Ebla- der weiße Fels

  • Ebla- der weiße Fels


    Einleitung


    Als ich mal wieder meinen Laptop entrümpelt habe, bin ich auf einen kleinen Essay über die Stadt Ebla gestoßen.
    Ich hatte damals im im Rahmen der Mod Rising Sumer ein paar Recherchen über die frühe Bronzezeit in Syrien angestellt und
    hatte am Ende recht viele Informationen gesammelt.
    Diesen Text über Ebla habe ich auf der Grundlage von ein paar Internetseiten und 2 Vorlesungen an der Uni
    zusammengestellt.


    Ebla, das heutige Tell Mardikh, liegt im nordwestlichen Syrien in der Nähe der Stadt Aleppo.
    Vor über 4000 Jahren war dieser Stadtstaat eine Großmacht, die große Heere aufbot und weite Handelsbeziehungen hatte.
    Die Stadt war lange vergessen und nur durch andere Texte bekannt, bis 1964 ein verdächtig aussehender Hügel (Tell)
    duch ein italienisches Team die Ausgrabungen begannen.
    Es stellte sich heraus, dass es jenes Ebla war, dass mit den anderen Großmächten Syriens der damaligen Zeit,
    Nagar und Mari, Kriege führte und Allianzen schmiedete.
    Die Stadt war schließlich während der Expansion unter den Akkadern und einer erneuten Zerstörung unter den Hethitern
    nach einer zweiten kleineren Blütezeit im 2 Jahrtausend v. Chr. nochmals zerstört worden und im Laufe der Jahrhunderte
    verfallen.



    Ebla und die Schreibtäfelchen


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    Ebla lag in einer recht fruchtbaren Gegend. Noch heute liegen im dortigen Gebiet Felder
    und Ebla selbst ist unter diesen Feldern begraben, da es heutige Bauern immer noch bebaut haben,
    da es sich die Archäologen nicht leisten können, diese abzufinden.
    Berühmt ist Ebla hauptsächlich aufgrund seiner Schreibtäfelchen.
    Diese waren hauptsächlich in zwei Archiven, die an den Palast angebaut waren,
    aufbewahrt worden und stellen eine äußerst wertvolle Quelle für alle Syrologen dar.
    Die Archive sind allem Anschein nach verbrannt worden.
    Man hat noch schwarze, verkohlte Balken und entsprechende Löcher gefunden,
    die zeigen, dass die Täfelchen auf Regalen aufbewahrt worden waren.
    Als das Archiv in Flammen aufging, fielen die Täfelchen natürlich herunter
    und zerbrachen teilweise. Heute gibt es über 17.050 Täfelchen, die zusammen etwa
    5.000 Tafeln ergeben.
    Die meisten Texte beinhalten (leider) nur wirtschaftliche Texte über Eingang und Ausgang
    (... 5 Gewänder an den König von X...) und nur wenige literarische Texte.
    Es war also keine öffentliche Bibilothek, wo man sich seinen Lieblingsroman wie beispielsweise
    das Gilgamesh-Epos ausleihen konnte.


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    Daneben gibt es noch ein paar juristische Texte und lexikalische Texte. Diese beinhalteten
    Listen von Wörtern, da die Schreiber Eblas teilweise Schwierigkeiten hatten mit der von
    ihnen benutzten sumerischen Keilschrift, da sie für sie eher eine Fremdsprache war da
    sie sich als Semiten einer semitischen Sprache bedienten.
    Es scheint allerdings, dass die die Täfelchen vermutlich chronologisch geordnet und
    auch anscheinend mit kleinen Randnotizen beschriftet waren.
    Diese Notizen vermerkten Ereignisse wie "Heerzug Nagar". Das ist aber ebenfalls ein Problem.
    Schließlich ergibt sich damit ja nicht, was damit genau gemeint ist.
    Heißt das Heerzug gegen Nagar? Heerzug mit Nagar? Oder vielleicht Heerzug Nagars gegen die eigene Stadt?
    Trotz all dem sind solche Archive immer wieder Schatzgruben für Archäologen,
    auch wenn es in Europa nur 6 oder 7 Archäologen gibt, die das ordentlich lesen können ;)
    Bedauerlicherweise beschränkt sich die Zeit, die man durch das Archiv erfassen konnte,
    auf die letzten 40 Jahre vor der Zerstörung durch vermutlich Mari um 2340 v.Chr.
    Bekannt sind die letzten drei Könige sowie die letzten drei "Kanzler".


    Ebla im 3. vorchristlichen Jahrtausend


    Das bringt uns zu dem Regierungssystem Eblas.
    Das nominelle Oberhaupt Eblas war der König, der in den meisten Texten den Titel "En" trägt,
    ein Titel, dem man aus Uruk kennt (der König Uruks hieß ebenfalls En).
    Er hatte hauptsächlich drei Aufgaben: sehr reich sein, kultische Handlungen durchführen
    sowie viele Töchter haben.
    De facto hatte er allem Anschein nach keine wahre politische Macht
    und war im Prinzip Bundespräsident (hust).
    Er sollte reich sein, um die Stadt bestmöglichst
    zu repräsentieren. Weiterhin hatte er eben jene kultischen Handlungen durchzuführen und sollte
    viele Töchter haben, da viele dynastische Heiraten getätigt wurden.
    Die Kontakte zu fremden Höfen sind unter anderem durch Schrifttäfelchen in Kis und Geschenken aus Ägypten
    dokumentiert.


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    Fragment einer Alabaster Vase aus Ägypten
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    Die wahre Macht schein bei einer Art Kanzler gelegen zu haben,
    der die Politik bestimmte, Verträge schloß sowie die Heerzüge anführte.
    Ob der König wirklich durch eine Schicht von Handelsaristokraten gewählt wurde,
    wie es Wikipedia behauptet, habe ich nicht erfahren können.
    Zumindest stimmt es, dass Ebla eine Stadt war,
    die stark auf Handel fixiert war. Sie exportierte Zedernholz vom Libanon, Vieh, Öl, Textilien
    sowie ein eigenes Bier, das als "Ebla-Bier" bekannt war.
    Ebla verehrte mehrere Götter, unter anderem Dagan, Ishtar und Nidakul aber auch einige sumerische wie Enki und Ninki.


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    Karbonisierter Stuhl aus dem Zeitraum zwischen 2400-2250 v.Chr.
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    Es wird vermutet, dass dieser Rat von Handelsaristokraten auch Söldner anheuerte,
    welche die Verteidigung übernahmen. Ob das so stimmt und ob es bereits zu dieser Zeit genügend
    Söldner gab, halte ich für eher unwahrscheinlich. Sicherlich wurden Söldner angeheuert,
    wenn ein größerer Kriegszug bevorstand, aber es waren vermutlich eher Kontingente
    der untergebenen Siedlungen mit einem kleinen ständigen Kern regulärer Truppen.
    Es gibt auf der sogenannten Standarte von Ebla mehrere Krieger,
    wie sie für Ebla typisch gewesen zu sein scheinen.
    Diese trugen kurze Miniröcke bis zu den Knien und trugen gelegentlich Soldatenmäntel.
    Hauptbewaffnung waren Bronze- oder Kupferäxte sowie Wurfspeere.
    Der Stolz des Heers waren aber die vierrädrigen Streitwagen,
    die von Kunga-Epiden angetrieben wurde. Man nimmt an, das es sich um Mischlinge zwischen
    Eseln und Bergeseln handelt, eine Art Maultier, die sich also nicht vermehrten.
    Sie waren enorm teuer und wurden aus dem fernen Nagar importiert.


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    Eblaitische Krieger
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    Wie schon erwähnt, konnte man die Geschichte der letzten 40 Jahre Eblas mehr oder weniger
    rekonsturieren. Um 2345 hatte eine Koalition von Ebla, Nagar und Kish das rivalisierende Mari besiegt
    (wobei hier wiederum nicht klar ist, ob Mari nur besiegt oder erobert wurde) und sich dann
    siegreich zurückgezogen. Mari jedoch erholte sich sehr rasch und hatte ungefähr 5 Jahre später
    Ebla eingenommen und geplündert (2340 v.Chr.). Zwar existierte die Stadt noch relativ wohlhabend weiter,
    aber richtig erholen konnte es sich nicht.


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    Jetzt griff Sargon seine Fühler nach Syrien aus, da er gemerkt hatte,
    dass sich die syrischen Staaten zunehmend erschöpft hatten.
    Er nahm zunächst Mari, den alten Rivalen ein und plünderte es, was man auch aus der Ascheschicht schließen könnte,
    die um 2330 in Mari enstanden ist.
    Anschließend war es ein leichtes für Sargon, Ebla einzunehmen.
    Die einzige syrische Macht, die verblieben war, Nagar, wurde ebenfalls zurückgedrängt
    und vegetierte auch nur noch vor sich hin.


    Nachdem Ebla gegen Ende des dritten vorchristlichen an Bedeutung verlor,
    gewann das benachbarte Halab/Aleppo immer mehr an Macht und wurde zum Nachfolger.
    Auch Nagar wurde bald durch das etwas weiter nördlich liegende Urkesh ersetzt.
    Somit endete die Zeit dieser Städte. Mari erreichte zwar im 2. Jahrtausend
    eine zweite Blüte, vielleicht sogar prächtiger als im 3. Jahrtausend,
    aber die politischen Geschicke konnte es nicht mehr richtig beeinflussen.
    Doch das ist eine andere Geschichte...



    Ebla heute


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    Die Stadt selbst ist noch nicht völlig aus schon oben genannten Gründen ausgegraben.
    Heute sieht man in der Mitte den Hügel, der aus mehreren Schichten besteht.
    Eine davon ist eben jene Schicht, die uns interessiert.
    Sie ist, um einmal die allgemeine Einordnung wiederzugeben, der Frühbronzezeit IV (für Syrien)
    und der FD (Frühdynastisch) IIIb /Akkadezeit (für Südmesopotamien) zuzuordnen.
    Aus dieser Zeit stammen nun jene Täfelchen und darauf haben auch die Archäologen ihr Augenmerk
    gelegt. Ebla wird nun seit über 20 Jahren von einem italienischen Team unter der Führung
    P. Matthiae ausgegraben, der bereits mehrere Bücher über Ebla publiziert hat.


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    Paolo Matthiae
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    Heute sind vor allem der Palast, einige Tempel und die Mauer erschlossen.
    Die Mauer umgibt das Stadtgebiet ovalförmig und war mehr als nur ein Aufwurf von Erde.
    Vielmehr hat man Gebäude, Schanzen und Forts entdeckt, in denen vermutlich die Garnison
    untergebracht war.
    Der Palast ist natürlich das bedeutenste Gebäude. Er liegt bereits auf einigen Schichten,
    die möglicherweise noch paar hundert Jahre älter sind. Der Palast ist aber nicht
    nach Plan gebaut, sondern ist in mehreren Phasen entstanden und schließt sich harmonisch
    an den Hügel an. Er war zweigeschössig und hatte eine weiße Fassade,
    was man aus Resten an den Lehmwänden schließen kann.
    Man nimmt an, dass entweder dieser weiße Anstrich oder die in der Nähe liegenden Kalkfelsen
    der Stadt den Namen gaben.
    Bemerkenswert sind vor allem der Thronsaal. Dort gab es ein ca. 0,5 m hohes Podest,
    von welchem dann der König oder der Kanzler Abgesandte empfingen und regierten.
    Der Palast war sehr reich ausgestattet.
    Es gab Wandmalereien und viel Schmuck. Auch wenn der Palast geplündert wurde,
    hat man immer noch sehr viel gefunden, unter anderem verkohlte Holzstatuetten und
    sogar 22kg Lapislazuli aus dem entfernten Afghanistan-damals ein Vermögen wert!
    Nicht weit vom Palast hat einen Antentempel gefunden, was sehr interessant ist,
    da man bislang keine richtigen syrischen Tempel gefunden hatte.


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    Blick auf Archiv heute
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    Die meisten Funde sind in dem Museum im nahe gelegenen Idleb zu finden.
    Wie es heute, nach dem Ausbruch des Bürgerkrieg aussieht, kann ich nicht sagen.
    Auf einer "Come to Syria" Seite wird nichts von einem Bürgerkrieg erwähnt.
    Möglicherweise wird Ebla ein weiteres Mal zerstört werden und dann wird nicht viel übrigbleiben.
    Dann wird die ehemals große Stadt endgültig vom Erdboden gefegt werden wie so viele andere Stätten in Syrien.

    Guard of the King's House


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  • Ja, darfst hier antworten ;)
    Ich habe glaube ich noch was zum Altägyptischem Heerwesen geschrieben, aber das finde ich nicht mehr.

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