Sinn und Unsinn der Hartz-Reformen

Zitat von Crusader

Da verschlägt es einem echt die Sprache .

Wie nett, jetzt sind Hartz-IV-Empfänger also Bettler.

Nein, das hast du falsch verstanden. Nicht jeder Hartz IV Empfänger ist ein Bettler, aber es gibt einige unter den Hartz IV Empfängern, die durchaus eine ähnliche Mentalität entwickelt haben.

Obdachlosigkeit ist auch kein Armutszeugnis dieser Gesellschaft. In diesem Land muss niemand obdachlos sein oder bleiben. Jeder hat Anspruch auf die Mindestsicherung und dazu gehört auch das Überweisen der Miete. Das ist also in der Regel ein selbstgewähltes Schicksal. So abwegig das auch klingen mag, aber diejenigen die Obdachlos leben, wollen das meistens auch gar nicht mehr anders.

Zu den Vorschlägen von Mogges:
Das klingt durchaus sinnvoll. Allerdings frage ich mich, ob es bei der großen breite an Berufsfeldern überhaupt möglich ist, jedes Berufsfeld durch einen Experten als Vermittler abdecken zu lassen und das auch noch regional vor Ort. Wie soll das gehen? Dann müssten wir vermutlich tausende Vermittler zusätzlich einstellen.

Wow John.

Ja, ich bin herzlos. Ich weiß.

Ohne festen Wohnsitz keine Sozialleistungen. Ohne Sozialleistungen keine Wohnung. Vom Girokonto, auf das das Geld überwiesen wird, mal ganz zu schweigen.
Bitte korrigieren, falls sich daran etwas geändert haben sollte. Wenn man nicht gerade aktive Streetworker um die Ecke hat oder einen überengagierten Sachbearbeiter auf dem Arbeitsamt, passiert da gar nichts.
Ein verständnisvoller Vermieter und eine sozialere Gesellschaft wären auch nicht schlecht.

Ich denke schon, dass sich dies realisieren ließe. Man benötigt ja nicht für jeden Berufszweig einen eigenen Spezialisten. Für den Anfang würde schon mal eine Unterteilung in Handwerk, kaufmännische Berufe, Naturwissenschaftler und Ungelernte oder Umschulungen reichen. Doch heutzutage macht ja fast jeder Angestellte auf den Ämtern alles; da kann man überhaupt keinen Einblick gewinnen in die Unternehmensstrukturen und freien Positionen aus dem Umland. Von einem Sachbearbeiter für Handwerk erwarte ich schlicht und ergreifend, dass er den Großteil der Firmen in seinem betreuten Umfeld kennt. Von mir aus kann der Sachbearbeiter auch noch seine privaten Connections spielen lassen, einen Suchenden an einen Bekannten vermitteln, 500,- € Provision einstreichen. Völlig egal, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Engere Zusammenarbeit mit privaten Arbeitsvermittlern, Plattformen in beruflichen Netzwerken im I-Net, die Jungs und Mädels müssen wieder in Lohn und Brot gebracht werden, das ist das vorrangige Ziel.
Doch nach deutschem Beamtentum wird das Problem wieder mal nur verwaltet und nicht gelöst. Von einer Ministerin mit sieben Kindern, die uns dann auch noch nahelegt, etwas gegen den Geburtenrückgang zu tun. Ist ja der Hohn schlechthin.

Und wer in die soziale Schieflage gerät, ist selber schuld. So abgedroschen der Spruch.

Mit 5-7 Mio Arbeitslosen ( ALG I und II ), unzähligen Obdachlosen, von denen nur Dunkelziffern existieren, weiteren 3 Mio, die in irgendwelchen Umschulungen stecken, damit sie aus der Statistik rutschen, Kinderarmut und mindestens noch einmal 5-7 Mio in "prekären Arbeitsverhältnissen", das ist das Wirtschaftswunder, um das uns ganz Europa beneidet. Auf dem Rücken eines Großteils dieser genannten Menschen werden die Milliarden an PKW und Maschinenexporten nach China erwirtschaftet.
Und ja, Deutschland ist sacke-reich und hätte dies erst gar nicht nötig; zumindest nicht in diesem Ausmaß, so viel Realititätssinn hinsichtlich der Globalisierung hab ich auch noch.

Zitat von Rainald von Dassel

Es gab mal einen CDU Kanzler der wollte Wohlstand für alle!

Na ja, Arme und Reiche wird es immer geben. Und jemand, der nicht arbeitet, soll immer weniger in der Tasche haben als jemand der dies tut.
Und weil dies bei dem beschissenen Lohndumping eben nicht so ist, haben wir ja auch das Problem mit Menschen aus Johnnys Videos. Nehmt mal die ach so geile deutsche Wirtschaft mit in´s Boot, bezahlt einen ordentlichen Lohn, dann sind wir schon ein ganzes Stück weiter. Jedes Jahr auf´s Neue stellen sich die Gewerkschaften hin und erwarten 5% Lohnsteigerungen, man einigt sich nach schauspielerischer Glanzleistung und Gemotze auf 2,7% und die Sache ist durch. Das sind jedes Jahr Milliarden, die die ach so arg gebeutelte deutsche Wirtschaft hinnimmt und scheinbar auch verkraftet. Doch ein Mindestlohn von 8,50 € und bei BMW gehen die Lichter aus? Ja, ne ist klar.
Aber solange Millionen für Hungerlöhne arbeiten, die Ämter aufstocken müssen, viele Unternehmen dies wissen und ausnutzen, wird sich nichts ändern. Die Spirale dreht sich immer schneller in eine immer prekärere Situation.
Jeder hier in Deutschland versteht Maßnahmen wie Rente mit 67 oder auch Zeitarbeit ( kann durchaus nützlich sein ), doch sollte alles im Rahmen bleiben und nicht in wirtschaftliche Unmenschlichkeit ausarten, denn dahin entwickelt es sich ziemlich schnell.

Als langjähriger Minecraft-Spieler weiß man: Java ist scheiße. Dafür muss man nicht studieren.

EDIT: Also der oben stehende Satz hat jetzt vollkommen seinen Kontext verloren

Zitat von SnaxeX

Mhm ich weiß nicht genau wie das bei euch mit Hartz IV ist, dachte, dass das so ähnlich wie bei uns ist, dass Leute, die an sich gearbeitet haben, dann aber arbeitslos sind und aber aktiv auf Jobsuche sind (aber halt keinen finden, warum auch immer), bekommen ein Grundeinkommen, dass für die Miete, Essen und Strom reicht. Da sind die Auflagen auch ziemlich streng, mit, was man maximal an Wert besitzen darf, wie viel Geld man maximal auf der Seite gespart haben darf usw.!

Hartz IV bekommt man ein "Grundeinkommen" von ca. 400 Euro und dazu dann die Miete. Vermögen darf man natürlich keines besitzen.

Stichwort: Bedingungslos!

Ist das finnische ja auch nicht. Die Bedingung ist es arbeitslos oder vielleicht auch erwerbsunfähig zu sein. Nur gibt es halt (vermutlich) keine Sanktionen.

Zitat von Fairas

Ist das finnische ja auch nicht. Die Bedingung ist es arbeitslos oder vielleicht auch erwerbsunfähig zu sein. Nur gibt es halt (vermutlich) keine Sanktionen.

Das finnische oder in manchen niederländischen Städten ist auch ein verkrüppeltes liberales "bedingungsloses" Grundeinkommen, allein die Höhe der Summe(lächerlich niedrig). Sollte das BGE nach finnische Vorstellungen Einzug erhalten, wäre das der ultimative Abbau des Sozial-Staates von dem jeder FPDler nur träumen kann.
Und Hartz4 ist noch lächerlicher in seiner Ausführung, der theoretische Gedanke ist nett aber die Ausführung ist wieder typisch Deutsch(Stichwort Neidgesellschaft).

Vier Beiträge verschoben.

Zitat von Corvus

Viel interessanter finde ich, dass bis jetzt keiner was zur Abschaffung der Netzneutralität in der USA geschrieben hat...

Viel schlimmer ist es, dass die Netzneutralität in Deutschland abgeschafft worden ist und kein Hahn danach kräht. Und die Telekom mit StreamOn immer weiter in Sphären stößt die beängstigend werden.

Anmerkung IWST: Die Diskussion hat im SPD Threat begonnen

Zitat von Nonsensification

Da urteilst du, nach meiner Beobachtung, über die junge Generation Linken in den Großstädten falsch. Die Linke hat zB in Leipzig defintiv kein DDR / Stasi Image mehr

a) hab ich nicht von der "jungen Generation" gesprochen
b) nicht von Großstädten und
c) schon gar nicht von Leipzig

Es gibt in ganz Deutschland ein Riesenpotential für soziale Politik, nur wird das nicht genutzt, von niemandem. Die Linke könnte es tun, wenn sie nicht so ein beschissenes Image ( und schlechtes Personal wie Wagenknecht und Lafontaine ) hätte und im Westen geradezu mit stalinistischen Vergleichen leben muß. Und die SPD will es nicht nutzen; da schießt man sich als ehemals sozialdemokratische Partei auf die Sticheleien der bayerischen Obergrenzenfraktion ein, weil man nach völlig grenzdebiler Überzeugung meint, den Flüchtlingskritikern und rechtem Rand Gesocks Stimmen abnehmen zu müssen ( geht´s noch bescheuerter? ) und man hofiert noch immer einem mittlerweile schon sehr die Jahre gekommenen ( oder Berufsalkoholiker mit viel zu viel Wodka ) Ex-Kanzler, der mit seinen Millionenpöstchen ja mehr als unglaubwürdig ist.
Ich verstehe die Partei nicht ( mehr ), beim besten Willen. Politik war schon immer ein beschissenes Spiel, doch was die SPD an geistiger Umnachtung, Ignoranz dem Wähler gegenüber und völliger Blindheit den Realititäten gegenüber zeigt, da wundert es mich umso mehr, daß man überhaupt noch 20% hat.
Anstelle auf hilfsbedürftige Hartz IV Empfänger zuzugehen mit nem Slogan "wir setzen uns für Lockerungen der Sanktionen, Erhöhung des Satzes, Aufstockung der 1,- € Jobs etc. ein, also ungefähr das, was man meinen könnte, unter "sozialer Gerechtigkeit" zu verstehen, mit dem man seit Jahren unterwegs ist, aber nie umsetzen wird, treibt man potentielle Sozialfälle in die Arme der Bauernfänger und Demagogen und schlußendlich sind libysche Flüchtlinge daran schuld, daß sich der Hartz IV Satz nicht erhöhen wird und die AfD um 12% reicher.
Ich fasse es nicht und wünsche der SPD alles Gute bei den kommenden Verhandlungen und viel Spaß auf dem Weg zur 12% Partei.

Als wäre der HartzIV Satz jetzt das größte Problem der meisten Wähler. Ich stelle eine Gegenthese auf Mogges. Der HartzIV Satz ist vielen Wählern sogar noch zu hoch. Das Problem ist für die meisten doch eher, dass das normale ALG i.d.R. nur noch 12 Monate bezahlt wird und nicht viel länger, wenn man entsprechend lange gearbeitet hat.

Zitat von John

Der HartzIV Satz ist vielen Wählern sogar noch zu hoch.

Gegengegenthese: Den Wählern die ALG II beziehen wohl eher nicht.

Und Einige vom Rest der SPD (John wohl eher nicht) wählt hat evtl. dann doch noch ein soziales Gewissen...die haben auch andere Sorgen als das ALG II-Empfänger ihnen das Geld aus der Tasche ziehen.

Zitat von John

Der HartzIV Satz ist vielen Wählern sogar noch zu hoch.

Und woran liegt das ? Weil Politik und Medien seit Jahr und Tag alles tun Geringverdiener und die vom Abstieg bedrohten Mittelschichtler gegen die Harzer aufzuhetzen damit auch ja keiner auf die Idee kommt mal zu hinterfragen was der Grund für diese asoziale Schieflage im Land ist. Da wird einerseits dem Harzer nicht die Butter auf dem Brot gegönnt ("das faule Schwein ist ja schließlich selber Schuld und soll doch gefälligst schaffen gehen, eagal unter welchen Bedingungen") aber das den Wohlhabneden und Reichsten des Landes andererseits der Kaviar und anderer deckadenter Mist schon aus den Ohren quillt während sie sich über den dummen Pöbel amüsieren das wird als quasi gottgegeben hingenommen. Es ist genau wie von Warren Buffett vorhergesagt, der Krieg Arm gegen Reich und die Reichen werden gewinnen, funktioniert ast rein und der Michel (und nicht nur der) merkt es nicht.

Zahlen helfen ja bisweilen dabei, Empörung in sachliche Kanäle zu lenken. Ich antworte daher darauf mal mit folgenden Links:

FAZ: Was Piketty gerne verschweigt.

FAZ: Die wirtschaftliche Ungleichheit geht weltweit zurück.

Als SPDler neoliberalen Usus zitieren ist genau der Fehler. Neoliberal bekommt man bei Union, FDP und neuerdings auch bei der AfD.

Wo bleibt da das SOZIALDEMOKRATISCHE?

Kann sein in Afrika oder China gibt es jetzt ein paar hungernde Menschen weniger, macht das die Situation der Unterschicht in Deutschland oder allgemein westlichen Industrienationen besser? Frag doch mal die Menschen im Jemen wie es ist dank dem Neoliberalismus nicht mehr hungern zu müssen (finde den Fehler).

Sorry, aber die im weltweiten Vergleich abnehmende Ungleichheit ist nicht irgendeine Meinung sondern Fakt.
Es gibt auch nicht "ein paar" Hungernde weniger, sondern unzählige Millionen. Der wirtschaftliche von Aufstieg einer Milliarde Asiaten durch die Einführung des Kapitalismus in der VR China und anderen Staaten Ostasiens ist nicht zu übersehen, auch wenn gerade in China die Elite wohl am stärksten davon profitiert hat, es gibt aber auch eine breite Mittelschicht, und die Unterschicht verhungert nicht mehr millionenfach.

Selbst in Afrika gab es durchaus achtbare Fortschritte, der Anteil der Menschen in extremer Armut hat abgenommen, obwohl die Definition für extreme Armut ausgeweitet wurde.

Und die Situation im Jemen hat mit dem dortigen Wirtschaftssystem aber mal gar nichts zu tun.

Aber um zurück zur SPD zu kommen:
Hartz IV hat, zu mindestens wenn man als Vergleich nach Österreich schaut, dazu beigetragen, dass Deutschland eine äußerst geringe Arbeitslosigkeit hat, und die Leute sind heute bei weitem nicht alle in prekären Jobs, für viele waren diese ein Übergang (btw, hat nicht die SPD letztens einen Mindestlohn durchgesetzt?).