Im Folgenden möchte ich einige Onlineschlachten, die ich in den letzten Wochen ausgetragen habe, vorstellen. Das Spiel bietet ein Matchmaking- System, mit dem man sehr einfach Partien hosten kann. Wenn sich ein Gegner findet (meist innerhalb weniger Minuten oder Stunden) machen die Spieler abwechselnd ihre Züge, unabhängig voneinander, wann immer sie Zeit und Lust haben. Derjenige gewinnt, der 60% der feindlichen Armee durch Flucht kampfunfähig macht, wobei die eigenen Verluste irrelevant sind, oder aber 40%, sofern er 25% weniger Verluste erleidet als der Gegner.
Die erste Schlacht wurde von mir gehostet, in einem Modus, in dem der Host eine Fraktion wählen kann, jedoch eine zufällige Armee-Zusammenstellung vorgesetzt bekommt und der Gegner eine Armee zugeteilt bekommt, die einigermaßen zur anderen Fraktion und der Geographie der Karte passt. Die Karten sind zufallsgeneriert und immer einzigartig, auch wenn der Host einige Parameter (Region, Ausmaße) vorgeben kann.
In diesem Fall wählte ich Pontus, da ich mich mit diesem Königreich bereits an der Kampagne versucht hatte. Ein hellenistisches Zentrum aus Phalangiten, seitlich geschützt durch moderne Hopliten (Thureophoroi), einem Schwarm aus Plänklern (Bogenschützen, Speerwerfer, Schleuderer) folgend. Mein Gegner kommandierte eine Sarmatisch-Roxolanische-Allianz, ich rechnete deshalb mit vielen berittenen Bogenschützen und leichten Truppen. Folglich suchte ich die Flanken möglichst stark zu machen, um eine Flankierung durch Kavallerie zu verhindern. Meine gepanzerten, adeligen Reiter wurden deshalb durch leichte Infanterie, die, erst zum Feldzug ausgehoben, wenig gedrillt und mit Speeren und kleinen Holzschilden ausgerüstet waren, begleitet, um der erwarteten gegnerischen Kavallerie-Überlegenheit zu begegnen. Einige Sichelstreitwagen sollten in einem günstigen Moment beim Gegner Chaos auf meiner linken Flanke stiften. Das Schlachtfeld, ein Landstrich im nördlichen Anatolien, war größtenteils eben.
Die gegnerische Aufstellung verwunderte wenig:
Das feindliche Zentrum war sehr schwach. Leichte Truppen im ersten Treffen, dahinter sogar schlecht bewaffnete Heerhaufen aus zwangesrekrutierten Bauern. Meine im hellenistischen Stil ausgerüstete Infanterie sollte diese im Handumdrehen vom Feld fegen. Die Schwierigkeit würde werden, die Flanken zu halten. Seiner Kavallerie eilten Plänkler voraus, die meine Reihen beschäftigen und für den Angriff seiner Reiter vorbereiten sollten. Diese selbst waren furchterregende Krieger - geübte Reiter, sowohl fähig meine Männer aus der Distanz mit Kompositbögen zu beharken, als auch sich im Nahkampf mit meiner Kavallerie zu messen.
Die Kämpfe auf den Flanken entbrannen schnell, der Gegner ging offensiv vor:
Mein Zentrum allerdings rückte ins Nichts vor, die feindliche Infanterie wich diesem einfach aus. Deshalb kommandierte ich den Flankenschutz meiner Phalanx, die Thueropoi ab, um die Flanken zu verstärken:
Es gelang mir nicht meine Streitwagen nutzbringend einzusetzen. Es gelang meinen Reiter und den begleitenden Infanteristen nicht den offensiven Gegner lange genug zu binden, um einen vernichtenden Angriff der Wagen zu ermöglichen. Stattdessen flankierten Roxolanische Adelige meine unmobilen Streitwagen und vernichteten sie mit Pfeilen, Lanzen und Schwertern.
Meine linke Flanke brach zunehend in sich zusammen, meine Rechte (im Hintergrund) behauptete sich gegen den Gegner und konnte diesen schließlich von dort vertreiben:
Im Zentrum gelang es meiner schwerfälligen Phalanx selten, den Gegner in den gewünschten Nahkampf zu verwickeln. Wenn dies aber gelang, brachen die Sarissen die feindlichen Reihen, wie ein Messer durch Butter geht. Ein unglücklicher Zufall wollte es jedoch, das der Kommandeur meiner Phalangiten, in einem dieser Aufeinandertreffen von der Lanze eines Sarmaten durchbohrt wurde, als er seine Männer, exponiert, zur Eile mahnte. Diese rächten ihren Anführer, indem sie aus der Formation ausbrachen, 29 überraschte Reiter zu Fall brachten und die restlichen in Unordnung zurücktrieben:
Die Verluste waren zu diesem Zeitpunkt prozentual relativ ausgeglichen. Ich hatte meine linke Flanke verloren, er seine Rechte. Ich wusste, dass ich keine Einheiten mehr durch Flucht verlieren durfte (meine Verluste standen bei bedrohlichen 59%) Die Entscheidung brachte ein Fehler von mir: Der kommandierende General meines verlorenen linken Flügels hatte mit seiner Leibwache überlebt, weil er lange Zeit unkontrolliert gegnerische Plänkler durch die Wüstenlandschaft gejagt hatte, nun galt es, ihn aus den Fängen des Gegners zu manövrieren, um nicht durch den Verlust seiner Einheit meine Niederlage zu besiegeln. Die Männer eilten meinen Linien zu, die Pferde bis zur Erschöpfung antreibend. Plötzlich zeigte sich eine dünne Reihe gegnerischer Plänkler vor ihnen, als letztes Hindernis. Ich stand nun vor der Wahl diese links zu umreiten, mich dabei aber den gegnerischen Fernkampfwaffen auszusetzen, oder gegen diese anzureiten, zu werfen und durchzubrechen. Ich entschied mich für Letzteres - der Angriff erlahmte schnell, es entspann sich ein zäher Nahkampf, der es dem Feind erlaubte meinen Reitern in den Rücken zu fallen und diese zu zerstreuen:
Niederlage. Schlussendlich war die Schlacht relativ knapp und ich hätte Siegesaussichten gehabt, hätte ich meine verbliebenen Reiter meiner Linken extrahieren können. Gegenübergeständen hätten sich dann nämlich mein siegreiches Zentrum aus schwerer und mittlerer Infanterie, und seine Kavalleristen, unterstützt durch leichte Infanterie und Plänkler.
Was würde ich anders machen? Ich würde meine gute Infanterie nicht exklusiv im Zentrum aufstellen, sondern aufsplitten und auch auf die Flanken bringen. Im Zentrum konnte meine besten Infanteristen kaum in die Kämpfe eingreifen, wich der Gegner ihnen doch geschickt aus und gewann den Kampf auf den Flanken. Ebenfalls wäre es von Vorteil gewesen, dem Gegner meine Flanken zu versagen, d.h. zurückzunehmen und so die Formation eines Dreiecks einzunehmen. So hätten sich seine Flanken weiter strecken müssen, ich hätte höhere Chancen gehabt mein Zentrum einzubringen und meine Flanken wären nicht so leicht überflügelt worden.
Jedenfalls war es ein interessantes Aufeinandertreffen, zweier grundverschiedener Armeen.
In der zweiten Schlacht wählte ich wiederum Pontus als Fraktion. Diesmal stand mir keine Phalanx zur Verfügung, sondern eine ausgewogene Streitmacht, deren Kern von imitierten Legionären (man denke an die seleukidischen Silberschild-Legionäre) gebildet wurde. Mein Gegner kommandierte Jüdische Aufständische. Ich wusste im Vorfeld nicht recht, was ich von seiner Armee erwarten sollte und stellte mich vor allem auf viel leichte Infanterie, insbesondere Schleuderer ein. Das bewaldete und hügelige Terrain erschwerte den Einsatz schwerer Infanterie (zu denen meine Legionäre gehörten), machte ihn aber längst nicht unmöglich. Die mittlere Infanterie, Thureophoroi und Thraker (deren Sichelklingen gut gegen gepanzerte Gegner wirken), würde ich besser einsetzen können, wobei in den Wäldern und steinigen Abschnitten lediglich leichte Infanterie ohne Einschränkungen operieren konnte. Berritene Bogenschützen an den Flanken sollten offensiv vorgehen und mögliche versteckte Gegner
ausfindig machen. Zwei Sichelstreitwagen-Gruppen hielt ich wiederum hinter einem Hügel versteckt, um sie erst in einem entscheidenden Moment einzusetzen.
Hier der erste Blick auf die gegnerische Streitmacht (rot) und das Gelände:
Den steilen Hügel auf meiner Rechten identifizierte ich als wichtig für den Flankenschutz meiner Armee, weil eine feindliche Inbesitznahme den Vormarsch meines Zentrums behindert hätte. Meine berittenen Bogenschützen nahmen ihn, sahen sich aber schnell einer Überzahl gegnerischer Handwerksgenossen ausgesetzt. Meine Verstärkungen waren jedoch unterwegs (siehe oben rechts).
Das feindliche Zentrum bestand immerhin aus mittlerer Infanterie - Thureophoroi - (wohl wohlhabende Bürger Jerusalems), gedeckt von einer großen Zahl Plänklern (vor allem Bogenschützen und Schleuderern):
Mit diesen würden es meine Legionäre aufnehmen können, jedoch befürchtete ich eine unbestimmte Zahl an Feinden im großen Wald auf der linken Flanke und eventuell einige im Wäldchen auf der Rechten. Ein Blick auf die Verlustübersicht zeigte, dass hier rund 11 000 Pontier 17 000 Juden gegenüberstanden. Die "unbestimmte Zahl an Feinden" konnte ich so, an der Zahl an sichtbaren Gegnern abgeschätzt, auf mindestens 6000 Mann beziffern.
Ich hatte zwar die Initiative, jedoch auch ein ungutes Gefühl. Es galt meine Angriffsrichtungen festzulegen und darauf zu warten, dass Gegner seine Falle zuschnappen lassen würde. Erst dann hätte ich den feindlichen Plan vor Augen und würde wissen, ob meine Manöver den neuen Tatsachen standhalten würden. Mein Plan sah vor, meine schwere Infanterie an den beiden Flanken seines Zentrums zu massieren (mit Übergewicht rechts). Dadurch bot ich eine Lücke, in die, so hoffte ich, der Feind hineinstoßen, damit seine Kampflinie aufgeben und meinen Streitwagen und Kavalleristen günstige Ziele bieten würde (im besten Fall seine Flanken). Der Gegner hatte nämlich lediglich eine Einheit Schlachtenkavallerie (in dieser hielt sich sein Oberbefehlshaber auf), ich eine Überzahl an Adeligen Reitern und sogar eine Einheit Kataphrakte. Eine konservative Flankierung war durch das Gelände (die Wälder) nicht möglich, das der Gegner geschickt ausnutzte. Jedoch hatte ich mich genötigt gesehen, meine Kavallerie aggressiv gegen seinen Plänkler-Schirm einzusetzen, um zu verhindern, dass meine Infanterie von diesem zu sehr geschwächt würde. Damit war diese größtenteils damit beschäftigt, hinter dem rechten Wäldchen Plänkler zu verfolgen. Um den erwarteten gegnerischen Hinterhalt im Wald links abzuriegeln, setzte ich einen Großteil meiner leichten und mittleren Truppen ein. Zusammenfassend basierte mein Vorgehen also darauf, zu hoffen, dass meine linke Flanke lang genug halten würde, bis ich das gegnerische Zentrum besiegt haben würde.
Im Folgenden die Lage zu Beginn der ernsteren Kampfhandlungen:
Der Gegner hatte tausende mittlere Infanteristen, die nach Bewaffnung und Ausrüstung Miliz-Charakter aufwiesen, für seinen Hinterhalt angesetzt. Im Wald konnten meine zahlenmäßig unterlegenen Plänkler seine Männer längere Zeit hinhalten. Jedoch verschlechterte sich die dortige Lage von Runde zu Runde, wie am folgenden Beispiel von Thueropoi offensichtlich wird (deren Organisation war durch Verluste und das Gelände mittlerweile "Fragmented", sodass sie jeden Moment in Panik geräten würden):
Jedoch eröffnete sich im Zentrum die Möglichkeit, auf die ich spekuliert hatte: Einer Einheit Sichelstreitwagen zeigte sich die Flanke bereits in Unordnung geratener gegnerischer Infanteristen.
Die Wagen krachten in die feindliche Flanke und stürzte damit sowohl die angeschlagenen Gegner, als auch deren Kameraden zur Rechten, in wilde Flucht. Plötzlich sahen sich hunderte Bogenschützen dem Angriff der Wagen, die weiter die Flanke aufrollten, ausgesetzt und ließen sich in den Rückraum der Kämpfe zurückfallen. Schließlich stieben die gefürchteten Sicheln noch in eine weitere Einheit feindlicher Infanterie und brachten diese in Unordnung. Erst hier wurde die Höllenfahrt zum Stehen gebracht.
Die zweite Einheit Streitwagen hatte weniger Erfolg - sie wurde von der feindlichen Schlachtenkavallerie aufgerieben, ohne nennenswerte Gegenwehr leisten zu können. Trotzdem war mein Plan einigermaßen aufgegangen: Die linke Flanke des Gegners war vernichtet, noch ehe meine linke Flanke im Wald vollends zusammenbrach.
Gleichzeitig vertrieben meine Reiter rechts des kleinen Wäldchens und im gegnerischen Rückraum zahlreiche Plänkler-Einheiten vom Schlachtfeld und nahmen hunderte Gefangene. Im Folgenden eines der Scharmützel, hier zwischen zwei berittenen Bogenschützen:
Wie risikoreich mein Vorgehen gewesen war, zeigte die Statistik. Beide Seiten verloren 60% ihrer Männer, jedoch brach die feindliche Moral zu erst ein, sodass Pontus einen Sieg proklamierte und das Feld in der Nacht behauptete:
Die Juden hatten 600 Mann mehr verloren, jedoch hatten wir prozentual höhere Verluste zu beklagen:
So war dies kein vollständiger Sieg, auch wenn sich mein Gegner zurückgezogen hatte. Jedoch nehme ich einen solchen Phyrrussieg gerne. Die Pontier hatten Initiative gezeigt, den Feind aus seiner Defensivposition vertrieben und das Feld behauptet, obwohl dieser, in Anbetracht seiner Armeezusammenstellung, das Gelände zu nutzen verstand.
Zusammenfassend war mein Plan aufgegangen, jedoch wurde die Lage auf meiner Linken schneller prekär als erwartet, was die Schlacht zu einem "damn close-run thing" machte, frei nach Wellington. Im Nachinein hätte ich meine Kavallerie bedachter einsetzen können, jedoch war deren Arbeit gegen die Plänkler für den Sieg mitentscheidend.