Vielleicht haben die einen oder anderen das Gerangel um dem TUI-Konzern mitbekommen, aber nun steht Deutschland's größter Containeroperator, die Hapag-Lloyd AG, zum Verkauf. Geschätzte 5-8 Milliarden Euro muss ein Interessent für gut geführte traditionsreiche Reederei hinlegen. Es ist ein Verkauf ohne Not den der europäischen Nr. 4 geht es gut.
Hapag-Lloyd vereint die Tradition von Deutschland ältesten Reedereien. Nahmlich der 1847 gegründeten HAPAG (Hamburg-Amerika-Packefahrt-Actiengesellschaft) und des 1857 gegründeten Norddeutschen Lloyd's aus Bremen. Beide Reedereien waren vom Fleck weg die größten in Deutschland und zweitweise sogar der ganzen Welt. Unter Eindruck der Containerisierung fusionierten die beiden Erzrivalen zur Hapag-Lloyd AG, die Ende der 90er Jahre durch die Preussag (heute TUI) aufgekauft wurde.
Noch 2005 hatte TUI für die Containersparte den kanadischen Mitbewerber Canadian Pacific Steamships (CP Ships) gekauft. Für das kanadische Traditionsunternehmen (gegr. 1891) bedeutete dies freilich das Ende. Wieder ein ruhmreicher Name weniger in der Schifffahrt. 1,2 Milliarden Euro hat sich TUI das kosten lassen und nun soll's abgestoßen werden ohne Not.
Hauptinteressent für Deutschland's größte Reederei ist die aus Singapur stammende Reederei Neptune-Orient Line (NOL). NOL gehört zur staatlichen Temasek Holding und hatte bereits in den 90ern die größte US-amerikanischen Reederei American President Lines (APL) übernommen. APL ist seitdem nur noch ein seelenlosen Gebilde der Globalisierung, wobei die Abkürzung APL auch der eigentliche Firmenname ist, den die US-Regierung hatte die weitere Verwendung der Namen von US-Präsidenten für Schiffe unterbunden.
Ist es gut für ein Land, dessen Wirtschaft so auf den Export fixiert ist das es bald ohne eigene Großreederei darsteht. Den nach Hapag-Lloyd besitzt Deutschland nur noch in Form der Hamburg-Süd eine Reederei von internationalen Rang und Größe. Hamburg-Süd ist allerdings unterm Dach des Dr. Oetker-Konzerns relativ sicher. Die Dr. Oetker-Gruppe bemüht sich redlich um ihre Reedereitochter. Wer weiß wie lange noch.
Die großen europäischen Reedereien Maersk (Dänemark) und CMA-CGM (Frankreich) haben bereits abgewunken. Die schweizerische MSC (Mediterranen Shipping Company) wurde gar nicht erst gefragt. Wobei man bei MSC ohnehin nicht ganz sicher ist, woher die Reederei das viele Geld hat. Man munkelt von feinster Mafia-Geldwäsche.
So tritt Hapag-Lloyd den weiteren Beweis für den unheilvollen Einfluss von Aktionären an, die schon den Zusammenbruch der weltgrößten und erfolgreich arbeitenden P&O-Reederei zu verantworten hatten. Für kurzfristige Gewinne werden ganze Unternehmensgruppen verschachert.
Sollte die größte Reederei Deutschlands an ein asiatisches Unternehmen verkauft werden?