Politik in Großbritannien

  • jepp, schön wenn die Welt woanders hinblickt, mal ein wenig Demokratie und Pressefreiheit abschaffen.

    Zitat


    als Folge des Brexit die Bürokratie abzubauen sowie kriminell gewordene Ausländer rascher auszuweisen

    Und, wie ich woanders gelesen habe, die dagegen wirkende Klageerhebung zu erschweren oder gar komplett unmöglich zu machen. Ist quasi ein Ausscheren aus den Flüchtlingskonventionen.

    Der Antrittsbesuch findet in Ungarn oder Belarus statt?

  • In der Nachfolge um Boris Johnson kristallisiert sich Rishi Sunak als Favorit heraus (er muss natürlich noch gewinnen).


    Er hat mal für Goldman Sachs gearbeitet, war für den Brexit, ist mit einer reichen Frau die keine Steuern zahlt verheiratet, die wiederum die Tochter eines sehr reichen Vaters ist.


    Unabhängig davon was für eine Politik er mal machen wird, kann nicht auch mal ein normaler Mensch Spitzenpolitiker werden?

  • Unabhängig davon was für eine Politik er mal machen wird, kann nicht auch mal ein normaler Mensch Spitzenpolitiker werden?

    Wer definiert was ein "normaler Mensch" ist? Für mich ist der Sunak völlig normal. Scheint ein intelligenter Mann zu sein. Macht nen guten Eindruck. Um Welten besser als Johnson. Hat er indische Wurzeln? Wäre ja mal was Neues. Ein Nachfahre indischer Einwanderer als britischer Premier.

  • Normale Menschen sind zu sehr mit Jammern beschäftigt über die bösen Politiker und wie ungerecht doch die Welt ist. Meist interessieren sie sich auch nicht für Politik geschweige den engagieren sich in ihrer Gemeinde oder treten gar einer Partei bei. Und wenn dann sind sie doch überrascht dass man da auch arbeiten muss und sind dann ganz schnell wieder weg weil es zu anstrengend ist.

  • Ja, das ist ein Problem, allerdings kommen diese Menschen in der Regel nicht sehr weit wenn sie es doch mal probieren. Sobald man über die kommunale Ebene hinauskommt, merkt man nämlich, dass man ohne Geld für den Wahlkampf nicht weiterkommt. Ist jetzt eher meine Sicht auf Deutschland, aber ich nehme an, dass es in Großbritannien oder den USA noch viel extremer ist, auch bedingt durch das dortige Wahlsystem.

  • Klär mich auf Fairas, aber welcher unserer Spitzenpolitiker ist mit dem goldenen Löffel aufgewachsen? Also Martin Schulz beispielsweise ist genau das Beispiel was du gerne hättest aber der gute Mann wurde doch von seiner eigenen Partei platt gemacht unter der Federführung von der widerlichen Nahles.

  • Um über die kommunale Ebene als Politiker hinauszukommen ist vor allem der Faktor Zeit wichtig.

    Ein angestellter Handwerker, Arbeiter und die Verkäuferin können zeitlich eher nicht flexibel sein.

    Ein Jurist, leitender Angestellter oder Student da schon eher. Mit wenig Zeit ist das Netzwerken schwieriger, viele Veranstaltungen kann man nicht besuchen usw.....

    Mit Geld hat das wenig zu tun, sondern schlicht mit der Bereitschaft heutzutage Zeit zu haben.

    Geld ist in Deutschland noch nicht der ausschlaggebende Punkt, außer man wäre bereit alles auf eine politische Karriere zu setzen und sich über Sponsoren sein Leben zu verdienen.....sollte nur keine Presse mitbekommen.

  • Großbritannien (aber auch Frankreich) ist, was sein politisches Führungspersonal angeht, tatsächlich recht elitär angehaucht. Wobei ich mich hierbei weniger auf die ökonomische Herkunft als auf den Bildungsweg beziehe. Fast 40% aller Premierminister (20 von 55 seit 1721) sind am Eton College zur Schule gegangen, 76% (42 von 55) haben in Oxford oder Cambridge studiert, in einem Land, das insgesamt 164 Universitäten hat. In der gesamten britischen Geschichte hatte das Land 8 Premierminister (14%), die keinen Uni-Abschluss hatten (zählt man die seit 1945 3 von 15 also 20%, wobei von den 3 einer, Winston Churchill, eine Militärakademie absolviert hatte).


    Von 14 US-Präsidenten seit 45 hatten 3 keinen Universitäts-Abschluss (2 allerdings einen Abschluss an einer Militärakademie), wobei allerdings anzumerken ist, dass von denen mit Abschluss 7 nur einen Bachelor gemacht haben, und nur 4 einen Master oder Doktor.


    Deutschland hat ebenfalls eine recht hohe Akademikerdichte unter den Kanzlern (die letzten ohne Uni-Abschluss waren Willy Brandt und Adolf Hitler), womit die Nicht-Akademikerquote (11%) unter den Nachkriegskanzlern sogar niedriger ist als bei den Briten, allerdings fast alle von unterschiedlichen Unis (nur Schmidt und Scholz haben beide in Hamburg studiert).


    Was die ökonomischen Verhältnisse der Familien angeht entstammten die 9 Bundeskanzler zu 2/3 der Mittelschicht (davon eigentlich nur Scholz an der Grenze zur Oberschicht), dazu 2 aus ärmlichen Verhältnissen und eine aus der DDR.

    Bei den 15 britischen Premiers seit 1945 kamen 2 aus der Arbeiterklasse, 7 aus der Mittelschicht, 2 aus der gehobenen Mittelschicht und 5 aus der Oberschicht.

    Bei den 14 US-Präsidenten seit 45 kamen 5 aus ärmlichen Verhältnissen, 4 aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, einer aus der oberen Mittelschicht und 4 aus der Oberschicht.

    Damit sind deutsche Politiker tendenziell aus der Mittelschicht gekommen, haben aber fast alle einen Master oder Doktor gemacht, die Britischen aus einem Mix aus Mittel- und Oberschicht, allerdings fast alle mit ziemlich elitärem Bildungsweg, während die Amerikaner zwar auch ein paar aus der Oberschicht hatten, die meisten aber aus ärmlichen bis kleinbürgerlichen Verhältnissen kamen, und selten mehr als einen Bachelor erreichten.

  • Sich unterordnen zu jeden Preis?

    Ich glaube, dass du mich nicht richtig verstanden hast. Es ging mir dabei um vorbildliche "Pflichterfüllung" unter hohen persönlichen Opfern. Man sollte sich da nicht von dem goldenen Käfig täuschen lassen. Als Monarch hast du keinen Anspruch auf Privatleben. Du gehörst quasi der Nation. Einschließlich deiner gesamten privaten Lebensgestaltung. Dass ein britischer Thronfolger bswp. offen homosexuell sein könnte, ist derzeit völlig ausgeschlossen, da von ihm das Erbe des Thronfolgers abhängt und er das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche darstellt. Er würde zweifellos derartige Neigungen allenfalls sehr diskret ausleben können.


    Man sieht ja auch an Harry, wie schwierig es selbst im Umfeld der Krone ist, ein privates Leben zu führen. Gehörst du der Krone und dem Hofleben an, gehörst du dem Staat und lebst im goldenen Käfig.

    Einen besseren Dienst kann er den Befürwortern einer Republik gar nicht erweisen.

    Schau dir doch einmal die aktuellen Bilder aus Großbritannien an. Schau einfach mal eine Stunde lang BBC. Wenn du dann immer noch den Eindruck hast, dass die Befürworter einer Republik in Großbritannien eine nennenswerte Rolle spielen würden, dann würde dein Eindruck sehr von meinem abweichen. Ja, es gibt Unabhängigkeitstendenzen in Nordirland, Schottland, Wales und ohnehin in Australien, Kanada oder Neuseeland sich von der Krone loszusagen. Die Engländer werden das aber ganz sicher nicht tun. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob die Schotten das wirklich mehrheitlich wollen. Sie schwanken da, immer wieder hin und her. Falls es King Charles III. gelingt, die Schotten mehrheitlich würdig zu umgarnen, was zugegebenermaßen nicht einfach wird, könnte er sogar eine sehr wichtige Funktion für den Zusammenhalt des Königreiches ausüben. So wie er sich bisher gibt, scheint er jedenfalls große Sympathien auf sich zu ziehen. Das wie ein Uhrwerk minutiös funktionierende britische Hofzeremonielle tut sein übriges. Und man kann sehen, wie vielen Briten aller Altersgruppen es gerade jetzt wichtig ist, sich umgehend hinter dem neuen König zu versammeln, um die Beständigkeit und Einheit der Nation zu demonstrieren. Mit dem gestern erstmals seit 1953 inbrünstig gesungenen "God save the King" vebindet sich auch eine Hoffnung nach Stabilität und Tradition der weitaus meisten Briten. Ich vermute sogar, dass die britische Monarchie, trotz aller Skandale und schwarzen Schafe, derzeit fester im Sattel sitzt denn je. Zumal auch der derzeitige Thronfolger William keinen Zweifel daran erkennen lässt, dass er seine Position und seine Pflicht sehr, sehr ernst nimmt. Und auch die ehemaligen versammelten Premierminister sowohl der Regierung als auch der Opposition lassen keinen Zweifel zu, dass ihre Loyalität der Krone gilt. Das gehört quasi zum guten Ton in Großbritannien.

    "God Saves The King"


    Traditionelle Proklamation von King Charles III.:


    Erste Erklärung von Charles III. vor den versammelten aktiven und ehemaligen Spitzenpolitikern des Staates (Thronbesteigungsrat und Kronrat):


  • Man kann über die Monarchie sagen was man will, aber eine gewisse Stabilität über die politischen Wirren der Gegenwart hinweg liefert sie definitiv. Jedenfalls, wenn sie so funktioniert wie in Großbritannien.


    Ich habe die britische Monarchie bisher immer sehr mit Elizabeth II. verknüpft und konnte mir Charles als König nicht recht vorstellen. Erst jetzt, indem ich den durchgetakteten Übergang erlebe, wird mir so richtig die Unterscheidung zwischen dem Monarchen und „der Krone“ als Institution bewusst. Der Monarch mag sterben, aber „die Krone“, als Institution, mit all ihren Abläufen, Reglements, Traditionen usw. steht wie ein Fels in der Brandung der Gezeiten. Und selbst wenn der Monarch mal unpässlich sein sollte, steht immer noch seine Familie hinter der Institution. Im Idealfall Vollprofis, die ihr ganzes Leben lang auf würdevolle Repräsentation geschult wurden.


    Und die Thronfolge ist mit Prinz William und Prinz George und seinen Geschwistern ja auch für das kommende Jahrhundert gesichert.


    Ich selbst werde vermutlich das Ende von Williams Herrschaft gar nicht mehr erleben.

  • Man kann über die Monarchie sagen was man will, aber eine gewisse Stabilität über die politischen Wirren der Gegenwart hinweg liefert sie definitiv. Jedenfalls, wenn sie so funktioniert wie in Großbritannien.

    Die Monarchen in GB haben keinerlei politische Macht, sie haben weder den Brexit noch Johnsons sonstiges Gebaren verhindert. Und sollte die neue Premierministerin, wie mehrfach angekündigt, das Nordirland Abkommen aufkündigen und es schlimmsten Falls wieder zu einem Bürgerkrieg kommen wird das der neue König Charles ebenfalls nicht verhindern können. Also welche Stabilität soll das sein ? Der König ist nun mal lediglich ein (sehr teurer) Grüßaugust ähnlich wie unser Bundespräsident.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Ich denke du unterschätzt die moralische Autorität der Krone bei den Briten. Es geht da weniger um die faktische Macht, als darum, dass die Krone und der Monarch ein nationales Symbol des Zusammenhalts darstellen.


    Einen Bürgerkrieg zwischen Schottland und England wird es nicht geben. Und sollte sich Schottland tatsächlich unabhängig erklären, ist noch nicht einmal gesagt, dass Charles III. dann nicht trotzdem König von Schottland bliebe, wie er es derzeit ja auch von Kanada ist.


    Der König muss auch keine politischen Krisen verhindern. Seine Aufgabe besteht im wesentlichen einfach darin, da zu sein, Kontinuität zu verkörpern und eine moralische Autorität und Verbindung zur Tradition darzustellen. Er ist eine nationale Identifikationsfigur. Und genauso wenig, wie der Union Jack oder Schwarz-Rot-Gold lediglich bunte Tücher sind, sind der englische König (oder der Bundespräsident) nur „Grüßauguste“.


    P.S. Entschuldige, ich sehe du schriebst von Nordirland und nicht von Schottland. Ja, das ist ein Konflikt, bei dem der König bisher wenig Einfluss hat, weil er nicht in die Politik der Regierung eingreifen darf.

  • Wie sich die Bilder und Texte ähneln. Und am Schluss des Videos… schließt sich der Kreis.



    Vier Milliarden TV-Zuschauer beim Begräbnis der Queen.


    P.S. Vier Milliarden Fernsehzuschauer, also fast die halbe Weltbevölkerung haben gestern laut TV-Einschaltquoten das Begräbnis der Queen live im Fernsehen verfolgt. Das ist ein ziemlicher Rekord.

    3 Mal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Ja, ist mir schon klar. Aber das ist dann das wäre dann das, was man in Deutschland staatspolitische Verantwortung nennt.

    Einfach mal ne Auszeit nehmen. Mit dem nächsten Clown an der Spitze werden die Umfragen ja nicht besser.


    Warum überhaupt Sonntagsfrage? In Großbritannien wählt man Donnerstags...

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