AfD

Ich frage mich, ob sie überhaupt jemals für normale Menschen wählbar war.
Wie schon von John geschildert, dieser "Typ" Partei läuft eigentlich immer nach dem gleichen Prozedere ab. Die werden jetzt auch wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Früher oder später ist für die dann Schluss.

Sie könnten jetzt mit der NPD fusionieren, sind ja inhaltlich mit Petry an der Spitz endgültig da angekommen

Zu Lucke fällt mir eigentlich nur noch eins ein:

"Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los."

Naja, genau das ist ja das gefährliche. Inhaltsgleichheit mit der NPD und anderen rechtsradikalen Parteien, gleichzeitig aber ein wesentlich besseres Image. Ich glaube Lucke und Konsorten haben seit der letzten Bundestagswahl mit ihrer "wir werden so ungerecht behandelt mimimi, wir sind ja keine Nazis"- Rethorik eine Menge konservativer bürgerlicher Wähler ins Boot geholt. Dass die jetzt alle die Größe haben sich einzugestehen, dass die AfD seitdem nochmal ein ganzes Stück nach rechts gerückt ist, wage ich zu bezweifeln. So ist die Situation in Westdeutschland. Im Osten, gerade in Sachsen, sieht man gerade mal wieder wie groß das Wählerpotential Rechtsspopulistischer Parteien hier ist (bei der OB Wahl in Dresden hatten AfD und PEGIDA zusammen 15%). Selbst wenn der Lucke jetzt Austritt (so wie damals die Örtel bei PEGIDA), werden diese Leute sich weiterhin für die rechteste Partei entscheiden die sie gerade noch für seriös halten. Wenn die AfD sich nicht weiter selbst zerfleischt (was immerhin möglich ist) gehe ich davon aus das sie sich in den nächsten Jahren, zumindest im Osten, fest als die deutsche nationalkonservative Partei à la FN oder FPÖ etabliert.

Finde es auch ganz gut das die sich zerfleischen, da gibt es eigentlich nicht so viel Redebedarf, auch wenn ich es dann ganz interessant finde was der Lucke jetzt wohl macht.

Zitat von PotatoWarrior

Inhaltsgleichheit mit der NPD und anderen rechtsradikalen Parteien, gleichzeitig aber ein wesentlich besseres Image. Ich glaube Lucke und Konsorten haben seit der letzten Bundestagswahl mit ihrer "wir werden so ungerecht behandelt mimimi, wir sind ja keine Nazis"- Rethorik eine Menge konservativer bürgerlicher Wähler ins Boot geholt.

Wie hoch die inhaltliche Übereinstimmung mit der NPD und Co. (darunter fallen ja auch extrem aggressive Gruppierungen auf kommunaler/regionaler Ebene) wirklich so hoch anzusetzen ist, sei mal dahingestellt. Allerdings hast du mit der Rhetorik einen wichtigen Punkt angesprochen. Wenn NPD und Co. in ihren Reden auf Konfrontation und Zuspitzungen setzen, dann scheint mir die AfD ihre Meinungen nicht so direkt zu platzieren oder sie rhetorisch so zu ummanteln, dass sie harmloser klingen. Gleiches scheint auch bei den Akteuren der Fall zu sein, sie sich nicht so unwählbar präsentieren, wie die der genannten Rechtsaußenparteien. Damit spricht sie diejenigen an, denen die CDU zu liberal/zu unchristlich, wasauchimmer geworden ist, evtl. als Nationalkonservativen zu bezeichnen, darunter auch zahlreiche Akademiker.

Zitat von Draconarius

Wenn NPD und Co. in ihren Reden auf Konfrontation und Zuspitzungen setzen, dann scheint mir die AfD ihre Meinungen nicht so direkt zu platzieren oder sie rhetorisch so zu ummanteln, dass sie harmloser klingen.

Genau das ist es ja, was sie erst überhaupt in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht hat. Eine Truppe von Leuten, die deutliche Überschneidungen mit NPD-Themen hat, jedoch intelligent genug ist, diese durch die Blume kund zu tun. Deshalb wurde die AfD ja auch vielerorts zuerst nicht "enttarnt". Deshalb haben viele Leute sie auch, so meine Meinung, zu Beginn als Gefahr gesehen, weil sie halt eben nicht "dumm" sind. Das liegt daran, dass die Leute der AfD-Führung vom Bildungsgrad her deutlich über dem Durchschnitt liegen. Zumindest wenn man nach Schul-/Universitätsbildung geht. Nicht ganz unbeachtlich ist sicherlich auch die finanzielle Ausstattung der Mitglieder und der Partei.

Zitat von INEXO

Genau das ist es ja, was sie erst überhaupt in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht hat. Eine Truppe von Leuten, die deutliche Überschneidungen mit NPD-Themen hat, jedoch intelligent genug ist, diese durch die Blume kund zu tun. Deshalb wurde die AfD ja auch vielerorts zuerst nicht "enttarnt".

Naja, in den Fokus hat die doch der Lucke gebracht, der als VWL-Professor, CDU-Dissident, und Mitbegründer etc. ein Nein zur Europäischen Union, dem Euro und der damit verbundenen Politik von sich gegeben, somit öffentlichwirksam eine Alternative zu dem damaligen Regierungskurs aufgebracht und neben dem Konservativen eben auch eine (wirtschafts-)liberale Position angeboten hatte. Die Medien hatten sich gleich darauf gestürzt und für genug "Publicity" gesorgt, CDU und CSU haben gleich einen Beißreflex entwickelt.

Mit der Eurokritik und Co. waren auch noch Positionen abgedeckt, die dem Rechtspopulismus zugerechnet werden, womit man natürlich einen Anknüpfungspunkt für andere derartige Positionen geschaffen hatte, aber gleichzeitig auch eine klare Abgrenzung nach rechts unterlassen. Vielleicht war diese fehlende Abgrenzung wahlkampftaktisch gedacht, weil man so eine größere Wählerschaft zu erreichen hoffte, aber das hat sich jetzt eben gerächt.

Ob die AfD-Wähler jetzt gleich auf die selbe Stufe mit NPD und Co. zu stellen sind? - Ich kenne nur einen, der zu den Wählern gehört, aber meiner Einschätzung nach eher in die extrem konservative Ecke gehört.

Naja, ich finde der Lucke konnte seine Possition zumindest vertreten ohne dabei als Rassist rüber zu kommen, hat versucht den rechten Flügel unter Kontrolle zu bekommen und konnte reden. Wenn man von seiner Selbstherrlichkeit absieht war er zwar niemand den ich gewählt hätte, aber für sich genommen kein schlechter Politiker. Ohne Ihn wird die AfD noch schneller zerbröseln als ohnehin schon, von daher wird das Experiment bald ein Ende haben und bald sogar von der FDP überholt werden

"Ausländer.... - es folgen 50 Argumente gegen Ausländer - aber nein ich bin nicht rechts, nur konservativ"

5 Tage später: Lucke weg, Henkel weg, so gut wie alle Mitglieder mit liberalen Hintergrund verschwunden, Diskussion darüber, ob die Parlamentssitze in Brüssel und hierzulande den Inhabern gehören (Freiheit des Mandates) oder der Partei. Auf lokaler Ebene zersemmeln die sich auch gerade gegegnseitig. Damit kann man arbeiten.

Ach quatsch, der Lucke hat doch selbst solche rechten Sprüche geklopft, um genau dieses Klientel zu bedienen. Dann hat er wohl gemerkt, dass er damit tatsächlich in der rechten Ecke landet und kalte Füße bekommen. Jetzt stört ihn vor allem, dass "seine" Partei ihn nicht mehr wählt. Glaubst du wirklich, die würden das selbe sagen, wenn man den Lucke gewählt hätte? Wenn der Lücke nun als Ausrede angibt, er hätte nicht gewusst, was er für Mitglieder in der Partei habe, dann zeigt das nur seine politische Inkompetenz. Ich behaupte aber, er wusste es ganz genau, und wollte genau diese Leute auch ansprechen. Er hat nur nicht damit gerechnet, dass die ihn dann nicht mehr wählen könnten.

Zu Lucke fällt mir eigentlich nur noch der Zauberlehrling ein:

Die Geister die ich rief, werd ich nun nicht los...

[spoil]
Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.

Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!

Walle! walle
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger
kann ichs lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!

Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.

Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!

Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.

"In die Ecke,
Besen, Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
ruft euch nur zu diesem Zwecke,
erst hervor der alte Meister."[/spoil]

@ Twiggels: Siehe Post 124.

Zitat von Mogges

Hab gestern ein interessantes Interview mit Henkel im Radio gehört; [...] Nationales Gegröhle und Argumentationen wurden immer als Einzelfälle gesehen, ohne den großen Zusammenhang zu erkennen, nämlich daß sich rassistische Spießer aus der Mitte der Gesellschaft bei ihnen breit gemacht haben, Wirtschaftsthemen wurden mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt.

Das war aber wirklich blauäugig. Waren nicht manche der Gründungsmitglieder wie Gauland und von Storch durch ihre rechtskonservativen Positionen nicht auch Türöffner nach rechts? Macht es die nicht stutzig, dass z.B. die Junge Freiheit, die auch als Bindeglied zwischen erzkonservativen und rechtsextremen Positionen gesehen wird, immer wieder wohlwollend über die Partei berichtete? - Ein Blick auf die entsprechende Homepage zeigt doch schon, dass dort für Wirtschaftsthemen kein Platz ist, außer wenn diese "national(istische)" Interessen tangieren.

2 Dumme ein Gedanke.

Hat einer von euch gestern den Jauch gesehen? - Es gibt ja in jeder Partei Politiker, die mir mal mehr, mal weniger unsymphatisch sind, aber der AFD-Kandidat gestern bei Günther Jauch hat in Sachen Unsympathie einen Level erreicht, der glatt auf denen von NPD-Politikern wie Pastörs und Co. liegt - rhetorisch erschien mir der Unterschied auch nicht allzugroß.