Der Schlechte Nachrichten Thread

  • Ich habe überlegt, ob ich so etwas hier schreiben soll, oder nicht.


    Am Sonntag musste ich einen Mann wiederbeleben. Was war passiert? Ein älterer Herr erlitt wohl einen Herzinfarkt auf seinem Fahhrad und ist gestürzt. Als ich an der Unfallstelle vorbeigefahren bin, habe ich gesehen, wie ein Gruppe von Passanten den Mann bereits in eine stabile Seitenlage gebracht hatten. Da sich meine Kinder im Auto befanden, habe ich unseren Wagen so geparkt, dass meine Kinder die Unfallstelle nicht sehen konnten.
    Ich ging zur Unfallstelle hin und bat meine Hilfe an. Die Passanten, die bereits vor mir eingetroffen waren, sagten, dass der Mann zunächst ansprechbar gewesen war und dann ohnmächtig wurde. Den RTW hatten sie bereits verständigt. Ich bemerkte aber sofort, dass bei dem Mann etwas nicht stimmte, da er eine rötlich-bläuliche Hautfarbe hatte.


    Auf meine Frage, ob sie auch seine Atmung kontrolliert hätten, sagte mir ein junger Mann, dass er nur noch einen leichten Puls verspürte, er aber immer schwächer wurde. Naja, ich kontrollierte seine Atmung und sie war nicht mehr vorhanden. Die Wiederbelebungsmaßnahmen übernahm ich dann unverzüglich, wobei, und das ist für mich der eigentliche Skandal, niemand mich von den anderen Passanten unterstützte. Keine wollte die Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Also war ich derjenige, der beides übernommen hatte, Herz-Rhythmus-Massage und Beatmung.


    Es kam nach ca. 15min, so wurde mir es von den übrigen Passanten berichtet, der RTW und kurz darauf der Rerttungshubschrauber mit dem Notarzt. Leider ist der Mann verstorben!


    Das war ein Schockerlebnis! Warum schreibe ich dann das ganze hier. Seht zu, wer es nicht so wie ich aus beruflichen Gründen alle drei Jahre machen muss, dass ihr auch freiwillig einen Erste-Hilfe-Kurs besucht. Ich fühlte mich am Sonntag und gestern unwahrscheinlich schlecht, weil ich einerseits den Mann nicht retten konnte und andererseits mich von den übrigen Passanten so ziemlich alleine gelassen fühlte.

  • Du hast 15 Minuten die Wiederbelebung gemacht? Dafür ersten großen Respekt! Und für die Hilfe. Mehr hättest du nicht machen können.


    Das Problem. Ist halt, dass man meistens einen Erste Hilfe Kurs im Leben macht und dann nie wieder. Und gerade bei Hilfe kann man unter Schock stehen oder Angst vor Fehlern haben, das sind normale menschliche r Reaktionen.
    Ein Kumpel war mal Retutungsassi ( :P ) und der hat auch teilweise Geschichten erzählt, wo Leute unter Schock nicht helfen konnten. Und andere lustige oder unschöne Dinge.

  • Ich war irgendwie so in einem Tunnel. Es klingt komisch, aber irgendwie waren meine Sinne total geschärft. Ich habe Dinge bei der Reanimation wahrgenommen: eine Frau hat von der anderen Straßenseite entsetzt weggeguckt und ist weitergegangen, Jugendliche sagten "Oh, mein Gott", der eine Passanten hat per Handy andauernd 112 gewählt und gebrüllt, wo denn endlich der Notarzt bleibe. Ich hatte auch jegliches Zeitgefühl in der Situation verloren. Die Herz-Rhythmus-Massage an der Puppe im Erste-Hilfe-Kurs habe ich als sehr anstrengend in Erinnerung. In der Situation hatte ich Null das Gefühl der Anstrengung.


    Als die Rettungssanitäter von mir übernommen haben und die Polizei meine Personalien aufgenommen hatte, bin ich erstmal mit den Kindern auf einen Spielplatz gegangen. Dann habe ich meine Frau angerufen und nur noch geheult. Danach war ich einfach nur platt.


    Auf jeden Fall sehe ich Rettungssanitäter mit ganz anderen Augen. Ich habe einen Riesenrespekt vor den Jungs und den Mädels!

  • Rechtlich gesehen ist man als Passant nur verpflichtet, die Rettung anzurufen.


    Ich fahre ja selber bei der Rettung und ganz ehrlich? Ich würde das niemanden zumuten (also nen fremden Passanten) da eine Reanimation zu starten. Es ist teils wirklich nicht hübsch, aber die Rettung anzurufen ist von daher mehr als ausreichend und auch das was man von jeden erwarten kann.


    Also Respekt an dich, dass du das als Passant so umgesetzt hast - hast du ein Mund-Zu-Mund Beatmungstuch sogar mitgehabt?
    Und auch generell dass du 15!min durchgehalten hast.


    Edit: Ich möchte dir hier noch einmal wirklich meinen Respekt sagen und dass das was du gemacht hast, wirklich großartig war. Wenn wir, in der Rettung, auch mal nur einen Passanten gesehen hätten, der eine Reanimation durchgeführt hätte, wir wären zutiefst beeindruckt von der Zivilcourage gewesen.
    Leider hat es in dem Fall zwar keinen Unterschied gemacht - aber du hast es versucht und letztendlich das zählt. Vielleicht macht es bei jemanden gerade genau dann ein Unterschied, behalte also das unbedingt weiter.

  • Rechtlich gesehen ist man als Passant nur verpflichtet, die Rettung anzurufen.

    Also in Deutschland ist man definitiv verpflichtet erste Hilfe Maßnahmen zu ergreifen außer wenn mann sich dadurch selbst gefährden würde.


    Ansonsten schließe ich mich den anderen an, Respekt Lord Wolhynia alles richtig gemacht :thumbup: :bow:


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Also in Deutschland ist man definitiv verpflichtet erste Hilfe Maßnahmen zu ergreifen außer wenn mann sich dadurch selbst gefährden würde.
    Ansonsten schließe ich mich den anderen an, Respekt Lord Wolhynia alles richtig gemacht :thumbup: :bow:

    In Österreich gilt das Benachrichtigen der Rettung bereits als "erste Hilfe Maßnahmen zu ergreifen". War damals krass, als es auf einer Autobahn nen Unfall mit 3 Autos gab und die ersten 4 Autos einfach langsam durch geschlängelt und weitergefahren sind - alle 4 Fahrer wurden angezeigt und mit 1 Jahr Freiheitsstrafe verurteilt.
    Kam auch noch dazu, dass damals die schnelle Hilfe tatsächlich was geändert hätte bei einem Kind --> deswegen wollte der Richter ein Exempel statuieren, dass die Leute wenigstens stehen bleiben und die Rettung anrufen. Hat nämlich dann 7min länger gedauert, bis das jemand getan hat (war nicht eine der Hauptverkehrsautobahnen, deswegen).

  • Danke an alle für die anerkennden Worte! Ich gehe momementan auch recht offensiv mit diesem Vorfall um und rede viel mit anderen Leuten darüber. Mein Arzt hatte mir auch dringend dazu geraten, da man durch die Selbstreflexion und dem Zuhören durch anderen Personen in einer gewissen Art und Weise dieses Erlebnis verarbeiten kann.


    @SnaxeX


    Ja, ich hatte sogar ein Tuch dabei, es aber leider im Auto vergessen, bzw. auch nicht daran gedacht es noch zu holen. Meine Eltern tragen auch ständig so ein Tuch bei sich. Deswegen ist so etwas auch bei uns im Auto.


    Unsere Gesetzteslage in Deutschland ist da wohl ziemlich identisch mit eurer in Österreich. Das Benachrichtigen des Rettungsdienstes reicht als Maßnahme "um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein". Die Freiheitsstrafe in deinem Fall ist schon hart, aber grundsätzlich finde ich es absolut richtig, dass eine unterlassener Hilfeleistung als Straftat geahndet wird.


    Jetzt, vier Tage nach dem Vorfall, kann ich das Verhalten der anderen Passanten auch besser einordnen. Ich denke, meine Enttäuschung und Wut zunächst auf die fehlende Unterstützung ist falsch, da ich eigentlich nur auf mich zu schauen habe. Ich hatte für mich entschieden, dem Mann zu helfen, da ich so etwas bei mir auch erwarten würde. Mehr kann man halt nicht machen. Der Wille zählt im Endeffekt. Die anderen haben ja auch irgendiwe auf ihre Art und Weise versucht dem Mann zu helfen. Stabile Seitenlage und die Verständigung des RTW ist ja auch eine Erste Hilfe.

  • Job bedingt bin ich alle 2 Jahre im Erste Hilfe Kurs. Dieses Jahr bin ich auch wieder dran. Ich fühle mich immer relativ fit in Erste Hilfe, da ich bei den Kursen doch recht viel noch weiß und auf Änderungen schnell eingehen kann. Wie das in einem Ernstfalls aussähe weiß ich allerdings nicht. Bisher war nur ein angesägter Finger und ein Nagel in einem Fuß meine erste Hilfe bei Leuten. Da ich von früher gewohnt war viel und oft Blut zu sehen konnte ich dabei auch recht ruhig bleiben. Aber irgendwie wusste ich auch, bei denen gehts grade nicht ums überleben.
    Meinen allerhöchsten Respekt an dich. Du hast das getan was ein Mensch meiner Meinung nach in einer solchen Situation zu tun hat, ganz gleich wie es am Ende ausgeht.

    _____________________________
    Solange du dich bemühst, andere zu beeindrucken, bist Du von dir selbst nicht überzeugt. Solange Du danach strebst, besser als andere zu sein, zweifelst Du an deinem eigenen Wert. Solange Du versuchst, dich größer zu machen, indem du andere kleiner machst, hegst Du Zweifel an deiner eigenen Größe. Wer in sich ruht, braucht niemandem etwas beweisen. Wer um seinen Wert weiß, braucht keine Bestätigung. Wer seine Größe kennt, lässt anderen die ihre.
    -Verfasser unbekannt


  • Respekt, toll dass du bzw. deine Familie immer so ein Tuch dabei habts.


    Ich habe den Fall vor 3 Jahren gelesen, glaub es ging auch um das Kind - und anrufen kann halt echt jeder, der ein Auto bewegen kann.


    Und dein Arzt hat absolut recht, ruhig darüber reden - das hilft. Ist bei uns auf der Dienststelle auch immer wieder, wenn was schlimmeres vorgefallen ist (Mann vom Zug überfahren, bekannte Freunde selber reanimieren müssen, Erhängte etc.), aber nach dem Reden geht es einen besser!
    Und ich glaube auch nicht, dass die Leute dem Mann was bößes tun wollten - die meisten Leute trauen sich nicht zu reanimieren, weil sie eben Angst haben, etwas falsch zu machen. Oder auch einfach ne Schockstarre haben und nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, auch wenn sie eigentlich einen Erste-Hilfe Kurs belegt haben und die Sachen noch wüssten.

  • Gerade wenn ich über eine chinesische Klimaaktivistin (Howey Ou) google, fällt mein Internet für zwei Stunden aus. Zufall? Wahrscheinlich schon, trotzdem creepy :unsure:


    Okay, grad nachgeschaut, anscheinend hatten viele mit meinem Anbieter (1&1) in der Region Probleme, puh... keine chinesische Geheimdienstoperation, Glück gehabt :D

  • Ich muss mir gerade mal den Frust von der Seele schreiben: Von dem besoffenen Fahrer, der 7 Leute getötet hat, habt ihr gehört(https://www.tagesschau.de/ausl…suedtirol-unfall-101.html) und wie es so ist. Ich bin mit einem der Verletzten Opfer befreundet(Kieferbruch) Hätte er einen Meter weiter rechts oder links oder woanders im kreis gestanden, hätte er Tod sein können. Und das ist doch einfach nur scheiße, auch das alle anderen auch ca. mein Alter sind. So etwas bleibt einem doch irgendwie im Kopf. Insbesondere die Tatsache, dass sehr viele Leute es schwer haben werden, nochmal glücklich zu werden im Leben. Die Eltern, Freundinnen und Freunde, Bekannte, die die überlebt haben und alles gesehen haben, die Helfer und der Autofahrer, der sich am liebsten umbringen würde.


    Vor 2-3 Jahren ist ein ehemaliger Kindergartenfreund unschuldig bei einem Autounfall gestorben. Der andere Fahrer war auch besoffen und ist vom Unfallort abgehauen.


    Die sind einfach viel zu jung gestorben, die waren mein Alter, es kommen wohl viele aus Aachen und ich befürchte, über 2 Ecken auch noch einige Opfer zu kennen.


    Das schlimme ist, das jede Strafe eigentlich zu weich oder zu hart ist und das Leid einfach nicht heilen kann. Er will eigentlich nichts böses, fährt aber trotzdem mit 2 Promille, was ich nicht verstehen kann.


    Entschuldigt, wenn der Text keinen Sinn macht und kaum Struktur, ich bin einfach gerade durcheinander und muss raus.


    Bitte denkt nochmal nach, wenn ihr euch das nächste mal ans Steuer setzt, wie schnell ihr fahrt und wie agressiv oder vorsichtig. Und auf keinen besoffen fahren, auch am Morgen nach dem Saufen hat man oft genug noch mehr als 0,5 Promille.

  • Ich hoffe es geht gut aus für deine Angehörigen.


    Ansonsten bestätigt das ein weiteres Mal, was ich seit zwei Monaten in Schule, Geschäften usw. ,eigentlich überall, beobachte. Die Infektionsschutzregeln werden pro forma und äußerst durchlässig angewandt. Die Vorsicht lässt bei immer mehr Menschen zunehmend nach, inzwischen auch bei mir, weil ich das Gefühl habe, mich und andere ohnehin kaum noch schützen zu können, insbesondere aufgrund der beruflichen Situation.


    Bisher profitiere ich noch davon, in einem dünn besiedelten Landkreis zu leben. Aber seit in Berlin derartig die Zahlen explodieren, steigen auch die Zahlen bei uns nun spürbar in den letzten Tagen. Es ist außer Kontrolle.


    Es ist kein Zufall, dass nun die zweite Welle so explodiert. Covid-19 fängt gerade erst an. Der April war ein laues Lüftchen, gegen den Sturm, der uns vermutlich nun erwartet.


    Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es inzwischen den ersten Todesfall, aufgrund sehr vieler unglücklicher Umstände, die mit der Infektion einhergingen.

  • Es ist eine Schande. Ich weiß nicht wie ichs anders sagen soll.


    Als Normalbürger geht man irgendwie davon aus, dass ausgerechnet Krankenhäuser, deren Hauptprozess gerade die ständige Hygiene und Verhinderung von Infektionen ist, in einer Pandemie wissen was sie tun, um eine Infektion zu verhindern. :teufel1:



    Ich hoffe es geht für euch gut aus!


  • dass ausgerechnet Krankenhäuser, deren Hauptprozess gerade die ständige Hygiene und Verhinderung von Infektionen ist,

    "sein sollte" gehört da zumindest im Bezug auf deutsche Krankenhäuser hin.
    Es ist doch schon seit Jahren wenn nicht sogar Jahrzehnten bekannt das die Hygiene hier schlicht unterirdisch ist. Jedes Jahr fangen sich auf diese weise Zehntausende zB. die gefürchteten Krankenhauskeime ein. Aber sparen wo es geht ist nun mal oberstes Gebot eines auf Rendite und Kosteneinsparung getrimmten Gesundheitswesens.
    Jeder regt sich drüber auf aber keiner ist gewillt etwas zu ändern, so ist das eben im Land in dem wir alle gut und gerne leben.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


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    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Tut mir echt leid zu hören Brax und auch John. Ja leider kann man sich nur bis zu einem gewissen Grad selbst schützen, die Fehler des Krankenhauses scheinen hier aber alles anderes als klein zu sein. Ich hoffe das hat Konsequenzen und zwar auch ganz persönlich für die Geschäftsleitung, die da ihre Pflichten verletzt hat. :pinch: Ich drücke Deinem Familienmitglied auf jeden Fall die Daumen.


    Da bin ich ganz froh, dass es hier in Erfurt, trotz der Unvernunft der Leute, noch vergleichsweise wenig Fälle gibt. Zuletzt ist die Anzahl der aktiven Infektionen sogar rückläufig gewesen, sprich mehr Leute sind genesen als sich angesteckt haben. Das wir so eine Art Ersatz-Oktoberfest mitten auf dem zentralen Domplatz haben, hat dazu aber sicher nicht beigetragen :rolleyes:

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