Welche Staatsform würdet ihr wählen?

  • Mal nachdenken: 843-987 Karolinger, 987-1792 Kapetinger, 1789 Sturm a.d.Bastille, 1791 konstitutionelle Monarchie, 1792 Nationalkonvent, 1793 "Wohlfahrtsausschuss" alias Terrorherrschaft der Jakobiner, 1795 Direktorium, 1799 Konsul / Kaiser Bonaparte, der seine Macht durch Expansion erhalten wollte, 1814/15-1848 wieder absolutistische Könige, ab 1848 der dritte Napoleon, vom Namen wie von der Art der Herrschaft, danach Kolonialismus, Imperialismus, Deutsch-Französischer Krieg, Wettrüsten, usw.


    In welcher Phase wäre deiner Meinung nach denn jetzt Ägypten? :grübel:


    Eigentlich ist die europäische Geschichte schon großteils in der Lage, einem die Schamesröte ins Gesicht zu treiben, besonders, wenn man bedenkt, mit welchem Eifer wir teilweise versuchen, der Welt von unserer Demokratie zu überzeugen, die in Staaten wie Italien, Protugal und vor allem Griechenland schon arg zu bröckeln beginnt. Die moderne Demokratie besteht in Europa "im großen Stil" seit ca. 60-100 Jahren. Im Vergleich dazu: Die Römische Republik hat sich etwa 500 Jahre gehalten, das Imperium Romanum ebenso, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ganze tausend Jahre (wenn es als solches auch nie besonders einflussreich war) und das Königreich Abessinien war seinerzeit das am längsten bestehende Land der Welt. Ist es wirklich bereits möglich, zu sagen, dass die Demokratie sich auf lange Sicht als, nennen wir es "brauchbarste", Staatsform erweisen wird oder auch nur erweisen KANN?
    Oder ist etwa die Regierung der japanischen Edo-Zeit die richtige? Dort wurden zwar Ein- und Ausreise aus/nach Japan verboten und es gab kaum Handel mit anderen Staaten, aber zum einen wuchs die Bevölkerung Japans in dieser Zeit enorm, zum anderen führten die herrschenden Tokugawa-Shogune das Land in die längste ununterbrochene Friedensperiode der Neuzeit (weltweit!).


    Wiederum möchte ich nur betonen, dass die Demokratie für Ägypten vielleicht ein Schritt in die falsche Richtung ist, denn wenn wirklich jeder Ägypter an der Zukunft seines Landes mitbestimmen darf, sehe ich die liberale Fraktion der Ägypter bereits jetzt arg schwanken. Nicht nur die Extremisten haben oft eine äußerst ... destruktive Sichtweise, wie die Politik des Landes zu handhaben wäre, vielen Personen - dazu zähle ich auch mich - fehlt es einfach an der Voraussicht, Entscheidungen innerhalb einer Gemeinschaft auch FÜR die Gemeinschaft zu treffen, statt nur für sich selbst.

  • Ich würde ja Sturm auf die Bastille sagen, aber die Geschichte eines Landes 1:1 auf ein anderes umzulegen funktioniert nicht, man kann höchstens parallelen sehen und es ist nun mal so das auch in Europa die Demokratie lange gebraucht hat sich durchzusetzen und viele Rückschläge hinnehmen musste, es wäre Unsinn anzunehmen das jedes Land so einen Wechsel ganz selbstverständlich und problemlos schafft, es deswegen erst gar nicht zu versuchen wäre trotzdem dumm.


    Natürlich gibt es Staatsformen die sehr viel länger da waren als die Demokratie so wie wir sie heute haben, aber man hatte auch ziemlich lange keinen elektrischen Strom und fließendes warmes Wasser, das ist also nicht unbedingt ein Beweis dafür das es früher besser war. ;)
    Zwar auch kein Beweis das die Demokratie so wie wir sie im Moment haben das beste ist, aber es gibt momentan zumindest keine Staatsform mit der ich tauschen wollte. Mal davon abgesehen liegt es sicher nicht an uns den Ägyptern zu sagen welche Staatsform für die das beste wäre, das ist und bleibt Sache des ägyptischen Volkes. Wobei ich ihnen eine wie auch immer geartete Demokratie schon wünschen würde, ich würde zumindest lieber in einer konservativen Demokratie leben als in einer Militärdiktatur mit liberaler Fassade in der ich darauf achten muss bloß nichts falsches zu sagen. Aber dafür wäre letztendlich eine funktionierende Gewaltenteilung notwendig.

  • Ist es wirklich bereits möglich, zu sagen, dass die Demokratie sich auf lange Sicht als, nennen wir es "brauchbarste", Staatsform erweisen wird oder auch nur erweisen KANN?

    Jo.



    Rational betrachtet insgesamt unschlagbare Vorteile:
    Vor allen diese:
    Stabile Lösung zum großen Problem der Nachfolgeregelung ob durchs Volk gewünscht oder einfach durch Tod anstehend.


    Dadurch, dass die Legitimation durchs Volk erfolgt, ist sie die Regierungsform mit den im Schnitt wohl größten zu erwartenden individuellen Freiheiten und Rechten für die Bürger.


    Keine Regierungsform verträgt sich so gut mit einem steigenden Selbstvertrauen des Vokes, das vor allen mit vermehrt erlangter Bildung und höheren Lebensstandard automatisch einhergeht. Und sind dies nicht die individuellen Ziele eines fast jeden Menschen?


    Hauptnachteil. Eventuell lange Entscheidungswege, da tendentiell viele mitreden. Kann aber auch eine große Stärke sein.


    Daher ist die Demokratie langfristig gesehen die beste Regierungsform für alle Menschen auch wenn sie kurzfristig weniger erwünschenswert erscheinen kann durch vielerlei Gründe.



    Als Historiker darf ich sowas zwar eher nicht schreiben da politisch inkorrekt.
    Aber ich sehe die Demokratie in der Tat als die höchstentwickelste Regierungsform an und betrachte sie als erstrebenswert für die gesamte Menschheit.
    Aber auch die Demokratie ist nicht perfekt und der WEg zu ihr ist steinig, wie Bob schon so schön beschrieben hatte.
    Geben wir der Sache Zeit. Ein paar Jahre sind nichts um Länder derart umzugestalten.



    P.S. Man sollte bei der VOrteilebetrachtung und der historischen Dimension der einzelnen Regierungsformen sich dann auch nur auf das Regierungssystem beschränken. Nicht durcheinanderwürfeln mit Wirtschaftsformen wie Kapitalismus oder auch poltitischen Maßnahmen wie Isolationismus die eben nicht typisch für eine Regierungsform sind, sondern in nahezu jeder angewandt werden können.

  • Ich sage ja nicht, dass die Demokratie, so wie sie sein sollte, nicht die beste Staatsform wäre, aber so wie sie gerade IST (Legislative übergeht Exekutive komplett, Jurisdiktion wird von der Legislative hingehalten, bestes Beispiel der letzten Jahre wohl Silvio Berlusconi, der glaubte, auf seinem Sesselchen zu sitzen und sein Geld zu zählen wäre wichtiger, als sich vor einem Gericht zu verantworten), wäre es manchmal schon wünschenswert, wenn man etwas flexibler reagieren könnte, z.B. dass Gerichte ab einem bestimmten Schweregrad der Anklage auch politisch hoch stehende Personen vorübergehend ihres Amtspostens entheben, um sie vors Gericht zu zitieren. Oder dass man schnellere Methoden der Bürgerbefragung einführen könnte. Ich z.B. habe eine Bürgerkarte, mit der ich mich im Internet notfalls als eine bestimmte Person identifizieren könnte, aber genutzt wird das überhaupt nicht. Dabei gibt es schon US-Bundesstaaten, die ausschließlich per e-Mail wählen. (obwohl, auf das inzwischen hoffnungslos überholte System der USA will ich mich nicht unbedingt stützen...)


    Und dann denke ich mir eben, dass vielleicht eine einzelne Person, die auch in der Praxis über der Legislative steht, möglicherweise nicht das Falscheste wäre... Aber ohne Beschneidung der Bürgerrechte wird das wohl nicht möglich sein...


    Und der Vergleich mit dem elektrischen Strom führt wohl etwas an meiner Argumentation vorbei: Demokratie gab es seit der Zeit der Griechen, elektrischen Strom seit dem 19. Jahrhundert (wenn man mal von Thales absieht, der das Phänomen entdeckt hat, aber damit nichts anfangen konnte), und die Ideen, die für die Entstehung einer Demokratie notwendig gewesen wären, hätte jeder seit der Zeit der Griechen haben können, der sich lange genug damit beschäftigt hat, während die Umsetzung eines um eine Kupferspule kreisenden Dipols plus Kabel plus Abnehmer technisch nicht umzusetzen war.

  • Und der Vergleich mit dem elektrischen Strom führt wohl etwas an meiner Argumentation vorbei: Demokratie gab es seit der Zeit der Griechen, elektrischen Strom seit dem 19. Jahrhundert (wenn man mal von Thales absieht, der das Phänomen entdeckt hat, aber damit nichts anfangen konnte), und die Ideen, die für die Entstehung einer Demokratie notwendig gewesen wären, hätte jeder seit der Zeit der Griechen haben können, der sich lange genug damit beschäftigt hat, während die Umsetzung eines um eine Kupferspule kreisenden Dipols plus Kabel plus Abnehmer technisch nicht umzusetzen war.

    Du kannst eine Demokratie vor 2000 Jahren aber auch kaum mit einer heutigen Demokratie vergleichen, heute ist normalerweise jede Bevölkerungsgruppe ab einem bestimmten Alter wahlberechtigt, um eine Regierung zu bilden ist ein riesiger organisatorischer Aufwand notwendig, immerhin müssen selbst in kleinen Ländern Millionen von Leuten abstimmen und trotz der Masse an Wählern sind die Möglichkeiten einer Teilhabe groß. Bei den Römern hingegen waren nur die männlichen römischen Bürger wahlberechtigt, später haben zwar auch Einwohner von anderen Städten das römische Bürgerrecht erhalten, gewählt wurde aber nur in Rom und zur Wahl standen vor allem Leute einer Kaste von Patriziern die über ausreichend finanzielle Mittel verfügt haben um überhaupt eine Karriere in der Politik anstreben zu können. Von den großen gesellschaftlichen Unterschieden abgesehen hat eine Demokratie damals also nur in kleinem Rahmen funktioniert, bei Flächenländern ist man dann schon an seine Grenzen gestoßen, eine moderne Demokratie ist erst mit dem Aufkommen moderner Medien (Zeitung) und einer vergleichsweise hohen Bildung innerhalb der Bevölkerung möglich geworden.
    Dieses System der USA hat z.B. auch etwas damit zu tun das in den Anfängen der vereinigten Staaten eine Wahl auf Bundesebene nur sehr sehr schwer zu organisieren war, daher haben die einzelnen Regionen ihre eigenen Wahlen abgehalten und dann Wahlmänner nach Washington geschickt. Damals war das einfach der effizienteste Weg und der Größe des Landes und der fehlenden Infrastruktur geschuldet, heute ist es unzeitgemäß und eher ein Hindernis und eine Gefahr.


    Das bedeutet wenn man von Demokratie spricht kann man zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchaus etwas anderes meinen, selbst heute gibt es innerhalb von Europa deutliche Unterschiede bei der Organisation, wenn du also z.B. Missstände in Italien aufzeigst lässt das nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Schweiz, Deutschland oder überhaupt DIE Demokratie zu.
    Das heißt natürlich auch nicht das bei uns alles super ist und wir am besten niemals etwas daran ändern sollten, im Gegenteil, es gibt Missstände und die müssen aufgearbeitet werden, aber glücklicherweise ist gerade die Demokratie die Staatsform die einen kontinuierlichen Wandel am ehesten zulässt und dazu in der Lage ist sich ständig zu erneuern.

  • Mister Green. Verstehe ich dich richtig?
    Du beklagst dass die Demokratie in einigen Punkten zu deinem Bedauern nicht vollständig genug umgesetzt wird. (Gewaltenteilung, Bürgerbeteiligung)
    Dein Schluss daraus ist dann die Bevorzugung einer Regierungsform die genau das Gegenteil erreichen würde von dem was du gerne hättest ... nämlich die Gewaltenteilung ganz aufhebt und die Möglichkeit der politischen Partizipation minimiert?


    Demokratie gab es wohl gar in steinzeitlichen Stammeskulturen.


    Die moderne Welt begünstigt und unterstützt aber insgesamt das Regierungsmodell Demokratie.
    Einfach durch entwickelte Bürokratie, Bildung, erreichter Wohlstand (man muss nicht mehr die ganze ZEit arbeiten und kann sich auch über Politik Gedanken machen), Strom, Alphabetisierung, Massenmedien, die Aufklärung, schnelle Informationswege...etc. Alles Dinge die wir nun haben und die die Demokratie begünstigen da die Menschen nun viel mehr Möglichkeiten haben sich zu organiseren, zu informieren und aktiv zu werden und so gerade autokratische Regierungsformen insgesamt benachteiligen.

  • Mister Green. Verstehe ich dich richtig?
    Du beklagst dass die Demokratie in einigen Punkten zu deinem Bedauern nicht vollständig genug umgesetzt wird. (Gewaltenteilung, Bürgerbeteiligung)
    Dein Schluss daraus ist dann die Bevorzugung einer Regierungsform die genau das Gegenteil erreichen würde von dem was du gerne hättest ... nämlich die Gewaltenteilung ganz aufhebt und die Möglichkeit der politischen Partizipation minimiert?


    Demokratie gab es wohl gar in steinzeitlichen Stammeskulturen.


    Die moderne Welt begünstigt und unterstützt aber insgesamt das Regierungsmodell Demokratie.
    Einfach durch entwickelte Bürokratie, Bildung, erreichter Wohlstand (man muss nicht mehr die ganze ZEit arbeiten und kann sich auch über Politik Gedanken machen), Strom, Alphabetisierung, Massenmedien, die Aufklärung, schnelle Informationswege...etc. Alles Dinge die wir nun haben und die die Demokratie begünstigen da die Menschen nun viel mehr Möglichkeiten haben sich zu organiseren, zu informieren und aktiv zu werden und so gerade autokratische Regierungsformen insgesamt benachteiligen.


    Nein, da verstehst du mich nicht richtig. Ich bin durchaus froh, in einer Demokratie zu leben und sehe auch ein, dass die Aufhebung der Gewaltenteilung keinesfalls ein Schritt in die richtige Richtung ist. Eine Person an der Spitze, die immer die besten Entscheidungen für den Staat trifft, wäre meiner Meinung nach besser als eine verlotterte, korrumpierte Demokratie, aber Ersteres ist wohl ebenso utopisch wie Platons Idee eines Philosophenkönigs...


    Eher denke ich, dass in steinzeitlichen Kulturen ein Alphatier an der Spitze gestanden hat, wie es bei Affen zu beobachten ist...


    Ich sage ja nicht, dass ein absolutistischer König gut für ein europäisches Land wäre, ich hätte bloß gerne jemanden, der bei AUGENSCHEINLICHEN Übertretungen und Machtmissbräuchen innerhalb der Politik nicht für drei Jahre Untersuchungskommissionen anberaumt, sondern HANDELT. Bei Steuerhinterziehung soll er meinentwegen im Amt bleiben und fünf, zehn Jahre später dafür verurteilt werden, aber in die Polotik getragene private Konflikte wie die von Victor Ponta und Traian Basescu in Rumänien haben darin überhaupt nichts zu suchen und deshalb sollte es dafür Maßnahmen geben. Wer einen Politiker schädigt, schädigt eine Person, wer innerhalb der politischen Welt jemanden schädigt, schädigt schnell ein ganzes Land...

  • Unterschätze den Steinzeitmenschen nicht. Auch heute kann man bei sehr traditionell lebenden indigenen Gesellscahften Arten der Stammesdemokratie beobachten.


    In einer Kleingruppe lassen scih sehr gut demokratische Strukturen durchsetzen.
    Komplizierter wird des dann bei größeren Gruppen. Hier ist, wenn gewisse Bedingungen nicht erfüllt sind, der starke Führer weit bequemer.


    Steinzeitkulturen kann man zudem sehr weit fassen.
    Man kann ihn gar auf alle schriftlosen Kulturen ausbreiten.--> Frühgeschichte.
    Da fallen dann auch ganz schnell Tacitus Germanen drunter.



    Herr Green. Du begehst den Fehler die "entartete" Form der Demokratie einem idealisierten Bild des starken, weisen, gütigen Mannes an der Spitte entgegenzustellen. Ganz nach Aristoteles der dieses Model ebenso favorisierte.


    Nur fest steht. Ein autokratisches Gesellschaftsmodell ist tendentiell empfänglicher für Korruption und Vetternwirtschaft.
    Fest steht, dass selbst wenn du den ganz tollen guten weisen Alleswisser an der Staatspitze hat...kan der sich ändern, bzw. spätestens bei der Nachfolge. 2 Jackpots hintereinander, Nicht sehr wahrscheinlich.
    Fest steht, die überwältigende gegen 100 % tendierende Mehrheit der Alleinherrscher wird dem heeren Ideal kaum gerecht werden.


    3 Jahre Untersuchungskommisionen sind für dich so schlimm?
    Nunja. Eine gründliche Untersuchung, vor allen eine parlamentarische die nicht von der Regierung kontrolliert wird, kann allgemein auch sehr positiv gesehen werden. Warum ist klar, oder?
    Das was du da an Rumänien beklagst. Das ist nichts typisch Demokratisches. Das versuchte AUsschalten poltiischer Feinde gehört zu jeder Regierungsform. Die Demokratie hält da Kant sei Dank nur Mittel (Presse, Gewaltenteilung, Wahlen...etc.) vor, dass dieser Machtkampf ohne sofortiges Blutvergießen, foltern und simple Ausschaltung des politischen Gegners abläuft.
    Das mag zwar oft dann dreckig wirken und auch werden. Aber das ist dem Verschwinden in der Folterlagern, Straßenkämpfe zwischen den eigenen Anhängern aka Bürgerkrieg und Erschießungen doch vorzuziehen, meinst du nicht?

  • In einer Kleingruppe lassen sich sehr gut demokratische Strukturen durchsetzen.
    Komplizierter wird des dann bei größeren Gruppen. Hier ist, wenn gewisse Bedingungen nicht erfüllt sind, der starke Führer weit bequemer.


    Vor allem wird es komplizierter, je weiter die einzelnen Meinungen voneinander abweichen. In den Sechziger Jahren war das noch weniger ein Problem als heute, weniger Menschen haben gegen politische Entscheidungen aufbegehrt, überhaupt lag noch der Schatten der Weltkriege über Allem. Und heute? Nichts kann man mehr sagen, ohne dass es jemanden gäbe, der sofort schreit, dass er dagegen ist.


    Zitat

    Steinzeitkulturen kann man zudem sehr weit fassen.
    Man kann ihn gar auf alle schriftlosen Kulturen ausbreiten.--> Frühgeschichte.
    Da fallen dann auch ganz schnell Tacitus Germanen drunter.


    Die mit den Kupferpflugscharen und Bronzeschwertern? Nun unterschätzt, denke ich, du die Kulturen der Antike: Tacitus' Germanen hatten sehr wohl weiterreichende Beziehungen als bis zum nächsten Stamm und somit auch Zugang zu römischer Kultur, lehnten diese aber ab, da sie sich mit ihrer Tradition identifizierten. Außerdem besaßen sie eine wenn auch größtenteils spirituell genutzte Runenschrift.
    Zu den Germanen fällt mir grade kein Beispiel ein, da bin ich zu weit weg vom Schuss, aber wenn man bedenkt, dass die gallische Provinz Noricum, weit bekannt für seine guten Metallschmiede, seit der Zeit der Etrusker Bronze aus der Türkei in Etrurien gegen heimische Metallarbeiten tauschte, kann man sich vorstellen, wie wenig indigen die Germanen Hunderte Jahre später waren.


    Zitat

    Herr Green. Du begehst den Fehler die "entartete" Form der Demokratie einem idealisierten Bild des starken, weisen, gütigen Mannes an der Spitze entgegenzustellen. Ganz nach Aristoteles der dieses Modell ebenso favorisierte.


    Man beachte den Modus in meinen Sätzen: Konjunktiv II, auch genannt Konjunktiv der Nichtwirklichkeit. Hat nicht jeder eine politische Idealvorstellung, die utopisch und nicht ansatzweise realisierbar ist, aber die man sich doch manchmal wünschen WÜRDE?


    Zitat

    Nur fest steht. Ein autokratisches Gesellschaftsmodell ist tendentiell empfänglicher für Korruption und Vetternwirtschaft.
    Fest steht, dass selbst wenn du den ganz tollen guten weisen Alleswisser an der Staatsspitze hast...kann der sich ändern, bzw. spätestens bei der Nachfolge: 2 Jackpots hintereinander, nicht sehr wahrscheinlich.
    Fest steht, die überwältigende gegen 100 % tendierende Mehrheit der Alleinherrscher wird dem hehren Ideal kaum gerecht werden.


    s.o.


    Zitat

    3 Jahre Untersuchungskommisionen sind für dich so schlimm?
    Nunja. Eine gründliche Untersuchung, vor allen eine parlamentarische die nicht von der Regierung kontrolliert wird, kann allgemein auch sehr positiv gesehen werden. Warum ist klar, oder?


    Die Untersuchungskommission an sich ist auch nicht schlecht, das versuche ich auch nicht zu sagen. Aber dass der Angeklagte während der Untersuchungskommission weiterhin sein Amt bekleiden kann, ist, als würde man einer Bank, der man jahrelang Korruption nachsagt und die schließlich deswegen angeklagt wird, weiterhin Staatsgelder überweisen, bis der Prozess zu einem Ende gelangt ist.


    Zitat

    Das was du da an Rumänien beklagst. Das ist nichts typisch Demokratisches. Das versuchte Ausschalten poltiischer Feinde gehört zu jeder Regierungsform. Die Demokratie hält da Kant sei Dank nur Mittel (Presse, Gewaltenteilung, Wahlen...etc.) vor, dass dieser Machtkampf ohne sofortiges Blutvergießen, Foltern und simple Ausschaltung des politischen Gegners abläuft.
    Das mag zwar oft dann dreckig wirken und auch werden. Aber das ist dem Verschwinden in der Folterlagern, Straßenkämpfe zwischen den eigenen Anhängern aka Bürgerkrieg und Erschießungen doch vorzuziehen, meinst du nicht?


    Was die Politiker unter sich für Schwierigkeiten und Zwistigkeiten haben, kann dem Staat doch schnurz sein. Wieso soll er sich also in solche niederen Streits à la "Aber ich mag mit dem Bagger spielen!" hineinziehen lassen? Und mit Staat meine ich jetzt keinesfalls das judikative Organ, das sich selbstverständlich einmischen soll, sobald dies vonnöten ist, sondern eben legislative und exekutive Prozesse.

  • Vor allem wird es komplizierter, je weiter die einzelnen Meinungen voneinander abweichen. In den Sechziger Jahren war das noch weniger ein Problem als heute, weniger Menschen haben gegen politische Entscheidungen aufbegehrt, überhaupt lag noch der Schatten der Weltkriege über Allem. Und heute? Nichts kann man mehr sagen, ohne dass es jemanden gäbe, der sofort schreit, dass er dagegen ist.

    In den 60ern war es einfacher ? Weniger Menschen haben aufbegehrt ? :rofl:
    Na sag das mal der 68er Generation^^

    Die Untersuchungskommission an sich ist auch nicht schlecht, das versuche ich auch nicht zu sagen. Aber dass der Angeklagte während der Untersuchungskommission weiterhin sein Amt bekleiden kann, ist, als würde man einer Bank, der man jahrelang Korruption nachsagt und die schließlich deswegen angeklagt wird, weiterhin Staatsgelder überweisen, bis der Prozess zu einem Ende gelangt ist.

    Und wie ist die Alternative ? Die Unschuldsvermutung aufheben ? Dann könnte jeder der jemanden loswerden möchte einfach eine Anschuldigung konstruieren und derjenige den es trifft wäre seinen Posten los, selbst wenn er es schaffen würde in einem langen Prozess seine Unschuld zu beweisen wäre er trotzdem erledigt. So was kann ja heute schon passieren, wie man an einigen bekannten Beispielen gesehen hat, aber so eine Vorgehensweise würde es nicht gerade sicherer machen.

  • In den 60ern war es einfacher ? Weniger Menschen haben aufbegehrt ? :rofl:
    Na sag das mal der 68er Generation^^


    Ups, da hab ich mich mit der Jahreszahl mal ordentlich vertan. :klopp:


    Zitat

    Und wie ist die Alternative ? Die Unschuldsvermutung aufheben ? Dann könnte jeder der jemanden loswerden möchte einfach eine Anschuldigung konstruieren und derjenige den es trifft wäre seinen Posten los, selbst wenn er es schaffen würde in einem langen Prozess seine Unschuld zu beweisen wäre er trotzdem erledigt. So was kann ja heute schon passieren, wie man an einigen bekannten Beispielen gesehen hat, aber so eine Vorgehensweise würde es nicht gerade sicherer machen.


    Gehen wir mal davon aus, dass es "gute" Politker gibt, die dem Staat dienen und "böse" Politiker, die sich einfach nur gute Posten erschleichen wollen. Wenn nun ein guter Politiker im Amt ist und ein korrupter Politiker ihm dieses neidet und deshalb immer mehr Anschuldigungen gegen Ersteren anhäuft, wird es diesem auch irgendwann zu viel werden und er wird sich zurückziehen. Ein korrupter Politiker hingegen, dem nur das Amt wichtig ist, wird sich niemals vergraulen lassen. Wie also kann man den Staat so regeln, dass die kompetentesten Leute das Sagen haben und Blender es gar nicht an die Macht schaffen?

  • Zitat

    China hat trotz des natürlich gegebenden Atheismus der Sozialisten ebenfalls seine Kultur, wenn auch mit Verlusten, bewahrt.


    Schon mal was von der Kulturrevolution gehört Twilight? :D (nichts für ungut, das musste sein.)


    Ich denke, dass die Ägypter genau dort stehen, wo sie stehen sollten. Man muss der Sache einfach seinen Lauf lassen und es dafür notwendig ist, dass Diktatoren an die Macht kommen und wieder gestürzt werden, dann soll es wohl so sein. Schlussendlich wird sich wohl zeigen was stärker ist, die konservativen Elemente in der ägyptischen (arabischen) Kultur und die "Religionshingabe", oder der wahre Willen nach Demokratie.


    Wenn die Demokratie in Ägypten von ihren eigenen Regeln "geschlagen wird", dann hat sie meiner Meinung nach keine Daseinsberechtigung, bis sie sich von selbst etabliert, ich weine dieser Hoffnung nach einer Demokratie in Ägypten nicht nach, sie wird kommen, wenn es an der Zeit ist.


    (Um ehrlich zu sein glaube ich, dass der Iran der Demokratie näher ist als Ägypten, da er bereits in der "konservativen Gottesstaat Phase" ist und die Bevölkerung sich langsam aber sicher dagegen auflehnt, sie hatten dann die westliche Dikatur unter dem Schah und die momentane Theokratie und vielleicht wollen sie nach der Theokratie es mit der Demokratie versuchen, mal schaun.

    „The Wheel of Time turns, and Ages come and pass, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth comes again."

  • Schon mal was von der Kulturrevolution gehört Twilight? :D (nichts für ungut, das musste sein.)


    Klar, die kleine Mao Bibel hab ich immer dabei, aber da du meinen Post aufmerksam gelesen hast, weißt du natürlich, dass ich deinen Anwand schon längst abgewiesen hatte, bevor du ihn geäußert hattest ;)


    Man muss der Sache einfach seinen Lauf lassen und es dafür notwendig ist, dass Diktatoren an die Macht kommen und wieder gestürzt werden, dann soll es wohl so sein


    Klar, ist aber trotzdem schade um all die Opfer, welche nun erstmal keinen Sinn haben. Wir haben diesen Kreislauf doch schon oft genug gesehen auf der Welt, da darf man vielleicht doch mal hoffen, dass es diesesmal anders ist und man mal die Abkürzung nimmt.

  • Wie also kann man den Staat so regeln, dass die kompetentesten Leute das Sagen haben und Blender es gar nicht an die Macht schaffen?

    Gar nicht, die Staatsform ist dabei auch grad egal, man kann so was aber mit einer unabhängigen Justiz und einer freien Presse eindämmen. Irgend eine übergeordnete Instanz die nach gutdünken entscheidet wer gut und wer böse ist würde eher ins Gegenteil führen...hmm, es sei denn vielleicht man lässt das einen Computer entscheiden oder würfelt einfach, das wäre dann wenigstens Neutral :D

  • Die ganzen Hollywood-Filme über durchdrehende Computer sind doch auch nur dazu, die größere Rationalität einer Maschine in einen negativen Aspekt zu verwandeln, da man als Mensch seine Nachteile am liebsten verdrängen oder verstecken will...


    EDIT: Übrigens muss ich zugeben, dass meine Argumente etwas ins Nichts führen, wobei ich mich manchmal etwas sehr in eine Diskussion hineinsteigere.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!