Quellen
Heather, Peter; Invasion der Barbaren; Klett-Cotta; 1. Auflage;Stuttgart;2011
Wikipedia
Vorwort
"Ein König, ein Volk" So sollen die Germanenstämme durch ihre Invasion auf das römische Reich für dessen Bruch im Norden gesorgt haben. Angeblich...
So eine allgemeine Aussage wäre aber zu einfach und zu verträumt. Sie waren weder die erbitterten Gegner Roms, die die Römern seit der Varusschlacht ständig strapaziert haben, noch die von Idealen gelenkten Völker, die zusammen hielten.
Im Kontakt mit den Römern kamen sie erst mit dem Marsch der Kimber, Teutonen und Ambronen. Viele Wechselwirkungen bis zur Geburt Jesu Christi gab es nicht. Erst als sich die Rhein-Donau-Grenze festigte, wurden sie in der Geschichte der bekannten Welt immer wichtiger.
Rom hat aber unwissentlich und ungewollt sein Grab im Norden ihres Reichs selbst gegraben...
Quellenlage
Es gibt nur wenige zeitgenössige Quellen um die Germanen. Einige, die noch am genausten und glaubwürdigsten sind, widersprechen sich sogar an einigen Stellen. Von den Germanen selbst gibt es keine weiteren Überlieferungen. Die Gesellschaft der Germanen konnte man nur bei den Alamannen und Terwingen weitesgehend aufklären. Auf die anderen germanischen Völker/Stämme kann man nur Rückschlüsse ziehen. Deshalb werde ich auch weniger auf die Gesellschaft eingehen.
Germanisches Europa
Im barbarischen Europa kann man grob drei Teile herausfiltern. Das keltische, das germanische und das skythische Europa. Von West nach Ost wurden die barbarischen Stämme immer primitiver, was Landwirtschaft, Handwerk, Bauwerke usw. anging. Hinzu kam, dass von West nach Ost die natürlichen Bedingungen für die Landwirtschaft immer schlechter wurden, da im Westen atlantisches Klima mit reichlich Regen herrschte. Die primitiven Techniken der Germanen in der Landwirtschaft führten dazu, dass sie das landwirtschaftliche Potenzial ihrer Regionen nicht vollends ausnutzen konnten. Das und der Fakt, dass auch die Natur den Germanen in die Hände pfuschen konnte, zwang sie förmlich dazu fast ausschließlich mit Holz zu bauen, um im Notfall umsiedeln zu können. Dabei sammelten sie über Generationen hinweg Erfahrungen mit Migration. Das sollte ihnen später dienlich sein und zum Bruch der Nordgrenze Roms führen.
Um Christi Geburt war das germanischdominierte Europa ca. zwei mal so groß wie die heutige Bundesrepublik. Im Westen wurde es vom Rhein getrennt. Im Nordosten grenzte das Baltikum an. Der östlichste Punkt reichte ca. bis zum heutigen Länderdreieck Ukraine-Polen-Weißrussland. Die Südgrenze verlief dann von West nach Ost entlang der Donau bis kurz vor Budapest, da biegte sie nach Nordost ab.
bis ins vierte Jahrhundert n. Chr. hatte sich das germanische Europa stark vergrößert. Es war nun komplett nördlich der Donau verbreitet, bis zum Schwarzen Meer. Man könnte, aufgrund archäologischer Funde eine Linie vom heutigen Königsberg (Kaliningrad) bis zur Nordspitze des Asowschen Meeres ziehen.
So sah das germanische Europa vor dem Hunneneinfall in der zweiten zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts aus.
Stämme
Es gab zahlreiche dieser politischen Untereinheiten. Maßgeblich unterschieden sich einzelne Stämme durch ihren Kult. Sie waren aber in kaum einer Beziehung stabil. Zahlreiche Migrationen und Kriege unter den Germanen lässt keine beständige Landkarte zu. Stämme konnten sich zusammenschließen und wurden so durchmischt. Ebenso konnten einige Könige andere Verdrängen. Wenn das geschah ist aber nicht davon auszugehen, dass das Volk des besiegten Stammes ausgelöscht wurde. Das wäre in der Häufigkeit, wie dies passierte, zu wahren Ausrottungen und Ausdünnungen der germanischen Bevölkerung gekommen. Die Elite übernahm meist lediglich die Spitze des anderen Siedlungsgebietes. So kam es auch oft zum kulturellen Austausch und zur Mischung durch ganz Germanien. Zu ethnischen Säuberungen kam es wohl so gut wie nie, jedenfalls gehen Forscher davon aus. Stämme konnten sich ebenfalls zu Großverbänden/-stämmen, wie den Alamannen, zusammenschließen. Dies brachte mehr politische und gesellschaftliche Einheit ins germanische Europa und war auch notwendig, damit die Herrscher ihre Macht sichern konnten und vor allem im Fall der Fälle auch gegen römische Legionen ziehen konnten, obwohl dies wenig aussichtsreich war.
Um 50 n .Chr.
Mitte des 4. Jh. n. Chr.
Aus "Invasion der Barbaren", S. 560