Entwicklungen in Lateinamerika

  • Die Kolumbianer lehnen mehrheitlich das Friedensabkommen mit der FARC ab. Das ist aus meiner Sicht eine Katastrophe für das Land. Das war der größte Hoffnungsschimmer für dieses vom Drogenbürgerkrieg gebeutelte Land seit Jahrzehnten. Hoffentlich bricht der Krieg nun nicht schlimmer aus, als er je war.

  • Na was soll denn passieren?
    Die Regierung und die FARC sind sich einig. Wenn man die Waffen ruhen läßt wie versprochen, braucht man das Volk nicht für einen Frieden.
    Es sei denn, die Bevölkerung rüstet jetzt auf und macht eine neue Front auf.


    Oder sieht die Regierung das als Aufforderung, das Militär wieder loszuschicken? Kenne die genauen Zusammenhänge nicht....

  • Es sind nur 37% zur Abstimmung gegangen. Die Ablehnung lag bei 50,2% Eine Zustimmung galt als sicher.
    Der aktuelle Präsident Santos ist damit ziemlich geschwächt. Er hatte sich für die von der FARC geforderte Generalamnestie und eine politische Einbindung der FARC durch für mehrere Jahre garantierte Plätze im Parlament eingesetzt. Die Gegenkampagne führte sein Vorgänger und ehemaliger politischer Ziehvater Uribe. Dessen Vater wurde von der FARC umgebracht. Er will den Friedensvertrag "neu verhandeln" und die FARC-Mitglieder wegen ihrer Verbrechen ins Gefängnis stecken. Damit dürfte die FARC kaum große Motivation haben, den Friedensvertrag abzuändern. Was dann wohl erneut in den bewaffneten Konflikt führt.


    Und ja, die Regierung hat ausdrücklich keinen Plan B in der Tasche. Auch wenn der Waffenstillstand VORERST noch aufrecht erhalten bleiben soll.

  • Warum das denn?
    Wenn die Regierung keinen Auftrag bekommen hat, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen, wird sie es wohl auch nicht tun.
    Die FARC würde gut daran tun, dies auch nicht zu tun. Ein besseres Angebot wird sie nicht bekommen. Wenn es jetzt erst einmal die nächsten Monate ruhig bleibt, hat man die besten Aussichten, das ganze in einigen Monaten noch mal auf den Tisch zu bringen.
    Die Kommandeure der FARC müssen ihre Jungs "nur" im Zaum halten und große Demonstrationen der 50,2% für eine Wiederaufnahme der Kämpfe wird es auch nicht geben.
    Aussitzen und Füße stillhalten; würde ich empfehlen.

  • Das Problem ist doch, wenn die Rebellen nicht ins normale Leben überführt werden können weil sie Gefängnisstrafen zu fürchten haben, dann werden sie auch wieder anfangen mit illegalen Methoden Geld zu verdienen und dann beginnt der Konflikt von neuem. Ich gebe Dir recht, noch ist nicht alles verloren, aber die Situation ist jetzt sehr kritisch.


    Auf jeden Fall ist die Wahlbeteiligung bei so einer Abstimmung echt heftig.

  • Das Volk entscheidet sich vor allen gegen den Kompromiss.
    Eine sehr große Schwäche von Volksabstimmungen, da sie nur schwarz und weiß kennen.


    Es will wohl Frieden aber nicht mit dem harten Drops den man damit lutschen muss.
    Straflosigkeit...etc.


    Und gegen sowas kann man hervorragend Stimmung machen.
    "Über Jahrzehnte gemordet und jetzt sollen die dafür belohnt werden!?"
    Ist ja auch erstmal schwer zu verstehen.
    Die niedrige Wahlbeteiligung verstehe ich allerdings auch nicht.

  • Die niedrige Wahlbeteiligung liegt wohl daran, dass der Konflikt kaum noch bis zu den Städten reichte. Sprich die Stadtbevölkerung sich überhaupt nicht mehr für den Konflikt interessierte, da nicht betroffen.

  • Aktuell war es ein Aufruf von Gewerkschaften und Sozialverbänden, es ging gegen geplante Arbeitsmarktreformen.


    Zwischen Venezuela und Brasilien gibt es aber deutliche Unterschiede. Brasilien ist eher westlich geprägt. Venezuela ist/war lange kommunistisch. Sprit-Mangel in einem der erdölreichsten Länder der Welt, sowas schaffen nur Kommunisten :D

  • Sie bezeichnen sich als "Sozialisten". Zeigt ein weiteres Mal mehr, dass Sozialismus ohne echte Demokratie nicht funktioniert. Erzwungene Enteignungen und eine Politik GEGEN die Oberschichten und Wirtschaftseliten führt langfristig immer in die Sackgasse. Man muss alle Teile der Bevölkerung mitnehmen und überzeugen, wenn man langfristig die soziale Situation verbessern will. Das dauert zwar oft Jahrzehnte länger um Erfolge zu bewirken, aber diese sind dann wenigstens langfristig. Bei Venezuela ist schon jetzt abzusehen, dass die vermutlich später wieder in eine Art Steinzeitkapitalismus wechseln werden, der für viele Betroffene auch eine Katastrophe wäre. Wenn die so weiter machen, ist Venezuela irgendwann ein gescheiterter Staat. Ist es eigentlich jetzt schon. Kein Geld mehr. Regale leer. Kein Sprit mehr. Keine Medikamente mehr. Und die Flughäfen werden kaum noch angeflogen. Und kürzlich sind sie aus der Organisation der Amerikanischen Staaten ausgetreten. Bewegt sich alles Richtung Revolution bzw. Bürgerkrieg.

  • Naja, ganz so kann man das nicht vereinfachen, Uruguay und Chile sind relativ fortschrittliche Nationen mit Korruption auf westeuropäischem Niveau, und einer Wirtschaftsleistung auf Osteuropäischem Niveau, Chilenen haben sogar eine höhere Lebenserwartung als US-Amerikaner.
    Argentinien und Bolivien sind etwas weniger eindeutig haben aber in den vergangenen Jahren auch gute Fortschritte gemacht

  • Irgendwelche Verwandtschaft von mir sind Großgrundbesitzer in Paraguay, wenn in Deutschland mal alles den Bach runter geht niste ich mich dort ein :pfeif:
    Die Geschichte von dem Teil der Familie ist, sagen wir mal "klassisch", mein Uropa hat einiges an Geld damit verdient, indem er den Ureinwohnern irgendwelchen Tand für exotische Federn/Federschmuck gegeben hat, den konnte er in Europa teuer verkaufen. Vor 100 Jahren ging das scheinbar noch gut genug.


    Zum eigentlichen Thema: Wenn man es sich überlegt, viele dieser Länder sind durchaus groß und verfügen über jede Menge Bodenschätze. Ohne dieses schwanken zwischen extremer linken und extremer rechten, wäre der Kontinent heute vermutlich ganz vorne mit dabei. Ich frage mich ob man, jetzt wie in Venezuela, ohne das eingreifen der CIA vielleicht schon früher gemerkt hätte, dass auch der extrem linke Weg nicht der beste ist und man früher in mehr Ländern zu einem Mittelweg gefunden hätte. Venezuela ist zumindest aktuell ein gutes Beispiel dafür wie man es nicht machen sollte.

  • Ich frage mich ob man, jetzt wie in Venezuela, ohne das eingreifen der CIA vielleicht schon früher gemerkt hätte, dass auch der extrem linke Weg nicht der beste ist und man früher in mehr Ländern zu einem Mittelweg gefunden hätte.

    CIA? Bitte was?
    Selbst Chavez ist ursprünglich nicht davon ausgegangen dass die Amerikaner mit dem Putschversuch 2002 was zu tun hatten, sie haben ihn ja sogar davor gewarnt und die Opposition wissen lassen, dass ein Putsch nicht unterstützt wird. Erst später hat der gescheiterte Militärputschist Chavez behauptet die USA hätte dahinter gesteckt um von Problemen abzulenken.


    Abgesehen davon, dass man schon vor Venezuela bewundern durfte, was für "Segnungen" der Sozialismus gebracht hat, Stichwort Kuba, wobei Castro nicht derart unfähig war wie Maduro es ist.

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