Die Schlacht von Adrianopel, die der Soldat und Historiker Ammianus Macellinus als das größte militärische Desaster seit Cannae bezeichnete, endete mit dem Tod des oströmischen Kaiserts und der fast völligen Vernichtung seines Feldheeres. Die Goten konnten diesen Erfolg dank der Befestigungen von Konstaninopel jedoch nicht voll auskosten.
Im Jahr 376 n. Chr. baten die westgotischen Stammesführer Fritigern und Alavivus den oströmischen Kaiser Valens, auf der römischen Seite der Donau siedeln zu dürfen. der Grund hierfür lag im Osten: Die Goten und weitere germanische Stämme wurden nämlich von den westwärts ziehenden Hunnen vertrieben. Valens entsprach der Bitte, verlangte aber, dass die Westgoten ihre Waffen abliefern und zum Christentum übertreten sollten. Valens hatte dabei den Hintergedanken, dass die Goten der kaiserlichen Armee zu wertvollen Rekruten verhelfen und er die örtlichen Frondiesnte in dringend benötigte Tributzahlungen verwandeln könnte. Ende des Jahres waren rund 75 000 Goten über die Donau auf römischen Gebiet gelangt.
Verrat an den Goten
Valens leiß den Goten Ackerland zuteilen und ordnete an, sie zu versorgen, bis sie sesshaft gemacht werden könnten. Die lokalen römischen Verwalter hielten zugesagten Proviant jedoch zurück. Sie werden oft als überaus habgierig dargestellt und sollten fast alle Besitztümer der Goten eingefordert haben, darunter sogar ihre Kinder, zum Ausgleich für eine karge Verpflegung, die aus Hundefleich bestand. Wie zu erwarten war, führte dies bei den Goten zu große Verärgerung. Während die Neuankömmlinge tiefer in das römische Thrakien einwandern, trafen sie auf einige ostogitsche Krieger die die Donau unerlaubt passiert hatten, während die Römer mit den Westgoten beschäftigt waren. In Macrianopolis lud ein örtlicher römischer Befehlshaber Fritigern und Alavius zu einem Festmahl, offenbar um die Stammesführer zu kidnappen oder zu ermorden. Fritigern ist anscheinend unversehrt zurückgekehrt, vielleicht als Dank für eine versprochenes Wohlverhalten seiner Männer. Alavius, von dem man nie wieder etwas hörte, wurde indes vermutlich umgebracht.
Nach der sicheren Rückkehr Fritigerns beschlossen die Goten, den Römern mit Gewalt zu nehmen, was sie brauchten. Aus einzelnen Scharmützeln in und rund um Marcianapolis gingen die Goten als Sieger davon. Danach wurden Fritigerns Truppen durch weitere gotische Stämme verstärkt, die schon vorher die Grenze hatten überschreiten dürfen. Das gotische Heer zog nach Adrianopel, um die Stadt anzugreifen, doch der Ansturm wurde blutig zurückgeworfen. Den Römern war indes klar geworden, dass diese ernste Lage weitere Truppen erforderte, Valens der mit seinem ösltichen Feldheer in Antiochien mit den Persern zu tun hatte, entsandte Verstärkung nach Thrakien.
Bald trafen Truppen des Westkaisers Gratian ein, eines Neffen von Valens. Im Jahr 378 n. Chr. fanden mehrer Unenschtschiedene Gefechte statt, doch meist begnügten sich die Römer damit, die Goten in eher unwirtlicehn Gegenden festzuhalten. Sie entschieden sich für eine Hinhaltetaktik, indem sie umfassende Kampfhandlungen vermieden und gotische Furagiertrupps attackierten, während sie auf Verstärkung aus dem westlichen und östlichen Feldheer erwarteten.
Unterstützt durch Alanen und Hunnen, ihre neuen Verbündeteten, gelang es den Goten gegen Ende des Jahres, aus der Eingrenzung auszubrechen. Sie waren nun dazu bereit, die dichter bevölkerten Regionen Thrakien zu verwüsten. Zudem sah sich Gratian mit eigegenen alemannischen Übergriffen konfrontiert und konnte sein Heer daher vorerst nicht abstellen. Aus dem Überfall wurde eine Invasion, die letzlich zwar abgewehrt werden konnt, doch die Entsendung von Hilfstruppen noch weiter verzögerte.
Feldzug und Heere
Valens hatte unterdessen Antiochien verlassen und im Mai 378 n. Chr. die Kaiserstadt Konstantinopel erreicht. Nachdem er auf der europäischen Seite des Hellespont sein Feldlager aufgeschlagen hatte, sandte er berittene Späher aus, um die feindlichen Stellungen zu erkunden. Valens begann, langsam auf die unweit von Adrianopel gelegene Stadt Nike vorzurücken. Die Goten zogen sich daraufhin zurück, dicht gefolgt von einem großen Trupp römischer Reiter. Die vorrückenden Römer konnten einige gotische Furiere unschädlich machen. Zwischenzeitlich war Gratian eilig bis nach Thrakien vorgerückt, wobei er einen Teil seines Heeres per Schiff entlang der Donau entlang beförderte. Valens beschloss, auf Adrianopel vorzurücken und in einem neuen Lager auf seinen nNeffen und das westliche Feldheer zu warten. Den Goten gelang es jedoch, sich an Valens Truppen vorbeizuschmuggeln und südöstliche von ihnen in Nike in Stellung zu gehen.
Im Lager vor Adrianopel erfuhr Valens, dass Gratian mit seinem Heer kurz vor Thrakien stehe und bald zu ihm aufschließen werde. Auch teilten ihm seine Späher mit, dass sie das gotische Heer, ihrer Schätzung nach rund 10 000 Mann, geortet hatten. Valens musste nun entscheiden, ob er an Ort und Stelle auf Gratian warten, oder die Goten angreifen sollte, deren genaue Position er ja nun kannte. Er berife einen Kriegsrat ein. Einige seiner vorsichtigeren Führungoffiziere rieten zum Abwarten, da man zusammen mit Gratians Truppen zahelnmäßig haushoch überlegen sein würde. Die meisten Kammandeure sprachen sich jedoch für einen sofortigen Angriff aus. Sie schmeicheltem dem Kaiser mit dem Hinweis, dass ihm der Siegesruhm ungeteilt zufiele, wenn er die Goten ganz allein schlüge. Sicher spielte auch eine Rolle, dass diese ihnen schon einmal entschlüpft waren und eine Offensive ratsam war, bevor sich dies wiederholte. Valens entschied sich für den unverzüglichen Angriff und ließ entsprechende Vorbereitungen treffen. Fritigern, der davon erfahren haben muss, wählte einen Geistlichen als Bevollmächtigten, um eine friedliche Vereinbarung auszuhandeln, doch Valens wies diesen ab und setzte seine Vorbereitungen fort.
Valens östliches Feldheer umfasste schätzungsweise 20 000 Mann. Vor ORt war eine noch größere Zahl von Soldaten versammelt, doch Valens musste in Adrianopel ein paar Legionen als Garnison zurücklassen, um diesen bedeutetenden Stützpunkt und auch seinen eigenen Tross zu bewachen. Und angesichts der Tatsache, dass das gotische Heer unweit der Kaiserstadt Konstantinopel stand, hatte er weitere Truppen abkommandiert, um die Stadt zu verteidigen. Valens konnte auf zahlreiche altgediente Einheiten zurückgreifen, die teilsweise eigens für diesen Feldzug wieder einberufen worden waren. Das kaiserliche Feldheer war überdies eine ausgewogene Streitmacht, die Hilfstruppen wie Bogenschützen und anscheinend auch eine Reiterei umfasste.
Die römischen Späher hatten das gotische Heer auf 10 000 Mann geschätzt, doch die scheint zu wenige. Man darf eher von einer Wagenburg aus 15 000 Kriegern ausgehen, allesamt Fußsoldaten. Die gotische Infanterie bestand aus Kämpfern, die mit Schild und Lanze ausgerüstet waren, und Bogenschützen. Den römischen Spähern war jedoch ebenfalls entgangen, dass die gesamte, vielleicht 4000 Mann starke zählende Reitertruppen, mehrheitlich Ostogten mit einigen alanischen Verbündeten unter Alatheus und Saphrax, als Furiere unterwegs waren.
Die Schlachtordnung.
Im Morgengrauen des 9. August ließ Valens seine Armee in Kolonnen abmarchieren. Wie es scheint, bestanden Vorhut und Nachhut aus Reitern, während Fußsoldaten das Hauptheer bildeten und die Flanken sicherlichen von Vorreitern gesichert wurden. Valnes und seine Kommandeure waren offenbar noch immer besorgt über das, was die Späher über die Ausfstellung heurausgefunden hatten. Deshalb sollten Reiter die Marchierenden vor Überraschungen schützen. Nach mehrstündigen Marsch großer Hitze sichteten sie schließlich die große Wagenburg des Feindes und machten sich kampfbereit. Die berritene Vorhut wurde weiter nach vorn verlagert, um in der Schlachtordnung die rechte Flanke zu bilden, unterstütz von Fußsoldaten. Die berittene Nachhut besetze die linke Flanke, doch da sie zunächst abwarten musste, bis die Truppen vor ihnen aufmarchiert waren, und sie bis zu ihrer Position eine beachtliche Strecke zurücklegen mussten, konnten sie sich bis zm Beginn der Schlacht nicht geordnet aufstellen.
Die Goten waren den Römern zahlenmäßig wahrscheinlich unterlegen und besaßen - zumindest vorübergehend - keine eigenen Reiterei. Daher beschlossen sie, sich in ihrer Wagenburg zu verschanzen. Fritigern ließ jedoch rahsch Alatheus und Saphrax benachrichtigen, damit sie umgehend zurückkehrten. Um Zeit zu gewinnen, entsandte Fritigern Unterhändler, doch der Kaiser weigerte sich, diese auch nur zu empfangen, indem er sich auf ihren niederen Rang berief und verlangte, man möge stattdessen geeignete Anführer schicken. Fritigern reagierte mit der Entsendung eines Herolds und forderte, Valens sollte einen Mann von gleichen Rang als Geisel abordnen. Valens willigte ein, sicher weil er hoffte, die Verzögerung würde ihm Zeit geben, seine Truppen - vor allem seine linke Flanke - ordnungsgemäß aufstellen. Richomeres, einer der römischen Kommandeure, war schließlich bereit, Fritigerns Lager aufzusuchen. In sengender Hitze warteten inzwischen die römischen Reiter am rechten Flügel und die Fußsoldaten in der Mitte in Schlachtformationen. Ihr Unbehagen wurde durch von den Goten entfachte Buschfeuer noch verschlimmert. Da die kampfbereiten römer seit dem Abmarsch nichts zu essen bekommen hatten, forderten außer der Hitze auch noch Hunger und Durst ihren Tribut.
Die Schlacht
Die Schlacht begann unerwartet, noch bevor Richomeres das Gotenlager erreicht hatte. Zwei römische Reitertruppes, darunter eine mit Bogenschützen, hatten sich mit den Goten ein Scharmützen geliefert und einen unbedachten Angriff auf die Wagenburg gestartet. Diese Plänkler waren vermutlich vorher auf der rechten Flanke postiert, doch waren sie für so einen Angriff weder richtig aufgestellt, noch mit den richtigen Hilftruppen ausgestattet und sahen sich deshalbt zum Rückzug gezungen. Genau in diesem Moment kehrte die gotische Reiterei auf das Schlachtfeld zurück und griff in einer ungestümen Attacke an, die wahrscheinlich auf die noch ungeordnete Reiter an der linken Flanke zielte. Die römischen Reiter wurden von den Goten schwer bedrängt. Jene, die bis zur gotischen Wagenburg vorstoßen konnten, waren ganz auf sich alleine gestellt, da die übrigen Truppen die ihnen zugeteilten Positionen noch nicht eingenommen hatten. So erlitte die römische Reiter schnell einen vernichtenden Schlag. Die römischen Fußsoldaten, die noch versuchten sich in einer Schlachtlinie zu formieren, muss dies tief verunsichert haben.
Die Niederlage der Reiterei hinterließ eine große Lücke auf der linken Seite, die von der gotischen Kavalerie umgehend genutz wurde. Zu diesem Zeitpunkt nahmen auch die vorderen Infanterielinien den Kampf auf. Die Goten hatten begonnen, aus ihrer Wagenburg auszuschwärmen und die römischen Fußtruppen zu bedrängen. Nach der Niederlage der Plänkler und des linken Reiterflügels wurden die römischen Fußsoldaten nicht nur von vorn, sondern auch an den Flanken von den feindlichen Reitern attackiert. Trotz eines unglaublich verbissenen Kampfes konnten sich die ausgezeichneten römischen Fußsoldaten selbst dann behaupten, als die vordersten Linien derart zusammengedrängt waren, dass sie ihre Waffen kaum noch richtig einzusetzen vermochten.
Lange Zeut wigte der Kampf unentschieden vor uns zurück. Nach wiederholten feindlichen Attacken und nicht nur vom Kampf erschöpft, sondern auch durch die Hitze, Hunger und die schwere Rüstung, begannen die ersten römischen Linien nachzugeben. Valens ließ stieß zu den Legionen der Lancearii und Mattiarii vor, die noch aushielten, bis schließlich sogar die römischen Reserven die Flucht ergriffen, darunter auch die batavischen Elitehilfstruppen. Als auch der letze Widerstand brach, folgte die endgültige Niederlage. Die gotischen Verfolger vernichteten zwei Drittel der römischen Armee.
Während sich das Heer auflöste. wurde Valens durch einne Pfeil verwundet. Man nimmt an, dass er auf dem Schlachtfeld starb, wenngleich sein Leichnam nie gefunden wurde. Der Legende nach hat der verwundete Kaiser mit einigen Leibwächtern ein Bauernhaus mit einem gut befestigten Obergeschoss erreicht, wo man sich erbittert verteidigte, bis die Goten das Gebäude mitsamt Insassen niederbrannten. Mit dem Kaiser fielen mehrere hochrangige Offiziere und 35 Unteroffizier
Die Folgen
Die faktische Vernichtung des östlichen Feldheers erlaubte den Goten den Marsch auf Adrianopel, wo Valens seinen Tross mitsamt dem Staatsschatz und den kaiserlichen Insignien zurückgelassen hatte. Die Goten versuchten die Stadt einzunehmen, doch die von den zurückgelassenen Legionen verteidigten Mauern erwiesen sich erneut als zu stark. Dann zogen sie weiter nach Konstantinopel, wo ihnen die Befestigungen und die zur Verteidigung abgestellten Truppen ebenfalls einen Strich durch die Rechnung machten. Gratian kehrte mit seinem Westheer nach Gallien zurück, um die eingedrungenen Wandalen zu bekämpfen. Das Kommando über die östlichen Heere übergab er seinem General Theodosius, den er am 19. Januar 379 n. Chr. zum Mitkaiser ernannte. Theodosius unternahm einigen unentschiedene Feldzüge gegen die Goten, bis er 382 n. Chr. mit ihnen Frieden schloss. Die Goten waren fortan Verbündete und erhielten dafür Land in Thrakien.
So erneut eine Niederlage des (ost)römischen Reiche, hoffe es gefällt euch. Kommentare sind nur erwünscht