Entwicklungen in Lateinamerika

  • Gibt es Verlässliche Zahlen wie viele Soldaten Guaido hinter sich hat?

    Die Situation zum derzeitigen Zeitpunkt ist relativ unübersichtlich.
    Die meisten Generäle scheinen abzuwarten oder stehen auf Maduros Seite, bisher hat sich erst einer zu Guiado bekannt.
    Die Opposition hat zwar verkündet, die Mehrzahl der mittleren und unteren Ränge hinter sich zu haben, bisher sind allerdings erst einige dutzend bis hunderte den Schritt gegangen und haben sich den Demonstrationen direkt angeschlossen, zu mindestens in der Hauptstadt, die Informationslage im Rest des Landes ist relativ schlecht, was nicht heißt, dass man wirklich genau weiß was in Caracas abgeht, Maduro und seine Getreuen tun ihr bestes um eine Berichterstattung zu unterbinden.


    Daneben gibt es dann noch die Nationalgarde, von dieser hat man in der derzeitigen Krise noch wenig gesehen, auch wenn sich einige Soldaten Guiado angeschlossen haben.


    Auf Seiten Maduros gibt es dann noch einiges an Partei-Eigenen Milizionären, kein Gegner für die Streitkräfte, wenn diese aber nicht in großer Zahl zu Guiado überlaufen, sollten sie durchaus in der Lage sein, Demonstranten zu massakrieren.

    Fraglich ist ob Brasilien und die USA den eingenommenen Luftwaffenstützpunkt Libertador startegisch nutzen können um Guiado unter die Arme zu greifen.

    Direkt militärisch?
    Nein, um auf einer Basis Kampfflugzeuge zu stationieren braucht es einiges an Infrastruktur um diesen speziellen Typ Kampfflugzeug zu unterstützen, da Venezuela russisches Equipment hat, würde es Monate dauern ihn für US-Jets zu konfigurieren.
    Was theoretisch möglich ist, ist dort Transportflugzeuge zu landen, die Hilfsgüter (humanitär oder militärisch) bringen.


    Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die USA und ihre lokalen Verbündeten, wenn sie sich entscheiden sollten direkt militärisch tätig zu werden, genügend Stützpunkte in der Nähe haben (Puerto Rico ist vergleichsweise nah an Venezuela, noch näher sind natürlich Brasilien und Kolumbien), nicht vergessen sollte man auch die Flugzeugträger der US-Navy und die Helikopterträger der Marines.

  • Einem Leak zufolge hat sich der amtierende Präsident von Brasilien Bolsonaro quasi ins Amt "putschen" lassen. So hatte der jetzige Justizminister Moro als Richter den ehemaligen Präsidenten Lula da Silva nicht nur verurteilt, sondern zuvor den Staatsanwälten mehrfach Tipps zukommen lassen. Auch wurde danach versucht ein Interview mit dem inhaftierten Lula da Silva zu verhindern.


    Die Rechtmäßigkeit der Verurteilung war in Ermangelung von Beweisen bereits international beanstandet worden.


    Lula da Silva hätte die Wahl zum Präsidenten wohl gewonnen, vor seiner Verurteilung lag er in den Umfragen vorne.


    https://www.heise.de/tp/featur…c7yQLpjX4ki3WenWl8CIDF2pk

  • Ein Begleiter des brasilianischen Präsidenten wurde auf dem Weg zum G20-Gipfel mit 39 kg Kokain im Koffer verhaftet.


    https://www.tagesspiegel.de/ge…-inhaftiert/24498052.html


    Scheinbar wurde er nur erwischt, weil der Koffer zu schwer war, er hätte also nur etwas bescheidener sein müssen.


    Da fällt die After-Show-Party in Osaka wohl aus :thumbsup:

  • In Bolivien haben sich Teile der Polizei den seit Wochen andauernden Protesten gegen den Präsidenten Evo Morales angeschlossen, für diesen war der Druck damit zu hoch, so dass er nun Neuwahlen angekündigt hat.


    https://www.tagesschau.de/ausland/bolivien-proteste-101.html


    Edit:


    Nachdem der Armeechef und der Chef der Polizei den Präsidenten zum Rücktritt aufgefordert haben, ist Evo Morales inzwischen zurückgetreten.

    "Je mehr die Menschen wissen, desto weniger müssen sie glauben"
    Bodo Wartke

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  • Bin überhaupt nicht im Thema... ist sein Rücktritt nun ein Fortschritt oder eher angehendes Chaos.

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    Solange du dich bemühst, andere zu beeindrucken, bist Du von dir selbst nicht überzeugt. Solange Du danach strebst, besser als andere zu sein, zweifelst Du an deinem eigenen Wert. Solange Du versuchst, dich größer zu machen, indem du andere kleiner machst, hegst Du Zweifel an deiner eigenen Größe. Wer in sich ruht, braucht niemandem etwas beweisen. Wer um seinen Wert weiß, braucht keine Bestätigung. Wer seine Größe kennt, lässt anderen die ihre.
    -Verfasser unbekannt

  • Tendenziell ein Fortschritt. Morales war in seiner ersten Amtszeit durchaus ein guter Präsident, irgendwann hat ihn aber der Größenwahn gepackt.
    Er wollte die Verfassung ändern um eine vierte Amtszeit zu bekommen. Das Volk hat das in einem Referendum abgelehnt, er ist trotzdem angetreten.
    Scheinbar kam es bei der Wahl dann auch noch zu Manipulation zu seinen Gunsten.


    Irgendwie schade, wäre er nach 2 Amtszeiten zurückgetreten wäre er heute ein respektierter elder statesmen.


    Was nach ihm kommt ist offen, Chaos dürfte es vermutlich nicht werden, es gibt eine organisierte Opposition, eine Starke Zivilgesellschaft, und nicht zuletzt zahlreiche Gouverneure seiner eigenen Partei, die sich zwar von ihm distanziert haben, aber nach wie vor im Amt sind.

  • Abwarten, der Konflikt zwischen indigenem Hochland und wirtschaftlich starkem Tiefland ist gerade wieder am aufflammen und neben der demokratischen Opposition haben die ultrarechten schon eine Übergangsregierung aus Polizei und Militär gefordert, was dann der schnellste Weg in Richtung Diktatur wäre. Und Morales ist zwar zurückgetreten, aber jetzt in das Gebiet geflüchtet wo seine Anhänger am stärksten sind, nicht auszuschließen dass er noch nicht ganz aufgegeben hat. Von daher wäre ich mit Prognosen erstmal vorsichtig.

  • Eine gute Doku über die derzeitige Lage in Venezuela:



    Enthält auch starke Kritik an den vor allem von den USA, aber auch der EU verhängten Sanktionen.


    So wird etwa eine Untersuchung erwähnt, wonach nur etwa 4% aller Sanktionen welche die USA jemals (z.B. gegen Iran, Nordkorea) verhängten, die gewünschte politische Wirkung erzielt haben.


    Unterm Strich führen die Sanktionen einfach dazu, dass die Bevölkerung leidet.


    Einer der Wissenschaftler vergleicht das mit einer Belagerung im Mittelalter bei dem eine Stadt ausgehungert wird.


    Seit Beginn der Sanktionen ist die Sterblichkeitsrate in Venezuela um 31% gestiegen, Venezuela bringt nach Syrien weltweit die meisten Flüchtlinge hervor.


    Und ich bin erst bei der Hälfte...


    Edit:


    Im Laufe dieses Jahres gab es zwischen der Regierung Maduro und der Opposition von Guaidó Vermittlungen von Norwegen. Diese führten fast dazu, dass sich die beiden Lager fast auf Neuwahlen geeinigt hätten.
    Aus Furcht Maduro könnte gewinnen, haben die USA im Juli die Sanktionen noch einmal deutlich verschärft, woraufhin die Gespräche abgebrochen wurden.


    Ziemlich gegen Ende der Doku: Auch Guaidó hat bisher keinen Plan vorgelegt wie er Korruption und Misswirtschaft beenden will. Deshalb ist es relativ unwahrscheinlich, dass ein Regierungswechsel überhaupt eine Verbesserung mit sich bringen würde.

    "Je mehr die Menschen wissen, desto weniger müssen sie glauben"
    Bodo Wartke

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  • Spannende Entwicklung. In Chile nahmen 72% der Bevölkerung an einem Referendum über eine neue Verfassung teil und lehnten mit 62% die neue Verfassung, vor allem von linken Bürgerechtsbewegungen entworfen, ab. Damit bleibt die alte, noch unter Pinochet’s-Militärdiktatur entstandene Verfassung für Chile auch für die Zukunft weiterhin in Kraft. Sie gewährleistet große wirtschaftliche Freiheiten und sichert dem chilenischen Militär eine starke gesellschaftliche Position.


    Chile: Bevölkerung schmettert neue Verfassung ab - DER SPIEGEL

  • Moin,


    es wäre wahrscheinlich besser gewesen, über einzelne Teile separat abzustimmen.


    Es wurden einfach über zu viele revolutionäre Themen in einem Referendum abgestimmt. Zum Beispiel, daß in Staatsorganen eine Quotenregelung eingeführt werden soll, die garantiert, daß die Hälfte der Stellen mit Frauen besetzt sind. Ich halte absolut nichts von Quotenregelungen, weil damit nicht das volle Potenzial an Bewerbern ausgeschöpft wird, und Stellen ggf. mit kompletten Dumpfbacken besetzt werden, der Quote willen.

    Formulierungen, wie nach Möglichkeit sollten die Stelle pari pari besetzt werden oder bei gleicher Eignung ist x zu bevorzugen, um Gleichheit zu erreichen, sind da besser.


    Auch die anderen Themen waren sehr gewichtig. Einfach schlecht gemacht. Kein Wunder, daß das Referendum nicht

    durchging.


    Farvel - Like

  • Wäre es durchgegangen, dann wäre es auch eine, wenn nicht die längste Verfassung der Welt gewesen. Man hat halt Zeug reingeschrieben, dass an der Realität vieler Menschen vorbeigeht, auch von denen, die Änderungen wollten. Und viele Sachen, die man eigentlich nach einem längeren demokratischen Prozess in Gesetze umsetzt, hätten dann Verfassungsrang gehabt. Da stecken durchaus viele gute Ideen mit drin, aber es war schon irgendwie ein scheitern mit Ansage. Ich hoffe trotzdem, dass man dann wenigstens noch ein bisschen was an der alten Verfassung anpasst.

  • Wenn 62% die neue Verfassung ablehnen ist da aber gewaltig was schief gegangen. Das sind dann nicht nur die Konservativen der "ewig Gestrigen", Militärs, Kirchen usw. usf.

    Hab mal auf Tagesschau nachgesehen und man war wohl der Meinung es sei eine gute Idee die neue Verfassung einzig von Mitgliedern des linken Spektrums ausarbeiten zu lassen. Wie man jetzt sieht war es das wohl doch nicht. :rolleyes:

  • In Peru ist der versuchte Staatsstreich des linken Präsidenten Castillo innerhalb weniger Stunden gescheitert. Er hatte versucht die eigene Absetzung aufgrund mehrerer Korruptionsaffären durch das Parlament zu verhindern, indem er das Parlament auflösen und die Verfassung außer Kraft setzen wollte. Militär, Polizei, Bevölkerung, Nationalversammlung und die eigenen Minister spielten nicht mit. Zuletzt sprachen sich 70% der Bevölkerung gegen ihn aus. Castillo wurde durch die Polizei inhaftiert, die bisherige Vizepräsidentin vereidigt.


    Castillo hatte sich als Außenseiter bei den letzten Wahlen überraschend gegen die Tochter des ehemaligen Präsidenten Fujimori durchgesetzt. Er stammt aus bäuerlichen Verhältnissen und war ursprünglich Lehrer. Viele befürchteten mit seinem Machtantritt eine Venezuelaisierung der peruanischen Politik.

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