Daesh (IS) / Bürgerkrieg in Syrien / Russische Intervention in Syrien

  • Angeblich gab es einen Angriff der Syrischen Rebellen mit Giftgas auf Aleppo. Das melden zumindest das Syrische Staatsfernsehen und Russland.


    Ich habe eben Bilder sehen können...und war doch sehr stutzig. Tut mir leid, aber Giftgasopfer sehen anders aus. Man sah eigentlich gar keine Verletzungen - nur Menschen mit Atemmasken, die aber auch noch fleißig interviewt werden konnten.

  • Ja eben. Die Rebellen sind so gut wie besiegt. Ob sie dann noch solche Mittel haben? Warum dann so ein Angriff auf die Bevölkerung? Um es Assad in die Schuhe zu schieben? Klingt plausibel...aber auch irgendwie zu einfach. Vor allem wenn Assad's Regime-Medien dann damit um die Ecke kommen. Warum haben sie nicht bei den vergangenen Giftgaseinsätzen auch als erstes berichtet? Zumindest ist das mein Kenntnisstand.


    Vielmehr glaube ich, dass Assad damit die Waffenruhe torpedieren möchte um den Rebellen schnell den Rest geben zu können ohne das der Westen darauf eine Antwort hätte oder sich besser vorbereiten könnte.


    Die Art und Weise diesmal läßt mich aber irgendwie eine russische Federführung erkennen. Normalerweise haben intelligente Menschen den Vorteil sich dumm und blöd stellen zu können. Gegenteilig ist das schon schwieriger. :) Aber bei dieser, irgendwie, dilettantischen Berichterstattung, kommt mir da der Verdacht der Desinformation im "russischen Stil" auf. Also Absicht.


    ...und seien wir mal ehrlich: Syrien ist de facto im Moment nichts anderes als eine russische Marionette.

  • Jo, zuzutrauen wäre es solchen Spinnern schon und ich glaube Chlorgas ist technisch auch nicht so absolut schwierig herzustellen, von möglichen erbeuteten Beständen des Regimes ganz abgesehen.


    Ist aber natürlich sehr praktisch für das Regime, dann kann man nämlich schön darauf verweisen dass ja auch alle vorherigen Angriffe von den bösen Rebellen aus stattgefunden haben und nicht von Streitkräften des Regimes. Und natürlich ein guter Vorwand um weiter gegen die Rebellen vorzugehen. Macht in jedem Fall misstrauisch, nur weil es so gut passt heißt es aber auch nicht dass es keine andere Erklärung gibt :grübel:

  • Um die Giftgasproblematik mal zusammenzufassen: Wenn Zivilisten in Rebellengebiet Giftgas abbgekommen war es Assad, wenn es Zivilisten in Regimegebiet abbgekommen war es Assad. Oder zumindest könnte er es gewesen sein. :wacko:



    Nordsyrien, Stand 28.11.2018


    Legende:
    Rot: Regime
    Grün: Rebellen
    Gelb: Kurden
    Hellgrün: Türken
    Punkte: Je nach Farbe Observationsposten die die Waffenruhe überwachen sollen. Blau: Türkei, Rot: Russen, Orange: Iran


    Allerdings herrscht in Syrien schon seit Monaten ein (in unseren Medien) kaum beachteter Frieden.
    Die mit den berühmten Grünen Bussen nach Idlib gebrachten "Aufständischen", fast in Gänze radikale Islamisten und von der Türkei und den Golfstaaten bis an die Zähne bewaffnet sitzen nun dort fest. Je nach Schätzung kann man zwischen 30.000 und 100.000 lesen. Die Türkei hat sich verpflichtet diese im Zaum zu halten und eine DMZ von ca. 20 KM Breite, KOMPLETT auf Rebellengebiet einzurichten.
    Hier mal ein Bild mit eingezeichneter (grober) DMZ von September:
    [spoil][/spoil]


    Der Frieden ist für Assad das absolute Optimum. Seine Armee kann es sich wohl im Moment kaum leisten es mit so vielen radikalen Islamisten, unterstützt von der türkischen Armee aufzunehmen. Selbst wenn sie diesen Konflikt gewinnen sollten, wird die westliche Presse über das unweigerlich entstehende Blutbad jammern und die Situation durch weitere Sanktionen noch weiter verschimmern (interessantes Detail; sehr harte Sanktionen gegen z.B. Auslandssyrer die ihren Verwandten Geld schicken wollten gibt es noch immer, das hat die Situation in Syrien nicht verbessert, die Sanktionen gegen Institute und Personen die den IS finanziel unterstützten oder deren Ölhandel abwickelten wurden mitlerweile fast zur Gänze aufgehoben).


    ...und seien wir mal ehrlich: Syrien ist de facto im Moment nichts anderes als eine russische Marionette.

    Wenn du einen Israeli fragen würde würde er sagen: Syrien ist defakto eine iranische Marionette.
    Ich würde sagen das die Gebiete die vom Regime beherrscht werden auch von ihm und nicht vom Iran oder Russland beherrscht werden.


    Die Wirklichkeit wird irgendwo zwischen dem Regime und dem Iran liegen.


    Russland hat all seine Ziele erreicht. Stützpunkte in Syrien weiterhin vorhanden. Sich als funktionierende Garantiemacht (re)etabliert. "Freiluftwaffenmesse" abgehalten. Diverse Pipelineprojekte torpediert.
    Im übrigen hat die USA auch nicht wenige ihrer strategischen Zielsetzungen (im Kurdengebiet) erreicht und nun eine funktionierende Präsenz abseits des wiederspenstigen Iraks und der Türkei aufgebaut.


    In die Politik von Syrien im größeren Stil will sich (nebst den "Freunden Syriens") wohl nur der Iran einmischen - was für alle Anrainer Syriens und nicht zuletzt Syrien selbst (wenn man die teils extrem(sten)) (re)aktionen Israels bedenkt.


    Letztlich bleibt die Lage in Syrien spannend, allerdings sind die einzigen Länder die den Frieden in Syrien IMO noch torpedieren die USA und ihre "Freunde Syriens", die Golfstaaten finanzieren zwar noch halbherzig die Islamistischen Kämpfer (wohl um sich deren Potential für die Zukunft zu erhalten), haben aber ihre Söldnerführer (sehr viele Tschetschenen) schon lange abgezogen und sind sind zu Assad auf Kuschelkurs gegangen.


    Beste Grüße


    TauPandur

  • Um die Giftgasproblematik mal zusammenzufassen: Wenn Zivilisten in Rebellengebiet Giftgas abbgekommen war es Assad, wenn es Zivilisten in Regimegebiet abbgekommen war es Assad. Oder zumindest könnte er es gewesen sein.

    Seltsam dass du hier genau die von Infowars erfundene und von RT weiter verbreitete Position übernimmst.
    Westliche Medien (Reuters, Associated Press, BCC, CNN, Guardian, ebenso die meisten deutschsprachigen Medien) haben sehr wohl über den Angriff berichtet, und dabei teils die russische Darstellung unkommentiert übernommen.


    Mal sehen, was die Untersuchungen ergeben, die syrischen Angaben waren zwar widersprüchlich (erst war von 12 Toten die Rede, einen Tag später waren diese Toten plötzlich wieder am Leben, auf wundersame Weise nur leicht verletzt, und konnten das Krankenhaus bereits verlassen), völlig ausschließen kann man es allerdings nicht, Chlorgas ist nicht ganz so schwer herzustellen wie fortschrittlichere Kampfstoffe.

  • Seltsam dass du hier genau die von Infowars erfundene und von RT weiter verbreitete Position übernimmst.
    Westliche Medien (Reuters, Associated Press, BCC, CNN, Guardian, ebenso die meisten deutschsprachigen Medien) haben sehr wohl über den Angriff berichtet, und dabei teils die russische Darstellung unkommentiert übernommen.

    Ich lese die beiden nicht. Du anscheinend schon. Ich habe den Tread hier zusammengefasst. Nicht mehr, nicht weniger.
    Hast du sonst noch etwas auszusetzen?
    Habe ich die Lage in Nordsyrien falsch zusammengefasst?


    Du kennst dich doch mit der Problematik ganz gut aus IWST, haben die Rebellen früher schon Chlorgas eingesetzt oder nicht?


    Beste Grüße


    TauPandur

  • Habe ich die Lage in Nordsyrien falsch zusammengefasst?

    So weit halbwegs zusammengefasst, auch wenn der Frieden dort relativ ist, und es schon "interessant" ist, dass Assad ausgerechnet die Islamisten leben lässt.

    Du kennst dich doch mit der Problematik ganz gut aus IWST, haben die Rebellen früher schon Chlorgas eingesetzt oder nicht?

    Von Chlorgas weiß ich nichts, der IS hat allerdings schon mehrmals Senfgas eingesetzt.
    Im Irak haben Aufständische eine ganze Reihe von Kampfstoffen gegen die US-Truppen eingesetzt, meist aber relativ ineffizient, da der verwendete Sprengstoff die chemischen Verbindungen groß-teils zerstört hat

  • Die USA und die Türkei stehen noch immer hinter den Islamisten, wahrscheinlich sind ihm auch deswegen die Hände gebunden.

    Was haben die USA getan als er Aleppo in Schutt und Asche gelegt hat? Als er, trotz Waffenstillstand Ost-Ghouta stürmen lies? Als er gemeinsam mit dem Iran und der Hisbollah eine Offensive gegen von Israel unterstütze Milizen am Golan durchführte?
    Nichts.


    Der Grund das ausgerechnet Idlib, die Hochburg der Islamisten noch steht ist ein anderer: Assad und seine Verbündeten haben ganz bewusst zuerst die demokratischen und die moderaten Kräfte ins Visier genommen, ihre Hochburgen aus der Luft und mit Artillerie in Trümmer gelegt und sie dann eingekesselt. Und während friedliche Demonstranten zu zehntausenden verhaftet, gefoltert und ermordet wurden, hat er die Islamisten die längste Zeit in Ruhe gelassen. Auch die "Evakuierungen/ethnischen Säuberungen" aus eroberten Rebellengebieten brachten zusätzliche Kämpfer, aber auch Zivilisten nach Idlib, die eine Provinz in der die al-Qaida nahe stehende al-Nusra Front/Haiʾat Tahrir asch-Scham die Kontrolle hat.
    Und jetzt wo die Islamisten die klare Mehrheit unter den verbliebenen Rebellen stellen stellt er seinen "Kampf gegen den Terrorismus" ein....


    Klar, dadurch dass er in anderen Gebieten den Rebellen, auch da insbesondere den islamistischen, freien Abzug gewährt hat ist Idlib wohl schwer zu knacken, zumal eine der dortigen Rebellen-Allianzen von der Türkei unterstützt wird.
    Aber insgesamt kann er relativ zufrieden sein, er kontrolliert den Großteil des Landes, inklusive der größten Städte (Idlib ist mit einer Vorkriegsbevölkerung von unter 100 000 Menschen nicht einmal unter den top-10 der bedeutendsten syrischen Städte), die verbliebenen Rebellen sind zu weit weg und zu schwach um ihn noch zu gefährden, ein großer Teil der sunnitischen Mehrheitsbevölkerung ist geflohen oder vertrieben worden sodass er jetzt rund um Damaskus Schiitische Dschihadisten aus dem Irak, Pakistan und Afghanistan ansiedeln kann.
    Die Islamisten in Idlib sind dabei ein wunderbares Feindbild, nach einem jahrelangen Feldzug gegen alle nicht-islamistischen Rebellen ist der Argument "Ich oder Kopfabschneider" jetzt endlich einigermaßen wahr.
    Ganz nebenbei sind die sunnitischen Flüchtlinge dort jetzt nicht mehr sein Problem.

  • Toll, die westliche Hipster-Kultur übernimmt alles. Bisschen Kunst, bisschen Alternativ, bisschen Öko. Am Ende sieht Beirut aus wie New York, Berlin oder Amsterdam und alle sind happy mit ihrem Latte Macchiato, wenn da nur die anziehenden Grundstückspreise nicht wären. Zeigt aber mal wieder, dass Freiheit und Konsum ein unschlagbares Duo sind.

  • Warum auch nicht. Mit Mc Donalds gehts ja auch. Egal wo ich den esse, ob in Frankfurt oder Mailand, der Bic Mac schmeckt wie ein Bic Mac... Das ist doch sicher auch auf Städte übertragbar. Egal ob Rom, Madrid oder Beirut, ich fühle mich überall wie zuhaus.

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    Solange du dich bemühst, andere zu beeindrucken, bist Du von dir selbst nicht überzeugt. Solange Du danach strebst, besser als andere zu sein, zweifelst Du an deinem eigenen Wert. Solange Du versuchst, dich größer zu machen, indem du andere kleiner machst, hegst Du Zweifel an deiner eigenen Größe. Wer in sich ruht, braucht niemandem etwas beweisen. Wer um seinen Wert weiß, braucht keine Bestätigung. Wer seine Größe kennt, lässt anderen die ihre.
    -Verfasser unbekannt

  • Wobei man anmerken sollte, dass Beirut vor dem libanesischen Bürgerkrieg auch schon eine sehr moderne Stadt war.

    Kandahar in Afghanistan war ebenfalls mal sehr modern. Wurde eben wieder wie der Rest des Landes in die Steinzeit gebombt.
    Danach von Steinzeitmenschen (Taliban) beherrscht. Das problem an der Sache ist eventuell auch das der Übergang in die Moderne den Menschen vor Ort eventuell zu schnell geht und sie überlastet sind.
    Ein guter Freund von mir, afghanischer Abstammung und Flüchtling aus dem Russlandkrieg, betreute vor einiger Zeit einen Afghanen, der hier behandelt wurde, weil er dort keine Überlebenschance hatte. Sie kamen an eine Rolltreppe und der Mann blieb laut Aussage meines Bekannten wie vom Donner gerührt stehen und wusste nicht was das vor ihm ist. Auch die Freizügigkeit der Frauen und Mädchen war für ihn ein wahrer Kulturschock.

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    -Verfasser unbekannt

  • Der Libanon und Afghanistan lassen sich nicht wirklich vergleichen.


    Der Libanon galt als Schweiz des Nahen Ostens, Beirut als das Paris des Nahen Ostens.


    Spannungen zwischen maronitischen Christen (damals waren diese eine Mehrheit im Libanon) und arabischen Nationalisten gab es zwar, allerdings waren gerade die Araber zu Beginn durchaus säkular.
    In Gewalt eskaliert ist es dann mit der Ankunft der PLO (nachdem diese versucht hatte in Jordanien einen Putsch zu veranstalten und daraufhin aus dem Land geworfen hatte).
    Aber auch dann hat es einige Zeit gedauert, bis die religiösen Fanatiker zu einer relevanten Kraft wurden, dabei gab es allerdings mehrere Faktoren, die Präsenz radikal säkularer Kräfte (was die PLO damals noch war) führte zu Spannungen mit konservativen Schiiten, viele der durch den Krieg verarmten junge Menschen waren anfällig für Hassprediger, und dann kam ab 1980 auch noch der Einfluss des Iran, dessen lokaler Stellvertreter, die Hisbollah, seit geraumer Zeit eine sehr dominante Rolle innehat.

  • Der Libanon und Afghanistan lassen sich nicht wirklich vergleichen.


    Der Libanon galt als Schweiz des Nahen Ostens, Beirut als das Paris des Nahen Ostens.

    Jaja und Afghanistan galt mal als der Garten Eden. Es war ein wunderschönes Land etc. blabla.

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    -Verfasser unbekannt

  • Wie gesagt, in Afghanistan war nur die Hauptstadt einigermaßen fortschrittlich, im Libanon war eine klare Mehrheit der Gesamtbevölkerung progressiv eingestellt.


    Auch heute noch sind die meisten Parteien im libanesischen Parlament säkular, die Hisbollah ist die einzige im Parlament vertretene Partei die sich zum Islamismus bekennt, hat im libanesischen Parlament, welches 128 Sitze hat, gerade einmal 13 Sitze. Die anderen Parteien die sich zu ihrer Religion bekennen, sind christlich.


    Blöderweise hat die Hisbollah halt mehr Feuerkraft als die offiziellen libanesischen Streitkräfte.

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