Fleischskandale und Lebensmittelkonsum in der heutigen Gesellschaft

  • Also Lidl-/Aldi-/Edeka-Produkte nutzen in der Regel das Deutsche Bio Siegel oder das EU Bio Siegel. Sehe jetzt nicht, wo da das Problem sein soll. Auf beide Siegel stößt man im Supermarkt eigentlich überall bei Bio-Produkten. Was stimmt jetzt deiner Meinung nach mit diesen Siegeln nicht?



    Gerade mal folgendes Bild vom
    BUND gefunden.


  • Hier findet man eine Menge Antworten:


    https://www.demeter.de/unterschied-bio-demeter


    Problem bei Bio-Produkten von Aldi/Lidl und Co. (die ich übrigens auch regelmäßig kaufe) ist, dass der Verbraucher bei vielen Dingen nur unzureichend informiert wird. Bezieht sich zum Teil auf Herkunft, eingesetztes Futter, Art des Betriebes, Arbeitsbedingungen usw.
    Demeter hat mit die strengstens, selbst auferlegten, Richtlinien, die über das Maß vom Gesetztgeber vorgeschriebenen Richtlinien für Bio-Produkte hinausgehen. Bei "Billig-Bio" werden auch Medikamente eingesetzt oder Mischfutter eingesetzt, die nicht zwangsweise den Richtlinien entsprechen, bzw. nur teilweise, aber noch im Rahmen der gesetzlichen Toleranz liegen.
    Bei Demeter-Produkten kannst du dir sicher sein, dass du da noch dein Schnitzel, Brot oder Gemüse in einer reinen Bio-Qualität erhalten wirst, wie es deine Urgroßeltern noch erlebt haben.

  • Meine „Urgroßeltern“?


    Ich empfehle mal als Lektüre „Der Dschungel“ von Upton Sinclair und
    „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Berthold Brecht.


    Früher würde sich deutlich weniger um Tierwohl und Umwelt gekümmert als heute. Die Vorstellung früher sei alles noch ursprünglich und natürlich gewesen ist eine reine Fiktion. Im Gegenteil. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war man froh, wenn günstig Kalorien für die Massen an Industriearbeitern hergestellt werden konnten. Tierschutz, Umweltschutz, Arbeitsschutz usw. usf. spielten vielfach noch überhaupt keine Rolle. Dagegen leben und speisen wir heute geradezu paradisisch.


    Demeter kenne ich bisher noch gar nicht. Danke für den Link. Muss ich mal drauf achten, ob und wo ich hier in unserer Kleinstadt da was finde.

  • Also ich finde die Mindeststandards die die EU für Bio vorgibt eigentlich ausreichend, was man so ließt liegen Verstöße dagegen (zumindest wenn in der EU produziert wurde) außerdem im Promillebereich. Auch beim Discounter bekommt man also Bio, je nach Produkt kann es sogar sein, dass Premium-Bio enthalten ist, was dann normalerweise bei Alnatura & Co unter anderer Marke und für den doppelten Preis im Regal steht: https://www.greenpeace-magazin.de/wie-gut-ist-billig-bio-0


    Ne Stufe dadrüber geht natürlich immer, aber solange die Tiere die ich esse nicht mit Krankheiten versucht, mit antibiotika vollgestopft und nicht in einem Stall aufgewachsen sind in dem sie sich gegenseitig tot-getreten haben und vielleicht auch die pflanzliche Nahrung nicht zur Ausrottung der Bienen beigetragen hat bin ich eigentlich ganz zufrieden. Oder wäre es, wenn ich mehr in meinem Kühlschrank hätte, wenn ich was zubereitetes zu essen kaufe hab ich keine Ahnung von der Herkunft.


    Mir mag es da an Empathie fehlen, aber letztendlich möchte ich die Tiere essen, dafür leben sie und dafür sterben sie, einen anderen Zweck haben die Zuchttiere nicht, egal ob Bio oder nicht. Ich hab da gar nicht die Erwartung das sie dafür ein erfülltest und glückliches Tierleben gelebt haben.

  • Ob ich jetzt 12EUR für nen „Edel-Burger“ ausgebe oder über 7EUR für ein Big-Mäc-Menü, zu dem die meisten Kunden noch etwas dazubestellen, also dann doch schnell 10EUR bei McDonald's auf den Tresen legen, sehe ich jetzt nicht als die „Abgrenzung zur Unterschicht“. Finde McDonald's einfach sauteuer.
    Da grille ich mir lieber meine Burger mit meinem Kugelgrill zuhause.
    Aber der Artikel war interessant zu lesen, aber das Wort „Bio“ muss ich wohl überlesen haben. Da steht nur „regional“ und „frisch“, was alles bedeuten kann, aber nicht zwangsläufig qualitativ gut bedeuten muss.

  • Ob ich jetzt 12EUR für nen „Edel-Burger“ ausgebe oder über 7EUR für ein Big-Mäc-Menü, zu dem die meisten Kunden noch etwas dazubestellen, also dann doch schnell 10EUR bei McDonald's auf den Tresen legen, sehe ich jetzt nicht als die „Abgrenzung zur Unterschicht“. Finde McDonald's einfach sauteuer.


    Nur sind die 12 Euro jetzt auch nicht billig und wenn du da auch "noch etwas dazu bestellst" bist du dann bald bei 15-20 Euro. Das sind die Zutaten wahrscheinlich nicht wert, du bezahlt eher für den Lifestyle.


    Da grille ich mir lieber meine Burger mit meinem Kugelgrill zuhause.


    Das ist sinnvoll und selbstgemacht kostet das auch mit guten Zutaten keine 12 Euro :thumbup:


    -


    Das Problem ist: Gesund als Lifestyle für wohlhabendere Leute ist ne tolle Sache, löst aber keine Problem. Wer was verändern will muss möglichst gesunde Nahrung zu möglichst günstigen Preisen anbieten.


    Der Verein "Foodwatch" setzt sich beispielsweise für eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse ein.

  • Das liegt meines Wissens nach aber nicht an normalen Düngemitteln, sondern daran, dass auf deutschen Feldern Unmengen an Gülle verkippt werden. Die Niederländer bezahlen deutsche Bauern sogar dafür, dass die denen die Scheiße (im wahrsten Sinne des Wortes) abnehmen

    Stimmt, das beobachten wir hier im LK Cloppenburg besonders stark. Die Wege zur NL Grenze sind nich weit.


    Dazu kommt das hier viele Biogasanlagen betrieben werden, da die Bauernmit den klassischen Betätigungsfeldern wie Milch- oder Lebensmittelproduktion nicht mehr genug verdienen könnrn. Die kleine Höfe schließen sich zusammen und bauen sich gute subventionierte Anlagen auf die Felder.
    Dadurch haben wir hier fast ausschließlich Maisflächen die nur zur "Fütterung" der Biogasanlagen entstehen und der dazu benötigten Ausgleichsflächen um die Reste dieser "Biostromproduktion" wieder auf die Felder zu kippen.

  • Naja, nur weil man mal einen guten Burger essen geht mit richtigen Pommes, gescheiten Brötchen und ordentlichem Fleisch und nicht so nen Müll von McDonald's der meist nichtmal richtig satt macht, heißt dass ja nicht dass man sich vom gemeinen Pöbel abheben will, sondern erstmal nur dass man gerne nen richtigen Burger essen will ;)


    Ich hasste den Fraß von McDonald's übrigens schon bevor es “in“ war von klein auf, damit war ich damals ziemlich alleine, aber inzwischen bin ich wohl im Trend :D


    Gut, so Premium Burger esse ich jetzt auch nicht häufig, der geschmackliche Unterschied zwischen einem richtig gut gemachten Burger und McDonald's oder Burger King rechtfertigen normalerweise aber schon ein paar Euro Preisunterschied.


    Ist aber auch richtig dass es da einen Trend gib gibt und den diverse Hipster wieder zur Abgrenzung nutzen. Alle Jahre wieder.

  • Also ich esse gerne bei McDonalds oder Burger King. Meist während längerer Autofahrten auf Raststätten oder nach ner ordentlich durchzechten Nacht. Und ich habe es noch nie als Fraß empfunden, sondern als schmackhaftes, wenn auch nicht gesundes, Fastfood. :ätsch:
    Ansonsten kann ich sehr Japanische Burger in Berlin empfehlen.


    Karpfen!


    Den kann man bedenkenlos futtern bis einem schlecht wird! Warum? Weil er ein reiner Pflanzenfresser ist (es müssen keine anderen Fische zu Fischfutter verarbeitet werden, was ja oft die Crux bei Fischen aus Aquakulturen ist. Für ein Kilogramm Lachs in der Produktion braucht man bis zu 5kg Fischfutter) und weil er als Süsswasserfisch keinen unnötigen Beifang durch Schleppnetze enthält (Haie, Delfine, Schildkröten, andere Fischarten, Jungfische, die in den engmaschigen Netzen zu Tode gedrückt werden).
    Desweiteren ist er sehr anspruchslos und lässt sich hervorragend züchten. Im Mittelalter und auch heute noch findest du in fast jedem Kloster einen Karpfenteich.
    Wir holen im November immer so 5-8 Karpfen beim traditionellen Abfischen im Karpfenteich um die Ecke und dann gehen die Fische erstmal in die Gefriertruhe. Ein großer Karpfen reicht gut für ein Mittagessen mit Kindern.

    Das mit der Fischzucht ist aber wohl auch so eine Sache, zumindest beim Lachs... Eigentlich die selben Probleme, wie bei der Massentierhaltung an Land. Letztlich nicht wirklich artgerecht. Führt zu Krankheiten. Führt zu Chemie. Führt zu Unweltbelastung.

  • Das mit der Fischzucht ist aber wohl auch so eine Sache, zumindest beim Lachs... Eigentlich die selben Probleme, wie bei der Massentierhaltung an Land. Letztlich nicht wirklich artgerecht. Führt zu Krankheiten. Führt zu Chemie. Führt zu Unweltbelastung.


    Absolut! Beim Fisch muss man sich auch gut informieren. Lachs aus Aquakultur hat eigentlich nicht das Problem mit Krankheiten, da er im offenen Meer gezüchtet wird und hiermit die Netze "etwas großzügiger" angelegt sind und die Strömung Keime und Bakterien fortspült. Artgerechte Haltung bei zuvielen Fischen in einer Anlage ist auch so eine Sache. Da hast du recht. Viel bedenklicher ist aber, dass man für Lachs wiederum andere Fische verfüttern muss. Das konterkariert ja die Aussage "Aquakultur" schont die Fischbestände der Meere. Welcher Fisch überhaupt überhaupt gar nicht geht ist Pangasius! Reiner Zuchtfisch aus asiatischen Tümpeln! Da hast du wirklich die schlimmste Antibiotikakeule, die man sich vorstellen kann. Der Pangasius schwimmt ja auch die ganze Zeit in seiner eigenen Scheisse und hier ist kein Fließgewässer. Das ist dann nicht mehr so schön.


    Um McDonalds komme ich auch so 2-4mal im Jahr auch nicht herum. In der Not ist das für mich vollkommen okay. Früher zu meinen Party-Zeiten war das auch in meinem Freundeskreis vor und nach dem Suff erstmal zum Döner-Mann oder McDonalds zu gehen. Da ging es aber eher nach dem Motto: "Fett bindet Alkohol!" :D

  • "Fett bindet Alkohol!"

    So ist es. :D


    Na, diese Lachszuchtfarmen in dem verlinkten Artikel oben sind ja im offenen Meer. Die Lachse werden übrigens mit Soja-Futterpellets aus Brasilien gemästet. Auch damit sie nicht die Putzerfische fressen, die gegen ihre Krankheit etwas helfen sollen. Krankheit ist in dem Fall ein Parasit. Die sogenannte Lachslaus. Verbreitet sich wunderbar in den engen Zuchtnetzten. Weil aber die Putzerfische nicht alle Läuse fressen, dürfen die Lachse regelmäßig in Pestiziden baden, damit zumindest der größte Teil dieser Lachsläuse abgetötet wird. Die Lachse werden dazu mit einem großen Schlauch in ein Schiff mit einem Pestizid gesaugt und wieder ausgespuckt. Das Pestizid wiederum führt dann eventuell dazu, dass das Meer ab und wann mal massenhaft toten Krill usw. an die norwegischen Küsten "auskotzt". Die genaue Wirkung der Pestizide auf den Ozean kennt man so genau nämlich bisher noch gar nicht. Aber wat muss dat muss. Würde mich wundern, wenn es beim Karpfen nicht ähnliche Probleme gäbe.

  • Hmmm? Aquakultur ist doch Massentierhaltung. ;) Die ganzen Krabben, Schrimps & Co aus Vietnam schwimmen auch in ihrerm eigenen Kot. Aquakultur ist nicht ökologischer und für die Tiere eine Qual.


    Wenn schon Fisch, dann Wildfang aus nicht überfischten Gewässern und nicht überfischter Arten. Selbst der Hering den ich noch esse hat Probleme und die Bestände gehen zurück.

  • Oh man. Schlimmer als ich dachte beim Fisch.
    Wobei diese Liste Salzwasserfische und die "populärsten" Süßwasserfische aufzeigt. Vor allem was auch gezüchtet werden kann. Wobei das beim Lachs schwierig ist und bei Aal unmöglich.


    Und jetzt wirds persönlich:
    Ich hatte bis 2001 einen Angelschein. Hatte schon als 12-Jähriger Neunmalkluger ohne Probleme die staatliche Prüfung (Bundesland Bayern) abgelegt. Das war wohl alles dem Vater und Großvater geschuldet, die leidenschaftliche Angler sind/waren. Natürlich muß der Bub da auch mit Papa in den Sportverein. Hab da auch drei Pokale gesammelt. Hatte so ziemlich alles am Haken was so im Main rumschwimmt: Zander, Hecht, Karpfen, Barbe, Schleie, Karpfen, Brachse, Aal, Rotauge, Barsch usw. Alles Arten (bis auf Karpfen und Aal) die quasi nicht auf der Liste stehen und die man bedenkenlos essen könnte. Ich verstehe es eh nicht so richtig warum die meisten auf Seefisch abfahren. Vermutlich weil das Angebot in den Märkten dafür einfach größer ist.


    Aber es wäre die "menschlichste" und ökologisch sinnvollste Lösung für die Tiere, sie selbst zu fangen. Und Geld sparen würde ich auch noch. Dann gäbe es ein- bis zweimal die Woche Backfisch und für die Katzen wäre auch was übrig. Gefrierschrank habe ich auch. Die Technik an Ruten und Zubehör liegt bei meinen Alten im Keller rum und die Skills sind auch noch da. Ich müßte also nur aufs Amt und den Schein neu ausstellen lassen.


    Aber jetzt? Ich kann mir nicht mehr vorstellen ein Tier zu töten und danach auszuweiden. Ich glaube mein Mageninhalt würde sich umgehend auf dem Boden verteilen.
    Und jedesmal wenn ich einen Fisch absteche den Ausruf anzubringen "Zum Wohle der Umwelt!"...halte ich auch für nicht so angebracht nur um mein Gewissen zu beruhigen.


    Ein echtes Dilemma. Vielleicht sollte ich anfagen an meiner Grausamkeit zu arbeiten.

  • Würde mich wundern, wenn es beim Karpfen nicht ähnliche Probleme gäbe.

    Probleme und Missbrauchsfälle kann es bei jeder Art von Monokultur geben, zu denen ich jetzt auch mal den Karpfen zähle.


    Aber beim Karpfen sehe ich die Gefahr dafür nicht SO hoch. Da hast eine - zumindest in Deutschland - seit dem Mittelalter etablierte Nutzung, die in einigen Regionen durch die Anlage von Teichen die Kulturlandschaft bis heute geprägt hat. In den meisten Fällen sind die in diesen Regionen gezüchtete Karpfen auch eingetragene (Schutz-)Marken, bei denen in der Regel ein hoher Wert auf Qualität gelegt wird, weil die Region von der Vermarktung profitiert.
    Mit Fliter-, Kläranlagen und Co. kann man in dem Fall auch viele Verunreinigungen und die Abwässerentstehung verhindern.


    Ansonsten: Spätestens dann, wenn dir Bio-Wildlachs angeboten wird, soltest du misstrauisch sein. :D

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

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