Politische Korrektheit und Cancel Culture

  • Gibt z.B. in Kreisen der Hoschulpolitik, oder allgemein bei auf Identitätspolitik spezialisierten Gruppen, genug Leute, für die du allein nach deinem "Kamela vs. Melania- Bitchfight"-Kommentar ein reaktionärer alter Sack wärst.

    Das war aber schon immer so, ist auch eine Besonderheit von Universitäten. Auch zu meiner Studienzeit nicht anders gewesen und hat primär mit "Gender" nix zu tun.
    Ich dachte jetzt, das wäre auf das Gesamtumfeld, also so ziemlich jede Bevölkerungsschicht bezogen. Das kann ich nämlich nicht betätigen.

  • Dieter Nuhr hat in etwa die gleichen Ansichten wie Du, v.a. was die Kritik an politischer Korrektheit betrifft.

    Und da ist John definitiv nicht alleine.
    Das Problem mit der immer überdrehteren politischen Korrektheit wie sie heute praktiziert wird ist halt das dadurch kein einziges Problem gelöst wird. Es werden lediglich "Sprechverbote" auferlegt aber an den eigentlichen gesellschaftlichen Problemen wird dadurch ja nichts geändert. Zumal es die Mehrheit der Menschen bei weitem nicht als so wichtig empfindet wie uns die kleine Minderheit der selbsternannten "social justice warriors" erzählen will.
    Das ist heute generel ein Problem an dem auch die klassischen Medien nicht ganz unschuldig sind. Irgend ein Honk postet etwas in den asozialen Medien, darauf sprigen die üblichen Verdächtigen an und beginnen einen "Shitstorm". In den Medien wird uns das dann als große Kontroverse und sonst was verkauft (hauptsache ne Meldung und viele Klicks) obwohl da in wirklichkeit nur eine winzige Zahl Leute beteiligt ist. Es hat einfach eine komplette Verzerrung der Wahrnehmung statt gefunden in dem winzigen Randthemen eine Bedeutung beigemessen wird die die Mehrheit der Bevölkerung nicht teilt weil es ihr schlicht am Arsch vorbei geht.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Das Problem existiert ja nicht nur bei uns, es ist wohl zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil aus dem angelsächsischen Raum herübergeschwappt. (Nebenbei, ist das hier noch der richtige Thread? Ich bin unsicher.)


    Die Autorin der Harry Potter Bücher wurde heftig angefeindet, weil sie weiterhin die Ansicht vertrat, es gäbe biologische Frauen und Männer und das Geschlecht sei nicht nur „gesellschaftlich anerzogen“. (s.u.) Eine Journalistin des Guardian, die sie damals unterstützte, verlor nun deshalb ihren Job. In einer, wie ich finde, wohl bewusst recht abschreckenden Weise. Kann man hier nachlesen. (Es ist bedauerlich, dass sich bisher nur Die Welt diesem Thema wirklich regelmäßig ausführlich annimmt.)


    https://www.welt.de/kultur/art…Guardian-Autorin-ist.html


    Auch John Cleese, ein bekannter Monthy Python Comedian wird nun heftig angefeindet, weil er sich unterstützend auf die Seite von Joanne K. Rowling stellte.


    https://www.welt.de/vermischte…engt-und-angefeindet.html


    Joanne K. Rowling hatte es gewagt einen Zeitungsartikel zu kritisieren, indem Frauen als „Menschen die Menstruieren“ bezeichnet worden sind. Sie empfand dies als grotesk und frauenfeindlich. Dafür wurde ihr nun wiederum „Transphobie“, „Grausamkeit“ und „Diskriminierung“ vorgeworfen.


    https://www.welt.de/vermischte…tackiert-J-K-Rowling.html


    Diese Stimmung macht sich auch zunehmend in unserer Gesellschaft breit. Cancel-Culture ist wohl der neueste Begriff dafür. Ich kritisiere das, weil ich es höchst undemokratisch finde. Es widerspricht, nach meinem Empfinden, der Meinungsfreiheit, wenn Menschen beruflich und gesellschaftlich vernichtet werden sollen, nur weil sie die Meinung vertreten, das biologische Geschlecht sei eine unabänderliche Tatsache. Mir geht das zu weit.

  • Na ja, das Feld ist weit.
    Zwischen übertriebenem */-innen Geschreibsel und den Änderungen von Straßennamen aus der Kolonialzeit, gibt es sicherlich eine Menge Mist. Politische Korrektheit aber als Ganzes zu verteufeln, das kann´s auch nicht sein, und genau das macht Nuhr. Unter dem Deckmantel einer vorgetäuschten Meinugsunterdrückung klingt das nicht selten wie das Mimimi der AfD.
    Er ist auch rhetorisch sehr geschickt. Es gibt einige Kabarett-Kollegen, die mittlerweile gar nicht mehr in seine Sendung kommen.


    Zum biologischen Geschlecht: Schwachsinn meiner Meinung nach.
    Aber gut: wenn man sich als Promi zu heißen Themen äußert, muß man sich nicht wundern, wenn man kritischer beäugt wird als normal Sterbliche.

  • Was ist deiner Meinung nach Schwachsinn? Das biologische Geschlecht?


    Zu Nuhr kann ich nichts sagen. Ich schaue kaum Comedy-Sendungen und lese höchstens ab und wann über ihn in der Zeitung.


    Ich frage mich allerdings, ob ein allgemeines Maß an Höflichkeit und Rücksichtnahme nicht allgemein ausreichen müsste. Bei der political correctness erscheint mir zunehmend eine übersteigerte Hysterie mit einherzugehen, die genau das vermissen lässt: Höflichlichkeit und Rücksichtnahme gegenüber Andersdenkenden. Selbst an Toleranz scheint es zunehmend zu mangeln.


    Kürzlich las ich einen Artikel, bei dem es darum ging ,dass der Hamburger Senat eine Forschergruppe eingeladen hatte, um über das bekannte Hamburger Bismarck Denkmal zu beraten. Es wurde ernsthaft vorgeschlagen, das Denkmal einfach abzureißen. So etwas ruft in mir Widerwillen hervor. Ich frage mich, was dieser sinnlose Bildersturm soll. Welche Kulturnation geht so mit ihrer Geschichte um? Eine erläuternde Ausstellung... ok. Aber einfach abreißen? Er war immerhin der Einiger Deutschlands und begründete den deutschen Nationalstaat.


    https://m.faz.net/aktuell/feui…ti-anti-mal-16859410.html

  • Was ist deiner Meinung nach Schwachsinn? Das biologische Geschlecht?

    Ja; XX = Frau, XY = Mann, fertig.


    Wie ich bereits schrieb, politische Korrektheit kann durchaus seine Daseinsberechtigung haben, einiges ist Schwachsinn, anderes ist durchaus sinnvoll; wo zieht man denn die Grenze, ist vieles davon nicht einfach subjektiv?
    Kanake kann abwertend sein, aber auch das bezeichnen, was es ist. Niemand würde heute noch "Nigger" sagen, es sei denn, er ist wirklich Rassist. Dauert eben ein wenig, bis es Einzug in die Gesellschaft findet.
    Die eine halten Bismarck für einen der ersten Rassisten und Antisemiten, andere sehen in ihm nur die Einigung Deutschlands und blenden negatives einfach aus.

  • Ja; XX = Frau, XY = Mann, fertig.


    Darauf könnten jetzt wieder einige antworten:
    "Klingt ein wenig nach Dieter Nuhr. :cool: "



    Da mit den Straßennamen ist sowieso Zeitgeist. Früher wurden viele Plätze und Straßen nach Bismark benannt, dann hatte einige Zeit lang der Hitler Hochkonjunktur dabei etc. - es gibt immer einen Pool aus Namen, aus denen man sich hierfür bedient. Alkohol und andere Genussmittel werden dabei aber immer wieder ausgeklammert.

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Darauf könnten jetzt wieder einige antworten:
    "Klingt ein wenig nach Dieter Nuhr.

    Eigentlich nennt sich das Biologie. :)
    Es ging ja nur um die reine Frage, was ist das biologische Geschlecht, und das wird nun mal durch die beiden Chromosomen bestimmt. Ob und wie sich die Person gegenteilig fühlt und / oder bezeichnet, ist biologisch gesehen egal.



    Da mit den Straßennamen ist sowieso Zeitgeist. Früher wurden viele Plätze und Straßen nach Bismark benannt, dann hatte einige Zeit lang der Hitler Hochkonjunktur dabei etc

    Es geht doch aber nicht um´s Benennen, sondern um das Ändern, oder nicht?
    Political Correctness gab´s zu Bismarcks Zeiten sicherlich nicht.

  • Eigentlich nennt sich das Biologie.
    Es ging ja nur um die reine Frage, was ist das biologische Geschlecht, und das wird nun mal durch die beiden Chromosomen bestimmt. Ob und wie sich die Person gegenteilig fühlt und / oder bezeichnet, ist biologisch gesehen egal.

    Das mag schon sein, aber für manche ist da ja egal. Die Diskussionen werden ja teilweise so geführt, dass man dem biologischen Geschlecht jede Art von Bedeutung abspricht und eben Gender stärker in den Vordergrund rückt. Leute die dabei das Biologische einbringen, können da leicht in die Nuhr-Ecke gedrängt werden.


    Es geht doch aber nicht um´s Benennen, sondern um das Ändern, oder nicht?
    Political Correctness gab´s zu Bismarcks Zeiten sicherlich nicht.

    Benennen und Ändern ist in dem Fall ja zusammengehörig. Es gab früher viele Straßen, die einst anders hießen, dann aber nach Bismark benannt wurden, beispielsweise die Bismarck-Pläte in Regensburg und Landshut.
    Und vielleicht gab es die Political Correctnes im heutigen Sinne damals nicht. Aber es gab auch damals schon Konventionen über das Sagbare.

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

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  • Kommt halt drauf an wie du political correctness definierst. Wenn du es so definierst, dass sie dazu dient alle Minderheiten zu repräsentieren, dann hast du das zu Bismarks Zeiten sicher nicht, wo man doch lieber noch Minderheiten vernichten wollte.


    Dementsprechend hast du natürlich auch nicht die zweite Bedeutung, das man diese gesellschaftlichen Sprachforderungen zur Integration von Minderheiten etc als Zensur bezeichnet.


    Aber das was du wahrscheinlich meinst, sprich das es eine Sammlung von Grundsätzen und Forderungen gibt, die so sprachlich eingefordert werden, dann wirst du ziemlich falsch liegen.
    Zu Bismarcks Zeiten gab es es eben Zensur, also staatlich durchgesetzte Meinung! Es gab zu allen Zeiten und überall Sachen die man Sagen konnte und Sachen die man nicht sagen konnte. Du kannst ja mal überlegen wie es einem britischen Parlamentsabgeordneten 1920 gesellschaftlich ergangen wäre, wenn er sich als knallharter Kommunist geäußert oder einem französischen Adeligen 1750 der das Volk als dem Adel ebenbürtig bezeichnet hätte. In beiden Fällen wären sie sicherlich zu personen non-grata geworden


    Umbennungen in der Kaiserzeit gab es sicherlich, wird natürlich schwerer da die Kaiserzeit relativ wenig Grund hatte was umzubennen. Nach was waren die Straßen denn da benannt? Politisch maximal nach verdienten Persönlichkeiten des Staates (sprich Adelige) oder Monarchen (sprich die Vorfahren der Regierenden). Ebenso wurden Straßen in jener Zeit auch oftmals ERSTMALIG benannt.


    Wenn man nun keine Damnatio Memoria machen wollte kein Grund was umzubennen. Die Weimarer Republik und dann besonders die NS-Zeit sieht das dann schon hochgradig anders. Dann wird aus der Biegenstraße die Straße der SS, aus dem Friedrichsplatz Adolf-Hitler Platz und dem Krummbogen Hindenburgring. Die hat man dann wieder nach Kriegsende neu benannt. Ich persönlich finde die Umbennung von Straßen auch oftmals unnötig, da sich in der Regel keiner an die Leute erinnert, nach denen benannt sind: Carl-Peters Straßen gibt es sicher noch einige, aber wer oder was diese Person getan hat ist wohl keinem geläufig. Bismarck wird wohl noch einer der bekannteren Personen sein, aber auch hier werden die meisten wohl wenig wissen was er getan hat. Gründe diese Menschen nicht als Ehrenwürdig zu bezeichnen gibt es sicherlich genügend. So gilt für den einen das willkürliche Verhängen von Todestrafen nicht mehr als ganz saloonfähig, bei dem anderen wohl die Ignorierung von Parlamenten und ein wenig der sozialistenkampf, sprich der recht autokratischen Unterdrückung von Heute akzeptierten Meinungen. Freilich, wenn man so handelt sollte man viele Straßen mehr noch umbennen und - um ganz konsequent zu sein- auch die Gebäude abreißen die als steingewordene Repräsentation von Absolutischer und Fürstlicher (oder gar nationalsozialistischer wie das Olympiastadion) Gewalt stehen. So zum Beispiel das Kyffhäuserdenkmal oder auch die Oper in Hannover, die in all ihren Einschriften von ihren Erbauern den großen Herrschern und so weiter kündigen.


    Letzlich ist es ein endloser Zirkel und meines Erachten nachs könnte man es jetzt ruhig dabei belassen, aber aufjedenfall von der Vergangenheit lernen und einfach Straßen nicht mehr nach Personen zu bennen, sondern nur nach Dingen oder einfachen Personennamen, die aber keinem bestimmten gewidmet sind.

    Eigentlich nennt sich das Biologie. :) Es ging ja nur um die reine Frage, was ist das biologische Geschlecht, und das wird nun mal durch die beiden Chromosomen bestimmt. Ob und wie sich die Person gegenteilig fühlt und / oder bezeichnet, ist biologisch gesehen egal.

    So einfach scheint es auch nicht zu sein (ja, man kann es sich natürlich immer einfach durch bloße Definition machen, dann habe ich hier auch eine: Alle Menschen mit grünen Augen sind Frauen. Einfach biologisch nachweisbar).


    Was wären nach deiner Definitonen XXX und XXY? Neue Geschlechter? Frauen? Männer?


    Aber was ich bei der ganzen Disskusion nicht so recht verstehen mag, ist wo sie überhaupt wichtig ist. Es sollte doch völlig egal sein was man ist - ob Frau/Mann whatever, es sind ja immer noch Menschen und damit Wesen die eine Gleichberechtigung verdienen.

    Die Welt muß sicher gemacht werden für die Demokratie.


    Nur ein Friede zwischen Gleichen ist von Dauer

  • Was wären nach deiner Definitonen XXX und XXY? Neue Geschlechter? Frauen? Männer?

    Erstere Frau und letzterer Mann.
    Es ist völlig egal, wie viele X- bzw Y-Chromosomen dazukommen, solange die Grundzusammensetzung XX bzw XY ist.


    Bin ja nicht bei Facebook, aber ich habe raunen gehört, daß es dort 63 Geschlechter geben soll, wenn man seinen Account erstellt.
    Ist das urban legend oder stimmt das?

  • Erstere Frau und letzterer Mann.Es ist völlig egal, wie viele X- bzw Y-Chromosomen dazukommen, solange die Grundzusammensetzung XX bzw XY ist.


    Bin ja nicht bei Facebook, aber ich habe raunen gehört, daß es dort 63 Geschlechter geben soll, wenn man seinen Account erstellt.
    Ist das urban legend oder stimmt das?

    Das ist Urban Legend, es gibt Männlich, weiblich und divers. Das mit den 63 ist glaub ich so eine Liste die herumschwirrt die sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern von Gender Studies benutzt wird.

  • Ah ok, danke für die Info.

    Das mag schon sein, aber für manche ist da ja egal. Die Diskussionen werden ja teilweise so geführt, dass man dem biologischen Geschlecht jede Art von Bedeutung abspricht und eben Gender stärker in den Vordergrund rückt. Leute die dabei das Biologische einbringen, können da leicht in die Nuhr-Ecke gedrängt werden.

    Ich denke, dann sollte man das auch dazu sagen.
    Wahrscheinlich wird einfach nur aneinandner vorbei geredet, ohne sich auszukennen
    Ich kann mich doch als Frau fühlen, ändert aber nix an meiner Genetik.


    Na dann sind das eben Idioten, die behaupten, die Biologie tue nichts zur Sache.
    Wer sich als Frau fühlt, ist auch eine, allerdings nicht biologisch, sondern nur soziologisch.

  • Aber was ich bei der ganzen Disskusion nicht so recht verstehen mag, ist wo sie überhaupt wichtig ist. Es sollte doch völlig egal sein was man ist - ob Frau/Mann whatever, es sind ja immer noch Menschen und damit Wesen die eine Gleichberechtigung verdienen.

    Die eigene Identität ist natürlich wichtig und egal ist das gesellschaftlich ebenfalls nicht, gesetzlich gibt es ja himmelweite Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

    Was wären nach deiner Definitonen XXX und XXY? Neue Geschlechter? Frauen? Männer?

    Das ist eigentlich ziemlich eindeutig. Dazu kommt noch der Hormonstatus.

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