Die neue Situation in Afghanistan bzw. Pakistan...

  • Passt denk ich in diesen Thread rein.


    Indien hat Heute die Autonomierechte von Kaschmir wiederrufen, die Änderung gilt absofort und Indien hat auch schon Touristen aufgerufen die Gegend zu verlassen und gleichzeitig begonnen zusätzlich 10.000 Soldaten in die Region zu schicken.


    Die Lage könnte da wohl jetzt jederzeit ziemlich eskalieren, prosperierende Aussichten natürlich wenn man bedenkt, dass sowohl Indien als auch Pakistan Atommächte sind.


    Quelle: https://orf.at/stories/3132670/

  • Beziehst du dich auf "Kampf der Kulturen"? Kannte das vorher nicht, hab das aber mal kurz (auf Wikipedia) überflogen.
    Zunächst mal ist mir Samuel Huntington selbst unsympathisch, er war unter anderem ein Befürworter des Vietnamkriegs und des von Georg W. Bush gestarteten "Krieg gegen den Terror". Alleine dadurch sollte man schon skeptisch werden.


    Dann teilt er die Welt in so kulturelle Zonen ein. Die Konflikte innerhalb dieser Zonen: z.B. Sunniten vs. Schiiten innerhalb der muslimischen Zone oder Globalisierungsanhänger/gewinner gegen Globalisierungsgegner/verlierer in der westlichen Zone kommt bei ihm gar nicht vor, dabei wirken diese Konflikte meiner Meinung nach aus heutiger Sicht häufig viel stärker als die externen Konflikte mit anderen Kulturen.


    Der Konflikt zwischen Pakistan und Indien ist für mich eine der vielen Spätfolgen die sich aus dem Kolonialismus ergeben, die man beispielsweise auch im Nahostkonflikt, in Teilen Afrikas, Myanmar oder ebenfalls ganz aktuell in Hongkong sehen kann. Also im Großen und Ganzen eine verfehlte Politik die nur einer, nämlich der westlichen Zone (ehemalige Kolonialmächte), zuzurechnen ist.


    Wenn sich in Deutschland "links-grün-versiffte Gutmenschen" und "besorgte Bürger" unversöhnlich gegenüber stehen, entspringen diese ebenfalls der selben Kultur. Man braucht keine unterschiedliche Kultur/Religion um sich zu hassen (dasselbe gilt für Brexit oder Trump).


    Komplett falsch ist die Einteilung in Zonen nicht, ich spreche selbst z.B. gerne von der "westlichen Welt". Aber bricht es einfach mal eben auf den zentralen Konflikt des 21. Jahrhundert runter. Dabei lässt er andere wichtige Aspekte wie "Reich gegen Arm" oder "Alt gegen Jung" völlig außer acht. Milliarden Menschen hören beispielsweise mit "Gangnam Style" oder "Despacito" die selbe Musik, da muss man schon außergewöhnlich begabt sein um da einen "Kampf der Kulturen" hineinzuinterpretieren :rolleyes:

    "Je mehr die Menschen wissen, desto weniger müssen sie glauben"
    Bodo Wartke

    Einmal editiert, zuletzt von Fairas ()

  • Klaatu... verata... n... Necktie. Nectar. Nickel. Noodle.?!?!!


    Schon über ein Jahr her, dass hier zuletzt geschrieben wurde.


    Der Österreichische Journalist Emran Feroz gibt in diesem kurzen Artikel seine Erfahrungen wieder, die er bei recherche Reisen in das Land seiner Eltern gemacht hat.


    Es erklärt imho sehr, sehr gut warum die Lage so ist, wie sie ist. Vor allem auch warum der Krieg gegen den Terror, diesen selbst errzeugt.



    https://foreignpolicy.com/2020…aliban-graveyard-empires/




    Edit:


    Ein weitere spannender Artikel, der den Wahnsinn des Afghanistan Krieges erklärt.
    Die Taliban waren relativ schnell besiegt, und der Konflikt war eigentlich beendet. Leider haben sich die westlichen Kräfte in die lokale Konflikte und Blutfehden ihrer Verbündeten vor Ort einspannen lassen. Die Militärs brauchten tote Al-Qaida oder Taliban und die Fürsten, Stammesführer und Provinzgovanouere brauchten Waffen und Killer, um ihre Rivalen auszuschalten. Win Win für beide Seiten.
    Das Ergebnis war ein nicht enden wollendes Blutvergießen an der Afghanischen Bevölkerung, das letztlich zur Bildung von neuen Talibangruppen geführt hat.


    https://www.theaustralian.com.…3b613d227917dd3793568d5b0

    "There is no need to die on the road. You can always do homeoffice."
    - Proverb in Bangladesh

    Einmal editiert, zuletzt von Bonny ()

  • Ich denke das Problem in Afghanistan ist, dass du das Land nicht „demokratisch“ befrieden kannst.


    Ich würde jede Wette eingehen, dass die Chinesen, wenn sie es denn wollten, das Land innerhalb weniger Jahre befrieden könnten. Dann stünde dort aber auch an jeder Kreuzung ein chinesischer Panzer. China hat auch hier eigene Interessen dort. Stichwort: Neue Seidenstraße und Afghanistan als mögliches Transitland.


    https://www.spiegel.de/politik…china-rein-a-1249305.html


    Dazu ist der heutige Westen nicht bereit. Der Westen vertritt letztlich eine Verteidigungsdoktrin, die allein darauf abzielt das eigene Gebiet zu schützen. Afghanistan zählt da nicht zu. Und opferreiche Konflikte werden letztlich, wenn überhaupt, nur langfristig in Verteidigungskriegen mitgetragen. Ohne 9/11 wäre niemals jemand nach Afghanistan gegangen.

  • Vor allem sind sie gerade zu Beginn des Krieges, als die UdSSR noch nicht ganz so knapp vor dem Kollaps war ziemlich blauäugig nach Afghanistan hineingestolpert. Sie waren der Annahme es würde reichen, den alten Präsidenten zu erschießen und einen neuen einzusetzen, und man könnte dann nach ein paar Wochen wieder abziehen.
    Als man sich dann mit einem Guerilla-Krieg konfrontiert war musste man zudem erstenmal wieder lernen, wie man sich in diesem am Besten verhält.

  • Sie waren der Annahme es würde reichen, den alten Präsidenten zu erschießen und einen neuen einzusetzen, und man könnte dann nach ein paar Wochen wieder abziehen.

    Es war eine faire Annahme.
    Der damalige Staatschef war selbst Moskau zu kommunistisch und nahm keinerlei Rücksicht auf die sozialen Strukturen der afghanischen Stämme, sodass es seiner eigenen Partei zu weit ging und diese die Sowjetunion um Intervention bat.
    Da war es aber bereits lange zu spät und der bewaffnete Widerstand hatte sich bereits weit genug gefestigt und war entschlossen einen Umsturz herbeizuführen.


    zu @Johns Annahme, dass China das Land befrieden könnte: Nein. Teile vielleicht ja, aber auch das nicht dauerhaft.
    Außer sie starten ein weiteres funky Eugenik Programm wie bei den Uighuren, sterilisieren die Bevölkerung und ersetzen diese durch Chinesen. Mit großangelegten Lagern, Genozid, Folter und Indoktrination kennen sie sich ja aus :kaffee:

  • Biden hat den Abzug der US Streitkräfte bekräftigt. Anders als bei der Trump Ankündigung vermute ich, dass die Verbündeten diesmal mitgenommen werden.




    Als damals die Türme in einer riesigen Aschewolke eingestürzt sind, saß ich vorm Fernseher und hab gedacht "Scheiße das bedeutet Krieg". Nur das dieser Krieg 20 Jahre gehen würde hab ich mir nicht vorstellen können.

    Der Krieg ging letzten Endes länger mein halbes bisheriges Leben. ?






  • 9/11 gehört zu meinen frühsten Kindheitserinnerungen. Ich hätte eigentlich zum Kinder-Sport gesollt, aber dann lief der Fernseher und das hatte sich erledigt. Die mediale Dauerpräsenz muss was mit mir gemacht haben. Jedenfalls habe ich in der "Mal-Ecke" des Kindergartens wohl wochenlang in Wolkenkratzer fliegende Flugzeuge gekritzelt.


    @Topic: Am Ende eine schwierig zu bewertende Situation. Einerseits bin ich mir sicher, dass die Frage nicht ist ob, sondern nur wann die Taliban das Land wieder komplett unter ihre Kontrolle bringen. Damit wären etliche Menschen für nichts gestorben und unglaubliche Mengen an Geld verbrannt. Andererseits, spätestens nach Trumps Ankündigungen war klar, das es so kommen würde. Und vielleicht ist ein Ende mit Schrecken besser, als ein Schrecken ohne Ende?

  • 9/11 gehört zu meinen frühsten Kindheitserinnerungen. Ich hätte eigentlich zum Kinder-Sport gesollt, aber dann lief der Fernseher und das hatte sich erledigt. Die mediale Dauerpräsenz muss was mit mir gemacht haben. Jedenfalls habe ich in der "Mal-Ecke" des Kindergartens wohl wochenlang in Wolkenkratzer fliegende Flugzeuge gekritzelt.


    @Topic: Am Ende eine schwierig zu bewertende Situation. Einerseits in ich mir sicher, dass die Frage nicht ist ob, sondern nur wann die Taliban das Land wieder komplett unter ihre Kontrolle bringen. Damit wären etliche Menschen für nichts gestorben und unglaubliche Mengen an Geld verbrannt. Andererseits, spätestens nach Trumps Ankündigungen war klar, das es so kommen würde. Und vielleicht ist ein Ende mit Schrecken besser, als ein Schrecken ohne Ende?


    Dem Trump plan habe ich nicht wirklich getraut, der hatte einen Friedensprozess zwischen den Taliban und der zivilen Regierung als Bedingung.

    Biden hat diese Bedingung gekippt. Der findet statt no matter what.


    Die Taliban sind kein monolithischer Block, sondern ein wechselndes Bündnis verschiedener Warlords. Allerspätestens nach dem Abzug wird es zu größeren Kämpfen zwischen der Regierung und den Unterschiedlichen Fraktionen der Taliban kommen, um das Land und die Mohnanbaugebiete aufzuteilen.

    Wir können uns schonmal auf eine weitere große Welle an Flüchtlingen einstellen.


    Um es kurz zu machen: Bis auf die Rache für 911 war alles komplett Umsonst.


  • Wieder ein weiterer verlorener Krieg des Westens. Obwohl der Krieg zwar gewonnen wurde, die politischen Ziele aber nie erreicht. Die Taliban hatten den längeren Atem. Immerhin ist Al Quaida Geschichte. Trotzdem steht die NATO nicht viel besser da, als die Sowjets.


    Es wird interessant sein, was man für Lehren aus diesem gescheiterten Krieg zieht.


    Vielleicht versucht jetzt China sein Glück, mit seinen ganz eigenen Methoden, um das Land als Transitland für seine neue Seidenstraße zu nutzen. Stichwort: Uiguren.


    Momentan stürzt Afghanistan jedenfalls ins Chaos. Hoffentlich werden die Bilder am Ende nicht vergleichbar mit denen, aus der US-Botschaft von Saigon.


    Pressefreiheit in Afghanistan: Berichterstattung aus der Hölle - DER SPIEGEL

  • Schon ziemlich theatralisch von Biden das Datum auf den 11. September nach hinten zu verschieben...


    So ziemlich das einzige Ereignis wo man das Gefühl hatte, die Welt hätte für ein paar Stunden stillgestanden und alle Augen wären auf ein Ereignis gerichtet.

    Heute ist es komsiche Filme und Videos zu sehen, in denen Flughäfen vorkommen, welche vor 2001 gedreht wurden. Die massiven Sicherheitsvorkehrungen und der damit verbundene Aufwand und Stress in Flughäfen sind nie wieder zurückgenommen worden. Polizeibeamte in halb gepanzerte Montur und Schnellfeuerwaffen auf öffentlichen Plätzen und Bahnhöfen? Kann ich mich noch immer nicht dran gewöhnen.


    Um es kurz zu machen: Bis auf die Rache für 911 war alles komplett Umsonst.

    Selbst die ist absolut fragwürdig, wenn man einen Blick nach Saudi Arabien wirft.

    Al Quaeda zu entwurzeln reichte ja auch nicht, man nahm den übermäßigen Nationalismus und Jingoismus mit, um auch noch in den Irak einzufallen,

  • Die Bundeswehr wird ebenfalls abgezogen. Mal schauen, wann die Verteidigungstrullala die bereits intern publizierte Meldung in die Presse gibt, wann der letzte Deutsche Kampfstiefel das Land verlassen haben soll. :kaffee:

  • Die Bundeswehr wird ebenfalls abgezogen.


    Das ist logistisch gar nicht anders möglich?


    -


    Wer wissen will wie es in Afghanistan gerade aussieht dem empfehle ich:



    Man merkt beim Zuhören: der Mann hat Ahnung.


    Fazit: Alles so scheiße wie am Anfang, wenn nicht noch schlimmer.


    Mal paar Details:


    - Infrastruktur aufbauen heißt: Jeder macht was und wo er will, was dann dazu führt, dass es an der einen Stelle zwei neue Brücken gibt und woanders halt keine.

    - Einzige Provinz wo es 24 Stunden am Tag Strom gibt wird vom Iran unterstützt.

    - Die ganzen Erfolge die beispielsweise auch Sprecher unserer Bundesregierung rühmen sind häufig reine Luftnummern, so gibt es Geisterschulen wo zwar Geld fließt aber der Herr im Interview war tatsächlich dort und da war dann keine Schule.

    - Häufig werden vom Gegner gleich komplette Clans umgebracht oder mindestens mal eingesperrt. Auch die Bundeswehr steht im Verdacht entsprechende Namenslisten weitergegeben zu haben mit denen dann sowas gemacht wurde.

    - Von Bin Ladens Familie wurde (heimlich) bei einer Polio-Impfung DNA-Samples (oder sowas in der Art) genommen, mit dem man dann weitere Mitglieder seiner Familie identifizieren konnte. Das ist zusammen mit dem obigen Punkt (alle umbringen) jetzt der Hauptgrund warum in Afghanistan praktisch jeder Angst vor einer Impfung gegen Corona hat.

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