Das Römische Reich

  • Ausbruch des Okmok mitverantwortlich für das Ende der Römischen Republik?
    Ich habe gerade einen interessanten Spiegelartikel gelesen. Darin wird von einem großen Vulkanausbruch des Okmok in Alaska im Jahr 44 v. Chr. berichtet. Dem Jahr der Ermordung Cäsars. Die klimatischen globalen Folgen sollen sehr ausgeprägt gewesen sein und führten somit womöglich mit zum Zusammenbruch der ohnehin schon geschwächten politischen Ordnung der Römischen Republik spekuliert der Artikel. Es handelte sich um einen der größten Vulkanausbrüche der vergangenen 2500 Jahre. Teilweise sei die Temperatur in Europa und im Mittelmeerraum noch Jahre danach um bis zu 7 Grad gesunken, was zu erheblichen Wetterveränderungen und Ernteausfällen geführt und somit die Krise der Republik deutlich verschärft habe.


    https://www.spiegel.de/wissens…2b-473c-848e-21f01236ca11

  • Der Vulkanausbruch mag Auswirkungen aufs Klima gehabt haben, aber die Republik hat er sicher nicht zu Fall gebracht.


    Es gab bereits davor Entwicklungen in der Republik die ihr Ende eingeleitet haben, etwa Gaius Marius oder Sulla. Das kann man nicht mal eben außer Acht lassen.


    Dieser Artikel hier behandelt das selbe Thema, in meinen Augen aber einen Ticken sachlicher als der Spiegel:


    https://www.klimareporter.de/g…k-brachte-rom-zur-strecke


    Und er bringt auch ein "Gegenbeispiel", so seien die Truppen von Antonius bei der Schlacht von Philippi wegen den Missernten in Ägypten unterversorgt gewesen, die Schlacht hat er aber trotzdem gewonnen. Also in diesem Punkt das genaue Gegenteil von einem klimatischen Einfluss auf den Lauf der Geschichte.

  • Würde da Fairas zustimmen. 44 vchr. war die Republik bereits am Sterbebett. Vielleicht hätte sie vorerst gerettet werden können dass es aber 43 vchr. zur Errichtung des zweiten Triumvirats und mit ihm zu umfangreichen politischen Säuberungen und dem endgültigen Tod der Republik kam hatte andere Gründe:
    1: Die Attentäter hatten übersehen wie populär Cäsar beim einfachen römischen Volk, vor allem aber bei den Soldaten war.
    2: Die Republikanisch gesinnten Kräfte haben im politischen Ränkespiel nach zwischenzeitlichen Erfolgen den kürzeren gezogen.

  • Ja, ich stimme euch da ja zu. Aber was anderes sagt der Spiegel-Artikel doch auch nicht. Er spricht ja lediglich davon, dass die Tendenzen die zum Untergang der Republik führten, dadurch noch einmal maßgeblich verstärkt wurden. Und die Nahrungsmittelkrise spielte eine enorme Rolle bei den Bürgerkriegen. Übrigens auch das Problem der Landvergabe im Raum Italiens an die Soldaten im Ruhestand.

  • Mir fehlt hier der konkrete Zusammenhang, Ursache und Wirkung. Klimatische Verschlechterungen und Missernten sind mit generellen Instabilitäten verbunden, aber das heißt nicht automatisch, dass es zu einem Systemwechsel beiträgt. Die zahlreichen Bürgerkriege und überhaupt der Grund und Boden, worauf das erste Triumvirat wuchs und Caesar die Macht ergriff war ja vollkommen unbeeinflusst vom Ausbruch von Okmok. Inwiefern haben die klimatischen Bedingungen Einfluss zu den doch politisch motivierten Bürgerkriegen nach Caesars Tod und die Machtsicherung Augustus nach Antonius Tod beigetragen? Und wie lang soll das Klima überhaupt so beeinträchtigt gewesen sein? Weil verheerende Hungersnöte würden etwas im Widerspruch mit der Etablierung des Pax Romana stehen, welcher mit der Bildung des Imperiums Hand in Hand geht.


    Der Artikel nennt ein paar Sachen, stellt aber keine Verbindungen her. Dass Klimatische Verschlechterungen zu Ernteausfällen und resultierend zu Hungersnöte und Seuchen führen kann, ist noch nachvollziehbar, aber alle weiteren Verbindungen werden hier nur angenommen und auch nicht mit Maß relativiert. "begleitet wurde" steht dort geschrieben. Begleiten kann man auch ohne Einfluss.

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  • Existiert die Chance, dass dieser Vulkan heute noch einmal ausbricht?

    Letzter Ausbruch war 2008. Also aktiv ist er noch. Die Jahre 43 und 42 v.Chr. nach dem größten Ausbruch der letzten 2500 Jahre zählten zu den kältesten der letzten Jahrtausende. Der vorletzte große Ausbruch war vor etwa 8000 Jahren.


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mount_Okmok


    Ich persönlich denke schon, dass diese Klimaveränderungen einen deutlichen indirekten Einfluss auf die Ereignisse ausgeübt haben werden. Aber darüber kann man lange spekulieren. Ich fand es aber interessant, weil ich davon bisher nie etwas gehört habe und generell der Ansicht bin, dass klimatische Veränderungen bisher in der Geschichtsschreibung unzureichend berücksichtigt werden, weil der Mensch dazu tendiert, sich selbst als Handelnden zu begreifen und nicht als bloßes Folgeobjekt einer globalen geologischen Entwicklung.


    Schaut man mal genauer hin, dann sind Phasen von Missernten immer ein extrem treibender Faktor für politische Umbrüche gewesen. Zu Cäsars und später Oktavians Zeiten äußerte sich das bspw. in Piratenangriffen auf die Getreideschiffe, die Rom aus Ägypten belieferten. Dagegen wurden mehrfach Flotten ausgesandt um die Getreideversorgung zu sichern. Es muss also schon eine Knappheit gegeben haben. Und Marc Anton und Kleopatra saßen quasi auf der Speisekammer Roms, was den Machtkonflikt mit Octavian ganz wesentlich verschärft haben dürfte.

  • Ein Klimawandel kann durchaus Einfluss auf die Geschichte haben. Hat er im Moment so gesehen auch, weil er beispielsweise viele Flüchtlinge erzeugt.


    Aber der Faktor Mensch hat halt oben drauf nochmal einen gewaltigen Anteil. Zusätzlich sind es heute Kriege, unser globales Wirtschaftssystem und technischer Fortschritt welche zur Flucht von Menschen führen. Gäbe es einfach nur Klimawandel, gäbe es vermutlich deutlich weniger Flüchtlinge. Und damit dann wieder einen geringeren Rechtsruck in der Bevölkerung und und und


    So ähnlich wird das auch in der Antike gewesen sein. Eine Klimaveränderung ist immer nur ein Faktor von vielen.


    Und auch im alten Rom gab es bereits ein Umverteilungsproblem, es musste wahrscheinlich kein einziger aus der Oberschicht Hunger leiden.

  • Ich persönlich denke schon, dass diese Klimaveränderungen einen deutlichen indirekten Einfluss auf die Ereignisse ausgeübt haben werden. Aber darüber kann man lange spekulieren. Ich fand es aber interessant, weil ich davon bisher nie etwas gehört habe und generell der Ansicht bin, dass klimatische Veränderungen bisher in der Geschichtsschreibung unzureichend berücksichtigt werden, weil der Mensch dazu tendiert, sich selbst als Handelnden zu begreifen und nicht als bloßes Folgeobjekt einer globalen geologischen Entwicklung.

    Ich weiss leider nicht mehr, in welcher Doku ich das mal gehört habe, aber die Jahre nach den französischen Atombombentests sollen wohl auch deutlich kühler gewesen sein.

  • klimatische Veränderungen bisher in der Geschichtsschreibung unzureichend berücksichtigt werden

    Glaube ich ehrlich gesagt nicht, außer zu Ereignissen, wo es eben keine nachvollziehbare Quellenlage für klimatischen Einflüsse gibt.
    Russlandfeldzüge, Hexenverfolgung oder als ein (möglicher) Negativfaktor für Migrationen germanischer Stämme. Klimaveränderungen und deren Folgen sind denke ich gut vertreten. Wir werden nie das Ganze Bild haben, weil wie für jeden Einflussfaktor auch einen hinreichenden Grund in der Rekonstruktion der Ereignisse sowie Überlieferungen in der Quellenlage benötigen. Und das gilt nicht nur für's Klima.
    Aber viele Klimaentwicklungen sind nun mal langzeit, spannen Generationen, wenn nicht Jahrhunderte, nicht abrupt und sind daher kein (vernachlässigbarer) Einflussfaktor für Ereignisse und Handlungen, sondern eher geografische Grundlage.


    Hier im speziellen zu Okmok:

    Zu Cäsars [...] Zeiten

    Wie gesagt, da schon mal überhaupt, weil erst im Jahr von Caesars Tod ausgebrochen.


    Und man braucht auch keine halbglobale Erntekrise, die stark von gewöhnlichen Defiziten abweicht, um den Überschuss aus einer fruchtbaren Region wie Nil-Ägypten zu nutzen.

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  • Ich hatte den Artikel gestern oder so auch gelesen, es ist ja durchaus interessant was für einen Einfluss Vulkanausbrüche haben können, aber die Überschrift war doch etwas reißerisch. Gründe habt Ihr ja schon genannt.
    Ich kann mir allerdings schon gut vorstellen, dass größere Missernten und damit einhergehende Verwerfungen die Stimmungslage der Bürger im Reich und damit auch die Politik beeinflusst hat. Aber in welchem Ausmaß, tja.

  • Glaube ich ehrlich gesagt nicht, außer zu Ereignissen, wo es eben keine nachvollziehbare Quellenlage für klimatischen Einflüsse gibt.
    Russlandfeldzüge, Hexenverfolgung oder als ein (möglicher) Negativfaktor für Migrationen germanischer Stämme.

    Kleine Verständnisfrage: Meinst du Russlandfeldzüge, Hexenverfolgung und die Migration für germanische Stämme als Beispiele für eine nachvollziehbare Quellenlage oder für eine nicht nachvollziehbare Quellenlage. Falls letzteres: Partieller Widerspruch.


    Das Problem - gerade bei Themen aus dem Bereich der Alten Geschichte, aber auch der mittleren Geschichte bis zum Einsetzen einer breiten archivalischen Überlieferung - ist eben, dass man recht wenige, verstreute Aussagen zu Wetter & Klima findet. Diese können etwas besser eingeordnet werden, wenn Ergebnisse anderer Disziplinen, die auch historische Fragestellungen bearbeiten, einbezogen werden. Im Falle der Bürgerkriege am Ende des Republikanischen Roms wären das eben beispielsweise die Bohrkernuntersuchungen oder Hinweise auf Mangelernährung an Skelettfunden etc.
    Allerdings bleibt selbst dann meiner Meinung nach immer eine gewisse Restunsicherheit.

    ___ ___ ___ ___ ___

    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Kleine Verständnisfrage: Meinst du Russlandfeldzüge, Hexenverfolgung und die Migration für germanische Stämme als Beispiele für eine nachvollziehbare Quellenlage oder für eine nicht nachvollziehbare Quellenlage. Falls letzteres: Partieller Widerspruch.

    Ersteres.

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  • Hatte mir letztens mal interessehalber eine Statistik erstellt, um mir anzusehen, ob ich mir nur eingebildet habe, dass es im römischen Kaiserreich quasi keine "normale Nachfolge" (Sohn erbt vom Vater) gab, oder es tatsächlich so war.
    Das Ergebnis war dann doch recht bezeichnend, und ich dachte mir, ich habe mir gedacht, es hier zu teilen:


    Von 94 römischen Kaisern (Gegenkaiser und oströmisch Kaiser nicht mit eingerechnet) sind gerade einmal 26 (28%) an die Macht gekommen, weil sie der Sohn, Enkel oder Bruder des vorangegangenen Kaisers waren. Immerhin 20 waren von ihrem Vorgänger adoptiert worden (21%), und 5 (5%) waren entfernte Verwandte (Neffen, Großneffen, Onkel).
    Der mit Abstand größte Brocken allerdings, nämlich 41 (44%) kam durch einen Bürgerkrieg, einen Putsch oder eine Palastrevolte an die Macht.


    Die Todesursachen römischer Kaiser sehen noch schlimmer aus.
    Eine absolute Mehrheit aller römischen Kaiser nämlich 54 (57%) wurde ermordet/hingerichtet. Je 5 kamen durch äußere Feinde (meist die Parther) ums Leben oder begingen Suizid (meist im Zuge einer verlorenen Schlacht oder auf der Flucht vor ihren Häschern). Gerade einmal 29 (31% also nicht einmal 1/3) starb eines natürlichen Todes.


    Zum Vergleich: von den österreichischen Markgrafen und Herzögen des Mittelalters wurden nur 8% ermordet und nur ein einziger kam durch militärische Gewalt an die Macht.


    Eigentlich ein Wunder, dass das römische Kaiserreich überhaupt so lange durchgehalten hat, zumal die gewaltsamen Machtübernahmen sich nicht nur auf die Reichskrise des 3. Jahrunderts beschränken, es hat schon damit angefangen, dass von den 5 Kaisern der Julisch-Claudischen Dynastie nur Augustus eines natürlichen Todes starb.

  • Eigentlich ein Wunder, dass das römische Kaiserreich überhaupt so lange durchgehalten hat


    Naja, das wird da nicht viel anders gewesen sein als wenn es bei uns mal nach ner Wahl mit der Regierungsbildung mal wieder länger dauert. Bäcker backen immer noch Brot, eine Kastellbesatzung bewacht immer noch die Grenze, ein Steuereintreiber treibt immer noch Steuern ein. Außer bei größeren Bürgerkriegen vielleicht, aber ein Mord oder eine Palastrevolution kümmerte im Alltag wahrscheinlich groß niemanden.

  • Wenn die Prätorianergarde den Kaiser umbringt, seinen Onkel auf den Thron setzt und tut als wäre nichts gewesen, oder ein Adoptivsohn es nicht erwarten kann endlich zu herrschen und seinen Vorgänger umbringen lässt, trifft das zu.


    Aber wie gesagt kamen ja ca. 40% durch einen Bürgerkrieg an die Macht. Die haben zwar meist nicht so lange gedauert wie die großen Bürgerkriege am Ende der Republik, aber wenn fast jeder zweite Machtwechsel zustande kommt, weil irgendein General mit seiner Armee auf Rom marschiert, dann liegt doch einiges im Argen. Dazu kommt der Umstand, dass es für die Effizienz der Regierung nicht sehr förderlich ist, wenn in einem Jahr 3 verschiedene Kaiser an der Macht sind, und jeder von denen ordentlich in die Staatskasse greifen muss, um die Leute die ihn dorthin gebracht haben zu belohnen.

  • Tiberius wurde ermordet?


    Man muss natürlich bei sowas immer zwei Dinge berücksichtigen: Nur weil Zeitgenossen von einer Ermordung (Gift) sprechen ist das nicht unbedingt sicher, es gibt ja einige Fälle wo Leute sterben was für andere sehr praktisch ist, aber nicht als Mord geplant war. Die Quellenlage ist bei Rom ja auch gerne sehr selektiv.


    Die Methode die Anzahl der Herrscher gegeneinander aufzurechnen ist meines Erachtens nicht zielführend, denn sehen wir uns mal die Claudische Dynastie an , die 80 Jahre lang mit 5 Personen regierte und setzen sie im Vergleich zu den Kaiser der Reichskrise die innerhalb von 30 Jahren auf mindestens 12-13 "offizielle" Kaiser (nach Wikipedia) kommen, sieht man schon wie wenig das aussagt. In der Reichskrise konnte sich kein Herrscher solange halten, als dass er eine Dynastie aufbauen konnte - auch der, der sie beendet hat hat es nicht getan. In der Zeit war die dynastische Anbindung praktisch nicht möglich und bläht die Statistik erheblich auf.


    Im Gegensatz dazu stehen dann ja mehrere dynastische Komplexe, die stabiler und länger regiert haben (stellt sich natürlich die Frage welches was bedingt) und auch noch nach der Reichskrise wieder an Bedeutung gewannen (bzw. wieder umgesetzt werden konnte) -> Konstantin, aber auch die ganze Tetrarchie die immerhin über alle Ecken verschwägert wurden.


    Das im Mittelalter es eine etwas gefestigtere dynastische Bindung gab sollte klar sein, aber fraglich ist auch was heißt durch militärische Gewalt an die Macht kommen? Zählt dazu dann auch Rudolf, der das Land militärisch von den Böhmen eroberte, die es selbst kurz zuvor militärisch erobert hatten, bzw. militärisch ihren Erbanspruch durchgesetz haben? Ebenso hat man dann Episoden wo Rudolf von Böhmen aus Österreich "verzichten" muss, angesichts seines weiter östlichen Machtzuwaches. Verzichtet hat er gewiss nicht aus Nächstenliebe, ohne ein Machtmensch zu sein wird man nicht plötzlich König von diversen Ländern. Da wird man wohl auch Angst vor Militärischen Konsequenzen gehabt haben sodass man den Kampf nicht wagte.


    Allgemein muss man denke ich festhalten, dass sich das römische Kaisertum in seiner Grundlage schon groß vom Feudaladel Deutschlands unterscheidet. Während dort im Grunde es als legitation reichte zu leben, musste man in Rom noch ein paar andere Dinge erfüllen - was eben auch Usurpationen erleichterte ohne jegliche dynastische Bindung.


    Aber auch das Mittelalter ist durchzogen von internen Konflikten die aber innerhalb der dynastischen Herrscherclans stattfanden (Sohn gegen Vater, Bruder gegen Bruder oder Onkel vs Neffe), insofern ist das natürlich nach außen hin nicht derartig destablisierend wie die scheinbar aus dem Boden sprießenden römischen Kaiser. Der Vergleich von dem obersten Herrscher zu einem kleinen Untergegeben ist natürlich auch an der Stelle schief, dass in Österreich immerhin noch mindestens ein Kaiser drüberstand, der seinen Senf dazugeben musste und daher auch keine wilde Usorpation genemigen konnte. In Rom war das natürlich anders, dort kann nur noch Gott die Herrscher legitimieren und überwachen.


    Und Roms gings immer noch besser als Alexanders Familie und viele der Diadochen, die auch gefühlt nur von Mord und Totschlag durchzogen sind, was uns aber ein Zeichen gibt, dass es in der Antike eine höhere "staatlichkeit" gab als im Mittelalter, wo es ja nur noch dynastische Gebilde sind, die beliebig zerfallen können.

    Die Welt muß sicher gemacht werden für die Demokratie.


    Nur ein Friede zwischen Gleichen ist von Dauer

  • Tiberius wurde ermordet?

    Sowohl Tacitus als auch Sueton und Cassius Dio schreiben, dass er auf Anweisung von Caligula bzw. dem Prätorianerpräfekten Macro ermordet wurde.
    Das ist zwar kein Hieb und Stichfester Beweis, dass es tatsächlich so war, ich halte es aber in diesem Fall für die Wahrscheinlichste Variante, bei etlichen anderen unklaren Fällen wie etwa Augusts und Marc Aurel bei denen auch über Gift gemunkelt wurde habe ich die Kategorie natürlicher Tod gewählt.


    Tut aber auf die ganze Zahl hochrechnet auch nicht viel zur Sache, die meisten Kaisermorde waren relativ eindeutig, meist von der Prätorianergarde erschlagen, in der Schlacht gegen den Nachfolger gefallen, von meuternden Soldaten niedergemacht oder nach Niederlage und Gefangennahme enthauptet.



    Die Reichskrise ist natürlich für einen nicht unerheblichen Teil der frühen Tode verantwortlich, aber allein dass es zu einer derart lang andauernden Krise kam ist schon kein gutes Zeichen.
    Zumal auch in anderen Perioden Mord eher die Regel als die Ausnahme war.
    Auf die julisch-claudische Dynastie (1-2 natürlicher Tode, 1 Suizid, 2-3 Morde) folgte gleich mal das Vierkaiserjahr.
    Die Flavier brachten dann etwas Stabilität, allerdings fand auch sie nach dem 3ten Herrscher ein gewaltsames Ende.
    Erst mit den klassischen Adoptivkaisern (Nerva bis Marcus Antonius) kam dann ein knappes Jahrhundert relativer Stabilität, bis die Ermordung von Commodus auch diese zu einem Ende brachte.
    Danach kam mal eben ein Fünfkaiserjahr, gefolgt von den Severern, von denen aber auch nur Septimus Severus eines natürlichen Todes starb, die anderen 6 wurden ermordet.
    Dann kam die Krise des 3. Jahrhunderts, die sich für immerhin 18 der 54 gewaltsamen Kaisertode verantwortlich zeigte.
    Dann kam Diocletian mit der Tetrarchie, aber die ist bereits wieder in einen neuen Bürgerkrieg abgeglitten noch bevor er tot war. Die Konstantinische Dynastie hat dass Blutvergießen dann auch nicht wirklich beendet, Brudermord inklusive. Insgesamt sahen die Tetrarchie und die Konstantinische Dynastie 7 natü+rliche Tode und 10 gewaltsame.
    Bei den Valentinianern war Hinrichtung dann die häufigste Todesursache, den Theodosiern ging es nicht viel besser, und von den letzten Kaiser wurden die meisten von ihrem Magister Militum um die Ecke gebracht.



    Das im Mittelalter es eine etwas gefestigtere dynastische Bindung gab sollte klar sein, aber fraglich ist auch was heißt durch militärische Gewalt an die Macht kommen? Zählt dazu dann auch Rudolf, der das Land militärisch von den Böhmen eroberte, die es selbst kurz zuvor militärisch erobert hatten, bzw. militärisch ihren Erbanspruch durchgesetz haben?

    Rudolf habe ich in der Tat als "durch militärische Gewalt an die Macht gekommen" klassifiziert.
    Das Interregnum war allerdings sowohl zeitlich als auch von der Anzahl der Herrscher vergleichsweise kurz, und selbst das war stabil im Vergleich zu so machen Perioden des römische Kaiserreichs.


    Aber wie gesagt, das war nur eine "Kontrollgruppe" mit Feudalismus und dem darüber-stehenden HRR (wobei die Habsburger ja auch des Öfteren Kaiser waren) war die Situation natürlich eine andere.
    Die Voraussetzungen sind also natürlich andere was allerdings nichts am Umstand ändert, dass 31% natürliche Tode unter den römischen Kaisern eine desaströse Bilanz sind.

  • Wenn die Prätorianergarde den Kaiser umbringt, seinen Onkel auf den Thron setzt und tut als wäre nichts gewesen, oder ein Adoptivsohn es nicht erwarten kann endlich zu herrschen und seinen Vorgänger umbringen lässt, trifft das zu.


    Aber wie gesagt kamen ja ca. 40% durch einen Bürgerkrieg an die Macht. Die haben zwar meist nicht so lange gedauert wie die großen Bürgerkriege am Ende der Republik, aber wenn fast jeder zweite Machtwechsel zustande kommt, weil irgendein General mit seiner Armee auf Rom marschiert, dann liegt doch einiges im Argen. Dazu kommt der Umstand, dass es für die Effizienz der Regierung nicht sehr förderlich ist, wenn in einem Jahr 3 verschiedene Kaiser an der Macht sind, und jeder von denen ordentlich in die Staatskasse greifen muss, um die Leute die ihn dorthin gebracht haben zu belohnen.

    Ich denke die vielen kleinen Bürgerkriege, Putschs und Kaisermorde hatten auch viel mit Geld zu tun. Trotz der Mariusreform waren ja die Legionen zum großen Teil privat finanziert, das heißt dahinter standen sehr mächtige und schwerreiche Männer die natürlich auch ihre Interessen vertreten sehen wollten. Ich hab mal gelesen, leider weiß ich die Quelle nicht mehr, das Cäsar nach heutigen Maßstäben vermutlich Billionär war, und das sein Reichtum auf das Ausmerzen der Piraterie und auf seinen Gallienfeldzug zurückzuführen ist.
    Man darf die Legionen glaube nicht mit heutigen Staatsarmeen gleichsetzten, es waren Söldnerarmeen die ihrem Herrn und Brotgeber verpflichtet waren. Daher natürlich auch der ständige Kampf um den Thron durch verschiedene Interessensgruppen.
    Zum anderen hatten die Römer noch nicht die medialen Möglichkeiten jemand durch Skandale usw. zu Fall oder zum Rücktritt zu bringen, deshalb meistens Gewalt.

    Barbarism is the natural state of mankind. Civilization is unnatural. It is a whim of circumstance. And barbarism must always ultimately triumph.


    Robert E. Howard

  • Die Legionen der späten Republik/des Kaiserreichs waren prinzipiell staatlich finanziert.
    Was natürlich der Fall war, war dass ein siegreicher Feldherr ihnen einen netten Bonus durch Plünderungen bescheren konnte. Was natürlich auch der Fall war, war dass der Feldheer dann selbst die Bezahlung übernehmen konnte, wenn der Staat gerade nicht willens war zu zahlen (z.B. weil die Legionen sich einem Feldherrn angeschlossen hatten der auf Rom marschierte).
    Cäsar war, als er erstmals Statthalter wurde so gut wie Pleite und zudem schwer verschuldet, erst sein Krieg in Gallien hat ihn reich gemacht (das mit den Piraten war sein Rivale Pompeius), und dieser Krieg, hat ihn einerseits mit seinen Truppen zusammengeschweißt, andererseits hat er ihnen einiges an Beute (vor allem auch menschlicher Natur) eingebracht, gab damals den Spruch: "Arm ging Cäsar in das reiche Gallien, reich kam Cäsar aus dem armen Gallien."
    Um seine Veteranen nach dem Bürgerkrieg zu belohnen hat er dann auch erstmal ein Gesetz durch den Senat bringen müssen, damit eben der Staat sie für ihren langen Dienst belohnt (wobei er seine Soldaten auch in seinem Testament erwähnte).


    Auch bei den Prätorianern wurde soweit ich weiß der Sold aus der Staatskasse finanziert, auch wenn es teilweise vorkam, dass sich ein Thronanwärter mit saftigen Bonuszahlungen aus seiner eigenen Kasse ihre Loyalität erkaufte, das bekannteste Beispiel ist wohl Didius Julianus.



    Was Rücktritte angeht: in der Republik kamen Rücktritte durchaus vor, bzw. betrug die Amtszeit eines Konsuls sowieso nur 1 Jahr.
    Bei den Kaisern war die Situation natürlich anders (auch wenn der eine oder andere mehr oder weniger freiwillig abdankte), allerdings sind auch mittelalterliche Herrscher eher selten zurückgetreten.

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