Wir haben ja zur Zeit die wahrscheinlich größte Flüchtlingswelle seit dem zweiten Weltkrieg. Ich finde in den letzten Monaten hat das Thema unheimlich an Fahrt aufgenommen.
Man hört, dass alleine am Kanaltunnel von Calais seit Juni mindestens 9 Flüchtlinge dabei ums Leben kamen, als sie versuchten auf Züge nach England aufzuspringen.
Im Mittelmeer kommen täglich tausende an die europäischen Küsten. Vor allem aus Afghanistan, Syrien, Pakistan, Somalia und Libyen. Daran dass fast wöchentlich wohl hunderte Männer, Frauen und Kinder ertrinken oder bei der Überfahrt ersticken haben sich die Nachrichten schon fast gewöhnt. Es gibt nur noch Meldungen, wenn die Anzahl der Opfer besonders hoch ist.
Griechenland ist völlig überfordert mit der Anzahl der dort eintreffenden Flüchtlinge. Teilweise sollen schon auf griechischem Boden Flüchtlinge verdurstet sein, aufgrund der mangelnden Versorgung durch die griechischen Behörden. Ungarn will bis Ende diesen Monats seine gesamte Südgrenze mit einem Grenzzaun gegen Flüchtlinge abdecken. Dies führte zu einem enormen Anwachsen der aktuellen Fluchtbewegungen im Balkan, weil alle es vorher noch schaffen wollen. Im Dänischen Wahlkampf sprechen nahezu alle Politiker davon, dass sich das Land schützen müsse. In Großbritannien geht die Regierung massiv gegen Flüchtlinge und Menschen vor, die diesen helfen. Es gibt dort hohe Strafandrohungen und es wird über die Einführung der Meldepflicht nachgedacht. Österreich wurde vor kurzem vom UN-Menschenrechtsbeauftragten ermahnt, weil die Bedingungen in den österreichischen Auffanglagern so erschreckend schlecht seien. Vor einigen Tagen beklagte der UN-Flüchtlingsbeauftragte, dass es nicht sein könne, dass Schweden und Deutschland alleine einen Großteil der Flüchtlinge aufnähmen, hier sei mehr europäische Solidarität gefragt. In Berlin leben die Flüchtlinge bereits auf der Straße, weil es an Unterbringungsmöglichkeiten fehlt. In Bayern und anderen Bundesländern leben die Flüchtlinge inzwischen in großen Zeltlagern, da sie anders nicht untergebracht werden können. Ärzte beklagen auch in Deutschland eine mangelhafte Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge gerade in diesen Zeltstädten. In meiner eigenen Heimatstadt wird zu Spenden aufgerufen, um die dortigen 50 Flüchtlinge zu unterstützen. Inzwischen stand sogar irgendwo in der Zeitung, dass man langfristig über Zwangseinquartierungen von Flüchtlingen in leerstehenden Privatwohnungen nachdenke. Also gegen den Willen der Eigentümer. Und jetzt ist noch Sommer. Wie soll das erst im Winter werden?
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals seit dem zweiten Weltkrieg eine so extreme Situation hatten. Und ich glaube es fängt ja gerade erst an. Das wird ja nicht im nächsten Jahr plötzlich alles aufhören. Ich denke wir erleben gerade eine historische Situation, über die wir in Zukunft noch in den Geschichtsbüchern lesen werden. Wie nehmt ihr die Situation wahr? Wie sieht es in eurer Heimatstadt aus?