Den mit Abstand meisten Kontakt überhaupt hatten Verkäuferinnen im Supermarkt, die dafür gesorgt hatten, daß der Finanzbeamte sein Klopapier kaufen kann. Die fielen völlig durch den Rost, wurden noch nicht einmal beklatscht.
Kundenkontakt in deutschen Verwaltungsbehörden, das ich nicht lache. Wenn die nicht gerade ne Akte durch die Gänge tragen oder am Drucker den Toner wechseln, hat der durchschnittliche Sachbearbeiter auf dem Arbeits- oder Finanzamt Kontakt mit maximal 2 Menschen / Stunde. Eine Kassenangestellte beim LIDL hat von Arbeitsbeginn 7:00 bis zur ersten Pause schon 250 Klopapier-Raffer abgefertigt.
Wobei ich da zwei Dinge anmerken muss. Erstens hat man in Supermärkten eine hohe Fluktuation an Menschen, die sich in der Regel zwischen 5-30min in einem Supermarkt zum Einkaufen aufhalten, was das Ansteckungsrisiko schon mal etwas minimiert. Zweitens haben die großen Supermärkte dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter*innen durch Plexiglasscheiben, Maskenpflicht und verringerter Kundenzahl sofort rudimentär geschützt wurden.
Was aber jetzt nicht heißen soll, dass ich deine Meinung nicht teile. Gerade im Einzelhandel hätte man auch sehr zügig die Belegschaften impfen können. Ja, im Einzelhandel haben Arbeitskräfte den meisten Kontakt, wenn es um die Quantität geht.
Was ich persönlich viel schlimmer finde, ist die Tatsache, dass man innerhalb bestimmter Berufsfeld auch noch differenzieren musste, wer in welcher Reihenfolge seine Impfung erhält. Dass das medizinische Personal sofort die höchste Priorität erhalten hatte, steht für mich außer Frage. Pflegedienste auch.
Warum man aber gerade bei Lehrkräften zwischen Grundschullehrkräften, Lehrkräften an weiterführenden Schulen und Berufsschullehrern differenziert hat, erschließt sich mir nicht. Die Grundschullehrer sind schon längst geimpft, der Rest der Lehrerschaft wird erst bis zu den Sommerferien komplett geimpft sein.
Wenn es eine Berufsgruppe gibt, die wirklich mit Abstand gefährdet gewesen war und noch ist, sind es die Lehrer. Ich erhalte erst jetzt am Freitag meine Zweitimpfung. Ich war über Wochen, Monate in einer höchstexponierten Position. Erst gestern kam eine Schülerin mit einem positiven Selbsttest zu mir und fragte, was nun passieren würde. Sie musste den Test in der Sporthalle durchführen, weil ihre Eltern vergessen hatten, sie am Morgen zuhause zu testen. Diese Schülerin habe ich am Vortag vier Stunden hintereinander im Klassenraum unterrichtet. Da kriegt man schon wieder dieses Scheißgefühl und betet, dass man kurz vor der Zielgeraden keine Corona einfängt.
Naja, mein Selbsttest war zumindest heute Morgen negativ. Bin echt froh und auch erstaunt, dass ich mich nicht angesteckt habe. Gelegenheiten gab es hierfür.....