Ich denke, dass wenn überhaupt nur eine kleine Minderheit der Ärzte die eigenen Praxis schließt um im Impfzentrum zu arbeiten. Meiner Erfahrung nach sind die Ärzte im Impfzentrum junge Wilde, die an ihren freien Tagen die 1200€ pro Schicht mitnehmen, frisch approbierte, die sich freuen die Knochenmühle Krankenhaus noch etwas vor sich herschieben zu können und Niedergelassene aller Art, die an den Ruhetagen ihrer Praxis und am Wochenende einspringen.
Nur um das ins Verhältnis zu setzen. In einem Impfzentrum, in dem ich Einsätze hatte, gab es bisher maximal sechs parallele Impfstraßen. Bei zwei Schichten heißt das 12 Ärzte für einen Tag. Eine kurze Google-Recherche zeigt, dass es in dieser Stadt deutlich über 100 Hausarztpraxen gibt. Dazu kommen dann noch Niedergelassene diverser anderer Fachrichtungen, Krankenhausärzte, eigentlich nicht klinisch tätige Menschen mit Approbation und Ärzte aus Nachbarstädten.
Vielleicht noch als kleine Ergänzung, in Deutschland kommt ein berufstätiger Arzt auf ca. 210 Menschen. Dazu kommt nocheinmal eine Reserve von über 100.000 nicht ärztlich tätigen Absolventen. Das macht für die von mir betrachtete Stadt ca. 1250 praktizierende Ärzte.
Und natürlich ist die Impfstoffmenge das Problem. Nicht die Organisation in den Impfzentren. Wenn die Verfügbarkeit bei den Hausärzten die Impfbereitschaft einiger erhöht oder diese dann Hausbesuche bei Patienten machen, die es nicht ins Impfzentrum schaffen würden, dann ist das natürlich zu begrüßen. Trotzdem sind die Zentren definitiv der deutlich effizientere Weg. Dort wird jede einzelne Dosis abgezählt und auch verimpft. Würden die Niedergelassenen jetzt großzügig beliefert, wäre erstens die Reihenfolge nicht mehr einzuhalten (schon in den Impfzentren haben Ärzte sich selbst geimpft und versucht Spritzen für Freunde/Bekannte/Familie zu klauen, genauso, wie in den Krankenhäusern nicht nur medizinisches Personal, sondern auch die Anzugträger samt Anhang geimpft wurden) und zweitens würden garantiert diverse Dosen verloren gehen (Kühlkette unterbrochen, zu lange gelagert, vergessen etc.).