Journalismus und seine Zukunft

Leider nicht lesbar der Artikel. Bezahlschranke.

Aber sehr überraschend ist das ja jetzt nicht, dass jeder von sich selbst am überzeugtesten ist. Allerdings sehe ich die sozialen Medien derzeit auch deutlich eher als Gefahr, denn als Bereicherung. Weil dort schlichtweg kaum noch eine Qualitätskontrolle oder Zensur stattfindet.

Auf Youtube bspw. findest du massenhaft nahezu jedes NS-Liedgut. Eigentlich sollte das als NS-Propaganda in Deutschland gar nicht zugänglich sein. Ist es aber. Und die Teenager von heute schauen sich dann mit leuchtenden Augen die HJ-Märsche ihrer Großeltern an. Die propagandistische Wirkung ist leider heute ähnlich wie damals, was sich gut an den Kommentierungen ablesen lässt, nach dem Motto "Damals war die Welt noch in Ordnung".

Zitat von John

Leider nicht lesbar der Artikel. Bezahlschranke.

Also bei mir ist der frei zugänglich und ich habe kein Spiegel+ Abo

Bei mir nicht. Definitiv ein +Artikel mit Bezahlschranke. 🤷🏼‍♂️

Also von den sozialen Medien bin ich auch immer weniger überzeugt. Wenn ich sehe, was mir da YT manchmal vorschlägt, wird einen regelrecht schlecht. Immer diese rechtsaußen Youtuber und AFD-Fanboys. Was deren Schwachsinnsbeiträge für Klickzahlen erreichen ist schon erstaunlich. Mehrere zehntausend oder sogar weit drüber innerhalb von Stunden oder nur einen Tag - wie geht sowas überhaupt. Aber noch schlimmer als diese Youtuber sind die die Kommentare die darunter stehen. Da hauts dich teilweise echt aus den Socken. Die sozialen Medien machen es diesen Spinnern/Nazis und Schwurblern echt viel zu leicht.

Zitat von John

Auf Youtube bspw. findest du massenhaft nahezu jedes NS-Liedgut. Eigentlich sollte das als NS-Propaganda in Deutschland gar nicht zugänglich sein. Ist es aber.

Sowas komplett zu verbieten ist aber irgendwie auch ad absurdum, weil es schon eine sehr strenge staatliche Zensur wäre. Wir wollen doch mündige Menschen heranziehen und dazu gehört auch der freie Zugang zu Informationen.

Wenn du auch einmal damit anfängst, NS-Liedgut zu verbieten wegen "Verbreitung von staatsfeindlicher Propaganda" oder ähnlichen Gründen wirst du auch genügend gute Argumente finden beispielsweise in Zukunft auch kommunistisches Liedgut zu verbieten oder weggekoppelt von politischen Ideologien eigentlich genauso religiöses Liedgut die beispielsweise irgendwelche Aufrufe zu Gewalt intus haben, also beispielsweise Kreuzfahrer-Chöre oder Muslimische-Kampfmärsche usw.

Du öffnest damit eigentlich eine Büchse der Pandora weil du dann mit der Zensur gar nicht mehr hinterherkommst und ein anderer Aspekt ist auch dann das potentielle "untertauchen" dieser Leute.

Die Leute bei den Youtube-Kommentaren sind nicht anonym, sie mögen es glauben aber fast jeder von denen ist nach einer kurzen Recherche relativ leicht auffindbar, wenn du dagegen beispielsweise rigoros diese Youtube-Videos automatisch sperrst, werden die Leute trotzdem Seiten oder Möglichkeiten finden sich über diese Videos auszutauschen, sei es andere Plattformen die versteckter oder exklusiver sind oder VPNs die es dann erschweren diese Personen zu Ihren realen Identitäten zuzuordnen.

Komplett auslöschen kannst du Ideologien eigentlich nie, deswegen ist es das beste was du tun kannst Sie zu überwachen und zu kontrollieren, sobald Sie eine Gefahr werden, muss man eingreifen aber solange es ein paar Teenager sind, die von den "guten alten Zeiten" träumen und dann meistens in späteren Jahren sich sowieso wieder davon distanzieren, ist es jetzt nicht unbedingt notwendig massiv einzugreifen.

Zitat von drache

Sowas komplett zu verbieten ist aber irgendwie auch ad absurdum, weil es schon eine sehr strenge staatliche Zensur wäre. Wir wollen doch mündige Menschen heranziehen und dazu gehört auch der freie Zugang zu Informationen.

Ich weiß nicht, wie das in Österreich gehandhabt wird, aber NS-Liedgut und NS-Symbolik sind in Deutschland seit 1945 verboten. War noch nie anders.

Zitat von drache

Wenn du auch einmal damit anfängst, NS-Liedgut zu verbieten wegen "Verbreitung von staatsfeindlicher Propaganda" oder ähnlichen Gründen wirst du auch genügend gute Argumente finden beispielsweise in Zukunft auch kommunistisches Liedgut zu verbieten oder weggekoppelt von politischen Ideologien eigentlich genauso religiöses Liedgut die beispielsweise irgendwelche Aufrufe zu Gewalt intus haben, also beispielsweise Kreuzfahrer-Chöre oder Muslimische-Kampfmärsche usw.

Siehe oben. Von „auf einmal“ kann hier keine Rede sein. Der einzige Unterschied zu früher ist, dass YouTube diese seit jeher verbotenen Inhalte nun plötzlich trotzdem frei zugänglich macht. Und das ist ein Problem und ein Rechtsbruch, der nicht ausreichend verfolgt wird, was mir schleierhaft ist.

Zitat von drache

Die Leute bei den Youtube-Kommentaren sind nicht anonym, sie mögen es glauben aber fast jeder von denen ist nach einer kurzen Recherche relativ leicht auffindbar, wenn du dagegen beispielsweise rigoros diese Youtube-Videos automatisch sperrst, werden die Leute trotzdem Seiten oder Möglichkeiten finden sich über diese Videos auszutauschen

Ja, aber die sitzen teilweise in Asien oder sonstwo. Und die Kanäle werden defacto erst nach Monaten gesperrt oder zensiert.

Zitat von drache

Komplett auslöschen kannst du Ideologien eigentlich nie, deswegen ist es das beste was du tun kannst Sie zu überwachen und zu kontrollieren, sobald Sie eine Gefahr werden, muss man eingreifen aber solange es ein paar Teenager sind, die von den "guten alten Zeiten" träumen und dann meistens in späteren Jahren sich sowieso wieder davon distanzieren, ist es jetzt nicht unbedingt notwendig massiv einzugreifen.

Teenager sind für sowas am empfänglichsten und einer der gefährdetsten Gruppen. Gerade die sollten keinen ungefilterten Zugang zur braunen Propaganda haben.

Beleg zum Verbot:

Vorwärts! Vorwärts! schmettern die hellen Fanfaren – Wikipedia

Horst-Wessel-Lied – Wikipedia

Ich weis das es verboten ist aber es war schon immer frei zugänglich im Internet, was du willst, wären staatliche Internet-Filter wie Sie China hat und genau da gelten die gleichen Argumente, du kannst den freien Zugang an Informationen im Internet als problematisch sehen, ich sehe Ihn als etwas grundsätzlich positives, komplett losgelöst davon ob man auch NS-Lieder im Internet findet oder nicht.

Zitat von John

Teenager sind für sowas am empfänglichsten und einer der gefährdetsten Gruppen. Gerade die sollten keinen ungefilterten Zugang zur braunen Propaganda haben.

In Kontext setzen, kann man das ganze ja trotzdem, kann man ja auch in der Schule darüber reden wenn man es beispielsweise mitkriegt und die Teenager darauf aufmerksam machen, was dahinter steckt aber Sie trotzdem komplett zu bevormunden und Ihnen schon die Möglichkeit wegzunehmen selbst zu erkennen "aha das ist NS-Propaganda, so hat man damals die Leute überzeugen können" empfinde ich als falschen Weg.

Zitat von John

Ich weiß nicht, wie das in Österreich gehandhabt wird, aber NS-Liedgut und NS-Symbolik sind in Deutschland seit 1945 verboten. War noch nie anders.

Das österreichische Verbotsgesetz ist soweit ich weis dem deutschen ziemlich ident aber bei uns kümmert man sich nicht allzu wirklich um die Umsetzung, zumindest nicht im Internet. Computerspiele im Zweiten Weltkrieg sind hier immer in der unzensierten Version erhältlich genauso hab ich es nur, ganz, ganz selten das irgendwelche Youtube-Videos blockiert sind.

Zitat von drache

Ich weis das es verboten ist aber es war schon immer frei zugänglich im Internet, was du willst, wären staatliche Internet-Filter wie Sie China hat und genau da gelten die gleichen Argumente, du kannst den freien Zugang an Informationen im Internet als problematisch sehen, ich sehe Ihn als etwas grundsätzlich positives, komplett losgelöst davon ob man auch NS-Lieder im Internet findet oder nicht.

Es hat aber extrem zugenommen in den letzten zehn Jahren. Meiner Ansicht nach ist das ganz erheblich mit dafür verantwortlich, dass so viele Menschen derzeit zum Rechtsradikalismus tendieren. Die Hemmschwellen sinken beständig, die Vergangenheit wird romantisiert und verklärt.

Zitat von drache

In Kontext setzen, kann man das ganze ja trotzdem, kann man ja auch in der Schule darüber reden wenn man es beispielsweise mitkriegt und die Teenager darauf aufmerksam machen, was dahinter steckt aber Sie trotzdem komplett zu bevormunden und Ihnen schon die Möglichkeit wegzunehmen selbst zu erkennen "aha das ist NS-Propaganda, so hat man damals die Leute überzeugen können" empfinde ich als falschen Weg.

Du unterschätzt die propagandistische Wirkung von Bild und Ton. Propaganda funktioniert vor allem emotional. Und die Gefühle von Macht, Überlegenheit, Einheit, Ordnung, Geschlossenheit, Disziplin werden noch heute erfolgreich mit diesen Bildern und Melodien transportiert. Gegen solche emotionalen Wirkungen kommst du mit rationalen Argumenten kaum an, zumal wenn du selbst vielleicht nur 45 Minuten Unterricht hast, die sich das aber stundenlang in ihren sozialen Medien reinknallen und abfeiern.

Die Propaganda von damals war einfach gut gemacht. Die wirkt auch heute noch gefährlich nach.

Wenn es nur YouTube wäre. Ich bin vor ein paar Wochen aus allen Wolken gefallen, als es im Spotify Autoplay plötzlich aus den Boxen schepperte "SS marschiert in Feindesland".

Es gibt ein Meldeformular, das aber am Smartphone unmöglich zu bedienen ist.

Naja, YT ist das, was ich so mitkriege. Aber sehr schlimm scheint wohl auch TikTok zu sein. Ich kriege es ja indirekt über die Schüler mit. Und es hat leider eine nicht unerhebliche Wirkung. Zur Zeit herrscht eine Stimmung in einigen Klassen, die ist gelinde gesagt widerlich.

Das was du da schilderst ist aber auch hart. Da kannst du ja ne Anzeige oder eins aufs Maul kriegen, wenn dir das in der falschen Situation passiert.

Ja. Ich saß zum Glück alleine in meiner Wohnung. Aber ich habe mich ziemlich erschrocken und bin zu meinem Handy gesprintet. Das Lied ist nach einer kurzen Recherche wohl in Deutschland auch tatsächlich verboten.

Man findet (oder fand, spontan habe ich ihn gerade zum Glück nicht mehr gefunden) auf dem Account auch Lieder der Nationalisten aus dem spanischen Bürgerkrieg. Ich habe ein paar republikanische Lieder zumindest in der erweiterten Rotation. Vielleicht bin ich so da gelandet 🤷.

Ja, ich finde da läuft definitiv etwas schief bei derartigen Plattformen. Vor einigen Jahren gab es dieses Problem so noch nicht. Jedenfalls war es damals bei Weitem nicht so ausgeprägt und wahrnehmbar wie jetzt. Wenn der Staat so etwas per Gesetz verbietet, dann muss er es ja auch irgendwie durchsetzen. Aber da hapert es gewaltig derzeit.

Der Vorteil vom Internet ist, dass man es zumindest theoretisch überwachen könnte. Wenn sich die Leute in einer Dorfkneipe in Sachsen radikalisieren, bekommt das im Zweifel niemand mit.

Dann lieber mit Klarnamen im Internet. Dann kann später niemand behaupten er habe von nichts gewusst.

Was ich hingegen nicht verstehe ist, warum Teenager jetzt hier als Problem dargestellt werden. Mangelnde Medienkompetenz ist in allen Altersgruppen verbreitet und auf Fakenews fallen Menschen aller Bildungsgrade rein.

Ich würde fast sagen, junge Menschen haben sogar eine vergleichsweise hohe Medienkompetenz.

Und wenn geltendes Recht nicht umgesetzt wird, liegt die Verantwortung beim Staat.

Zitat von Fairas

Was ich hingegen nicht verstehe ist, warum Teenager jetzt hier als Problem dargestellt werden. Mangelnde Medienkompetenz ist in allen Altersgruppen verbreitet und auf Fakenews fallen Menschen aller Bildungsgrade rein.

Ich würde fast sagen, junge Menschen haben sogar eine vergleichsweise hohe Medienkompetenz.

Das wage ich dann doch ernsthaft zu bezweifeln.

So hinterfragen viele der älteren Generation noch kritisch bzw. können wenigstens halbwegs einschätzen was eine seriöse Quelle ist und was nicht.

Bei vielen Jungen Leuten lässt sich dagegen beobachten das hierfür gar kein Bewusstsein existiert. Da rangieren dann halbwegs seriöse Quellen wie ZB. Tagesschau.de auf der selben Stufe wie irgend welche Verschwörungskanäle und Influencer auf TikTok und co., kommt ja schließlich alles aus dem Netz. Man weiß oft nicht mal was eine ernsthaft recherchierte Meldung von einer simplen Behauptung/Lüge unterscheidet.

Und ja auch bei vielen Erwachsenen besteht dieses Problem, bei ca. ein Drittel laut dem gestern von mir verlinkte Artikel.

Aber insgesamt sind junge Leute eben deutlich unkritischer gegenüber Sachen aus dem Internet.

Zitat von Flo78

So hinterfragen viele der älteren Generation noch kritisch bzw. können wenigstens halbwegs einschätzen was eine seriöse Quelle ist und was nicht.

Da wäre es jetzt an mir zu zweifeln. Sofern sie nicht schon bei der AfD hängen geblieben sind, nehmen die ja scheinbar alles für bare Münze, was von BILD oder beim CDU-Ortsverband verzapft wird.

Natürlich gibt es in jeder Generation solche und solche, aber ich nehme die junge Generation überwiegend positiv wahr.

Ich denke das Problem hierbei ist im einen wie im anderen Falle wieder das "die". Es gibt eben nicht "die Jugendlichen" oder "die Alten". Jede Generation hat ihre eigenen Schichten. Ein Jugendlicher von der Hauptschule tickt anders als einer vom Gymnasium. Ein vermögender Ex-Anwalt anders als eine Rentnerin mit Bürgergeldanspruch. Der Bildungsgrad macht häufig einen großen Unterschied. Außerdem spielt die Herkunft (bspw. Ost-West) eine Rolle.

Man kann sich da eigentlich nur detaillierte Studien ansehen und versuchen diese auszuwerten. Aussagen wie: "Die Jugend verdummt am Smartphone." oder "Alte wählen nur noch CDU" sind schlichtweg zu simplifizierend.

Ich glaube bspw. dass es bei der Smartphone-Nutzung bei Erwachsenen gar nicht so viel besser aussieht als bei Jugendlichen. Und das betrifft auch die älteren Generationen. Aber auch das müsste ich jetzt eigentlich erst einmal belegen...

Wie man hier sieht, sind die Unterschiede in den Altersgruppen bis 65 gar nicht so groß. Erst in der Altersgruppe über 65 Jahren gibt es einen nennenswerten Einbruch in der Nutzungsdauer pro Tag:

Smartphones - Tägliche Nutzungsdauer in Deutschland 2023 nach Alter | Statista

Das sagt allerdings noch nichts darüber aus, WAS da konsumiert wird. Dass es der Jugend grds. aber in manchen Bereichen noch schlichtweg an der nötigen Lebenserfahrung mangelt, ist nun auch eine Binse.

Interview mit Hans Jessen:

Wenn alle Journalisten so wären wie Hans Jessen, wäre die Welt vermutlich ein besserer Ort

In meiner Wahrnehmung der geistig fitteste 75-jährige. Also sowas wie das Gegenteil von Philipp Amthor.