Soziales Gewissen - Die soziale Frage

  • Eben, es ist wichtiger zu entscheiden, ob ich privat überhaupt unbedingt fliegen muss. Die Auswahl der Fluglinie anhand sozialer Kriterien folgt für mich erst im Anschluss.


    ...und nein, es gibt kein Recht auf Fliegen. Keine Sau muss jeden Sommer unbedingt nach Malle oder in die Türkei, um dort schön für 399 Euro und Flaterate-Versorgung die Herrenrasse zu geben.

  • Kannst du diese Textstelle von mir zitieren? Nein? Na, dann ist ja gut.


    Die Regel sind Flugreisen in bekannte Urlaubsgebiete: Da stehen Mallorca und die Türkische Riviera unter den Favoriten, gefolgt vom Roten Meer in Ägypten. Diese Reisen bedeuten die Masse an Flügen. Meine Zustimmung, aber auch Flüge z.B. zu den Malediven oder nach Thailand sollten zur Diskussion stehen. Wer sich absolut identifiziert und einen großen Bezug zu abgelegenen Orten besitzt, gern. Um sich geil zu fühlen und tolle Bilder für die nächste Freundesrunde zu generieren, nein.

  • Ist der Spruch von der FDP? :P Warum nicht mit nem Schlauchboot nach Irland und Alles spenden?


    Ist das das Geschäftsmodell der Zukunft? Den billigsten Anbieter nehmen ( im wahrsten Sinne, bei Ryan Air sowieso ) und die Differenz zum teuersten dann spenden? Der Markt regelt´s?
    Wo ist denn die Grenze, damit man sich "gut" fühlen kann? Wenn ich 200,- € mehr bezahle und mit der Konkurrenz fliege, 3,50 € oder ein Monatsgehalt?
    Bei Amazon nur dann NICHT bestellen, wenn die Differenz zum anderen Anbieter max. 10% ist, bei 11% dann aber schon Amazon nehmen, könnte sonst scheisse aussehen.....

    Wenn es darum ging, dein Gewissen zu beruhigen, dann mögen die tausend Euro sich vielleicht gelohnt haben, abhängig von deinem Gewissen, wenn es darum ging, einen Unterschied zum Besseren zu machen, war es eher sinnlos verbratenes Geld.


    Die tausend Euro erhöhen theoretisch die Gewinnmarge der betreffenden Airline. Wie viel davon dann tatsächlich im Gehalt beim Personal ankommt, ist ein ganz andere Frage.


    Als konsequenter Grünen-Anhänger dürftest du eigentlich gar nicht fliegen. Die Klimabilanz schon eines Fluges ist laut Aussagen der Grünen verheerend. Auch deinen PKW solltest du besser schnell gegen einen E-Fahrzeug ersetzen, noch besser gegen ein Fahrrad. Kannst dir dafür ja dann die BahnCard leisten. Deinen Grill solltest du auch höchstens Sonntags anschmeißen. Im besten Fall ganz drauf verzichten und vegetarisch leben oder grillen. Ist auch fürs Klima und die Tiere besser. Deine Kleidung sollte bitte klimaneutral produziert und fair gehandelt sein, wie übrigens deine Lebensmittel und Möbel auch. Dein Haus sollte einen ökoneutralen Fingerabdruck aufweisen und die Firma für die du arbeitest sollte den globalen Umweltschutz verbessern. Beim
    Einkaufen solltest du möglichst auf Bio-Produkte zurückgreifen und müllfrei bzw. verpackungsarm einkaufen. Es gibt Läden dafür. Seife, Shampoo usw. kann man sich auch selbst herstellen bzw. braucht man eigentlich nicht. Außerdem könntest du noch zehn Prozent deines Gehaltes an Umweltschutzvereine spenden, falls du keine Kirchensteuer mehr zahlst.


    Wenn du das alles erfüllst, darfst du ein ruhiges Gewissen haben. Andernfalls bist du eben doch nur genauso inkonsequent wie fast alle anderen und beruhigst dein Gewissen sehr selektiv, indem du glaubst, dich wenigsten ein bisschen von deinen Sünden freikaufen zu können.

  • Zum einen bin ich kein Grünen "Anhänger"; Anhänger ist man von irgendeiner Religion, Parteien werden aufgrund ihres Programms gewählt oder bestenfalls als Plan B, weil die Gegenpartei noch schlechter ist. Sollte bei der SPD ähnlich sein, zumal dort ja die Hälfte des Vereins ihr soziales Gewissen an der Gardarabo der GroKo abgegeben haben.
    Es wird dich überraschen, der Großteil der Grünenwähler, Parteimitglieder und sogar der Abgeordneten auf Länder-oder Bundesebene fährt Auto oder sitzt mal im Flugzeug. Deswegen darf man nicht gegen den Braunkohleabbau oder Kernkraft sein, weil man einen PKW benutzt? :blöd:
    Selektives Gewissen: lieber 2 Sachen richtig gemacht als 10 gar nicht. Wenn sich 2 oder 3 als unrealistisch erweisen, erst gar nicht anfangen?

  • Parteien haben doch Anhänger? Bzw. die prominenten Personen einer Partei. Wir sprechen auch von Anhängern von Erdogan oder Trump. Genauso gab es Schulz-Anhänger oder gibt es Merkel-Anhänger. Oder auf der hellen Seite der Macht gibt es Anhänger von Bernie Sanders oder Jeremy Corbyn. Da wirst du kaum einen Nachrichten-Artikel zu finden, der dieses Wort nicht verwendet.


    Die meisten Wähler lesen wahrscheinlich nicht mal das Partei-Programm. Ich für meinen Teil, würde mich als politisch interessierten Menschen bezeichnen, habe aber noch nie ein Programm komplett gelesen, höchstens mal einzelne Ausschnitte. Die Programme sind meistens eh Bullshit und haben mit der Realpolitik keinen gemeinsamen Nenner. Regierungsparteien machen sogar oft das komplette Gegenteil von dem was in ihren Programmen steht.

  • @ Mogges
    Du darfst alles. Du darfst auch tausend Euro ausgeben, ohne dafür einen nennenswerten Vorteil im Gegenzug zu bekommen. Ich hinterfrage lediglich die Sinnhaftigkeit dessen und weise auf die augenfällige Inkonsequenz hin, die sich z.B. aus Grüner Politik fast notwendigerweise ergibt, weil nämlich zwar viele bereit sind, Wasser zu predigen, die Meisten dann aber doch nicht bereit sind, auf ihren Wein grds. zu verzichten.
    Im Prinzip stimme ich dir ja sogar zu. Man könnte theoretisch die Welt über unser Konsumverhalten verbessern. Das Problem ist doch nur, dass 98% der globalen Gesellschaft nicht bereit sind und sein werden, derartige Konsequenzen zu tragen und leider auch nicht ehrlich genug, sich genau das einzugestehen. Die Wenigsten möchten auf ihr Auto, ihren Strandurlaub, ihre neue Kücheneinrichtung usw. usf. verzichten, obwohl die Meisten sehr wohl wissen, dass sie es EIGENTLICH nicht bräuchten. Und dass sie damit EIGENTLICH unnötig Ressourcen verbraten. Im Gegenteil. Die Tendenz geht zum Zweitauto, Zweithandy, Drittfernseher, usw. usf..
    Also machen wir dann solche Aktionen, wie du mit deinem Flugticket. Wir kaufen uns partiell ein gutes Gewissen, obwohl wir es eigentlich besser wissen könnten. Da bevorzuge ich Ehrlichkeit. Man sollte sich nicht selbst was vormachen. Dann doch lieber offen zugeben, dass man soziale Ungleichheit, Umweltzerstörung usw. zwar bedauert, dass einen das aber grds. eben doch nicht dazu bringt, eine Bereitschaft zu zeigen, auf die Möglichkeiten die das Leben uns bietet nun zu verzichten. Ich z.B. liebe Städtereisen, ich hasse die regelmäßig völlig überfüllten öffentlichen Verkehrsmittel, ich liebe die Freiheit mit meinem
    Auto jederzeit überall hinfahren zu können, ich liebe es zu Fliegen und dabei aus dem Fenster zu schauen, ich liebe Fleisch und frische Südfrüchte auf meinem Teller, auch wenn ich weiß, wie sie in Spanien oder sonstwo produziert werden. Ich nutze Stromfresser PCs alleine zu meinem Vergnügen, obwohl ich das eigentlich nicht müsste. Und anstatt mein Geld z.B. SOS-Kinderdörfern zu spenden, haue ich es in Steam-Sales all zu oft für Spiele raus, von denen ich wissen müsste, dass ich gar nicht die Zeit haben werde sie zu spielen.
    Die Beispiele die ich nennen könnte sind unzählige. Aber eins mache ich nicht. Ich lüge mir nicht selbst in die Tasche, ich würde zu einer besseren Welt beitragen. Tue ich nicht. Im Gegenteil. Der Lebensstil in unserer Gesellschaft, an den auch ich mich gewöhnt habe, verbraucht defenitiv mehr Ressourcen als nötig.
    Ich versuche wenigstens der allgemeinen Wegwerfmentalität zu entkommen, was schwierig genug ist. Finde bspw. mal Kleidungsstücke, die sich, regelmäßig getragen, länger halten als ein bis zwei Jahre. Gibt’s ja kaum noch. Soll es nicht geben. Du sollst ja möglichst bald neue kaufen. Genauso ist es mit Haushaltsgeräten usw. usf..

  • Das mit dem "jeder muss sein Konsumverhalten ändern" ist auch Quatsch. Wenn das mit der Eigenverantwortung klappen würde, könnte man auch gleich Anarchie einführen, wozu einen Staat und Gesetze wenn die Menschen von selbst ein Regenbogenwunderland kreieren?


    Weil das nicht klappt gibt es sowas wie Politik, in einer Demokratie gibt hier die Mehrheit ihre (Eigen-)Verantwortung an der Wahlurne ab. Die Frage ist dann was die Politik daraus macht.


    Und das mit dem Konsumverhalten ändern klappt dann auch relativ gut oder kennt ihr jemanden der nicht mehr in einen Supermarkt geht, weil der jetzt nur noch Papier- statt Plastiktüten anbietet oder jemanden der kein elektrisches Licht mehr benutzt weil herkömmliche Glühbirnen verboten wurden? Ich nicht.
    Konsum kann man steuern!


    Leider haben wir einen starken Lobbyismus der viele notwendige Entscheidungen die zu Gunsten der Umwelt getroffen werden müssten, verhindert oder abschwächt.

  • Hey, :w00t:
    jetzt habe ich doch noch was gefunden, wo auch ich zur „richtigen“ Alternative greife. Ich nehme immer die Papier- anstatt die Plastiktüten, obwohl mir die Papierdinger schon mehrmals gerissen sind. Ok, nächste Stufe wäre dann, immer nen Jutebeutel dabei zu haben...


    Aber nehmen wir mal das Beispiel öffentliche Verkehrsmittel. Dieses WE wollte ich mal gut vorbildlich handeln (eigentlich wollte ich mich betrinken), und bin mit dem Zug und der BVG zum CSD gefahren. Nie wieder. Furchtbar. Schon der Hin-Zug war so überfüllt, dass man zwei Stunden stehen musste. Dann fährt der letzte Zug zurück um elf. Also den nächstbesten um kurz vor Sieben genommen. (Nie wieder. Bin zu alt für sowas.) Die Rückfahrt am frühen Morgen war der Horror. Eine U-Bahn so vollgepresst wie eine Konservenbüchse. Keine Klimaanlage. Die Leute laut und besoffen. Schupsten sich immer mehr in den Wagon. Schweiß. Gestank. Hitze. Keiner raus. Keiner rein. Wäre da ein Unfall geschehen, die Leute hätten sich schlicht totgetreten und erdrückt. Nie wieder. Bin dann nach zwei Stationen auf ein Taxi umgestiegen. War zu abartig. Bin froh, dass ich nicht in ner Großstadt lebe.

  • Wäre da ein Unfall geschehen, die Leute hätten sich schlicht totgetreten und erdrückt.


    Autofahren mag angenehmer sein. Dabei zu Schaden zu kommen ist rein statistisch aber deutlich höher als wenn man mit der Bahn fährt.


    Im Zweifel stehst du mit dem Auto stundenlang bei 35 Grad aufwärts (gibt ja kein Schatten auf der Straße) im Stau. Ob das dann noch so viel besser ist als Zug fahren?

  • Die großen Städte haben alle ihren eigenen. Ich meinte den Berliner. Klar, aber trotzdem stellt sich die Frage, warum der ÖPNV auf solche Stoßzeiten so schlecht reagiert. Es ist doch echt ne Zumutung, dass man die Züge derartig überfüllt fahren lässt. Müssen halt deutlich mehr Züge zu solchen Zeiten fahren. Im PkW mag man im Stau stehen (Sonntagsmorgens eher unwahrscheinlich), aber man hat je Klimaanlage, seine Ruhe und hängt nicht ungewollt mit der Nase in der Achselhöhle eines Wildfremden. Warum sind denn die Züge morgens so überfüllt. Doch auch deswegen, weil nachts teilweise der Verkehr eingestellt wird. Insbesondere die Außenstrecken.

  • Hui...das wird jetzt mehr was fürs moralische Gewissen als fürs soziale... :grübel:

    Hey, :w00t:
    jetzt habe ich doch noch was gefunden, wo auch ich zur „richtigen“ Alternative greife. Ich nehme immer die Papier- anstatt die Plastiktüten, obwohl mir die Papierdinger schon mehrmals gerissen sind. Ok, nächste Stufe wäre dann, immer nen Jutebeutel dabei zu haben...

    Na geht doch. :thumbup: Ich habe nichtmal Papiertüten zum Einkaufen. Rucksack und darin sind zur Not zwei Stofftaschen (meinst du wohl mit "Jutebeutel"). Für kleinere Transporte einen Art Turnbeutel (natürlich mit Stoffbeutel drinnen für Notfälle :D ) im "speziellem Design" zum Umhängen...die gabs in den 80ern nur im Sportunterricht zu sehen. :)


    Also auf zum next Level und fort mit den Papiertüten. Das klappt schon. ;)


    Aber nehmen wir mal das Beispiel öffentliche Verkehrsmittel.

    Super, dazu Fahrrad und Füße. Reicht völlig. Auto braucht man nicht...

    Bin froh, dass ich nicht in ner Großstadt lebe.

    ...wenn man in einer Großstadt lebt. In "ländlicheren" Regionen dagegen schon...da sinds z.B. manchmal 10km bis zum nächsten Facharzt. Die ÖPNV's haben dort also noch Luft nach oben. In meinem Heimatkaff kam damals der letzte Zug Abends um 20 Uhr an und und fuhr vor allem auch dann wieder ab. Suboptimale Situation für einen Jugendlichen unter 18. :thumbdown:

    Klar, aber trotzdem stellt sich die Frage, warum der ÖPNV auf solche Stoßzeiten so schlecht reagiert.

    Sind halt Linien. Zu besonderen Anläßen wie z.B. Marathon, CSD und anderen Demos, Fussballspielen usw. sind die ÖPNV's ziemlich unflexibel bei der Organisation für mehr Fahrgäste. Man sollte meinen, es sollte wenigstens in der Rushhour besser funktionieren.

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