LINKE. Für mich passt das nicht zum Thema.

    Die AfD erfüllt im übrigen, je nach Strenge der Auslegung, 5-7 weitere Grundeigenschaften des Faschismus mit summa cum laude.

    Mag sein, aber um die AfD geht es hier ja auch gar nicht. Aber selbst wenn es um sie ginge: Wenn die AfD morgen behauptet "Wasser ist nass." behaupten wir dann aus Prinzip das Gegenteil? Um es konkreter zu machen. Wenn die AfD behauptet, wir könnten nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen, behaupten wir dann das Gegenteil, nur weil diese Aussage von der AfD stammt? - Die Frage ist natürlich rein rhetorisch zu verstehen. Wir wissen beide, dass das kein taugliches Argument in einer Debatte sein kann.

    Das jemand bereits ein derartige kriminelle Energie zu dem Zeitpunkt seiner Karriere hat ist mehr als nur bedauerlich. Noch bedauerlicher ist es aber, dass seine bereits jetz vorhande Korruption absolut ohne Konsequenzen bleibt für seine weitere politische Laufbahn und dies auch noch toleriert wird.

    Mmmh, sollen wir uns mal den Lebenslauf von Joschka Fischer oder von Gregor Gysi ansehen? Da gibt es nach wie vor auch eine Menge, was man thematisieren könnte oder? Soweit ich weiß wurde Amthor nicht wegen Korruption verurteilt, er wurde noch nicht einmal deswegen angeklagt.:

    Nachdem eine Strafanzeige wegen Bestechlichkeit eines Mandatsträgers und Annahme geldwerter Zuwendungen gegen Amthor bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin eingegangen war, teilte diese jedoch im Juli 2020 mit, dass sich aus ihrer Prüfung kein Anfangsverdacht ergeben habe und deshalb das Verfahren ohne Ermittlungen eingestellt wurde.[32] Auch der Bundestag stellte das Prüfverfahren im August 2020 ein, da keine Hinweise auf Rechtsverstöße erkannt wurden.[33]

    Du lehnst dich da ziemlich weit aus dem Fenster, wenn du Amthor diesbezüglich Korruption und kriminelle Energie unterstellst, obwohl sämtliche Ermittlungsverfahren offenbar das Gegenteil belegt haben.

    Die guten Argumente der Pro-Life Bewegung sind nicht ausreichend genug, um die der Pro-Choice zu übertrumpfen und damit das Menschenrecht auf die eigene Selbstbestimmung auszuhebeln.

    Sagt wer? Stellst du jetzt hier einfach mal so in den Raum.

    Ich möchte hier mal an den geltenden Wortlaut unseres Strafgesetzbuches erinnern:

    Strafgesetzbuch (StGB)
    § 218 Schwangerschaftsabbruch

    (1) Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Handlungen, deren Wirkung vor Abschluß der Einnistung des befruchteten Eies in der Gebärmutter eintritt, gelten nicht als Schwangerschaftsabbruch im Sinne dieses Gesetzes.
    (2) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter1.gegen den Willen der Schwangeren handelt oder
    2.leichtfertig die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung der Schwangeren verursacht.

    (3) Begeht die Schwangere die Tat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe.
    (4) Der Versuch ist strafbar. Die Schwangere wird nicht wegen Versuchs bestraft.

    Wenn man Shapiro schon anführt, sollten man ihn vielleicht selber sprechen lassen und nicht indirekt wiedergeben. Gibt ja auch andere Beispiele, in denen er selber spricht. Heißt übrigens noch nicht, dass ich ihm hier zustimme. Nur der Vollständigkeit halber. Er macht hier schon ein paar Punkte.:

    Ähhhh, die Aufklärung und Renaissence wurde erst notwendig, weil die Kirche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt auf Jahrhunderte gewaltsam blockierte und antike Philosophie und Wissen mussten erst aus islamischen Ländern wieder importiert werden, weil die Kirche in Europa diese Manuskripte vernichtete.

    Ähhh, das ist nur zur Hälfte richtig. Ohne Gelehrte wie Ersamus von Rotterdam oder Kant wäre die Aufklärung gar nicht denkbar. Sie fußt ganz entscheidend in Entwicklungen der Reformation und hat u.a. dort ihre Wurzeln. Ohne Christentum keine Reformation ohne Reformation keine Aufklärung. Sehr vereinfacht ausgedrückt. Und was war z.B. Erasmus von Rotterdam? Richtig, christlicher Theologe und Priester. Natürlich hat sich die Aufklärung sehr schnell von der Religion emanzipiert, andererseits hat sie in der Regel aber auch nicht zu einer grds. Abkehr von der Religion geführt, wenn man von kurzzeitigen Auswüchsen in der Französischen Revolution mal absieht. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind im Prinzip einer der ersten aufgeklärten modernen Staaten und trotzdem sind sie stark christlich geprägt, bzw. war die christliche Prägung offensichtlich ein entscheidender Grundstein für die spätere Aufklärung und die Vorstellungen von Menschenrechten usw..

    Trotz zunehmender Zensur veröffentlichte Kant in dieser Zeit seine religiösen Schriften. Gott lässt sich diesennach nicht beweisen. Doch konsequentes moralisches Handeln ist nicht möglich ohne den Glauben an Freiheit, Unsterblichkeit und Gott. Daher ist die Moral das Ursprüngliche und die Religion erklärt die moralischen Pflichten als göttliche Gebote. Die Religion folgte also dem bereits vorhandenen Moralgesetz. Um die eigentlichen Pflichten zu finden, muss man nun umgekehrt das Richtige aus den verschiedenen Religionslehren herausfiltern.

  • Wenn ich Off-Topic nochmal ganz quer reingrätschen darf, wie John gerade gesagt hat ist das mit dem Christentum nicht ganz richtig. Wird aber genauso wie die Sache mit der flachen Erde gerne als Fakt verwendet. Den ja der Wissensverlust war da, ebenso als die Kulturn im Bronzezeitalter untergingen aber bei weitem nicht so stark wie das gerne Dargestellt wird.


    Und hier waren gerade aber Klöster etc. ein Hort des Wissen unter anderem auch dadurch das die für gewöhnlich Latein lesen und schreiben konnte. Ebenso der Import des Wissens ist heutzutage etwas was relativiert wird, da man eher der Ansicht ist das der Großteil der Entwicklungen parallel in Europa und Asien stattfand und nicht alles importiert wurde.

  • Womit wir im Bereich der Mutmaßungen und Unterstellungen sind.

    Interessant wie du ein anerkanntes, stilistisches Mittel zur Informationsweitergabe ignorierst, weil es in deine Argumentation passt.

    Ja, political correctness... aus heutiger Sicht die Wurzel so manchen Übels.

    Ja, scheiße das ich nun auch mit Konsequenzen rechnen muss, wenn ich Hass propagiere. Konsequenzen für meine Handlungen als Erwachsener, wo kommen wir denn da nur hin?

    Da fängt es ja schon an in die Redeverbote abzugleiten.

    Dafür das es ja überall Redeverbote und cancel culture gibt, sehe ich noch sehr viele Meinungen, die laut deiner Aussage ja gar nicht mehr existieren dürften. Wie passt das zusammen?

    Und um den Gedankengang einmal weiterzuspinnen: wollen wir jetzt ernsthaft argumentieren, ob Intoleranz tolerierbar ist?

    Sah die SPD und Horst Seehofer nämlich nicht so. Das Gesetz zur "Wehrhafte Demokratie", welche die Bekämpfung von Rechtsextremismus fördern sollte, wurde erstmal von der CDU/CSU Fraktion gekippt. Gelebte christliche Nächstenliebe. Die Begründung der Union sind vorgeschobenen Ausreden.

    Es wird ja von Jahr zu Jahr absurder, was man alles beachten soll. Insofern hat sich das mithin auch sicherlich nicht erledigt. Im Gegenteil.

    Subjektive Wahrnehmung deinerseits. Wir sind die Punkte zwei Posts zuvor durchgegangen und das meiste erfordert minimale Anpassungen unsererseits.

    Warum nicht einfach mal ausprobieren und schauen was passiert? Wenn es am Ende keine Lösung ist, kann man immer noch damit wieder aufhören und man hat mal was Neues gemacht und Erfahrungen gesammelt. Diese grundlegende Verweigerungshaltung irgendetwas für andere an sich selbst zu ändern erschließt sich mir nicht.

    Passt das zum Thema? Wir sprachen über DIE LINKE. Für mich passt das nicht zum Thema.

    Klar passt es, weil wir hier weniger über die Partei die Linke schreiben und mehr über linke Identitätspoltik und die AfD nun mit einen identitären Wahlprogramm daherkommt und einen Gegenentwurf bildet.

    Und die Aufmachung des Wahlprogramms und die genutzen Formulierungen belegen meine Argumentation bzgl. der rechten Positionen, welche bereits tief in die politische "Mitte" gesickert sind und dort unreflektiert genutzt werden.

    Was meinst du, woher überall der zunehmende Rechtspopulismus kommt? Wir sind in Deutschland, auch mit unserer Vergangenheit, davor nicht gefeilt und die zunehmende Übernahme von rechten Positionen durch die Mehrheit unserer Gesellschaft bereitet mir einiges an Sorge und wie unsere politische Landschaft in 10-20 Jahren aussehen wird.

    Mag sein, aber um die AfD geht es hier ja auch gar nicht. Aber selbst wenn es um sie ginge: Wenn die AfD morgen behauptet "Wasser ist nass." behaupten wir dann aus Prinzip das Gegenteil?

    Du setzt jetzt also eine politische Meinung, welche i.d.R. eine äußerst philosophische subjektive Wahrheit ist, gleich mit einer naturwissenschaftlichen objektiven Wahrheit?

    Ist das ein taugliches Argument in einer Diskussion?

    Mmmh, sollen wir uns mal den Lebenslauf von Joschka Fischer oder von Gregor Gysi ansehen?

    Whataboutism.

    Hier steht gerade die Personalie Philipp Amthor zur Debatte.

    Du lehnst dich da ziemlich weit aus dem Fenster, wenn du Amthor diesbezüglich Korruption und kriminelle Energie unterstellst, obwohl sämtliche Ermittlungsverfahren offenbar das Gegenteil belegt haben.

    Es gab keine vollständig Ermittlung, da man nicht ermitteln wollte!

    Wo kein Kläger, da kein Täter.

    Ich zitiere einmal aus einem Beitrag des RNDs:


    „Er hat sich rechtlich zwar nichts zuschulden kommen lassen, das liegt aus meiner Sicht aber am zu laschen Lobbyregister“, erläutert der Politikwissenschaftler Bruno Muno. Die Sache sei schon sehr merkwürdig gewesen. Wähler würden sich fragen, warum ein Bundestagsabgeordneter so viel Zeit haben kann, um Nebentätigkeiten nachzugehen. Was das Thema Transparenz bei Nebentätigkeiten angehe, hinke Deutschland hinterher."


    Was läuft da bitte nicht richtig, dass gewählte Volksvertreter, die sich selbst eh viel zu hohe Diäten geben, sich noch zusätzlich von Firmen kaufen lassen, um deren Interessen vor denen ihrer Wähler zu vertreten? Das ist doch nur noch krank.

    Der Typ ist bereits mit 28 und als Bundestagsabgeordneter korrupt (ja, da lehne ich mich sehr gerne aus dem Fenster), er wird als Ministerpräsident korrupt sein und auch er wird auch in jedem weiteren politischen Amt jederzeit die Hand aufmachen für Lobbygelder. Lobbygelder die ohne rechtliche und staatliche Kontrolle fließen können, weil, Überraschung, die Union jegliche Gesetzesänderungen am Lobbyregister torpediert.

    Ich möchte hier mal an den geltenden Wortlaut unseres Strafgesetzbuches erinnern:

    Die letzte umfassende Anpassung des Gesetzes wurde 1974 (!) beschlossen.

    "SPD und FDP sprachen sich für eine „Fristenregelung“ aus, nach welcher Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei sein sollten. Am 26. April 1974 entschied sich der Bundestag mit knapper Mehrheit für die Fristenregelung. Diese wurde jedoch am 25. Februar 1975 vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt,[150] nachdem die CDU geklagt hatte."


    Für Frauen in Deutschland ist der freie Zugang zu einer Abtreibung nicht selbstverständlich.


    Frauen kämpfen bis heute darum, dass dieser Paragraph vollständig reformiert/gestrichen wird und die treibende Kraft, welche sich dagegen stellt ist selbstverständlich die CDU/CSU

    Btw. der Frauenanteil im Bundestag liegt derzeit bei 31,4%. Heißt, sobald der §218 Stgb zur Abstimmung bekommt, sind die Betroffenen des Gesetzes unterrepräsentiert.

    Gerade deshalb ist die Metapher von Thompson aus dem von mir verlinkten Video wichtig, um mal ein Bewustsein für die Situation zu schaffen. An derer mangelt es nämlich.

    Und ja, ich hab genug Shapiro Videos gesehen. Seine schwache Argumentation und Äpfel- und Birnenvergleiche lassen bei mir aber hauptsächlich nur Gehirnzellen absterben..

  • Deswegen schrieb ich ja auch "wissen wir beide". Sorry, das es bei dir genau anders rüberkam.

    Alles gut. Das mit der Einstellung habe ich tatsächlich auf mich bezogen und das "wissen wir beide" irgendwie so gelesen, als würdest du implizieren, ich würde mich bewusst dumm stellen.

    ich hoffe man ist entsprechend gegen die Genossen vorgegangen?

    Wie gesagt, der eine ist einfach aus den Annalen getilgt, ich bilde mir sogar ein, dass Bilder auf der Hompage etc. bewusst zugeschnitten wurden, damit er nicht mehr sichtbar ist. Das ganze ist peinlich, also redet man nicht mehr drüber.


    Der andere ist zumindest lokal bei der Jugendorganisation Persona non Grata, was aber verschiedene Gründe hat, und durchaus noch im Parteikontext unterwegs. Die Storys werden gestreut, was aber auch eher auf politische/persönliche Animositäten zurückzuführen ist.


    Sind natürlich Einzelfälle, aber man macht eben seine subjektiven Erfahrungen mit Menschen.

  • Interessant wie du ein anerkanntes, stilistisches Mittel zur Informationsweitergabe ignorierst, weil es in deine Argumentation passt.

    Das verstehe ich nicht. Ich weiß nicht, was du hier meinst.

    Ja, scheiße das ich nun auch mit Konsequenzen rechnen muss, wenn ich Hass propagiere. Konsequenzen für meine Handlungen als Erwachsener, wo kommen wir denn da nur hin?

    Moment. Die Forderungen der heutigen Regeln zur political correctness gehen WEIT über das Verbot von Hass-Propaganda hinaus. Würden sie sich nur auf Hass-Propaganda beziehen, dann bräuchte es sie ohnehin nicht, und niemand hätte ein Problem damit, da diese sowieso schon gesetzlich verboten ist. Wir reden doch hier eher von Dingen wie "Gendersternchen" und "Blackfacing" im Karneval oder Bayrischen Rundfunk oder ob eine Weiße das Gedicht einer Afro-Amerikanerin übersetzen darf.

    Dafür das es ja überall Redeverbote und cancel culture gibt, sehe ich noch sehr viele Meinungen, die laut deiner Aussage ja gar nicht mehr existieren dürften. Wie passt das zusammen?

    Weil der Prozess noch in der Entwicklung ist und sich die Mehrheit der Bürger dem widersetzt und es nicht mitmacht, wenngleich die Daumenschrauben immer weiter angezogen werden durch Arbeitgebervorgaben, Schreiberlasse, Stadtverwaltungsverordnungen usw. usf..

    Und um den Gedankengang einmal weiterzuspinnen: wollen wir jetzt ernsthaft argumentieren, ob Intoleranz tolerierbar ist?

    Das hängt ganz davon ab, was als Intoleranz definiert wird. Wenn plötzlich Caspar Rassismus unterstellt wird, weil er sich beim Dreikönigssingen mit Melchior und Balthasar traditionell schwarz angemalt hat, dann müssten wir das ernsthaft diskutieren. Ja. Und wenn das Bismarck-Denkmal in Hamburg abgerissen werden soll, weil es als Symbol des Kolonialismus hingestellt wird, dann müssen wir auch das diskutieren. Und wenn ich Punktabzüge kriege, weil ich das Generische Maskulinum verwende, ja, dann müssen wir auch das diskutieren.

    Sah die SPD und Horst Seehofer nämlich nicht so. Das Gesetz zur "Wehrhafte Demokratie", welche die Bekämpfung von Rechtsextremismus fördern sollte, wurde erstmal von der CDU/CSU Fraktion gekippt. Gelebte christliche Nächstenliebe. Die Begründung der Union sind vorgeschobenen Ausreden.

    Die Begründung der Unionsfraktion ist, dass man gerne eine Auflage in dem Gesetz hätte, dass alle Empfänger dieser Staatsgelder sich vorher schriftlich in einem Formular zur freiheitlich demokratischen Grundordnung bekennen. Wo genau ist da jetzt das Problem? Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, wenn der Staat sie finanziell unterstützen soll. Soll der Staat etwa die Linksradikalen in der Antifa finanzieren? Hier verstehe ich Seehofer ausnahmsweise einmal überhaupt nicht.

    Rechtsextremismus: Seehofer kritisiert Nein der Unionsfraktion (faz.net)

    Subjektive Wahrnehmung deinerseits. Wir sind die Punkte zwei Posts zuvor durchgegangen und das meiste erfordert minimale Anpassungen unsererseits.

    Warum nicht einfach mal ausprobieren und schauen was passiert? Wenn es am Ende keine Lösung ist, kann man immer noch damit wieder aufhören und man hat mal was Neues gemacht und Erfahrungen gesammelt. Diese grundlegende Verweigerungshaltung irgendetwas für andere an sich selbst zu ändern erschließt sich mir nicht.

    Es muss sich dir auch nicht erschließen. Du kannst das ja für dich anders handhaben. Wenn ich das aber für mich nicht möchte, dann ist das mein gutes Recht und ich möchte nicht gesetzlich gegängelt werden, für Dinge, die ich sonst auch nie anders gehandhabt habe. Wenn ich so etwas mache, wie meine Alltagssprache grds. zu ändern, dann freiwillig und aus innerer Überzeugung, aber nicht, weil man mich durch Vorschriften dazu zwingt. Macht man das trotzdem, werde ich mich eben mit allen mir möglichen Mitteln schon aus Prinzip dem verweigern und eher das Gegenteil von dem Geforderten machen. Einfach, weil ich mich nicht bevormunden lassen möchte in Dingen, von denen ich nicht überzeugt bin oder die ich sogar für falsch halte.

    Was meinst du, woher überall der zunehmende Rechtspopulismus kommt? Wir sind in Deutschland, auch mit unserer Vergangenheit, davor nicht gefeilt und die zunehmende Übernahme von rechten Positionen durch die Mehrheit unserer Gesellschaft bereitet mir einiges an Sorge und wie unsere politische Landschaft in 10-20 Jahren aussehen wird.

    Ja, das ist der eine Teil der Wahrheit. Der andere Teil der Wahrheit ist aber auch, dass heute inhaltliche Überzeugungen und Positionen zu rechtem und reaktionärem Gedankengut erklärt werden, die früher selbstverständlich waren. Beispiele wurden oben hinlänglich bereits genannt. Es fängt ja auch schon damit an, dass man sich auf linker Seite immer gerne sofort als "progressiv" bezeichnet. Damit schwingt ja schon direkt wertend mit, was alle anderen seien sollen, die anderer Ansicht sind.

    Du setzt jetzt also eine politische Meinung, welche i.d.R. eine äußerst philosophische subjektive Wahrheit ist, gleich mit einer naturwissenschaftlichen objektiven Wahrheit?

    Ist das ein taugliches Argument in einer Diskussion?

    Ich habe ja auch noch ein zweites Beispiel gebracht. Natürlich kann man über unterschiedliche Dinge unterschiedlicher Ansicht sein. Aber letztlich wird Europa nicht größer, das Klima nicht kühler, die Staatskasse nicht voller oder die Menschen nicht älter, nur weil man das politisch so möchte. Heißt es gibt nun einmal Fakten und Tatsachen, um die man nicht herumkommt und die eben keine bloßen Meinungen sind. Und wenn eine Partei auf solche Missstände aufmerksam macht, dann heißt das nicht, dass man deswegen selbst nicht auch darauf aufmerksam machen könnte, nur weil man mit dieser Partei nichts zu tun haben will.

    Whataboutism.

    Hier steht gerade die Personalie Philipp Amthor zur Debatte.

    Und zu Philipp Amthor habe ich mich ausführlich geäußert. Es ist auch kein Whataboutism, weil sich Amthor nichts zu schulden hat kommen lassen.

    Ich zitiere einmal aus einem Beitrag des RNDs:


    „Er hat sich rechtlich zwar nichts zuschulden kommen lassen,

    Punkt. Alles weitere ist irrelevant.

    Die letzte umfassende Anpassung des Gesetzes wurde 1974 (!) beschlossen.

    Ja und? Das Grundgesetz stammt vom Mai 1949. Gilt ja auch noch. Etwas wird ja nicht falsch, nur weil es damals schon richtig war.

    Frauen kämpfen bis heute darum, dass dieser Paragraph vollständig reformiert/gestrichen wird und die treibende Kraft, welche sich dagegen stellt ist selbstverständlich die CDU/CSU

    Btw. der Frauenanteil im Bundestag liegt derzeit bei 31,4%. Heißt, sobald der §218 Stgb zur Abstimmung bekommt, sind die Betroffenen des Gesetzes unterrepräsentiert.

    Gerade deshalb ist die Metapher von Thompson aus dem von mir verlinkten Video wichtig, um mal ein Bewustsein für die Situation zu schaffen. An derer mangelt es nämlich.

    Und ja, ich hab genug Shapiro Videos gesehen. Seine schwache Argumentation und Äpfel- und Birnenvergleiche lassen bei mir aber hauptsächlich nur Gehirnzellen absterben..

    Das impliziert, dass alle Frauen im Bundestag dafür wären, was keinesfalls der Fall ist. Die Frauen-Union dürfte bspw. mehrheitlich hinter dem Paragraphen § 218 stehen. Ich habe ohnehin meine Zweifel, ob es wirklich eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Abschaffung des § 218 gibt. Der § 218 a ermöglicht ja schon jetzt eine straffreie Abtreibung bis zur 12. Schwangerschaftswoche nach vorheriger Beratung der Mutter. Ich persönlich halte das für eine akzeptable Lösung. Schließlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Verhütung davor und selbst noch danach. Ein heranwachsendes Kind sollte nicht behandelt werden wie eine reine Lust-und-Laune-Entscheidung. Die Befürchtungen, dass es bei einer Abschaffung des § 218 zu zahlreichen Abtreibungen kommt, alleine weil das Kind jetzt gerade mal nicht so in die Urlaubs-, Karriere- oder Beziehungsplanung eines Elternteils passt, ist aus meiner Sicht nicht unberechtigt. Dass das bestehende Gesetz hier eine Hürde setzt, ist aus meiner Sicht richtig. Es verhindert bspw. auch, dass Eltern hinterher noch durch pränatale Diagnostik auf die Idee kommen, ihr Kind alleine deswegen abzutreiben, weil man unerwünschte Abweichungen bei den X- und Y-Chromosomen festgestellt hat und doch lieber einen kleinen Fußballspieler zeugen wollte als eine Hermaphroditen. Die Gefahr sehe ich nämlich schon, wenn man das Ganze völlig in die uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit der Eltern legt.


    So sieht übrigens ein Fötus in der 12. Schwangerschaftswoche aus, bis zu der er nach geltender Regelung noch abgetrieben werden darf. Nur damit auch jedem klar ist, worüber wir hier reden. Du kannst ja selber mal googlen, wie ein so kleiner Fötus nach einer Abtreibung dann aussieht. Ich erspare mir das hier. Der Fötus bekommt dabei jedenfalls keine Betäubung.

    Zitat

    Ein Fötus der 12. Woche ist 43 bis 51 Millimeter groß und ziemlich aktiv. Handgelenke und Ellbogen beugen und die kleinen Hände zu winzigen Fäustchen ballen, gehört dazu in der 12. SSW. Die Entwicklung ist auch im Mund zugange - erste Zahnknospen entstehen. Außerdem kann Ihr Baby in der 12. SSW das Mündchen öffnen, um Fruchtwasser zu trinken und zu gähnen. Auch von Schluckauf wird es nun manchmal gepiesackt. Beides sind wichtige Atemübungen.

    Das Kleine wiegt jetzt bis zu 14 Gramm – ungefähr so viel, wie drei Stückchen Schokolade. Es wird nun vollständig über die Plazenta ernährt, der Dottersack hat in der 12. SSW ausgedient.


  • Gesetze werden ohnehin im Namen des gesamten Volkes erlassen und nicht nur im Namen der von ihnen Betroffenen. Zumal die Bundestagsabgeordneten auch nur Vertreter dieses Volkes sind.


    Man merkt wie absurd diese Argumentation des fehlenden Betroffenheitsstatus ist, wenn man ähnliche Forderungen für jedes Gesetz aufstellen würde. Arbeitslosengesetze dürften dann nur von Arbeitslosen geschlossen werden und Rentengesetze nur von Rentnern. Absurd. Man bräuchte dann für jedes Gesetz einen neuen Bundestag. In der Abtreibungsfrage sind zudem, wie bei jedem Gesetz, unterschiedliche Personengruppen betroffen. Da sind die Mütter, aber eben auch die Väter und vor allem eben auch die ungeborenen Kinder.

  • John

    Wir kommen hier ein bisschen vom Thema ab, aber trotzdem ein paar Anmerkungen meinerseits zur Abtreibungsdebatte.


    Die ersten zwei der drei von dir aufgezählten Punkte (Partnerschaft und Karriereplanung) halte ich für absolut valide.

    Sehe nicht, wieso eine Frau verpflichtet wäre wegen einer ungewollten Schwangerschaft ihr Leben aufzugeben.

    Es gibt Studien dazu, und die kommen zu dem Schluss das liberale Gesetzte nicht dazu führen, dass Abtreibungen plötzlich massenhaft durchgeführt würden. Davon abgesehen, würdest du wollen, dass eine hypothetische "Urlaub auf Malle ist gebucht, schwanger sein passt gerade nicht"-Fraktion Kinder großzieht?


    Was die Verhütungsmöglichkeiten angeht, auch wenn wir da in Deutschland in einer eher guten Position sind, dürfte es gerade in mariginalisierten Gruppen doch Probleme geben. Und auch gläubige Katholiken dürfen keine sicheren Methoden verwenden. (Was, wenn sie vielleicht gar nicht ultra religiös ist, ihr Umfeld aber schon?). Womit wir beim nächsten Problem sind, Sicherheit. Viele Verhütungsmethoden sind nämlich gar nicht mal so sicher, sagt dir der Pearl-Index was?

    profamilia.de: Pearl-Index


    In den Vereinigten Staaten gibt es in konservativen Gegenden übrigens deutlich mehr ungewollte Schwangerschaften, weil dort überhaupt keine Aufklärung stattfindet und Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe ja nicht existiert. Was dann wiederum dazu führt, dass die Schwangeren noch mehr stigmatisiert werden, was dann zu Abbrüche führt, zumindest wenn man sich den Weg in einen liberaleren Bundesstaat leisten kann.


    Die Entscheidung sollte meiner Meinung nach definitiv bei der Frau liegen. Wenn der Partner vorhanden ist, und ihre Entscheidung unterstützt, umso besser. Aber genauso wie eine Abtreibung weil "er keinen Unterhalt zahlen will" keine Option sein sollte, ist es auch andersrum. Nur weil er das Kind gerne hätte, wird die Frau nicht zum Brut-Automaten.


    Ich musste damals, als wir Embryologie hatten, immer an den Film "Alien" denken. Die befruchtete Eizelle pflanzt sich wie ein Parasit in die Schleimhaut und beginnt das mütterliche Gewebe zu verdauen. Ich bin natürlich keine Frau, aber die Vorstellung, dass da etwas in einen drin ist, dass man nicht will und sich parasitär von einem ernährt ist schon ziemlich abstoßend. Die Schwangerschaft ansich ist mit diversen gesundheitlichen Risiken verbunden und auch danach bilden sich die körperlichen Veränderungen längst nicht vollständig zurück.

    Außerdem ist, insbesondere die Geburt des ersten Kindes, für sehr viele Frauen ein traumatisches Ereignis. So eine Geburt ist vor allem extrem Schmerzhaft, dazu kommt ein Gefühl der Hilflosigkeit. Bedauerlicherweise ist das Thema aber extrem tabuisiert und verklärt. Immerhin hat die Frau gerade ein Kind bekommen und ihre gesellschaftliche Funktion damit erfüllt. Also hat sie gefälligst glücklich zu sein, bester Tag ihres Lebens.


    Auch langfristig ist es zumindest nicht selten, dass Frauen es bereuen Kinder gehabt zu haben. Auch wenn "regretting Motherhood" natürlich noch stärker tabuisiert ist.


    Für ein von Konservativen gerne postuliertes "Post-Abortion" Syndrom gibt es hingegen keinerlei Belege.


    Ansonsten, ein Abbruch in Woche 12 ist relativ spät. Bei einem frühen Abbruch reicht die Einnahme einer Tablette, ansonsten wird das ganze per Absaugung erledigt, dauert nur ein paar Minuten und ist sogar ambulant durchführbar. Die Gehirnentwicklung ist selbst nach 12 Wochen noch ganz am Anfang, von daher sehe ich hier eben vielleicht potenzielles Leben, mehr aber auch nicht.


    Ansonsten finde ich es schwierig, wenn Christen bei der Frage mit ihrer Religion argumentieren. Wenn jemand sagt, meine Religion verbietet mir abzutreiben, dann finde ich das völlig in Ordnung. Wenn daraus aber wird, MEINE Religion verbietet meiner Frau oder allen Frauen anzutreiben, dann finde ich das höchst bedenklich. Religion sollte Privatsache sein und ihre Dogmen eben nicht per Zwang auf die Allgemeinheit ausweiten.

    Ist wenn ich nochmal drüber nachdenke vielleicht sogar vergleichbar, mit den von mir kritisierten "Exzessen" der Identitätspolitik, wo Personen ihre persönlichen Befindlichkeiten für Allgemeinverbindlich erklären wollen.


    Was die Betroffenheits-Debatte angeht, würde ich dir übrigens recht geben.

  • "Blackfacing" im Bayrischen Rundfunk

    Sketch gesehen? Das ging weit übers "Blackfacing" hinaus und bediente keine netten Klischee über Afrikaner. Ich kann ja über vieles Lachen, aber das war einfach nur geschmacklos und wurde zurecht als rassistisch betitelt, da es nichts anderes war.

    Da das ganze mit Steuergeldern finanziert wird, hatte das schon einen bitteren Beigeschmack.

    Weil der Prozess noch in der Entwicklung ist

    Ich bitte dich, höre ich seit 7 Jahren und der Untergang des Abendslandes und Zerstörung des öffentliches Diskurses ist nicht eingetreten.

    Hab den Blödsinn selber lange genug geglaubt, aber wenn der Weltuntergang ausbleibt, funktioniert das Ganze mit der Furcht einreden nicht mehr so gut.


    Frau Wagenknecht wurde heute übrigens mit 65% in die Landesliste gewählt. War wohl nichts mit dem canceln. Mal wieder, wie so oft.

    Aber wehe einer von hundert Versuchen ist erfolgreich, dann ist die Gefahr wieder urplötzlich riesengroß.

    Und wenn ich Punktabzüge kriege, weil ich das Generische Maskulinum verwende, ja, dann müssen wir auch das diskutieren.

    Du kriegst auch Punktabzüge für Rechtschreibfehler, falsche Versionen der deutschen Rechtschreibung und wenn du aus Überzeugung und deinen eigenen Prinzipien N*ger schreibst. Ist ja auch alles erzwungen. Wollen wir das auch nochmal diskutieren?


    Wo genau ist da jetzt das Problem? Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, wenn der Staat sie finanziell unterstützen soll. Soll der Staat etwa die Linksradikalen in der Antifa finanzieren?

    :rofl:

    Nette Idee, aber dann würde sich wahrscheinlich auch der Verfassungsshutz sich melden, um ihren rechten V-Leuten Waffen und Munition zu besorgen.

    John, wir wissen beide, dass es sich hier um eine sinnlose Formalität handelt.

    Sobald du in Deutschland für etwas Geld beantragst, wirst du gründlich durchleuchtet, die stellen von selbst schon fest, ob sich der Antragssteller zur freiheitl. demokratischen Grundordnung bekennt oder nicht. Oder, ganz radikale Idee, auf dem Antrag befindet sich ein Kasten, wo man ankreuzen kann, ob man sich zur Demokratie bekennt oder nicht. Problem gelöst, es bedarf keinerlei Anpassung des Gesetzes. Aber darum ging es der Union nicht.

    Es ist auch kein Whataboutism, weil sich Amthor nichts zu schulden hat kommen lassen.

    Ich finde es interessant, wie weit du hier Gehirngymnastik betreibst, um Amthor für dich selbst als unschuldig zu betrachten.

    Sind jetzt Räuber*, die nicht gefasst und verurteilt werden auch keine Räuber* mehr? Schließlich wurde ja nie gegen die ermittelt, also nur gegen Unbekannt, noch gab es eine Verurteilung.

    Und Korruption bleibt Korruption, egal ob es Gesetze dagegen gibt oder nicht. Auch "legale" Korruption ist Käuflichkeit.


    *kannst du auch mit Straftäter*innen ersetzen.

    Etwas wird ja nicht falsch, nur weil es damals schon richtig war.

    Ufff.

    Ein belangloser Vergleich mit dem GG und dann noch so eine Aussage dahinter.

    Gesellschaften entwickeln sich in ihren moralischen und ethischen Punkten weiter und dies erfordert Anpassungen an die Gesetzgebung, die halt die geänderten ethischen Punkte betreffen und neue Sichtweisen wiederspiegeln. Andernfalls wäre Kinderarbeit noch heute legitim und "Unzucht zwischen Männern" wäre nicht erst 1994 vollständig abgeschafft worden, sondern weiterhin strafbar.

    Willst du wirklich so argumentieren? Gesellschaftsansichten von vor fast einen halben Jahrhundert sind heute weiterhin zeitgemäß?

    Nur damit auch jedem klar ist, worüber wir hier reden. Du kannst ja selber mal googlen, wie ein so kleiner Fötus nach einer Abtreibung dann aussieht.

    @Nozklam hat es weit besser ausgedrückt, als ich es könnte, aber auf den einen Punkt möchte ich noch eingehen.

    Ich weiß wie eine Absaugung aussieht, in Echt. Allerdings ist so gut wie jeder, ich nennen es mal als Laie so, chirugischen Eingriff für die meisten Menschen nur mit äußerstem Unbehagen von Außen zu beobachten.

    Bilder von Abtreibungen sollen schockieren und abschrecken, um Frauen davon abzuhalten eine Abtreibung überhaupt nur in Erwähnung zu ziehen. Billige Schockeffekte funktionieren aber nicht, wenn rettende Organtransplantationen gleich so abschreckende Bilder erzeugen. Der Kontext ist hier entscheidend und nicht die Menge an menschlichen Gewebe, die am Ende in einen Mülleimer landet.

    Kleines Gedankenspiel: Nierenversagen, du bist dialysebedürftigt.

    Bedeutet für dich jeden Tag Einwurf von einigen Medikamenten, die an eine kleien Smarties Box erinnern, drei mal pro Woche wird dir über die Dauer eines halben Tages jeder einzelne Tropfen Blut aus deinen Körper gesaugt, durch einen Filter gejagt und wieder reingepumpt.

    Nierentransplantation ist möglich, aber der Eingriff selbst ist immer mit einen Risiko verbunden, in 12% aller Fälle versagt die neue Niere innerhalb der ersten zwei Jahre, in 25% der Fälle nach spätestens 5 Jahren, aber die Dialyse würde wegfallen und du müsstest deutlich weniger Medikamente einwerfen. Machst du es?

    Ich nehme einmal an, du würdest es tun, ist ja schließlich dein Körper, deine Entscheidung und ohne die Dialyse hast du wieder eine körperliche Autonomität und bist frei.

    Jetzt kommt dir aber der Gesetzgeber zuvor und sagt: "Moment, wir machen zu viele Nierentransplanationen, die sind zu teuer und wir müssen Kosten im Gesundheitssystem sparen. Wir bauen jetzt willkürlich Barrikaden ein, um damit künstlich die Anzahl der Transplantationen zu senken."

    Du bist jetzt von einer der künstlichen Barrikaden betroffen und wirst auf Jahre keine Transplantation bekommen und bist auf lange Zeit an Dialyse Maschinen gefesselt.

    Ums noch einmal Deutlich zu machen, Pro-Life Leute wie Amthor würden, sobald sie die Möglichkeiten hätten, Schwanggerschaftsabbrüche deutlich erschweren. Ein Verbot wäre nicht notwendig, würden sie wahrscheinlich auch nicht durchkriegen, aber Barrikaden einbauen, um den Großteil der Betroffenen von einer Behandlung auszuschließen, sind sehr leicht zu verkaufen, da sie oft recht undruchschaubar sind auf den ersten Blick.

    Das Beispiel mit der Dialyse und Nierentransplantation ist hier eine Metapher für Schwangerschaft, um zu verdeutlichen, wie es dabei den Betroffenen geht, da es in beiden Fällen um körperliche Selbstimmung und die Autonomität seines eigenen Körpers veranschaulicht.

    Und das zeigt ja noch nicht einmal alles. Bei verminderten Zugang zu legalen Schwangerschaftsabbrüchen, greifen Betroffene aus Verzweiflung oft zu illegalen Methoden, die von nicht sicheren Schwarzkliniken reichen, bis hin zu Eigengewalteinwirkung, um einen Fehlgeburt zu initieren, oder auch Hungerstreik, um den Embryo abzutöten. Oftmals auch mit fatalen Folgen für die Mutter.

    Pro-Life ist meiner Meinung nach eine Position, welche die persönlichen Grundrechte von vollständig entwickelten Menschen einschränkt und damit kann es gar nicht in Erwähnung gezogen werden, noch gesetzlich umgesetzt werden.

    Und nur der Vollständigkeitshalber, ja für mich stehen die rechte eines vollentwickelten Menschens über denen von einen noch nicht vollständig ausgebildeten Menschens.

    Man merkt wie absurd diese Argumentation des fehlenden Betroffenheitsstatus ist, wenn man ähnliche Forderungen für jedes Gesetz aufstellen würde. Arbeitslosengesetze dürften dann nur von Arbeitslosen geschlossen werden und Rentengesetze nur von Rentnern. Absurd.

    Absurd sind hier gerade nur zwei Sachen und das eine sind deine Fallbeispiele.

    Da jeder Wählende in die Arbeitslosigkeiten gelangen kann und nicht mehr arbeitende Wähler i.d.R. Arbeitende kennt, wären alle Wähler betroffen.

    Gleiches bei Rentengesetze, entweder erreichen wir alle das Rentenalter, oder sind bereits drin.

    Der zweite Absurde Punkt ist hier, dass halt nicht-gebährfähige Personen darüber mitentscheiden können und oftmals keinen Bezug, nötiges Wissen, fragwürdige Motivation zum Thema haben, ob Gebährende die gleichen Menschenrechte haben dürfen, wie der Rest der Gesellschaft.

    Um nichts anderes geht es ja hier, das Recht auf Selbsbestimmung in Bezug auf den eigenen Körper und dessen Autonomie.

    Mit welchen Recht dürfen andere Leute, die meine Situation in keinster Weise nachvollziehen können, mit entscheiden, was ich mit meinen Körper mache? Mir Vorschriften machen, wie ich mit diesen umzugehen habe? Spricht das nicht auch gegen unsere europäische Werte die das Individuum und dessen Individualismus an oberste Stelle setzt?

    Ich kann es drehen und wenden gerade wie ich möchte und ich weiß, dass wir immer alles von allen haben abstimmen lassen und Betroffenheit ein neuer Betrachtungspunkt ist, aber gerade in so einen Kontext kann ich das jetzige System zur Entscheidungsfindung weder als fair, noch als gerecht sehen. Nur weil wir es immer so gemacht haben, heißt es nicht, dass es deshalb auch richtig ist.

  • Gut, dann sind wir hier unterschiedlicher Ansicht. Ich habe meinen Standpunkt zum deutschen Abtreibungsrecht dargelegt. Deine neuen Beispiele überzeugen mich nach wie vor nicht. Ich sehe hier keinen Änderungsbedarf. Ich müsste mich jetzt wiederholen, um dem zu entgegnen und ich denke das wäre für uns beide vergeudete Zeit.


    Ich glaube tatsächlich, dass jemand der nicht rechtskräftig wegen etwas verurteilt ist als unschuldig betrachtet werden muss. Sonst landen wir bei der Selbstjustiz.


    Persönliche Betroffenheit ist für mich auch kein relevantes Kriterium für Entscheidungsbefugnis oder Mitspracherecht. Jedenfalls nicht in einer freien Gesellschaft.


    Tut mir leid. Bisher bin ich nicht überzeugt.


    Sahra Wagenknecht hat übrigens eine ziemlich polemische Abrechnung mit den sogenannten „Lifestyle-Linken“ ausgerechnet in der FAZ veröffentlicht. Das wird noch amüsant. :mampf:


    Sahra Wagenknecht schreibt über die linke Selbstgerechtigkeit

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