Daesh (IS) / Bürgerkrieg in Syrien / Russische Intervention in Syrien

  • Was mich hier einfach wundert ist, warum Assad hier überhaupt Giftgas einsetzen solle. Auf der Plus-Seite für Giftgas (aus strategischer Sicht) steht der Schrecken den es verursacht, es schüchtert die Gegner ein. Das tun Luft und Artillerieangriffe und die Zerstörung von Krankenhäusern aber auch, dafür braucht man also eigentlich kein Giftgas. Man kann es auch benutzen um Feinde aus ihren Stellungen zu jagen, wenn man die Lufthoheit hat braucht man es aber auch nicht unbedingt.

    Mit Luft und Artillerieangriffen ist es allerdings relativ schwer, gut eingegrabene Gegner aus ihren Stellung heraus zu bekommen. Und die Rebellen in Ost-Ghouta hatten 5 Jahre Zeit sich einzugraben, und dass haben sie auch recht fleißig betrieben.
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    Ein Gegner der tief genug eingegraben ist, ist mit indirektem Beschuss aus Artillerie oder der Luft eigentlich nicht zu bekämpfen, mussten schon die Briten an der Somme feststellen als sich 1,5 Millionen Granaten (mehr als im ganzen Jahr 1914) als völlig unzureichend herausgestellt haben um die deutschen Verteidiger nieder zu halten, was dazu führte dass am ersten Tag der Schlacht 20 000 Briten ihr Leben liesen.
    Für das Brechen der Moral der Zivilbevölkerung ist es ebenfalls durchaus praktisch, Zivilisten waren zu großen Teilen ebenfalls in Kellern oder Tunneln, und hatten bereits 5 Jahre Belagerung hinter sich, er dürfte als wohl der Meinung gewesen sein, etwas noch moralbrechenderes zu benötigen, ähnlich wie die Amerikaner in Japan (die Brandbombenangriffe auf Tokio waren deutlich tödlicher, kapituliert hat Japan dann aber nach den Atombomben).
    Dazu kam, dass die Zeit drängte, Russland war dabei mit den verbliebenen Rebellen einen Deal auszuhandeln, der ihm angeblich wenig gefallen hätte, mit dem Angriff hat er also seinen Verbündeten demonstriert, dass er es nicht schätzt, wenn sie einfach so hinter seinem Rücken Verhandlungen führen, und den Rebellen Dinge anbieten die er nicht hergeben will.
    Der Erfolg hat ihm dann auch durchaus Recht gegeben, nach dem Giftgas-Angriff habt die letzte Verbleibende größere Rebellengruppe in Douma seinen Bedingungen zugestimmt und ist nach Idlib abgezogen.



    Und Trump scheint Assad wie gesagt falsch eingeschätzt zu haben, der Luftangriff gegen den Flughafen hat diesen für gerade einmal einen Tag außer Gefecht gesetzt, bei folgenden kleineren Chlorgas-Angriffen hat er nicht einmal mit der Wimper gezuckt, und in der Woche vor dem Angriff den Abzug der US-Armee aus Syrien angekündigt.
    Man darf dabei ja auch nicht vergessen, dass es in autoritären Regimen schnell einmal passiert, dass der Anführer unvollständige Informationen bekommt weil er potentiell von Stiefellecken und den Resultaten von Günstlingswirtschaft umgeben ist.

  • Man darf auch nicht vergessen, dass der Giftgasangriff exakt auf den Tag genau ein Jahr nach dem amerikanischen Luftangriff auf den syrischen Flughafen erfolgte.


    Nach meiner Meinung, war das ein großer Stinkefinger Assads Richtung Amerika.


    Zudem weiß Assad, dass Putin ihn nicht mehr ohne Gesichtsverlust fallen lassen kann. Mit dem Giftgas-Angriff treibt er den ohnehin schon bestehenden Keil zwischen Russen und dem Westen noch tiefer.


    Außerdem kriegt er jetzt von den Russen relativ moderne Flugabwehrraketen geschenkt, hat den Rebellen einen schweren militärischen Schlag versetzt, Schrecken im ganzen Land verbreitet, weil er gezeigt hat, dass er das Zeug einsetzen kann, wenn belagerte Stadtteile nicht aufgeben UND dass er relativ ungeschoren damit davonkommt.
    Nicht umsonst hat er sich heute Morgen demonstrativ gelassen auf dem Weg zu Arbeit in seinem Palast filmen lassen.


    Wenn ihr mich fragt, sieht der Westen gerade extrem schwach aus. Denn jeder erkennt, dass das rein symbolische Angriffe waren, weil der Westen keinen Konflikt mit Russland riskieren kann. Zudem hat Assad letztlich durch die Angriffe auch wieder mal bewiesen, dass der Westen gegen seine Herrschaft eigentlich nichts tun will, außer Lippenbekentnissen. Sonst wären nämlich seine persönlichen Paläste und Unterkünfte bombardiert worden. Sind sie aber nicht.


    Das einzig positive an dem Angriff ist letztlich, dass der Einsatz von Chemiewaffen nach wie vor als stark geächtet und als Kriegsgrund angesehen wird. Dass also der Bruch der Chemiewaffenkonvention von 1997 nicht einfach tatenlos hingenommen wird.

  • Deutschland hat sich seit 1945 nicht mehr direkt an Kriegshandlungen beteiligt, und Merkel wollte nicht mit dieser Tradition brechen, das bedeutet nicht, dass man zu nichts eine Meinung haben darf.

    ?????


    Natürlich hat Deutschland das.
    Mehrfach.
    Angefangen mit Joguslawien.
    Und sie ist es auch gerade aktiv.


    Wie kommst du auf diese Aussage?
    Das vor allen Tornadoaufklärer eingesetzt wurden um die Ziele zu identifizieren?
    Oder Besatzungen in NATO AWACS zu stellen.
    Auch das ist Beteiligung.


    Mal davon abgesehen, dass die Tornados in Joguslawien auch Raketen abgefeurt haben mit denen Ziele zerstört und Menschen getötet wurden. Auch in Afghanistan war die Bundeswehr aktiv seit Beginn beteiligt. Angefangen mit KSK Kommandos.




    z.b.
    https://www.shz.de/lokales/sch…rfahrungen-id9970736.html




    Wir sind de facto seit 18 Jahren nahezu ununterbrochen im Krieg.


    Interessiert halt fast nur keinen weil sich der bestenfalls in mehr Geld für Rüstung und einem gelegentlichen Terroranschlag äußert.




    edit Ups da kam ja noch ne ganze Seite nach dem zitierten BEitrag.


    Naja, morgen, wenn ich ausgeschlafen habe

  • Soll jetzt nicht Pro-Assad sein aber das gibts doch auch in Demokratien

    Gibt es, bei Trump kann man es momentan gut beobachten, der Anteil der "Erwachsenen" im Beraterkreis geht deutlich zurück, und hierzulande sind Spitzenpolitiker nicht vor Realitätsverlust gefeit. Mit dem was potentiell in autoritären Regimen passiert, ist das allerdings nicht vergleichbar, wenn ein Berater Trump zu oft widerspricht (was einige getan haben) wird er gefeuert, wenn das selbe in Nordkorea oder Syrien passiert, wird AUF IHN gefeuert. Dazu kommen Dinge wie Koalitionspartner, parteiinterne Rivalen oder Medien die konträre Meinungen äußern. In Autokratie gibt es so etwas nicht, im arabischen Raum ist die strikte Hierarchie besonders stark ausgeprägt, nicht nur an der Staatsspitze sondern auch darunter was uA im Irak einen großen Anteil an der schlechten Performance gegen den IS hatte.

    Natürlich hat Deutschland das.
    Mehrfach.
    Angefangen mit Joguslawien.
    Und sie ist es auch gerade aktiv.

    Sorry, Afghanistan ist mir irgendwie entfallen, ist aber kein konventioneller Krieg, zudem sind dort auch zahlreiche neutrale und blockfreie Staaten vertreten, uA Österreich, Schweden und Finnland.
    Jugoslawien war primär Aufklärung, wozu dann halt die Luftabwehr ausgeschaltet wurde, nicht unbedingt eine vollständige Beteiligung.
    Insgesamt war Deutschland aber seit 1945 militärisch eine der zurückhaltendsten Nationen des Europas, die Schweiz einmal ausgenommen, selbst das neutrale Schweden ist in Libyen Angriffe geflogen. Das hat viel mit der Geschichte und der Mentalität in der Bevölkerung zu tun, hat aber dazu geführt dass Deutschland, immerhin NATO-Mitglied, sich an den meisten US-Geführten "Koalitionen der Willigen" nicht beteiligt, daran hat man sich auch international gewöhnt, als Frankreich sich weigerte, beim Irak-Krieg mitzumachen, hat Bush Junoir ein Riesen-Theater veranstaltet, inklusive Absudrditäten wie die "Freedom Fries", dass Deutschland sich ebenfalls geweigert hat wurde ignoriert.


    Worauf ich hinaus wollte: Deutschland hat seit 1945 traditionell eine sehr hohe Schwelle sich an militärischen Einsätzen im Ausland zu beteiligen das bedeutet aber nicht, dass die deutsche Regierung deshalb das militärische Engagement ihrer Verbündeten automatisch schlecht findet. Evtl. grob vergleichbar mit dem Verhalten der USA in den ersten Jahren des 2. Weltkrieges (ja, sorry, Nazivergleich, wobei für das Beispiel der Gegner prinzipiell nichts zur Sache tut, relevant ist, dass man mit einer der Kriegsparteien sympathisierte, ohne aktiv einzugreifen), man hat ganz klar deutlich gemacht auf wessen Seite man steht, und mit dem Lend-Lease Programm eine der Kriegsführenden Parteien intensiv unterstützt, direkt eingegriffen hat man aber nicht, unter anderem weil die USA damals eine gewisse Tradition des Isolationismus bzw. der Beschränkung auf den eigenen Kontinent hatte, bis Pearl Harbour wäre ein Kriegseintritt auch aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung sehr schwierig gewesen, der heutigen Situation Deutschlands nicht ganz unähnlich.

  • , ist aber kein konventioneller Krieg

    Hm. Doch klar. Mindestens zu Beginn war er ziemlich konventionell.
    Und da war die BW acuh beteiligt.



    "wozu dann halt die Luftabwehr ausgeschaltet wurde, nicht unbedingt eine vollständige Beteiligung."



    Ja die und für die anderen Bomben Ziele gesucht wurden und am Ende gabs dann noch den Grenzübertritt und Einmarsch deutscher Truppen mit Leopards und co. in langen Panzerkolonnen unter deutscher Fahne.




    Ich kann mich an diese Bilder noch sehr genau erinnern.
    Ich fand sie damals in jungen Jahren auf einer Seite erschreckend wie auch faszinierend.
    Sowas kannte ich ja nur aus Filmen und historischen Büchern über den 2. WK
    Deutsche Soldaten (mein Vater war bei der BW) marschieren da wirklcih ein in Panzerkolonnen.... So unwirklich, so surreal, so faszinierend, so beängstigend.




    Prinzipiell hast du aber natürlich recht mit deinen weiteren Ausführungen.

  • Verstehe nicht so ganz, wie man so einfach die Bundeswehr mit der Wehrmacht gleichsetzen kann. Schwarz-Rot-Gold ist auch als Fahne symbolisch deutlich unterscheidbar von dem Hakenkreuzlappen. Von den Werten mal ganz zu schweigen. Die Hysterie von Teilen der Grünen habe ich hier nie nachvollziehen können.

  • Hä?


    Ich will die BW sicher nicht mit der Wehrmacht gleichsetzen.


    Dass deutsche Soldaten aber nach 1941 dann mal wieder in Joguslawien einmarschierten war ein Zusammenhang/Tabubruch, der in allen Medien und durch alle politischen Lager breit besprochen wurde, was natürlich auch von dem historisch interessierten kleinen Tobias mit einem Regalmeter an WK2 Literatur so rezipiert wurde, der 1999 übrigens für ein weiteres Jahrzehnt kein Grünes Mitglied werden wird.

  • Man ist nicht „mal wieder in Jugoslawien einmarschiert“, sondern war Teil einer NATO-Schutztruppe (KFOR), die Polizeifunktionen ausüben und einen Völkermord zwischen den Volksgruppen verhindern sollte. Ich verstehe nicht, wie man das überhaupt mit 1941 gleichsetzen kann. Das verzerrt völlig die Beweggründe und tut so, als sei ein brutaler Eroberungsfeldzug mit einem humanitären Einsatz zum Schutz von Menschenleben vergleichbar, ja stünde gewissermaßen auf einer Stufe. Völlig verzerrende Darstellung.

  • Das verstehst du nicht? Ok.


    Alle deutschen Regierungen und eine breite deutsche Öffentlichkeit konnten das bis 1999 sehr wohl verstehen und haben daher kriegerische Auslandseinsätze eben nicht durchgeführt...genau aus diesem Grund.
    Einschließlich sehr konservativer Regierungen unter SPD und CDU.
    Bis es diesen Kosovo EInsatz gab musste sich die deutsche Gesellschaft da auch sehr langsam herantasten über fast ein Jahrzehnt. Angefangen mit den Sannis in Somalia.
    Schlussendlich brauchte es gar die Grünen um diesen Kriegseinsatz zu beschließen.
    Das hätten sich eine CDU/FDP Regierung eher nicht getraut.
    Die SPD und vor allen die GRünen hätten ihnen die Hölle dafür heißgemacht.


    Aber ist doch schön, dass für dich die militärische Option als Mittel deutscher Außenpolitik so normal und gar nicht belastet ist.

  • Warum verstehst du nicht den Unterschied zwischen einem „kriegerischen Einsatz“ und einem „humanitären Einsatz“ zur Umsetzung der UN-Resolution 1244?
    Die KFOR-Beteiligung war doch kein Kriegseinsatz, sondern die Umsetzung einer UN-Resolution. Genau wegen dieser verzerrenden Darstellung habe ich das Gezeter schon damals nicht verstanden. Und ja, ich habe kein Problem damit, wenn die Bundeswehr dazu eingesetzt wird, UN-Beschlüsse umzusetzen, solange sie gleichzeitig zur Landesverteidigung fähig bleibt.

  • Sollten nicht plötzlich alle Nachbarländer in Umgebung des IS kollabieren gebe ich dieser Organisation insgesamt vielleicht noch zwei Jahre.

    Ich weis Eigenlob stinkt und es passt auch grade nicht zum Threadthema, aber ich möchte trotzdem kurz erwähnen dass, ich mit meiner Einschätzung 2015 bezüglich des IS ziemlich genau recht behalten habe, da im Sommer 2017 dann Mossul als auch Raqqa zurückerobert wurden. :pfeif:


    War nur mein kurzer Einwurf, jetzt könnt Ihr wieder diskutieren ob Deutschland seit 1945 in einen Krieg eingegriffen hat oder nicht.

  • John. Wir reden total aneinander vorbei.


    ICh rede von der Stimmung 99 und den kontroversen Meinungen die da ausgetauscht wurden und einer Wahrnehmung die ich vor 19 Jahren hatte.


    Und du willst mich von was überzeugen wie ich die Sache heute zu sehen habe und bestehst darauf, dass der Einmarsch der Wehrmacht nicht mit dem KFOR Einsatz gleichzusetzen ist.
    Klar. Es ist nciht das Gleiche.
    Natürlich nciht.



    edit und
    P.S.
    Die Resolution wurde erst NACH dem Krieg verabschiedet.
    Der Krieg hat selbst internationales Recht gebrochen und war damit illegal.
    Ich würde ihn so beschreiben: Ein illegaler Angriffskrieg zur Vermeidung eines Völkermordes.


    und die Russen/AFDler und co würden Völkermord streichen und ....."zur Ausweitung des westlichen/jüdischen/Großkonzernischen/US Einflussgebietes auf Kosten Russlands". dransetzen

  • Zwar ein Doku aus 2014 aber wohl aus aktuellem Anlass wieder in der ZDF-Mediathek:


    https://www.zdf.de/dokumentati…aeft-mit-dem-tod-102.html


    - britische, französische und deutsche Unternehmen haben Substanzen zur Herstellung chemischer Waffen an Syrien geliefert
    - französische Unternehmen haben Substanzen und Anlagen zur Herstellung chemischer Waffen an den Irak unter Sadam Husein geliefert, auch noch nach dem Giftgasangriff auf Halabdscha
    - mit der angeblichen zivilen Nutzung können sich die Unternehmen nicht herausreden, die an den Irak gelieferte Menge hätte ausgereicht um die gesamte Welt für 50 Jahre mit Pflanzenschutzmittel zu versorgen
    - ein französisches Unternehmen hat Tränengasgranaten an Bahrain geliefert, bei deren Einsatz im sogenannten arabischen Frühling rund 40 Menschen getötet wurden


    Was soll man noch groß sagen, es ist das Selbe wie bei konventionellen Waffen, wir liefern sie und weinen danach rum wenn sie eingesetzt werden :cursing:

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