Burschenschaften - heute noch zeitgemäß?

  • Es zementiert halt die typisch männlichen Machtstrukturen/Seilschaften und hält Frauen von Führungspositionen fern.



    wenn im Dorfverein die Mädchen nicht mitspielen dürfen halte ich das im Übrigen für ebenso bedenklich und das ist ebensowenig liberal.


    Und auch im Profibereich Frauen mitspielen können, sollten sie dies dürfen-.

  • Ich verstehe jetzt immer noch nicht was das liberalere an liberalen Burschenschaften sein soll.


    Sieht eher nach "alles genau gleich" aus, nur das man bei Wahlen halt sein Kreuz eher bei der FDP und nicht bei CDU/AfD macht.

    Du darfst dein Kreuz machen wo auch immer du willst, wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie sich am politischen Geschehen beteiligen, was sie wählen ist am Ende egal. Was uns von den konservativen Burschenschaften u.a. unterscheidet ist, dass Dinge wie Hautfarbe, Geburtsland und Religion für die Aufnahme irrelevant sind solange man Deutsch fließend spricht und sich zur Demokratie und dem deutschen Staat bekennt. Die CDUler fondest du übrigens eher bei den christlichen Verbindungen, bei uns sind mehr SPDler unterwegs (mag in anderen Städten anders sein).

    Na wenn die Burschenschaft so liberal ist, kann man im Nu an der Uni Kontakt mit örtlichen linken Strukturen aufnehmen und Sachen klarstellen.
    Das ist ja eigentlich unvermeidlich, das das passiert und kann mir gerade kaum vorstellen, dass örtliche linke Strukturen an der Uni nicht darüber im klaren sind, was die örtlichen Burschenschaften an der Uni so für eine Einstellung haben.

    Wäre schön wenn das so einfach wäre. Es gab z.B. von Seite des AStA "informationsveranstaltungen" oder Diskussionsabende, bei denen Verbindungsstudenten in Couleur teilnehmen wollten und nicht reingelassen wurden, da sie nicht willkommen seies (in einem der Fälle handelte es sich um einen schwarzen Landsmannschafter, keinen burschenschafter). Selbst nachdem er sich dazu bereit erklärt hatte sein Couleur abzulegen wurde er nicht reingelassen.


    Zudem gibt es oft einen unwillen sich mit uns in irgendeiner Weise auseinanderzusetzen, da wir ja böse Nazibuxen sind. es gibt in ein paar Städten durchaus Fortschritt in der Richtung, vor allem wenn Verbindungsstudenten im AStA sitzen, es ist jedoch nicht so einfach wie du das erscheinen lässt.
    Was in Städten wie Marburg noch erschwerend hinzu kommt, ist dass dort Verbindungen wie die Marburger Germanen sind welche tatsächlich Neonazis sind.


    Bzgl. der Aufnahme von frauen, es gibt auch Burschenschaften die Frauen aufnehmen. Einer der Gründe aus denen wir uns bisher noch keine Frau aufgenommen haben (wobei das thema aktuell bei uns diskutiert wird) ist, dass es sich bei uns in erster Linie um einen eng verschworenen Freundeskreis handelt. Bei gemischten Bünden kommt es früher oder später durch das aufkommen von Beziehungen zu internen Zerreißungen, das kann man sehr gut bei diversen Bünden beobachten.
    Im Endeffekt handelt es sich um eine etwas kodifizierte lebenslange Männerfreundschaft mit etwas drumherum.


    Ihr verhaltet euch doch sicher auch etwas anders wenn ihr nur unter euren Freunden seid als wenn Mädels dabei sind, oder?


    Wir haben ja auch keinerlei Problem damit wenn andere bünde Frauen aufnehmen und dergleichen, bisher ist das halt einfach nichts für uns. Wir unternehmen daber durchaus einiges mit Freundinnen und Bekannten von Bundesbrüdern, tatsächlich sind nahezu alle unserer veranstaltungen mit Damen.


    Ich hoffe dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt habe, ich bin nunmal Techniker und kein Germanist.

    "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
    aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
    - Albert Einstein


    "Kirche und Naturwissenschaften haben soviel miteinander zu tun wie Gruppensex und Bratkartofflen"
    -Werner Gruber

  • Armina Marburg, eine der größten "liberalen" deutschen Burschenschaften:


    "Als Mitglieder nehmen wir aber nur Männer auf"

    Aber schon der Begriff "Burschenschaften" weist ja darauf hin, dass die für Frauen eher weniger offenstehen. Würde man das adäquat altertümlich anpassen, müsste man ja von "Burschen- und Mädel-" bzw. "Burschen- und Dirnenschaft" sprechen und das wäre auch auch - jedes für sich - anrüchig. :grübel:

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Alles richtig was du sagst. Wegen sowas sind Burschenschaften eben antiquiert, sprich konservativ und nicht liberal.


    Die waren vielleicht mal bei ihrer Gründung im 19. Jahrhundert liberal, gemessen an den damaligen Umständen.


    Liberal bedeutet, abgesehen von dem FDP-Quatsch, für mich Freiheit und Fortschritt. Und den sehe ich bei den Studentenverbindungen eher nicht.


    Ich frage ja ständig danach aber bisher wurde mir noch kein entsprechendes Beispiel präsentiert.


    Ich sehe das auch äquivalent zu anderen Bünden aus der Vergangenheit wie Schützenvereine. Kann man machen, ist nicht per se gut oder schlecht.


    Steht für die Freiheit der Gesellschaft als Ganzes, das sie auch solch altes, im Grunde unnützes Zeug toleriert.


    Aber es steht ganz sicher nicht für Fortschritt.

  • Liberal bedeutet, abgesehen von dem FDP-Quatsch, für mich Freiheit und Fortschritt.

    Naja, die FDP hatte auch mal das sozialliberale stärker betont, dass dann aber irgendwann in den 90igern auf dem Altar des Wirtschaftsliberalismus geopfert, zumindest ist das die kabarettistsiche Sichtweise.


    Ich sehe das auch äquivalent zu anderen Bünden aus der Vergangenheit wie Schützenvereine.

    Es wird sich zeigen, wie die Vereine oder Zusammenschlüsse auf den Anpassungsdruck reagieren, d.h. ob sie sich öffnen und ändern, bzw. ob die eben obsolet werden, weil sie keine Mitglieder mehr finden. Gleiches gilt mMn. auch für die Vielzahl der Studentenverbindungen. Die Jugendbewegungen des frühen 20. Jahrhundert sind ja mittlerweile auch schon Randerscheinungen, obwohl sie damals "in" waren.

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  • Aber schon der Begriff "Burschenschaften" weist ja darauf hin, dass die für Frauen eher weniger offenstehen. Würde man das adäquat altertümlich anpassen, müsste man ja von "Burschen- und Mädel-" bzw. "Burschen- und Dirnenschaft" sprechen und das wäre auch auch - jedes für sich - anrüchig.

    Ich möchte an der Stelle mal erwähnen, dass der Begriff "Bursch" vom lateinischen "Bursa" abgeleitet ist, was für "Beutel" steht und sich daraus entwickelte, dass Studenten in sog. "Bursen" zusammenlebten, in denen man eine Gemeinsame Kasse hatte (die Bursa, neudeutsch auch als Börse bekannt).
    Der begriff Bursch hat sich daraus dann als allgemeiner Begriff für Studenten entwickelt, da diese früher allesamt männlich waren kommt die Assoziation von Bursch = junger Mann.
    Auch gemischte und Frauenverbindungen benutzen den Begriff "Bursch" für ihre Vollmitglieder.


    Im Prinzip heißt Burschenschaft also nichts anderes als Studentenschaft.


    Was ich eigentlich ausdrücken wollte ist, dass man in Studentenverbindungen im allgemeinen und Burschenschaften im speziellen das komplette politische Spektrum wiederfinden kann.


    Ich frage ja ständig danach aber bisher wurde mir noch kein entsprechendes Beispiel präsentiert.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht worauf genau du hinaus willst. Was ist denn etwas dass du bei einer liberalen Burschenschaft erwarten würdest?

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  • Eine Unterschied in der Außenwahrnehmung?

    Was genau meinst du damit? Du läufst wahrscheinlich jeden Tag Verbindungsstudenten über den Weg ohne dass du sie als solche erkennst. Band trägt man in der Regel nur bei Veranstaltungen der eigenen verbindung oder anderer verbindungen und Vollcouleur ist nur für formelle Anlässe. Du rennst wahrscheinlich auch nicht jeden tag im Anzug durch die gegend.

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  • Wie würde eine liberale Burschenschaft deiner Auffassung nach aussehen bzw. welche bedingungen müsste eine Burschenschaft erfüllen um als liberal bezeichnet werden zu können?

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  • Ich versuche mich mal über den Titel des Threads heranzutasten: Sind Burschenschaften heute noch zeitgemäß?


    Mit den von mir genannten Elementen wie den Bändern, Mützen, Fahnen etc. sowie der (teilweise) verpflichtenden Mensur und Ritualen bei denen Trinken üblich (wenn auch nicht verpflichtend) ist (Alkohol ist nachweislich eine der schädlichsten Drogen überhaupt, warum sollte man sowas idealisieren?), sind Burschenschaften für mich nicht mehr zeitgemäß.


    Trotzdem können sie, im Sinne der Toleranz gegenüber konservativen Mitbürgern, weiterhin bestehen bleiben (sofern sie eben keine rechten oder anderweitig extremistischen Kaderschmieden sind).


    Ich habe das glaube ich bereits auch schon mal früher in diesem Thread erwähnt, gegen eine Studentenverbindung an sich habe ich nichts, zur Förderung von Gemeinschaft, der gegenseitigen Unterstützung, dem Rat Ehemaliger etc.


    Was ich mich im Gegenzug noch frage ist, was man sich als liberale Burschenschaft unter dem Label "liberal" vorstellt?

  • Mit den von mir genannten Elementen wie den Bändern, Mützen, Fahnen etc. sowie der (teilweise) verpflichtenden Mensur und Ritualen bei denen Trinken üblich (wenn auch nicht verpflichtend) ist (Alkohol ist nachweislich eine der schädlichsten Drogen überhaupt, warum sollte man sowas idealisieren?), sind Burschenschaften für mich nicht mehr zeitgemäß.

    Zum Alkoholkonsum: Das ist im allgemeinen in der Gesellschaft üblich, sei es auf Partys, an Geburtstagsfeiern, oder einfach beim gemütlich im Biergarten sitzen. Im Prinzip wird bei nahezu jeder Gemeinschaftsaktivität gelegentlich Alkohol konsumiert, bei Studenten und jungen Leuten im Allgemeinen häufiger als beim Rest der Gesellschaft. Das als was besonderes bei burschenschaften darzustellen ist nicht korrekt. Wenn überhaupt werden weniger hochprozentige Alkohole konsumiert, da man eher Bier und Wein trinkt, u.a. weil man auf dem Haus meist eine Theke mit reichlich Biervorrat hat.
    Ich habe als Student bei anderen Veranstaltungen deutlich mehr getrunken als wenn ich auf Bundveranstaltungen war (wobei ich selbst seid mittlerweile nem halben Jahr nichts mehr getrunken habe und nie der große Trinker war).



    Was ich mich im Gegenzug noch frage ist, was man sich als liberale Burschenschaft unter dem Label "liberal" vorstellt?

    Als Abgrenzung zu den konservativeren Burschenschaften.
    Wir setzen uns für Meinungsfreiheit ein und (zu Teilen) setzen uns für ein zusammenwachsen Europas ein und sind im allgemeinen weiter links politisch zu verordnen.
    So sind Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung völlig irrelevant für die Aufnahme, während die konservativen Bünde in diesen Punkte zu teilen Einschränkungen haben, z.B. bei christlichen Bünden der vorgeschriebene Glaube.
    Da es innerhalb der Bünde aber meist ein sehr buntes politisches Spektrum vertreten ist (bei mir im Bund z.B. SPDler, Grüne, CDUler, FDPler, Humanisten, Linke) kann man Verbindungen nur schwer einordnen.


    Ansonsten befinden sich Verbindungen Konstant im Wandel, die von dir genannten Dinge werden nicht von allen Bünden so gehandhabt, es ändern sich durchaus Dinge.
    Sei es das Bünde beginnen Frauen aufzunehmen, ihre Farben ändern, Pflichtmensuren abschaffen (so vor einigen Wochen bei uns geschehen) oder ihre Zukunftsausrichtung ändern.


    Wir wollen aber die Traditionen welche sich bewährt haben und immer noch gut funktionieren behalten und nicht einfach alles abwerfen weil es alt ist.
    Um Thomas Morus zu zitieren: "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme." Dementsprechend werfen wir ab was wir nicht mehr brauchen und behalten das was uns hilft.



    Fun Fact zum Thema Fechten: Es gab vor kurzem die erste Mensur zweier Transsexueller Damen.


    Edit:


    Auch gemischte und Frauenverbindungen benutzen den Begriff "Bursch" für ihre Vollmitglieder.

    Ein Punkt wo Bünde mit Frauen bei der Benennung ihrer Mitglieder Unterschiede vornehmen ist die Benennung der ausstudierten Mitglieder.
    Die männlichen Mitglieder werden üblicherweise als "Alte Herren" bezeichnet, da den Damen die Bezeichnung "Alte Damen" nicht gefiel werden diese üblicherweise als "Hohe Damen" bezeichnet.

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  • Wir setzen uns für Meinungsfreiheit ein und (zu Teilen) setzen uns für ein zusammenwachsen Europas ein


    Okay, das wäre dann wieder ein Trugschluss meinerseits. Ich dachte Burschenschaften/Studentenverbindungen, beschäftigen sich in erster Linie mit sich selbst. Wie genau setzt ihr Euch für Meinungsfreiheit und ein Zusammenwachsen Europas ein?


    Und was den Teil mit den Traditionen angeht, ich sehe das eben als konservativ an.

  • Okay, das wäre dann wieder ein Trugschluss meinerseits. Ich dachte Burschenschaften/Studentenverbindungen, beschäftigen sich in erster Linie mit sich selbst. Wie genau setzt ihr Euch für Meinungsfreiheit und ein Zusammenwachsen Europas ein?

    Zum einen durch die Weiterbildung der eigenen Mitglieder, dann Veranstalten wir und unser Dachverband Vortragsabende und Diskussionsveranstaltungen zu denen auch die Öffentlichkeit eingeladen ist, da kommen durchaus auch regelmäßig Komilitonen von Bundesbrüdern und andere Verbindungsstudenten. Dann sind einige Bundesbrüder selbst politisch aktiv, was wir natürlich unterstützen, bis zum letzten Semester hatten wir zwei Leute im Studierendenparlament.


    Dabei sind unsere Optionen als einzelner Bund natürlich dadurch eingeschränkt, dass bei knapp 20 aktiven Studenten und 90-100 alten Herren unser Einfluss sich in Grenzen hält, vor allem da di AHs über die ganze Welt verstreut sind.


    Zudem bekommen wir leider von SPD, Linken und Grünen häufig Absagen wenn wir sie einladen, teilweise weil sie Repressalien ihrer eigenen Partei befürchten. Nach der letzten Bundestagswahl gab es eine Podiumsdiskussion zu der alle im Parlament vertretenen parteien eingeladen wurden, Grüne und Linke haben uns ignoriert und der SPD Kandidat ist ein paar Tage vorher abgesprungen, hat sich zumindest dafür bei uns entschuldigt.


    Eines der hauptziele unseres Bundes ist es, unsere Mitglieder dazu anzuregen sich aktiv am politischen geschehen zu beteiligen, so muss man z.B. um Vollmitglied (Bursch) zu werden einen Vortrag zu einem politisch (mehr oder weniger) relevanten Thema gehalten haben.

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