Als Dietrich das Verfahren an diesem morgen wieder eröffnete, hatte er das Schreiben des Franken bezüglich seiner Person ebenso vorliegen wie die Worte des Sächsischen Abgesandten. Nun richtete er sich jedoch zuerst an den Franken:
"Geschätzter Abgesandter, eure Eile Sachsen verurteilt zu sehen ist verständlich, jedoch ist sie unangebracht. Ein Urteil über einen Fürsten des Reiches ist nicht leichtfertig gesprochen und da der Herzog sich weigerte das Gericht anzuerkennen war ich gezwungen auf anderem Wege Informationen zu erlangen, da ein Urteil nicht alleine auf den Worten Österreichs fußen sollte. Ich habe mich mittlerweile umfassend genug Informiert um guten Gewissens ein Urteil sprechen zu können. Leider muss ich feststellen, dass die Verfehlungen des Hauses Sachsen weit schlimmer sind als zunächst angenommen."
Dietrich lies einige Zeit verstreichen und legte entfaltete ein Pergament vor sich auf dem Tisch. Anschließend nickte er einem Knappen zu, welcher ein identisches Pergament entrollte und laut vorlaß.
" Den Anklagepunkten des Hauses Österreich, betreffend § 15 und § 17 werden in vollem Umfang bestätigt. Desweiteren hat das Gericht die Anklage um den Punkt des Hochverrats erweitert. Das Haus Sachsen hat sich diesem schuldig gemacht, indem es ohne königliches Wissen einen loyalen Gefolgsmann des Königs auf dem Boden eines treuen Verbündeten des Königs des Sacrum Imperium Romanum angegriffen hat. Desweiteren hat das Haus Sachsen christliche Ländereien überfallen und das byzantinische Kaiserreich angegriffen. All dies unter dem Banner des Reiches und des heiligen Kreuzzugs."
Der Knappe hatte geendet und trat zurück, woraufhin sich Dietrich wieder erhob und tief seufzte.
" Es stimmt mich traurig, dass einer der unseren so tief fallen kann. Das Haus Sachsen war einst ein stolzes Geschlecht, angesehen und geehrt. Es mag uns traurig stimmen, doch dürfen wir nicht die Augen verschließen und weiteres Unrecht dieser Art zulaßen. Das Haus Sachsen hat sich des Hochverrats schuldig gemacht und es gibt nur eine Strafe für diese Sünde.
Im Namen Ottos von Schwaben, durch Gottes Gnaden König der Deutschen Lande, König Italiens und Burgunds und mehrer des Reiches erkläre ich Dietrich von Chatenois, Herzog von Oberlothringen und oberster Richter des Reiches das Haus Sachsen der Anklage des Hochverrats für Schuldig.
Von diesem Tage an sei verkündet, dass die Reichsacht über Herzog Lothar von Sachsen verhängt wurde. Er wird hiermit all seiner Titel und Ämter enthoben und verliert all seine Ländereien und Rechte im Reich und wird zum Tode verurteilt.
Dem Haus Sachsen wird auf alle Zeit die Herzogswürde entzogen, ebenso wie die Herrschaft über Westfalen, Magdeburg und Pommern. Andreas von Sachsen, Sohn und Erbe des Lothar von Sachsen wird sofern er sich dem Urteil des Gerichtes beugt und des Königs Frieden hält als Markgraf von Holstein und Ostfalen herrschen. Die übrigen Lehen Sachsen werden an die Krone zurückfallen.
Sollte ein Mitglied des Hauses Sachsen sich diesem Urteil widersetzen oder sich mit dem Schwert gegen die rechtmäßige Herrschaft König Ottos auflehnen, so werden sie das Schicksal des Lothar von Sachsen teilen."
Als Dietrich geendet hatte sah er noch einmal in die Runde der Abgesandten, bevor er dem Knappen zunickte, welcher den Saal eilends verließ. Reiter würden aufbrechen um das Urteil an alle Höfe des Reiches zu tragen und in den abgelegensten Dörfern Sachsens zu verkünden. Dietrich war sich bewusst, dass sein Urteil Krieg bedeuten konnte, doch war er bereit gewesen dieses Risiko einzugehen. Heute war Gerechtigkeit gesprochen worden!